Dienstag, 10. Februar 2009

Island: Ein schrecklich kleiner Modellfall für Europa?


Was zur Zeit im kleinen 320.000 Einwohnerstaat Island vor sich geht, wirft ein bezeichnendes Bild auf das, was uns im großen vielleicht noch droht.

"Erst mussten alle drei großen Banken des Landes durch Verstaatlichung gerettet werden. Dann musste der Staat selbst gerettet werden, mit einer milliardenschweren Finanzspritze des Internationalen Währungsfonds (IWF)." berichtet der Spiegel heute. Bank oder Staat, das ist immer die Frage, wenn man den Teufel mit dem Beelzebub austreibt. Und was dann droht ist ebenfalls sympthomatisch: "....Danach erschütterten in kurzen Abständen gewalttätige Proteste das Land. Ende Januar schmiss der konservative Ministerpräsident Geir Haarde hin..."

Islands Präsident Grimsson wird zitiert mit: "...Die Isländer hätten durch die Finanzkrise 'alles verloren'. Man könne ihnen nicht vermitteln, dass sie 'jetzt auch noch für die Verluste deutscher Sparer aufkommen müssten'...." und da kann man ihm im Grundsatz beipflichten, was hat denn der hart schuftende isländische Fischer eigentlich mit deutschen Kapitalanlegern zu tun? Nichts, ausser das sich seine, inzwischen teilweise abgetretenen Volksvertreter und deren Banker, aber auch die vom isländischen Zins verzückten Anleger, an ihrer Gier verschluckt hatten.

Der isländische Einlagensicherungsfonds sollte nun die Schulden in Höhe von gut 300 Millonen Euro an die deutschen Kunden zahlen. Da dieser Fonds allerdings selbst im freien Fall ist, gewährte das deutsche Finanzministerium Island genau so einen 308-Millionen-Euro-Kredit und versprach den deutschen Anlegern ihr Geld zurück.

Ein Sprecher der isländischen Kaupthing-Bank kritisierte den deutschen Finanzminister dafür: "...Wir verstehen nicht, warum die deutsche Seite eine Entschädigung über Islands Einlagensicherungsfonds abwickeln will...", und ist stattdessen für eine direkte Auszahlung in Deutschland, da diese viel schneller erfolgen könnte.

Seit 1994 ist Island Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR), aber kein Mitglied der EU. Trotzdem, so ist das, wenn im europäischen Wirtschaftsraum die Lichter nach einander ausgehen. Dann ist es Deutschland, das als finanzieller Kapitän zu letzt das sinkende Schiff verlassen darf.

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