Montag, 4. Mai 2009

Die Renten-Domino-Bombe


Im Gegensatz zu den USA gibt es in Deutschland seit 1957 das Umlageverfahren für die Rente. Vorher bestand, wie in Übersee, eine Kapital gedeckte Versicherung. Dieser so genannte Generationenvertrag wurde unter Konrad Adenauer eingeführt, nach einem Konzept von Wilfrid Schreiber. Ursprünglich sah dieses Konzept doppelte Beiträge für Kinderlose vor, was aber gleich wieder aus realpolitischen Gründen fallengelassen wurde. Denn dieser Generationenvertrag ist in der jetzigen Form auch eine Versicherung gegen Kinderlosigkeit. Denn wer keine Kinder hat, kann mit seinem Lebenspartner doppelte Beiträge zahlen und doppelte Rente kassieren. Bezahlt werden die aber von den Kindern derjenigen, die auf Grund ihrer kleineren Beiträge als Eltern nur die halbe Rente kassieren. Nicht eingerechnet die Kosten für die Kindererziehung, die für die Bildung eines Kapitalstocks diesen während ihrer Haupterwerbszeit fehlten.

Da sich zudem die Bevölkerungspyramide seitdem extrem schlecht entwickelt hat, stehen auch immer weniger arbeitende Kinder zur Verfügung, die der unverhältnismäßig angewachsenen älteren Bevölkerung die aktuellen Renten finanzieren müssen. Deswegen wird seit einigen Jahren auch in der BRD dem zukünftigen Rentenbezieher eine Kapital gedeckte Versicherung aufgeschwatzt, um die unvermeidbare Lücke zu überbrücken. Ohne das dafür die Rentenbeiträge gekürzt wurden, versteht sich von selbst.

Der Grund dafür ist, dass man die folgende Milchmädchenrechnung aufstellen kann:
Hätte ein durchschnittlicher Rentner während seiner aktiven Zeit 1960 bis 2000 die gesetzlichen Beiträge alle auf ein gut verzinstes Konto gelegt, dann hätte er in 2000 ein Vermögen von locker 1 Million Euro gehabt. Davon könnte er, auch ohne Kapitalverbrauch, noch besser alleine von den Zinsen leben, als er jetzt von der gesetzlichen Rente. Und, egal wann er stirbt, könnte seinen Nachfahren die praktisch unangetastete Million auch noch vererben. Hätten wir, bzw. unsere Eltern, das alle so gemacht, so wären wir heute alle stinkend reich. Nicht wahr?

Nicht wahr, es ist eben eine Milchmädchenrechnung. Denn es spielt gesamtwirtschaftlich gesehen keine grundsätzliche Rolle, ob die Rente per Umlageverfahren direkt, oder per Zinseszins bezahlt wird. Denn der Zinseszins kommt alleine aus dem BIP! Natürlich muss die arbeitende Bevölkerung dafür aufkommen, egal ob per Direktabzug vom Lohn, oder indirekt aus der Zinslast für das BIP. Die angesammelten Scheine sind ja nichts anderes, als Anspruchsgarantien auf aktuelles BIP.

Der Unterschied liegt nur in der zeitlichen Entwicklung. Während sich beim Umlageverfahren die Situation langsam, aber stetig verschärft, führt sie bei der Vermögensakkumulation zum plötzlichen Dilemma, wenn die Vermögensblase dann endlich, und unabwendbar, implodiert.

Das ist jetzt natürlich der Fall. Wer die letzten Jahre auf das vermeintliche gute Riesterrenten Angebot eingegangen ist, wird sehr bald ein langes Gesicht machen. Noch länger aber werden die Gesichter der US-Pensionäre sein. Die sind jetzt schon so lang, dass man denen die Zähne im Keller putzen kann. Denn mit jeder Bank die dort kollabiert, implodiert auch der Lebensabendtraum von tausenden Anlegern.

Ein Grund mehr für Obama, seine Banken zu stützen, denn was da an sozialem Sprengstoff lagert kann sich jeder leicht vorstellen. Nur, nützen tut dies alles nichts, denn ob Umlage- oder Kapitalverfahren, die Rechnung kommt jetzt. Egal ob man das Umlageverfahren mit staatlichen Zuschüssen oder die Banken mit Stütze am Leben erhält, es sind gepumpte Beträge die der jetzt aktuell abhängig Beschäftigte zu tragen hat. Sowohl dessen Belastung, als auch die von Vater Staat, steigen nun ins unermessliche. Und wer angesichts der realen Zahlen und Erfahrungen der vergangene Zeiten noch von einer relevanter Tilgung dieser Verbindlichkeiten phantasiert, ist entweder ein dreister Gaukler oder lebt in einer anderen Welt.

So schreibt das Manager-Magazin heute : „In unruhigen Zeiten werden die Verteilungskämpfe härter. Rentenkürzungen sollen per Gesetz verboten werden, fordern Lobbyisten. Gut für die Rentner, schlecht für die Beitragszahler. Ihnen bleiben zum Beispiel die Pensionsfonds. Doch für die sieht es nicht rosig aus, so eine Studie der OECD.“

Denn es ist so: „Die Entwicklung der Renten orientiert sich an der Lohnentwicklung des Vorjahres. Eine Debatte über mögliche Rentenkürzungen im kommenden Jahr war entbrannt, weil Wirtschaftsforschungsinstitute mit sinkenden Bruttoeinkommen rechnen. Arbeitsminister Scholz hatte daraufhin angekündigt, eine Sicherheitsklausel zu erarbeiten, um sinkende Renten auszuschließen. Er sicherte außerdem einen stabilen Beitragssatz von 19,9 Prozent für die nächsten zehn Jahre zu.“

Das ist das übliche Wahlkampf perpetuum mobile. Sinkende Einkommen, gewaltig erhöhte Staatsverschuldung, versprochene Steuersenkungen für alle und jetzt noch stabile Renten und stabiler Beitragssatz. Ein Witz, wenn es nicht so traurig wäre.

„Denn die privaten Pensionen sind nicht so solide wie sie scheinen. Bereits Ende 2008 hatte die OECD einen düsteren Ausblick geliefert. Die private Altersvorsorge sei seit Beginn des Jahrtausends in einen "perfekten Sturm" geraten. Die Öffentlichkeit muss sich also der Risiken eines solchen Systems bewusst werden und entsprechend handeln, so die Organisation. Das zeigen schon die Verluste, die einige Fonds haben hinnehmen müssen. Real verloren sie im OECD-Schnitt bis Oktober 2008 rund 24 Prozent. In Deutschland waren es etwas über 10 Prozent, in Irland über 30 Prozent. Dazu trug auch die Aktienquote bei. Zwischen 2001 und 2007 hatten irische Pensionsfonds ihren Aktienanteil bis auf 60 Prozent hochgefahren.“

„Ei, die Rende is siche“ hatte Norbert Blüm noch vor einigen Jahren versprochen, wohl wissend, dass dies schon lange eine Milchmädchenrechnung war. Kippt ein Dominostein, so kippen eben alle anderen der Reihe nach auch.

(P.S.: Als ein Beispiel, von vielen, hier der staatliche Californische Renten Fond Calpers für seine öffentlichen Angestellten. Obwohl einer der besseren Fonds sogar, weist er im letzten Geschäftsjahr einen Verlust von 30,3 % aus, die angesparten Einlagen kollabierten von 253 Mrd USD auf 183 Mrd. USD.)

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