Freitag, 4. September 2009

The Imperium strikes back: Warum die Krise gerade erst begonnen hat

Die Börse hat in den letzten Monaten rund 50% zugelegt, an der Wall Street träumt man von der 10.000er Marke, und Renditeziele von wenigstens 25% sind für den Deutsche Bank Chef Ackermann auch schon wieder im Fokus. An schmackhaften Boni labt man sich nach wie vor, ob 15 Millionen für 6 Monate erfolglose Sanierungsbemühungen oder von Bonus in Halteprämie umgetaufte Millionenstützen für arbeitswillige Investmentbanker, alles bleibt beim Alten.

Warum auch nicht, denn einmal abgesehen von schamloser Selbstbedienung, machen Sie natürlich genau dass, wofür sie da sind: Vermögen zu vermehren. Kaum vorzuwerfen also, dass sie ihren Job machen. Nur, wer soll dass alles bezahlen? Politik und Ökonomie drücken sich um eine klare Antwort. Der Wahlkampf ist, trotz oder gerade wegen der aufziehenden Götterdämmerung, so flach wie nie. Ob mit Busenplakaten oder einfach nur „Die Kanzlerin kommt“.

Was auf den ersten Blick recht menschelnd klingt und hier in Bonn plakatiert ist, heißt jedoch lediglich das die Kanzlerin auf dem Marktplatz spricht. Und das ist auch schon das ganze Programm, und man will und wird die Wahl damit bestreiten. Und gewinnen, versteht sich. Über die Wahrheit breitet man gepflegtes Schweigen: Union und FDP versprechen Wolkenkuckucksheime alla Steuer- und Abgabenerleichterung für Alle, seitens SPD, Grüne und Linke wagt man das bittere Ende dagegen anzudeuten, was wahltaktisch in der Vergangenheit noch immer ins Auge gegangen ist.

Dem Wähler schwant das da was faul, ja megafaul ist, nur was, das wird ihm auch vom genauso flachen Bildschirm vorenthalten: „Darauf angesprochen, ob man die Verursacher der Wirtschaftsmisere stärker zur Kasse bitten müsse, antwortete er mit der Frage: „Muss der Finanzmarktsektor nach der Krise nicht sehr viel stärker zur Finanzierung beitragen als wir uns dies jemals ausgedacht haben?“ Das klang dramatisch. Da hätte man gerne genauer gewusst, was Steinbrück vorschwebt. Doch leider: „Wir können das jetzt nicht vertiefen“, meinte der Moderator – und brachte das Problem der Sendung final auf den Punkt.“

Nun die Krise ist nicht vorbei, sie fängt gerade erst an. Denn es handelt sich in der Tat um eine echte Systemkrise und nicht um ein Börsengewitter. Letztere ist sowieso schon wieder ganz unruhig, denn auch dem härtesten Zocker schwant Böses angesichts der Tatsache, das Börsengewinnen von 50% auch beim besten Willen und Optimismus keine entsprechenden Zuwächse in der Realwirtschaft gegenüber stehen. Es handelt sich offensichtlich um reine Börsenonanie und so zittern die Kurse vor sich hin und der Goldpreis nagt wieder an der 1000 $ Marke.


Warum es eine Systemkrise ist, dazu muss man des Börsianer liebstes Kind, die Renditen, aus Makroökonomischer Sicht näher betrachten. Erste Graphik (durch Anklicken zu vergrößern) zeigt uns das bekannte Bild. Die Entwicklung der Aktiva/Passiva (Aktiva sind die aktiven Posten, d.h. Kredite, Derivate etc. pp. und Passiva die in gleicher Höhe entgegen stehenden Einlagen, ergo Vermögen. Die Aktiva/Passivabilanz ist dabei immer ausgeglichen) im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Es handelt sich um die jeweils nominalen Werte und sind den offiziellen Statistiken der BRD entnommen für die Jahre von 1950 bis 2008.

Nun die Aktiva entsprechen den Vermögen, und die erste Ableitung nach der Zeit (Jahresbasis) dA/dt entsprechen den Zinsen, die zweite Ableitung d2A/dt2 dem Zinseszins. Für die exakten Werte der Zinsen müsste man zwar noch den Zu- und Abfluss von Kapital nach und aus dem Ausland berücksichtigen, aber diese Bilanz ist einigermaßen ausgeglichen und beeinträchtigt das Bild im Grundsatz nicht weiter. Die Vermögensschere zwischen BIP und Aktiva ist überdeutlich. Aber was bedeutet sie für das Wirtschaftsleben? Die Bedeutung liegt in der Zinskurve unten rechts, denn die wird ab Mitte der 80er-Jahre zu einer bedeutenden Belastung für das BIP.


Deutlich wird das, wenn wir uns den Gewinn, d.h. die Verzinsung, der Aktiva im Vergleich zum Gewinn des BIPs, das ist das Wirtschaftswachstum, anschauen. Die mittlere blaue Kurve ist das tatsächliche Wachstum des BIP (also die erste Ableitung dB/dt), die obere Kurve die Zinsen (dA/dt) und die untere Kurve die Zinseszinsen (d2A/dt2), jeweils in Milliarden nominaler Euros. Wir sehen: Bis Anfang der 70er Jahre lagen Gewinn aus Aktiva und Gewinn aus BIP nahe beieinander. Das ist gut so, denn dann sind die Vermögensgewinne aus BIP gedeckt und außerdem ist gewährleistet, dass sich Investitionen in Realwirtschaft für Kapitalbesitzer tatsächlich lohnen. Spätestens seit den 80er Jahren geht die Schere aber auseinander, die Zugewinne aus Aktiva liegen bereits oberhalb der Zugewinne aus BIP.

Das ist zunächst auch nicht tragisch, zwar ist eine direkte Deckung durch BIP nicht mehr gegeben, aber so lange die Aktiva nicht in Geld und Konsum verwandelt werden, nahezu bedeutungslos. Hauptsache bleibt, dass das BIP lediglich die Renditen hergibt, der Kapitalbesitzer somit zufrieden gestellt ist. Allerdings beginnt nun des Dramas dritter Akt: Aufgrund der Gewinnschere nimmt das Interesse zu, mit Geld Geld zu verdienen, statt mit den anstrengenden und weniger gewinnträchtigen Investitionen in die Realwirtschaft. Derivate und dergleichen nehmen entsprechend zu, die Gewinne aus Aktiva spreizen sich weiter vom Wachstum ab.

Der vierte Akt beginnt dann Ende der 80er Jahre: Nun beginnt sogar der notwendige Zinseszins regelmäßig das Wachstum zu überschreiten, das System wird nun instabil. Denn diese sind Ausdruck der angesammelten Altlasten, im Gegensatz zu kurzfristig rentablen Krediten an die Realwirtschaften sind sie Beleg für nicht zurückgezahlte, auch inzwischen nicht mehr rückzahlbare, Schulden. Und zwar öffentlicher wie privater, es macht keinen grundsätzlichen Unterschied. Die Zinskurve beginnt nun zu explodieren, die folgenden drei Riesenzacken sind DDR-Übernahme, DotCom-Krise und Subprimekrise, ein Ende nicht absehbar.


Zu guter Letzt damit noch einmal die Verhältniszahlen Vermögen/BIP, Zinsen/Wachstum, Zinseszins/Wachstum in der zeitlichen Entwicklung von 1950 bis 2008. Die 1-Linie bedeutet das alle Verhältniszahlen oberhalb prinzipiell ungünstig, die darunter günstig für das BIP-Wachstum sind. Das deutsche Wirtschaftswunder endet 1966, als auch das Aktiva/BIP-Verhältnis die rote Linie überschreitet. Der direkt folgende Zinsbuckel ist Ausdruck der Rezession1966/1967, die der damaligen CDU-Regierung den Kragen kostete und die erste Große Koalition unter Kiesinger(CDU) und Brandt(SPD) hervorbrachte. Die Zinsforderungen der Aktiva an das BIP forderten danach entsprechend auch oberhalb des Wachstums ihren Platz. Dramatisch wird es dann 1988, als bereits die Zinsezinsen das Wachstum überforderten. Mit der Gier im DotCom-Wahnsinn übersteigen die Aktivaforderungen in 1996 dann das Wachstum um mehr als das 10-fache, ein Unding das nicht gut enden konnte, der rapide Absturz folgte in 2000, um in der Subprimekrise wieder auf das fast 6-fache anzusteigen. Das System ist mittelfristig unhaltbar geworden.

Die violette Ausgleichsgerade zeigt uns des Pudels Kern, die Systemkrise, an: Die Renditenschere liegt in der Größenordnung des Aktiva/BIP-Verhältnisses und beträgt inzwischen knapp das 4-fache des Wachstums. Niemand braucht sich also zu wundern, dass in den Jahren nach der DotCom-Krise zwar die Gewinne um 61% zulegten, die Einkommen der Bürger aber nur um 4%. Nach Abzug der Abgabenerhöhungen und/oder der Leistungseinschränkungen seitens des Staates und der Sozialkassen, blieb dem Durchschnittsbürger also weniger als Nichts. Mit dem gewaltigen BIP-Einbruch in 2009 einerseits (in den Graphiken noch gar nicht enthalten) und den andererseits dagegen staatlich massiv gestützten Vermögen, verschärft sich diese Situation nun noch dramatisch.

In der kommenden Legislaturperiode werden dem Bürger Rechnungen präsentiert werden, das Zähneknirschen wird groß sein. Und das eigentliche Imperium, das die Finanzimperien nährt, wird zurück schlagen. Die letzten Finanzkrisen, die in Wirklichkeit Renditekrisen waren, sind schon Folgen des technischen Zurückschlagens des BIP. Demnächst kommt die menschliche Rückwirkung wenn der deutsche Mittelstand feststellen muss, dass den Milliarden und Billionen die staatlicherseits in 2009 bewegt wurden, und noch viele werden folgen, tatsächlich massive Forderungen und Nachteile an Ihn gegenüber stehen. Der Verteilungskampf zwischen Schaffenden und Vermögenden wird dann an Schärfe deutlich zunehmen.

Regierung und Ökonomen, insbesondere die zukünftigen Koalitionäre der FDP, sehen naiver Weise in einem „selbst tragender und nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung“ die Lösung des Problems. Demnach soll dieser dem Bürger Vollbeschäftigung, erneuten Wohlstandszuwachs und dem Staat die Begleichung, ja sogar die Tilgung, seiner Schulden ermöglichen. So glaubt man etwa sogar Steuersenkungen rechtfertigen zu können.

Nicht dergleichen wird geschehen. Zwar ist immer ein kurzfristiges Strohfeuer möglich, sei es durch Abwrackprämien zum Preise weiterer Verschuldung. Ein mittelfristiger, gar langfristiger, Ausweg ist es nicht. Denn selbst wenn die Vermögensbesitzer nur mit der, oft als lächerlich empfundenen, 5% Verzinsung ihrer Aktiva zufrieden wären, man benötigt inzwischen ein Wirtschaftswachstum von fast 20% um zu gewährleisten, dass für den Durchschnittsbürger unter dem Strich tatsächlich etwas übrig bleibt. Der Versuch ist so zum Scheitern verurteilt wie wenn man versuchte die Titanic mit der Kaffeetasse zu lenzen.

Der einzige Ausweg aus der Systemkrise ist, man muss es so deutlich sagen, auch wenn es brutal, gemein, unaussprechlich und absolut Gotteslästerlich klingt:

Die in den letzten Jahrzehnten angesammelten Vermögen müssen weg!

Und das möglichst schnell. Denn verloren sind sie sowieso, sei es nun kontrolliert durch eine unparitätische Währungsreform oder chaotisch durch eine Inflation von wenigstens 500%. Je länger es dauert, so verheerender werden jedoch die nicht mehr rückgängig zu machenden Auswirkung der Aufkäufe von Industrien, Patenten, Immobilien und sonstiger Sachwerte, durch nicht nur der internationalen Staatsfonds, sein. Denn wenn die erst das inflationäre Papier in solche Werte verwandelt haben, dann hilft uns weder Reform noch Chaos weiter. Dann ist der Laden ausverkauft und der Bürger muss sehen wo er bleibt, wenn nicht nur Mercedes und Porsche in China produzieren.

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. So heißt es, aber leider hat man am oberen und entscheidenden Ende der Gesellschaft noch kaum die Erste Stufe davon erreicht. Und man darf bezweifeln, ob überhaupt der Wille besteht, es zu begreifen.

Wenn nun, nach dem postwahltaktischen Ballyhoo, die neue Egalwelche-Koalition die Bühne betritt, werden wir spätestens Anfang 2010 mit dem altbekannten „Wir haben alle über unsere Verhältnisse gelebt, Wir müssen nun den Gürtel enger schnallen“ konfrontiert werden. Die Wahrheit aber ist, nicht Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt, sondern Die da Oben haben über unsere Verhältnisse gelebt. Und auch nicht wirklich "Wir" sondern nur Wir da Unten, sollen und werden den Gürtel enger schnallen müssen.

Das dies tatsächlich eine Systemkrise ist, kann man sich auch anders leicht klar machen: Als in 2008 alles ins Wanken kam, waren es nicht plötzlich die Konsumenten, die nicht mehr bereit gewesen wären mehr zu konsumieren, waren es auch nicht die Industrien, die nicht mehr bereit gewesen wären mehr zu produzieren. Es waren die Finanzinstitute die, angesichts mangelnder Renditen und gestiegener Risiken und wegen der eigentlich notwendiger Vermögensabschreibungen, nicht mehr bereit waren weitere Kredite zu vergeben. Die Krise resultiert nicht aus Unvermögen des BIP sondern aus der ungesunden Verteilung der Ansprüche auf das BIP, ergo Vermögen.

Deswegen werden die kommenden Jahre spannend wie nie, denn es geht nicht mehr darum, die Kuh vom Eis zu kriegen, sondern darum die heilige Kuh zu schlachten. Und natürlich, ob es gelingt diesmal einen demokratischen Metzger dafür zu finden.

4 Kommentare:

  1. Hallo,

    großartiger Blog will ich vorneweg mal loswerden.

    Sind bei denen Berechnungen der Aktiva auch diejenigen mit berücksichtigt, die sich im Ausland also vornehmlich in Steueroasen befinden?

    Im Moment befinden sich geschätzte 10 000 Millarden Dollar in Steueroasen.
    Davon fallen gut 2.5 Billionen auf Europa. (Quelle taxjustice.net).

    Über Hedgefonds finden wieder Investitionen in Deutschland statt deren Renditen wiederum direkt in diesen Oasen realisiert werden (Beispielsweise über die zig Scheinfirmen die Lone Star in Jersey unterhält).

    Beschleunigt dies die Vermehrung der Aktiva und das Verhältnis zum BIP?

    Gruß

    Martin

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  2. Hallo nochmal,

    wennn man diese ungeheure Menge der Aktiva in Steueroasen betrachtet, wie kann man dann sinnvoll eine Währungsreform durchführen?

    Ich denke wir haben den Karren Global so tief in den Sand gesetzt, dass wir nur durch eine Globale Währungsreform (also Euro, Pfund, Franken, Yen, Dollar ...) wieder in seichtere Gewässer kommen.

    Gibt es eine Lösung die Deutschland alleine durchführen kann?
    Totale Abschottung gegenüber anderen Währungen? Gleichzeitige vollständige Enteignung Ausländischer Investoren?

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  3. Hallo Martin,

    erstmal vielen Dank für das Lob. Nunja, was können die $/€-Staaten realistischerweise machen?

    Es gibt drei Möglichkeiten:

    (1) Keinerlei saatlicher Unterstützung um Abschreibungen zu Verhindern bzw. in Staatsschulden zu überführen. Allerdings müssten wenigstens rund 50% der internationalen Aktiva/Passiva, ergo, Vermögen abgeschrieben werden, um einen halbwegs brauchbaren Effekt zu erzielen.

    (2) Währungsreform: Ausgabe neuen Geldes in unparitätischer Art: Also etwa Löhne, Preise, Mieten 1:1, Vermögen/Schulde 1:10.

    (3) Inflation: Die Bedienung der Schulden ist sowieso kaum noch, die Tilgung garnicht mehr möglich. Man druckt einfach soviel Geld wie man gerade braucht, und die Inflation egalisiert das Ganze wieder. D.h. die Preise, Löhne, Mieten steigen um ein Vielfaches, die Vermögen verlieren umgekehrt im gleichen Verhältnis ihren realen Wert.

    Poltitisch sind (1) und (2) allerdings praktisch nicht durchzusetzen. Ein westlicher Politiker der auch nur ernsthaft darüber nachdenkt, überlebt das poltisch nicht, mutmasslich in den USA etwa, auch physisch nicht. Denn die einflussreiche Finanzmafia wird alle Hebel in Bewegung setzen dass zu verhindern.

    Bleibt eigentlich nur (3), die Inflation. Aber ausgerechnet die BRD hat sich die Schuldenbremse aufschwatzen lassen. Die ist nämlich völlig kontraproduktiv, denn Sie dient im wesentlichen der Sicherung der Vermögen, denn die Inflation greift diese besonders an.

    Die grundgesetzliche Schuldenbremse ist auch wieder erfolgreicher Lobbyarbeit zu verdanken, de facto macht sie den Staat nämlich zum Handlanger und Inkassounternehmer der Finanzinstitute. Würde Sie tatsächlich greifen, was allerdings zu bezweifeln ist, dann würde der Staat alle Leistungen für den Durchschnittsbürger auf nahe Null zurückfahren und gleichzeitig und beständig alle Steuern, Abgaben und Gebühren in die Höhe fahren. Abhängige Arbeit lohnt sich dann mittelfristig nicht mehr.

    Das verheerende an der realen Situation ist vorallem, dass die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft den Ernst der Situation nicht begreifen. Jedes Miniaufschwüngschen wird als Trendwende gedeutet. Dabei geht die Renditen(!)-Krise aber bereits seit Ende der 90er Jahre, DotCom- und Subprime- Krise waren nur Subkrisen.

    Und die nächste Subblase ist schon im Anmarsch. Beim nächsten Riesenknall, vielleicht schon in wenigen Monaten, spätestens in etwa zwei bis drei Jahren, sprengt dann alle Grenzen der Finanzierbarkeit durch die arbeitende Bevölkerung.

    Verräterich sind die aktuellen Koalitionsverhandlungen: Viel Streit darüber, wer aus der arbeitenden Bevölkerung welche Ent- und Belastungen bekommt, kein Wort aber über eine auch nur geringfügige Belastung derjenigen, die den ganzen Schlammassel zu verantworten haben, und die alleine aus den jetzt neu aufgenommenen Schulden die Profite ernten: Die Finanzwirtschaft! Die müsste aber jetzt massivst(!) zur Kasse gebeten werden.

    Was kann der Bürger machen? Mit Demokratie hat das nichts mehr zu tun, wenn man die arbeitende Bevölkerung zum Zwecke der Vermögenssicherung der Superreichen ausquetscht. Der Bürger wird es nach der NRW-Wahl so langsam merken, und dann bleibt ihm nur noch der Weg des Protestes auf den Strassen.
    Denn mit einer Stimme alle 4 Jahre kann er keinen Druck aufbauen, dass muss dann auf direkterem Wege geschehen. Und wird es wohl auch.

    Es bleibt also nur die Hoffnung, dass sich die Demokratien der westlichen Welt von unter und innen heraus neu erfinden werden, und das einigermaßen friedlich. Nunja, die Hoffnung besteht zumindest.

    Beste Grüße, Heribert.

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  4. Hallo Herbert,

    ich sehe diese Entwicklung auch als Chance für einen Neuanfang. Es gibt viele Menschen die sich inzwischen Vorstellen können, dass man eine Gesellschaft auch anders Organisieren kann. Zukunftsfähig, nachhaltig, gerecht und (vielleicht mal tatsächlich) demokratisch.

    Selbst die ehemaligen Gurus der Finanzwelt wechseln das Lager und versuchen neue Modelle zu entwickeln.

    Beispiele sind Josef Stieglitz oder Bernard Litaer. Vielleicht auch Götz Werner.

    Die Chance des Finanz-Crashs ist, dass wir diesen Neuanfang versuchen können, bevor der eigentliche Crash unserer Gesellschaft eintritt.

    Viel Besorgniseregender als die finanzielle Situation ist nämlich die fortschreitende Ausbeutung der weltweiten natürlichen Ressourcen.

    In den 80er Jahren haben wir die Tragfähigkeit unseres Planeten überschritten (siehe fottprintnetwork.org). Dieser katastrophale Umstand ist wie die wirkliche Finanzkrise in den Medien wenig präsent. Was er bedeutet wird aber erst klar wennn man sich mit der Evolution der Kulturen beschäftigt. Für Anthropologen ist das Verhältnis von Produktion zur Tragfähigkeit DIE bestimmende Größe für kulturelle Entwicklung.

    Vor allem die alles treibende Ressource in unserer Gesellschaft, das Öl, wird den Förderhöhepunkt zwischen 2020 und 2030 überschritten haben (Quelle IEA). (als Geophysiker ist dir das sicher bewusst)

    Allein ohne Öl können wir aber mit unseren jetzigen mitteln nicht einmal 2 Milliarden Menschen ernähren (sagt die Dokumentation Age of stupid der BBC). Und Öl wird nicht das einzige sein was uns ausgeht.

    Mein Punkt ist der, dass ohne eine Katharsis keine grundlegende Änderung einer Gesellschaft stattfinden kann. Dies ist eine empirische Regel der Anthropologie (siehe z.B. Marvin Harris, "Cultural Anthropology").

    Da die Entwicklung jeder Gesellschaft ein evolutionärer Prozess ist, MUSS erst ein Evolutionsdruck (z.B. ausbleiben wichtiger Ressourcen) entstehen bevor sich eine Veränderung einstellt.

    Sollten wir das Pech haben, dass wir erst eine zukunftsfähige Gesellschaftsform entwickeln nachdem wir eine gigantische Welternährungskrise hinter uns gebracht haben, dann wird der Übergang, trocken Wissenschaftlich formuliert, mit einem erheblichen Schrumpfen Weltbevölkerung einhergehen.

    Eine Finanzkrise wird sicher Chaos auslösen, aber vielleicht auch eine erhöhte Bereitschaft einen Zukunftsfähige, in allen Bereichen nachhalttige Gesellschaft zu errichten, ohne das erst die drei Viertel der Weltbevölkerung kläglich verhungert.

    Verzinstes Geld ist nunmal abhängig von Wachstum und damit das Grundübel der fehlenden Nachhaltigkeit. Wenn wir das Los werden, habe ich Hoffnung, dass wir auch die Ressourcenkrise Lebend überstehen können.

    Erst wenn wir das nicht schaffen wird es wirklich schlimm.

    Also freuen wir uns auf den Crash. Gerald Celente sagt er kommt 2012 und bisher lag der immer richtig.

    Gruß

    Martin

    PS:"Anyone who believes exponential growth can go on forever in a finite world is either a madman or an economist. Kenneth E. Boulding"

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