Donnerstag, 10. Dezember 2009

Scherbengericht: Akropolis, adieu....


"Weil die Staatsschulden Griechenlands aus dem Ruder laufen, fürchtet Kanzlerin Angela Merkel um den Euro. Europas Währung stabil zu halten sei jetzt "unser aller Sorge", sagte sie zum Auftakt des EU-Gipfels," so der Spiegel heute.


Was schon Anfang des Jahres zu befürchten war, tritt jetzt langsam aber sicher an die Oberfläche. Gleichzeitig, wen wunderts, gehen auch im Bundeshaushalt die Lichter auf dunkelrot: "Einem Bericht zufolge soll das Defizit im kommenden Jahr 100 Milliarden Euro betragen." schreibt das Manager-Magazin über den aktuellen Bedarf des neuen Finanzministers Schäuble für 2010.

Darin sind die Kosten für die Griechenrettung selbstverständlich noch nicht drin. Denn obwohl eigentlich die EU-Statuten eine Hilfe verbieten, so wird man in der Praxis zu einer Schuldenübernahme kaum eine Alternative sehen. Wobei die Milliardenstützungen zweifellos in der griechischen Sommerhitze verglühen werden wie hierzulande jüngst das Stroh auf den Martinsfeuern. Schon im Mai schrieb die NZZ weise: "Staatsbankrotte und Währungskrisen haben eine lange Tradition. Verlässliche Aufzeichnungen seit 1750 in 64 Staaten belegen über 70 Fälle von Zahlungsunfähigkeit. Was bis anhin als unmöglich galt, gerät durch die andauernde Weltwirtschaftskrise auch in der Euro-Zone in den Bereich des Wahrscheinlichen.". Und die Kandidaten sind dabei vorallem die EURO-Länder Irland, Griechenland, Spanien, Österreich und Italien. Und die werden als erste in den Sog geraten, den die sinkende MS Akropolis hinterlässt.

Weiter schrieb die Neue Züricher erschreckend klar stellend: "Zahlungsstörung, Illiquidität, Staatsbankrott – die Begriffe sind in diesem Zusammenhang eher ungenauen Inhalts. Im Gegensatz zu Privaten kann der Staat nämlich Zwangsmittel gegenüber seinen Bürgern anwenden. So lässt sich über zusätzliche Steuern, eine Vermögensabgabe oder eine drastische Senkung der Ausgaben der staatliche Finanzierungssaldo verbessern. Von daher ist der Begriff einer relativen Zahlungsunfähigkeit zur Kennzeichnung dieses Sachverhaltes angemessen. Erst wenn ein bürgerlicher Ungehorsam die erforderliche Durchsetzung obrigkeitlicher Zwangsmittel verhindert, wäre ein Staat absolut zahlungsunfähig."

Nun, der "bürgerliche Ungehorsam", ergo das nicht mehr Einverstandensein mit weiterer Ausplünderung, dass ist das, was zunächst Griechenland, aber danach sukzessiv alle anderen westlichen Staaten erfassen wird. Neben den sogenannten PIGS aber auch die ehemaligen Lokomotiven der Weltwirtschaft, nämlich USA, Grossbritannien und last, but not least, die BRD.

Wie sang doch einst der Spatz von Paris:

Akropolis, adieu, ich muß gehen.
Die weißen Rosen sind verblüht.
Was wird geschehen?.....

2 Kommentare:

  1. Wieder mal finde ich es interessant, dass du das Thema in deinem Blog ansprichst, von dem ich ebenfalls denke, das es ein einschneidendes Ereignis ist und ein Ausblick auf die Zukunft in ganz Europa.

    Ich hatte bisher allerdings wieder eher die Gesellschaftstheorethischen Aspekte im Blick. Die Gesellschaftstheorie bezeichnet das System in dem wir Leben als "Stratifiziert Kapitalistisch".

    Es existieren also Schichten in die man heineingeboren wird. Die wesentliche Errungenschaft unserer Neuzeit ist, dass es prinzipiell möglich ist innerhalb eines Lebensweges in diesen Schichten aufzusteigen. Man spricht hier von der vertikalen Mobilität. (Max Weber)

    Entscheidend für die Bereitschaft einer Bevölkerung die Bereicherung weniger auf Kosten vieler zu azeptieren ist die Aufrechterhaltung des Glaubens an diese Mobilität. (man kann auch sagen "american dream").

    Interessant hier ist, dass nicht etwa die Wirklichkeit der Mobilität entscheidend ist sondern nur ihr anschein. Marvin Harris schreibt hier in seinem Lehrbuch von einer "Thought Control" die nötig ist damit dieser Anschein erhalten bleibt.

    In Griechenland ist es mit diesem Glauben an vertikale Mobilität seit Jahren vorbei. Selbst mit größter Anstrengung und bester Ausbildung wird ein junger Grieche niemals in die durch korrupte Vetternwirtschaft abgeschottete Geld- und Machtelite aufsteigen können.

    Dies ist einem großen Anteil der Griechen inzwischen klar. Nach der Gesellschaftstheorie bedeutet dies unausweichlich den Aufstand der Bevölkerung gegen die herrschenden Elite bis diese gestürzt ist.

    Natürlich wird diese Situation immer prekärer je schlimmer ein Staat abgewirtschaftet wird. Staatsbankrott, fehlende Aufstiegsmöglichkeit, staatliche Willkür, Polizeigewalt, fortschreitende Armut und Korruption sind immer gemeinsam die Anzeichen für einen bevorsthenden Aufstand. Als Europäischer Politker würde ich mir große Sorgen machen.

    Gruß

    Martin

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  2. Zu meinem vorherigen Kommentar noch ein Link nachgereicht:
    Telepolis: Tellerwäscher bleibt Tellerwäscher

    Nach der Analyse eines amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers sind die Aufstiegschancen in den USA weitaus geringer als in den meisten europäischen Ländern.

    http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22552/1.html

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