Mittwoch, 3. Februar 2010

In dubio pro Attika


Um es vorab zu sagen, Griechenland steht nicht am Rande der Pleite. Es ist pleite. Am "Rande" steht es nur deswegen, weil die Finanzplätze davon ausgehen und die EU es faktisch bestätigt hat, dass man die Griechen und ihre Staatsanleihen finanziell absichern wird. Daher sind die Refinanzierungskosten der 330 Mrd. Staatsschulden auf "nur" aktuell 7% hoch geschnellt. Andernfalls wären sie auf astronomische 15 oder 20% gestiegen und damit die Insolvenz perfekt gewesen. Sieben Prozent von 330 Mrd. sind übrigens mehr als 23 Mrd. Euro. Jährlich. Und auch nur, falls die Griechen nicht wissentlich oder wegen Unwissenheit wieder einmal gemogelt haben. Und auch nur dann, wenn es in Kürze tatsächlich glaubhafte Sparanstrengungen unternimmt und nicht gleichzeitig die sozialen Kosten dafür explodieren.

Eine offizielle Pleite hätte einen Dominoeffekt für sämtliche Anleihen in Euro gehabt, aber auch so ist es nicht ganz zu vermeiden. Einerseits musste man sie mal wieder retten, weil die Staatsanleihen vorwiegend bei den von uns gerade teuer geretteten Banken schlummern. Andererseits, die anderen EU Länder müssen die Schulden jetzt refinanzieren und ihre eigene löchrige Finanzdecke noch weiter ausdünnen. Das steigert natürlich auch deren Zinsen für Staatsanleihen. Die wiederum bekommen vor allen die schwächeren, und ebenso Pleitekandidaten, wie etwa Irland, Spanien, Portugal und Italien zu spüren.

Zahlen muss das alles unterm Strich vorwiegend die Bundesrepublik, denn sie ist der größte Nettozahler der EU. Da kommen neben der Neuverschuldung von 83 Mrd., den 17 Mrd. laufende Kosten der Bankenrettung, noch weitere mindestens 12 Mrd. Euro jährlich für die Griechen daher. Die wird man wie die Bankenrettung in irgendeinen Fonds als "Sondervermögen" zwar verstecken, aber das sowieso minimale Sparziel Schäubles von 10 Mrd. Euro jährlich ist damit schon faktisch Makulatur. Ganz zu schweigen wenn dann irgendwann auch noch Spanien kippt. Und wir sind ja gerade erst am Anfang des Jahres.

War das Desaster voraus zu sehen? Natürlich. Hat man Vorbereitungen für den absehbaren Fall der Fälle gemacht? Natürlich nicht. Unsere "Experten" sind wieder einmal total überrascht. So posaunen diese jetzt auch unüberhörbar, dass die Griechenkrise keinerlei Einfluss auf die Stabilität des Euro oder gar der EU bzw. EURO-Zone habe. Dem Eurokurs scheint das zwar nicht zu interessieren, aber klar, zugeben darf man die Gefahr schon alleine deswegen nicht, da eine solche offizielle Verlautbarung den Druck im Kessel sofort gewaltig ansteigen ließe.

Nun soll der Grieche aber erstmal sparen. Das nützt aber nicht viel. Denn das vernichtet Arbeitsplätze, genauso wie in Deutschland. Die aktuelle Statistik der enorm gestiegenen Firmenpleiten in EURO-Land zeigt verblüffendes: Ausgerechnet der am wildesten verschuldete EURO-Staat Griechenland hatte absolut und prozentual die geringste Menge an Firmenpleiten zu verbuchen. Nur ganze 360 Gyrosbuden mussten dort letztes Jahr schließen, gegen 55800 in Frankreich. Warum ist eigentlich klar, denn das Geld ist ja nicht weg, sondern wurde vom Griechenstaat in verschiedenste Kanäle des Wirtschaftskreislaufes gepumpt und nicht einfach verbrannt. So lange es nicht auf Derivatenkonten verschimmelt, schafft es direkt durch Investition oder indirekt durch Konsum Arbeitsplätze.

So einfach, aber auch brutal ist das.

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