Donnerstag, 4. Februar 2010

Weimar 2.0: superus doto ab imo capo


Banker leiden zwar nicht unter Altruismus, aber eins und eins zusammen zählen können sie schon ganz gut. Kaum hat die EU die Griechen quasi per Handstreich übernommen, da schlägt der Blitz schon in Portugal ein. Denn bei dem Versuch seine jährlichen Anleihen loszuschlagen, ist man dort erstmal gescheitert. Portugal hat seine Schulden also nicht refinanziert. Im Klartext, man wird es vielleicht noch mal versuchen dafür Käufer zu finden, oder über kurz oder lang genau wie die Griechen schließlich in Brüssel vorstellig werden. Das Nachbarland Spanien kam noch mal gut davon, vorläufig. Das war knapp. Natürlich werden wir Portugal auch noch unterstützen, Ehrensache, ist ja auch nur ein kleines Land.

Refinanzierung ist ein hübscher Euphemismus der Finanzsprache. Es bedeutet nichts anderes, als dass man um seine alten Schulden plus deren Zinsen zu bezahlen neue Schulden aufnehmen muss. Und zwar ständig und in stetig steigendem Umfang. Machen Sie das mal mit ihrer Hausbank. Die werden ihnen freundlich zeigen wo die Bürotür ist. Aber nur wenn Sie Glück haben. Wahrscheinlicher wird man Ihnen Anwalt und Gerichtsvollzieher auf den Hals hetzen.

"Die Angst um die Staatsfinanzen von Portugal, Griechenland und Spanien hat die Märkte richtig durchgeschüttelt. ...Der Euro fiel gegenüber dem Dollar auf den tiefsten Stand seit Juli - und die Risikoaufschläge bei Kreditderivaten und Anleihen weiteten sich aus...."Das Land enttäuschte mit einer Anleiheemission", sagte Markit-Experte Nolan. Anstelle der angepeilten 500 Mio. Euro begab die portugiesische Finanzagentur am Mittwoch nur 300 Mio. Euro über kurzfristige Papiere. Die Investoren hätten zu hohe Risikoaufschläge gefordert, was die Kosten der Schuldenaufnahme drastisch verteuert habe, sagten Marktteilnehmer." schreibt soeben die Financial Times Deutschland. Die Dominosteine fallen immer flotter.

Die Zentralbanken sind natürlich in der selbstverschuldeten Zwickmühle. Denn nie hätte Geld so billig werden dürfen, man hat den Teufel mit Beelzebub ausgetrieben. Der Weg zurück versperrt sich zunehmend: "Nichts Neues in Frankfurt: Der Leitzins in der Euro-Zone bleibt auf Krisenniveau. Dagegen unterbricht die Bank of England ihr Aufkaufprogramm für Staatsanleihen - was die Märkte nervös macht.....Die Entscheidung der britischen Notenbank hat großes Gewicht. Kapitalmarktteilnehmer erhoffen sich Aufschluss darüber, wann Zentralbanken weltweit ihre Programme zum Aufkauf von Wertpapieren ("Quantitative Easing") beenden. Bei der amerikanischen Federal Reserve steht der Ausstieg noch nicht fest. Im März endet das 1450 Mrd. $ umfassende Hypothekenprogramm.....Während in der EU-Zone die Inflation gering ist, zieht sie auf der Insel an. Im Dezember kletterten die Verbraucherpreise um 2,9 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Das ist der größte Sprung seit Beginn der Datenaufzeichnung 1997.". Die Briten stehen besonders wackelig da, wenn auch kein EURO-Land, so ist doch neben Dollar und Euro das Pfund die dritte Weltwährungsrelevante westliche Devise.


Die Deutsche Bank sucht konsequenterweise ihr Heil vermehrt in China.
""Die Erholung ist noch fragil, keinesfalls selbst tragend und mit einer Reihe von Risiken behaftet." Nur die staatlichen Stützen im In- und Ausland hätten einen stärkeren Einbruch verhindert. Die Lage am Jobmarkt sei die dramatischste politische und wirtschaftliche Herausforderung für die nächsten Quartale. ...Für das Jahr 2011 bekräftigte Ackermann das Ziel, einen Vorsteuergewinn von 10 Mrd. Euro zu erwirtschaften. Gewinntreiber soll dabei das Geschäft in Asien werden:. "Insgesamt ist es unser Ziel, die Erträge der Bank in Asien auf rund 4 Mrd. Euro im Jahr 2011 in etwa zu verdoppeln." Das Engagement in China soll vorangetrieben werden. ....Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft stieg im letzten Vierteljahr 2009 im Vergleich zum Vorquartal nur leicht und lag bei 560 Mio. Euro. Im Gesamtjahr belief sich die Kennziffer auf 2,6 Mrd. Euro." Nun, die Deutsche Bank stemmt als größtes Deutsches Kreditinstitut bereits für sich alleine fast soviele Aktiva, rund 2000 Mrd. Euro, wie das gesamte Bundes-BIP wert ist.

Das liegt vor allem an der überproportional großen Investmentsparte, die den größten Teil des letzt jährigen Gewinnes erzielte. Aber natürlich ist man sich auch nicht zu fein, an der staatlichen Zwangslage, die man selbst mit verschuldet hat, kräftig zu verdienen: „Unternehmen und Staaten mussten wegen der Krise Schulden machen. Deutschland, USA, Großbritannien – überall haben die Regierungschefs milliardenschwere Konjunkturpakete geschnürt. Das bescherte der Deutschen Bank lukrative Aufträge: Sie hat für die Staaten Anleihen platziert, über die das Geld hereinkam. Dafür flossen Gebühren. Beim Handel der Papiere ließen sich zusätzlich Erträge erwirtschaften....“ Wenn in diesem Geschäftsmodell zuviel wackelt, dann sind 2,6 Mrd. Risikovorsorge schneller weg als man denken kann, und selbst das gesamte Eigenkapital der Bank auch. Man mag über die Rolle der Deutschen Bank geteilter Meinung sein, eines ist jedoch sicher, sie ist "System relevant".

Der dickste Hund bellt jedoch jenseits des Atlantiks: "Griechenland, Portugal und Spanien setzen die europäischen Börsen in Aufruhr. ...Und was ist mit den USA? ....Die Ratingagentur Moody's sieht auch...das "AAA"-Toprating der USA in Gefahr. "Wenn sich der aktuelle Aufwärtstrend der Staatsschulden fortsetzt und unumkehrbar wird, kann das Rating unter Druck geraten".....So würde sich nach den Defizitprognosen die Schuldenquote im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) nicht stabilisieren, warnten die Bonitätsprüfer - vor allem, wenn die Zinsen wieder steigen......In diesem Finanzjahr, das noch bis Ende September gilt, soll das Defizit der Bundesregierung in Washington auf einen Rekord von 1556 Mrd. $ steigen. Es würde 10,6 Prozent des BIPs ausmachen.". Wie man leicht sieht, ist dort die finanzielle Situation nicht besser als in Griechenland.

Der Unterschied ist aber, dass die ganze Welt, vor allem China, dort Staatsanleihen in groteskem Ausmaß eingekauft hat. Und daher jetzt mit neuen Ankäufen weiter machen muss, weil sie sonst die eigenen Werte im Tresor ruinieren. Dabei ist die Situation längst schon offensichtlich, denn Kalifornien, der Einwohner stärkste Bundesstaat der USA, ist zahlungsunfähig: "...Der Sonnenstaat kämpft mit hartnäckigen Finanzproblemen. Im Sommer musste das von "Terminator" Arnold Schwarzenegger regierte Kalifornien sogar wochenlang Schulden mit Schuldscheinen bezahlen. 2010 geht es nicht besser weiter. Die Ratingagentur Standard & Poor's senkte die Bewertung der kalifornischen Staatsschulden auf "A-"...Die Investoren sind nervös. ...Die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls wird am Markt auf knapp 25 Prozent geschätzt.".

Werden in absehbarer Zeit die US-Schuldscheine auch nicht mehr in ausreichendem Maße aufgekauft, dann hat das übelste Konsequenzen. Und davon ist gerade China, die Wachstumslokomotive und scheinbar ohne Schuldenlast, genauso betroffen. Nicht nur das dann der Lohn der Mühen der Chinesen der letzten Jahrzehnte rapide an Wert verlieren, denn China hält alleine rund 2400 Mrd. Dollarvermögen. Auch bricht der ganze Handelsverkehr mit den USA zusammen, mit der EU sowieso, und der einzige wirkliche Weltwachstumsmotor kriegt einen fürchterlichen Kolbenfresser. Die gigantisch aufgeblasene Börsen- und Immobilienblase in China kollabiert spätestens dann wie ein Kartenhaus auf dem sich ein Elefant gesetzt hat.

Das alles wird in absehbarer Zeit passieren. "..Das Timing ist natürlich immer ein Problem. Mit solchen Äußerungen will ich nur sagen: Vorsicht, es kommt noch was. Alles hat nach dem Crash von 1987 angefangen. Die richtige Reaktion wäre gewesen, eine Rezession zuzulassen, und der Markt hätte sich selbst bereinigt. Der damalige Notenbankchef Alan Greenspan hat aber alles getan, um den Crash auszubügeln. Er hat interveniert, und es wurden 20 Jahre lang Schulden auf Schulden gehäuft. Das hat das Problem immer größer werden lassen. Und nach dem Minicrash, den wir im Jahr 2008 hatten, haben wir wieder dasselbe getan. Deshalb steht uns der riesengroße Megacrash noch bevor..." beschreibt der Börsen-Guru Roland Leuschel die aktuelle Situation. "Sie schreiben in Ihrem Buch "Die Inflationsfalle", dass es zu Staatsbankrotten kommen kann. Auch in Deutschland? Ja, in dem Sinne, dass eine Inflation eine Art von Staatsbankrott ist. ....Wenn man Kreditmenge plus Geldmengenzuwachs im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung nimmt, liegen wir in den USA derzeit bei 13,5 Prozent. ...Es kommt aber nicht nur auf die Geldmenge an, sondern auch auf die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Und die ist derzeit extrem niedrig, weil die Geschäftsbanken kaum Kredite ausgeben. Das kann sich ganz schnell ändern. Sobald die Inflationsraten anziehen, steigt auch die Umlaufgeschwindigkeit. Das ist ein Teufelskreis, dann gerät die Sache völlig außer Kontrolle....Da sich die Staaten dann keine weiteren Schulden leisten können, wird dramatisch gespart. Die Leute verlieren ihre Arbeit, müssen mit weniger Sozialleistungen auskommen und können sich ihr Essen nicht mehr leisten. Es wird zu Massenprotesten und zu sozialen Unruhen kommen."

Griechenland gibt einen Vorgeschmack ab: "...Maria Palopoulou ist außer sich: "Unsere Regierungen haben die Zahlen immer frisiert", sagt sie. "Jetzt ist der Betrug einmal aufgeflogen. Statt aber die Ganoven zur Verantwortung zu ziehen, wird wieder nur bei den Schwächsten aufgeräumt."....Die Regierung kündigte an zu sparen, die Neuverschuldung bis 2013 wieder auf drei Prozent zu senken. Doch wie soll das gelingen? Und ist das glaubwürdig? Zumal kaum einer bereit ist, Einschnitte bei sich zu akzeptieren....Der griechische Staat geht meist selbst mit schlechtem Beispiel voran. Vor fünf Jahren etwa haben staatliche Krankenhäuser die Zahlungen an ihre Lieferanten fast komplett eingestellt. Nun belaufen sich die Rückstände auf 6,2 Mrd. Euro, davon fallen 2,7 Mrd. Euro allein in diesem Jahr an." Mit den anstehenden Veränderungen gehen zweifellos größte soziale Verwerfungen einher. Aber mehr noch, es wird auch die gesamte weltweite wirtschaftliche und militärische Machtbalance neu umverteilt werden. Kaum anzunehmen, dass dabei die alte Welt der Gewinner sein wird. Und auch keineswegs anzunehmen, dass dies weitgehend friedlich verlaufen wird.

Mit diesen Verwerfungen kommt ganz unvermeidbar viel frische Luft für GröFaZ'e aller Colleur ins Land: "Wer hat uns verraten? Demokraten, Demokraten!".... Nur der Demokrat, der jetzt aufspringt und handelt kann dafür sorgen, dass diese Herren am Ende nicht Recht, und Erfolg, haben werden mit dieser Parole! Auch wenn man sich zur Zeit nur den Arsch damit verbrennen kann, Demokraten tut Eure verdammte Pflicht, bewegt Euch und bringt die Wahrheit endlich auf's Tapet! Versagt nicht wieder wie in den 1920er Jahren auf der kompletten Linie.

Wie werden es sonst alle bitter bereuen müssen. Die angesammelten Schulden können nicht mehr bedient werden, sie können nur im Rahmen einer geregelten Insolvenz abgewickelt werden. Der ernsthafte Versuch die Schulden auf dem Rücken der Bevölkerung, und zum Wohle der Spekulanten, zu bedienen führt direkt in die Neuauflage der Weimarer Republik und zu ihrem bekanntermaßen dicken Ende.

„Wo nicht der Mensch, sondern das zinstragende Kapital der Gegenstand ist, dessen Erhaltung und Mehrung der Sinn und das Ziel der politischen Ordnung ist, da ist der Automatismus schon im Gang, der eines Tages die Menschen zum Töten und Getötet werden auf die Jagd schicken wird.“ (Prof. Karl Barth, Theologe)

Das haarige an exponentiell sich zuspitzenden Entwicklungen ist immer die Vorhersage, wann genau die Post abgeht. Denn solche Entwicklungen haben die Eigenschaft lange Zeit vor sich hinzudümpeln um dann scheinbar plötzlich wie eine Rakete abzugehen. Es hat leider keinen Zweck, auf irgendwelche untrüglichen Vorzeichen zu warten, um dann zu reagieren. Denn dann ist schon alles zu spät.

superus doto ab imo capo: "Oben gebe ich, Unten nehme ich", das ist kein politisches Prinzip, dass sich dauerhaft mit Demokratie verträgt. Wir müssen davon Abstand nehmen, und zwar sofort.

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