Mittwoch, 3. März 2010

Warten auf Godot: Neues Allzeithoch des Goldes


Der Goldpreis hat heute mittag mit mehr als 834 Euro/Unze wieder ein Allzeithoch erreicht. Was Sie haben noch nichts davon in den Gazetten gelesen? Kein Wunder, denn der deutsche Journalismus starrt wie immer nur gebannt auf den Dollar. Und da alle wichtigen westlichen Währungen, der US-Dollar, das Britische Pfund und auch der Euro unterschiedlich und wechselseitig inflationieren, ist es wieder keinem aufgefallen. Zwar erreichte in Dollar gemessen das Gold sein letztes Allzeithoch am 03.12.2009, in Euro gemessen aber überschreitet der Goldpreis bereits seit dem 15.02.2010 lustig sein damaliges Allzeithoch von 802 Euro/Unze.


Für die tatsächliche Inflationstendenz sollte man daher natürlich den über die drei wichtigsten westlichen Währungen gemittelten Goldpreis betrachten. Und dort sehen wir den weiteren Verlauf der Fünften Welle. Auch währungsgemittelt erreicht der Goldpreis, bezogen auf den Januar 2000, mit 3,74 ein Allzeithoch.


Im Vergleich mit den direkt dazu korrelierenden Inflationswellen der 1923er Inflation kann man zudem eine Vorhersage wagen. Betrachtet man die abnehmenden Wellenlängen der 1920er und der 2010er Inflation, die beide bis kurz vor dem großen Knall Deflationen(!) waren, so dürfte die nächste Zwischenspitze des Goldes etwa Ende April oder Anfang Mai zu erwarten sein. Und zwar etwa bei einem Stand um die 1600 USD (zur Zeit 1136 USD) und damit die dann sechste Welle einläuten.


Sofern der direkte Vergleich mit der Inflation der Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts tatsächlich haltbar ist, so sollte dann wieder eine kurzzeitige Beruhigung eintreten. Das wäre ein Zeichen dafür, das sich die Hyperinflation dieses mal etwas mehr Zeit lässt. Zieht aber danach der Preis ohne großes Innehalten gleich wieder stark nach oben, und ziehen wenig später auch die Vermögenspreise (Börsen, Aktien, Zinsen) und schließlich die Lebenshaltungskosten merklich an, so wissen wir das der ganz große Knall nicht viel mehr als etwa zwei, höchstens drei Jahre entfernt liegt.

Gold ist nicht nur ein Spekulationsobjekt wie alles Andere, sondern insbesondere ein Gradmesser für das Vertrauen der Anleger in Papierwerte. Angesichts der um sich greifenden Staatspleiten, der massenhaften Selbstankäufe der wichtigsten Notenbanken für die eigenen Staatsanleihen, der drohenden Gewerbe-Immobilienkrise in den USA oder auch China, da verlagern auch unerschütterliche Spekulanten immer mehr Teile ihres Portfolios in Sachwerte. Die Notenbanken versuchen dagegen zu halten, einmal mit den vorher erwähnten Selbstankäufen der Staatsanleihen, denn wer sollte alleine dieses Jahr sonst die 1600 Mrd. für die Anleihen der USA aufbringen, die 50 Mrd. Euro für Griechenland sind dagegen ein Klacks. Andererseits versucht man den Goldpreis unten zu halten, so verkaufte der IWF vor kurzem eine weitere Tranche von fast 200 Tonnen des Edelmetalls, die EZB tat es sowieso schon häufiger. Zudem weiß keiner so genau, wie viel der gewaltigen US-Goldvorräte tatsächlich noch in Fort Knox lagern und nicht längst zur Stützung des US-Dollars heimlich auf den Markt gebracht wurden.

Manche Analysten behaupten, dass es sich lediglich um eine Goldpreisblase handelt. Das erscheint aber weit hergeholt. So hat sich der Preis seit 2000 "nur" knapp vervierfacht. Typische Vermögenspreisblasen, etwa von Aktien, entwickeln sich dagegen deutlich heftiger, mit "Gewinn"-Sprüngen vom 10 bis 100 fachen und kollabieren auch in deutlich kürzerer Zeit als 10 Jahre wieder. Zudem haben in letzter Zeit gerade die Meisterspekulanten, wie Goldman Sachs oder Soros zunehmend in Edelmetall investiert.

Recht kräftig, um im gleichen Atemzug aber zu behaupten das es sich nur um eine riesige Blase handele. Dabei dürften sie vermutlich sämtliche Finger und Zehen gekreuzt haben, denn der wahre Hintergrund dieser Behauptung dürfte darin liegen, den Goldpreis noch möglichst lange einigermaßen unten zu halten, um genügend davon für die Zeit "danach" bunkern zu können. Ein gravierender Absturz der Edelmetallpreise in den nächsten Jahren wäre allerdings mehr als überraschend. Angesichts der diversen Finanzmarktblasen und der prinzipiell nicht mehr rückführbaren Giga-Staatsverschuldungen gilt den Investoren statt Maximumrenditen mehr und mehr konservative Sicherheiten als opportun. Und warten auf den "selbstragenden Aufschwung" der alles wie durch Wunderhand wieder in Ordnung bringt, die Schulden auflöst, den Werteverfall stoppt, neues unendliches Wachstum beschert; Warten auf Godot. Ausweg? Nicht in Sicht.

Estragon: Komm, wir gehen!
Wladimir: Wir können nicht.
Estragon: Warum nicht?
Wladimir: Wir warten auf Godot.
Estragon: Ach ja.

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