Mittwoch, 28. April 2010

Die Lawine rollt

Die großen Spekulanten, Blankfein Goldman Sachs und Ackermann Deutsche Bank, sind am Ziel. Griechenland ist gekippt, Portugal steht offiziell als Nächster auf der Abschussliste, und an dem Rest wird man sich auch noch laben können. Während der Durchschnittsgrieche das Hungertuch auspackt, fahren Blankfein (3,3 Mrd. USD 1.Q.2010) und Ackermann (2,8 Mrd. EUR 1.Q.2010) Rekordgewinne ein, die besser sind als zu guten Zeiten.

Gute Zeiten? Für wen, ist immer die Frage. Die Schulden des Einen sind halt immer das Geld des Anderen, und im Zweifelsfall immer das Geld der Banken. Ergo, um so mehr Schulden, um so mehr Gewinne für diese Herren. Wer der Logik immer noch nicht folgen kann, dem ist nicht mehr zu helfen und er sollte am besten Politiker werden.

Merkel hat natürlich nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Vernünftig wäre es, die Pleite der Griechen, und der einen oder anderen Bank die da mit drin hängt, geregelt zu vollziehen. Und damit deren Schuldtitel weitest gehend in Luft aufzulösen. Statt dessen wird sie natürlich jetzt die Zeche zahlen, allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz. Und damit die Schulden der BRD und der europäischen Union nicht etwa verringern, sondern noch deutlich erhöhen. Blankfein-Ackermann-&-Consorten reiben sich schon die Hände.

Zwar fordern Politiker aus allen Reihen, wen wundert’s, Angesichts des Wahltermins auch Jürgen Rüttgers, zwar eine Beteiligung der Spekulanten an den Rettungskosten, indem diese einen Teil der Griechenlandanleihen abschreiben müssten. So richtig das im Prinzip ist, so wenig wird dabei heraus kommen. So haben sich alle Behauptungen, man würde die Banken nun besser kontrollieren und an die Leine nehmen, als reine Sprechblasen erwiesen. Sowohl in USA als in EU. Und natürlich haben die Oberspekulanten Ackermann und Blankfein längst den Griechenschrott abgestoßen und stattdessen auf ein Griechenpleite spekuliert. Die Schrottpapiere haben sie jetzt vor allen Dingen genau diesen depperten Staatsbanken angedreht, wie u.a. die IKB oder HRE. Wenn Ackermann sich nun als Saubermann aufspielt, und unisono mit Freund Rüttgers eine Bankenbeteiligung in Erwägung zieht, so weiß er ganz genau das sich die BRD damit ins eigene Knie schießt. Fernsehfiesling J.R. Ewing hätte es nicht besser machen können, und sein hämisch meckerndes Lachen klingt mir förmlich im Ohr.

Und wie erwartet steht schon Portugal vor der Tür. Die Finanzlawine nimmt Fahrt auf. Nun hat Merkel die Lawine durchaus befeuert, in dem sie mit Rücksicht auf Jürgen Rüttgers in NRW solange auf dem Scheckbuch gesessen hat, mit dem Wolfgang Schäuble bereits am wedeln war. Das wird ihr in einigen Jahren den Ruf der Europa-Killerin eintragen. Ob sich dieser hohe Einsatz für Sie wirklich gelohnt hat, muss sich am 9. Mai noch zeigen.

Nun kann man den handelnden Personen, seien es gewissenlose Banker wie Blankfein oder hilflosen Politikern wie Merkel durchaus vorwerfen, sich an der Krise zu bereichern oder nicht die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Und sie damit beschleunigen. Aber es sind in Wirklichkeit die Gesetzmäßigkeiten eines durch Sachwerte zunehmend ungedeckten Geldsystems, das hier mit der sprichwörtlich mathematischer Präzision zuschlägt.

Und so werden sich auch weiterhin alle Sprechblasen und Wählernasenringe in Nichts auflösen. Selbstverständlich kommen die "Kredite" und „Garantien“, die man jetzt Griechenland einräumt, unterm Strich niemals zurück. Auch ist es keine Einmalzahlung, sondern regelmäßige jährlich steigende Überweisungen. Nämlich ein stetiger Finanztransfer, wie es für eine funktionierende Währungs- und(!) Wirtschaftsunion unterschiedlich starker Länder auf Dauer auch gar nicht anders möglich ist.

Und natürlich folgen demnächst Portugal und Andere, und Steuer- und Abgabenerleichterungen alla FDP sind nur eine Fata Morgana. Als letzter Mohikaner der EU wird auch der deutsche Esel unterm dem Gewicht der wachsenden Schulden in historisch absehbarer Zeit zusammen brechen. Das ganze Szenario ließe sich nur durch sehr mutige, vorausschauende und unpopuläre Politik verhindern. Und das ist kaum zu erwarten, denn ausgerechnet Demokratien tun sich schwer damit. Denn der ständige Druck der Wahlen fördert Leugnen, Hinhalten, Beschönigen und Verdrehen von Tatsachen, Lobbyismus, und natürlich weiteres Verschulden.

Allein eine Eliminierung des Großteils der seit 60 Jahren angesammelten Schulden, und damit Vermögen, kann die Kuh vom Eis bringen. Und das wird so kommen, nicht weil es einer befördert, sondern weil es kommen muss. Sei es von Alleine in Hyperinflation und Chaos, oder durch ungewöhnlich mutige Politik. Letzteres ist leider kaum zu erwarten. Das es letztlich ohne Krieg und Bürgerkrieg abgeht, da kann man nur beten.

Denn die jetzige Situation ist ein regelrechtes Deja-Vu des Beginns des letzten Jahrhunderts. Denn es werden nicht nur weltweit Schulden und Vermögen umverteilt, sondern vor allen Dingen auch Macht, die von den bisherigen Großmächten in die Schwellenländer abwandern wird. Die Kombination von Überschuldung und Verlust der hergebrachten Machtbalance, dass ist immer schon ein sicher tödliches Gift gewesen. Und Immunität hat sich bis heute nicht eingestellt.

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