Dienstag, 25. Oktober 2011

Außer Atem: Die LKW's von De la Rue.


Schon Ende 2009 bzw. Anfang 2010 machte ein Gerücht ein paar kleine Schlagzeilen, vor allen Dingen in der Bloggerszene und der freien Presse. Der Auslöser war ein Großauftrag an die Firma Ruhlamat in Sachsen für die Herstellung von 14 neuen Gelddruckmaschinen. Der Originalbeitrag der Thüringer Allgemeinen Zeitung vom 18.12.2009 ist im Netz leider nicht mehr auffindbar. Die neuen Maschinen sollten laut Anfrage beim Hersteller angeblich zur Überarbeitung gebrauchter Geldscheine dienen. Der geheim gehaltene Auftraggeber sollte aus Süddeutschland stammen, so möglicherweise die Bundesbank, die für gewöhnlich bei der Spezial-Firma „Giesecke & Devrient“ in München Banknoten drucken lässt. Nun, das mochte stimmen oder auch nicht, und da in solchem Metier aus durchaus verständlichen Gründen vieles geheim ist, mochte man das auch auf sich beruhen lassen. Und krude Verschwörungstheorien sind in der Netzwelt nun wirklich keine Seltenheit.


Doch nun kommen weitere Informationen aus “gewöhnlich gut unterrichteten Quellen” hinzu, die das Gerücht soweit verdichten lassen, dass man durchaus wenigstens ein Hühnerauge darauf werfen darf. “Die westlichen Demokratien beruhen auf einem einfachen Vertrag. Staat und Bürger haben vereinbart: Die Bürger zahlen Steuern, der Staat verwendet das Geld für Sozialsysteme und Renten. Diese Vereinbarung wurde vom Staat gebrochen, weil er mit dem Geld die Banken rettet. Daher werden die Sozialsysteme geschliffen und die Bürger müssen zehn Jahre länger arbeiten. Dieser Zustand ist unhaltbar, sagt die Asset Managerin Pippa Malmgren im Interview mit den Deutschen Mittelstands Nachrichten.”. Nun es handelt sich dabei nicht um die Leibhaftige Pipi Langstrumpf, sondern um die nicht unbekannte Größe Pippa Malmgren. Sie war Wirtschaftsberaterin von US-Präsident George W. Bush und leitet heute die Asset Management Firma Principalis in London.

Malmgren analysiert die Situation der Demokratie, insbesondere in der BRD, ganz richtig: “..Die Menschen in Europa werden die Schmerzen, die ihnen durch immer gigantischere Sparprogramme bereitet werden, nicht ertragen können. Sie haben gerade in Deutschland gesehen, was nach den Verträgen von Versailles (1919, Friedensvertrag, der Deutschland ungeheure Reparationszahlungen nach dem ersten Weltkrieg auferlegte, Anm. d. Red.) geschehen ist. Was jetzt auf Europa zukommt, hat viel einschneidendere Folgen als Versailles......Wir haben ein sehr grundlegendes Problem – übrigens nicht nur in Europa, sondern auch in den USA: Wer werden den Gesellschaftsvertrag neu verhandeln müssen. Was ist denn passiert? Staat und Bürger haben sich auf folgendes Modell geeinigt: Die Bürger zahlen Steuern, und dafür sorgt der Staat für das Sozialsystem und stellt die Renten der Bürger sicher. Und nun liefert der Staat nicht, was er versprochen hat. Stattdessen wird den Bürgern gesagt: Ihr müsst sparen, weil wir alle unsere Mittel zur Bankenrettung benötigen. Der Staat hat den Gesellschaftsvertrag gebrochen. Die Bürger fordern jetzt zu recht eine Neuverhandlung des grundlegenden Gesellschaftsvertrages.“

Klar ist ihr ebenso, dass Griechenland mehr Symptom als Ursache des Dilemmas ist: “Deutsche Mittelstands Nachrichten:Rechnen Sie mit weiteren Staatspleiten? Pippa Malmgren: Ja – neben Griechenland werden auch Italien, Belgien, Spanien, Portugal und leider auch Irland pleitegehen.”. So ist es, die hochgekochte Diskussion um den Sündenbock Griechenland hat die Nation vergessen lassen, dass nach Griechenland noch viel größere Böcke zu schießen sind.

Nun traut man Politikern, hin- und her gerissen zwischen Wahlvolk, Lobbyisten und Medien sowie den parteilichen Zwängen des Machterhaltes oder Machtgewinns, zwar gerne wenig voraus schauendes Verhalten zu. Somit war mir das Gerücht von Ende 2009 auch keine Zeile wert. Andererseits sagt mir meine eigene Berufserfahrung aus einigen Spitzenbehörden der Republik auch, das man in einigen behördlichen „Think-Tanks“ durchaus in der Lage ist, weit über den politisch opportunen Tellerrand hinaus zu blicken. So auch Malmgren: “Deutsche Mittelstands Nachrichten: Nun ist Deutschland aber im Euro, und Bundeskanzlerin Angela Merkel hat gesagt, dass Europa und Euro identisch sind. Glauben Sie an eine Rückkehr der D-Mark? Pippa Malmgren: Die wichtigsten deutschen Politiker haben gesagt, dass keine Möglichkeit zur Lösung der Krise ausgeschlossen ist. Dies bedeutet im politischen Kontext, dass wirklich jede Variante möglich ist. Ich weiß von Gesprächspartnern, dass der Denkprozess weit über das hinausgeht, was öffentlich gesagt wird.”. Nun, wie im Gespräch zwischen Möchtegern-Kanzler Steinbrück und Altkanzler Schmidt bei Jauch's Talkrunde Schmidt doch treffend sagte: „..Politiker sind zwar verpflichtet die Wahrheit zu sagen, sie sind aber nicht verpflichtet, Alles zu sagen, was sie wissen...“. Und letztlich pfeifen es die Spatzen nicht nur auf dem Dach, sondern auch schon aus der BILD-Zeitung.

Malmgren bringt nun neue Indizien auf den Tisch: „Malmgren: Ich glaube, dass Deutschland bereits mit dem Drucken von neuen D-Mark-Scheinen begonnen hat. Außerdem sind die alten D-Mark-Scheine nach der Einführung des Euro meines Wissens nicht vernichtet worden. Deutsche Mittelstands Nachrichten: Wo wird denn gedruckt, in Deutschland Malmgren: Ich glaube, dass man in De La Rue bereits damit begonnen hat. Deutsche Mittelstands Nachrichten: Sie glauben also wirklich, dass man in England bereits irgendwo die neue D-Mark druckt? Haben Sie dafür Belege? Malmgren: Ich glaube, dass das so ist. Es ist ja nicht schwer festzustellen, wie viele Lastwägen die Fabrik verlassen. Deutsche Mittelstands Nachrichten: Haben Sie Hinweise, dass in den vergangenen Wochen mehr Lastwägen als üblich De La Rue verlassen haben? Malmgren: Ich glaube das.“ Pippa Malmgren wohnt unweit der Anlage De La Rue, die neben just dem deutschen potentiellen Auftraggeber „Giesecke & Devrient“ in München der einzige weitere Anbieter dieser Produkte ist.

Neben diesen Indizien gibt es aber auch rein objektive ökonomische und politische Gründe so zu handeln:

1) Alleine die offizielle Staatsverschuldung der BRD hat durch die Banken- und Eurorettung in der nur kurzen Zeit von Schwarz-Gelb um gute 400 Mrd. Euro zugenommen. Dabei sind die in Sondervermögen versteckten Schulden und Garantien noch gar nicht mitgezählt. Aber selbst wenn es dabei bliebe, was nach Lage der Dinge ausgeschlossen sein darf, würden alleine die Abtragungen für diesen offiziellen Teil praktisch alle noch möglichen Zuwächse des deutschen BIP für rund eine Generation auffressen. Der Aufstand der geplünderten jungen Generation und damit griechische Verhältnisse wären garantiert.

2) So hat die deutsche Staatsverschuldung bereits vor etlichen Monaten die magische 2000 Milliarden Grenze deutlich gerissen. Selbst konservative Ökonomen ihres Beraterstabes werden BK Merkel bereits vorgerechnet haben, dass in absehbar kurzer Zeit auch die 3000 Mrd. Euro Marke fällig wird, wenn man so weiter macht. Und das ist definitiv eine „Mission Impossible“ für den deutschen Staat. Die Notwendigkeit einer Währungsreform ist aus diesen Gründen, die auch geschichtlich immer wieder zu belegen sind, so sicher wie das Amen in der Kirche, auch wenn man noch nicht genau sagen kann, wann das fällige „Amen“ kommt.

3) Wenn der Tag X da ist, dann muss man innerhalb weniger Tage das neue Geld bereit haben, andernfalls rutscht man unmittelbar ins gesellschaftliche Chaos ab. Zum drucken ist es dann zu spät. Die Folge wäre, dass die Bürger in alternativ Währungen abrutschen müssten. Das sind natürlich alle Ersatzwährungen, insbesondere Sachgütertausch, „Zigarettenwährungen“ bis hin zur Prostitution, die ebenfalls faktisch eine Naturalwährung ist. Gesetzlosigkeit und Willkür wären Tür und Tor geöffnet.

4) Diese Situation wäre auch für die jetzt hoch Begüterten äußerst fatal. Denn abseits der Wahrheit das „man Geld nicht fressen kann“, würde eine ungeordnete Währungs- und Vermögensreform zu einer Totalvernichtung der meisten Vermögen führen, die nicht auf Sachgüterbesitz fundieren.

5) Eine vorbereitete Währungsreform mit sofort verfügbarem Neugeld würde dagegen nicht nur den sozialen Frieden, sondern auch den größten Teil der Papiervermögen retten. Es ist daher durchaus annehmbar, dass auch die einflussreichsten Banker bei den damit unvermeidbaren Vorbereitungen mitspielen und dichthalten dürften. Bei der morgen neuerlichen Abstimmung geht es um das Signal des Nicht-Weiter-so: „Wenn Angela Merkel am Mittwoch im Bundestag eine Regierungserklärung abgibt und die Parlamentarier anschließend über den europäischen Rettungsschirm abstimmen, so ist das in erster Linie ein politisches Signal. ...Wichtig sind vielmehr zwei Botschaften, die an die Bürger hierzulande, aber auch an Europa insgesamt gerichtet sind: Bei der nun anstehenden Lösung wird die deutsche Haftungsgrenze von 211 Milliarden Euro nicht überschritten, und der Fonds wird sich nicht bei der Europäischen Zentralbank (EZB) bedienen können.“. Wenn man sich wirklich daran hält, ist es der Todesstoß für den Euro.

6) Was die aufmerksamen Bürger und Ökonomen aber berücksichtigen müssen: Wenn nach der Währungsreform der Kapitalkoeffizient auf dem heutigen Niveau von über 3 aufrechterhalten bleibt, hat man effektiv wenig gewonnen. Der muss dabei auch deutlich runter, sonst ist es nur eine Ummünzung und ein Schuss „von hinten durch die Brust ins Auge“. Denn dann wäre es, so wie es jetzt schon ist, weiterhin: „Deutsche Mittelstands Nachrichten: Und was passiert, wenn die Banken gerettet werden – wie es jetzt ja die erste Priorität der Politik zu sein scheint? Malmgren: Wenn wir jetzt versuchen das System zu retten, dann wird es eine garantierte Rezession geben, die zehn Jahre dauert. Deutsche Mittelstands Nachrichten: Was ist die Alternative? Malmgren: Die öffentlichen Gelder sind für die Öffentlichkeit da und nicht für die Banken. Dazu müssen wir wieder Vertrauen in unsere Demokratie gewinnen. In diesem Bereich gab es in den vergangenen Jahren die größten Versäumnisse.“

7) Bleibt noch die Frage wann der Tag X ist. Schwer zu sagen, denn was zur Zeit in der EURO-Union läuft ist der Gang entlang einer bröckligen Klippe. Irgendwann und irgendwo wird ein Stein abbrechen und Alle mit in die Tiefe reißen. Und das kann nicht mehr allzu lange hin sein, denn spätestens am letzten Wochenende dürfte auch dem letzten Optimisten klar geworden sein, dass das Wasser allen wenigstens bis zum Halse steht. So fetzte man sich wie auf einem Teppichhändlerbasar und speziell Sarkozy und Italo-Pate Berlusconi haben nur zu deutlich die Grenzen der Vernunft und Einheit in Europa offen gelegt. Insbesondere Berlusconi machte klar das mit Italien nicht zu rechnen ist, jedenfalls nicht im positiven Sinne. Und Hilfs-Belmondo Sarkozy geriet gerade zu „Außer Atem“ und schnauzte und beleidigte, was das Zeugs hält. In den nächsten Tagen wird sicherlich nochmal, als einer der letzten Verzweiflungstaten, der abermals deutlich erweiterte „Rettungsschirm“ im Bundestag durchgewinkt. Aber allen Winkern muss längst klar geworden sein, dass nach Griechenland, egal wie der Schirm ohne Reißleine ausgestattet ist, die nächsten Kandidaten schon an der Absprungöffnung drängeln: Italien, Belgien, Spanien, Portugal und Irland, und die anderen inklusive Frankreich dann auch. Und die angepeilten "Hebel" hebeln nicht nur die Reichweite des neuerlichen Schirmes, sie hebeln vor allen Dingen auch die möglichen Verluste deutlich. Vielmehr als bis etwa Mitte 2012 dürfte der Fall bis zum Aufschlag nicht dauern, maximal wohl in 2013 wird man Nägel mit Köpfen machen müssen. Wer jetzt nicht mit Drucken schon mal anfängt, hat dann bereits verloren.


Nun wissen wir aber nicht wirklich, was in den auffällig vielen LKW tatsächlich transportiert wird und wohin. Neue Dollars, British Pounds oder etwa DM? Klar ist nur, das De La Rue für viele Herren Länder produziert. So wurde auch das neue Geld Libyens hier schon lange vor Gaddafis Lynchung entworfen und produziert. Der Bericht der BBC zeigt auch, das der weltweite Bargelddruck zuletzt rapide zugenommen hat. Würde Deutschland jedoch tatsächlich vorsorglich drucken lassen, so wäre der weltweite Lieferant De La Rue in Großbritanien, in Sichtweite von Pippa am Stadtrand Londons, in der Tat die bessere Wahl. Denn gefährliche Durchstechereien von sensiblen Informationen wären deutlich weniger zu befürchten, als beim bundesdeutschen Unternehmen in München. Denn in der jetzigen völlig verfahrenen Situation Europas wäre eine offiziell nicht dementierbare Information über eine vorbereitete Währungsreform in der BRD eine europäische Nuklearbombe erster Güte.

Was kann der Durchschnittsbürger angesichts der Tatsachen nun tun? Politisch bleibt ihm nur der deutlich artikulierte Protest, wie ihn etwa die Bewegung „Occupy Wall Street“ eingeleitet hat. Denn, so Malmgren: „The interests of voters and the interests of the markets are completely at odds”.

Und was kann er ökonomisch für sich tun? Erfahrungsgemäß werden nämlich Währungsreformen so angelegt, dass die Großen gut, und die Kleinen entsprechend schlecht weg kommen. Nicht das schlechteste ist also, eventuelle Bargelder und Anlagen in potenziell handelbare Sachwerte zu tauschen, und das möglich bald. Langfristige Sparvermögen, etwa zur Rentensicherung dagegen, sind zumindest mittel- und langfristig und inflationsbereinigt unsinnig. Nun, da der Weihnachtsmann bald kommt, ist das eine gute Gelegenheit für großzügige und sinnvolle Einkäufe. Einen positiven Nebeneffekt für die Allgemeinheit hätten diese dann auch: Es sichert viele Arbeitsplätze in Produktion und Handel. Gerade ein gut gelaufenes Festtagsgeschäft reißt erfahrungsgemäß so manchen Betrieb fürs ganze Jahr aus den Miesen. Fällt das Dezembergeschäft dagegen mangels allgemeiner Kaufkraft ins Wasser, dann wird es in 2012 erst so richtig rein hageln.

Ergo: Tun Sie sich was Gutes, es wird wohl möglich in 2011 für längere Zeit das letzte frohe Weihnachten geben.


(P.S. als kleine Allegorie: Außer Atem (1960) ist ein Klassiker des französischen Kinos: „Der Kleinkriminelle Rebell Michel (Belmondo) ist in einem gestohlenen Wagen auf dem Weg nach Paris. Bei einer Verkehrskontrolle erschießt er einen Polizisten und findet danach Unterschlupf bei der amerikanischen Studentin Patricia. Michel versucht, Geld für die Flucht nach Italien zu beschaffen. Unter Druck verrät Patricia ihn an die Polizei. Michel flüchtet, ihm wird jedoch von der Polizei in den Rücken geschossen.“)

Der Preis der Freiheit ist ewige Wachsamkeit (Thomas Jefferson)

2 Kommentare:

  1. Na ja ... wer vor allem neue GZ drucken muss ist G. Ohne eigene Währung werden es die Griechen nicht schaffen. Auch könnte man befürchten, dass sich der deutsche Michel entschließt seine Konten zu plündern weil er den Sprüchen des Hosenanzugs nicht mehr traut. Deutsche Euros werden bekanntlich von der BB gedruckt.

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  2. Was haben Sie denn gegen Juristen (tandem, vipera..)? Mögen diese auch gute Sophisten sein, so ist allein dies kaum verwerflich.
    Und Pippa Malmgren et alt. hätte womöglich gar nicht die Freiheit, sich derart zutreffend zu äußern.

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