Wenn uns das Drama der Costa Concordia
eines lehrt: Nichts ist groß und sicher genug, als dass es nicht
einmal untergehen könnte. Und, wie schnell ein Mensch wie tief
fallen kann. Gestern war Capitano Schettino noch umschwärmter Held
und wohlhabender und hochgeachteter Seemann, vielleicht einer der
größten seines Landes. Schließlich war der superluxoriöse
Riesenpott, der maximal rund 5000 Leute aufs feinste beherbergen
kann, eines der gewaltigsten Kreuzfahrtschiffe der Welt. Und fast neu
dazu. Und dann macht dieser Mensch eine unglaubliche Dusseligkeit,
die man sonst bestenfalls bei verliebten Teenagern findet. Da steuert
er den obergeilen Kahn ganz nahe an die Küste einer kleinen Insel,
nur um für seinen Oberkellner mal eben Winke-Winke bei der Familia
zu machen. Schlitz dabei den Kahn auf 70 Meter auf, behauptet
zunächst noch, es sei nur eine kleine technische Panne, legt das
Wrack denn auf eine Untiefe, wenigstens das war noch gut, und macht
sich dann aus dem Staub. Versehentlich wäre er in ein Rettungsboot
gefallen...und von dem Felsen, den jeder dort kennt, habe er nichts
wissen können. Und für den Abstieg vom angesehenen
Kreuzfahrtkapitän zum inhaftierten Seemann mit einer
Milliardenforderung am Hals, und dem von vermutlich über 30 Toten
nagenden Gewissen ganz zu schweigen, vergingen gerade mal wenige
Stunden.
Auch kaum einer der Passagiere hätte
sich wohl denken können, und wollen, dass so ein Riesenkahn jemals
innerhalb weniger Minuten sinken könnte, schon gar nicht bei bestem
Wetter und ruhiger See. Natürlich dachte man das gleiche auch bei
der Titanic auf ihrer Erstfahrt; man glaubte es auch 1920, als man
eher unter Deflation litt, dass zwei Jahre später ein Brot 1 Billion
und mehr kosten würde; man dachte es 1930 als man glaubte die
damalige Finanzkrise in den Griff zu kriegen, und nicht dass 15 Jahre
später die halbe Welt, und ganz Deutschland, in Schutt und Asche
läge. Und 1986 glaubte man zwar nicht, das der Ostblock das Land
wäre wo Milch und Honig für die Werktätigen fließen würde, aber
das ganze 5 Jahre später der komplette Ostblock Geschichte sein
würde, das kam weder hüben noch drüben jemanden ernsthaft in den
Sinn. Und um Ausreden, warum man es nicht wissen konnte und wollte,
darum war man ebenfalls noch nie verlegen.
Bei Euro, Dollar, Yen, beim Westen
unter der Führung der Supermacht USA überhaupt, und der Demokratie
im besonderen, glaubt man es heute auch wieder. „Für den Euro kann
ich keine Gefahr sehen“ meinte vor kurzem, nach der Herabstufung
des EFSF durch die US-Ratingagenturen, so dann auch unser
Finanzminister Schäuble. Klaro, der Fels mit Namen Investmentbanking
ist ja nirgends in der Karte eingezeichnet. Besonders pfiffig auch
das Ausweichmanöver von Capitana Merkel, ihr Spruch, wir bräuchten
„eine marktgerechte Demokratie“, was für eine Dusseligkeit,
hätte es fast zum Unwort des Jahres geschafft, wenn nicht
„Dönermorde“ etwas bekannter, aber keineswegs abstruser gewesen
wäre.
Und so legt die MSS Europa (Merkel Sarkozy Ship
Europe) noch ein paar Briketts auf, um den seit 1930 eingezeichneten
Felsen auch noch heftiger zu treffen. Volle Fahrt voraus, statt alle
Maschinen Stopp, ist alternativlos, da man sonst ja nur die
Passagiere der ersten Klasse verunsichern würde. Und nur für diese
baut man derweil immer größere Rettungsboote, auch wenn man dafür
die vielen kleinen Schlauchboote opfern muss. Aber das ist ja kein
Problem, schließlich kann ja gar nichts passieren, denn die MS
Europa wird es auch noch in 10 Jahren geben.
Glauben Sie's? Nun, auf dem Grund des
Mittelmeers, vielleicht. Übrigens, mit den viel zu großen Investmentvermögen ist es wie mit dem Ballast auf einem Schiff: Wenn man ihn hin- und her schiebt wird er dadurch kein bisschen weniger, aber man bringt das Schiff erst ins Ungleichgewicht und schließlich zum Kentern.
Ist erstmal zuviel Ballast an Bord, dann muss man ihn über die Reling werfen.
Ist erstmal zuviel Ballast an Bord, dann muss man ihn über die Reling werfen.
Hallo Kommentator "Anonym",
AntwortenLöschennaja, Freitag der 13., manchmal schon komisch. Der Link ist jedenfalls ganz lustig, wenn auch reichlich spekulativ, vorsichtig gesagt.