Donnerstag, 19. Januar 2012

Eins, Zwei, Drei – versenkt..


Wenn uns das Drama der Costa Concordia eines lehrt: Nichts ist groß und sicher genug, als dass es nicht einmal untergehen könnte. Und, wie schnell ein Mensch wie tief fallen kann. Gestern war Capitano Schettino noch umschwärmter Held und wohlhabender und hochgeachteter Seemann, vielleicht einer der größten seines Landes. Schließlich war der superluxoriöse Riesenpott, der maximal rund 5000 Leute aufs feinste beherbergen kann, eines der gewaltigsten Kreuzfahrtschiffe der Welt. Und fast neu dazu. Und dann macht dieser Mensch eine unglaubliche Dusseligkeit, die man sonst bestenfalls bei verliebten Teenagern findet. Da steuert er den obergeilen Kahn ganz nahe an die Küste einer kleinen Insel, nur um für seinen Oberkellner mal eben Winke-Winke bei der Familia zu machen. Schlitz dabei den Kahn auf 70 Meter auf, behauptet zunächst noch, es sei nur eine kleine technische Panne, legt das Wrack denn auf eine Untiefe, wenigstens das war noch gut, und macht sich dann aus dem Staub. Versehentlich wäre er in ein Rettungsboot gefallen...und von dem Felsen, den jeder dort kennt, habe er nichts wissen können. Und für den Abstieg vom angesehenen Kreuzfahrtkapitän zum inhaftierten Seemann mit einer Milliardenforderung am Hals, und dem von vermutlich über 30 Toten nagenden Gewissen ganz zu schweigen, vergingen gerade mal wenige Stunden.

Auch kaum einer der Passagiere hätte sich wohl denken können, und wollen, dass so ein Riesenkahn jemals innerhalb weniger Minuten sinken könnte, schon gar nicht bei bestem Wetter und ruhiger See. Natürlich dachte man das gleiche auch bei der Titanic auf ihrer Erstfahrt; man glaubte es auch 1920, als man eher unter Deflation litt, dass zwei Jahre später ein Brot 1 Billion und mehr kosten würde; man dachte es 1930 als man glaubte die damalige Finanzkrise in den Griff zu kriegen, und nicht dass 15 Jahre später die halbe Welt, und ganz Deutschland, in Schutt und Asche läge. Und 1986 glaubte man zwar nicht, das der Ostblock das Land wäre wo Milch und Honig für die Werktätigen fließen würde, aber das ganze 5 Jahre später der komplette Ostblock Geschichte sein würde, das kam weder hüben noch drüben jemanden ernsthaft in den Sinn. Und um Ausreden, warum man es nicht wissen konnte und wollte, darum war man ebenfalls noch nie verlegen.


Bei Euro, Dollar, Yen, beim Westen unter der Führung der Supermacht USA überhaupt, und der Demokratie im besonderen, glaubt man es heute auch wieder. „Für den Euro kann ich keine Gefahr sehen“ meinte vor kurzem, nach der Herabstufung des EFSF durch die US-Ratingagenturen, so dann auch unser Finanzminister Schäuble. Klaro, der Fels mit Namen Investmentbanking ist ja nirgends in der Karte eingezeichnet. Besonders pfiffig auch das Ausweichmanöver von Capitana Merkel, ihr Spruch, wir bräuchten „eine marktgerechte Demokratie“, was für eine Dusseligkeit, hätte es fast zum Unwort des Jahres geschafft, wenn nicht „Dönermorde“ etwas bekannter, aber keineswegs abstruser gewesen wäre.

Und so legt die MSS Europa (Merkel Sarkozy Ship Europe) noch ein paar Briketts auf, um den seit 1930 eingezeichneten Felsen auch noch heftiger zu treffen. Volle Fahrt voraus, statt alle Maschinen Stopp, ist alternativlos, da man sonst ja nur die Passagiere der ersten Klasse verunsichern würde. Und nur für diese baut man derweil immer größere Rettungsboote, auch wenn man dafür die vielen kleinen Schlauchboote opfern muss. Aber das ist ja kein Problem, schließlich kann ja gar nichts passieren, denn die MS Europa wird es auch noch in 10 Jahren geben.

Glauben Sie's? Nun, auf dem Grund des Mittelmeers, vielleicht. Übrigens, mit den viel zu großen Investmentvermögen ist es wie mit dem Ballast auf einem Schiff: Wenn man ihn hin- und her schiebt wird er dadurch kein bisschen weniger, aber man bringt das Schiff erst ins Ungleichgewicht und schließlich zum Kentern.

Ist erstmal zuviel Ballast an Bord, dann muss man ihn über die Reling werfen.

1 Kommentar:

  1. Hallo Kommentator "Anonym",

    naja, Freitag der 13., manchmal schon komisch. Der Link ist jedenfalls ganz lustig, wenn auch reichlich spekulativ, vorsichtig gesagt.

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