Sonntag, 18. März 2012

habemus papam...Wir sind Bundespräsident!

Nun haben wie wieder einen formellen Bundesvorsteher, denn der Super-Gauck ist Bundespräsident geworden. Nicht alle 1100 Stimmen der großen Koalition konnte er gewinnen, so einige Abweichler musste er hinnehmen, am Ende waren es 991 Stimmen. Mehr als genug jedenfalls für den ersten Wahlgang, und die Pseudo-Gegenkandidatin der Linken, Frau Klarsfeld, konnte auch ein paar Stimmen mehr einheimsen als die Linke allein hatte, was ja auch immerhin ein Achtungserfolg war.

Alles in allem sicherlich ein guter Tag für die deutsche Demokratie. Denn wenigstens hat hier mal etwas funktioniert und damit wurde zum ersten Mal ein Kandidat ins höchste Ehrenamt gewählt, der nicht aus der üblichen Parteisoldatentretmühle stammt. Und auch scheint seine Vita, seine Aura, sein Lebensalter und Lebenserfahrung die nötigen Voraussetzungen herzugeben, um ein großer Bundespräsident zu werden.

Erfolgreiche Übernahme. Wenn das der Honi wüsste...

Natürlich wird er mit dem was er sagt, nicht jedem gefallen. Denn er wird allgemein als ein stock Konservativer wahrgenommen, mit scheinbar ganz wenig Ambitionen nach umwerfenden Ideen, die den mürbe gewordenen Kapitalismus in sozialer Hinsicht wieder zurecht biegen könnten. Ursprünglich war er ja auch nur ein von der mitte-links Opposition ausgelegter konservativer Köder um die regierende Koalition ins Schlingern zu bringen, als diese ihren viel zu jungen und letztlich ungeeigneten Parteikader durchsetzten wollten. Was ja auch gelang, mit dem absehbaren Desaster als Ausgang, dem zuletzt moralisch-politisch auf den absoluten Tiefpunkt herab gewürdigten Präsidentenamt.

Trotz jeder Menge Vorschusslorbeeren und nun höchsten Erwartungen an den Super-Gauck, Erwartungen die er unmöglich alle erfüllen kann, so gilt sicherlich eins: Es kann nur besser werden! Der Weg nach unten ist ja eigentlich schon dicht. Natürlich gab's im Vorfeld auch schon einige. die ein bisschen in Gauck's Vita herumgebohrt haben, was seine schwachen Punkte angeht, die ja nun mal jeder Mensch hat. Vielmehr als der Umstand, dass er die typische Pfarrersattitüde des Nicht-verheiratet-aber-auch-nicht-Ohne-sein an sich hat. Da gibt's schließlich schlimmeres, und selbst unser lieber deutscher Papst hatte da einen ganz anderen Skandal am Halse, als kurz nach seinem Antritt in Rom reihenweise Probleme mit der sexuellen Orientierung seiner Untergebenen in Bayern und anderswo auftraten.

Auch wenn das Amt an sich mit nur wenig politischen Möglichkeiten ausgestattet ist, so bin ich überzeugt, das Joachim Gauck noch für manche verbale Überraschung gut sein wird, und vermutlich aus Sicht sämtlicher Parteien. Denn er ist ja nicht auf den Mund gefallen und lässt sich so leicht von niemanden den Schneid abkaufen. Aber eins ist natürlich schon ein seltsames Spiel der Geschichte: Nur gute zwei Jahrzehnte nach dem Zusammenbruch der DDR nehmen zwei Persönlichkeiten des dortigen Regimes die beiden höchsten Posten der BRD ein. Die eine bis zum Schluss treue Regime "Blockflöte", wie man damals die SED geführte Pseudo-CDU nannte, und auf der anderen Seite der Regimegegner und aktiver Widerständler aus dem Predigerstuhl. Na, wenn das der Honi mit kriegt, der kugelt sich mit Franz-Josef Strauss selig auf einer Wolke über diese Ironie der Geschichte.

3 Kommentare:

  1. Hier bin ich ausnahmsweise mal anderer Meinung und halte es mit Volker Pispers (Zitat):

    "Irgendwo habe ich gelesen, dass er (Gauck) die Bürger mit der Politik versöhnen will. Wie rührend! Mit welcher Politik soll ich denn da versöhnt werden? Mit der Politik von Frau Merkel oder mit der von Herrn Rösler? (...)
    ´Bürger mit der Politik versöhnen´, das ist der verbale Durchfall, mit dem teile der Medien gerne unsere Hirne fluten."

    http://www.youtube.com/watch?v=k1BI2HDis2I

    Auch wenn die Occupy-Bewegung nicht den Kern des Problems verstanden hat, so kritisiert sie aber zumindest die Symptome richtig. Wie konservativ muss Gauck eigentlich sein, wenn er diesen Protest als "unsäglich albern" bezeichnet.

    Man kann Gauck einzig zu Gute halten, dass er nichts, aber auch gar nichts verstanden hat.

    Auch war Gauck weniger ein "aktiver Widerständler". So sei er keine Risiken eingegangen, sehr spät zum Neuen Forum hinzugestoßen und als Organisator des Kirchentages 1988 in Rostock soll er sogar die Opposition gezielt ausgegrenzt haben.

    Wulff hat nie vorgegeben, etwas anderes als ein angepasster Systemling zu sein. Gauck erweckt selbstgefällig den Eindruck mehr zu sein und zu wollen und erhält damit das explizite Vertrauen der Bürger. Der Schein trügt in meinen Augen ...

    Ich würde mich freuen, hier falsch zu liegen, aber ich befürchte, dass Gauck nicht der Mann ist, der gegen den Strom schwimmen kann.

    Wir werden sehen.

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  2. ... und leider bestätigt Herr Gauck mein Vorurteil ihm gegenüber schneller, als es uns allen lieb sein kann ...

    [Zitat]
    "Da fliegt Joachim Gauck auf seiner zweiten Auslandsreise zum Antrittsbesuch nach Brüssel und erzählt der Welt, was die Deutschen zu tun und zu lassen haben. Doch damit nicht genug. Mit nur einem einzigen gezielten Satz zerschießt er den Tempel des Rechtsstaates, das Bundesverfassungsgericht, und degradiert die Karlsruher Richter zu Vollstreckern der Macht."
    [Zitat Ende]

    http://www.welt.de/debatte/kommentare/article106199413/Woher-weiss-Gauck-wie-Karlsruhe-entscheidet.html

    Die Diktatur ist nicht ganz ausgereift, sie übt noch. Wer ihren Atem spürt, duckt sich schon präventiv. Und nur der Narr ist noch nicht ganz erstarrt, er liebt noch und wagt zu träumen, deshalb nennt man ihn "naiv". Empört euch, beschwert euch und wehrt euch, es ist nie zu spät! (Konstantin Wecker aus dem Protestlied "Empört Euch!")

    Auch das

    http://www.verfassungsbeschwerde.eu/jetzt-handeln.html

    wird am Ende nicht helfen, auch wenn ich mir aus heutiger Sicht mit dem besten Willen nicht vorstellen kann, mit welcher Begründung das Bundesverfassungsgericht diesen offensichtlich totalitären Vertrag durchwinken wird...

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  3. Hallo RealTerm,

    ...da scheint meine nicht ganz unernst gemeinte Karikatur zum Beitrag ja nicht ganz verkehrt zu sein?

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