Dienstag, 18. Dezember 2012

Tandemvipera Weihnachtsansprache: Rettungsroutine und die Kinder von Sandy Hook

Der Dezember ist der Monat der Rückblicke und salbaderischen Ansprachen, Nikolaus, das Christkindel und das Jahresabschlußfeuerwerk lassen grüßen. Die Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit. Wobei es mit der Ruhe, gerade in 2012 und in Südeuropa weit her ist und nur für die gilt, die noch über warmgeheizte eigene Wände verfügen, in denen man sich vor der allgemeinen Unbill zurück ziehen kann. Besinnlichkeit dagegen kann man so oder so sehen, durch Besinnung auf das Wahre und Wesentliche in der Welt einerseits, oder als die Befähigung alles was wirklich besinnbar wäre auszublenden und gegen allfällige Beschwichtigungen auszutauschen andererseits.


So etwa ein routiniertes Christkind namens Regling, seines Zeichens Besinnungschef des ESM: ESM-Chef Klaus Regling ist optimistisch: Geht es nach ihm, so kann die Euro-Schuldenkrise noch innerhalb der nächsten drei Jahre ausgestanden sein.“. Na Gott sei Dank, dann ist ja alles in Ordnung, die paar Tage stehen wir schon noch durch.

Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat zehn Wörter und Ausdrücke zu Wörtern des Jahres 2012 prämiert, in der Reihenfolge: (1) Rettungsroutine (2) Kanzlerpräsidentin (3) Bildungsabwendungsprämie (4) Schlecker-Frauen (5) wulffen (6) Netzhetze (7) Gottesteilchen (8) Punk-Gebet (9) Fluchhafen (10) ziemlich beste.

Meine Favoriten wären da Schlecker-Frauen, wulffen oder Kanzlerpräsidentin gewesen. In der Reihenfolge. „Schlecker-Frauen“, ein Wort das alle Menschenverachtung der Realpolitik und Realwirtschaft dieser Tage in sich vereint, „wulffen“ für die Eigenschaft der Eliten sich durch tricksen, täuschen und Gesetzesverachtung reich beschert aus der Affäre zu ziehen, und „Kanzlerpräsidentin“ als eine zutreffende Bezeichnung für Frau Merkel als die unangefochtene Drahtzieherin deutscher und europäischer Politik. Wobei sie sich nicht einmal wie Mursi in Ägypten selbst auf den höchsten Thron hieven musste, sondern in kollektiver Verzückung nicht nur durch die eigenen Partei, sondern auch durch praktisch die kompletten Mitte-links-grün-rosa Opposition, auf dieser Position gehievt wurde. In einer Demokratie, wo normalerweise um ein solches Amt mit allen erdenklichen Winkelzügen unterhalb des guten Geschmacks gekämpft wird, kein wirklich gutes Zeichen. Schon eher ein Zeichen dafür, dass unsere „geliebten Führer“ allesamt nicht mehr wissen wo es lang geht oder lang gehen sollte, und dann ist es schon besser wenn man eine/n Pharao/nin hat, der verrückt genug ist die ganze Malaise auf sich persönlich zu vereinigen: Wenn's fluppt, dann wird der Pharao gottesgleich, fluppt's net, dann hauen wir ihm halt den Kopf ab!

Das Wort „Rettungsroutine“ wurde Sieger, obwohl es noch gar nicht so allgemein im Umlauf ist: „Nicht die Häufigkeit, sondern die „Signifikanz bzw. Popularität“ eines Ausdrucks steht laut der Gesellschaft für deutsche Sprache bei der Wahl der Wörter des Jahres im Vordergrund. Signifikanz - geschenkt: das Wort „Rettungsroutine“, das in diesem Jahr in stolzer Missachtung gängiger Rechtschreibprogramme auf dem ersten Platz landete, beschreibe, lernen wir, nicht nur das dauerhaft aktuelle Thema der instabilen europäischen Wirtschaftslage und die wiederkehrenden Maßnahmen zur Stabilisierung, sondern sei in seiner Verknüpfung zweier widersprüchlicher Begriffe zudem sprachlich interessant. Doch auch von einem nur schnöde „populären“ Wort könnte man erwarten, dass die Leute es verwenden. Ganze sieben Ergebnisse in der Archiv-Suche (davon drei aus dem Jahr 2011) und nur knapp 1000 Google-Treffer kurz nach Bekanntgabe der Ehrung deuten aber darauf hin, dass es bislang nicht Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch gehalten hat.“

Trotzdem halte ich es für eine sehr gute Wahl, denn u.a. zeugt es auch davon, dass das Auswahlkommitee im Gegensatz zu manchem Finanzpolitiker noch zu größeren Gedankenleistungen fähig ist. Der Sprachwissenschaftler Hans Hütt fasst es in besonders bemerkenswerte Worte: „Mich wundert die Kargheit ihrer Gründe. Die Sprachschützer begnügen sich damit, festzustellen, dass es sich um ein Oxymoron handelt, bleiben damit einer unpolitischen Naivität verhaftet und blind dafür, auf was für einen explosiven Blindgänger sie da gestoßen sind.

Denn von wo diese Routine grüßt, kann von Retten keine Rede mehr sein. Die Gefahr, aus der zu reißen wäre, wie uns die Grimms informieren, hat sich verewigt. Das Reißen wird damit so überflüssig wie die Routine. Somit geht es bei Lichte betrachtet auch nicht mehr um die Routine des Rettens, sondern um das Einüben des Lebens in der Gefahr.“

Das im Kern politisch unsinnige Wort "Rettungsroutine" wurde geprägt durch den demnächst aus der Politik ausscheidende Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach (CDU): „Ein Politiker, der erst auf der Zielgeraden seiner Karriere zu einer dissenting vote gefunden hat...: „Es würde mich [Bosbach] jedenfalls wundern, denn in der Euro-Zone hat sich eine Art Rettungsroutine eingestellt. Und die Zahlen werden immer größer. Das führt allerdings nicht dazu, dass die Debatten auch länger werden. Im Gegenteil, bei den letzten Sitzungen haben wir nicht mehr so kontrovers und nicht mehr so emotional in der Fraktion debattiert, wie das in der Vergangenheit einmal der Fall war. Ich bezweifle im Übrigen auch nicht, dass wir uns mit den rund 44 Milliarden neue Hilfen, die es gibt, wiederum etwas Zeit kaufen. Allerdings sind doch die Prognosen, die man abgibt für das Wirtschaftswachstum in Griechenland, sehr, sehr optimistisch. Ich fürchte, dass sie zu optimistisch sind und dass wir uns in absehbarer Zeit wiederum mit dem Thema beschäftigen müssen – mit einem Ergebnis, was ich heute schon ahne.“



Genau da liegt die Crux, nicht mehr wirklich um irgendeine Rettung, geschweige denn um die Offenlegung und Bekämpfung der wahren Ursachen, geht es, sondern um „das Einüben des Lebens in der Gefahr“. Woher die Gefahr kommt, wird auch beharrlich vernebelt, und nicht nur durch Politiker, sondern auch durch die für die Aufklärung der Bevölkerung so wichtigen Journalisten fallen reihenweise auf die immer gleichen argumentativen Fallstricke herein, hier nur einmal am Beispiel der Versorgungslücken und der Staatsverschuldung aus der WELT-Online zitiert: „Zu den betrachteten Reformen gehören zusätzliche Leistungen in der Pflege- und Rentenversicherung, die Abschaffung der Praxisgebühr und das Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kinder nicht in eine Krippe schicken.....Berücksichtigt man zusätzlich noch von der Union geplante Vorhaben wie die Lebensleistungsrente, also die Aufstockung von Minirenten, und die Aufwertung der Kindererziehungszeiten bei der Rente, steigt die Summe auf atemberaubende 881 Milliarden Euro. Würde eine künftige Regierung gar die Wahlkampfversprechen der SPD umsetzen, dürfte diese Summe noch weit höher sein....Die einzige Sozialreform der vergangenen Jahre, die für mehr Nachhaltigkeit gesorgt hat, ist die Rente mit 67. Sie sorgt für dauerhafte Entlastung, die mit 411 Milliarden Euro zwar ebenfalls hoch ausfällt.....Bei der Berechnung schlägt die demografische Entwicklung durch: Bis 2030 wird sich die Zahl der über 60-Jährigen mehr als verdreifachen. Die Leistungsversprechen, die die Politik heute gibt, werden künftig von immer weniger Menschen finanziert werden müssen.“

Da staunt der Bürger andächtig, und der Banker lacht sich flach. Denn gleich mehrere Ostereier legt uns hier das Christkind, und wir merken es noch nicht einmal: „…Berücksichtigt man die Lebensleistungsrente (Aufstockung von Minirenten) und die Aufwertung der Kindererziehungs-zeiten, so steigt die Summe um 881 Milliarden Euro....Die einzige Sozialreform der vergangenen Jahre, die für mehr Nachhaltigkeit gesorgt hat, ist die Rente mit 67. Sie sorgt für dauerhafte Entlastung mit (minus) 411 Milliarden Euro ...Bei der Berechnung schlägt die demografische Entwicklung durch: Bis 2030 wird sich die Zahl der über 60-Jährigen mehr als verdreifachen. Die Leistungsversprechen, die die Politik heute gibt, werden künftig von immer weniger Menschen finanziert werden müssen.“. Nun das erste Ei, dass ist das die im Grunde genommen ganz lausige Aufwertung der kleinsten Renten um ein paar Euro monatlich bejammert wird, dass zweite dann, dass das Wort „Nachhaltigkeit“ ausgerechnet mit dem massiven Leistungsabbau beim Durchschnittsrentner zum Wohle der tatsächlich unnachhaltigen Befüllung der Banktresore in Verbindung gebracht wird. Wobei man als drittes Ei noch die absolute Frechheit hinter herschiebt, das ganze mit dem positiv belegten Wort „Sozialreform“ zu veredeln. Es ist aber keine "Sozialreform" sondern ein ganz massiver Sozialabbau zu Lasten Vieler und zu Gunsten Weniger. Zum Schluss wird dann noch das vierte Ei gelegt, nämlich die implizite und durch ständiges Wiederholen nicht richtiger werdende Behauptung aufgestellt, dass die „verflixten mittellosen Alten zu lange Leben wollen“ und „die ebenso mittellosen Jungen zu wenig poppen“ um den unbedingt nötigen Konsumenten- und Abgaben zahlenden Kleinbürgernachschub zu besorgen. Ergo, de facto die Schuldigen am ganzen Desaster sind die Rentner und die zukünftigen Renditesklaven ja selber. Amen.

Käme das ganze von Politikern der Koalition, es wäre nichts weiter besonderes daran. Aber es sind gerade die Menge der denkfaulen, den Polit- und Lobbyistenbrei nachplappernden Journalisten, die diese die Tatsachen auf den Kopf stellenden Verdrehungen erst so richtig gesellschaftsfähig gemacht haben. Tatsache ist jedoch, dass nur ein nach unten(!) umverteilender Staat seiner Aufgabe gerecht wird, denn nach oben kommt das Geld schon ganz von alleine. Dafür braucht man keine Nachhilfe seitens der Volksvertreter wie es nun seit Jahren massiv geschieht. Und dass der Staat sich im gleichen Maße wie alle Marktteilnehmer verschulden muss liegt nicht so sehr an den Politikern, sondern einzig am Konstruktionsfehler unserer Finanzstruktur, in der nun mal die volkswirtschaftliche Summe aller Vermögen immer gleich der Summe aller volkswirtschaftlichen Schulden ist.

Auch gibt es keinen Renten-Engpass aufgrund der zunehmend alterslastigen Bevölkerungsstruktur, dass vorgebliche Demographieproblem, sondern wegen der zunehmend ungleichen Verteilung der Vermögen (nach ganz oben) und der entgegenstehenden Schulden (nach mitte-unten). Tatsächlich ist das was zu verteilen wäre, nämlich vorallen Dingen das BIP, in jedem Jahr gestiegen, und zwar pro Kopf, vom Baby bis zum Greis! Das heißt es steht nach wie vor, und bei weiter steigendem oder konstantem BIP auch jederzeit sogar noch mehr, zum gerechten Verteilen auf Alle zur Verfügung. In jedem Falle jetzt und in Zukunft mehr als es selbst zu Wirtschaftswunderzeiten war, sowohl nominal als auch prozentual. Nicht die absolute Menge hat sich zum Nachteil geändert, sondern die relativ ungleiche Verteilung, und zwar massiv.

Die zunehmende Alterung wird dagegen schon längst durch entsprechende Produktivitätsgewinne ausgeglichen. Schlimmerweise sogar deutlich über-ausgeglichen, was zur Folge hat, dass nun nicht nur die Alten nicht mehr arbeiten können, sondern die Jungen de facto, mangels ausreichender Vollzeit-Arbeitsplätzen, nicht einmal mehr arbeiten dürfen obwohl sie gerne würden! Der tatsächliche Rentenengpass (und nicht nur der) entsteht nämlich aus einem ganz anderen Grund: die Technologie und Globalisierungs bedingte erhebliche Zunahme der Arbeitsproduktivität bedingt eine immer weniger werdende notwendige Anzahl an Vollzeitbeschäftigten, wobei dann einfach voraussgesetzt wird, dass genau diese notwendig kleiner werdende Gruppe die Versorgung Ihrer selbst als auch sämtlichst anderer Bedürftiger der Republik alleine zu berappen hätte, so als hätten wir noch die Wirtschaftswunderzeit der Vollbeschäftigung und sogar noch Arbeitsnachfrage deutlich darüber hinaus. Ja tatsächlich, so war das einmal, als ein Dutzend Bauarbeiter an zwei Tagen mit der Schippe das erledigten, was heute ein einziger Baggerfahrer in vier Stunden locker macht. Die den gewaltigen Produktivitätsgewinn der letzten Jahrzehnte aber weit vor allen Anderen einstreichenden Großunternehmen, Banken und Investoren werden dagegen faktisch von der steuerlichen Finanzierung des Gemeinwohles ausgenommen. Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert und sogar noch, als Sahnehäubchen obendrauf, massive Subventionen, zu denen auch die „Rettungsroutine“ gehört, an sie auf Kosten „obiger untiger“ ausgeschüttet.

Der erkleckliche Anteil hirntoter Journalisten, beileibe nicht nur bei Welt-Online sonder hier nur exemplarisch, verfestigen mit einer solchen Cut-and-paste-Berichtsroutine diesen kapitalen Unfug durch jahrzehntelange stoische Wiederholungen. Solange, bis auch der letzte Kollege nicht mehr wagt etwas anderes zu denken, geschweige denn zu schreiben. Um es sich noch einmal auf der Hirnzunge zergehen zu lassen: „Die Leistungsversprechen, die die Politik heute gibt, werden künftig von immer weniger Menschen finanziert werden müssen.“,.... werden müssen, müssen, Wenige müssen, immer weniger MÜSSEN, müssen finanzieren, immer weniger Menschen müssen finanzieren...welch eine kafkaeske Gehirnwäsche. Wieso denn, sterben wir etwa aus? Nunja, es werden ein paar weniger die nächsten 50 Jahre, aber nur vielleicht und gar nicht mal so viele, wieso „müssen“ da immer weniger Arbeitende das ganze Gesellschaftsmodell finanzieren? Wieso, wenn man den Wachstumsprofeten des ESM & Co. doch glaubt, dass das BIP nach kurzer Durststrecke und Überwindung der EURO-Krise in Bälde sogar noch weiter ansteigen soll? Wieso gibt es denn da immer weniger für die Alten und Bedürftigen, obwohl doch tatsächlich immer mehr da ist, was man verteilen könnte? Könnte? Könnte Einerseits, Müssen Andererseits? Schonmal darüber nach gedacht lieber WELT-Kollege? Nunja, bis zum Jahreswechsel steht dafür noch genügend besinnliche Zeit zur Verfügung.

Screenshot Waffenhändler Slickguns vom 17.12.12
Nun denn, Rettungsroutine auch in den USA:Amerika steht unter Schock: Ein 20-jähriger Amokläufer hat in Newtown im US-Bundesstaat Connecticut 20 Kinder und sechs Erwachsene getötet. Präsident Barack Obama kämpfte mit den Tränen und setzte das Thema Waffengesetze wieder auf die Agenda.“. Wiedermal hat ein durchgedrehter Irrer in den USA einen Massenmord mit automatischen Waffen durchgeführt, diesmal waren die Opfer sogar kleine Kinder ohne Arg und ohne Chance. Wieder einmal werden routiniert die alten selben Argumente zwischen Waffennarren und Gegnern aus getauscht. Wenn die Tränen getrocknet und die Schlagzeilen vergessen, und der nächste Täter bereits im Anmarsch ist, wird sich mit ziemlicher Sicherheit kaum etwas an den zugrunde liegenden Zuständen geändert haben. 

Man fragt sich allerdings, wie lange ein mit hunderten von Millionen privater Schusswaffen versorgter Staat mit zunehmend vom System frustrierten Bürgern noch an einer Sezession vorbei schlittern kann: „Die USA sind ein tief gespaltenes und zerrissenes Land. Nicht nur Demokraten und Republikaner stehen sich unversöhnlich gegenüber: auch die Befürworter und Gegner strengerer Schusswaffengesetze finden seit Jahren keinen gemeinsamen Boden mehr. Seit der Wahl des ersten schwarzen US-Präsidenten haben sich die Fronten sogar noch weiter verhärtet. Tausende von schießwütigen Amerikanern deckten sich nach Obamas Sieg vor vier Jahren mit zusätzlichen Pistolen und Gewehren ein; zur Selbstverteidigung, wie viele betonten – auch und erst recht gegen die eigene Regierung.“. Die mächtige US-Waffenlobby wird sich am Ende, man ahnt es, wieder durchsetzen: “...Nur einen Tag vor der Tragödie von Newtown hat der US-Staat Michigan ein Gesetz verabschiedet, dass es Bürgern erlaubt, verdeckte Schusswaffen in Schulen und Kirchen zu tragen. Florida wird diese Woche seine ein-millionste Schusswaffenlizenz ausstellen, die ebenfalls das verdeckte Tragen von Handfeuerwaffen zulässt. An der Universität von Colorado in dem Städtchen Boulder dürfen Studenten seit kurzem bewaffnet auf dem Campus erscheinen. Auch an anderen Hochschulen gibt es ähnliche Vorstöße.“

Ebay für Waffennarren: Screenshot von Armlist, wo man auch die verschärfte Version der Bushmaster, auch bekannt unter der Militärbezeichnung M-16, zum Trostpreis von 900 Dollar erwerben kann. Ohne Registratur sogar, da es sich um Gebrauchtware handelt.
Mehr Waffen, mehr Sicherheit, der autistische Slogan der Narren und Irren. Das man in einem Land mit Waffentradition vielleicht den allgemeinen Zugang zu normalen Repetiergewehren und „nur“ 6-schüssigen Revolvern nach Vorbild des Colt-„Peacemakers“, zu Jagd- und Selbstverteidigungszwecken, erlaubt, naja, fast geschenkt. Aber warum jeder US-Bürger nun auch unbedingt Zugang zu kriegstaugliche Waffen und Munition benötigt bleibt jedem der noch einigermaßen klar im Kopf ist ein heiliges Rätsel. Außer man freut sich auf den kommenden Sezessionskrieg, schließlich ist der letzte ja auch schon 150 Jahre her, und da wird es in der Tat langsam wieder Zeit. Das Mordgerät übrigens, eine Bushmaster im NATO-Caliber .223, wird allerdings langsam knapp. Zum Sonderangebot zu knapp 650 Dollar ist sie wegen der aktuell gestiegener Nachfrage nun nicht mehr zu bekommen. Zur Not geht es aber auch über den Gebrauchthandel, da bekommt man dann auch die Original-Militärversion mit aufgepflanztem Bajonett. Falls einem in der Not doch mal die reichlich magazinierte Munition zu Ende gehen sollte, man weiß ja nie, und dann ist man froh, wenn man noch was eigenes hat.

Was für ein Motiv, welche Art von Psycho-Rassismus gegen kleine Kinder den selbst noch sehr jungen Massenmörder Adam Lanza trieb, ist zum Teil noch Spekulation. Soweit bekannt war er autistisch, was die amerikanische Waffenlobby ja nicht weniger ist, und seine Mutter war die verrückte Waffennarrin mit Schnellfeuergewehr immer hart an der Frau. Letztlich sind aber die Motive nicht wirklich wichtig, denn jeder Massenmörder hat immer sein eigenes, spezielles und wenig nachvollziehbares Armageddon im verwirrten Hirn. Aber, solange solche Typen nur durchschnittliche Schüler, Studenten, kleine Leute im Kino der gar Kinder ermorden wird es die Eliten der USA relativ kalt lassen. Erst wenn die Frustrierten ihre wahren, bislang gesichtslosen, Feinde vehement unter Feuer nehmen, dann wird einiges mehr in Bewegung geraten. Dann, ach wie logisch, würde man den Sinn von Kriegswaffen in privaten Händen erstmals tatkräftig in Frage stellen. Für die Kinder von Sandy Hook und ihre ebenso zerstörten Eltern wird es solange kein besinnliches Weihnachten mehr geben, so richtig wohl nie mehr. Zu hoffen bleibt, dass von diesem Ort vielleicht eine Bewegung ausgeht, die mehr in und an den USA verändert, als eine Kupferplatte des Gedenkens an die unschuldigen Opfer vor dem Schulgebäude ein zu betonieren.


Weniger merkwürdig ist der altbekannte, aber in Europa wieder zunehmend virulente Rassismus und Antisemitismus: „ ...Merkel sagte: "Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit all das sind Dinge, für die wir wirklich auch sagen müssen, dass wir uns dafür schämen, dass es das in unserem Land noch gibt. Und hier haben wir alle miteinander noch sehr viel Arbeit." Als eine ihrer prägendsten Erfahrungen im Jahr 2012 Merkel nannte Merkel die Aufklärungsarbeit zur NSU-Mordserie: "Ich glaube, dass jetzt auch alles getan wird, damit diese Dinge wirklich vollständig aufgeklärt werden." Sie sprach von einem "ganz traurigen Kapitel".“. Nun, wo sie recht hat, da hat sie eben recht. 

Insbesondere die seltsame Untätigkeit, Unfähigkeit, die Vielzahl der Aktenvernichtungen zum Untersuchungsgegenstand, die personellen Querverflechtungen der Verfassungsschützer mit den Rechtsradikalen, und die Ignoranz gegen die guten Ratschläge der Ermittlungsprofis vom BKA, all das kam in der Tat wohl nicht von ungefähr. Selbst die Quasi-Nummer-Zwei im Staate steht da berechtigterweise in der Kritik: „Nach seinem Auftritt im NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags steht derweil der frühere Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) in der Kritik. Der Ausschussvorsitzende Sebastian Edathy warf dem heutigen Finanzminister Desinteresse an der Aufklärung der Morde vor. "Er hat sich für die Sache nach meinem Eindruck so gut wie gar nicht interessiert", sagte der SPD-Politiker dem RBB-Inforadio. In Schäubles Ministerverantwortung seien 2006 zwei gravierende Fehlentscheidungen getroffen worden. "Zum einen hat man (...) die Abteilungen für Links- und Rechtsextremismus beim Verfassungsschutz zusammengeführt, was zur Folge hatte, dass 20 Prozent weniger Mitarbeiter zuständig waren für die Beobachtung von rechtsextremistischen Aktivitäten", monierte Edathy. Zum anderen habe Schäuble zugelassen, "dass diese Ermittlungen dezentral und nicht – wie es das Bundeskriminalamt wollte – federführend von einer Bundesbehörde geführt worden sind".“

Klar auch hier wieder politische „Rettungsroutine“, und so wird jede Verantwortung „zurückgewiesen“, so als hätte man als oberster Chef der Behörden mit all diesen Dingen nie etwas am Hut gehabt: „Schäuble hatte in seiner Ausschuss-Anhörung am Freitag eine Mitverantwortung für die Ermittlungspannen von sich gewiesen. ….Von einem BKA-Vorschlag für zentrale Ermittlungen habe er nichts gewusst, ...Die SPD-Obfrau im Ausschuss, Eva Högl, sagte der Zeitung: "Herr Schäuble hat sich damals nicht interessiert für die Mordserie und heute auch nichts beigetragen zur Aufklärung der Hintergründe. Mich hat dieses Desinteresse sehr verwundert." ...Schäuble war von 2005 bis 2009 Bundesinnenminister.“. Alles nach bekanntem routinierten Muster, ob Guttenberg der nachweislich 95% seiner Promotion kopierte, ob Mappus der mit dümmlichsten Investments bei dubiosesten "Freunden" öffentliche Milliarden versenkte, oder „Ey-haste-mal-ne-Mark“-Präsi-Wulff der überall die Hand aufhielt und ebenso dubiose „Freundschaften“ einging, alle haben nie etwas gewusst, bemerkt oder sonst wie Verantwortung gehabt. Viel genaues weiß man nicht, und man wird dank gründlicher Arbeit der Aktenvernichter wohl auch nie wirklich erhebliches erfahren. 

In Ungarn geht man da schon etwas unverblümter in medias res: „Ungarischer Politiker verbrennt israelische Flagge. Erneut Wirbel um einen antisemitischen Ausfall eines ungarischen Abgeordneten: Balazs Lenhardt hat während einer Protestveranstaltung vor dem Außenministerium eine israelische Flagge verbrannt.“. Was in Deutschland einem öffentlichen Harakiri gleichkäme ist im EU-Land Ungarn dagegen fast schon opportun. Der spätestens seit dem tiefsten Mittelalter zu beobachtende, und besonders in Zeiten zunehmender Not, Finanz- und Verteilungskrisen und im Vorfeld der folgenden Kriege eskalierende, Antisemitismus als besondere Ausprägung des Rassismus, kommt nicht so einfach von ungefähr. Man muss sich auch den tiefliegenden Ursachen stellen, die nicht einfach nur in braun verfärbten Hirnen zu suchen sind. Sondern genauso in einigen Umständen, denen man sich eigentlich zu stellen hat. Die man aber genauso vehement abstreitet und unterbindet wie in den USA die Argumente für eine Einschränkung des freien Waffenerwerbs.

Mit Israel ist es wie mit einem Fußballverein: Da gehen 50.000 Fans in ein Stadion, wovon 49.500 friedlich und begeistert sind. Aber die 500 Irren, die vor und nach jedem Spiel für Krawall ohne Ende sorgen, dass sind diejenigen die das Bild des Vereins prägen und am nächsten Tag die Schlagzeilen füllen. Ein Fußballverein, der seines Hooliganproblems nicht Herr wird, läuft Gefahr seine Lizenz zu verlieren. Neunzig Prozent der Israelis sind ebenfalls friedliebend, weder durchgeknallte monotheistische Irre, noch radikale Siedler noch gehören Sie zu den überproportional einflussreichen und gut vernetzten Investmentbankern. Aber es sind genau diese seit Jahrhunderten und Jahrtausenden immer wieder auftretenden "Hooligans" die das allgemeine Bild in der Welt prägen und die in Zeiten der wiederkehrenden Verteilungskrisen den latent vorhandenen Antisemitismus zu Tage befördern. Wenn Israel nicht bald sein Hooliganproblem in den Griff bekommt, denn wird es Ihnen irgendwann ergehen wie zuletzt Dynamo Dresden: Auch der letzte friedliebende Unterstützer geht von der Fahne und der Verein verliert seine Spiel-Lizenz. Aber wie so oft, bornierte Kriegstreiber wie Netanjahu, der seine Rücksichtslosigkeit gegen Freund und Feind, ähnlich wie Putin in Russland, aus seiner früheren Funktionen im härtesten und brutalsten aller israelischen Geheimdienste, dem Sajeret-Matkal, bezieht, sind da nicht besser als ihre Fans. Und von Menschen, die ihre besten Jungmänner-Jahre in einer Subkultur des legalen Tötens verbracht haben, von denen kann man kaum erwarten, dass sie heute zu „lupenreinen“ Demokraten und Friedensengel geworden sind.


Netanjahu gilt innerhalb des Likud als Hardliner , er gehört zu den Gegnern eines unabhängigen Palästinenserstaates und bevorzugt eine „Selbstverwaltung“ unter israelischer Kontrolle. .. Am 7. August 2005 trat Netanjahu aus Protest gegen die Zustimmung des israelischen Kabinetts zur ersten Phase des Abzugs israelischer Siedler aus dem Gazastreifen zurück. Er begründete diesen Schritt damit, dass ein unilateraler Abzug Israel keine Vorteile brächte, vielmehr sei das Gegenteil der Fall. Der Abzug unterminiere die Sicherheit, spalte die Nation und sei nicht der Weg zum Frieden. Außerdem sei dies ein Schritt zu den Grenzen von vor 1967, die nicht militärisch zu verteidigen seien.“. Andere ehemalige Kollegen aus seiner damaligen Killertruppe sehen das allerdings inzwischen differenzierter: „Am 21. Dezember 2003 gaben dreizehn Reservisten der Einheit im Büro des Premierministers in Jerusalem eine Erklärung ab, in der sie ihre Ablehnung, künftig in besetzten Gebieten Dienst zu leisten, zum Ausdruck brachten . „Wir sind hierher gekommen, um Ihnen, Herr Premierminister, mitzuteilen, dass wir weder länger Komplizen der Unterdrückungspolitik in den besetzten Gebieten und der Verweigerung elementarer Menschenrechte gegenüber von Millionen Palästinensern sein werden, noch als Schutz von Siedlungen auf konfisziertem Land dienen werden“. Diese als Sajeret-Matkal-Brief bekannt gewordene Erklärung löste eine heftige Debatte in der israelischen Öffentlichkeit aus, weil erstmals Mitglieder der Spezialeinheiten, noch dazu der renommiertesten und leistungsfähigsten, öffentlich die israelische Siedlungspolitik kritisierten. Die Kontroverse zog auch deshalb so große Kreise, weil etliche Mitglieder des politischen Establishments und des Generalstabes ehemalige Mitglieder der Einheit waren, und sogar zwei ehemalige Premierminister, Ehud Barak und Benjamin Netanjahu, aus ihren Reihen kamen.“.
Lubavitcher Rebbe (Q: Wikipedia)

Netanyahu Lebensweg und seine Einstellungen sind symptomatisch. Geboren in Israel 1949, studierte er in den USA. In dieser Zeit änderte er sogar seinen Namen: „At that time he changed his name to Benjamin Ben Nitai (Nitai, a reference to both Mount Nitai and to the eponymous Jewish sage Nittai of Arbela, was a pen name often used by his father for articles).“ Der Namensgeber, Nittai von Arbela, lebte von 134–104 vor Christus: “...No halakhot of his are extant, but some of his apothegms have been preserved in such sources as Pirkei Avot; these afford a glimpse of his character, to wit: "Withdraw thyself from an evil neighbor; join not thyself unto the wicked; and renounce not the hope of retribution.". Der überlieferte klassische dieses Propheten "Befreie dich von einem bösen Nachbarn; vereinige dich nicht mit den Boshaften; und verzichte nie auf die Hoffnung auf Vergeltung!" bezog sich damals zwar auf seine antiken religiösen Konkurrenten, passte für Netanjahu aber wohl sehr gut auf die heutige jüdische Situation in Palästina.

Natürlich ist Netanyahu perfekt vernetzt. So etwa über die Boston Consulting Group: „...At the Boston Consulting Group, he was a colleague of Mitt Romney. ...From 1980–82 he was director of marketing for Rim Industries in Jerusalem....Between 1984 and 1988 Netanyahu served as the Israeli ambassador to the United Nations. It was then that Netanyahu met the Lubavitcher Rebbe, Rabbi Menachem Mendel Schneerson....In 2010, the British magazine New Statesman listed Netanyahu at 11th on the list of "The World's 50 Most Influential Figures 2010". In der aktuellen oder auch Ex-Personalliste der BCG findet sich auch das "Who is Who" der Welt-Strippenzieher selbst bis nach Deutschland und Berlin. So z.B. Hans-Paul Bürkner, ehemals Commerzbank und nun President & CEO bei BCG, oder auch Roland Berger, Top-Berater z.B. der Bundesregierung unter Schröder, Michael Dornemann Bertelsmann, Stefan Quandt/BMW, Carl Woebken Babelsberger Filmstudios, und viele einflußreiche Leute mehr.

Der vorher angeführte Lubavitcher Rebbe (1902-1994) ist wiederum nicht irgendeine Rabbi, sondern er wird von seinen Anhängern, zu denen nach eigenem Bekunden eben auch Netanyahu gehört, als der „Messias“ angesehen, Womit wir zwischendurch auch wieder mal beim Christkind wären, dem „Messias“ einer wohlbekannten ehemals jüdischen Sekte namens Christen. Sein Initialtreffen mit dem Rebbe beschreibt Netanjahu mit eigenen Worten so: „Then something happened that I will never forget to the end of my life. The Rebbe and his brother-in-law, I think they were both approaching eighty at the time, each took a Sefer Torah, a Torah scroll. They went to the center of the hall, surrounded by all the chassidim. There was a light shining from the ceiling that bathed them in a pool of light. I saw these two old bearded Jews dancing in a circle of light with a Torah. I felt the strength of generations, the power of our traditions, our faith and our people. The Rabbi said many things to me that night. But he said one big thing. He said, "You will go into a house of lies," that's how he referred to a particular institution. He said, "Remember that in a hall of perfect darkness, if you light one small candle, its precious light will be seen from afar, by everyone. Your mission is to light a candle for truth and for the Jewish people." That is what I have tried to do ever since.“

"You will go into a house of lies [hier vom Rebbe speziell gemeint die UN]", durchaus eine Binsenwahrheit im Raume der Politik, der Lobbyisten, Geheimdienstler und Diplomaten, die sich Netanjahu offensichtlich zur Prämisse gesetzt hat. So ist er wenig kleinlich in seiner Interpretation der Dinge und hat sich inzwischen auch mit seinen wichtigsten Verbündeten gründlich angelegt, obwohl er in beiden US-Parteien ebenfalls bestens vernetzt ist: „...Netanyahu has close ties with the U.S. Republican Party and its leadership in the House of Representatives. Netanyahu and 2012 Republican presidential nominee Mitt Romney have a close relationship that dates back to their work together at the Boston Consulting Group in the mid-1970s. U.S. Vice President Joe Biden [Democrats] has been friendly with Netanyahu for many years. In November 2011 and in the 2012 U.S. vice presidential debate, Biden stated that the relationship has lasted for 39 years.“. Die Stimmung zwischen ihm und Obama ist aber spätestens seit Obamas Kairo-Rede 2009 dahin, als dieser durch die Blume gesprochen den Palästinensern ein Recht auf einen eigenen Staat zu sprach und das illegitime Vorgehen Israels offen ansprach: „During President Obama's Cairo speech on 4 June 2009 in which Obama addressed the Muslim world, Obama stated, among other things, that "The United States does not accept the legitimacy of continued Israeli settlements."“.

Seine Reaktion war folglich „not amused“ und sein eiliges „Friedensangebot“, dass er im Gegenzug den Palästinensern einige Tage danach unterbreitete, war ein Festschreibung der israelischen Hegemonie in alt bekannter Weise. Obendrein noch erweitert um den Anspruch auf komplett Jerusalem und den völligen Verzicht der Palästinenser auf eigenes Militär und auf jegliche Rückkehrrechte. Eine zynische Farce, die entsprechend nur weiteres Öl ins Feuer goß: „During the 2011 G-20 Cannes summit, French president Nicolas Sarkozy was overheard saying to U.S. president Barack Obama, "I cannot bear Netanyahu, he's a liar". To this Obama reportedly responded, "You're fed up with him, but I have to deal with him every day." Journalists covering the event were requested to sign an agreement not to report the incident.“


Um all diesen Wahnsinn zu verstehen, muss man gerade auch bei seinen prägenden Vätern nachschauen: „„Netanyahu's paternal grandfather was Rabbi Natan Mileikowsky, a leading Religious Zionist rabbi and JNF fundraiser. ......Netanyahu's father, Benzion, was a professor of Jewish history at Cornell University, editor of the Encyclopaedia Hebraica, and a senior aide to Ze'ev Jabotinsky, who remained active in research and writing into his nineties. Regarding the Palestinian people, he stated: "That they won't be able to face [anymore] the war with us, which will include withholding food from Arab cities, preventing education, terminating electrical power and more. They won't be able to exist, and they will run away from here. But it all depends on the war, and whether we will win the battles with them." Netanyahu has dismissed those who note similarities between his relentlessly hawkish views and those of his late father as "psychobabble". For example, David Remnick has written: "To understand Bibi, you have to understand the father."". Entsprechend verträgt er sich ganz anders als die Arbeiterpartei (Labor Party) auch mit der radikalen und ultraorthodoxen Minderheiten, und sein Kabinet ist daher zur Zeit ein lustiges Multiparteienensemble aus Likud und Labor Party als auch den Splitter-Parteien Yisrael Beiteinu, Shas, The Jewish Home, Independence, United Torah Judaism und Kadima.

Wirtschaftlich ist und war Netanyahu genau die Sorte „Wirtschaftsliberaler“ und Anhänger der Pferdeäpfeltheorie, die sämtliche Schranken kapitalistischen Finanzverkehrs einrissen, mit der Folge der verheerenden Verteilungskrisen nach weltbekannten Schema: „As Finance Minister, Netanyahu undertook an economic plan in order to restore Israel's economy from its low point during the al-Aqsa Intifada. The plan involved a move toward more liberalized markets, although it was not without its critics. Netanyahu succeeded in passing several long-unresolved reforms, including an important reform in the banking system. However, opponents in the Labor party (and even a few within his own Likud) viewed Netanyahu's policies as "Thatcherite" attacks on the venerated Israeli social safety net."

Den Salat hat er nun angerichtet: „Unter dem Slogan "...Neben den steigenden Mieten richtet sich ihr Protest auch gegen die Verschlechterung der Gesundheitsversorgung und des Bildungssystems. ...Die Kluft zwischen Arm und Reich in Israel zählt zu den größten in der westlichen Welt.....Die Proteste sind die größte soziale Bewegung in Israel seit vier Jahrzehnten. Erstmals seit Beginn des Protests im Juni schloss sich auch die arabische Minderheit in Israel den Demonstrationen an. Diese leidet besonders unter Diskriminierung. Einer Umfrage der Zeitung Haaretz zufolge unterstützen 87 Prozent der israelischen Bevölkerung die Proteste...“. Und wenn nun Netanjahu auf Kriegspolitik umgeschaltet hat, so hat das auch in Anbetracht der in kürze kommenden und für den vorgesehenen Iranangriff entscheidenden Wahl, einen klar erkennbaren Vorteil: „Die Mittelschicht demonstriert gegen den ungezügelten Kapitalismus im Land......Die vom Abstieg bedrohte Mittelklasse erteilt ihrem Premier Benjamin Netanjahu eine Lektion. Denn seine Koalition, wie im übrigen auch andere Regierungen zuvor, hat vor lauter Nahost-Konflikt vergessen, wie man echte Innenpolitik betreibt. Jedenfalls eine, die nicht bloß auf der Verteilung von Geld an verschiedene Gruppierungen besteht, um deren Zustimmung für ihre Mitgliedschaft in der Regierung zu gewinnen. Davon haben bislang meist die Ultraorthodoxen und die Siedlerbewegung profitiert. Noch aber hält sich die Protestbewegung zurück, solche Zusammenhänge herzustellen. Nur vereinzelt sieht man Plakate, die explizit für mehr Wohnungen in Israel und nicht jenseits der Grünen Linie, also im Westjordanland, plädieren. .....Glaubt man der Analyse von Bildungsministers Gideon Sa´ar, handelt es sich um die Achillesferse von Netanjahus Likud-Partei: Denn "immer wenn es in den vergangenen zwanzig Jahren Wahlen stattfanden, bei denen sozio-ökonomische Probleme im Zentrum standen, hat der Likud verloren", warnte Sa´ar diese Woche seine Parteikollegen. Tatsächlich spielten bei den Wahlen 1992, 1999 und 2006, die alle dem Likud eine Niederlage brachten, innenpolitische und soziale Themen eine große Rolle.“ Das er heute einen geradezu religiös vernebelten Feldzug gegen Freund und Feind führt, auch gerade wie er sich zuletzt der deutschen Nibelungentreue entledigte, ist daher leicht erklärbar. Aber eben auch, das sein Verhalten sicher nicht dazu angetan ist, dem latenten Antisemitismus entgegen zu wirken.

Das "Jein" Deutschlands zum Beobachterstatus der Palästinenser in der UN war eine Zäsur. Erstmals hat sich eine deutsche Regierung, und da bin ich mal wieder gezwungen Frau Merkel zu loben, durchgerungen in einer ganz entscheidenden Frage nicht wie ein unverwüstlicher Panzer hinter israelischer Okkupationspolitik zu stehen. Der Schreck saß tief bei Netanjahu, denn und da liegt er nicht ganz falsch, es ist ein kleines Loch im Staudamm, der sich noch zu einem großen Loch ausfransen könnte. Wenn man realistisch ist, so ist es mit Israel so wie mit dem Euro, man kann versuchen es mit Gewalt auf Kosten und zum Leid der Massen solange wie möglich zu verteidigen, oder man macht frühzeitig den Schnitt, der sowieso mittel- bis langfristig kommen muss. Auch hier, möchte man gerne glauben das für Besinnung noch etwas Zeit sei, aber da muss erst noch ein neuer Stern über Bethlehem aufgehen, und das war zuletzt vor 2000 Jahren der Fall.

Zu jeder Weihnachtsansprache gehört etwas Sülze, und so wollen wir zum Schluss der Besinnung oder auch der Besinnlosigkeit noch etwas Raum bieten. Die Feiertage bieten dieses Jahr noch Gelegenheit zum träumen von einer heilen Welt, BK Merkel und BP Gauck werden neben der unverwüstlichen Miss Sophie ihre immer gleichen, alt bekannten Reden liefern. Wer's mag, warum nicht, und Silvester wird die Gelegenheit hergeben sich noch einmal mit Rausch und Feuerwerk wohlig einzunebeln. So singen wir zum Abschluss diese Jahres auch gerne wieder den alten Schottischen Robert Burns Klassiker Auld Long Syne; ein Lied über echte Freundschaft ohne Harm und Arg und von den guten alten Zeiten, als die man die heutige in hundert Jahren ebenfalls rühmen wird:


Should auld acquaintance be forgot,
and never brought to mind ?
Should auld acquaintance be forgot,
and auld lang syne ?
For auld lang syne, my jo,
for auld lang syne,
we’ll tak a cup o’ kindness yet,
for auld lang syne.
And surely ye’ll be your pint-stowp!
and surely I’ll be mine!
And we’ll tak a cup o’ kindness yet,
for auld lang syne.
For auld lang syne, my jo,
for auld lang syne,
we’ll tak a cup o’ kindness yet,
for auld lang syne.
We twa hae run about the braes,
and pu’d the gowans fine;
But we’ve wander’d mony a weary fit,
sin auld lang syne.
For auld lang syne, my jo,
for auld lang syne,
we’ll tak a cup o’ kindness yet,
for auld lang syne.
We twa hae paidl’d i' the burn,
frae morning sun till dine;
But seas between us braid hae roar’d
sin auld lang syne.
For auld lang syne, my jo,
for auld lang syne,
we’ll tak a cup o’ kindness yet,
for auld lang syne.
And there’s a hand, my trusty fiere!
and gie's a hand o’ thine!
And we’ll tak a right gude-willy waught,
for auld lang syne.
For auld lang syne, my jo,
for auld lang syne,
we’ll tak a cup o’ kindness yet,
for auld lang syne.

Der dem Clip zugrunde liegende Film ist so grässlich altmodisch wie aber auch treffend. Capra's Film von 1946 vermag wie wenige andere Filme, Bank-Run eingeschlossen, die ständig wiederkehrenden Verteilungs-Probleme in zeitlose Metaphern zu fassen. Auch wenn man heutige "Computerkids" und Special-Effects-Verwöhnte Kinogänger wohl nur unter Androhung archaischer Prügelstrafen zum Zuschauen bringen kann, es lohnt sich. Auch wenn's weh tut.

3 Kommentare:

  1. Das Lästern über die lockereren Waffengesetze der USA halte ich für "typisch deutsch", da wir von klein an auf eine Art Unselbstständigkeit getrimmt werden, wie Sie in Finanzdingen ja gerne ausführen.
    So übel dieses Massaker auch ist, so sehr stellt sich die Frage, ob in Deutschland diverse U-Bahn Schläger oder auch die damaligen Gladbecker Geiselnehmer ihre Morde vollüben hätten können, wenn jeder 3. Bürger hier ebenso bewaffnet sein könnte.
    Wer kriminelles plant, kommt auch ohne größere Probleme an Waffen/Bombenmaterial. Wer ein "braver Staatsbürger" sein will, wird davon ausgeschlossen und darf auf die "Deeskalierungsexperimente" unserer Staatsorgane hoffen.

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Anonym,

    Danke für den Kommentar.

    Nun ja, es geht ja auch weniger um Schusswaffen an und für sich in den USA, sondern wesentlich um die Frage, ob dazu auch Kriegsgerät gehört. Wer ein Sturmgewehr kauft, der braucht das nicht zur Jagd. Das ist Unfug. Gründe für so einen Kauf gibt es natürlich viele, sei es nur der Spieltrieb. Der ist zwar nicht ehrenrührig, aber den kann man auch mit harmloseren Sachen befriedigen. Den Spaß am schießen will ich niemandem verbieten, aber dafür reichen Luftdruckwaffen aus, und selbst über Kleinkaliberrepetierer oder Revolver im Kaliber 22 .lfb kann man durchaus reden, auch wenn die durchaus tödlich sind (und z.B. von Mafiakillern wegen ihrer „Sauberkeit“ bevorzugt werden). Bei größeren Kalibern und Schusskadenz wird es aber wirklich „horrible“ (http://www.bing.com/images/search?q=shotgun+wound&qs=n&form=QBLH&filt=all&pq=shotgun+wound&sc=0-10&sp=-1&sk=).

    Solche Waffen machen aus Hampelmännern eine kleine Armee mit absolut verheerender Wirkung. Das hat weder etwas mit Spaß, noch etwas mit dem Recht auf Selbstverteidigung zu tun. (Das ist mit Schusswaffen sowieso so ein Problem: Mehr als die Kraft einen Finger krumm zu machen braucht man nicht, und die relativ große Entfernung zum Opfer ist ein psychologischer Vorteil für den Täter. Mit einem Messer kann man auch töten, aber es erfordert erheblich mehr vom Täter.)

    Das andere Problem ist: Unter Stress reagieren Menschen zum Teil völlig irreal. Ob Gut- oder Schlechtmensch, wenn's eng wird und sei es nur im Geiste, dann wird auf alles geballert was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Schlimm genug, aber weniger schlimm wenn dann Schussenergie und Kadenz in Grenzen bleibt. Natürlich lassen sich wirklich Kriminelle von Verboten wenig beeindrucken, aber für den ganzen (zahlenmäßig enormen) Übergangsbereich der noch-nicht oder nur gering Kriminellen ist es ein wesentliches Hindernis. Denn mit einer illegalen Waffe setzt man sich einem erheblichen Straf- und Verfolgungsrisiko aus, das von den allermeisten „Grenzgängern“ sehr wohl gescheut wird. Den „braven Staatsbürger“ gibt es genauso wenig wie „den Kriminellen“, die Spannweite ist enorm und geht völlig fließend in einander über.

    Letztlich ist es aber eine statistische Abwägung: Wieviele Verbrechen können durch eine Volksbewaffnung tatsächlich verhindert werden, und wieviele entstehen dadurch gerade zusätzlich? Die Erfahrung zeigt, das in der Regel mehr „Stress“-Verbrechen zusätzlich entstehen, als sonstige Verbrechen verhindert werden. Zumal sich die Gewaltbereitschaft der Kriminellen natürlich an der zu erwartenden Gegenwehr der Opfer und der Polizei orientiert, je mehr Gewalt zu erwarten ist, desto mehr Gewalt „muss“ der Kriminelle schon im Vorfeld aufbieten. Die Gewaltspirale dreht sich dann unaufhörlich. Zweiter Effekt: wenn jemand die bewaffnete Gegenwehr zu erwarten hat, so legt er seinen eigenen Angriff von vorne herein so an, dass seinem Opfer von Anfang an keine Chance bleibt, egal wie stark er eventuell bewaffnet ist.

    „Deeskalation“-Strategien sind daher nun mal das Beste was man gegen solche Spiralen machen kann. Sicher nicht perfekt, aber besser als jedes hochdrehen der Gewalt (was u.a. auch dadurch entsteht, dass sich jeder Beteiligte an solchen Taten im Recht fühlt und i.a. auch für unschuldig hält. Selbst der Kriminelle glaubt ja immer, dass er aus den oder den Gründen nicht anders handeln könne.).

    AntwortenLöschen
  3. Zumindest die bescheidene Anerkennung der Leistung für Erziehung und basale kognitive Entwicklung durch das Betreuungsgeld ist sehr zu begrüßen. Denn so toll sind Krippen für 0 - 3jährige Kleinstkinder nicht, für die seltsamerweise linke und gewerkschaftsnahe Parteien als auch Wirtschaftslobbyisten (Arbeitgeberpräsident HUNDT; Präsident von Gesamtmetall DULGER) wie wild trommeln: „Befreit die Mütter von ihren Kindern und fesselt sie an die Maschinen“
    Nicht nur die Familie, sondern vorallem die Schwächsten, die Kinder, werden möglicherweise ernste Probleme bekommen und damit die Zukunft unseres Volkes.
    Ausgerechnet diejenige Partei, die sich für die Schwachen einsetzen will, argumentiert reflexhaft gegen das Betreuungsgeld und trifft damit die Schwächsten der Gesellschaft.
    Die Krippe scheint eine Einrichtung zum Wohlergehen von Erwachsenen zu sein, denn ein bezüglich der sehr frühen Krippenaufbewahrung nicht ausreichend beachtetes Problem (neben zu befürchtender erhöhter Stresshormonausschüttung infolge "learned helpnessless" und Wachstumshormonmangel infolge reduziertem Langsamen-Wellen-Schlaf in der Krippe) ist die mögliche Störung bzw. Verzögerung der frühkindlichen Sprachentwicklung. Ein wichtiger Unterschied zwischen Tier und Mensch ist die Sprache auch als Basis des Denkens. Mangelnde primäre (besonders 0 - 1,5 Jahre) frühkindliche Sprachentwicklung hat oft die Folge von Lese- und Rechtschreibstörungen und letztlich ungünstiger kognitiver Entwicklung.
    Dadurch ist zu erwarten, dass die wichtigste Resource, welche unser Volk besitzt, nur ungenügend sprachlich und kognitiv entwickelt geerntet wird. (Siehe Ärztereport der Barmer Ersatzkasse vom Januar 2012 mit bereits jetzt schon ca. 40% sprachgestörten Kindern im Alter von 5-6 Jahren (Gründe: Zunahme Tagesmütter: 2006 ca. 14%, bereits 2010: 23%;; enorme Lärmpegel in Kitas); logopädische Behandlungskosten etwa 1 Milliarde Euro).
    Warum heißt es Muttersprache und nicht Vatersprache?
    Bereits ab der 20. Gestationswoche hört der Foet im Mutterleib flüssigkeitsangekoppelt die Mutterstimme und ist nach der Geburt massiv darauf fixiert, sodass eine längere (max. bis zu 3 Jahren) dyadenspezifische Beziehung zwischen diesen beiden Personen notwendig ist, zumal in diesem Zeitraum zumindest zwei kürzere Phasen besonders begierigem Sprechlernen des Kleinkindes individuell verschieden auftreten (siehe "Vergewaltigung der menschlichen Identität; über die Irrtümer der Gender-Ideologie")

    AntwortenLöschen

Vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich werde ihn baldmöglichst freischalten. Diese Funktion dient lediglich der Vermeidung von Spam- und Flame- Kommentaren und dient niemals einer Zensur.