Nun, die Definition eines Weltkrieges
ist im wesentlichen durch die Punkte (1) auf mehreren Kontinenten,
(2) unbegrenzter Einsatz, (3) weltweite Bedeutung und die (4)
Neuordnung weltweiter Beziehungen gegeben. Zum „offiziellen“
Weltkrieg, der aber noch nie als solcher verkündet wurde (sondern
erst im nach hinein oder kurz vor Schluss so genannt wurde)
, fehlt also nur noch der Punkt 3, der „unbegrenzte Einsatz“
aller verfügbaren strategischen Ressourcen. Und selbst der ist schon
fast gegeben, denn dass die USA finanziell aus dem letzten Loch pfeift
inzwischen jeder Spatz, und weiß es auch die Taube auf dem Dach. Die
Folge ist, dass die aktuellen Kriegsanstrengungen der niedergehenden
Weltmacht schon hart an der Grenze des von den USA leistbaren entlang
hangelt.
Das man sich deswegen zurückhalten
will und muss ist klar, zumindest der Obama-Administration, jedoch
sind die Zwangsläufigkeiten des anstehenden Weltkrieges viel zu
brutal, als dass sich die mit Abstand größte Kriegernation dieser
Welt ewig auf ihre „friedlichen“ Drohnen und
diplomatisch-geheimdienstlichen Aktionen zurück ziehen könnte. Die
faktisch neue Weltmacht China, die militärisch noch nicht ganz so
weit, aber wirtschaftlich in Wahrheit schon an den USA vorbei gezogen
ist, versucht zur Zeit ebenfalls den Ball noch so flach wie möglich
zu halten. Aber auch Konfuzius steht dabei auf tönernen Füssen.
Denn die Interessenskonflikte zwischen den beiden steilen sich
zwangsläufig immer weiter auf, es sei denn, wenigstens einer der
beiden würde auf seine territorialen und weltanschaulichen
Einflusssphären freiwillig verzichten.
Davon kann natürlich keine Rede sein. Im Gegenteil, Amerikas erneuerter „Pivot to the pacific“ steht dem entgegen. Der offizielle Congressional Research Service schreibt dazu: „In the fall of 2011, the Obama Administration issued a series of announcements indicating that the United States would be expanding and intensifying its already significant role in the Asia-Pacific, particularly in the southern part of the region.....Since President Obama’s inauguration in 2009, the United States has given considerable time and emphasis to Southeast Asia and to regional multilateral institutions. Under President George W. Bush, the United States emphasized the strengthening of relations with existing allies in Asia, began moving toward a more flexible and sustainable troop presence in the region, concluded a free trade agreement (FTA) with South Korea, brought the United States into the Trans-Pacific Partnership (TPP) FTA negotiations, and forged new partnerships with India and Vietnam. All of these steps have been furthered by the Obama Administration. That said, there are a number of new aspects of the shift. The most dramatic lie in the military sphere. As part of a plan to expand the U.S. presence in the southwestern Pacific and make it more flexible, the Obama Administration has announced new deployments or rotations of troops and equipment to Australia and Singapore. U.S. officials have also pledged that planned and future reductions in defense spending will not come at the expense of the Asia-Pacific (nor of the Middle East). Additionally, underlying the “pivot” is a broader geographic vision of the Asia-Pacific region that includes the Indian Ocean and many of its coastal states....“
Nun, wer die Botschaft nicht hört muss
taub sein. China ist es jedenfalls nicht. Der einzige Grund warum
sich das „Marzipanschweinchen“ Kim "Bumm" in Nordkorea seine
Großmäuligkeit leisten kann ist, neben der Atomwaffe, einzig das
Kalkül das es sich China keineswegs leisten könnte, dass die mit
den USA marschierende Südkoreaner bis nach Norden an die Chinesische
Grenze vorrücken. Das ist heute nicht anders als 1950, ja es ist
aufgrund des chinesischen Aufstiegs sogar noch unmöglicher.
Und wenn das nur schon alles wäre.
Aber da sind die alten Streits mit Japan um ein paar Inseln,
oberflächlich, aber da sind historisch noch viel größere Hühnchen
zu rupfen. Auch dort wird man nicht nachgeben, und der weitere USA
Posten Taiwan wird als chinesische Staatsräson angesehen und früher
oder später einverleibt werden. Und da sind noch eine ganze Reihe
kolonialistischer pazifischer Besitzungen der USA aus nicht lang
vergangenen Zeiten und zweifelhafter historisch ethnischer
Rechtfertigung. So nur zum Beispiel die Philippinen, die einer der frühen
Beuten der USA waren: „...Bereits zu Beginn dieser
Auseinandersetzung zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten wurde
die spanische Flotte durch amerikanische Schiffe in der Schlacht in
der Bucht von Manila vernichtet. Ein Großteil des Landes war jedoch
zu diesem Zeitpunkt bereits unter philippinischer Kontrolle, worauf
am 12. Juni 1898 die philippinische Unabhängigkeitserklärung
erfolgte, welche weder von der alten noch der neuen Kolonialmacht
anerkannt und vom Rest der Welt gar nicht erst wahrgenommen wurde.
1899 folgte die Konstitution der ersten philippinischen Republik. Die
USA erkannten die junge philippinische Republik nicht an und
bekämpften sie im Philippinisch-Amerikanischen Krieg von 1899 bis
1902 massiv. Etwa eine Million Filipinos (20 % der Gesamtbevölkerung)
kamen während dieser Zeit ums Leben, und das Land wurde zur
amerikanischen Kolonie. Unterstützung erhielten die Revolutionäre
lediglich vom Hongkong-Komitee, das internationale Verbindungen
knüpfte und für die materielle Unterstützung der Filipinos
sorgte...“. Angesichts solcher historischen Tatsachen braucht man
sich keine allzu großen Gedanken um das Empfinden der neuen
Weltmacht, ebenfalls in diesen Zeiten kolonialistisch extrem
gedemütigten Chinas, zu machen.
Nein, die Kette der gar nicht so lange
zurückliegenden extraterritorialen Eroberungen der USA und auch
Europas in Asien, Afrika und dem Nahen Osten ist fast endlos. Der
Begriff „Legalität“ oder „Menschenrecht“ oder auch nur
„Respekt“ vor anderen Völkern und Ansichten gehört da in den
Bereich der bequemen westlich-demokratischen Mythen. Natürlich
zählen dazu gerade auch Israel, und von vielen kaum wahrgenommen,
das riesige Australien. Und viele Andere. Nein, die Welt wurde noch
nie nach „demokratischen“ oder auch nur fairen Regeln aufgeteilt,
sondern immer nur durch Gewalt, geleitet von eigennützigen
Interessen an Ressourcen, an Handel und Wohlstand der Okkupisten.
Unter den modernen Nachkriegsdemokratien hat sich daran nichts
geändert, außer der Suggestion dass diese Erweiterungen der
Einflußspähren ja zum Guten Aller sei, weil auch die manchmal
„freiwillig“ Okkupierten ja an diesem Handel und Wohlstand
profitieren würden. Was regelmäßig allerdings nur auf eine kleine
Oberschicht zutraf und zutrifft. Zudem die nun mit der, die komplette
westliche Welt erfassenden, Finanzkrise die zum Teil abstruse
Ungleichverteilung der Einkommen und Vermögen selbst im heiligen
Gral der Demokratie allzu offenbar wird.
Tatsächlich läuft, ja rennt der
fällige Weltkrieg dieses Jahrhunderts schon vor uns her, medial
flach gehalten und kaum mehr wahrgenommen. Denn die Kriegsnachrichten
aus aller Welt sind so vielzahlig, dass nicht nur im satten
Deutschland längst Langeweile bezüglich ein paar dutzend Toter hier
oder da eingekehrt ist, lediglich der aktuelle Fokus wechselt mal von
dem einem zu dem anderen (Sub-)Kontinent. Nur wenn der Terror
ausnahmsweise mal dort zuschlägt, wo viele seiner Ursachen
angesiedelt sind, dann ist die Krokodilstränenarie der Pharisäer
medial verstärkt und auf allen Kanälen unübersehbar.
Vielleicht nur ein kleiner Auschnitt, ohne Anspruch der Vollständigkeit:
- Myanmar
- Japanische Inseln
- Kyrillen (Japan/Russland)
- Korea
- Afghanistan
- Indien-Pakistan
- Indien-China
- .......
- Mali
- Zentralafrikanische Republik
- Somalia
- Sudan
- ......
- Syrien
- Iran
- Irak
- Israel
- Libanon
- Palästina
- ......
- Mexiko
- Kolumbien
- ....
Nun die Wahrheit ist das erste Opfer des Krieges, Verlogenheit und
zweierlei, ja mehrerlei Maß der Dinge sowieso. Ob Atombombe, die der Guten und
die der Bösen, so sind natürlich auch Chemiewaffen
nach gut und böse zu trennen. Etwa Phosphorbomben, die haben zwar
nicht die Unheimlichkeit des Gases, aber ihre Wirkung ist kaum geringer:
„Laut einem
Artikel der israelischen Zeitung Maariv's vom vergangenen Donnerstag,
will die israelische Armee (IDF) sich von weissen Phosphor
verabschieden, wegen "der
weltweiten Kritik und Rufschädigung".
Ein ranghoher Offizier erklärte: "Wie
wir während der Operation "Gegossenes Blei" gelernt haben,
fotografiert es sich nicht gut, deshalb reduzieren wir den Bestand
und werden nichts mehr über dem was wir bereits haben kaufen."
Nun hat Israel das nächste Fass
aufgemacht und Syrien angegriffen. Wegen der in der Tat nicht
geringen Gefahr, dass solche Waffen auch in die Hände der Palästina
nahen Kleinarmeen geraten könnten. Und wohl wissend, dass das
syrische Gezeter von wegen Rache mangels militärischer Potenz
ziemlich unglaubwürdig ist. Aber der Zahn der Zeit nagt gegen
Israel. Viel zu viel Hass wurde in den letzten Jahrzehnten gesät,
und eine Israelische Regierung deren Spitzen aus Militärs wie
Netahnjahu statt aus Diplomaten besteht, hat weder Interesse noch die
Fähigkeit zu einem beiderseits akzeptablen Frieden. Der Glaube
dieser Entscheider im Namen Israels aber, dass man mit der
militärischen Karte den Fortbestand Israels über die Mitte des
Jahrhunderts hinaus garantieren könnte, ist genauso so hohl wie
Assads Racheschwur.
Denn das Existenzrecht Israels ist nur aus
unserer europäisch-angloamerikanischer Sicht unverrückbar. In anderen
Kulturen und Regionen der Welt, die mit dem Holocaust des letzten Weltkriegs
nichts zu schaffen hatten, ist ein solches jedenfalls aus historischer Sicht
nicht erkennbar. Es ist dort lediglich der Status Quo, und
der ändert sich in der neuen Welt der kommenden Jahre in rasantem
Tempo. Die Europäer, aber vor allen Dingen die Garantiemacht USA
sind wirtschaftlich, und damit unmittelbar militärisch auf dem
absteigenden Ast. Wenn
man hier und dort die Lust auf
"unbegrenzten Einsatz aller verfügbaren strategischen Ressourcen"
verliert, oder einfach nicht mehr dazu in der Lage ist, dann ist
Israel mangels finanziellem und militärischen Nachschubs sehr schnell verloren.
Zur Zeit befindet sich Netanjahu allerdings in der
selben „Vorteils haften“ Situation wie Kim Bumm in Nordkorea: Er
kann mehr oder weniger unverhohlen mit der Atomwaffe drohen, und er
weiß dass es sich die USA nicht leisten können Israel und den Nahen
Osten zu verlieren.
Jetzt
noch nicht. Ich hoffe ihm wird das früh genug klar.
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