Donnerstag, 16. Januar 2014

TandemVipera: Ein Frohes Neues Jahr 2014 – Der Ausblick

Ich möchte an dieser Stelle allen Lesern dieses Blogs für ihre Aufmerksamkeit im vergangenen Jahr danken und Ihnen allen ein frohes und erfolgreiches Jahr 2014 wünschen. Ganz besonders bedanke ich mich auch bei allen Kommentatoren und Verfassern von Email-Leserbriefen, über die ich mich immer wieder freuen durfte.
Der moderne Staat ist gar nicht so alt. Und an seinen wesentlichen (Macht-)Strukturen hat sich bis heute erstaunlich wenig geändert. Bild: Hafentempel der Colonia Ulpia Trajana, heute Stadt Xanten.
Das neue Jahr hat bereits mehr als zwei Wochen hinter sich, und es ist Zeit für den Ausblick auf die wesentlichen Themen die uns dieses Jahr beschäftigen werden. Manche Themen sind vorhersagbar, zu entnehmen etwa der Jahresvorschau der Wikipedia, wovon ich hier einige heraus picken möchte, und andere, und das sind ja allzu oft auch gerade die viel interessanteren, dagegen weniger. So denn:

Wahljahr 2014:

Natürlich wird auch im neuen Jahr wieder gewählt. Neben einer Reihe von Kommunalwahlen werden uns vorwiegend die bedeutenderen Wahlen interessieren:

Am 2. Februar soll es vorgezogene Parlamentswahlen in Thailand geben. Interessant ist dies nicht nur wegen des beliebten Urlaubsziels, sondern wegen der allgemeinen politischen Entwicklung im asiatisch-pazifischen Raum. Obwohl die Thailänder im allgemeinen keine großen Krieger sind, befindet sich das Land wie so viele andere in der Welt am Rande einer Zerreißprobe zwischen verfeindeten politischen Lagern.

Am 22.–25. Mai bei der Europawahl wird es uns trotz trüberem Klima vielleicht wenigstens etwas wärmer ums Herz werden. Europawahlen werden von den meisten Bürgern nicht so richtig ernst genommen, nicht ganz zu unrecht wenn man bedenkt dass in den zentralen Fragen regelmäßig die kaum direkt legitimierte Kommission den Ton angibt und nicht das als vielreisender bunter Debattierclub wahrgenommene EU-Parlament. In der Tat wird diese Wahl üblicherweise mehr als Stimmungswahl gesehen, es wird uns insofern interessieren müssen in wie weit sich die Gewichte nach rechts oder links verschieben.

Landtagswahlen haben über ihre lokale Bedeutung hinaus via Bundesrat auch immer eine Bundespolitische Bedeutung, so im Sommer die Landtagswahl in Thüringen und am  31. August in Sachsen und am 14. September in Brandenburg. Alle in den neuen Bundesländern und natürlich auch ein erstes Stimmungsbarometer bezüglich der Leistungen- oder Fehlleistungen der GroKo 2.0.

Ausgesprochen interessant wird auch das für den 18. September geplante Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands werden. Eine Zerreißprobe für das British Empire, aber auch für die EU als ganzes nicht unbedeutend. Schließlich gibt es auch in anderen EU Staaten, so Spanien und Frankreich, ähnliche Bewegungen hin zu einer Sezession.

Wirtschaft und Machtpolitik:

Die „Genf 2“-Konferenz, also die internationale Syrien-Friedenskonferenz ist in Kürze für den 22. Januar in Montreux in der Schweiz anberaumt. Allerdings wird sich diese zweifellos noch weit über diesen Tag hinaus ziehen, Ende und Ergebnis kaum absehbar. Zumal man bisher den im Konflikt so wichtigen Iranern seitens der USA bestenfalls einen Katzentisch anbieten möchte.

Gleichzeitig findet Zeit- und Ortsnah vom 22.-25. Januar das Weltwirtschaftsforum in Davos (Schweiz) statt. Da kann man sich dann auch wieder gegenseitig die Klinke in die Hand geben und unter Bilderbergern auskaspern, welche Sparbemühungen man dem EU-Bürger sonst noch auf die tropfende Nase binden kann. Damit das ganze noch mal vertieft werden kann, folgt am 4.–5. Juni das G8-Gipfeltreffen in Sotschi Russland, falls es dann noch steht, wo natürlich auch das Militär den anwesenden GroKos illustre Beiträge zur Meinungsbildung liefern werden.

Sotschi - Im Hintergund der Kaukasus ; Bildquelle: Wikipedia, Ria Novosti
Sportliche Großereignisse:

Sotschi ist auch vom 7.–23. Februar Gastgeber der Olympische Winterspiele. Aus weltpolitischer Sicht darf uns zwar schnurz sein wer da wie viele Medaillen holt oder wer sich im Hintergrund eine ebenso echte goldene Nase verdient. Im Vorfeld gab es bereits zwei verheerende Bombenattentate in Russland mit 35 Toten, scheinbar als Versuchsballon. Trotz aller Hochsicherheitsmassnahmen darf man sich ausmalen, dass sämtliche Kaukasischen Warlords sich längst schon ihre Hirne, oder zumindest ähnliche Organe, zermartert haben, wie sie den Russen und ihren zahlenden Besuchern aus aller Welt eine bombige Überraschung bereiten könnten. Es mag zynisch klingen, aber es ist spannender als das eine oder andere zehntel Sekündlein beim Abfahrtslauf zu sehen, ob Putins Russland mit dieser Gefahr angemessen zurecht kommt.

Nicht ganz so dramatisch dürfe die Fußball-WM vom 12. Juni bis 13. Juli in Brasilien aus Sicherheitssicht sein. Eher schon was die Sicherheit unserer Lövis vor gemeinen italienischen Haken, Hacken und Tritten angeht. Aber die Wut in Brasilien auf eine selbstgefällige korrupte FIFA und für den Durchschnitts-Brasilianer astronomische Eintrittspreise kann auch hier für einigen Zauber am Rande der Stadien führen. Schaunmermal, wie der Kaiser sagen würde, gell.

Dauerthema Krieg:

Der faktische Weltkrieg wird uns natürlich in 2014 weiter beschäftigen müssen. Zwar sind die wesentlichen Hauptmächte des kommenden Konfliktes noch nicht unmittelbar ins Gefecht gekommen, wenn auch schon gefährlich nahe, wie zuletzt im Dezember 2013, als US-Bomber demonstrativ den von China neu ausgerufenen Sicherheits-Luftraum verletzten. Der USpivot to the pacific wird zweifellos für einige interessante, aber unangemeldete, Termine in 2014 sorgen.

Das im Dezember 2014 der Abzug der Internationalen Schutztruppen (ISAF) aus Afghanistan ansteht mag da beruhigend klingen. Aber es ist kein Abzug sondern eine Aufgabe aller einstmals anvisierten Ziele, ein Rückzug, ja eine Flucht vor einem unlösbaren Konflikt. Sowohl die Taliban als auch sämtliche anderen Clans, Drogenhändler und Warlords stehen schon bereit sich gegenseitig an den Hals zu gehen, nachdem man vorher sicherlich noch den, dann Abzugs geschwächten, Restverbänden der ISAF noch ordentlich was auf die Mütze gehauen hat. 

Nicht anders als im ebenso von allen guten oder schlechten Geistern verlassene Irak wo sich nun zunehmend Al Kaida’s hirntote Gotteskrieger einnisten und jüngst schon Gebiete bis in die Nähe der Hauptstadt Bagdad erobert hat. Ziel: Errichtung eines Gottesstattes, der dann wesentliche syrische und irakische Gebiete umfasst. Kann man dass zulassen seitens der USA, NATO und EU? Nicht wirklich. Schon gar nicht wenn nach dem Afghanistan Rückzug dort ebenfalls sich wieder unter Mental-Cellulitis leidende Mullahs ausbreitet mit der nicht fern liegenden Absicht, sich an den syrisch-irakischen Gottesstaat auch territorial anzuheften. Von da aus läge dann die weitere Verbindung ins Irrenhaus Sahelzone offen, sofern man nur den Stolperstein Israel weg gekickt bekäme. 

Ein Gottesstaat der Glückseligkeit am Ende von den Grenzen an Indien bis hin nach Gibraltar und nach Süden bis zum Äquator. Irre? Ja, aber nicht weniger irre oder prinzipiell Erfolgs versprechend als der Traum der beiden Schlächter Hitler und Stalin, die, hätten sie sich nicht bei Zeiten gegenseitig die Köpfe eingeschlagen, ein Großreich von Lisabon bis nach Tokyo hätten errichten können. Ob uns die durch geknallten Heiligen des radikalen Islams da den gleichen Gefallen tun werden, hängt nicht zu letzt vom geschickten oder eher ruppigen Eingreifen der (Noch- und Neu-)Weltmächte in naher und fernerer Zukunft ab.

Pflegefall Israel 

Unter lauter Irren ist das Regieren und taktieren in der Tat alles andere als einfach, insbesondere falls man Premier eines kleinen Landes mitten im Kuckucksnest ist. Israel steht mehr denn je auf Messers Schneide. Die ruppige Okkupations- und Militärtaktik der Scharons und Netanjahu’s ist kaum noch haltbar, längst ist Israel dabei seine mühsam aufgebaute Fiktion des unverrückbaren Existenzrechtes des jüdischen Staates am Jordan zu verspielen. Vor wenigen Tagen wurde der eifrige US-Friedenstäubler Kerry vom dortigen Exverteidigungsminister Jaalon aufgefordert doch gefälligst seinen Friedensnobelpreis abzuholen und sich ansonsten wegen Untauglichkeit davon zu schleichen. 

Natürlich waren die Amerikaner da wenig „amused“ und Gift und Galle zwischen den einzigen wirklich verlässlichen Existenzgaranten und Israel machen sich mittelfristig gar nicht gut. Zumal der Iran Fortschritte in den Atomverhandlungen machten und Israel nicht mal am Katzentisch Platz nehmen konnte oder vielmehr wollte. Der Weg des Irans zur Bombe ist, abseits aller Naivität, faktisch kaum noch aufzuhalten. Jedenfalls nicht mit nicht-militärischen Mitteln. Andererseits ist diese Option, die man bereits fest im Auge und den Zieleinrichtungen programmiert hatte, inzwischen nahe am No-Go. Wirklich bewegt hat sich Israel in den bisherigen Verhandlungen nicht, statt realistischer Angebote setzte man weiter auf die alte Taktik, möglichst viel von Palästina zu okkupieren um dann am Ende mit ein paar kleinen und strategisch unbedeutenden Gebietszugeständnissen davon zu kommen. 

Heute machte sich daher Netanjahu über die einzige noch nicht kriegerische Grenze nach Jordanien auf, um mit König Abdullah II. zu verhandeln. Oberflächlich gesehen über die Vorschläge Kerry’s, tatsächlich natürlich um aus zu loten, welche Gebietszugeständnisse möglich wären um einerseits aus der politischen Sackgasse heraus zu kommen und andererseits die militärisch-strategischen Aspekte Israels zu wahren. Ob das gelingen kann, oder ob doch noch ein militärischer Ausbruch durch Israel unternommen wird, wird in 2014 eine entscheidende Unwägbarkeit bleiben. Eine Unwägbarkeit, an der zwar nicht alleine, aber doch einer der Hauptgefahren eines erneuten Trigger für den offenen Weltkrieg des kommenden Jahrhunderts hängt.

Jubiläum: 100 Jahre Erster Weltkrieg

Und dies betreffend haben wir ja dieses Jahr einige „Jubiläen“ zu feiern, obgleich das Wort „jubeln“ nicht immer angebracht ist. Am 28. Juni „feiern“ wir also den 100. Jahrestag des Attentats von Sarajevo, das nicht der Grund, aber der Auslöser des Infernos des dann am 28. Juli offiziell beginnenden Ersten Weltkriegs war. Und dessen unmittelbare Folge auch der Zweite Weltkrieg war, der ohne den Ersten so nicht denkbar ist, und dessen Beginn am 1. September seinen 75. Jahrestag des jubiliert. Und dessen unrühmliches Ende mit dem 25. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November dann einen echten Grund zum Feiern liefert. Zumindest für die Meisten.

Wenn wir beim Weltkriegfeiern schon mal sind, sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die historische Zählung der Weltkriege eine andere ist, als sie sich im Sprachgebrauch des deutsch-angelsächsischen Raumes ausgebreitet hat. Der historisch Erste Weltkrieg war der Spanische Erbfolge Krieg von 1701-1714, dessen Ende sich, oh Wunder diese Jahr zum 300.malsten jährt, und zwar mit dem Rastatter Frieden am 6. März und dem Friedensschluss von Baden am 7. September die diesen ersten von Europa in die transatlantische Welt getragenen Krieg auszeichnet.

Der hundert Jahre später fällige historisch zweite Weltkrieg waren die Napoleonischen Kriege, deren Ende mit ihrem, nach Adam Riese, 200.ten Jahrestag am 18. September (Beginns des Wiener Kongresses) und dem 24. Dezember, dem 200. Jahrestag des Friedens von Gent jubiliert werden darf.

Ach ja, am 24. Dezember hat, wie jedes Jahr, ja auch ein alter Revoluzzer aus Israel sein ewig wiederkehrendes Geburtsjubiläum, allerdings kein rundes. Ein rundes hat allerdings sein damaliger Volkszähler (ja der hatte auch schon ein Faible für Statistik), nämlich der römische Kaiser Augustus, der am 19. August des Jahres 14 n.Chr. starb. Ob man diesen ausgesprochen runden 2000. Todestag gebührlich feiern wird weiß ich nicht. Es wäre aber durchaus gerechtfertigt, denn Augustus beendete einen mehr als hundert jährigen Bürgerkrieg und begründete die PAX Romana: Einen, zumindest aus der Sicht römischer Bürger, mehr als hundert jährigen Frieden. Eine Zeit deren Ruhm aufgrund der relativen Freiheit von größeren kriegerischen Konflikten als auch der Anwesenheit allgemeinen Wohlstandes bis heute nach wirkt.

Der Vollständigkeit sollte man allerdings erwähnen, dass der augusteische Spaß irgendwann auch sein Ende hatte. Nämlich mit der zunehmenden Ungleichverteilung und der sich daher abzeichnenden Pleite des römischen Staates im zweiten Jahrhundert. Danach übernahmen die Militärs die Regierung, was die fortschreitenden ökonomischen Probleme natürlich nicht stoppen konnte. Ende des dritten Jahrhunderts kam dann die Zerlegung des mächtigsten Reiches der Antike in seine gesunden Teile im Osten und in den sterbenden westlichen Teil, der sich langsam dahin siechend schließlich komplett auflöste. Ja und zu Beginn des vierten Jahrhunderts kam dann auch wieder dieser Revoluzzer aus Palästina ins Spiel, dessen inzwischen mehr oder weniger abgehobenen Chefheiligen dann das Ruder übernahmen und ihren Mittelalterlichen Gottesstaat aufbauten.

Der Fall McCann

Nun der historisch vierte Weltkrieg, vulgo „dritter“ Weltkrieg, wird uns also mit geradezu erstaunlicher Präzision in diesem Jahrhundert wieder ereilen. Von weit weniger weltbewegender Bedeutung, aber für den politisch Interessierten kaum weniger spannend, ist da die Geschichte von poor little Madeleine Beth McCann, die vermutlich in diesem Jahr auch ein paar interessante Wendungen hinlegen dürfte.

Politisch? Ja, denn dieser spektakuläre Fall hat über die vordergründige Frage „Wer ist für das Verschwinden von Maddie verantwortlich?“ einen viel weiter gehende politisch-brisanten Hintergrund. Und hier wird sich vermutlich schon in Kürze etwas tun, denn in Lisabon steht das Urteil zum von den McCann’s und ihren vermögenden Hintermännern angestrebten und finanzierten Verleumdungsprozess gegen den ehemaligen Ermittlungsbeamten Goncalo Amaral an.

Und je nach Ausgang kann das im Februar oder spätestens März anstehende Zivil-Urteil in seiner mittelfristiger Folge einiges ins Rollen bringen. Die eventuell resultierenden „Rolling Stones“ könnten Hinter- und Abgründe zum Vorschein bringen, die für hochstehende politische und gesellschaftliche Kräfte Britanniens, vor allen Dingen im Umfeld der Labour Party, ziemlich explosiv werden könnten. In diesem Jahr wird zwar in Schottland über die Unabhängigkeit abgestimmt, aber nicht in Rest-Britannien gewählt. Dafür aber bereits im nächsten: Dann wird David Cameron, der die letzte Wahl zum Premierminister nur ohne eigene Mehrheit gewinnen konnte, durchaus nicht unglücklich sein, falls bis dahin zumindest ein klein wenig von dem reichlich unter den Teppich gekehrten Schmutz zum Vorschein kommt.

Und der ist etwa so explosiv wie die Britische Luftmine, die kürzlich noch einem deutschen Baggerfahrer in Euskirchen zum Verhängnis wurde. Der damit zu noch einem weiteren Kriegstoten des zweiten, oder nach historischer Zählung drittem, Weltkrieg wurde.

Und das, nota bene, 75 Jahre nach dessen Beginn.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich werde ihn baldmöglichst freischalten. Diese Funktion dient lediglich der Vermeidung von Spam- und Flame- Kommentaren und dient niemals einer Zensur.