tag:blogger.com,1999:blog-4042876221912548985.post4162978650761749811..comments2023-05-01T17:04:23.766+02:00Comments on tandem vipera sibilare desisti: Griechen, Geld, Gerechtigkeit?H. Genreithhttp://www.blogger.com/profile/04263200467459025355noreply@blogger.comBlogger2125tag:blogger.com,1999:blog-4042876221912548985.post-19678855990542917672011-07-18T16:32:54.573+02:002011-07-18T16:32:54.573+02:00Ihre Meinungsäußerung gegen den Griechenland-Bailo...Ihre Meinungsäußerung gegen den Griechenland-Bailout teile ich natürlich voll und ganz; ich selbst opponiere bereits seit dem 20.09.2009 ("Lässt Klingklax sich klaglos beklauen ...?" http://beltwild.blogspot.com/2011/07/der-eigentrag-oder-der-zins-besteht.html) gegen die regierungsamtliche Veruntreuung unserer Steuergelder.<br /><br />Dennoch zwei Vorbehalte zu Ihren Ausführungen:<br /><br />"... wäre sachlich gerechtfertigt ein Geldsystem, indem dieser Gutschein auf BIP im etwa gleichen Rhythmus verfällt, wie die durchschnittlichen Waren und Dienstleistungen des unterlegten BIP's auch."<br /><br />Das würde freilich die Sachkapitalbesitzer begünstigen, die in gleicher Weise Zinsen kassieren wie die Geldkapitalbesitzer (für diesen Sachverhalt habe ich in einem gerade erstellten Posting den Begriff "Eigentrag" vorgeschlagen - http://beltwild.blogspot.com/2011/07/der-eigentrag-oder-der-zins-besteht.html).<br /><br />Meine favorisierte (aber leider nur theoretisch vorstellbare) Lösung wäre es, von Zeit zu Zeit alle Kapitalbesitzer in einem revolutionären Akt zu enteignen (http://beltwild.blogspot.com/2010/01/die-okonomie-der-artos-phagen-warum.html). Das ist freilich noch utopischer als Ihre Lösung.<br /><br />Eine weitere theoretische Alternative wäre es wohl, die Kapitalverzinsung über einen längeren Zeitraum im negativen Bereich zu halten (wie aktuell bei US-Anleihen). <br />Fragt sich allerdings, welche Probleme uns daraus erwachsen würden, dass der Zins dann seine allokatorische Funktion als Knappheitsindikator wohl nicht mehr erfüllt.<br /><br /><br />Wenn Sie sagen, dass die Griechen folgerichtig handeln und für ihre Freiheit auf die Straße gehen verkennen Sie m. E., dass G. auch jetzt noch ein Primärdefizit hat. Ökonomisch gesehen resultieren die Sparzwänge also nicht daraus, dass wir als Neugläubiger den Griechen böse Auflagen machen, sondern daraus, dass wir das Defizit, d. h. den nicht selbst erarbeiteten Teil des griechischen Lebensstandards, nicht mehr in gleichem Umfang finanzieren wollen wie das früher die privaten Kreditgeber (unbedacht) getan haben.<br />Ich persönlich wäre zwar froh gewesen, wenn Papandreou gescheitert wäre: das hätte uns weitere Zahlungen erspart (oder zumindest unserer Polit-Konsensokratur die Begründung dafür verdammt schwierig gemacht).<br />Aus griechischer Sicht wäre das freilich fatal gewesen, denn dann hätten die da unten ihre Gürtel von jetzt auf gleich noch weitaus enger schnallen müssen.Cangrandehttps://www.blogger.com/profile/15886612960494544505noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-4042876221912548985.post-42368904480087330862011-06-18T11:40:59.764+02:002011-06-18T11:40:59.764+02:00Steve Keen von der University of Western Sydney ha...Steve Keen von der University of Western Sydney hat in einem FAZ-Interview Anfang 2010 folgendes als Kern der Finanzmarkt- und (nicht beendeten) Weltwirtschaftskrise bezeichnet:<br /><br />"Der Kern ist: Konventionelle ökonomische Theorien können nur sehr schlecht erklären, wie der Kapitalismus funktio¬niert. Folgt man ihren Thesen, so gerät man in tiefe Krisen. Versucht man die Krisen mit ihnen zu lösen, so findet man keinen Ausweg."<br /><br />(Quelle: http://www.faz.net/artikel/S31163/im-gespraech-steve-keen-wir-sind-in-der-groessten-finanzblase-aller-zeiten-30071516.html)<br /><br />Er hat damit m.E. völlig Recht. So gesehen müsste das Problem doch noch umfassender sein, als hier erklärt. Man kann das auch in Form einer aus Keens These abgeleiteten Frage verdeutlichen:<br /><br />Wenn die etablierten Ökonomen den Kapitalismus bzw. die Marktwirtschaft nur sehr unzureichend erklären können und eine Politik, die deren Rat befolgt, in tiefe Krisen mündet, wie sieht dann eine zutreffende Erklärung bzw. eine ökonomische Wirtschaftstheorie aus, die es uns dann eben auch ermöglichen könnte, die aktuelle Krise nachhaltig zu überwinden und künftige Krisen dieser Art zu vermeiden?<br /><br />Ist das unmöglich? Mit wettbewerbs- und marktheoretischen Fragen kenne ich mich ein wenig aus und deswegen denke ich, dass das möglich sein müsste. Allerdings wird das eine Abkehr von neokassischen (und auch vom Keynesianismus) Denkansatz erforderlich machen. Eine Modifikation führt nicht weiter, weil der Ansatz fundamentale Schwächen aufweist, die man guten Gewissens als Konstruktionsfehler bezeichnen kann. Man muss nicht alles neu erfinden, nein, das nicht. Aber man muss sich auf eine andere/neue ökonomietheoretische "Konstruktion" einlassen.<br /><br />Denn Lösungspfade eröffnen sich nicht selten erst dann, wenn man ein Problem aus einer anderen als der gewohnten Perspektive betrachtet. In diesem Sinne muss man jede andere Blickweise auf ein Problem freudig begrüßen. Leider sind wir davon aktuell weit entfernt und das wird ja auch hier sehr deutlich gemacht. Es gibt ein von Poltikern immer wieder gerne verwendetes Wort, dass das damit verbundene Dilemma verdeutlicht: "alternativlos"<br /><br />Grüße<br />SLEDr. Stefan L. Eichnerhttps://www.blogger.com/profile/08025403124679358975noreply@blogger.com