Montag, 26. Januar 2009

Good Bank, Bad Bank?


"Trotz der staatlichen Milliardenhilfen für die Banken habe sich die Misere für Unternehmen noch verschärft: Geld gibt es demnach gar nicht oder nur zu abnorm hohen Preisen." schreibt heute der Spiegel. "EU-Wirtschaftskommissar Joaquín Almunia ist nach FTD-Informationen außerdem der Meinung, dass die europäischen Regierungen mehr Druck auf die Banken ausüben müssen, damit die Kreditinstitute die Staatshilfen an die Wirtschaft weitergeben."

Der Effekt der massiven Staatsgelder für die Banken verpufft. Denn diese nutzen die Erleichterung zunächst nur zur Stärkung ihrer eigenen Bilanz. Kredite werden mangels Vertrauen aber keineswegs vergeben, schon gar nicht zu dem abstrus subventionierten niedrigen Leitzins der Zentralbank. Ganz im Gegenteil, aus Angst vor weiteren Kreditausfällen werden diese sogar noch wesentlich teurer vergeben, als vor der Senkung der Leitzinsen.

Wieder einmal zeigt es sich, dass es überhaupt keinen Sinn hat, an altruistisches Verhalten der Finanzindustrie zu glauben. Das ist wie Rotkäppchen und der Böse Wolf: Auch wenn man ihm noch soviele Futterkörbchen bringt, die Überbringerin des netten Geschenks wird trotzdem gefressen.

Natürlich wird auch die Einrichtung einer Bad Bank nichts grundsätzliches daran ändern. Solange wie kein gegenseitiges Vertrauen einkehrt, bleiben die Banken auf den guten Vermögen sitzen, während die faulen Anleihen beim Steuerzahler darben. Und das Vertrauen wird nicht so schnell zurück kehren, schon gar nicht wenn, gerade wegen der Hilfspakete, der Staat dadurch in den Bankrott getrieben wird.

Besser wäre es, jetzt einfach mal den Spieß umzudrehen. Statt einer "Bad Bank" sollte der Staat eine eigene "Good Bank" gründen. Jedermann, Firmen, Banken und der Staat könnten darin ausschließlich ihre guten Werte einbringen, Müllderivate dagegen blieben ausnahmslos Außen vor. Diese Good Bank tritt dann als vertrauender Kreditgeber für die Realwirtschaft auf, gegebenenfalls auch für rettungsfähige Banken. Die existenzfähigen Banken müssten dann in Konkurrenz treten und sich dem Geschäftsgebaren dieser staatlichen Good Bank anpassen. Das nicht überlebensfähige Restfinanzgewerbe lässt man dagegen gnadenlos den Bach runter gehen, und vernichtete dabei den ganzen ungedeckten Vermögensüberhang aus Schrottderivaten.

Der Vorteil wäre, dass nun statt dem Staat die Hauptverursacher der Krise bankrott gingen. Weiterhin würde der Staat vom größten Schuldner zum größten Gläubiger der (Finanz-)Wirtschaft mutieren. Das Verhältnis von Staatsverschuldung, Bruttoinlandsprodukt und Bankenaktiva käme wieder in ein vertretbares Verhältnis und der Wirtschaftskreislauf könnte mittelfristig wieder volle Fahrt, fast wie in der Nachkriegszeit, aufnehmen.

Der Nachteil ist: Man verliert eine Menge wirklich einflussreicher guter Freunde. Und pünktlich zur Wahl 2009 ist der Erfolg auch nicht hinzukriegen. Aber die Alternativen sehen noch viel dunkler aus.

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