Donnerstag, 14. Januar 2010

Die Fünfte Welle


Das Schreckgespenst der Hyperinflation ist in den Kolumnen der Ökonomen und Politiker noch kein Thema. Von Journalisten auf diese Möglichkeit angesprochen reagieren diese irgendwo auf der Skala zwischen belustigt und empört. Nur wenige Ökonomen scheinen an diese finale Lösung zu glauben, die Schönredner sind noch deutlich in der Überzahl.

Bei den Wenigen gibt es einerseits bekannte politische Wirrköpfe und ökonomische Untergangspropheten wie Lyndon LaRouche: „....Betrachtet man zunächst diesen..Aspekt dieser Krise, so besteht das einzige Gegenmittel für die USA in einer plötzlichen, drastischen Konkurssanierung ihres Finanzsystems.....Wenn der..vorgeschlagene notwendige Kurswechsel der US-Politik verhindert wird, wird die ganze Welt in die größte Depression der..Geschichte stürzen. Es käme zu einer immer rascheren Verringerung der Weltbevölkerung auf ein Niveau..von mehr als 6,5 auf weniger als 2 Milliarden Menschen; es wäre der ungeheuerlichste Völkermord in der Geschichte. ....“; andererseits Inflation-light-Propheten der seriösen Fraktion, wie etwa Anfang 2009 der HWWI-Chef Thomas Straubhaar, der für eine zwar kräftige, aber moderate Inflationsphase plädiert:“... Er rechne „mit einer Geldentwertung zwischen fünf und zehn Prozent pro Jahr für die Zeit nach 2010“.“.

Allzu viel geben kann man aber darauf nicht, denn es steht unter dem Menetekel der erwiesenen Unfähigkeit eines Großteils der Ökonomen, wie man noch einmal dem lesenswerten Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Die Ökonomen in der Sinnkrise, Lisa Nienhaus und Christian Siedenbiedel; April 2009) entnehmen kann: „...Ein Frechdachs, wer nachzuschlagen wagt, was sie vor einem Jahr gesagt haben. Doch aufschlussreich ist es in jedem Fall. Anfang 2008 war die Welt nämlich noch in Ordnung. Die Ökonomen sprachen von einer Abkühlung im Jahr 2009. Ein Wachstum von 1,2 Prozent, 1,5 Prozent, 1,8 Prozent sei zu erwarten, hieß es damals, aber weiß Gott keine Rezession, nicht einmal Stagnation. Ach ja. Dann kam die Krise - und mit ihr wurde offenbar, wie sehr die professionellen Prognostiker in Deutschland daneben gelegen haben. Sie haben sich täuschen lassen, sind kollektiv der Illusion erlegen, die Finanzmärkte seien stabiler, als sie es tatsächlich waren. Sie haben die Kreditkrise erst nicht kommen sehen - und dann nicht geglaubt, dass sie sich zur Wirtschaftskrise auswachsen würde. Das Versagen betrifft nicht nur die Institute der Konjunkturforscher. Es betrifft alle Ökonomen. Jeder von ihnen betrachtet die Weltwirtschaft oder Teile von ihr mit einiger Aufmerksamkeit. Jeder hätte warnen können. Doch kaum einer hat erkannt, was kommen könnte. Und die wenigen, die etwas ahnten, haben nicht laut genug um Hilfe gerufen....“

Was aber, und, Wann kommt es? Wie in einem früheren Beitrag bereits gezeigt, wäre schon aus rein technischer Sicht bei einem ungestörten Finanzsystem eine Hyperinflation etwa zwischen 2024 und 2030 zu erwarten Hinzu kommt aber noch eine leicht vergessene Zeitbombe. Denn der demographische Wandel und die Generation der Babyboomer schlagen genau in diese Periode hinein. Die aufgeschobenen Renten- und Pensionsverpflichtungen hauen nämlich ausgerechnet in dieser kritischen Phase noch zusätzlich in die Kerbe. Allein die Pensionsverpflichtungen für den öffentlichen Dienst sprengt dann das System endgültig aus allen Nähten. Schon in 2004 warnte der US-Top-Ökonom Laurence Kotlikoff: „....Demografische Alterung und Staatsschulden treiben Deutschland auf eine Situation zu, die „der deutschen Hyperinflation von 1923 ähneln wird“....“. Wer also etwa irgendwelche Sparverträge mit Fälligkeitsdatum von z.B. 2026 sein Eigen nennt, der sollte diese Verträge möglichst bald versilbern. Das Geld ist sonst mit Sicherheit verloren, selbst in Ihrer Stammkneipe um die Ecke ist es besser angelegt.

So lange dürfte es aber nicht dauern. Dazu zunächst noch ein Exkurs zum sogenannten Fiat-Money: Fiat-Money ist Kreditgeld, bei dem seitens des Emittenten keine Einlöseverpflichtung besteht und dessen Akzeptanz durch gesetzliche Vorschriften sichergestellt wird. Fiatgeld wird Geld, indem es von den gesetzgebenden Organen dazu erklärt wird. So sind sowohl der Euro als auch der Dollar reines Fiatgeld. In vielen politischen Systemen mit Fiatgeld kam es selbst noch in jüngster Vergangenheit zu Hyperinflation: In den 1920er Jahren in Deutschland, 1922 in der Sowjetunion, 1921–1923 in Österreich, 1921–1924 in Ungarn, 1921–1924 in Polen, 1943/44 in Griechenland, 1945/46 in Ungarn, 1949/1950 in der Volksrepublik China,1985 in Bolivien, 1988 in Nicaragua, 1989 in Polen, 1989/1990 in Brasilien, 1989/1990 in Argentinien, 1990 in Peru, in den frühen 1990ern im ehemaligen Jugoslawien, 1990–1994 in Zaire, 1992 in Russland, 1992–1994 in Georgien sowie 1994 und 1996/1997 in Angola, 2006 Zimbabwe usw. usf.. Die Reihe findet so schnell kein Ende.

Fiat-Money des Einen ist immer durch die Schulden eines Anderen gedeckt. Ob der die tatsächlich je zurück zahlen kann, dass spielt erstmal keine Rolle. So können Staaten praktisch beliebig viele Schuldverbriefungen herausgeben, solange sie nur in der Lage sind, wenigstens die Zinsen dafür zu decken und geneigte Abnehmer dafür zu finden. Im schlimmsten Fall wie zuletzt die eigenen Notenbanken. Zu dieser Art der Notenpresse schrieb die Hypovereinsbank am 13.3.09 in einem Dossier die Gefahr abschwächend: „...Allerdings ist der Griff zur Notenpresse nicht eine zwangsläufige Folge der Krise. Hierfür gibt es vor allem drei Gründe:
1. Die Mehrzahl der Staaten verfügt über ein gut ausgebautes Steuersystem. Die Versuchung, Geld zu drucken, ist damit geringer als etwa in den Anfangsjahren der Weimarer
Republik.
2. Die Zentralbanken weltweit sind unabhängiger als in der Vergangenheit. Ein Aufkauf von Staatsanleihen durch die Geldpolitik ist in der Mehrzahl der Länder per Gesetz verboten. Selbst die Federal Reserve hat es in den letzten Wochen mehrfach abgelehnt, öffentliche Papiere aufzukaufen und dafür Geld auszugeben.
3. Das rasante Ansteigen der amerikanischen Geldbasis lässt sich nicht automatisch mit Inflation in der Zukunft gleichsetzen. Die Geschäftsbanken in den USA schöpfen keine Kredite und pumpen es nicht in den Wirtschaftskreislauf, sondern stopfen die Löcher in ihrer Bilanz....“


Nun, alle diese drei Rettungsanker sind aber in der Zwischenzeit längst gelichtet: (1) Das „gut ausgebaute Steuersystem“ stößt schnell an seine Grenzen, denn die Bereitschaft mehr Steuern und Abgaben zu bezahlen ist, insbesondere bei den vergleichsweise steuerfeindlichen US-Bürgern, nicht unbegrenzt durchsetzbar. Die staatstreuen Deutschen machen da nur vorläufig eine Ausnahme, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Das wird sich vermutlich ändern, sobald dem Bürger klar wird, dass wir da nicht über Kleckersbeträge wie 20 Euro im Monat reden. (2) Die angebliche Unabhängigkeit der Zentralbanken hat nichts genützt. Lächerliche sechs Tage nach obigen Hypovereinsbank-Dossier begann die FED mit genau diesen Aufkauf öffentlicher Papiere. Die Briten und Europäer folgten etwas später. (3) Wenig später war es mit dem Löcher stopfen in der Bilanz vorbei. Selbstverständlich pumpen die Banken das billige Zentralbankgeld in die Aktien-, Rohstoff-, Derivaten- und CarryTrade-Märkte und haben alle Indizes, wenige Monate nach dem Dossier, aufgeblasen wie einen Stratosphärenballon.

So schreibt Thorsten Polleit, Honorar-Professor an der Frankfurter Schule für Finanzmanagement: „...Der Niedergang der Fiat Money produzierenden Länder ist unübersehbar geworden. Sie können sich nur über Wasser halten, indem ihre Zentralbanken immer mehr Basisgeld produzieren und für die Schulden privater Banken bürgen. Die Fed beispielsweise vergrößerte ihre Einlagen, Banknoten und Münzen von 870,9 Milliarden US-Dollar im August 2008 auf 1.734,3 Milliarden US-$ im Januar 2009. Die Extra-Reserven stiegen von 1,9 Milliarden US-$ auf 789,2 Milliarden US-$. Die Extra-Reserven erlauben der Bankwirtschaft...die Geldausgabe zu erhöhen. Die Geldbasis expandiert, indem die Zentralbank faule Kredite von Privatbanken übernimmt, um die Kreditvergabe dieser Banken zu vergrößern. Dieser Prozess gewinnt an Fahrt: Am 18. März 2009 kündigte der Exekutivausschuss der FED an, dass noch einmal 1.550 Milliarden US-$ an Sicherheiten gekauft würden. Das FOMC erwägt außerdem das Basisgeld zu vermehren um Privathaushalten und Kleinunternehmen mehr Kredit zu gewähren. Die FED produziert Inflation - und diese Tatsache steht in scharfem Kontrast zu dem, was die etablierten Ökonomen sagen, dass nämlich die Geldvermehrung nur die Liquidität im Interbankenverkehr verbessert, den Geldwert in den Händen der Verbraucher, Firmen und der Regierung nicht beeinflusst wird. ....“. Und da sind sie, die Schönwetterökonomen, die kein Problem mit der wundersamen Geldvermehrung haben. Wenn diese wirklich nur die Liquidität im Finanzsystem befördern würde, dann frage ich mich, warum wir überhaupt die ganzen Jahre gearbeitet und Steuern gezahlt haben, anstatt einfach die „Liquidität“ zu erhöhen.

Und weiter. „..Das wachsende Geldvolumen treibt die Preise nach oben, seien es Verbraucher- oder Vermögenspreise. Durch die wachsende Geldmenge wird ein Pseudoboom herbeigeführt, der zu Fehlinvestitionen führt. Solange Kredit- und Geldzufuhr nicht nachlassen, wird letzteres nicht offenbar. Wenn sich das Geldwachstum ganz plötzlich verlangsamt, werden die Erwartungen der Investoren enttäuscht und finanzierte Projekte, die in einer Welt mit immer mehr verfügbarem Geld und steigenden Preisen wirtschaftlich gewesen wären, gehen Pleite. Eine Politik, die den künstlichen Boom aufrecht erhält, erfordert noch höhere Zuwächse an Geld. Ludwig von Mises sah, dass dies zu einem Desaster führen würde: Es gibt kein Mittel um den endgültigen Kollaps zu verhindern, der durch eine Kreditexpansion herbeigeführt wurde. Die Alternative besteht lediglich darin, ob die Krise eher kommt, weil man freiwillig auf eine weitere Kreditexpansion verzichtet oder später als finale und totale Katastrophe des damit verbundenen Währungssystems....“.

Der große Ökonom Mises wusste, wovon er sprach. Er durchlebte die Zeit der großen Inflation von 1914-1923 in Europa. Damals wie heute kam die Hyperinflation im Schlepptau der Umwandlung steigender Staatsschulden in Geld für Sozialausgaben, Subventionen und Reparationszahlungen: „...Mises war sich der letzten Konsequenzen klar, ....Ab einem gewissen Punkt würde dies zum Bankrott in einer immensen Größenordnung führen, verursacht durch eine Kreditkontraktion und Geldmangel (Deflation)...“

Kreditkontraktion und Deflation? Genau, das ist das aktuell drückende Szenario. Wie es weiter geht, hängt bekanntlich auch von der Psychologie der Marktteilnehmer, also auch von Ihnen lieber Leser, ab: „...Wenn die öffentliche Meinung erst einmal davon überzeugt ist, dass das Wachstum der Geldmenge weitergeht und nie aufhören wird und dass konsequenterweise die Preise aller Waren und Dienstleistungen immer weiter steigen werden, dann wird jedermann eifrig soviel kaufen, wie er kann und seine Barreserven klein halten. Denn unter diesen Umständen steigen die Kosten für den Unterhalt von Barreserven, durch die progressiven Kaufkraftverluste. Das Opfer, das für das Halten von sonst vorteilhaften Bargeldreserven gebracht wurde, wurde unverhältnismäßig groß. Dieses Phänomen nannte man während der großen Inflation in den Zwanzigern, die Flucht in die Sachwerte oder Katastrophenhausse....“.

Eine in diesem Zusammenhang lesenswerte Analyse der Ursachen ist der Artikel von Ellen Brown: „Erinnerungen an die Hyperinflation in Weimar-Deutschland: Brauchen wir jetzt wieder Schubkarren? Eine neue Betrachtung der Hyperinflation in der Weimarer Republik.“. Denn es war nicht einfach die staatliche Verschuldung, die die verheerende Hyperinflation endgültig in Fahrt brachte: „..Das wirkliche Problem besteht in einem erschreckenden Berg von außerbilanzlichen Krediten und Derivatausfällen in Höhe von 20 Billionen Dollar. Man denke intensiv darüber nach, was in der Weimarer Republik passiert ist, denn jeden Tag sieht es hier danach aus, als würde sich diese Entwicklung in Ursache und Wirkung wiederholen …Lit.: Jim Sinclair, »Fed Actions a Bandaid on a Gaping Economic Wound« reprinted in Go for Gold, 18. September 2007. …” Nun, wie aus dem Studium des treffenden Artikels folgt, damals wie heute lag das wirkliche Problem erst in der Rolle der Derivatenhändler, die auf eine fallende Reichsmark setzten und mit ihren Carry-Trades, damals genauso wie heute, den Schlammassel erst möglich machten.


Schauen wir also auf die Statistik der 1923er-Inflation. Die folgenden Zahlenreihen kommen vom Deutschen Historischen Museum. Die Inflation begann bereits 1914, als zur Finanzierung des Weltenbrandes Kriegsanleihen des Staates aufgesetzt wurden. In den Nachkriegsjahren ab 1919 begannen, verschärft durch die enormen Reparationsforderungen der Gewinnermächte, diese ihre Wirkung zu entfalten. Erstaunlich bei der Betrachtung der Graphik ist aber, dass dies trotzdem noch lange gut ging, bzw. nur einen moderaten Verlauf der Steigerung der Lebenshaltungskosten (gelbe Linie) provoziert. Selbst in der Hochphase der Inflation war das so, es setzte zwischenzeitlich sogar eine fast 2-jährige Deflationsphase ein. Den tieferen Grund dafür mag man u.a. dem obigen Artikel von Brown entnehmen.


Wie wenig von einer Hyperinflation in den Jahren 1920 und 1921 zu spüren war, zeigt die Detailgraphik auf: Es sind die Daten für den deflationären Kern der Hyperinflation, nämlich die Steigerungsraten der Indizes (d/dt). Obwohl die Katastrophe unmittelbar bevorstand, war in diesen zwei Jahren davon nichts zu ahnen: Die Preise in den zentralen Jahren blieben stabil oder fielen sogar. Dann aber ging es rasant los, bereits im November 1923, gerade zwei Jahre später, war dann alles restlos über den Jordan. Man hatte garnicht mehr genug Nullen um die Preise noch zu definieren, ab 1924, knapp 10 Jahre nach Beginn des Dramas, gab es die Währungsreform. Schon Monate vorher, nur ein Jahr nach der trügerischen Ruhe, konnte man seine Brötchen mit Milliardenbeträgen pro Schrippe bezahlen: »Das war entsetzlich. Entsetzlich! Und es kam urplötzlich. Niemand war darauf vorbereitet. Die Regale in den Läden waren leer. Man konnte mit seinem Papiergeld nichts kaufen.“


Betrachten wir noch einmal die Daten der 20er Jahre in besserer Auflösung. Man sieht, dass eine Hyperinflation nicht in einem durch läuft, sondern dass sich diese wellenartig entwickelt und zwischendurch an verschiedenen Preisfronten wieder mal kurzzeitig (auf den grün bepfeilten Tableaus) zum Halten kommt. Auf obigem Bild erkennen wir besonders am externen Währungsstandard (Dollar gegen Reichsmark) etwa acht Wellen, deren Höhe zu-, und deren zeitliche Länge immer weiter abnimmt. Ab der fünften Wellen folgen alle 3 Monate weitere exponentielle Anstiege bis zum finalen Exitus. Wie man sieht, es kann erstaunlich schnell gehen, auch wenn man sich angesichts einer ruhigen Preisfront beruhigt fühlt. Die Indizes der Darstellung sind Dollar, Aktienpreise, Lebenshaltungskosten. Der Dollar war damals im Vergleich zur Reichsmark stabil und taugt daher als ein Referenzindex. Das ist heute allerdings völlig anders: Alle großen Weltwährungen, Dollar und Euro, aber auch Yen und Franken hängen mit im Strudel. Als unabhängigen Referenzstandard kann man daher heute nur etwa den Goldpreis nehmen.


Nun seit 2009 befinden wir uns genau in einer solchen Deflationsphase, wo die Preise ungewöhnlich stabil und sogar fallend sind. Wir müssen daher diese Phase etwas näher unter die Lupe nehmen, denn ein ähnliches Szenario wie in den 1920er-Jahren dürfen wir heute wieder erwarten. Zunächst wieder der Kernbereich der 23er-Hyperinflation. Wir sehen das sich während der noch ruhigen Phase der Dollar in mehreren Wellen aufbäumte, obgleich die Lebenshaltungskosten und auch die Aktienpreise weitgehend stabil blieben. Erst die dritte Dollarhausse brachte das Karussel in Schwung, Lebenshaltung und Vermögenspreise (Aktien) folgten auf dem Fuß. Die sechste bis achte Welle ist schon außerhalb dieser linearen Graphik, denn die Preissteigerungen überstiegen jedes denkbare Maß und lässt sich nur auf einer logarithmischen Skala, wie in obigen Graphiken, darstellen. Die zeitliche Länge der Wellen betrug dabei etwa (1w) 5 Jahre (2w) 9 Monate, (3w) 12 Mon. (4w) 4 Mon. (5w bis 8w) 3 Monate.


Mangels eines geeigneten Währungsstandards müssen wir heute aber den Goldpreis unter Beobachtung nehmen. Die letzten Graphiken sind die Notierungen der Londoner Goldbörse vom Januar 2000 bis zum Januar 2010. An dieser maßgeblichen Edelmetallbörse wird täglich zweimal der Goldpreis festgelegt. Seit 2000 hat sich der Preis pro Unze fast vervierfacht. Das etwas unterschiedliche Verhalten von Dollar, Pfund und Euro Notierung resultiert aus den schwankenden Wechselkursen.


Um diese und auch die kurzfristigen statistischen Schwankungen auszublenden normalisieren wir den Wert zunächst auf Basis des Januar 2000 und wenden ein gleitendes Mittel über 5 Monate an. Jetzt sind die Wellen der Notierungen besser zu erkennen. Wir sehen das sich Dollar, Pfund und Euro früher immer gleich bewegt haben, aber seit 2008 ist dies nicht mehr der Fall, da sich alle drei Währungen in leicht unterschiedlichen Turbulenzen befinden. Daher bilden wir in der nächsten Graphik den Mittelwert aller drei normalisierten Währungen, um diese Turbulenzen heraus zu filtern.


Jetzt erst sind die typischen inflationären Wellen des externen Währungsstandards zu erkennen. Sie sind (1w) 6 Jahre, (2w) 22 Monate, (3w) 12 Mon., (4w) 9 Monate und wir befinden uns nun offensichtlich am Anfang der 5.ten Welle.

Ist das etwa schon die fünfte und tödliche Welle, die der 1923-Hyperinfaltion voraus ging? Nun, es ist nicht unmöglich, jedenfalls muss man die Goldnotierungen im Auge behalten. Man muss berücksichtigen, dass einerseits der betroffene Wirtschaftsraum größer als 1920 und mit China eine große Senke vorhanden ist, aber andererseits natürlich auch vielmehr Schrottpapiere und schnellere computerunterstützte Derivatehändler unterwegs sind. Zudem bekämpfen die Notenbanken mit ihrer Liquiditätsflut zwar nicht die Ursachen, aber immerhin die Symptome, was bekanntlich auch oft lebensverlängernde Wirkungen hat. So darf man die absehbare Katastrophe diesmal etwas später erwarten, vielleicht hält das System eine, zwei oder auch drei Wellen mehr aus. Falls nicht, könnte die Inflation frühestens bereits Mitte 2010 starten, falls doch, kaum viel später als etwa in 2013. Die eigentliche Hyperinflation und fällige Währungsreform wäre danach etwa "um den Dreh" zwischen 2012/13 und 2016/17 anzunehmen.

Naja, nichts ist an der Prognose so schwierig wie die Vorhersage.... Das Problem des Durchschnittsparers ist natürlich rechtzeitig zu erkennen, wann er aus seinen Papierassets aussteigen soll. Wenn es nämlich erstmal losgeht, sind die brauchbaren Pfründe längst weg und nichts mehr zu holen: the early bird get’s the worm. Das Deutsche Historische Museum schreibt zum Abschluss seiner Darstellung: „...Zu den Verlierern der Inflation zählten vor allem diejenigen, die über keine "Sachwerte" verfügten und deren Ersparnisse von Stunde zu Stunde an Wert einbüßten. Demgegenüber profitierten Großindustrielle von der Geldentwertung: Vor allem Hugo Stinnes nutzte die Inflation, um sich über Kredite ein Wirtschaftsimperium zusammenzukaufen.“

Nun, das sagt schon das Wesentliche. Was könnten die politisch Verantwortlichen in dieser Situation nun tun, um das Absehbare abzuwenden? Ein drastischer und wirksamer Schritt wäre die sofortige Unterbindung des weltweiten Investmentbanking und die Vernichtung der riesigen und unsinnigen Derivate-Assets. Dies würde erstmal das Feuer im Ofen löschen, aber die Wahrscheinlichkeit eines solchen Schrittes ist praktisch Null. Denn viel zu stark ist das Investmentbanking nicht nur mit den klassischen Geschäftsbanken, sondern auch mit der Gesellschaft und der Politik verwoben. Und man muss sich fragen, ob es überhaupt sinnvoll wäre. Denn in der Praxis sind höchstens halbherzige Schritte in diese Richtung möglich und zu erwarten, und diese würden das Leiden der Volkswirtschaften letzendlich nur mehr oder weniger deutlich verlängern. Möglich aber wären solche Schritte. Oder doch lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende?

Wir werden sehen was die Politik des Jahres 2010 noch so bringt.

1 Kommentar:

  1. Anbei ein Feedback von allgemeinem Interesse.
    Den Autor habe ich unkenntlich gemacht da per Email/Kontaktformular und damit privat.

    -----Original Message-----
    Date: Wed, 03 Feb 2010 05:14:06 +0100
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    Name : f****
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    Kommentar : re : 5. welle
    die von ihnen dargestellten inflationswellen mit hilfe des normalisierten goldpreises passen recht gut in das konzept der elliott wave theorie, wie sie in den usa seit langem von prechter vertreten wird.
    Frage : wie haben sich diese wellen in japan vor und nach dem japanischem immobilien - crash 1989 entwickelt ?

    -----Forwarded Message-----
    Hallo Hr. F*****,

    in der Tat passen Sie gut zur Elliot Theorie http://de.wikipedia.org/wiki/Elliott-Wellen. Die sogenannten Elliotwellen sind allerdings lediglich empirisch, d.h. sie enstammen der Beobachtung der Kursbewegungen.

    Aber wir haben da z.B. den Supercycle: mehrere Jahrzehnte (über 40-70 Jahre). Dass ist nichts anderes als die typische Lebensdauer von Kapital bassierten Systemen http://www.genreith.de/9646/index.html. Das Problem der Ökonomen ist, dass Sie meistens nur empirisch arbeiten und argumentieren. Zudem meist noch auf kurze Zeiträume von einem oder wenige Jahre begrenzt. Wenn man den zeitlichhen Focus nämlich sehr eng fasst, dann kann man jedes System als offen betrachten, längerfristig ist es aber ein geschlossenes System, dass sich fundamental anders verhält.

    Dass diese Wellen mit einem Fundamentalproblem http://tandemvipera.blogspot.com/2009/06/panem-et-circenses-v-dead-man-walking.html zusammenhängen, wird deswegen von kaum einem Ökonomen begriffen. Dem entsprechend wird zur Zeit nur an Symptomen herum geflickt, während das Fundamentalproblem des Vermögensüberhangs über die BIP's völlig aussen vor bleibt.

    Die Inflationswellen des Goldpreises können, zu ansonsten guten Zeiten, durchaus mit der Elliot-Empirie erfasst werden. Jetzt aber sind es echte Inflationswellen, weil das System an den Rand gefahren wurde. Es ist nämlich gerade keine Goldblase, dann hätten wir Kurse von 10.000 $/Unze und mehr, sondern es ist die weltweite Kerninflation. Die fünfte Welle dürfte vermutlich etwa Ende April ihren nächsten Höhepunkt erreichen, dann nochmal Luft holen, und danach geht möglicherweise schon die Post ab.

    Japan ist ein besonderes Problem, es leidet unter Deflation und Stagnation. Bei einem Schuldenstand des Staates dort nahe 200% kein Wunder. Da aber für die Belastung der Wirtschaft durch Vermögensüberhänge alle Schulden, also auch private, von faktisch gleicher Bedeutung sind, ist der Unterschied zu uns garnicht mal so groß.

    Wie die Gold/Yen-Entwicklung aussah weiss ich nicht, dazu müsste man einfach mal die Daten ausgraben und statistisch analysieren.

    Vielen Dank und Beste Grüße
    Heribert Genreith.

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