Donnerstag, 6. Mai 2010

Der gordische Knoten: Die Währungsreform


Einige Kommentar zu meinem Blog stellten die berechtigte Frage: Währungsreform (WR), wie soll das denn konkret aussehen? Nun Währungsreformen sind nicht so selten wie viele glauben, genau genommen sind sie so häufig wie Finanzkrisen eben auch.

Allein in Deutschland gab es im letzten Jahrhundert zwei, nämlich 1924 und 1948. Eine Währungsreform liegt vor, wenn es zu einer merklichen Umverteilung der aus Geld resultierenden Ansprüche auf das BIP gibt. So ein Vorgang hat viele Namen, manchmal fällt es auch gar keinem auf. Unterscheiden von einer WR muss man natürlich reine Ummünzungen, etwa DM nach Euro zu einem festen Wechselkurs, bei dem alle Schuldverhältnisse erhalten bleiben. Diese ändern natürlich nichts an den drückenden Verhältnissen zwischen Bankenaktiva und verfügbaren BIP.

Grob unterscheiden kann man voraussehende WR, so etwa 1948 in Deutschland, oder durch die Umstände erzwungene wie die WR von 1924. Außerdem muss man zwischen vollständigen (Deutschland 1924 und 1948) und teilweisen (z.B. USA Dollar 1971) unterscheiden.

Dollar 1971? War da was? Nun, im Jahre 1969 forderten zunächst die Franzosen, dass von den USA garantierte Gold für ihre Dollarreserven ein. Andere Länder folgten. Die USA aber hatten das notwendige Gold nicht und verweigerten die Auszahlung ihrer Auslandsschulden. Die Folge war der Zusammenbruch des seit dem II. Weltkrieg geltende Bretton Woods Systems. So verkündigte man am 15. August 1971: „Wir müssen die Position des US-Dollar als eines Stützpfeilers der Währungsstabilität überall in der Welt schützen. In den letzten sieben Jahren kam es durchschnittlich jedes Jahr zu einer internationalen Währungskrise. Wer profitiert von solchen Krisen? Nicht der Arbeiter, nicht der Kapitalanleger, nicht die wahren Produzenten von Vermögenswerten. Die Gewinner sind die internationalen Geldspekulanten. Weil sie von Krisen leben, helfen sie mit, Krisen zu schaffen. In den letzten Wochen haben die Spekulanten einen Krieg mit allen Mitteln gegen den amerikanischen Dollar entfacht. Die Stärke der Währung einer Nation beruht auf die Stärke ihrer Wirtschaft - und die amerikanische Wirtschaft ist die bei weitem stärkste der ganzen Welt. Dementsprechend habe ich den Finanzminister beauftragt, die zur Verteidigung des Dollars gegen Spekulanten erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Ich habe Finanzminister Connally angewiesen, vorübergehend die Konvertibilität des Dollar in Gold oder andere Reservemittel auszusetzen, ausgenommen bei Beträgen und unter Bedingungen, die als im Interesse der Währungsstabilität und als im besten Interesse der Vereinigten Staaten liegend angesehen werden. [...] Diese Maßnahme wird uns keine Freunde unter den internationalen Geldhändlern einbringen, aber unsere Sorge gilt in erster Linie den amerikanischen Arbeitern und einem fairen Wettbewerb überall auf der Welt. [...] Ich bin entschlossen, dafür zu sorgen, dass der amerikanische Dollar nie wieder ein Spielball in den Händen der internationalen Spekulanten sein wird.“

Die Worte müssen Ihnen bekannt vorkommen, sie werden in der aktuellen Lage in zahlreichen Variationen vorgetragen. Es war allerdings nicht der junge Oscar Lafontaine, der diesen kapitalismusfeindlichen Wortschwall los lies, es war der erzkonservative US-Präsident Richard Nixon. Die Folge der Aufhebung der Goldbindung, was schlicht und ergreifend nichts anderes war als ein Vertrags- und Vertrauensbruch gegenüber den Dollargläubigern war, war die flotte Abwertung des Dollars. Noch in 1971 waren es zur DM bereits etwa minus 14%. In der Folgezeit halbierte sich der Wert des Dollars und damit auch die Auslandsschulden. Die USA hatten damit die Hälfte ihrer Auslandsanleihen entwertet und standen damit wieder gut da, andernfalls hätte man nämlich Konkurs anmelden müssen. In der Folge wurde das FIAT-Money, also rein schuldbasiertes Geld, eingeführt und mit Ronald Reagan wurden die Geldmärkte entfesselt und in die Globalisierung gepeitscht. Und die dickste aller Blasen der Weltfinanzgeschichte aufgebaut.

Warum konnten sich die USA damals so einfach Ihrer riesigen Auslandsschulden entledigen, während das beim viel kleineren Griechenland, finanztechnisch eigentlich ein "Fliegenschiss", nun angeblich nicht gehen soll? Nun, die USA hatten sich vor allen Dingen wegen des europäischen Wiederaufbaus und ihrer antikommunistischen Kriege in Korea und Vietnam massiv verschuldet. Die offiziellen Schuldner kamen nun vorwiegend aus Europa, und man konnte sich der Argumentation, dass diese Schulden ja nur zu ihrem Wohle aufgenommen wurden, und damit letztlich gemeinsam zu bezahlen waren, nicht so einfach entziehen. Die Halbierung der Ansprüche gegen den großen starken Bruder mussten also weitgehend klaglos hingenommen werden.

Heute sieht die Situation allerdings, auch für die USA, viel bedrohlicher aus. Denn die Hauptgläubiger sitzen in den aufstrebenden Schwellen- und Rohstoffländern bzw. in Asien. Und die haben mit der US-Politik nicht soviel am Hut. Ehr schon im Gegenteil, denn da sind auch noch viele alte Rechnungen aus der Kolonialisierung und dem Kalten Krieg offen. Zudem das Gesamtvolumen heute irrwitzige Ausmaße angenommen hat. Und zwischen den Mühlsteinen sitzt wieder einmal ein uneiniges desorientiertes Europa mit seiner asiatisch-arabischen Enklave Israel. Das Kuckucks-Ei des letzten Weltenbrandes und revanchistischer Brandherd für den Nächsten, so wie einst die Versailler-Verträge 1871 und 1918.

Wie bekommt man in dieser weltpolitischen Situation nun die Kuh vom Eis?

Nun, dabei muss man natürlich wieder zwischen dem, was richtig wäre, und dem was politisch durchsetzbar ist unterscheiden.

Was wäre richtig?

Richtig wäre eine sofortige und komplette Währungsreform von Dollar, Euro und Pfund. Dabei würde man sämtliche Preise (Waren. Löhne, Mieten etc.) 1:1 in Neu-Dollar, Neu-Euro und Neu-Pfund, und alle Vermögenswerte und Schuldverhältnisse 1:10, also etwa 1 Neu-Dollar für 10 Alt-Dollar umtauschen.

Man könnte die Vermögen und Schulden auch 1:5 oder 1:2 tauschen, aber das wäre weit weniger nachhaltig. 1:2 bringt nur wenige Jahre, bis die alte Blase wieder da ist, 1:5 bringt eine Generation, 1:10 bringt die Wirtschaftswunderzeiten zurück.

Was ist machtpolitisch durchsetzbar?

Das wiederum ist eine Machtfrage. Unbedeutende Länder wie Island oder Griechenland kann man nach belieben vor sich hin treiben, Macht volle Länder wie die USA oder Russland haben ganz andere Möglichkeiten. So brach auch die SU und die DDR aufgrund ihrer unbegleichbaren Auslandsschulden zusammen. Insbesondere inflationierte der Russische Rubel ab 1992 gewaltig, so dass er 1998 durch den 1:100 Tausch in neue Rubel ersetzt wurde.

Das hat Russland mittelfristig nicht geschadet. Denn es ist ein großes und Rohstoff reiches Land. Nach einer kurzen Vertrauenskrise investierte die Finanzwelt wieder gerne in den, nunmehr ziemlich stabilen neuen Rubel, und Russland zählt mit einem neuen Wirtschaftswunder nun zu den Gewinnern des Kalten Krieges als Mitglied der aufstrebenden und kaum verschuldeten BRIC-Staaten.

Auch die USA könnten das theoretisch machen. Allerdings müssen sie sich beeilen, um im internationalen Machtpoker nicht zu zerbrechen. Denn je länger sie warten, desto mehr Realgüter, Gebäude, Häfen, Firmen etc. pp., gehen für wertlose Dollar in fremde Hände über. Dagegen hilft dann auch keine Währungsreform mehr, sondern nur Krieg.

Nun sitzt der größte US-Gläubiger ausgerechnet beim größten machtpolitischen Konkurrenten, nämlich China. Der wiederum der größte Abnehmer amerikanischer Staatsanleihen und Lieferant in den USA nicht mehr verfügbarer Wohlstandsgüter ist. Das macht die Sache für die USA so schwierig. Außerdem sind da noch die Rohstoffländer, so auch die Ölstaaten der arabischen Halbinsel, etwa das so elementar wichtige Saudi-Arabien, Hauptgläubiger in Dollar. Wenn man diese nun um ihre Dollarvermögen prellt, dann bekommt man empfindlichen Ärger.

Wenn die USA das Spiel von 1971 wiederholen, dürften die mittelfristigen Schocks gefährlich sein. Denn China rüstet schon längst massiv auf und wird in Kürze den US-Flotten arge Konkurrenz machen. Für den Verlust von z.Z. 2.400.000.000.000 USD wird man sich revanchieren, und das sowieso bedrohte Taiwan kassieren. Was umso einfacher ist, wenn die Amis die Spritrechnung ihrer Trägerflotten nicht mehr bezahlen können.

Weiterhin gerät Israel in den Focus. Denn Israel kann wirtschaftlich und militärisch nur durch erhebliche Finanzhilfen überleben. So etwa das unverbrüchliche AAA Rating der Israelbonds, ohne die sich Israel genauso wenig wie Griechenland refinanzieren könnte. Und die ebenfalls wackelige Saudische Feudalmonarchie, mit Atomwaffen über die Pakistanconnection in der Hand, könnte durch den Dollarcrash ins Wanken geraten. Dann aber kann es in Israel sehr schnell ziemlich heiß werden.

Statt dessen setzt nun die USA auf das Ausbluten des EURO, um den Dollar noch einige Zeit am Leben zu erhalten. Aber auch das ist gefährlich, denn der zweite Garant für Israel ist eben Europa, allen voran die BRD. Und die EU steht mit ihren EURO-Assets in den Rohstoff- und Schwellenländern auch nicht soviel besser da.

Was ist politisch machbar?

Nun, die Situation ist vertrackt, und ich beneide Niemanden, der da jetzt die Drähte ziehen muss und nebenbei auch noch über ein hinderliches Gewissen verfügt. Besonders verheerend in dieser Situation ist der Umstand, das nur wenige Parliamentarier die finanztechnische Situation durch schauen.

So etwa der Glaube, man könne die Kuh mit Sparen vom Eis bekommen. Denn Schulden lassen sich in einem System des FIAT-Moneys ganz prinzipiell nicht wegsparen. Man kann lediglich private gegen öffentliche oder öffentliche gegen private Schulden tauschen, wobei diese auch grundsätzlich in der Summe nicht kleiner, sondern größer werden. Betriebswirtschaftlich sind Schulden entfernbar, Volkswirtschaftlich aber nicht.

Dieser Unfugsglaube macht die Vorhersage des finanzpolitischen Fehlverhaltens der Regierungen und die Abfolge der Ereignisse, wie jetzt in Griechenland, eben so leicht. Zu gegeben ist es nicht ganz einfach, die Zusammenhänge zu erkennen. Das macht es denjenigen, die sie kennen, wie Ackermann oder Blankfein, so leicht die Regierungen für ihre Zwecke einzuspannen und vor sich her zu treiben.

Um in den kommenden Jahren nicht hoffnungslos im Chaos zu versinken, sind im Prinzip zwei Szenarien, zumindest in Grundzügen, denkbar:

Erstens Inflation:

a) Statt den Kapitalbesitzern kurzfristig entgegen zu kommen, d.h. von vorne herein sinnlose Sparanstrengungen auf Kosten des Durchschnittsbürgers zu betrieben, befeuert man die Inflation.

b) Denn diese steigert die Preise im Verhältnis zu den Vermögens- und Schuldverhältnissen überproportional und vernichtet damit faktisch die Schulden. Aber natürlich auch jedes Vermögen, zu denen insbesondere die angesparten bzw. versprochenen Renten und Pensionen und Lebensversicherungen etc. pp. gehören.

c) Das wird auch schon gemacht, das quantitative easing genannte Programm der Selbstankäufe von Staatsanleihen bei den Angloamerikanern ist genau diese Strategie. Die EZB wird dies vermutlich demnächst auch machen.

d) Über kurz oder lang verlieren die Gläubiger ihr wichtigstes Kapital. Nicht das schnöde Mammon, nein den Glauben. Dann beginnt die Kaufhausse und die Preise steigen. Gekauft wird alles was werthaltig ist, auch Aktien, Immobilien und Firmen. Insbesondere durch ausländische Staatsfonts, die ihre schwindenden Devisenreserven retten müssen.
Die kaufen allerdings auch noch ein weiteres begehrtes Produkt: Waffen.

e) An der Stelle scheiden sich die Geister, die Kapitalbesitzer wollen dass die Konsumenten sparen und die Preise, und damit Vermögen, stabil halten, die Arbeiter und Angestellten wollen mehr Lohn.

f) An der Stelle hat man die Wahl zwischen Griechischen Verhältnissen oder Lohnsteigerungen. Genau Letzteres sollte man aber nun, entgegen der zur Zeit befolgten Strategie, bevorzugt machen. Da liegt die FDP unfreiwillig ganz richtig, wenn sie trotz Staatsklemme Steuern- und Abgaben senken möchte. Denn dann sind erstmal die Schaffenden beruhigt und das Geld befeuert Konsum- und Realwirtschaft, statt sie komplett abzuwürgen. Die Folgen sind aber andere, als von ihr gedacht:

g) Dadurch drehen die Preise früher oder später erst recht auf, die Hyperinflation beginnt. Die Löhne müssen ständig hinterher eilen, die Kaufkraft sinkt weiter, ebenso der Wert der Schulden und Vermögen. Und damit auch der Altersvorsorge. Insbesondere in Ländern mit Kapitalbasierten Renten, wie den USA, ist das verheerend.

h) Die sich betrogen fühlenden Bürger beginnen zu randalieren. In Deutschland ist dies nicht ganz so schlimm, da hier das Umlageverfahren gilt. Und das bezieht sich nicht auf fiktive Gewinne, sprich neue Schulden, sondern auf echtes BIP. Und das zieht nach der Währungsreform auch schnell wieder an.

i) Nach zwei oder drei Jahren kommt die Spirale an ihr Ende, je schneller, je besser, man muss nur ordentlich viel Geld in der EZB drucken. Eine neue Währung wird nachdem Kollaps, wenn 4 Billionen Euro oder Dollar für einen chinesischen Renminbi gezahlt werden müssen, eingeführt, und alles steht wieder auf Stunde Null.

j) Allerdings nicht alles, weil den Chinesen inzwischen halb Amerika gehört. Ebenso anderen Staatsfonds. Das Ausschleichen der Schulden per Inflation wird mit dem Preis des Machtverlustes in der Welt erkauft.

Zweitens Reform:

a) Zunächst müssten diese Zusammenhänge in der Öffentlichkeit klar ausgebreitet werden. Und zwar nicht nur durch unbedeutende Blogger oder Oppositionspolitiker, sondern durch Ökonomen und die Regierung, und unter Ausschluss der, den Banken und Vermögensoligarchie wohlfeilen, Ökonomen. Man muss ganz klar sagen: Die Lösung der weltweiten Verschuldungskrise ist nur durch eine unparitätische Währungsreform möglich! Wer will darf dies auch „Umschuldung“ nennen.

b) Man darf sich nicht ständig von den Big Playern, allen voran den USA vorführen lassen. Amerika versucht den EURO schwach zu machen, damit der Dollar stark bleibt. Darauf darf man sich nicht einlassen. Auch hier muss Klartext geredet werden, zur Not muss man den USA richtig vor den Bug schießen.

c) Voraussetzung für Punkt b ist natürlich ein gemeinschaftlich handelndes Europa. Das kriegt man mit dem ewigen Vertragsgerangel unmöglich hin. Eventuell ist eine, alle Parteien übergreifende, Notstandsregierung mit umfangreichsten Kompetenzen einzusetzen.

d) Insbesondere muss man den Banken die Arme abhacken: Investmentbanking in der jetzigen Form muss vollständig unterbunden werden. Das heißt alle Zockerderivate werden abgewickelt, CDS’s für ungültig erklärt und verboten. In Anlehnung an Chapter 11 werden Banken abgewickelt und umstrukturiert. Nur noch klassische Geschäftsbanken im realen Kreditgeschäft erhalten Zentralbankgeld und Steuerprivilegien.

e) Investmentbanken dagegen müssen sich ihr Geld auf dem Wege des normalen Kreditgeschäftes besorgen und Zahlen ganz normal Steuern, wie jedes andere Geschäft. So auch die Mehrwertssteuer von z.Z. 19% auf ihre „Produkte“. So was kann man, entgegen aller Behauptungen der Finanzindustrie, durchaus auch in Eigenregie machen. Das erzeugt zwar zunächst mächtig Verdruss, mittelfristig bedanken sich die Anleger aber mit ihren Einlagen in sichere und planbare Verhältnisse. Der positive Effekt ist sogar umso größer, wenn die EU das macht, und die USA eben nicht. Denn dann wird das gute Kapital nach Europa gezogen, die miesen Zockerderivate aber in die USA.

f) Man muss den Vermögensbesitzer klar machen, das ein Zehntel immer noch besser ist als Null. Null droht nach dem Chaos, aber 100 Millionen von 1 Milliarde, damit ist niemand ein armer Mann.

g) Aus der vorläufig noch erhaltenden Position der Stärke von USA und EU wird eine komplette Weltwährungsreform von $ und € durchgeführt, unter Vernichtung von 90% aller Weltschulden. Das würde insbesondere auch den Entwicklungsländern viel mehr zu Gute kommen als jede noch so gut gemeinte Entwicklungshilfe.

h) Im Gegensatz zu erstem Szenario (Inflation) ließe man den ausländischen Schuldner weniger Gelegenheit, mit diesen Schulden das inländische Tafelsilber aufzukaufen. Das ist gemein, aber sonst hat man auch nach der Währungsreform die Situation, dass man zwar neues und stabiles Geld, aber keine eigenen Firmen und Immobilien mehr hat. Der sonst unweigerlichen Machtverschiebung kann man mit aktivem Agieren zumindest einen guten Teil des Bodens entziehen. Das ist zwar reiner Machiavellismus, aber immer noch besser als komplettes Scheitern.


Nun, natürlich kommt man um einen (Währungs-)Krieg nicht herum, beide Szenarios ergeben nicht nur böses, sondern auch echtes Blut. Die Einbrüche in EU und USA sind vorprogrammiert und so oder so niemals ganz vermeidbar. Allerdings muss man zwischen Blut, und ganz, ganz viel Blut wählen. Ich möchte nicht erleben müssen, das israelische Leichen bis nach Zypern dümpeln.

Unzweifelhaft erfordert ein gezieltes Vorgehen bei weiten mehr Mut und Verstand, als alles per Salamitaktik (Inflation) ins Chaos abgleiten zu lassen. Wobei hinzu kommt, dass man letzteres erfahrungsgemäß beliebigen politischen Gegnern, als angeblich Schuldigen, ans Bein kleben kann. Was wiederum die Schwäche der Demokratie in solchen Jahrhundertsituationen begründet und die Chance für weltweite GröFaz’e überproportional erhöht. Demokraten neigen zum reagieren, statt zu agieren, bei Letzteren ist es oft umgekehrt. Wenn die westlichen Demokratien also bevorzugt auf Inflation setzen, so ist das schon irgendwo verständlich. Aber man riskiert damit seinen eigenen Untergang.

Die Zeit zu handeln ist denkbar knapp, ein weiteres hin- und her schieben unbezahlbarer, und inzwischen unbedienbarer, Schulden ist gefährlich. Gefährlich auch, sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen, sei es zwischen Demokraten oder zwischen Demokratien. Griechenland und die drei Toten von Athen sind ein erstes Menetekel dafür.

So nutze den Tag und hoffe nicht, das der nächste Tag Deine Probleme von selbst löse, wie Horaz im 1.Jhdt. v. Chr. dichtete:

Tu ne quaesieris (scire nefas) quem mihi, quem tibi
finem di dederint, Leuconoe, nec Babylonios
temptaris numeros. Ut melius quicquid erit pati!
Seu pluris hiemes seu tribuit Iuppiter ultimam,

quae nunc oppositis debilitat pumicibus mare
Tyrrhenum, sapias, vina liques et spatio brevi
spem longam reseces. Dum loquimur, fugerit invida
aetas: carpe diem, quam minimum credula postero.


Frag nicht (denn Wissen ist ein Frevel), welches Ende die Götter mir, welches sie dir, Leukonoe, zugedacht haben, und versuche dich nicht an babylonischer Astrologie!

Wie viel besser doch, was immer sein mag, zu ertragen! Ob Jupiter noch viele Winter uns zugeteilt hat oder den letzten, der jetzt an entgegenstehenden Klippen das Tyrrhenische Meer bricht – lebe mit Verstand, kläre den Wein und beschränke ferne Hoffnung auf kurze Dauer!

Noch während wir reden, ist die missgünstige Zeit schon entflohen: Nutze den Tag, und glaube so wenig wie möglich an den nächsten!

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