Der Dezember ist der Monat der
Rückblicke und salbaderischen Ansprachen, Nikolaus, das Christkindel
und das Jahresabschlußfeuerwerk lassen grüßen. Die Zeit der Ruhe
und Besinnlichkeit. Wobei es mit der Ruhe, gerade in 2012 und in Südeuropa weit her
ist und nur für die gilt, die noch über warmgeheizte eigene Wände
verfügen, in denen man sich vor der allgemeinen Unbill zurück
ziehen kann. Besinnlichkeit dagegen kann man so oder so sehen, durch
Besinnung auf das Wahre und Wesentliche in der Welt einerseits, oder
als die Befähigung alles was wirklich besinnbar wäre auszublenden
und gegen allfällige Beschwichtigungen auszutauschen andererseits.
So etwa ein routiniertes
Christkind namens Regling, seines Zeichens Besinnungschef des ESM:
„ESM-Chef Klaus
Regling ist optimistisch: Geht es nach ihm, so kann die
Euro-Schuldenkrise noch innerhalb der nächsten drei Jahre
ausgestanden sein.“. Na Gott sei Dank, dann ist ja alles in
Ordnung, die paar Tage stehen wir schon noch durch.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache
hat zehn Wörter und Ausdrücke zu Wörtern des Jahres 2012 prämiert,
in der Reihenfolge: (1) Rettungsroutine (2) Kanzlerpräsidentin (3)
Bildungsabwendungsprämie (4) Schlecker-Frauen (5) wulffen (6)
Netzhetze (7) Gottesteilchen (8) Punk-Gebet (9) Fluchhafen (10)
ziemlich beste.
Meine Favoriten wären da Schlecker-Frauen, wulffen oder Kanzlerpräsidentin gewesen. In der
Reihenfolge. „Schlecker-Frauen“, ein Wort das alle
Menschenverachtung der Realpolitik und Realwirtschaft dieser Tage in
sich vereint, „wulffen“ für die Eigenschaft der Eliten sich
durch tricksen, täuschen und Gesetzesverachtung reich beschert aus
der Affäre zu ziehen, und „Kanzlerpräsidentin“ als eine
zutreffende Bezeichnung für Frau Merkel als die unangefochtene
Drahtzieherin deutscher und europäischer Politik. Wobei sie sich
nicht einmal wie Mursi in Ägypten selbst auf den höchsten Thron
hieven musste, sondern in kollektiver Verzückung nicht nur durch die
eigenen Partei, sondern auch durch praktisch die kompletten
Mitte-links-grün-rosa Opposition, auf dieser Position gehievt wurde.
In einer Demokratie, wo normalerweise um ein solches Amt mit allen
erdenklichen Winkelzügen unterhalb des guten Geschmacks gekämpft
wird, kein wirklich gutes Zeichen. Schon eher ein Zeichen dafür,
dass unsere „geliebten Führer“ allesamt nicht mehr wissen wo es
lang geht oder lang gehen sollte, und dann ist es schon besser wenn
man eine/n Pharao/nin hat, der verrückt genug ist die ganze
Malaise auf sich persönlich zu vereinigen: Wenn's fluppt, dann wird
der Pharao gottesgleich, fluppt's net, dann hauen wir ihm halt den
Kopf ab!
Das Wort
„Rettungsroutine“ wurde
Sieger, obwohl es noch
gar nicht so allgemein im Umlauf ist:
„Nicht die Häufigkeit, sondern die „Signifikanz bzw.
Popularität“ eines Ausdrucks steht laut der Gesellschaft für
deutsche Sprache bei der Wahl der Wörter des Jahres im Vordergrund.
Signifikanz - geschenkt: das Wort „Rettungsroutine“, das in
diesem Jahr in stolzer Missachtung gängiger Rechtschreibprogramme
auf dem ersten Platz landete, beschreibe, lernen wir, nicht nur das
dauerhaft aktuelle Thema der instabilen europäischen Wirtschaftslage
und die wiederkehrenden Maßnahmen zur Stabilisierung, sondern sei in
seiner Verknüpfung zweier widersprüchlicher Begriffe zudem
sprachlich interessant. Doch auch von einem nur schnöde „populären“
Wort könnte man erwarten, dass die Leute es verwenden. Ganze sieben
Ergebnisse in der Archiv-Suche (davon drei aus dem Jahr 2011) und nur
knapp 1000 Google-Treffer kurz nach Bekanntgabe der Ehrung deuten
aber darauf hin, dass es bislang nicht Einzug in den allgemeinen
Sprachgebrauch gehalten hat.“
Trotzdem halte ich es für eine sehr
gute Wahl, denn u.a. zeugt es auch davon, dass das Auswahlkommitee im
Gegensatz zu manchem Finanzpolitiker noch zu größeren
Gedankenleistungen fähig ist. Der Sprachwissenschaftler
Hans Hütt fasst es in
besonders bemerkenswerte Worte:
„Mich wundert die Kargheit ihrer
Gründe. Die Sprachschützer begnügen sich damit, festzustellen,
dass es sich um ein Oxymoron handelt, bleiben damit einer
unpolitischen Naivität verhaftet und blind dafür, auf was für
einen explosiven Blindgänger sie da gestoßen sind.
Denn von wo diese Routine
grüßt, kann von Retten keine Rede mehr sein. Die Gefahr, aus der zu
reißen wäre, wie uns die Grimms informieren, hat sich verewigt. Das
Reißen wird damit so überflüssig wie die Routine. Somit geht es
bei Lichte betrachtet auch nicht mehr um die Routine des Rettens,
sondern um das Einüben des Lebens in der Gefahr.“
Das im Kern politisch unsinnige Wort
"Rettungsroutine" wurde geprägt durch den demnächst aus der Politik
ausscheidende Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach (CDU): „Ein
Politiker, der erst auf der Zielgeraden seiner Karriere zu einer
dissenting vote gefunden hat...: „Es würde mich [Bosbach]
jedenfalls wundern, denn in der Euro-Zone hat sich eine Art
Rettungsroutine eingestellt. Und die Zahlen werden immer größer.
Das führt allerdings nicht dazu, dass die Debatten auch länger
werden. Im Gegenteil, bei den letzten Sitzungen haben wir nicht mehr
so kontrovers und nicht mehr so emotional in der Fraktion debattiert,
wie das in der Vergangenheit einmal der Fall war. Ich bezweifle im
Übrigen auch nicht, dass wir uns mit den rund 44 Milliarden neue
Hilfen, die es gibt, wiederum etwas Zeit kaufen. Allerdings sind doch
die Prognosen, die man abgibt für das Wirtschaftswachstum in
Griechenland, sehr, sehr optimistisch. Ich fürchte, dass sie zu
optimistisch sind und dass wir uns in absehbarer Zeit wiederum mit
dem Thema beschäftigen müssen – mit einem Ergebnis, was ich heute
schon ahne.“
Genau
da liegt die Crux, nicht mehr wirklich um irgendeine Rettung,
geschweige denn um die Offenlegung und Bekämpfung der wahren
Ursachen, geht es, sondern um „das Einüben des Lebens in der
Gefahr“. Woher die Gefahr kommt, wird auch beharrlich vernebelt, und nicht nur durch Politiker, sondern auch durch die für die
Aufklärung der Bevölkerung so wichtigen Journalisten fallen reihenweise auf die
immer gleichen
argumentativen Fallstricke herein,
hier nur einmal am Beispiel der Versorgungslücken und der
Staatsverschuldung aus der WELT-Online zitiert:
„Zu den
betrachteten Reformen gehören zusätzliche Leistungen in der Pflege-
und Rentenversicherung, die Abschaffung der Praxisgebühr und das
Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kinder nicht in eine Krippe
schicken.....Berücksichtigt man zusätzlich noch von der Union
geplante Vorhaben wie die Lebensleistungsrente, also die Aufstockung
von Minirenten, und die Aufwertung der Kindererziehungszeiten bei der
Rente, steigt die Summe auf atemberaubende 881 Milliarden Euro. Würde
eine künftige Regierung gar die Wahlkampfversprechen der SPD
umsetzen, dürfte diese Summe noch weit höher sein....Die einzige
Sozialreform der vergangenen Jahre, die für mehr Nachhaltigkeit
gesorgt hat, ist die Rente mit 67. Sie sorgt für dauerhafte
Entlastung, die mit 411 Milliarden Euro zwar ebenfalls hoch
ausfällt.....Bei der Berechnung schlägt die demografische
Entwicklung durch: Bis 2030 wird sich die Zahl der über 60-Jährigen
mehr als verdreifachen. Die Leistungsversprechen, die die Politik
heute gibt, werden künftig von immer weniger Menschen finanziert
werden müssen.“
Da staunt der Bürger andächtig, und
der Banker lacht sich flach. Denn gleich mehrere Ostereier legt uns
hier das Christkind, und wir merken es noch nicht einmal:
„…Berücksichtigt man die Lebensleistungsrente (Aufstockung von
Minirenten) und die Aufwertung der Kindererziehungs-zeiten, so steigt
die Summe um 881 Milliarden Euro....Die einzige Sozialreform der
vergangenen Jahre, die für mehr Nachhaltigkeit gesorgt hat, ist die
Rente mit 67. Sie sorgt für dauerhafte Entlastung mit (minus) 411
Milliarden Euro ...Bei der Berechnung schlägt die demografische
Entwicklung durch: Bis 2030 wird sich die Zahl der über 60-Jährigen
mehr als verdreifachen. Die Leistungsversprechen, die die Politik
heute gibt, werden künftig von immer weniger Menschen finanziert
werden müssen.“. Nun das erste Ei, dass ist das die im Grunde genommen
ganz lausige Aufwertung der kleinsten Renten um ein paar Euro
monatlich bejammert wird, dass zweite dann, dass das Wort
„Nachhaltigkeit“
ausgerechnet mit dem massiven Leistungsabbau beim
Durchschnittsrentner zum Wohle der tatsächlich unnachhaltigen Befüllung der
Banktresore in Verbindung gebracht wird. Wobei man als drittes Ei noch die
absolute Frechheit hinter herschiebt, das ganze mit dem positiv belegten Wort
„Sozialreform“ zu veredeln. Es ist aber keine "Sozialreform" sondern ein ganz
massiver Sozialabbau zu Lasten Vieler und zu Gunsten
Weniger. Zum Schluss wird dann noch das vierte Ei gelegt, nämlich die implizite und durch
ständiges Wiederholen nicht richtiger werdende Behauptung
aufgestellt, dass die „verflixten mittellosen Alten zu lange Leben
wollen“ und „die ebenso mittellosen Jungen zu wenig poppen“ um
den unbedingt nötigen Konsumenten- und Abgaben zahlenden
Kleinbürgernachschub zu besorgen. Ergo, de facto die Schuldigen am
ganzen Desaster sind die Rentner und die zukünftigen Renditesklaven ja
selber. Amen.
Käme das ganze von Politikern der
Koalition, es wäre nichts weiter besonderes daran. Aber es sind
gerade die Menge der denkfaulen, den Polit- und Lobbyistenbrei
nachplappernden Journalisten, die diese die Tatsachen auf den Kopf
stellenden Verdrehungen erst so richtig gesellschaftsfähig gemacht haben.
Tatsache ist jedoch, dass nur ein nach unten(!) umverteilender Staat
seiner Aufgabe gerecht wird, denn nach oben kommt das Geld schon ganz
von alleine. Dafür braucht man keine Nachhilfe seitens der
Volksvertreter wie es nun seit Jahren massiv geschieht. Und dass der
Staat sich
im gleichen Maße wie alle Marktteilnehmer verschulden
muss liegt nicht so sehr an den Politikern, sondern
einzig am Konstruktionsfehler unserer Finanzstruktur, in der nun mal
die volkswirtschaftliche Summe aller Vermögen immer gleich der Summe
aller volkswirtschaftlichen Schulden ist.
Auch gibt es keinen Renten-Engpass
aufgrund der zunehmend alterslastigen Bevölkerungsstruktur, dass vorgebliche Demographieproblem, sondern
wegen der zunehmend ungleichen Verteilung der Vermögen (nach ganz
oben) und der entgegenstehenden Schulden (nach mitte-unten).
Tatsächlich ist das was zu verteilen wäre, nämlich vorallen Dingen
das BIP, in jedem Jahr gestiegen,
und zwar pro Kopf, vom
Baby bis zum Greis! Das heißt es steht nach wie vor, und bei weiter
steigendem oder konstantem BIP auch jederzeit sogar noch mehr, zum gerechten Verteilen auf Alle zur Verfügung.
In jedem Falle jetzt und in Zukunft mehr als es selbst zu
Wirtschaftswunderzeiten war, sowohl nominal als auch prozentual. Nicht die absolute Menge hat sich zum Nachteil geändert, sondern die relativ ungleiche Verteilung, und zwar massiv.
Die zunehmende Alterung wird dagegen
schon längst durch entsprechende Produktivitätsgewinne
ausgeglichen. Schlimmerweise sogar deutlich über-ausgeglichen, was
zur Folge hat, dass nun nicht nur die Alten nicht mehr arbeiten
können, sondern die Jungen de facto, mangels ausreichender
Vollzeit-Arbeitsplätzen, nicht einmal mehr arbeiten dürfen obwohl
sie gerne würden! Der tatsächliche Rentenengpass (und nicht nur der) entsteht nämlich
aus einem ganz anderen Grund: die Technologie und Globalisierungs bedingte erhebliche Zunahme der Arbeitsproduktivität bedingt eine immer
weniger werdende notwendige Anzahl an Vollzeitbeschäftigten, wobei dann einfach voraussgesetzt wird, dass genau diese notwendig kleiner werdende Gruppe die Versorgung
Ihrer selbst als auch sämtlichst anderer Bedürftiger der Republik
alleine zu berappen hätte, so als hätten wir noch die Wirtschaftswunderzeit der Vollbeschäftigung und sogar noch Arbeitsnachfrage deutlich darüber hinaus. Ja tatsächlich, so war das einmal, als ein Dutzend Bauarbeiter an zwei Tagen mit der Schippe das erledigten, was heute ein einziger Baggerfahrer in vier Stunden locker macht. Die den
gewaltigen Produktivitätsgewinn der letzten Jahrzehnte aber weit vor
allen Anderen einstreichenden Großunternehmen, Banken und
Investoren werden dagegen faktisch von der steuerlichen Finanzierung
des Gemeinwohles ausgenommen. Gewinne werden privatisiert, Verluste
sozialisiert und sogar noch, als Sahnehäubchen obendrauf, massive
Subventionen, zu denen auch die „Rettungsroutine“ gehört, an sie
auf Kosten „obiger untiger“ ausgeschüttet.
Der erkleckliche Anteil hirntoter Journalisten, beileibe nicht
nur bei Welt-Online sonder hier nur exemplarisch, verfestigen mit einer solchen
Cut-and-paste-Berichtsroutine diesen kapitalen Unfug durch
jahrzehntelange stoische Wiederholungen. Solange, bis auch der letzte
Kollege nicht mehr wagt etwas anderes zu denken, geschweige denn zu
schreiben. Um es sich noch einmal auf der Hirnzunge zergehen zu
lassen: „Die Leistungsversprechen, die die Politik heute gibt,
werden künftig von immer weniger Menschen finanziert werden
müssen.“,.... werden müssen, müssen, Wenige müssen, immer
weniger MÜSSEN, müssen finanzieren, immer weniger Menschen müssen
finanzieren...welch eine kafkaeske Gehirnwäsche. Wieso denn, sterben
wir etwa aus? Nunja, es werden ein paar weniger die nächsten 50 Jahre,
aber nur vielleicht und gar nicht mal so viele, wieso „müssen“
da immer weniger Arbeitende das ganze Gesellschaftsmodell
finanzieren? Wieso, wenn man den Wachstumsprofeten des ESM & Co.
doch glaubt, dass das BIP nach kurzer Durststrecke und Überwindung
der EURO-Krise in Bälde sogar noch weiter ansteigen soll? Wieso gibt
es denn da immer weniger für die Alten und Bedürftigen, obwohl doch
tatsächlich immer mehr da ist, was man verteilen könnte? Könnte? Könnte
Einerseits, Müssen Andererseits? Schonmal darüber nach gedacht
lieber WELT-Kollege? Nunja, bis zum Jahreswechsel steht dafür noch
genügend besinnliche Zeit zur Verfügung.
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Screenshot Waffenhändler Slickguns vom 17.12.12 |
Nun
denn, Rettungsroutine auch in den USA: „Amerika steht
unter Schock: Ein 20-jähriger Amokläufer hat in Newtown im
US-Bundesstaat Connecticut 20 Kinder und sechs Erwachsene getötet.
Präsident Barack Obama kämpfte mit den Tränen und setzte das Thema
Waffengesetze wieder auf die Agenda.“. Wiedermal hat ein
durchgedrehter Irrer in den USA einen Massenmord mit automatischen
Waffen durchgeführt, diesmal waren die Opfer sogar kleine Kinder
ohne Arg und ohne Chance. Wieder einmal werden routiniert die alten
selben Argumente zwischen Waffennarren und Gegnern aus getauscht.
Wenn die Tränen getrocknet und die Schlagzeilen vergessen, und der
nächste Täter bereits im Anmarsch ist, wird sich mit ziemlicher
Sicherheit kaum etwas an den zugrunde liegenden Zuständen geändert
haben.
Man fragt sich allerdings, wie lange ein mit hunderten von
Millionen privater Schusswaffen versorgter Staat mit zunehmend vom System frustrierten Bürgern noch an einer Sezession vorbei
schlittern kann:
„Die USA sind ein tief gespaltenes und zerrissenes Land. Nicht nur
Demokraten und Republikaner stehen sich unversöhnlich gegenüber:
auch die Befürworter und Gegner strengerer Schusswaffengesetze
finden seit Jahren keinen gemeinsamen Boden mehr. Seit der Wahl des
ersten schwarzen US-Präsidenten haben sich die Fronten sogar noch
weiter verhärtet. Tausende von schießwütigen Amerikanern deckten
sich nach Obamas Sieg vor vier Jahren mit zusätzlichen Pistolen und
Gewehren ein; zur Selbstverteidigung, wie viele betonten – auch und
erst recht gegen die eigene Regierung.“. Die mächtige
US-Waffenlobby wird sich am Ende, man ahnt es, wieder durchsetzen:
“...Nur einen Tag vor der Tragödie von Newtown hat der US-Staat
Michigan ein Gesetz verabschiedet, dass es Bürgern erlaubt,
verdeckte Schusswaffen in Schulen und Kirchen zu tragen. Florida wird
diese Woche seine ein-millionste Schusswaffenlizenz ausstellen, die
ebenfalls das verdeckte Tragen von Handfeuerwaffen zulässt. An der
Universität von Colorado in dem Städtchen Boulder dürfen Studenten
seit kurzem bewaffnet auf dem Campus erscheinen. Auch an anderen
Hochschulen gibt es ähnliche Vorstöße.“.
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Ebay für Waffennarren: Screenshot von Armlist, wo man auch die verschärfte Version der Bushmaster, auch bekannt unter der Militärbezeichnung M-16, zum Trostpreis von 900 Dollar erwerben kann. Ohne Registratur sogar, da es sich um Gebrauchtware handelt. |
Mehr Waffen, mehr
Sicherheit, der autistische Slogan der Narren und Irren. Das man in
einem Land mit Waffentradition vielleicht den allgemeinen Zugang zu
normalen Repetiergewehren und „nur“ 6-schüssigen Revolvern nach
Vorbild des Colt-„Peacemakers“, zu Jagd- und
Selbstverteidigungszwecken, erlaubt, naja, fast geschenkt. Aber warum jeder US-Bürger nun auch unbedingt Zugang zu kriegstaugliche Waffen
und Munition benötigt bleibt jedem der noch einigermaßen klar im
Kopf ist ein heiliges Rätsel. Außer man freut sich auf den
kommenden Sezessionskrieg, schließlich ist der letzte ja auch schon 150
Jahre her, und da wird es in der Tat langsam wieder Zeit. Das
Mordgerät übrigens, eine Bushmaster im NATO-Caliber .223, wird allerdings langsam knapp.
Zum Sonderangebot zu knapp 650 Dollar ist sie wegen der aktuell
gestiegener Nachfrage nun nicht mehr zu bekommen. Zur Not geht es
aber auch über den Gebrauchthandel, da bekommt man dann auch die
Original-Militärversion mit aufgepflanztem Bajonett. Falls einem in
der Not doch mal die reichlich magazinierte Munition zu Ende gehen
sollte, man weiß ja nie, und dann ist man froh, wenn man noch was eigenes hat.
Was
für ein Motiv, welche Art von Psycho-Rassismus gegen kleine Kinder
den selbst noch sehr jungen Massenmörder Adam Lanza trieb, ist zum
Teil noch Spekulation. Soweit bekannt war er autistisch, was die
amerikanische Waffenlobby ja nicht weniger ist, und seine Mutter war
die verrückte Waffennarrin mit Schnellfeuergewehr immer hart an der
Frau. Letztlich sind aber die Motive nicht wirklich wichtig, denn jeder
Massenmörder hat immer sein eigenes, spezielles und wenig
nachvollziehbares Armageddon im verwirrten Hirn. Aber, solange solche Typen nur durchschnittliche Schüler, Studenten, kleine Leute im Kino
der gar Kinder ermorden wird es die Eliten der USA relativ kalt
lassen. Erst wenn die Frustrierten ihre wahren, bislang
gesichtslosen, Feinde vehement unter Feuer nehmen, dann wird einiges
mehr in Bewegung geraten. Dann, ach wie logisch, würde man den Sinn
von Kriegswaffen in privaten Händen erstmals tatkräftig in Frage
stellen. Für die Kinder von Sandy Hook und ihre ebenso zerstörten
Eltern wird es solange kein besinnliches Weihnachten mehr geben, so
richtig wohl nie mehr. Zu hoffen bleibt, dass von diesem Ort
vielleicht eine Bewegung ausgeht, die mehr in und an den USA
verändert, als eine Kupferplatte des Gedenkens an die unschuldigen
Opfer vor dem Schulgebäude ein zu betonieren.
Weniger merkwürdig ist der
altbekannte, aber in Europa wieder zunehmend virulente Rassismus und Antisemitismus: „ ...Merkel sagte: "Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit
all das sind Dinge, für die wir wirklich auch sagen müssen, dass
wir uns dafür schämen, dass es das in unserem Land noch gibt. Und
hier haben wir alle miteinander noch sehr viel Arbeit." Als eine
ihrer prägendsten Erfahrungen im Jahr 2012 Merkel nannte Merkel die
Aufklärungsarbeit zur NSU-Mordserie: "Ich glaube, dass jetzt
auch alles getan wird, damit diese Dinge wirklich vollständig
aufgeklärt werden." Sie sprach von einem "ganz traurigen
Kapitel".“. Nun, wo sie recht hat, da hat sie eben recht.
Insbesondere die seltsame Untätigkeit, Unfähigkeit, die Vielzahl
der Aktenvernichtungen zum Untersuchungsgegenstand, die personellen
Querverflechtungen der Verfassungsschützer mit den Rechtsradikalen,
und die Ignoranz gegen die guten Ratschläge der Ermittlungsprofis
vom BKA, all das kam in der Tat wohl nicht von ungefähr. Selbst die
Quasi-Nummer-Zwei im Staate steht da berechtigterweise in der Kritik:
„Nach seinem Auftritt im NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags
steht derweil der frühere Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble
(CDU) in der Kritik. Der Ausschussvorsitzende Sebastian Edathy warf dem heutigen
Finanzminister Desinteresse an der Aufklärung der Morde vor. "Er
hat sich für die Sache nach meinem Eindruck so gut wie gar nicht
interessiert", sagte der SPD-Politiker dem RBB-Inforadio. In
Schäubles Ministerverantwortung seien 2006 zwei gravierende
Fehlentscheidungen getroffen worden. "Zum einen hat man (...)
die Abteilungen für Links- und Rechtsextremismus beim
Verfassungsschutz zusammengeführt, was zur Folge hatte, dass 20
Prozent weniger Mitarbeiter zuständig waren für die Beobachtung von
rechtsextremistischen Aktivitäten", monierte Edathy. Zum
anderen habe Schäuble zugelassen, "dass diese Ermittlungen
dezentral und nicht – wie es das Bundeskriminalamt wollte –
federführend von einer Bundesbehörde geführt worden sind".“.
Klar auch hier wieder politische „Rettungsroutine“, und so wird jede
Verantwortung „zurückgewiesen“, so als hätte man als oberster
Chef der Behörden mit all diesen Dingen nie etwas am Hut gehabt:
„Schäuble hatte in seiner Ausschuss-Anhörung am Freitag eine
Mitverantwortung für die Ermittlungspannen von sich gewiesen. ….Von
einem BKA-Vorschlag für zentrale Ermittlungen habe er nichts
gewusst, ...Die SPD-Obfrau im Ausschuss, Eva Högl, sagte der
Zeitung: "Herr Schäuble hat sich damals nicht interessiert für
die Mordserie und heute auch nichts beigetragen zur Aufklärung der
Hintergründe. Mich hat dieses Desinteresse sehr verwundert."
...Schäuble war von 2005 bis 2009 Bundesinnenminister.“. Alles
nach bekanntem routinierten Muster, ob Guttenberg der nachweislich 95% seiner
Promotion kopierte, ob Mappus der mit dümmlichsten Investments
bei dubiosesten "Freunden" öffentliche Milliarden versenkte, oder „Ey-haste-mal-ne-Mark“-Präsi-Wulff der
überall die Hand aufhielt und ebenso dubiose „Freundschaften“ einging,
alle haben nie etwas gewusst, bemerkt oder sonst wie Verantwortung
gehabt. Viel genaues weiß man nicht, und man wird dank gründlicher Arbeit
der Aktenvernichter wohl auch nie wirklich erhebliches erfahren.
In
Ungarn geht man da schon etwas unverblümter in medias res:
„Ungarischer Politiker verbrennt israelische Flagge. Erneut Wirbel
um einen antisemitischen Ausfall eines ungarischen Abgeordneten:
Balazs Lenhardt hat während einer Protestveranstaltung vor dem
Außenministerium eine israelische Flagge verbrannt.“. Was in
Deutschland einem öffentlichen Harakiri gleichkäme ist im EU-Land
Ungarn dagegen fast schon opportun. Der spätestens
seit dem tiefsten Mittelalter zu beobachtende, und besonders in
Zeiten zunehmender Not, Finanz- und Verteilungskrisen und im Vorfeld
der folgenden Kriege eskalierende, Antisemitismus als besondere
Ausprägung des Rassismus, kommt nicht so einfach von ungefähr. Man
muss sich auch den tiefliegenden Ursachen stellen, die nicht einfach nur in braun
verfärbten Hirnen zu suchen sind. Sondern genauso in einigen
Umständen, denen man sich
eigentlich zu stellen hat. Die
man aber genauso vehement abstreitet und unterbindet wie in den USA die
Argumente für eine Einschränkung des freien Waffenerwerbs.
Mit
Israel ist es wie mit einem Fußballverein: Da gehen 50.000 Fans in
ein Stadion, wovon 49.500 friedlich und begeistert sind. Aber die 500
Irren, die vor und nach jedem Spiel für Krawall ohne Ende sorgen,
dass sind diejenigen die das Bild des Vereins prägen und am nächsten
Tag die Schlagzeilen füllen. Ein Fußballverein, der seines
Hooliganproblems nicht Herr wird, läuft Gefahr seine Lizenz zu
verlieren. Neunzig Prozent der Israelis sind ebenfalls friedliebend,
weder durchgeknallte monotheistische Irre, noch radikale Siedler noch
gehören Sie zu den überproportional einflussreichen und gut
vernetzten Investmentbankern. Aber es sind genau diese seit
Jahrhunderten und Jahrtausenden immer wieder auftretenden "Hooligans"
die das allgemeine Bild in der Welt prägen und die in Zeiten der
wiederkehrenden Verteilungskrisen den latent vorhandenen
Antisemitismus zu Tage befördern. Wenn Israel nicht bald sein
Hooliganproblem in den Griff bekommt, denn wird es Ihnen irgendwann
ergehen wie zuletzt
Dynamo Dresden: Auch der letzte friedliebende Unterstützer geht von der Fahne und
der Verein verliert seine Spiel-Lizenz. Aber wie so oft, bornierte
Kriegstreiber wie Netanjahu, der seine Rücksichtslosigkeit gegen
Freund und Feind, ähnlich wie Putin in Russland, aus seiner früheren
Funktionen im härtesten und brutalsten aller israelischen
Geheimdienste, dem
Sajeret-Matkal, bezieht, sind da nicht besser als
ihre Fans. Und von Menschen, die ihre besten Jungmänner-Jahre in
einer Subkultur des legalen Tötens verbracht haben, von denen kann
man kaum erwarten, dass sie heute zu
„lupenreinen“ Demokraten und
Friedensengel geworden sind.
„Netanjahu gilt innerhalb des Likud als Hardliner , er gehört zu
den Gegnern eines unabhängigen Palästinenserstaates und bevorzugt
eine „Selbstverwaltung“ unter israelischer Kontrolle. .. Am 7.
August 2005 trat Netanjahu aus Protest gegen die Zustimmung des
israelischen Kabinetts zur ersten Phase des Abzugs israelischer
Siedler aus dem Gazastreifen zurück. Er begründete diesen Schritt
damit, dass ein unilateraler Abzug Israel keine Vorteile brächte,
vielmehr sei das Gegenteil der Fall. Der Abzug unterminiere die
Sicherheit, spalte die Nation und sei nicht der Weg zum Frieden.
Außerdem sei dies ein Schritt zu den Grenzen von vor 1967, die nicht
militärisch zu verteidigen seien.“. Andere ehemalige Kollegen aus
seiner damaligen Killertruppe sehen das allerdings inzwischen
differenzierter:
„Am
21. Dezember 2003 gaben dreizehn Reservisten der Einheit im Büro des
Premierministers in Jerusalem eine Erklärung ab, in der sie ihre
Ablehnung, künftig in besetzten Gebieten Dienst zu leisten, zum
Ausdruck brachten . „Wir sind hierher gekommen, um Ihnen, Herr
Premierminister, mitzuteilen, dass wir weder länger Komplizen der
Unterdrückungspolitik in den besetzten Gebieten und der Verweigerung
elementarer Menschenrechte gegenüber von Millionen Palästinensern
sein werden, noch als Schutz von Siedlungen auf konfisziertem Land
dienen werden“. Diese als Sajeret-Matkal-Brief bekannt gewordene
Erklärung löste eine heftige Debatte in der israelischen
Öffentlichkeit aus, weil erstmals Mitglieder der Spezialeinheiten,
noch dazu der renommiertesten und leistungsfähigsten, öffentlich
die israelische Siedlungspolitik kritisierten. Die Kontroverse zog
auch deshalb so große Kreise, weil etliche Mitglieder des
politischen Establishments und des Generalstabes ehemalige Mitglieder
der Einheit waren, und sogar zwei ehemalige Premierminister, Ehud
Barak und Benjamin Netanjahu, aus ihren Reihen kamen.“.
 |
Lubavitcher Rebbe (Q: Wikipedia) |
Netanyahu Lebensweg und seine
Einstellungen sind symptomatisch. Geboren in Israel 1949, studierte
er in den USA. In dieser Zeit änderte er sogar seinen Namen:
„At
that time he changed his name to Benjamin Ben Nitai (Nitai, a
reference to both Mount Nitai and to the eponymous Jewish sage Nittai
of Arbela, was a pen name often used by his father for articles).“
Der Namensgeber,
Nittai von Arbela, lebte
von 134–104 vor Christus:
“...No halakhot of his are extant,
but some of his apothegms have been preserved in such sources as
Pirkei Avot; these afford a glimpse of his character, to wit:
"Withdraw thyself from an evil neighbor; join not thyself unto
the wicked; and renounce not the hope of retribution.". Der
überlieferte klassische dieses Propheten
"Befreie
dich von einem bösen Nachbarn; vereinige
dich nicht mit den Boshaften; und verzichte
nie auf die
Hoffnung auf Vergeltung!" bezog sich
damals zwar auf seine antiken religiösen Konkurrenten, passte für
Netanjahu aber wohl sehr gut auf die heutige jüdische Situation in
Palästina.
Natürlich ist Netanyahu perfekt
vernetzt.
So etwa über die
Boston Consulting Group:
„...At the
Boston Consulting Group, he was a colleague of Mitt Romney. ...From
1980–82 he was director of marketing for Rim Industries in
Jerusalem....Between 1984 and 1988 Netanyahu served as the Israeli
ambassador to the United Nations. It was then that Netanyahu met the
Lubavitcher Rebbe, Rabbi Menachem Mendel Schneerson....In 2010, the
British magazine New Statesman listed Netanyahu at 11th on the
list of "The World's 50 Most Influential Figures 2010". In der aktuellen oder auch Ex-
Personalliste der BCG findet sich auch das "Who is Who" der Welt-Strippenzieher selbst bis nach Deutschland und Berlin. So z.B. Hans-Paul Bürkner, ehemals Commerzbank und nun President & CEO bei BCG, oder auch Roland Berger, Top-Berater z.B. der Bundesregierung unter Schröder, Michael Dornemann Bertelsmann, Stefan Quandt/BMW, Carl Woebken Babelsberger Filmstudios, und viele einflußreiche Leute mehr.
Der
vorher angeführte
Lubavitcher Rebbe (1902-1994) ist wiederum
nicht irgendeine Rabbi, sondern er wird von seinen Anhängern, zu
denen
nach eigenem Bekunden
eben auch Netanyahu gehört, als der
„Messias“ angesehen, Womit
wir zwischendurch auch wieder mal beim Christkind wären, dem
„Messias“ einer wohlbekannten ehemals jüdischen Sekte namens
Christen. Sein Initialtreffen mit dem Rebbe
beschreibt Netanjahu mit eigenen Worten so:
„Then something
happened that I will never forget to the end of my life. The Rebbe
and his brother-in-law, I think they were both approaching eighty at
the time, each took a Sefer Torah, a Torah scroll. They went
to the center of the hall, surrounded by all the chassidim. There was
a light shining from the ceiling that bathed them in a pool of light.
I saw these two old bearded Jews dancing in a circle of light with a
Torah. I felt the strength of generations, the power of our
traditions, our faith and our people. The Rabbi said many things to
me that night. But he said one big thing. He said, "You will go
into a house of lies," that's how he referred to a particular
institution. He said, "Remember that in a hall of perfect
darkness, if you light one small candle, its precious light will be
seen from afar, by everyone. Your mission is to light a candle for
truth and for the Jewish people." That is what I have tried to
do ever since.“
"You will go into a house of
lies [hier vom Rebbe speziell gemeint die UN]", durchaus eine Binsenwahrheit im Raume der Politik, der
Lobbyisten, Geheimdienstler und Diplomaten, die sich Netanjahu
offensichtlich zur Prämisse gesetzt hat. So ist er wenig kleinlich
in seiner Interpretation der Dinge und hat sich inzwischen auch mit
seinen wichtigsten Verbündeten gründlich angelegt, obwohl er in
beiden US-Parteien ebenfalls bestens vernetzt ist: „...Netanyahu has close
ties with the U.S. Republican Party and its leadership in the House
of Representatives. Netanyahu and 2012 Republican presidential
nominee Mitt Romney have a close relationship that dates back to
their work together at the Boston Consulting Group in the mid-1970s.
U.S. Vice President Joe Biden [Democrats] has been friendly with
Netanyahu for many years. In November 2011 and in the 2012 U.S. vice
presidential debate, Biden stated that the relationship has lasted
for 39 years.“. Die Stimmung zwischen ihm und Obama ist aber
spätestens seit Obamas Kairo-Rede 2009 dahin, als dieser durch die
Blume gesprochen den Palästinensern ein Recht auf einen eigenen
Staat zu sprach und das illegitime Vorgehen Israels offen ansprach: „During President Obama's Cairo speech on 4 June
2009 in which Obama addressed the Muslim world, Obama stated, among
other things, that "The United States does not accept the
legitimacy of continued Israeli settlements."“.
Seine Reaktion
war folglich „not amused“ und sein eiliges „Friedensangebot“, dass er im
Gegenzug den Palästinensern einige Tage danach unterbreitete, war
ein Festschreibung der israelischen Hegemonie in alt bekannter Weise. Obendrein noch erweitert um den Anspruch auf komplett Jerusalem und
den völligen Verzicht der Palästinenser auf eigenes Militär und
auf jegliche Rückkehrrechte. Eine zynische Farce, die entsprechend
nur weiteres Öl ins Feuer goß: „During the 2011 G-20 Cannes
summit, French president Nicolas Sarkozy was overheard saying to U.S.
president Barack Obama, "I cannot bear Netanyahu, he's a liar".
To this Obama reportedly responded, "You're fed up with him, but
I have to deal with him every day." Journalists covering the
event were requested to sign an agreement not to report the
incident.“
Um all diesen Wahnsinn zu verstehen,
muss man gerade auch bei seinen prägenden Vätern nachschauen:
„„Netanyahu's paternal grandfather was Rabbi Natan Mileikowsky, a
leading Religious Zionist rabbi and JNF fundraiser. ......Netanyahu's
father, Benzion, was a professor of Jewish history at Cornell
University, editor of the Encyclopaedia Hebraica, and a senior aide
to Ze'ev Jabotinsky, who remained active in research and writing into
his nineties. Regarding the Palestinian people, he stated: "That
they won't be able to face [anymore] the war with us, which will
include withholding food from Arab cities, preventing education,
terminating electrical power and more. They won't be able to exist,
and they will run away from here. But it all depends on the war, and
whether we will win the battles with them." Netanyahu has
dismissed those who note similarities between his relentlessly
hawkish views and those of his late father as "psychobabble".
For example, David Remnick has written: "To understand Bibi, you
have to understand the father."". Entsprechend verträgt
er sich ganz anders als die Arbeiterpartei (Labor Party) auch mit der radikalen und
ultraorthodoxen Minderheiten, und sein Kabinet ist daher zur Zeit ein lustiges
Multiparteienensemble aus Likud und Labor Party als auch den
Splitter-Parteien Yisrael Beiteinu, Shas, The Jewish Home,
Independence,
United Torah Judaism und Kadima.
Wirtschaftlich ist und war Netanyahu
genau die Sorte „Wirtschaftsliberaler“ und Anhänger der
Pferdeäpfeltheorie, die sämtliche Schranken kapitalistischen
Finanzverkehrs einrissen, mit der Folge der verheerenden
Verteilungskrisen nach weltbekannten Schema: „As Finance Minister,
Netanyahu undertook an economic plan in order to restore Israel's
economy from its low point during the al-Aqsa Intifada. The plan
involved a move toward more liberalized markets, although it was not
without its critics. Netanyahu succeeded in passing several
long-unresolved reforms, including an important reform in the banking
system. However, opponents in the Labor party (and even a few within
his own Likud) viewed Netanyahu's policies as "Thatcherite"
attacks on the venerated Israeli social safety net."
Den Salat hat er nun
angerichtet:
„Unter dem Slogan "...Neben den steigenden Mieten richtet
sich ihr Protest auch gegen die Verschlechterung der
Gesundheitsversorgung und des Bildungssystems. ...Die Kluft zwischen
Arm und Reich in Israel zählt zu den größten in der westlichen
Welt.....Die Proteste sind die größte soziale Bewegung in Israel
seit vier Jahrzehnten. Erstmals seit Beginn des Protests im Juni
schloss sich auch die arabische Minderheit in Israel den
Demonstrationen an. Diese leidet besonders unter Diskriminierung.
Einer Umfrage der Zeitung Haaretz zufolge unterstützen 87
Prozent der israelischen Bevölkerung die Proteste...“. Und wenn
nun Netanjahu auf Kriegspolitik umgeschaltet hat, so hat das auch in
Anbetracht der in kürze kommenden und für den vorgesehenen
Iranangriff entscheidenden Wahl, einen
klar erkennbaren Vorteil:
„Die Mittelschicht demonstriert gegen den ungezügelten
Kapitalismus im Land......Die vom Abstieg bedrohte Mittelklasse
erteilt ihrem Premier Benjamin Netanjahu eine Lektion. Denn seine
Koalition, wie im übrigen auch andere Regierungen zuvor, hat vor
lauter Nahost-Konflikt vergessen, wie man echte Innenpolitik
betreibt. Jedenfalls eine, die nicht bloß auf der Verteilung von
Geld an verschiedene Gruppierungen besteht, um deren Zustimmung für
ihre Mitgliedschaft in der Regierung zu gewinnen. Davon haben bislang
meist die Ultraorthodoxen und die Siedlerbewegung profitiert. Noch
aber hält sich die Protestbewegung zurück, solche Zusammenhänge
herzustellen. Nur vereinzelt sieht man Plakate, die explizit für
mehr Wohnungen in Israel und nicht jenseits der Grünen Linie, also
im Westjordanland, plädieren. .....Glaubt man der Analyse von
Bildungsministers Gideon Sa´ar, handelt es sich um die Achillesferse
von Netanjahus Likud-Partei: Denn "immer wenn es in den
vergangenen zwanzig Jahren Wahlen stattfanden, bei denen
sozio-ökonomische Probleme im Zentrum standen, hat der Likud
verloren", warnte Sa´ar diese Woche seine Parteikollegen.
Tatsächlich spielten bei den Wahlen 1992, 1999 und 2006, die alle
dem Likud eine Niederlage brachten, innenpolitische und soziale
Themen eine große Rolle.“ Das er heute einen geradezu religiös
vernebelten Feldzug gegen Freund und Feind führt, auch gerade wie er sich zuletzt
der deutschen Nibelungentreue entledigte, ist daher leicht erklärbar. Aber eben auch, das sein Verhalten
sicher nicht dazu angetan ist, dem latenten Antisemitismus entgegen
zu wirken.
Das "Jein" Deutschlands zum Beobachterstatus der Palästinenser in der UN war eine Zäsur. Erstmals hat sich eine deutsche Regierung, und da bin ich mal wieder gezwungen Frau Merkel zu loben, durchgerungen in einer ganz entscheidenden Frage nicht wie ein unverwüstlicher Panzer hinter israelischer Okkupationspolitik zu stehen. Der Schreck saß tief bei Netanjahu, denn und da liegt er nicht ganz falsch, es ist ein kleines Loch im Staudamm, der sich noch zu einem großen Loch ausfransen könnte. Wenn man realistisch ist, so ist es mit
Israel so
wie mit dem Euro, man kann versuchen es mit Gewalt auf Kosten und zum Leid der Massen
solange wie möglich zu verteidigen, oder man macht frühzeitig den
Schnitt, der sowieso mittel- bis langfristig kommen muss. Auch hier,
möchte man gerne glauben das für Besinnung noch etwas Zeit sei,
aber da muss erst noch ein neuer Stern über Bethlehem aufgehen, und
das war zuletzt vor 2000 Jahren der Fall.
Zu jeder Weihnachtsansprache gehört
etwas Sülze, und so wollen wir zum Schluss der Besinnung oder auch
der Besinnlosigkeit noch etwas Raum bieten. Die Feiertage bieten dieses
Jahr noch Gelegenheit zum träumen von einer heilen Welt, BK Merkel
und BP Gauck werden neben der unverwüstlichen Miss Sophie ihre immer gleichen, alt bekannten Reden
liefern. Wer's mag, warum nicht, und Silvester wird die Gelegenheit
hergeben sich noch einmal mit Rausch und Feuerwerk wohlig einzunebeln. So singen wir zum Abschluss diese Jahres auch gerne wieder den alten
Schottischen
Robert Burns Klassiker Auld Long Syne; ein Lied über echte Freundschaft
ohne Harm und Arg und von den guten alten Zeiten, als die man die heutige
in hundert Jahren ebenfalls rühmen wird:
Should auld acquaintance be forgot,
and never brought to mind
?
Should auld acquaintance be forgot,
and auld lang syne ?
- For auld lang syne, my jo,
for
auld lang syne,
we’ll tak a cup o’ kindness yet,
for auld
lang syne.
And surely ye’ll be your pint-stowp!
and surely I’ll be
mine!
And we’ll tak a cup o’ kindness yet,
for auld lang
syne.
- For auld lang syne, my jo,
for
auld lang syne,
we’ll tak a cup o’ kindness yet,
for auld
lang syne.
We twa hae run about the braes,
and pu’d the gowans fine;
But
we’ve wander’d mony a weary fit,
sin auld lang syne.
- For auld lang syne, my jo,
for
auld lang syne,
we’ll tak a cup o’ kindness yet,
for auld
lang syne.
We twa hae paidl’d i' the burn,
frae morning sun till dine;
But
seas between us braid hae roar’d
sin auld lang syne.
- For auld lang syne, my jo,
for
auld lang syne,
we’ll tak a cup o’ kindness yet,
for auld
lang syne.
And there’s a hand, my trusty fiere!
and gie's a hand o’
thine!
And we’ll tak a right gude-willy waught,
for auld lang
syne.
For auld lang syne, my jo,
for
auld lang syne,
we’ll tak a cup o’ kindness yet,
for auld
lang syne.
Der dem Clip zugrunde liegende Film ist so grässlich altmodisch wie aber auch treffend. Capra's Film von 1946 vermag wie wenige andere Filme, Bank-Run eingeschlossen, die ständig wiederkehrenden Verteilungs-Probleme in zeitlose Metaphern zu fassen. Auch wenn man heutige "Computerkids" und Special-Effects-Verwöhnte Kinogänger wohl nur unter Androhung archaischer Prügelstrafen zum Zuschauen bringen kann, es lohnt sich. Auch wenn's weh tut.