Wissen Sie noch wie lange man brauchte um zu erklären, dass
die Bundeswehr in Afghanistan im Krieg und nicht auf friedlicher
Brunnenbaumission ist? Rund zehn Jahre, bis ausgerechnet Graf von und zu Guttenberg
das böse K-Wort endlich in den offiziellen Mund nahm. Aus Afghanistan ist man
noch lange nicht raus, und wäre das der einzige Krisenherd, so könnte man das
Problem auch langsam abhaken. Aber seit der Zeit kommt ein Kriegsgebiet nach
dem anderen hinzu, soviel Arme und Beine hat die NATO gar nicht um überall dort
einzugreifen, wo es nötig wäre. Ein Land nach dem anderen kippt in Krieg oder
Bürgerkrieg um, und die Fronten rücken auch immer näher. Auch wenn auf allen
Kontinenten inzwischen täglich ungezählte Köpfe rollen, den Begriff Weltkrieg
wird so schnell kein höherrangiges Politisches Mitglied der USA-EU-NATO in den
Mund nehmen. Andere tun das aber durchaus schon, so etwa kürzlich Altkanzler Helmut Schmidt, der richtigerweise bemerkte und davor warnte dass die momentane
Situation der Zeit kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 gleicht: In
völliger Unterschätzung der Brisanz der internationalen Sachlage schlittern
alle zukünftig Beteiligten Schritt um Schrittchen in eine schließlich
unumkehrbare Konfrontation ungeahnter Dimension hinein. Auch Putin nahm das
Wort, sowie seine Ukrainischen Gegenparts, bereits als Warnung in den Mund.
Insbesondere ließ er den Finnen ausrichten, dass diese mit einem beabsichtigten
NATO-Beitritt wohl den dritten Weltkrieg provozieren würden: "Jyrki Katainen, der finnische Ministerpräsident, warf aus Anlass der Ereignisse in der Ukraine erneut die Frage zur Mitgliedschaft auf. Daraufhin sandte der russische Präsident Wladimir Putin Sergej Markow in das benachbarte Land. “Wenn Finnland der N.A.T.O. beitreten würde, so sollten Sie zuerst über sich nachdenken. Wollen Sie darin einbezogen werden, den Dritten Weltkrieg zu beginnen?”"
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BP Koachim Gauck, Bildquelle: Wikipedia |
Die ehemaligen Friedensmarschierer der Grünen unterstützen nun Gauck : „Ihm [BP Gauck] gehe es um ein "Ja zu einer aktiven Teilnahme an
Konfliktlösungen im größeren Rahmen" mit den Partnern der Europäischen
Union und der NATO, sagte der Bundespräsident. In Norwegen etwa habe er
"auf allen Ebenen ein 'Ja zu einem aktiven Deutschland' gehört". ….Grünen-Fraktionschef
Anton Hofreiter indes unterstützt die Forderung von Gauck nach einem größeren
Engagement Deutschlands in Krisenregionen. "Deutschland ist keine Insel in
der Welt", sagte Hofreiter der "Passauer Neuen Presse".
Grundsätzlich sei der Appell des Bundespräsidenten richtig. Der Schwerpunkt
müsse aber stärker auf Krisenprävention und Diplomatie gelegt werden.“. Lediglich
Die Linke bleibt noch bei ihrer grundsätzlichen Ablehnung: „Die Linke reagierte
mit heftiger Kritik. Der außenpolitische Sprecher der Fraktion, Jan van Aken,
sieht Gauck zwischen „Feldherr und Weltpolizist“. „Menschenrechte lassen sich
nicht herbeibomben, das weiß auch der Bundespräsident.“ Gerade im Krieg kämen
Menschenrechte unter die Räder. „Ein Weltpolizist Deutschland wird gerade vor
dem Hintergrund der deutschen Geschichte von der klaren Mehrheit der
Bevölkerung aus guten Gründen abgelehnt“, kritisierte van Aken.“.
Der Spiegel bemerkt: „Die jüngste Forderung von Bundespräsident Joachim
Gauck fällt in eine sensible Phase der Weltpolitik. Der syrische Bürgerkrieg geht
ins vierte Jahr, im Ukraine-Konflikt ist keine friedliche Lösung in Sicht,
der Irak wird durch den Vormarsch der Isis-Dschihadisten in Chaos gestürzt.
Ausgerechnet in dieser komplizierten Gemengelage mahnt Gauck eine höhere
Bereitschaft für Bundeswehreinsätze im Ausland an…. Doch dass der
Bundespräsident seinen Ruf nach einem Kurswechsel ausgerechnet jetzt erneuert,
wo es in vielen Regionen knallt und brennt, sorgt bei Politikern aus Koalition
und Opposition für Unmut. "Die Welt wird von einer Vielzahl von Konflikten
erschüttert. Deutschland geht mit jedem einzelnen dieser Konflikte behutsam um.
Das ist richtig so", sagte der SPD-Außenpolitiker Rolf Mützenich SPIEGEL
ONLINE. "Unsere außenpolitische Strategie wird von unseren internationalen
Bündnispartnern und innerhalb Europas als vorbildlich anerkannt. Eine Forderung
nach mehr militärischem Engagement ist aus meiner Sicht zu diesem Zeitpunkt
unverständlich. Ich sehe keinen Anlass, am Umgang mit Militäreinsätzen zu
rütteln", fügte er hinzu.…Auch für die Expertin für Sicherheitspolitik in
der Grünen-Fraktion, Agnieszka Brugger, gehen Gaucks Worte in die falsche
Richtung. "Mich irritieren die Äußerungen des Bundespräsidenten",
sagte sie SPIEGEL ONLINE. "Es gibt in Deutschland gute Gründe für eine
Kultur der Zurückhaltung. Militäreinsätze dürfen nicht zum Normalfall in der Außenpolitik
erklärt werden. Zumal Bundeswehreinsätze in der Vergangenheit nicht unbedingt
immer erfolgreich verliefen." Ein aktives Auftreten in Krisenregionen, das begrüße sie
durchaus, fügte Brugger hinzu. "Wenn wir unser Engagement verstärken, dann
aber vor allem in Form von präventiven Maßnahmen - damit Konflikte gar nicht
erst entstehen", so die Grünen-Abgeordnete.“
Die Kritik klingt zunächst einmal wohlfeil, wobei allerdings
die Widersprüchlichkeit der Argumentation ins Auge springt: „Eine Forderung
nach mehr militärischem Engagement ist aus meiner Sicht zu diesem Zeitpunkt
unverständlich“, kritisiert die SPD, aber wenn nicht in Krisenzeiten, wann denn
dann? Oder die Grünen: "Militäreinsätze dürfen nicht zum Normalfall in
der Außenpolitik erklärt werden. Zumal Bundeswehreinsätze in der Vergangenheit
nicht unbedingt immer erfolgreich verliefen. Wenn wir unser Engagement
verstärken, dann aber vor allem in Form von präventiven Maßnahmen - damit
Konflikte gar nicht erst entstehen“. Ach was? Das Militäreinsätze, wie etwa in
Afghanistan, nicht gerade erfolgreich waren wissen wir schon, aber waren es
denn „präventiven Maßnahmen - damit Konflikte gar nicht erst entstehen“ jemals?
Irgendwo in Arabien, in Libyen, Ägypten oder Syrien? Oder sonst wo? Das konnte
und kann schon nicht funktionieren, weil die wesentliche Ursache der Konflikte,
nämlich das Fehlen von Brot und Spielen für die Massen aufgrund der
internationalen Finanzwirtschaft, Korruption und Ausbeutung nirgends mehr zu
beheben ist sondern zwangsläufig sogar weiter zunimmt, solange man keine
internationale Währungs, Schulden- und Besitzreform angeht. Pustekuchen.
In der Tat sieht es danach aus.
Dem Bündnisfall ist man ja
bereits in der Ukraine ausgewichen, und mit diplomatischen Mitteln nicht wirklich
weit gekommen. Der Bürgerkrieg dort ist bereits im Gange, und Putin mischt
kräftig mit. Noch nicht unmittelbar, zumindest nicht bewiesenermaßen, aber aus
dem Nichts kommen Ausrüstung der Prorussischen Kräfte mit Panzern und
Luftabwehrraketen jedenfalls nicht. Was ihn noch von direktem Zugriff abhält
dürften auch weniger ein paar diplomatische EU-Schachzüge gewesen sein, sondern
die Tatsache dass die USA Kriegsschiffe ins Schwarze Meer und Kampfflugzeuge
nach Polen und ins Baltikum verlegt haben. Das ist noch kein richtiger
Aufmarsch, aber schon genug damit sich bei Putin die Nackenhaare aufstellen.
Egal wer nun früher oder später gegen oder zugunsten der Ukrainischen Regierung
eingreift, man kann die Tage schon zählen bis sich der angelaufene Ukrainekrieg
bis zur Westgrenze durchgefressen hat. Schlimmer noch sieht es aber in Nahost
aus. Mit dem Sturm der islamistischen ISIS (oder ISIL) von Nordsyrien bis an
die Stadtgrenze Bagdads im Irak ist eine Situation eskaliert, bei der man sich
nun keinesfalls mehr so einfach aus der Affäre ziehen kann. Dafür ist die
Ausgangslage strategisch viel zu ernst. Denn im Vergleich zu Afghanistan ist
die strategische Lage des Nahöstlichen Zentralstaates von weitaus größerer
Bedeutung.
Überfliegen wir dazu nur einmal kurz einige Meldungen des
heutigen Tages:
In der Ukraine geht man auf beiden Seiten mit Hightechwaffen aufeinander los: „Prorussische Separatisten schießen offenbar Miltärjet ab. Die Kämpfe
zwischen den Regierungstruppen und Separatisten toben heftiger denn je. Kiew
spricht von inzwischen 300 toten Rebellen im Osten des Landes. Jetzt zeigen
Luftaufnahmen der Nato angeblich, dass Russland mit Panzern in den Konflikt
eingreift.“. Mit einem normalen Kleinwaffen-Bürgerkrieg hat dies kaum etwas zu
tun. Wenn dieses Jahr noch nicht militärisch, so doch wenigstens an der
Energiefront werden wir das schon zu spüren bekommen:
„Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner [Österreich] sieht
im Erdgas-Poker zwischen Russland und der Ukraine ein Zeitfenster von
etwa drei, vier Monaten, um die bilaterale Krise politisch zu lösen. Letztlich
wird die EU die offenen Gasrechnungen der Ukraine zahlen müssen, glaubt der
ÖVP-Politiker. Er "garantiere aber auch", so der Ressortchef, dass
"wenn wir nicht politisch auf der EU-Ebene mit der Ukraine
eine politische Lösung zusammenbringen, dann werden wir einfach
Probleme haben - das zeichnet sich ab". Mitterlehner rechnet damit, dass
letztlich Europa bzw. die EU die offenen Gasrechnungen der Ukraine begleichen
werden.“. Die als „Friedensstiftend“ geglaubte Globalisierung, die die Völker
aufgrund gemeinsamer pekuniärer Interessen zusammenhalten würde, funktioniert
nicht. Sie wendet sich gegen die Erfinder im Westen. Russland kann sein Gas
auch nach China verkaufen, mit dem er seine Kooperationen militärisch wie
wirtschaftlich konsequent ausbaut. Europa und Schröder-Deutschland aber haben
sich allzu blauäugig auf russisches Gas verlassen, von dem sie glaubten dass es
wegen der gegenseitigen geldwerten Interessen niemals versiegen könnte. Gerade wird
gemeldet, dass eine der wichtigen Gasleitungen gesprengt wurde: „An einer ukrainischen Gasleitung in Richtung Europa ist es zu
einer Explosion gekommen. Bei dem Vorfall in der Region Poltowa im Nordosten
des Landes sei die Pipeline beschädigt worden, teilte die Polizei am Dienstag
mit. Es habe offenbar keine Verletzten gegeben.“. Oder anders gesagt, wenn
Putin schon nicht die Gaslieferungen stoppt, die Prorussischen Verbände werden
es dann schon tun. Wenn es blöd läuft, dann wird der nächste Winter ziemlich
frostig für uns werden. Und frieren, dass konnten die Russen schon immer besser
aushalten als wir hier zu Lande.
Dem machtpolitischen Kalkül Putins kommt es jetzt jedenfalls
ausgesprochen entgegen, dass sich mit der aktuellen Entwicklung im Irak für den
Westen ein riesiges Loch auftut, dass bald die ganze restliche Potenz der
NATO-Staaten aufzusaugen droht: Irak/Syrien, N-TV schreibt: “Im Irak ist die Terrorgruppe Isis auf dem Vormarsch, und die USA sind
besorgt. Jetzt entschließt sich Washington, 275 Elitesoldaten nach Bagdad zu
entsenden. Sie sollen so lange wie nötig in dem Land bleiben - und sie sind für
Kämpfe bestens ausgerüstet…. Nahostexperte Michael Lüders glaubt, dass es bei
der Entsendung von US-Soldaten nicht nur darum gehe, US-Bürger zu schützen.
Vielmehr würden im Hintergrund aller Voraussicht nach Militärschläge auf die
Stellungen der Isis vorbereitet, sagte Lüders bei n-tv. "Es werden
vermutlich auch noch weitere amerikanische Militärberater entsandt", so
Lüders. Zugleich müsse Washington den Eindruck vermeiden, noch einmal mit
Bodentruppen im Irak massiv intervenieren zu wollen. Dabei ist Lüders zufolge
aber ganz klar: Obama könne einen Zerfall des Irak nicht hinnehmen…Angesichts
der Bedrohung bildeten sich inzwischen paradoxe Allianzen. "Der Iran hat
ebenso wenig ein Interesse daran wie Washington, dass sunnitische Extremisten
im Irak das Machtmonopol übernehmen", so Lüders weiter bei n-tv. Dabei sei
"das Erstaunliche an der ganzen Krise, dass hier ehemalige Feinde
zusammenrücken". Auch Kurden und die Türkei arbeiteten mittlerweile sehr
eng zusammen - obwohl doch die Kurden in der Türkei selbst Jahrzehnte unterdrückt
worden waren.“.
Nicht vergessen sollte man bei alledem, dass für das jetzige
Chaos in der Region insbesondere die geopolitischen Tiefflieger der Amerikaner George
Dubbeljuh Bush und der Brite Tony Blair mitverantwortlich zeichnen, wovon man heute natürlich nichts mehr wissen will: „Blair
wäscht seine Hände in Unschuld: Mit vielen Konjunktiven begründet der britische
Ex-Premier Blair, warum im Irak heute alles noch schlimmer wäre, wenn er nicht
zusammen mit US-Präsident Bush den Irak-Krieg begonnen hätte…. In seiner Zeit
als Premierminister gehörte Blair zu den entschiedensten Unterstützern der
Kriegspläne des damaligen US-Präsidenten George W. Bush. Wie die US-Regierung
sagte Blair damals, der irakische Diktator Saddam Hussein besitze
Massenvernichtungswaffen - eine Behauptung, die sich als frei erfunden
herausstellte. Britische Truppen beteiligten sich am Angriff auf den Irak, der
nicht durch ein UN-Mandat gedeckt war.“.
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Staaten mit einem islamischen Bevölkerungsanteil von mehr als 5 % Grün: Sunniten, Rot: Schiiten, Blau: Ibaditen (Oman); Bildquelle: Wikipedia, Angelo De La Paz |
Erstaunlich „dass hier ehemalige Feinde zusammenrücken“?
Nicht erstaunlich sondern unvermeidlich, und da USA-Iran und Türkei-Kurdistan
bislang gelinde gesagt spinnefeind waren, auch ein unverkennbarer Ausdruck der
unvergleichlichen Bedeutung und Ausweglosigkeit des neuen Konfliktes. Nur darf
man niemals daran denken, und sei das gemeinsame Zeil noch so bedeutend, das
einer der involvierten Parteien eine solche Zusammenarbeit ohne Lohn leisten,
und sich nach einem hoffentlichen Erfolg wieder auf den alten Status quo zurück
ziehen würden. Das ist bereits klar für die Kurden, die natürlich die Anerkennung eines eigenen Staates fordern:
„Nach Erfolgen gegen die Islamistenmiliz Isis drängen die irakischen Kurden auf
eine Erweiterung ihres Autonomiegebietes. Kurdenverbände («Peschmerga») hatten
bis Ende letzter Woche die Provinzen Kirkuk, Nineve und Dijala eingenommen und
gegen Isis verteidigt. Die Peschmerga würden die Gebiete nicht
verlassen, bis Bagdad Artikel 140 der irakischen Verfassung zur Anwendung
bringe, zitierte die Nachrichtenseite «Al-Sumaria News» einen kurdischen
Offizier am Montag. Der Artikel der nach dem Sturz des Präsidenten Saddam
Hussein durch die USA geschriebenen Verfassung sieht ein Referendum für die
Kurdenregionen des Iraks vor.“
Auch der Iran wird seinen Preis fordern und bekommen: „Der amerikanische Außenminister John Kerry hält eine militärische
Zusammenarbeit mit Iran gegen die sunnitischen Dschihadisten im Irak für
möglich. „Ich würde nichts ausschließen, was konstruktiv wäre“, sagte er in
einem Interview von Yahoo, wie das Internetportal am Montag berichtete…. Wie
das „Wall Street Journal“ weiter berichtete, wird mit dem Beginn der direkten
Gespräche noch in dieser Woche gerechnet. Unklar sei allerdings noch, über
welche diplomatischen Kanäle sich die amerikanische Regierung mit Teheran
austauschen wolle. Einen Anlass könnten die Atomverhandlungen mit Iran
bieten, die am Montag in der österreichischen Hauptstadt Wien
begannen. Der iranische Präsident Hassan Ruhani hatte sich zuvor offen
für eine Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten im Kampf gegen die
Isis gezeigt. Allerdings müsse die Initiative von den Amerikanern ausgehen.
Zwischen Washington und Teheran hatte unter anderem wegen des Atomstreits
jahrelang eine Eiszeit geherrscht. Zuletzt gab es aber dort bereits eine
Annäherung.“. Man könnte es auch einfacher ausdrücken: Die Zustimmung zur
Atommacht Iran im Gegenzug dafür das man die USA, und damit insbesondere
Israel, aus der Patsche und drohender Umklammerung heraus haut. Eine nicht ganz
unberechtigte Forderung, die man in den Inneren Kreisen der US-Strategen wohl
schon eingesehen hat.
Die Türkei hat gleich mehrere Probleme: „Die radikalen
Islamisten gingen dabei äußerst brutal vor. Die Gebietseroberungen alarmieren
nicht nur die Vereinigten Staaten. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen
will am Montag in Ankara mit dem türkischen Außenminister Ahmed Davutoglu die
Bedrohungslage besprechen. Das Nato-Land Türkei grenzt sowohl an Syrien als
auch an den Irak. Alle drei Länder haben zudem eine nach Autonomie strebende
kurdische Minderheit, und die Türkei befürchtet ein Übergreifen der
Konflikte.“. Natürlich steht die ISIL bereits an der türkischen Südgrenze und
kann und wird türkische Islamisten beeinflussen. Wenn der zu letzt
innertürkische Streit um Erdogan’s Sultan-Politik eskaliert, kann eventuell
ISIS auch in der Türkei Fuß fassen. Will man nicht selbst militärisch
vorrücken, dann braucht man wiederum die Kurden für die Drecksarbeit zu
verrichten. Aber wenn man die entsprechend mit Waffen unterstützt so werden sie
diese nach Verrichtung nicht mehr zurückgeben. Die Türkei dürfte ihre
Unterstützung also eher nach dem Motto „zuviel zum Sterben und zu wenig zum
Leben“ ausrichten.
In Israel liegen die Nerven natürlich schon länger blank.
Spätestens nach der Syrien-Pleite ist dort klar geworden, dass die USA Israel
nicht mehr um jeden Preis stützen kann und will. Das weiß nicht nur Netanjahu,
sondern natürlich auch etwa die Hamas. So wurden jüngst drei Talmudschüler der
radikalorthodoxen Siedler auf palästinensischem Gebiet entführt. Diese
Religionssoldaten sind bei den Palästinensern ja nun auch nicht gerade als
Sympathieträger anzusehen, und sie waren offensichtlich als Tramper auf
okkupiertem Gebiet unterwegs, und welch Wunder, wurden sie prompt von Unbekannten entführt: “Die Operation "Bruders Hüter" wird ausgeweitet: Auf der Suche nach
den drei vermissten Jugendlichen setzt Israel seine Militäroffensive nun auch
im Norden des Westjordanlands fort. Die Luftwaffe bombardierte zwei Waffenlager
im Gazastreifen. Von den mutmaßlich Entführten fehlt weiter jede Spur…. Etwa
tausend Soldaten durchkämmten nach Angaben des Armee-Radios seit Montagabend
Nablus und die nahegelegenen Flüchtlingslager Awarta und Balata. Seit
Bekanntwerden des Verschwindens der Jugendlichen am Freitag wurden bereits mehr
als 200 Palästinenser festgenommen. Die meisten von ihnen sind
Hamas-Mitglieder, darunter ist der palästinensische Parlamentspräsident Asis
Dweik. Der israelische Armeesender kündigte an, die Festnahmen und
Waffen-Beschlagnahmungen würden auf weitere Ortschaften im Westjordanland
ausgeweitet. Diese befinden sich in der sogenannten A-Zone, die laut dem Osloer
Abkommen von 1994 unter vollständiger Sicherheitskontrolle der
Palästinensischen Autonomiebehörde stehen.“.
Israel schlägt also so zurück wie
man sie kennt, weit über die notwendige Strenge hinaus und einen weiteren
unabsehbaren Flurschaden im internationalen Ansehen hinterlassend. Womit sie
schon mal ein Ziel der noch unbekannten Entführer erreicht haben. Und den drei
Talmudschülern dürfte es auch nicht gerade viel helfen, denn wenn die Entführer
zunächst nur ein paar Gefangene freipressen wollten, so dürfte es denen nun
weniger daran gelegen sein als jetzt nur noch die heiße Beute möglichst schnell
irgendwo zu „entsorgen“. Was zu deren Freude Netanjahu und seine Siedler dann
noch weiter außer Rand und Band bringen dürfte. Dass dürfte von Netanjahu aber
bereits „eingepreist“ sein: „Die israelische Armee nennt die Suche nach den
Vermissten Operation "Bruders Hüter". Regierung und Armeeführung
stellen sich auf einen langwierigen Einsatz ein. Dem Armeeradio zufolge ist das
operative Ziel der Offensive, parallel zur Suche nach den drei entführten
Talmudschülern den politischen "Apparat und die Infrastruktur" der
Hamas zu zerschlagen. Die israelische Luftwaffe flog unterdessen als Reaktion
auf Beschuss aus dem Gazastreifen erneut Angriffe in dem Gebiet am Mittelmeer.
Ziele seien unter anderem zwei Waffenlager gewesen, teilte ein Armeesprecher am
frühen Dienstagmorgen mit. Nach Angaben von Vertretern der Sicherheitsbehörden
im Gazastreifen wurden auch zwei Übungsgelände der Hamas bombardiert. Berichte
über Verletzte gab es zunächst nicht.“.
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Israelische Siedlungspolitik auf palästinensischem Gebiet. (Westbank) Bildquelle: Wikipedia, Benutzer:AshSert |
Israel hat nur noch zwei Pufferstaaten, das Königreich
Jordanien und die quasi-Militärdiktatur Ägypten, die sie vor dem islamistischen
Absaufen schützt. Die Feudal-Monarchie Saudi-Arabien zählt nur sehr bedingt
dazu. Und alle sind Wackelkandidaten. Am Militärputsch gegen die Muslimbrüder
waren USA und Israel sowie Saudi-Arabien logistisch beteiligt, ob das ganze
aber hält ist noch fraglich. Auf dem Sinai stehen genauso islamistische Kämpfer
und sonstige Warlords als auch im südöstlich an Saudi-Arabien grenzenden Jemen.
Südlich Ägyptens setzt sich der Kladderadatsch fort von Sudan über Somalia bis Kenia: “Die Terroristen schlagen zu, während ihre Opfer Fußball schauen. Das größte
Massaker in Kenia seit dem Westgate-Anschlag kostet mindestens 48 Menschen das
Leben. …. Ein Bekennerschreiben liegt noch nicht vor, aber die Behörden
vermuten die somalische Terrororganisation al-Schabab
hinter dem Anschlag, der in seiner Brutalität an das Westgate-Massaker vom
vergangenen September erinnert, das ebenfalls von der Gruppe verübt wurde. …Der
aktuelle Erfolg von Terrorgruppen im Irak motiviere vermutlich Terroristen
anderswo. 'Al-Schabab wird
mit Mpeketoni ebenfalls den Sieg beanspruchen wollen', schrieb Chirchir
auf dem Kurznachrichtendienst Twitter…. Das ostafrikanische Land hatte nach
Angaben der BBC zuletzt seine Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, nachdem es
Hinweise auf bevorstehende al-Schabab-Attacken gegeben hatte. Das Auswärtige
Amt in Deutschland führt in seinen Reisehinweisen zu dem Land die "Gefahr
terroristischer Anschläge" gleich zu Beginn an. Unter anderem in der
Küstenregion gebe es "eine erhöhte Gefahr, Opfer von bewaffneten
Überfällen und Entführungen zu werden". England hat sein Konsulat in der
zuletzt besonders stark von Anschlägen betroffenen Stadt Mombasa aus
Sicherheitsgründen geschlossen.“. Und westlich und südwestlich geht’s weiter
durch die gesamte Sahelzone bis nach Nigeria. Wenigstens. Wo Boko Haram regelmäßig massakriert und junge Frauen zur Selbstbedienung entführt. Nach
Nordosten übrigens setzt sich die drohende islamistische Achse, nur mühsam unterbrochen
durch den Iran, über Afghanistan und Teilen Pakistan bis hinein in die
Uigurischen Provinzen Chinas fort.
Wie schon öfters angemerkt, Israel hat wenn überhaupt nur
noch eine längerfristige Überlebenschance, wenn es sich weg von den schwächer
werdenden USA hin zu den erstarkenden Mächten in Asien orientiert. Die Welt schreibt: „Israel orientiert sich neu – nach Fernost. Die Entführung der Studenten
erinnert Israel daran, dass die Umgebung ihnen nicht wohl gesonnen ist.
Gleichzeitig blickt es gen Asien. Dort gibt es viele Aufträge und eben keine
naseweisen Ratschläge. Geografisch liegt Israel in Asien. Die Fifa zum Beispiel
sieht das allerdings anders. Bei der Weltfußballvereinigung verortet man Israel
ebenso in Europa wie bei den Kollegen vom Olympischen Komitee und der
Basketballorganisation Fiba…Am Eurovisionswettbewerb nimmt Israel übrigens auch
teil, und selbst die Vereinten Nationen haben den jüdischen Staat nach einigem
Hin und Her der westeuropäischen Ländergruppe zugeordnet. Der Grund für die
geografische Verwirrung ist einfach: Die muslimischen Staaten in der Region
würden eine israelische Mitgliedschaft nicht akzeptieren. …Den Israelis ist das
zum einen eine ständige Erinnerung daran, dass sich eben längst nicht alle mit
ihrer Anwesenheit im Nahen Osten abgefunden haben. Zum anderen stört es sie
auch nicht besonders. Schon Theodor Herzl, der Vordenker des modernen
Zionismus, schrieb 1896, der zukünftige Judenstaat werde "für Europa … ein
Stück des Walles gegen Asien bilden, wir würden den Vorpostendienst der Kultur
gegen die Barbarei besorgen". Mehr als 100 Jahre später verglich der
ehemalige israelische Ministerpräsident Ehud Barak sein Land mit einer
"Villa mitten im Dschungel" und meint wohl etwas Ähnliches.…In Syrien
nimmt das Töten kein Ende, und beide Konfliktparteien scheinen sich in ihrer Unmenschlichkeit
gegenseitig übertreffen zu wollen, der Libanon steht – wieder einmal – kurz vor
dem Chaos, in Ägypten folgt auf ein kurzes islamistisches und noch kürzeres
demokratisches Intermezzo nun ein neues Militärregime, das Todesurteile gleich
im Dutzend fällen lasst. Und im Irak sind die Islamisten auf dem Vormarsch und
veröffentlichen unerträgliche Videos ihrer Massenmorde. Eine Nachbarschaft zum
Wohlfühlen sieht anders aus. “
Und so wendet sich Israel nach Osten: „Mit der Rückkehr nach
Zion befreite der Zionismus die jüdische Geschichte aus ihrem Zeitstrahldasein
und holte sie auf den Boden der Tatsachen zurück, auf den Boden des Heiligen
Landes. … Für die israelische Pioniergeneration war die geistige und kulturelle
alte Heimat immer Europa – die Vereinigten Staaten waren der verlässliche
Verbündete und beste Freund. Diese Verbindungen bleiben auch heute eng, doch
lässt sich nicht übersehen, dass die Israelis sich neu orientieren – und nicht
nur wirtschaftlich. Israel wende sich gen Osten, sagte Wirtschaftsminister Naftali
Bennett Ende Mai. "Wir verlagern unsere wirtschaftlichen Ressourcen
nach Bangalore, Afrika und China, China, China", erläuterte er.
Tatsächlich wird Israel in diesem Jahr wohl erstmals mehr Waren nach Asien
exportieren als in die Vereinigten Staaten….Während das Wirtschaftsministerium
in Asien dauernd neue Büros eröffnet, wurden Niederlassungen in Ungarn,
Finnland, Schweden und Österreich geschlossen. Man wollte sich auf
"aufstrebende Märkte" konzentrieren, hieß es als Erklärung…. Die
Israelis aber haben längst eine strategische Entscheidung getroffen. Auf die
alten Verbündeten allein wollen sie sich nicht mehr verlassen. Vielleicht hofft
man in Jerusalem auch, in Asien mehr bekommen zu können – ohne den in Europa
und den USA üblichen diplomatischen Preis dafür entrichten zu müssen. Bestand
doch im vergangenen Jahr für einen Moment die Gefahr, Israel werde wegen seiner
Siedlungspolitik vom Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 der EU
ausgeschlossen. Schließlich wurde ein Kompromiss ausgehandelt, aber mit den
Chinesen wäre das jedenfalls nicht passiert. Als Netanjahu sich im vergangenen
Jahr zu einer fünftägigen Reise nach China aufmachte, sagte der Botschafter der
Volksrepublik in Israel deutlich: "In Wahrheit ist Asien die neue Front
für Israel im 21. Jahrhundert."…“.
Aber ob dafür noch genug Zeit ist bleibt mehr als fraglich.
Sollte
es in und um Israel zum finalen Shoot-Out kommen, so werden die Asiaten kein
übermäßiges Interesse, und vor allen Dingen keinerlei moralische Aktien, in
Israel haben. Sowohl in Asien als auch erst Recht in Afrika werden jährlich
Nettoneugeburtenraten erzielt, die weit über der Anzahl aller Juden in der
ganzen Welt liegen. Israel mag daher als High-Tech Handelspartner, insbesondere
in Waffentechnik, beliebt sein, aber auf Grund der geringen Größe leicht
ersetzbar. Wenn es also um den Einsatz von Bodentruppen für Israels Interessen
gehen sollte, dann können die nur aus dem Westen, und nicht zuletzt aus
Deutschland kommen. Wenn überhaupt. Wobei man sich auch keinerlei Illusionen
bezüglich eines Falles der Israelischen Grenzen machen darf: Das Blutbad wäre
gigantisch, denn der Hass den man dort seit dem Ende des zweiten Weltkrieges
gesät hat würde sich dann schlimmer austoben denn je.
Und da passen die Gauck Anmerkungen zur Mobilmachung light wieder ins Bild. Im Irak kann man jetzt unmöglich schon wieder einen Rückzieher machen, ohne Israels Bestand mittelfristig zu gefährden. Die USA ist jetzt schon mit einem kleinern Eliteverband eingerückt, andere werden folgen, Luftschläge sowieso. Dass das ausreicht ist aber kaum zu erwarten. Die Dinge werden weiter eskalieren. Warum? Na da schaue man nur einmal auf die irakische Armee, die beim Anrücken der ISIL gleich die Waffen streckte und davon rannte. Oder wenn dass nicht mehr ging, sogar überlief. Wieso? Eigentlich sollten sie sowohl gut ausgebildet als auch gut ausgerüstet sein, jedoch die Milliarden an Dollar die die USA in diese Programme rein drückte, landeten größtenteils in den Taschen der korrupten Eliten des Maliki-Regimes. Die bauten sich damit eigene Privat-Truppen und Paläste auf. Als es jetzt zum Ernstfall kam, war natürlich kaum ein offizieller Soldat in der Lage noch gewillt für diesen korrupten Abschaum ihre Knochen hinzuhalten. Was genau wiederum der gleiche Grund ist, warum die Revolutionen rund herum in der Welt ständig zunehmen, ob nun in Syrien oder der Ukraine oder den dutzenden anderen Regionen selbstredend auch in Asien und Amerika. Knüppelt man irgendwo eine Revolution nieder, dann entspringen an zwei anderen Stellen wieder drei neue. Die Welt ist nämlich inzwischen geradezu auf Kante genäht. Und die inneren Faulgase aus Korruption und dreister Ausbeutung, Schuldknechtschaft, Überbevölkerung und Umweltraubschäden halten die Nähte unter äußerster Spannung. Tendenz zunehmend, an allen dieser Fronten.
P.S.: Aktuelle Artikel
Focus: "Islamisten auf dem Vormarsch" (19.6.)
Spiegel: "Netanjahu nützt Entführung zur Stimmungsmache" (19.6.)
Focus Ticker "Schwerste Kämpfe in der Ostukraine: Es wird 4000 Särge geben" (19.6.)
Und da passen die Gauck Anmerkungen zur Mobilmachung light wieder ins Bild. Im Irak kann man jetzt unmöglich schon wieder einen Rückzieher machen, ohne Israels Bestand mittelfristig zu gefährden. Die USA ist jetzt schon mit einem kleinern Eliteverband eingerückt, andere werden folgen, Luftschläge sowieso. Dass das ausreicht ist aber kaum zu erwarten. Die Dinge werden weiter eskalieren. Warum? Na da schaue man nur einmal auf die irakische Armee, die beim Anrücken der ISIL gleich die Waffen streckte und davon rannte. Oder wenn dass nicht mehr ging, sogar überlief. Wieso? Eigentlich sollten sie sowohl gut ausgebildet als auch gut ausgerüstet sein, jedoch die Milliarden an Dollar die die USA in diese Programme rein drückte, landeten größtenteils in den Taschen der korrupten Eliten des Maliki-Regimes. Die bauten sich damit eigene Privat-Truppen und Paläste auf. Als es jetzt zum Ernstfall kam, war natürlich kaum ein offizieller Soldat in der Lage noch gewillt für diesen korrupten Abschaum ihre Knochen hinzuhalten. Was genau wiederum der gleiche Grund ist, warum die Revolutionen rund herum in der Welt ständig zunehmen, ob nun in Syrien oder der Ukraine oder den dutzenden anderen Regionen selbstredend auch in Asien und Amerika. Knüppelt man irgendwo eine Revolution nieder, dann entspringen an zwei anderen Stellen wieder drei neue. Die Welt ist nämlich inzwischen geradezu auf Kante genäht. Und die inneren Faulgase aus Korruption und dreister Ausbeutung, Schuldknechtschaft, Überbevölkerung und Umweltraubschäden halten die Nähte unter äußerster Spannung. Tendenz zunehmend, an allen dieser Fronten.
P.S.: Aktuelle Artikel
Focus: "Islamisten auf dem Vormarsch" (19.6.)
Spiegel: "Netanjahu nützt Entführung zur Stimmungsmache" (19.6.)
Focus Ticker "Schwerste Kämpfe in der Ostukraine: Es wird 4000 Särge geben" (19.6.)