ab jetzt erst recht, weiter: „Ihre Leichen wurden unter einem Steinhaufen auf einem Feld nordwestlich von
Hebron im Westjordanland gefunden…..Derweil drohte Israels Regierungschef
Benjamin Netanjahu der radikalislamischen Hamas mit einer harten Reaktion.
"Die Hamas ist verantwortlich und die Hamas wird bezahlen", sagte er
zu Beginn einer Dringlichkeitssitzung seines Sicherheitskabinetts. Die Talmudschüler
seien entführt und kaltblütig ermordet worden "von Tieren in
Menschengestalt".“
Die Reaktion der Wenigen noch befreundeten Staaten von
Israel leiert ebenfalls dass immer gleiche Prozedere der Worthülsen durch: „International
stieß die Nachricht von der Ermordung der Jugendlichen auf Abscheu und
Empörung. Frankreichs Präsident François Hollande sprach von einem "feigen
Mord", der britische Premier David Cameron von einem "entsetzlichen
und unentschuldbaren Terrorakt", Frankreichs Außenminister Laurent Fabius
von einem "abscheulichen, feigen und barbarischen Verbrechen."
Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, es handle sich "um eine
verabscheuenswürdige Tat, für die es keinerlei Entschuldigung geben kann"…“.
Der Tod und der Tod sind offensichtlich nicht das Gleiche. Auf der Einen Seite
angeblich „Tiere in Menschengestalt“ und auf der Anderen Seite aber
offensichtlich Menschen, die sich wie Tiere benehmen. Was davon besser oder
schlechter ist, darüber lässt sich nun trefflich philosophieren und ist dem
persönlichen Standpunkt auf einer der Seiten geschuldet.
Statt hohler Solidaritätsadressen, von denen schon lange
keiner mehr weiß wer welche davon noch ernst meint oder nimmt, sollten die
westlichen Staaten lieber Tacheles mit ihren Kolonialistischen Freunden in Nahost
reden. Denn Israel steht heute mehr denn je am Abgrund, und es sieht nicht
danach aus, als ob man der letzten Konsequenz noch lange ausweichen kann. Nicht
nur Israel sondern auch die meisten Nahöstlichen Nachbarn haben ihre Gestalt
durch westliche Kartographen im Auftrag imperialistischer Interessen des
letzten Jahrhunderts erhalten. Kaum etwas ist so wie es sein sollte in diesem
Pulverfass. Alle Grenzen in dieser Region hängen an der Potenz der örtlichen Potentaten
und ihrer extraterritorialen Schutzmächte.
Potenzen die mit der arabischen Revolution und dem Erstarken
des militanten Islamismus immer weniger zu halten sind.
Auch wenn wir jetzt
noch nicht genau wissen wo und wann der Krieg in seine „Endphase“ gehen wird,
das Ergebnis unterm Strich ist absehbar: Israel wird danach nicht mehr als
selbstständiger Staat existieren. Ob das schon nächstes Jahr oder erst in
zwanzig Jahren sein wird, es wird passieren. Je später dies geschieht, desto
weniger Menschen in dieser Welt wird es aber interessieren. Der Grund ist
simplerweise der, dass insbesondere Israels Schutzmächte selbst zunehmend mit
Problemen zu kämpfen haben, denen sie nicht mehr Herr werden können. Europa und
die USA haben sich schon impotent beim Syrien und Irakkonflikt gezeigt, fast
vergessen schon und quasi abgehakt das Scheitern in Afghanistan. Die Ukraine,
direkt an den eigenen Grenzen steht noch am Anfang, aber in Bälde wird der
Bürgerkrieg sich zu einem Ost-EU und West-post-SU Konflikt formidablen Ausmaßes
entwickeln, der keinen Raum mehr für militärische Kapazitäten in Nahost lassen.
Der Pacific ist, nicht zuletzt genau deswegen, aus dem
öffentlichen Bewusstsein gewandert. Zu Unrecht, denn dort werden die Interessen
der USA und ihrer Verbündeten weiterhin unmittelbar bedroht. Und dort wird es
spätestens dann so richtig losgehen, wenn die USA im Clinch mit der ISIS im
Irak gebunden ist. China ist nicht das Reich der Netanjahu’s oder Putin’s, man
weiß da viel besser abzuwarten wann die Gelegenheit gut ist. Und diese wird von
Tag zu Tag „besser“. Denn die USA wird nicht nur militärisch jeden Tag
schwächer, sondern auch die wirtschaftliche Situation wird immer prekärer. Zur
Not braucht China keinen einzigen realen Schuss abzufeuern um die USA in die
Knie zu zwingen. Es reicht völlig aus die ungeheuren Dollarreserven einfach auf
den Markt zu stoßen. Ein Kollaps des Dollars ist dann so sicher wie das Amen in
der Kirche. Der Tag wird kommen. Die Freunde die dem Westen in Nahost geblieben
sind, unterliegen ebenfalls dem Zwang der Realität. Und die bedeutet dass die Türkei,
Saudi-Arabien, Jordanien, Ägypten, Freunde aus zweifelhafter, nämlich vorwiegend
wirtschaftlicher, Gesinnung sukzessive vom westlichen Glauben an den
Kapitalismus und deren Interpretation von Demokratie abfallen werden.
Israel wird in Folge dessen zunehmend irrelevant, eine
Entwicklung die man jetzt schon überall in der Welt, wo man sich bisher
überhaupt für dieses kleine Land interessiert hat, zu beobachten ist, wie Die Welt feststellt: “…Drei israelische Jugendliche verschwinden spurlos in der Nähe der
Stadt Hebron in der Westbank. Einer schafft es noch, einen Hilferuf über sein
Handy abzusetzen, danach hört man nichts mehr von den
"Talmud-Schülern", "Religions-Studenten" und
"Siedler-Kindern", wie sie wahlweise in den Berichten beschrieben
werden. Es gibt auch kein Bekennerschreiben, keine Lösegeldforderung, nichts
dergleichen. Während die israelische Armee das Gebiet rund um Hebron Haus um
Haus durchkämmt und einige Hundert Palästinenser festnimmt, setzt auch in den
deutschen Medien die Suche nach den Verantwortlichen ein.Man wird schnell
fündig. Die Talmud-Schüler, Religions-Studenten, Siedler-Kinder und deren
Eltern tragen sowohl das Risiko wie die Verantwortung für das, was ihnen
zugestoßen ist. Die Berichterstattung ist geprägt von Mitleidlosigkeit,
Ignoranz, präpotenter Besserwisserei und einer Voreingenommenheit, die man sich
nie erlauben würde, wenn es drei deutsche Touristen bei einer Safari im Jemen
erwischt hätte….“. Nun, es ist praktisch unmöglich in diesem Konflikt
„unparteiisch“ zu sein. Irgendwer fühlt sich immer auf den Schlips getreten,
egal wie man auch die Geschichte aufzieht. Sie WELT berichtet natürlich auch
einseitig parteiisch zugunsten Israelischer Politik und Eigenartigkeiten, nicht
anders als andere Blätter die scheinbar oder tatsächlich Position für die
arabische Seite nehmen. Es ist unvermeidbar und nur Ausdruck der
unterschiedlichen Perspektiven unter den man den Konflikt sehen kann und, um es
zu betonen, eben auch muss. Ein verkürzter Blick auf die gegenwärtige Situation
alleine ist dabei ein Kurzschluss ohne Chance auf Klärung.
Tatsächlich muss man feststellen, dass sich Israel bzw. der Zionismus gründlich verzockt hat.
![]() |
Unabhängigkeitserklärung 1948, Ben Gurion, Bildquelle: Wikipedia |
Schon die Installation des Staates Israel in 1948 war eine Verletzung von Verträgen
(Balfour-Deklation et al.) und des allgemeinen Völkerrechts. Dies wird und
wurde auch durch in der Folge gewonnene Kriege noch durch die Macht des
Faktischen nicht viel besser, erst Recht nicht durch eklatante Verletzungen
der, aus Sicht der Araber aufgezwungenen, Teilungsvereinbarung für Palästina.
Die wurde sukzessive mit abenteuerlichen Rechtfertigungen insbesondere durch die
ultraorthodoxe Siedlerbewegung verletzt, unterminiert und ad absurdum geführt.
Das den Palästinensern zugestandene und sowieso schon viel zu kleine
Territorium sieht heute aus wie ein israelischer Streuselkuchen ohne
realistische Chance auf eine selbstständige Existenz. Einer der frühen
Begründungen für dieses dreiste Vorgehen war, dass Israel in seinen
zugestandenen Grenzen an seiner schmalsten Stelle nur knapp 15 Kilometer
„breit“ war, und damit militärisch gesehen kaum zu verteidigen. Das stimmt. Aber
es stimmt erst Recht für ein Streuselkuchen-Palästina. Das eigentliche Problem
ist eben damals wie heute, dass das westlich geprägte Israel der Neuzeit immer
ein Fremdkörper war und es bis heute nicht nur geblieben ist, sondern sich
selbst durch die Unfähigkeit zum Frieden, Atomrüstung eingeschlossen, in dieser
formidablen Position sogar noch deutlich verstärkt einbetoniert hat. Als
historische Nebenbemerkung sollte man hier vielleicht anmerken, dass die letzte
westliche Okkupation des „Heiligen Landes“ während der mittelalterlichen
Kreuzzüge genau für 88 Jahre von Erfolg gekrönt war. Auf das moderne Israel
gerechnet kommen wir also auf das Jahr 2036, dass als Rekord zu schlagen wäre.
Das sind immerhin noch satte 22 Jahre weit entfernt, und ich habe ganz erhebliche
Zweifel, dass es dafür reichen wird.
Auf die historisch alles glättende „Macht des Faktischen“ zu
setzen beinhaltete so auch die Annahme, dass der weltweite Einfluss der
Schutzmächte tendenziell weiter steigen oder wenigstens für die nächsten hundert
Jahre in der Region auf hohem Niveau erhalten bliebe. Das aber war falsch gedacht,
nicht stärker sondern schwächer sind sie nun geworden. Israel steht inzwischen mit
dem Rücken an der selbst gebauten Wand, die Chance auf einen soliden Frieden wurde
bereits in der letzten Generation mit aller Gründlichkeit verzockt. Zwar gab es
immer weitsichtige Politiker in Israel, die wohl ahnten an welchem Punkt das
Setzen auf Stärke alleine irgendwann führen würde, aber die Militärs und auch
orthodoxen Kleriker haben sich mit ihrer Strategie am Ende immer wieder
durchsetzen können. So war der Ex-Militär und Ministerpräsident Jitzchak Rabin ja schon nicht wirklich eine unrealistische Friedenstaube, aber seine alles in
allem vergleichsweise moderate und einzig Erfolg versprechenden
Friedensbemühungen reichten aus um ihn als Staatsfeind Nummer eins auf die
Liste der ultraorthodoxen Juden zu setzen: „Rabin nahm am Abend des 4. November
1995 an einer großen Friedenskundgebung auf dem Platz der Könige
Israels in Tel Aviv teil. Der Platz trägt heute seinen. Die Veranstaltung
stand unter dem Motto „Ja zum Frieden, Nein zur Gewalt“. Jigal Amir, ein
jüdischer Fundamentalist und Rechtsextremist, passte den Moment ab, als der
Premierminister die Bühne verließ und zu seinem Auto geleitet wurde, und schoss
auf ihn. Rabin starb kurz darauf im Ichilov-Hospital.“.
Das war nur das absehbare Ende, ein Mord mit vielfacher
Ankündigung: „Ehefrau Leah Rabin berichtet in ihrer Biographie über
Anfeindungen, die sie und ihr Mann durchmachen mussten: „„Da ist sie!"
brüllten sie, als ich in die Garageneinfahrt unter unserem Miethaus einbog. Ich
saß ganz allein in dem Wagen, kein Sicherheitsbeamter bei mir. „Nach den
nächsten Wahlen wirst du mit deinem Mann auf dem Marktplatz hängen. Mit den
Füßen nach oben. Wie Mussolini und seine Mätresse“, brüllte jemand aus der
Menge. … Einige der Demonstranten vor unserem Mietshaus verglichen uns sogar mit
Nicolae und Elena Ceauşescu, dem vielleicht meist geschmähten Despotenpaar der
Neuzeit … Jitzchak und ich bekamen diese Schmähungen, diese Vergleiche mit
faschistischen Unmenschen immer häufiger zu hören, je mehr der Friedensprozess
an Dynamik gewann. Auf einer Demonstration in Jerusalem einen Monat zuvor
hielt Benjamin Netanjahu am Zionsplatz eine Rede, während
irgendjemand ganz in seiner Nähe ein Bild, das Jitzchak in Naziuniform zeigte,
vor einer laufenden Fernsehkamera hin- und herschwenkte.. An diesem Freitag,
dem 3. November 1995, skandierten die Demonstranten auf der anderen
Straßenseite ihre Diffamierungen, bis Jitzchak etwa gegen sechs Uhr abends nach
Hause kam…Schon Monate zuvor waren in der Öffentlichkeit die ersten Poster
aufgetaucht, die Jitzchak als Verräter und Mörder brandmarkten. Sie hingen an
jeder Straßenecke, an Leitungsmasten, Pfosten und an Laternenpfählen.
Fotomontagen zeigten Jitzchak mit der kufiyah, dem arabischen Kopftuch.
Als ich einmal ohne Jitzchak mit dem Auto aus Jerusalem herausfuhr, bat ich den
Fahrer, an einer Kreuzung anzuhalten. Wir stiegen aus und rissen diese
schrecklichen Poster herunter, die Jitzchak als Verräter Israels darstellten.“
Am Abend des 4. November 1995 starb nicht nur Premier Rabin,
es starb ganz Israel.
![]() |
Rabin, Clinton, Arafat 1993, Bild: Wikipedia |
Wobei der Tod für Rabin sofort kam, während Israel damit
seinen quälenden Todeskampf lediglich endgültig einleitete. „Gewalt untergräbt
das Fundament der israelischen Demokratie. Ich bin 27 Jahre lang Soldat
gewesen. Ich habe so lange gekämpft, wie der Frieden keine Chance hatte. Jetzt
aber gibt es eine Chance, eine große Chance, und wir müssen sie ergreifen,
denen zuliebe, die hier sind, und auch um jener willen, die nicht gekommen
sind.“ gehört zu den letzten Worten Rabin’s am 4. November, sie waren damals so
wahr wie heute, und sie sind damals wie heute nicht bei den Totengräbern
Israels, den Netanjahu’s und Anderen, angekommen. Im Gegenteil. Die drei Toten
Teenager sind nur Symptom, nicht Ursache, der Gewaltorgien die im Vorfeld und
im Nachfeld ihrer Auffindung in Israels Namen geschehen. So sollte man meinen,
dass der biblischen „Gerechtigkeit“, Auge um Auge, Zahn und Zahn, mit der
Tötung von sechs Palästinensern und dem platt machen dutzender Häuser durch
israelische Panzer und Bombardements bei der “Suche“ nach den Unglücklichen
genüge getan sei. Pustekuchen. Die Durchgeknallten Orthodoxen und Militanten
des Landes rasten jetzt förmlich aus. Als wäre alles Unglück nicht bereits
genug, beginnen diese Irren nun mit Rachemorden an palästinensischen Jugendlichen,
als hätte man von denen nicht schon aus kleinerem Anlass genug getötet und als
benötige man für jeden toten Siedler nicht mindestens ein dutzend geköpfter
Feinde. Oder was man dafür hält. „Tiere in Menschengestalt“, wie Netanjahu klar
machte?
Tod ist nicht gleich Tod. Ein Blick in den Spiegel möge manchem in
dieser Frage weiterhelfen.
1995, das war nicht nur der letzte Zeitpunkt für Frieden und
Rettung Israels, es war auch die Zeit des wahnhaften Glauben an das ewige
Wachstum des Westens und daran, dass man „Geld fressen“ könne, wenn man nur
genug davon produziere. Obwohl dieser Wahn bereits erkennbar gescheitert ist,
er ist als Eigenschaft jeden Wahns, nicht zu Lebzeiten der Befallenen
auszurotten. Die jetzige Situation Israels ist nun bereits mittelfristig
hoffnungslos geworden. Es ist wie mit einem Schiff das Leck geschlagen ist. Die
Mannschaften ganz unten im Maschinenraum melden an die Brücke, dass das Leck
aufgrund des äußeren Wasserdrucks immer größer wird. Es ist absehbar, dass die
Lenzpumpen in zwei bis drei Stunden die Wassermassen nicht mehr herausbefördern
können, und schlimmer noch, der Treibstoff für die Pumpen droht obendrein
auszugehen. Oben auf der Brücke, weit ab der dramatischen Situation unter Deck,
stehen die Offiziere vor der Entscheidung was zu tun ist. Das Schiff jetzt, wo
noch Zeit genug ist, aufzugeben und die Passagiere und Besatzung ohne große
Verluste Evakuieren? Oder weiter fahren nach dem Prinzip Hoffnung und das man
doch noch eine Stopfen für das Loch und Sprit für die Pumpen auftreiben kann?
Allzu oft entscheidet sich der Kapitän, der letztendlich so oder so die
Verantwortung übernehmen muss, für’s abwarten und weiter fahren. So lange bis
die Schlagseite des Schiffes unübersehbar wird und die Rettungsboote gar nicht mehr
zu Wasser gelassen werden können mit dem Erfolg, dass das Schiff in Sichtweite
der rettenden Küste mit Mann und Maus versinkt. Wobei dann wie in jüngster
Geschichte öfters zu beobachten war, der Kapitän und seine Offizier die ersten
und auch letzten sind, die den gurgelnden Kahn verlassen und seine Opfer im
Stich lassen. So werden wir es auch mit Israel erleben müssen. Die Löcher sind
längst zu groß, die Lenzpumpen schwächeln, und der äußere Druck aus Okkupation,
Krieg und Hass, wirtschaftlicher Krise, Religionswahnsinn und Flüchtlingströmen
nimmt unaufhaltsam zu.
Der afrikanische Flüchtlingsdruck an der EU-Seegrenze aber
hier insbesondere an der Sinai-Landgrenze zu Israel, erreichen Rekordwerte. Der
Durchbruch der ISIS und des militanten Islamismus bis an die jordanische Grenze
steht im Raume. Auch hier ist die Frage nicht ob sondern wann und wo zuerst
dies geschieht. Zwar stemmen sich der Iran und auch die USA in einem seltsamen
Zweckbündnis dagegen, aber sie werden die Entwicklung bestenfalls ein paar Monate
oder Jahre aufhalten können. Saudi-Arabien, scheinbar des Westens und damit
Israels Freund, fährt ebenfalls eine Zwitter Rolle. Denn der territoriale und
religiöse Konkurrent Iran soll keinesfalls im Irak gestärkt werden, man
unterstützt und beliefert daher gerade die ISIS und Konsorten. Die Liebe zu
Israel ist dabei genauso limitiert wie im Iran, es wird öffentlich lediglich
weniger deutlich artikuliert. Auch die Regionalmacht Türkei ist in der
Zwickmühle zwischen demokratischem Säkularismus, Sultanat Erdogans Prägung,
Islamismus und Kurdenproblem, Pro-Israelismus steht da jedenfalls ganz weit
hinten an. Die USA und auch die EU aber können nur in einem Boot mit Türkei,
Iran, Saudi-Arabien und Jordanien schippern, Israel ist da nur der Steuermann
der ganz am Ende der Schaluppe sitzt und mal Hü und mal Hott schreit. Und nach
absehbarer Zeit von den genervten Ruderern irgendwann als entbehrlich angesehen
werden dürfte.
Der Nahe Osten steht jedenfalls vor einer gründlichen und
blutigen Neuordnung. Auch wir hier auf der scheinbar sicheren Wohlstandsinsel
BRD oder gar der entfernteren USA werden davon nicht unberührt bleiben können.
Obama, der ursprünglich jedes Eingreifen ausschloß, zumindest „keine“
Bodentruppen in den Irak senden wollte, hat nun schon rund 1000 Mann vor Ort
inklusive Hightec-Waffen und Munition stehen. Weitere 5000 lauern auf
Flugzeugträgerverbänden vor den nahegelegenen Küsten. Nichts ist in den USA
unpopulärer als eine weiterer Krieg mit relativ gewissen negativen Ausgang für
die „Boys“. Aber die „Macht des Faktischen“ verlangt ganz anderes: Alles oder
Nichts. Mit schwachen Kräften sieht das Ergebnis in Kürze wie Weiland in
Vietnam aus, die letzten „Boys“ werden dann vom Dach der US-Botschaft per
Hubschrauber aufgesammelt, inklusive von Irakern die sich verzweifelt noch an die
Kufen der Flugmaschinen krallen. Nicht nur dass dann der Weg über Jordanien Richtung Israel frei wird, es wird auch eine weitere Signalwirkung auf
revolutionäre Kräfte aller Art in Nahost haben: Seht, auch die Stärkste Kraft
der Welt kann Uns und Allah nicht lange widerstehen! Der Ausweg ist eigentlich
kein wirklicher für den Westen: Mit aller Kraft dagegen zu halten, also ein
Krieg ohne vorgegebenes Limit. Vulgo Weltkrieg, denn Russland und China werden
dann ebenfalls ihre Interessen und militärischen Fähigkeiten einzubringen
wissen. Echte Alternativen sehen anders aus.
Israelisches U-Boot der Dolphin Klasse, Atomfähig, Bild: Wikipedia |
Man müsste bei allen beteiligten Parteien in Nahost, intern
und extern, schon eine Unzahl von Kröten zu schlucken bereit sein um das
absehbare Szenario langfristig zu vermeiden. Mehr Kröten als im ganzen Nahen
Osten überhaupt existieren. Auch könnte man das tun, was ein verantwortungsvoller
Kapitän zu tun bereit wäre: Den Kahn in Ruhe komplett zu evakuieren, bevor es dafür
ohne große Opfer zu spät ist. Mehr als unwahrscheinlich, zudem die Welt nicht
mehr viele Häfen für die Aufnahme der Schiffsbrüchigen bereit hält. Jedoch ist
„business as usual“, so oder so, genau die Option die lediglich ein wenig Zeit
erkauft, zum Preis einer immer größeren Katastrophe, nein Apokalypse, für
Israel und auch der Welt.