Die Ukraine hat es scheinbar geschafft, schon wieder ist
eine Kleptokratie vom Volk zum Teufel gejagt worden. Die wievielte Revolution
das in den letzten dreieinhalb(!) Jahren war ist allerdings kaum noch
nachzuhalten. Es begann mit dem arabischen Frühling in Tunesien am 17.12.2010, es folgten vergleichbare Unruhen, Revolutionen und
Bürgerkriege in Ägypten, Algerien, Bahrain, Dschibuti, Irak, Jemen, Jordanien,
Kuwait, Libyen, Marokko, Mauretanien, Oman, Palästina, Saudi-Arabien, Sudan,
Syrien, Tunesien. Ferner strahlte er aus auf China, Iran, Israel, Malawi,
Spanien und die Türkei wo auch entsprechende Bewegungen ausgelöst wurden. Damit
sind wir aber längst noch nicht am Ende. Das gleiche Spiel geht rund um den
Erdball weiter, ob in Mali, Thailand, Zentral Afrikanische Republik, Venezuela,
Mexiko, Süd-Sudan, Brasilien, Argentinien, Kenia, Bolivien, Haiti, Nicaragua,
Ecuador, Indien, Nigeria, Pakistan, Libanon, Philippinen, Afghanistan,
Kolumbien, überall knallt es gewaltig zwischen Volk und Oberschichten. Und selbst
in unmittelbarer Nähe rumpelt es, sei es so in Frankreich, Großbritannien, Spanien,
Italien, Portugal, etc. und sogar in den USA gärt es längst gewaltig. Mehr zur
Sache geht es aber auch noch ganz nahe, so in Albanien oder im Kosovo, auch in
Ungarn und in Tschechien kriselt es.
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Die Ukraine und ihre strategische Lage für Russland. Bild: wikipedia |
Nun mit Janukowitsch ist es natürlich nicht anders als mit
Gaddafi, oder mit sonst einem Kleptokraten auf dieser Welt.
Volk und
Journalisten wundern sich jetzt wieder einmal, in welchem Saus und Braus die
lieben Herrenmenschen auf Kosten der Ausgeplünderten leben. Aber wer glaubt das
wäre nur in solchen Regimen der Fall, weit weg irgendwo da am Hindukusch oder
so, der irrt gewaltig. Nicht anders ist es etwa mit Berlusconi in Italien, der
immer noch nicht tot zu kriegen ist und seine ekligen politischen Fäden weiter
zieht, und das er Busenfreund von Putin ist und von Gaddafi war, das kommt
keineswegs von ungefähr. Ob Diktatur, ob Pseudo-Demokratie oder auch echte
Demokratien, die Top-Oberschichten wissen immer wie sie sich am besten das
jeweils gegenwärtige System erst zu Nutzen, und schließlich zu Eigen machen.
Selbst im „soliden“ Europa nördlich der Alpen werden sich irgendwann noch ein
paar Revolutionäre und Journalisten „wundern“ müssen, wie dreist da überall
abgesahnt wurde und wird.
Nun wäre die ganze Umstürzlerei ja durchaus noch allgemein
zu beklatschen und zu begrüßen, wenn da irgendwie eine Aussicht auf mittel
–oder langfristigen Erfolg zu sehen wäre. Aber Pustekuchen. Ob nun in Libyen
oder Ägypten oder sonst wo: Nach der Revolution ist immer auch vor der
Revolution. Denn Demokratie, sofern sie überhaupt Oberwasser gewinnen sollte,
bringt bestenfalls Freiheit, aber keine anständig bezahlte Arbeit, kein Brot,
und auch keine feste Unterkunft. Allzu gerne wird den neuen
(Pseudo?)-Demokratien unterstellt, dass sie halt zum Wirtschaften zu dumm
seien, naja, zumindest genauso dumm wie die alten wenn nicht schlimmer. In
gewisser Weise stimmt das sogar, allerdings auf eine etwas subtilere Art.
Denn, das ist halt das Bedeutsame, mit einem Austausch der
Regierung, ja sogar der Regierungsart, ist eben gar nichts gewonnen. Zwar
verschwinden ein paar alte Drecksäcke von den Futternäpfen und Neue setzen sich
dafür daran, vielleicht im Idealfalle sogar welche, die gar nicht so gemein und
dreist sind und tatsächlich dem Volk ihren gerechten Anteil zuführen möchten. Aber
an der gewaltigen Ungleichverteilung und Umverteilung nach oben, dort und auch
sonst wo in der Welt, daran konnte keine einzige noch so erfolgreiche Revolution
der jüngsten Geschichte etwas ändern. Was absehbar natürlich die nächste und
übernächste Revolution auf dem Fuße folgen lässt, so wie in Ägypten. Oder es
wird gleich ganze Sache gemacht, wie nun seit drei Jahren im Massenmorden des
Bürgerkrieges von Syrien.
Oder auch in Mexiko und Venezuela, nur zum Beispiel, die
ähnlich hohe Opferzahlen ausweisen können, Schlachtorte des Grauens die man
hierzulande wohl weislich unter den blutroten Teppich kehrt, zuviel ist eben
zuviel. Im Vergleich dazu sind Geschichten von Priestern und Politikern die
kleinen Jungs nachlaufen, oder korrupten Staatsoberhäuptern und ihren Nutten, Geschichten
von schwulen Bischöfen die für ihren Lover Luxuskatakomben aus Spendengeldern
finanzieren, alternde 68er-Morallesben die als vorgebliche
Normalo-Frauenvertreter agieren und genauso wie Ex-Fußballer gleich Schubkarrenweise
die Steuer-Millionen hinterziehen, oder
Fußballstars aus demselben Behuf, die etwa wie BerLustconi straflos
Minderjährige poppen; Banker die Milliarden auf Bürgerkosten versenken und
trotzdem statt Strafe fette Boni’s für ihre merkwürdige „Leistung“ einklagen
dürfen, und so sind weitere solche Geschichten unserer kreativen Gesetzesinterpreten
und Oberschichtenvorbilder im Vergleich zum wahren Elend dieser Welt eine echte
mediale Erfrischung für die Seele.
Die eigentliche Ursache, ja die große Klammer die all diese
grausamen und weniger grausamen Geschichten zusammenbringt, das ist aber immer
das gleiche elendige Problem, nämlich das leidige Schuldgeldsystem.
Und, da
alle diese Revolutionen der letzten paar Jahre daran nichts geändert haben,
kann sich natürlich auch an den ökonomischen Sachlagen in deren Heimatländer
unmöglich allzu viel ändern. Insbesondere nichts an der enormen
Ungleichverteilung von Vermögen, die überall in der Welt in den letzten 30
Jahren ins Abstruse gewachsen ist. Und ohne eine Währungs- und Vermögensreform
ändert keine Revolution der Welt irgendetwas an den Ansprüchen der wenigen
Reichen auf die Arbeitsergebnisse der Massen, die dafür selbst und mit ihrem schönen
neuen selbst gewählten Staate immer noch weiter die entsprechenden Schulden
gegen halten und bedienen müssen.
Und das wird auch in der Ukraine so sein. Egal wer da jetzt
übernimmt, ob die so süß aussehende ausgehungerte Blondine oder der stählerne
Koloss Dr. Eisenfaust Klitschko, es bleibt hinter einer neuen Fassade bei den
gleichen ungleichen Machtverhältnissen. Dass jüngst die wesentlichen Kräfte in
der Ukraine flugs die Seiten wechselten um nun mit der Revolution zu gehen, hat
nämlich weniger mit Gewissen zu tun, als mit praktischem Denken: Mit wem „Wir“
da oben regieren ist letztlich doch schnurz egal, ob rot, ob schwarz, ob braun,
wir lieben alle Frau`n…sprich Regierungen „what so ever“ die nichts
wesentliches an den durch und durch ungerechten Einkommens- und Vermögensverteilungen ändern
werden. Die Farben der Parteien sind da eher Geschmackssache, und zumindest da
ist man geneigt dem Volke das zugeben, was dem Volke ist: Den Geschmack an der
Sache, aber das fette gesottene Fleisch bleibt bitte da wo es auch vorher schon
war.
So schlittern wir also auf breitester Front in Unmut,
Umsturz, und gar Bürgerkriege, wobei in der Tat nicht im entferntesten eine
Aussicht auf eine Dauerlösung auch nur eines dieser Konflikte gegeben ist,
solange man die inzwischen gegebenen Vermögens- und Schuldverhältnisse weiter
perpetuiert. Insbesondere die Ukraine hat auch das Potential zu einem
internationalen Krieg. Denn für Russland steht einiges auf dem Spiel. Sie kann
es sich kaum leisten die Ukraine quasi an die EU und NATO zu verlieren. Die
ukrainische Krim ist die Basis der Schwarzmeerflotte, und damit der
unmittelbare Zugang zum strategisch bedeutsamen Mittelmeer. Die Krim ist zudem,
nota bene, das Zentrum des Islamismus in der Ukraine. Das drohende Verlust
eines aus der russischen Oppression entlassenen Ukraine für die Weltmacht
Russland, oder die Träume davon, wäre also äusserst schmerzhaft. Und die weitere
Kettenreaktion droht unmittelbar: Im benachbarten Weißrussland regiert ein
Diktator, gegen den der Ukrainer Janukowitsch geradezu ein netter Chorknabe
ist. Und wenn Weißrussland ebenso fällt, dann könnte Russland nach Westen hin
ziemlich alt aussehen. Das wäre dann alles EU-Territorium, der Machtbereich
Russlands also endgültig ganz weit nach Osten gedrängt, ungefähr, auch das nota
bene, nicht ganz, aber fast schon auf den äußersten Machtausdehnungsbereich der deutschen Hitlertruppen im
zweiten Weltkrieg.
Stalingrad lässt grüßen, und das sitzt der russischen Seele
noch mehr im Gedächtnis als der Deutschen.
Natürlich könnte sich die russische
Südmarine auf die Gegend um Sotschi zurückziehen, aber auch dieser letzte
Zugang zum Schwarzen Meer ist nicht wirklich sicher, wenn man solche Revolutionen einfach zulässt: Dort ist nicht nur der Islam sondern auch andere Minderheiten
wie die Kosaken besonders stark und könnten weiteren Sezessionen den Weg
bereiten. Was dann das endgültige Aus aller russischen Weltmachtsträume wäre. Genauso ein Aus,
als würde die USA den Dollar als Weltwährung verlieren, und über den Dollar-Euro-Yen-gebundenen
Schuldenturm ihre geopolitische Macht einbüßen würden, und dann die Spritrechnung für ihre
Kriegsmarine unbezahlbar werden ließen. Das Eine wie das Andere wird man zu
unterbinden wissen.
Russland muss und wird also seinen Einfluss auf die Ukraine
verteidigen, mit allen denkbaren Mitteln. Erstmal abwartend vorsichtig, aber
wenn es darauf ankommt auch schnell und sehr drastisch. Das Ukrainische Drama
ist also mit einem möglicherweise erfolgreichen Umsturz noch lange nicht zu
Ende. Es fängt gerade erst an. Heute.