Wie vor der letzten Bundestagswahl wollen wir wieder einmal die
Wahlprogramme der relevanten Parteien studieren. Also genau das was im
Allgemeinen keiner tut, obwohl es gerade die einzige Möglichkeit ist,
die Parteien beim Wort zu fassen. Tatsächlich werden Sie aber auf
dedizierte Nachfrage praktisch Niemanden finden der alle Programme
wirklich studiert hat. Und sogar unter den speziellen
Parteimitgliedern, geschweige denn den Parteiwählern, werden sie
kaum jemanden finden der tatsächlich auch nur das eigene Programm
gelesen, geschweige denn verinnerlicht hätte. Wahlkampf findet
nämlich leider nicht auf Ebene der Realpolitik sondern auf der Ebene
der Psychologie statt. Diese Programme sind allerdings auch ein Ansammlung von
Plattitüden, Selbstlob, vorsätzlichen Verdrehungen und politischen
Luftschlössern. Das Ganze gipfelt natürlich in dem, was den meisten
Wählern offensichtlich zur Wahlentscheidung ausreichen soll, nämlich
dümmlichen Wahlkampfplakaten mit Waschmittelslogans, nur so zum
Beispiel hier, was ich dort gefunden habe:
- FDP: „Nur mit Uns“
- CDU: „Gemeinsam erfolgreich für Deutschland.“
- CSU: “Mein Herz schlägt für Bayern. Ich bin bereit.“
- SPD: „Das Wir entscheidet“
- GRÜNE: „Wir bringen neue Energie!“
- LINKE: „100 Prozent sozial“
- AFD: „Deutschland ist reif für die Alternative“
- PIRATEN: „Stellen Wir das mal in Frage!“
- NPD: „Maria statt Scharia“
Natürlich wird wie bei jeder Bundestagswahl wieder von der
„Entscheidungs-“ und der „Richtungswahl“ geschwafelt, als
stünde mit dem Wahlkreuzchen wie immer wieder mal die linke oder
rechte Revolution an. Alles Quatsch, aber offensichtlich stört sich
ja niemand daran.
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Bildquelle: Alexander Hauk, Wikipedia.de - Wahl |
Na, wenn da nicht die Qual der Wahl vorliegt?
Wie auch bei der letzten Bundestagswahl will ich aber trotzdem
wieder die Wahlprogramme der Parteien vorstellen und
analysieren. Allerdings ausdrücklich nur in Bezug auf den
volkswirtschaftlichen Aspekt der Euro-, Finanz- und
Wirtschaftspolitik. Alles andere lasse ich außen vor. Wer seinen
Fokus auf andere Dinge wie z.B. Familienpolitik usw. legen möchte,
dem sei angeraten einen Blick in die im Weiteren hier angeführten
und verlinkten Wahlprogramme zu werfen. Dabei muss einem aber eines
klar sein: Jegliche Art von Realpolitik findet dann und nur dann
statt, wenn sie sich schließlich im
Bundeshaushaltsplan wiederfindet. Denn alles was nicht konkret mit Geldern unterfüttert
ist, ist keine Realpolitik sondern nur hohles Geschwätz. Der
offizielle Plan, ohne Nachträge, hat genau 2998 Seiten und enthält natürlich auch solche Posten wie
„Modellvorhaben und Demonstrationsprojekte im Bereich nationales
Innovationsprogramm Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie“
aber auch
„Tilgung von Darlehen der bilateralen Finanziellen
Zusammenarbeit und Rückflüsse aus Treuhandbeteiligungen“ und
abertausende andere. Findet man zu seinem interessierenden
Politikprojekt keinen Titel, dann kann man es auch getrost vergessen
und weiter davon träumen. Denn dann werden aus Luftschlössern
schnell belangloser Kleinkram oder auch vollständige Rohrkrepierer.
Aufgrund dieser simplen Tatsache ist die Finanzpolitik der Dreh- und
Angelpunkt jeglicher Realpolitik, egal welchen Ressorts, Regierung
oder Partei. Man kann soviel über xxx-Politik reden wie man will,
wenn dafür kein (Steuer-)Geld umverteilt wird, ist es reine
Stammtischpolitik ohne realen Hintergrund.
Bei der Analyse der Programme muss man fairerweise natürlich
etwas zwischen Regierungs- und Oppositionsparteien unterscheiden.
Erstere haben nämlich tatsächliche Realpolitik in den letzten
Jahren gemacht und müssen sich damit vergleichen lassen.
Oppositionsparteien haben diesen wunden Punkt natürlich nicht, sie
wollen ja erst noch welche machen. Wobei unklar ist, was aus ihren
Vorhaben denn tatsächlich wird. Allen Programmen gemeinsam ist aber
wie immer: Die Parteien versprechen im allgemeinen das Blaue vom
Himmel herunter, dazu in Sich noch nicht einmal konsistent, um dann
nach der Wahl im Zweifelsfall das krasse Gegenteil zu exerzieren. Der
Erfolg heiligt die Mittel, hier das Papier, denn vom Wähler
erwartet man, dass der in Jahresfrist alle Skandale, Korruptionen und
Unwahrheiten vergessen hat.
Wir konzentrieren uns also auf die EURO-Politik. Dazu wollen wir
zwei Dinge klären:
- Hat die betreffende Partei den Kern der Eurokrise verstanden?
- Wie gedenkt die Partei das Euro-Problem zu lösen und ist das
zielführend?
Dazu stellen wir am Ende eine Tabelle auf, für deren Befüllung (siehe gegen Ende der Analyse) wir das Augenmerk auf folgende Punkte konzentrieren:
A) Was sind die hauptsächlichen Gründe für die EURO-Probleme?
- Die enormen Leistungsbilanz- und Produktivitätsunterschiede
zwischen den Partnern. Insbesondere die dauerhaft gigantischen
Handelsbilanzüberschüsse der BRD, die absolut so groß sind wie
etwa die von China. Gemessen an der Einwohnerzahl sogar mehr als
10-mal so hoch.
- Der viel zu hohe Kapitalkoeffizient.
In Europa (ca. 350%) und auch in der BRD. Die
Staatsverschuldungen (EU: im Schnitt 92% des BIP) sind nur ein
kleinerer Teil davon, der Rest ist private Verschuldung besonders
der Banken. Eine weitere Folge ist dass das Wachstums förderliche
Geschäftsbankenmodell mit 130 bis 150% des BIP auch längst
übervoll und nicht mehr Aufnahme fähig ist.
- Das Universalbankensystem.
Geschäftsbanken müssten von Investmentbanken
(Bankeneigengeschäft) strikt getrennt werden, um sogenannte
systemische Bankenrisiken zu minimieren. Investmentbanken müssen
Pleite gehen können ohne Geschäftsbanken und den Steuerbürger mit
ins Grab zu nehmen. Ähnliches gilt übrigens für Großkonzerne:
Die haben ein Realgeschäft und eine eigene Investmentbank, um ihre
Gewinne und Finanzanlagen zu verarbeiten. Die sind ebenso besonders im Bankeneigengeschäft vertreten und müssten völlig vom
Realökonomischen Produktionsbetrieb getrennt sein. Andernfalls
reißen Fehlspekulationen, wie häufig schon geschehen, den ganzen
Betrieb und seine Arbeitsplätze mit in den Abgrund.
- Die zunehmende extreme Ungleichheit.
Nicht nur die enormen den Schulden in gleicher Höhe gegenüber
stehenden Vermögen sind extrem ungleich verteilt. Es trifft genau
so auf die Verteilung der Steuer-, Abgaben- und Gebührenlast durch
den Staat zu: 98,5% der Staatsquote werden durch das BIP erbracht,
nur lächerliche 1,5 % durch Steuern auf die mehr als dreimal so
großen Vermögen. Eine gewisse Ungleichheit im System muss sein,
allerdings sind so krasse Fehlentwicklungen ein sicherer
mittelfristiger Weg in eine gewaltige soziale (und längerfristig
auch militärische) Katastrophe.
- Grundsätzliche Unmöglichkeit des Verlust freien Abbaus
volkswirtschaftlicher Schulden.
Wegen der völligen Identität von Aktiva und Passiva, d.h. von
Schulden des Einen und Vermögen der Anderen, ist ein
volkswirtschaftlicher Schuldenabbau in der Summe ohne effektive
Vermögensvernichtung völlig unmöglich. Für den schädlichen
Einfluss auf das BIP ist die Natur der Schulden, privat oder
öffentlich, grundsätzlich ohne Bedeutung. Lediglich die Art der
Eintreibung der verlangten Renditen ist unterschiedlich.
B) Was kann man tun?
Zu 1)
Deutschland muss zu Gunsten der Partner seinen
Handelsüberschuss reduzieren. Das bedeutet einige heilige Kühe zu
Schlachten. Insbesondere muss sich die BRD darauf besinnen die
Binnenkaufkraft zu stärken statt auf Auslandskaufkraft zu setzen.
Das bedeutet unter anderem höhere Löhne und Altersbezüge uvm.
Zu 2)
Um den Kapitalkoeffizienten zu senken muss man relativ zum
BIP Kapital=Schulden los werden. Das geht aber nur gegen massiven
Widerstand der Wohlhabenden und wirklich Mächtigen. Eine
Kapitalertragssteuer kann hier sehr hilfreich sein, insbesondere wenn
man sie alleine(!) macht. Denn dann wird Investmentkapital aus dem
schädlichen Bankeneigengeschäft ins Ausland verdrängt.
Zu 3)
Verbot bzw. Abwicklung der Universalbanken. Nicht gerade
einfach, da selbst Lebensversicherer und Altersvorsorgen zu einem
guten Teil so aufgebaut sind.
Zu 4)
Deutliche Besteuerungsänderung, weg von der Besteuerung des
BIP (Lohn, Betriebe) zu Besteuerung von Vermögen, Vermögensgewinnen
und großen Erbschaften. Keine Angst, die immer üblichen Freibeträge
verschonen Kleinanleger genauso wie bei der Besteuerung des BIP, wo
ebenfalls Kleinstverdiener geschont werden.
Zu 5)
Hier geht es nur um die Frage, ob die Parteien diesen
elementaren und alles überschattenden Zusammenhang (Summe aller
Aktiva=Passiva, Schulden=Vermögen) begriffen haben. Der ist zwar
eigentlich trivial, ein Blick auf die Daten und Graphiken der
Bundesbank, ja sogar einer normalen Bankbilanz, würde schon genügen.
Er wird aber (aus nachvollziehbaren Gründen) von den
Interessenvertretern der Finanzbesitzer und Verwalter vehement
vernebelt und gegenüber von Politikern, wieder besseren Wissens,
ebenso vehement geleugnet. Die Konsequenzen wären nämlich so simpel
wie schmerzhaft für das inzwischen berühmte Obere 1%.
Beginnen wir also mit den Regierungsparteien:
Deren Wahlprogramme (alle Abrufe vom 15.08.2013) nennen sich großspurig „
Regierungsprogramm 2013 bis 2017“, so
als hätte man die Wahl bereits gewonnen. Allerdings, realistisch
gesehen, dürfte das wohl auch so zutreffend sein und sei daher
geschenkt.
CDU/CSU
Die Union hat gemeinsames Bundestagswahlprogramm, das
Hier (anklicken) zu finden ist. Das relevante Dokument ist als
PDF zu haben.
Für uns interessant wird’s erst auf Seite 7:
„Vollbeschäftigung
und tariflicherMindestlohn: In Deutschland gibt es heute fast 42
Millionen Männer und Frauen, die Arbeit haben. Seit dem Ende der
Regierungszeit von Rot-Grün hat sich die Arbeitslosenquote nahezu
halbiert. Mehr Menschen als je zuvor können heute in unserem Land
durch Arbeit für sich und ihre Familien sorgen und ihr Leben nach
ihren Wünschen gestalten.“ Nun, was soll man dazu sagen? „...
fast 42 Millionen Männer und Frauen, die Arbeit haben.“. Schön,
aber das ist gar nicht die ökonomisch wichtige Frage: Die ist
nämlich wieviel Prozent des BIP diese 42 Millionen tatsächlich
netto mit nach Hause nehmen. Denn das ist genau die so dringend
benötigte Kaufkraft die Arbeitsplätze schafft und erhält. Und an
diesem Betrag hat sich seit mehr als einem Jahrzehnt kaum etwas
geändert, weil nämlich ein immer größerer Anteil dieser Menschen
nur Teilzeitbeschäftigt sind und/oder Minimallöhne beziehen.
Haben Sie noch etwas bemerkt? Bei rund 82 Millionen Einwohnern
gibt es demnach also gut 40 Millionen Arbeitslose, oder eben fast
50%. Komisch, sollte man meinen. Ist es aber garnicht. Tatsächlich
hat die sogenannte „
Arbeitslosenzahl“ oder „
Arbeitslosenquote“
überhaupt nichts mit Arbeitslosen zu tun. In dieser Zahl werden
nämlich gar nicht Arbeitslose erfasst, sondern nur die Anzahl an
Menschen, die bestimmte besonders definierte staatliche Leistungen
erhalten. Nicht mehr und nicht weniger.
Ändert man nun etwas an den dafür definierten staatlichen
Leistungen, dann ändert sich auch die „Arbeitslosenquote“ die in
Wahrheit eine „
bestimmte Arbeitslosenhilfenbezugsquote“ ist. Und
das ist grundsätzlich etwas völlig anderes. Nur so als besonders
drastisches Beispiel: Falls sie arbeitsuchend gemeldet sind, aber
bereits 58 Jahre oder älter sind, werden sie gar nicht mehr
mitgezählt. Die Begründung ist, dass Sie dann nicht mehr
vermittelbar wären. Das passt nun wiederum wunderbar zu der
Tatsache, dass diese Regierung ja gerade das Renteneintrittsalter von
65 auf 67 erhöht hat. Wenn nun schon 58-jährige aber als
unvermittelbar gelten, wo soll denn bitte schön der zusätzliche
Arbeitsplatzbedarf für die Beschäftigung der 66 und 67-jährigen
herkommen? Natürlich, niemand in der Koalition hat dies bei vollem
Verstand erwartet, sondern in der Tat handelt es sich bei der letzten
„
Rentenreform“ wie immer nur um eine getarnte Rentenkürzung. Und
die war nicht zu knapp ausgefallen. Einkommenskürzung, natürlich
auch bei den Renten und anderen Lohnersatzleistungen, sind aber immer
effektive Kaufkraftkürzungen und extrem Wachstums schädlich. [B1 -
-; ]
Übrigens, ganz nebenbei: Auch die 42 Millionen sind nur die halbe
Wahrheit. Sucht man nämlich nach demjenigen Anteil von diesen, die
Steuern und Abgaben in öffentliche Kassen in vollem Umfang bezahlen,
dann kommt man auf kaum die Hälfte davon. Denn in dieser Zahl sind
auch alle enthalten, die entweder so wenig verdienen (400-Euro-Jobber
etc.) dass sie diese Abgaben gar nicht leisten können und müssen,
als auch die, die wie Selbständige, Hochverdiener und Beamten, die
von einer ganzen Reihe der Abgaben befreit sind und/oder
Steuergestaltungsmöglichkeiten haben, die sie faktisch von vielem
befreien. Die Hauptlast der Staatsquote wird in der Tat vom
Mittelstand der abhängig Beschäftigten, kaum 20 Millionen,
getragen.
Und so geht es weiter:
„Und dazu setzen wir auf gelebte
Sozialpartnerschaft in den Betrieben und zwischen den Tarifpartnern.
Eine Lohnfestsetzung durch die Politik lehnen wir ab....Deshalb
wollen wir für die Bereiche, in denen es keine Tarifverträge gibt,
die Tarifpartner gesetzlich in die Pflicht nehmen. Sie sollen
gemeinsam einen tariflichen Mindestlohn festlegen.“. Da bleibt
einem die Spucke weg. „
Bereiche, in denen es keine Tarifverträge
gibt...in die Pflicht nehmen“. Wie soll das denn funktionieren? Da
wo es keine Tarifverträge gibt sind ja die Bereiche, in denen die
gewerkschaftlichen Vertretungen inzwischen systematisch kaputt
gemacht wurden und es keine gleichberechtigten Machtverhältnisse
mehr gibt. Wenn da einer was festlegt dann sind das die Arbeitgeber
und das wird ein Hungerlohn sein. Augenwischerei also um einen
Mindestlohn, wie selbst in den USA üblich, zu hintergehen. [B1 - -;
B5 - - ]
Noch toller wird es dann auf Seite 26:
„Auf die Schuldenbremse
folgt die Schuldentilgung. Wir werden damit beginnen, die über
Jahrzehnte angehäuften Schulden zurückzuzahlen. Wir dürfen unseren
Kindern und Enkeln keinen immer größer werdenden Schuldenberg
hinterlassen. Zugleich wollen wir die Gesamtverschuldung des Staates
schrittweise auf maximal 60 Prozent der Wirtschaftsleistung senken.“.
Ja, da ist es wieder das Grunddilemma der „EURO-Blockparteien“ von FDP
bis Grün: Volkswirtschaftliche Schulden lassen sich nicht abbauen,
sie lassen sich nur zwischen privat und öffentlich hin- und
herschieben. Um das endlich zu begreifen sind die Köpfe allerdings
viel zu ideologisiert und zu betoniert. Und dann will man auch noch auf inzwischen illusorische 60% runter. [B2 - -; B5 - - ]
Auf Seite 29/30:
„Finanztransaktionssteuer weltweit einführen:
Wir haben zusammen mit zehn anderen EU-Ländern verabredet, möglichst
schnell eine Finanztransaktionssteuer einzuführen. ...Bei der
Umsetzung werden wir darauf achten, dass Wettbewerbsverzerrungen
vermieden und die Interessen des Finanzplatzes Deutschlands gewahrt
bleiben. ...Unser Ziel bleibt es dabei, die Steuer nicht nur in
Europa, sondern langfristig weltweit einzuführen.“. Nun, immer
dieselbe Schindmähre: Europaweit, ja nur Weltweit „macht das
Sinn“, Wettbewerbsverzerrungen vermeiden etc. pp. Mit klaren Worten
gesagt heißt das: Es wird in der Praxis definitiv nie geschehen.
Zumindest nicht effektiv und daher also: Vergesst es! [B4 +]
„Universalbankensystem erhalten –Mittelstandsfinanzierung
sicherstellen. Unsere Bankenstruktur mit Genossenschaftsbanken,
Privatbanken und Sparkassen hat sich insbesondere in der
Finanzmarktkrise als stabil erwiesen. ... Gleichzeitig wollen wir
vermeiden, dass Risiken aus Eigenhandelsgeschäften der Banken
Sparguthaben und Kreditgeschäfte der Anleger gefährden. Deshalb
haben wir dafür gesorgt, dass bestimmte hochspekulative Geschäfte
vom Einlagen- und Kreditgeschäft abgetrennt werden.“. Auweis,
„
Univeralbanken erhalten...“, dann kann man es gleich mit der
Regulierung sein lassen. Da das Eigenhandelsgeschäft in der BRD
inzwischen fast doppelt so groß ist wie das Geschäftsbankenmodell,
reicht es nicht aus ein paar wenige, besonders unsinnige
Risikoprodukte, auszublenden. Zumal hier auch nicht gesagt wird, um
welche es sich dabei handelt. [B3 --]
Kommen wir zur FDP:
Das Wahlprogramm 2013 ist
Hier in Kurz- und Langversion zu
finden. Fast alle Parteien bieten ihre Programme in der Lang- und in zum
Teil mehreren Kurzversionen an. Die Kurzversionen kann man getrost
vergessen, sie sind kaum besser als Slogans auf Wahlplakaten. Die
Kurzversionen werde ich also in der Regel übergehen, sofern ich
nicht was Lustiges darin finde.
Aus der Kurzversion :
Seite 2:
„1,6 Millionen neue Jobs sind in den letzten vier
Jahren entstanden. Durchschnittlich alle 80 Sekunden hat in
Deutschland ein Mensch neue Arbeit gefunden. ...Wir investieren in
die Zukunft und machen nicht Schulden auf Kosten der Zukunft.“.
Keine Schulden auf Kosten der Zukunft? Was für ein Unfug. Schulden
sind immer zukünftig abzufinden. Und davon hat man alleine in der
eigenen Regierungszeit seit 2009 mehr als genug gemacht. [B2 - -; B5
- -]
Seite 4:
„Wachstumskräfte aktivieren, damit der Staat aus
seinen Schulden herauswachsen
kann – er darf nicht schneller wachsen als die Wirtschaft.“.
Auweia. Hier zeigt sich wieder das grundsätzliche Unverständnis
ökonomischer Zusammenhänge: Wachstum ist kein Ausweg aus der
Schuldenfalle!!! Denn Wachstum erhöht immer die Vermögen. Was denn
auch sonst, denn kein Unternehmer will unterm Strich Verluste machen
sondern Gewinne, erst recht wenn er FDP wählt. Eine Erhöhung der
Vermögen hat aber über die Banken Passiva=Aktiva immer eine
gleichermaßen Erhöhung der volkswirtschaftlichen Verschuldung zur
Folge. So ist die gigantische Gesamtverschuldung, privat wie
öffentlich, trotz noch so großem Wachstum in der Vergangenheit
völlig parallel und immer um ein paar Prozentchen mehr als das BIP
gewachsen und nie nennenswert gesunken! Die Staatsverschuldung muss
sogar aus verschiedenen Gründen stärker als die Wirtschaft wachsen.
Zugegeben ist es nicht einfach zu verstehen, aber auch ein Blick
alleine auf die Zahlen der Bundesbank seit 1950 beweist dies schon
eindrücklich (
Link). Man muss nur wirklich hinschauen und seine
festbetonierte Ideologie beiseite lassen. [B2 - -; B5 - -]
Mehr dazu aber
in der Langversion:
Seite 5:
„Wir haben die Menschen in unserem Land um insgesamt 22
Milliarden Euro entlastet.“. Nun, insbesondere die Hoteliers, denen
man im Gegenzug für schlappe 1,1 Millionen Wahlspende am ersten
Regierungstag 2009 gleich eine Steuerbefreiung in der Höhe des
Tausendfachen, nämlich gut 1,1 Milliarden pro(!) Jahr, einschenkte.
Macht in der Summe inklusive Zinseszinz für entgangene Einnahmen
rund 5 Milliarden bis zur Wahl 2013. Eine Summe die vom Kleinbürger
effektiv zu berappen ist, sei es durch Mehreinnahmen bei diesen, oder
durch entgangene Ablösung von Staatsschulden.
„Wir haben den Staatshaushalt in Ordnung gebracht und für 2014
das erste Mal seit über 40 Jahren einen strukturell ausgeglichenen
Bundeshaushalt beschlossen.“. Strukturell bedeutet ohne Anrechnung
der Zins- und Zinseszinsbelastungen der galoppierenden Schulden, die
bislang um keinen Deut gesenkt wurden. Ausgerechnet das wesentlichste
aller Probleme bleibt dabei also ausgeklammert. Bedeutung für den
Bürger daher Null. Aber schönes Blech für den Wahlkampf.
„Wir haben durchgesetzt, dass in allen Euro-Staaten eine
Schuldenbremse eingeführt wird, und die Voraussetzungen geschaffen,
damit aus Europa eine echte Stabilitätsunion wird. Wir verteidigen
die Sicherheit unseres Geldes. Wir haben neue Subventionen verhindert
und Staatshilfen für Großkonzerne unterbunden.“. Da stellen sich
die Nackenhaare auf. Erstens wieder der volkswirtschaftliche Quark
mit der Schuldenbremse. Und das Austeritätspolitik hungernde
Bevölkerungen im Süden schafft, hat mit Stabilität nun wirklich
nichts zu tun. Und „
Wir haben neue Subventionen verhindert...“
ist Angesichts des Mövenpick-Skandals wahrlich eine bodenlose
Selbstvergessenheit und Frechheit. [B2 - -; B5 - -]
Seite 6:
„Dafür wollen wir weiter arbeiten: Für die „Schwarze
Null“ im Bundeshaushalt. Damit wir 2016 endlich erstmalig beginnen, Schulden zurückzuzahlen.“.
Schuldenvernichtung heißt aber immer effektive Vermögensvernichtung. Wenn der
Staat überhaupt jemals Schulden los wird, dann nur indem er diese Schulden Privaten
aufs Auge drückt. Und die werden sich hüten das zu tun, sofern sie
stark genug sind. Die Folge ist zwangsläufig Austeritätspolitik auf
Kosten der Schwachen auch in Deutschland. [B5 - -]
Seite 8:
„Die Grundlage für unseren Wohlstand – stabiles Geld:
Stabiles Geld ist ein Eckpfeiler jeder freien und fairen
Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung.“. Woher habt ihr das denn?
Stabiles Geld ist durchaus schön, ja, aber „
Eckpfeiler jeder
freien und fairen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung“ das ist
eine ziemlich heftige Behauptung ohne Beleg. Waren die Griechen nun
mit Drachme oder Euro freier? Waren sie mit ersterem oder nun mit
Euroschulden, die sich nicht mehr weginflationieren lassen, freier
und „fairer“ dran? „Fairer“ dran sind jetzt bestenfalls die
lieben Investoren, die ihr Zocker-„Risiko“ vom kleinen Griechen
und zukünftig auch vom FDP-Wähler finanziert kriegen.
„Denn Inflation bedeutet die Vernichtung von Ersparnissen und
die Entwertung der eigenen Lebensleistung. Die Soziale
Marktwirtschaft ist ohne eine konsequente Politik der
Geldwertstabilität daher nicht denkbar. Denn Geldwertstabilität
schützt die Einkommen und das Eigentum. Vor allem von Menschen mit
kleinen Ersparnissen, Geringverdienern und Rentnern. Inflation ist
die größte soziale Ungerechtigkeit, die man sich vorstellen kann.“.
Hier werden viele Dinge durcheinander gewirbelt, die so ohne weiteres
nicht zusammen gehören. Ganz richtig, Inflation ruiniert
Ersparnisse. Das ist leider so. Mit sozialer Marktwirtschaft hat das
aber nichts zu tun. Die bedeutet lediglich, dass der Staat dafür
Sorge zu tragen hat, dass sich Gewinne und Verluste aus dem Betrieb
der Marktwirtschaft sozial gerecht auf alle Bürger verteilt. Dem ist
aber seit einiger Zeit nicht mehr so. Die gewaltige Zinsbelastung aus
privaten und öffentlichen Vermögen und Schulden entziehen dem BIP
zugunsten einiger Weniger immer mehr Kaufkraft. Inflation ist zwar
nicht der Königsweg aus der Krise, aber leider der politisch am
ehesten durchsetzbare Weg. Besser wäre natürlich eine
unparitätische Währungsreform. Die kommt aber wie immer in der
Geschichte erst nach einem ordentlichen Krieg.
„Geldwertstabilität ist deutsche Staatsraison. Die
Stabilitätskultur ist unsere Mitgift für Europa.“. In der Tat,
die Betonung liegt allerdings auf Gift.
„Unsere bittere historische
Erfahrung ist: Kommt das Geldwesen in Unordnung, besteht die Gefahr,
dass die ganze Gesellschaft in Unordnung gerät – mit unabsehbaren
politischen Folgen.“. Wo sie recht hat hat sie recht, die FDP. Man
sollte aber die Geschichte auch weiterlesen: Nach der Unordnung kam
immer die Währungsreform, und danach war wieder alles in Ordnung: Ab
1924 die „Goldenen Zwanziger“ (bis zur US-Krise 1929/1930) und
ab 1948 das deutsche „Wirtschaftswunder“. So viel Zeit zum Lesen
sollte sein. Und ein „Wunder“ war es nicht, denn nach 1948 waren
alle Altschulden (und ja, eben dadurch alle gegenüber stehenden
Altvermögen) erledigt und dem Wirtschaften stand nichts mehr im
Wege.
„Neben der amerikanischen Notenbank haben die Europäische
Zentralbank (EZB), die japanische und die britische Zentralbank ihre
Geldmengen extrem ausgeweitet. Eine derart große Menge an Geld
erhöht die Inflationsgefahr.“. Nun, im Gegenteil, zunächst ist es
deflationär. Denn die frischen Geldmengen verlangen. eingespeist ins
Bankensystem, sogleich nach neuen Renditen die aus dem BIP gequetscht
werden müssen. Das senkt aber die Kaufkraft der Bürger und führt
daher erstmal nicht zur Inflation. Die kommt erst dann, wenn es den
Produzenten der Realgüter zu bunt wird, und diese die Herausgabe
ihrer Güter für das lausige Geld zunehmend verweigern. Und deswegen
die Preise kräftig erhöhen. Das führt aber dazu dass dann immer
mehr von dem zu vielen Geld locker gemacht wird um noch schnell
Sachwerte zu günstigen Preisen zu erstehen. Was dann wiederum zu
Preissteigerungen führt, und noch mehr lockeres Geld anzieht usw. Bis zum Kollaps, da der Geldüberhang einfach nicht alle wird. Trotz
des absehbar grausamen Endes ist allerdings diese Gelddruckerei die
bessere von den zwei schlechten Möglichkeiten: Die andere ist
nämlich die Austeritätspolitik, die die Bürger konsequent in Armut
und den Staat in die Pleite treibt.
Seite 9:
„Wir wollen die Geldwertwertstabilität ins Grundgesetz
aufnehmen.“. Noch so eine völlig irrwitzige Schnapsidee wie die
Schuldenbremse um den Staat völlig handlungsunfähig zu machen. Wie verhindert man Mord? Ganz einfach, man verbietet
ihn. Erfolg garantiert. [B2 - -]
Seite 10:
„Mit einer „neuen Nachhaltigkeitsformel“, der
Sparregel, wollen wir den Weg für eine effiziente und dauerhafte
Sanierung der Staatsfinanzen ebnen. Dazu wollen wir sicherstellen,
dass reale Steuermehreinnahmen, die aus Wachstum entstehen,
ausschließlich für Schuldenabbau und Investitionen verwendet
werden.“. Oje, als wenn es nicht schon genug wäre, noch ein paar
neoliberale Schnapsideen, die den Handlungsspielraum des Staates
endgültig auf Null zu reduzieren drohen. Erinnert an die
US-Tea-Party. Zu viel in San Francisco unterwegs gewesen Hr.
Westerwelle? [B2 - -]
„…Unser Ziel ist es, die Staatsquote weiter zu senken. Dazu
dient das Gebot, Projekte auf Möglichkeiten der Privatisierung zu
prüfen.“. Und hier gleich das nächste neoliberale faule Ei. Denn
Privatisierung ist immer Gewinn orientiert und niemals sozial
ausgewogen. Wegen der Volkswirtschaftlichen Identität von Vermögen
des Einen und Schulden des Anderen bedeutet Privatisierung
öffentlicher Einrichtungen daher unterm Strich immer eine
Mehrbelastung des Staates und seiner Steuerbürger, die nämlich die
gegenüberliegenden Schulden stemmen müssen. Zum Beispiel über die
Kosten für entlassene Arbeitnehmer und vieles mehr. Privatisierung
heisst immer Gewinne privat, Lasten dagegen öffentlich zu machen.
Anders findet sich nämlich kein Investor. Die mögen vielleicht
gierig sein, aber ganz bestimmt nicht blöd. Jedenfalls nicht so blöd
wie dieses
perpetuum mobile der FDP. [B2 - -; B5 - -]
Seite 11:
„Unser Ziel bleibt die Entlastung der arbeitenden
Mitte. Eine höhere Steuerbelastung für
Bürger und Unternehmen lehnen wir entschieden ab. Hohe
Steuersätze führen nicht automatisch zu höheren Staatseinnahmen,
sondern verhindern Wachstum, vernichten Arbeitsplätze und gefährden
damit die Existenz zahlloser Arbeitnehmer und ihrer Familien. Die
Einführung von EU-Steuern wird von uns abgelehnt.“. Nun ja, es
muss ja nicht alles falsch sein was die FDP ausbrütet. Hier kann man
ihr gerne zustimmen. Aber es steht halt in einem deutlichen Kontrast
zu den vorherigen Einlassungen für fette Geschenke an die typische
FDP-Privatisierungs-Klientel. Entweder geht das Eine, oder das
Andere. [B4 ++]
Seite 12:
„Ein verschärftes Erbschaftsteuerrecht sowie eine
Vermögensabgabe und eine Vermögensteuer wären ... eine untragbare
Belastung und würden zu einem massiven Abfluss von Kapital und
Vermögen aus Deutschland führen und viele Arbeitsplätze
vernichten. Das lehnen wir ab.“. Höhere Erbschafts- und
Vermögenssteuern wären aber nur vernünftig. Denn die von der EU
bislang aufgewendeten rund 5000 Milliarden Euro an Krediten,
Bürgschaften und Garantien kommen genau dieser Klientel zu Gute,
während die Rechnungen dafür vom kleinen Mann und Frau zukünftig
bezahlt werden sollen. Die Behauptung der untragbaren Belastung
dagegen ist aus den Hut gezaubert, denn für reinvestierte Vermögen
in Betriebskapital gibt es genug Ausnahmeregeln. Und für das private
Vergnügen saftige Freibeträge. [B4 - -]
Das zweite Argument ist allerdings interessanter:
„... würden
zu einem massiven Abfluss von Kapital und Vermögen aus Deutschland
führen und viele Arbeitsplätze vernichten.“. Das ist wieder so
eine Standardbehauptung zum Schutz der Finanzindustrie. Tatsächlich
aber hat das Kapital gar keine nennenswerten Fluchtmöglichkeiten
mehr, da alle frei zugänglichen globalen Kapitalsenken (USA; EUROpa,
Japan; der Rest ist Kleinkram) längst überrandvoll sind. Und die
paar Kröten die tatsächlich auswandern würden, wären für die BRD
im Gegenteil sogar von großem Nutzen bei einem Kapitalkoeffizienten
von ca. 3,3 zur Zeit, der davon zumindest ein wenig
abgesenkt würde. [B2 - -]
Seite 13:
„Wir wollen die Umstellung von der heutigen
Soll-Besteuerung auf die Ist-Besteuerung bei der Mehrwertsteuer, um
die Liquidität mittelständischer Betriebe zu sichern und die
Verfolgung von Umsatzsteuerbetrug erheblich zu erleichtern. Wir
wollen eine grundlegende, aufkommensneutrale Reform der
Mehrwertsteuer mit dem Ziel einer deutlichen Vereinfachung.“. Oh
Mann, die Liberalen machen mich wirklich fertig. Das ist jetzt wieder
ein Widerspruch in sich selbst. Die Soll-Besteuerung ist eine
Vorabsteuer, die seitens des Unternehmens in der Steuererklärung
gegebenenfalls korrigiert werden muss. Verwaltungsaufwand für den
Staat daher gegen Null und ausnahmsweise genau das was die FDP in
vorherigen Einlassungen anregte, nämlich Steuern nicht ständig
hinterherzulaufen. Die Ist-, also Hinterher-Besteuerung, verlegt den
schwarzen Peter dagegen gerade wieder auf die Steuerbehörden, die
mit großem Aufwand der möglichen Hinterziehung dann nachlaufen
muss. Null Vereinfachung also, ganz im Gegenteil, aber weitere
Steuerverkürzungs-Möglichkeiten für die FDP-Klientel. Verlogenheit
pur.
Seite 19:
„Globales Wirtschaften verlangt globale
Finanzmärkte.“. Ne, wieso? Globales Wirtschaften verlangt zwar
nach globalen Geldtausch und Transfermöglichkeiten, dafür braucht
man aber weit weniger als heute in den entfesselten Finanzmärkten
üblich (z.B. Hochfrequenztrading, das lediglich zur Ausbeutung
kleinster Kursdifferenzen ohne jeglichen volkswirtschaftlichen Nutzen
dient). [B2 - -]
„ Um eine effektive staatliche Kontrolle [der Finanzmärkte]
sicherzustellen, bedarf es dazu einerseits international strenger
Regeln und andererseits national und international wettbewerbsfähiger
Institute... Jenseits aller Regeln und Kontrollen ist aber das
Wichtigste, dass Risiko und Haftung wieder zusammengeführt werden.
Privat eingegangene Risiken müssen auch privat getragen werden.“.
Das ist o.k., bis auf die implizit mitschwingende Forderung nach
internationalen Vereinbarungen, die so aber praktisch nicht
durchsetzbar sind. Nein, die BRD als einer der wichtigsten
Finanzplätze weltweit muss hier vorpreschen. Der schnell sichtbare
Nutzeffekt würde alle Anderen über kurz oder lang mitziehen, weil
ihnen dann nämlich gar nichts anderes mehr übrig bleibe um nicht in
unsinnigen Investmentkapital zu ersaufen. [B4 +]
„….Wir brauchen eine kritische Reflektion darüber, warum in
der gesamten Finanzkrise die Bankenaufsicht trotz mehrerer tausend
Mitarbeiter und Millionen von kleinlichen Kontrollen so dramatisch
versagt hat. Keine einzige Bankenschieflage wurde von der Aufsicht
aufgedeckt. Wir brauchen nicht zwingend mehr Aufsicht, sondern in
jedem Fall eine bessere Aufsicht.“. Ja ja, wo sie Recht hat, da hat
sie recht, die FDP.
Seite 20:
„Der Kapitalmarkt ist neben dem Bankensystem ein
wichtiger Bestandteil für die Finanzierung unserer Zukunft und der
Altersvorsorge. Auch hier wollen wir weiter an krisen- und
zukunftsfesten Rahmenbedingungen arbeiten. Dazu gehören auch
Wagniskapital und Private Equity. ...Neue Steuern können die
Aufsichts- und Regelungslücken im Bereich der Finanzmärkte nicht
schließen. Wir sind gegen Steuermodelle, die Bürokratie schaffen,
nicht effektiv erhoben werden können – und am Ende die Falschen
treffen: die Betriebe, die Sparer und die Bürger, die für ihr Alter
vorsorgen.“. Ja, da liegt in der Tat nicht nur in den USA eine
furchtbare Zeitbombe (
Link) verborgen. Auch hierzulande sind viele
Altersrücklagen in völlig ungedeckten Risikoanlagen versenkt. Aber
jetzt ausgerechnet vermehrt auf „
Wagniskapital und Private Equity“
zu setzen ist dann schon grotesker Irrsinn.
„Wir sind gegen
[Finanz-]Steuermodelle, die ..am Ende die Falschen treffen: die
Betriebe, die Sparer und die Bürger, die für ihr Alter vorsorgen.“.
Bezüglich der Altersvorsorgen ist dies in der Tat ein
Riesen-Problem. Natürlich kann und muss man auch hier wieder, mit
großzügigen Freibeträgen und Einlagensicherungen für den
kleineren Anleger, staatlich einspringen. Letztlich läuft es mit der
Altersversorgung nämlich immer effektiv auf ein Umlageverfahen
hinaus. [B4 - -]
Seite 23:
„Beschränkungen des deutschen Exports oder Sanktionen
wegen unserer Außenhandelsüberschüsse lehnen wir ab. Wir werden in
einer globalisierten Welt, im Wettbewerb mit Ländern wie China,
Indien und Brasilien nur dann bestehen können, wenn wir in Europa
gemeinsam stärker werden – und nicht, indem wir uns selber
schwächen.“. Gerade der Exportüberschuss ist das Zentralproblem.
Insbesondere im Euro-Raum. Wer da nicht ran will, der sprengt die EU
unweigerlich auseinander. Im ersten Satz will die FDP keine
Beschränkungen für Deutschland, im zweiten Satz redet man aber
übergangslos vom „
Wir in Europa“ das gemeinsam stärker werden
soll – Widerspruch in sich und Schizophrenie in einem. Was haben
die nur geraucht als sie den Kram zusammen schrieben? [B1 - -]
„Freihandel hilft außerdem beim Kampf gegen Armut weltweit.
….setzen wir uns weiterhin für substantielle Impulse zur weiteren
Liberalisierung des Handels und für die Beseitigung von Hindernissen
ein. Für offene Märkte....Wir wollen Wachstum und Wohlstand
weltweit durch freien Handel. Deshalb setzen wir auf den freien
Verkehr von Waren und Dienstleistungen in der EU und eine weitere
Öffnung der Weltwirtschaft. Dabei legen wir hohe Standards bei
Menschenrechten, Arbeitssicherheit, Verbraucherschutz, Umweltschutz
und Gesundheit an. Wir wollen den Freihandel weltweit vorantreiben
und Handelshemmnisse jeder Art konsequent abbauen. Freier Handel
sichert Fortschritt, Arbeitsplätze und Wachstum, fördert den
Austausch der Kulturen und schafft Frieden.“. Nun, das sind längst
durch viele Studien völlig konterkarrierte Adhoc-Behauptungen. Es
ist nämlich in Wirklichkeit wie im Haifischbecken, der Stärkere
frisst den Schwächeren. Mit Freiheit im allgemeinen hat das nichts
zu tun, nur mit der Freiheit auf das Recht des Stärkeren. Die
weltweit offenen Märkte, insbesondere die für Kapitalprodukte, sind
der Nährboden für all die Kriege und Bürgerkriege die inzwischen
in monatlichem Takt irgendwo in der zweiten und dritten Welt
aufflammen. Ein Mehr davon können wir zur Zeit gerade gut
gebrauchen. Und wo die Durchsetzung der angeführten hohen Standards
sein soll bleibt mehr als rätselhaft. Es ist angesichts der
tatsächlichen Verhältnisse im internationalen Warenverkehr reine
Augenwischerei. Niemand setzt diese Standards effektiv durch. Denn
die Konsequenz wäre schließlich eine deutliche Verteuerung der
Produkte hier und Verminderung der Gewinne dort als auch bei den
Importeuren hier. Und die werden ihrer FDP ggf. den Marsch blasen von
wegen Standards etc. pp. [B1 - -]
„Solange die Verhandlungen [Doha-Runde Welthandelsorganisation ]
nicht vorankommen muss jedoch die Chance ergriffen werden, bilaterale
Freihandelsabkommen mit anderen Wirtschaftsmächten zu
schließen....Wir werden die Verhandlungen für ein
Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA vorantreiben.“. Der
Stärkere frisst den Schwächeren. Vergesst es, die USA wird die
nicht gerade mit Cleverness betuchten EU-Bürokraten dermaßen über
den Tisch ziehen das es ein Vergnügen wird. Allerdings nicht für
uns.
„Gleichzeitig wollen wir die Wirtschaft durch gezielte Programme
weiter bei der Diversifizierung von Rohstoffbezugsquellen,
Explorations- und Bergbaumaßnahmen sowie Konzessionserwerb und
Beteiligungen unterstützen. Dazu zählen auch die Garantien für
ungebundene Finanzkredite und Hermes-Deckungen bei der Erschließung
neuer oder schwieriger Märkte.“. Im Klartext: Umweltschutz ade,
Fracking go your way! Ob Erdbeben oder vergiftetes Grundwasser,
Hauptsache die Profite stimmen und der Bürger zahlt am Ende die
Rechnungen für die vielfältigen Kolateralschäden. Vielen Dank.
Und nun die Nichtregierungsparteien:
SPD
Zu finden
Hier.. Und Hier auch in
„leichter Sprache“ für „Dummies“. Wir schauen natürlich in den
Langtext:
Das erste Zitat hat nichts mit Finanzpolitik direkt zu tun. Es
dient hier lediglich um das aktuelle Akzeptanzproblem der SPD zu
verdeutlichen. Seite 4:
„Wir wissen: Die Frage von sozialer Gerechtigkeit und
gleichen Rechten ist heute und in Zukunft genauso aktuell wie immer wieder in den vergangenen 150
Jahren. Ohne die SPD sähe unser Land anders und ärmer aus, gäbe es
keinen Acht-Stunden-Tag, keine Arbeitnehmerrechte, keine
Arbeitsschutzgesetzgebung und keine Sozialstaatlichkeit in unserer
Verfassung. Der Kampf um soziale Gerechtigkeit bleibt daher eine
Daueraufgabe.“
Im Gegensatz zur Union hat die SPD historisch immer eine „
klare
Kante“ gehabt, nämlich die unbedingte Verteidigung der
Arbeitnehmerrechte gegen das Etablishment. Die CDU dagegen ist nach
Auffassung von Politikwissenschaftler ein „
Kanzlerwahlverein“.
Das heißt, es ist der CDU-Wählerschaft weniger bedeutend welche
Poltitik die Union nun im Detail verfolgt, als einzig die Bedingung
„Den Kanzler(in) stellen wir“. Die Folge war und ist, das ein
politischer Richtungswechsel der Union bei weitem weniger schadet als
der SPD. Das BK Merkel nun bis zum bitteren Schluss in der DDR im
Parteigefüge der SED eingegliedert war und auch nie durch Rebellion
gegen das System auffiel war da irgendwann völlig egal. Egal auch
das die CDU weit nach links rückte, während sie gleichzeitig unter
SPD-Schröder glatt rechts überholt wurde. Für die SPD aber war das
verheerend: Die Wählerschaft hat sich dadurch nicht nur
irritiert gefühlt, sondern ist zu recht ziemlich sauer geworden.
Auch die Flintstone-SPD mit Steinbrück und Steinmeier und
Geröllheimer Gabriel hat sich davon noch nicht erholen können.
Zumal sie bislang ihren noch Getreuen kaum richtig glaubhaft machen
konnte, dass sie sich nun wieder links von der CDU befände. Wenn sie
bei der kommenden Wahl für den „Verrat“ nun eine letzte böse
Quittung bekäme, so wäre das kaum verwunderlich. In ihrem aktuellen
Programm scheint sie aber zumindest das Schlimmste abwenden zu
wollen:
Seite 8:
„In den vergangenen 20 Jahren wurde den „Märkten”
viel Raum gegeben, sie sollten
die Regeln unseres Zusammenlebens prägen. Das Wettbewerbsprinzip
der Wirtschaft wurde genauso auf Staaten und Regionen wie auf das
Verhältnis der Menschen unter einander übertragen. Konkurrenz war
angeblich die einzige Triebkraft gesellschaftlicher
Entwicklung....Demokratisches Engagement, soziale, ökologische und
wirtschaftliche Regeln galten als Hindernis in diesem Wettbewerb,
wurden zu unnützen Kostentreibern erklärt, die es zu minimieren
oder am besten ganz abzuschaffen galt. Die Erfolgsgeschichte der
sozialen Regelsetzung für die Marktwirtschaft wurde zu einem
unzeitgemäßen Hindernis im globalen Wettbewerb erklärt.“. Ja
genau. Nur unvergessen ist, dass dazu insbesondere auch BK Schröder,
und unter Merkel Vizekanzler Steinmeier, erheblich, wenn nicht
federführend, beigetragen haben. Wo man sich also einen Unterschied
zu den aktuellen Regierungsparteien finden und sich empfehlen will,
wird da schon ziemlich kritisch.
Seite 9:
„Heute bemerken wir, dass diese Entwicklung unsere
Gesellschaft gespalten hat. Sozial
und kulturell.“. Aha, Ihr habt es endlich bemerkt.
„Nicht nur
Besitz und Einkommen sind immer ungleicher verteilt, sondern auch
Zugänge zu Bildung, Gesundheit, Mobilität und Kultur. Die Armut
wächst ebenso wie der Reichtum – die Mittelschicht kommt unter
Druck. Das Gleiche erleben wir in Europa.“. Yep, so ist es.
Immerhin hat die SPD schon mal erkannt, dass es hier einen einfachen
Zusammenhang gibt: Je mehr Millionäre, desto mehr Arme. Das ist
überall in der Welt zu beobachten und leicht zu erklären: In einem
(einigermaßen abgeschlossenen) System kann man dem Einen nur geben,
indem man dem Anderen nimmt. Da beißt die Maus keinen Faden ab.
Deswegen stehen die Menge „der da Oben“ und „der da Unten“
immer in einer direkten Abhängigkeit. Es gilt tatsächlich: Jeder
neue Millionäre braucht 1000 neue Arme. Arme die nicht mal arbeiten müssen, in jedem Fall aber nicht soviel dafür bekommen dürfen. [A4 ++]
Seite 12:
„Zwischen 2009 und 2013 haben CDU/CSU und FDP trotz
höchster Steuereinnahmen
und niedrigster Zinsen noch einmal 100 Milliarden Euro neue
Schulden gemacht. Die
Zahlungsverpflichtungen für die Euro-Rettung sind hier noch nicht
einmal eingerechnet. Diese Politik wachsender Neuverschuldung, selbst
in Zeiten wirtschaftlicher Hochkonjunktur, war unverantwortlich und
wird von uns nicht fortgesetzt werden. Wir stehen zur Einhaltung der
Schuldenbremse.“. Und da ist sie wieder, die Schuldenbremse, die
man selbst mit verbrochen hat. So schön die klingt, es ist ein
formidabler Schuss ins eigene Knie. Und durch die Verankerung ins
Grundgesetz ist sie sogar ein gesellschaftlicher Genickschuss. Die
Schuldenbremse schützt am meisten diejenigen, die auch am meisten
unter Inflation verlieren würden: Nämlich die Besitzer der größten
Vermögen. Und den Quatsch ließ man sich vermutlich, gemeinsam mit Merkel, beim
Dinner mit Josef Ackermann einreden. An der wachsenden Neu- und
Altverschuldung kann man damit auch unter SPD-Regierung nichts
ändern, im Gegenteil. Sie fordert grundgesetzlich die
Austeritätspolitik des Staates ein, die automatisch wie in
Griechenland aber zum massive Einbruch des BIP's und damit zur
deutlichen Erhöhung der Staatsschuldenquote beitragen wird. Das hat
die SPD genau so wenig begriffen wie die Union und die FDP. [B2 - -;
B5 -]
Seite 13:
„...Statt nach marktwirtschaftlichem Prinzip Risiko
und Haftung in einer Hand zu lassen, hat der Marktradikalismus
Gewinne privatisiert und Verluste der Allgemeinheit aufgebürdet. ...
Sie bedrohen heute noch immer die Weltwirtschaft und müssen mühsam
und mit schweren Belastungen für viele Menschen abgebaut werden.“.
Wie wahr, wie wahr. Nur auch hier das volkswirtschaftliche
Missverständnis, dass man Schulden „
abbauen“ könnte. Es geht
nicht, denn Schulden sind identisch mit Vermögen Anderer, und
Vermögende reagieren ein wenig empfindlich auf einen echten
Schuldenabbau. Das mit den Aktiva=Passiva hat auch die SPD noch nicht
realisiert. [A4 +; B5 - ]
Seite 14:
„...Wir wollen einen Kurswechsel in der
Wirtschaftspolitik. Das bestehende Stabilitäts- und Wachstumsgesetz
von 1967 muss zu einem modernen Stabilitäts- und Wohlstandsgesetz
2020 weiterentwickelt werden.“. Na, ganz ähnlich der FDP: Was
nicht passt wird durch ein Gesetz einfach passend gemacht: hier
„
Wohlstandsgesetz“. Lustig.
„Staatliche Nachhaltigkeit: Ein
Abbau der öffentlichen Schuldenlast ist unausweichlich. Er darf aber
nicht zu Lasten der öffentlichen Zukunftsaufgaben erfolgen.“ . Und
schon wieder das
perpetuum mobile, das auch von der Konkurrenz der
Union entworfen wurde. [B5 -]
Seite 15:
„Wir wollen die Finanztransaktionssteuer.Um die
Finanzmarktakteure endlich an den
Kosten der Krise und an der Finanzierung des Gemeinwohls zu
beteiligen, werden wir eine europäische Finanztransaktionssteuer
einführen – in einem ersten Schritt im Rahmen der verstärkten
europäischen Zusammenarbeit in der EU.“. Das ist immerhin schon
ein realistischeres Szenario als bei der Regierung, die gleich
„
weltweite“ Regeln, ergo also gar keine, fordern. Aber auch
innerhalb des erleuchteten Kreises der „
verstärkten europäischen
Zusammenarbeit in der EU“ dürfte dass äußerst kritisch werden.
Nein, die BRD sollte einfach vorpreschen, die Welt zieht über kurz
oder lang nach. Ganz sicher. [B4 +]
Seite 16:
„Der Staat darf nicht länger für Spekulationen
haften. Anstatt weiter Verluste zu sozialisieren und Gewinne zu
privatisieren, müssen Risiken und Haftung wieder zusammengeführt
werden. ...Je größer eine Bank ist, desto besser muss ihr
Risikomanagement sein und umso höhere Eigenkapitalvorschriften muss
sie erfüllen“. Nun, das bietet die Konkurrenz als Sprechblase auch
an.
„Wir wollen eine deutliche Einschränkung des Eigenhandels und
eine klare Trennung von Investment- und Geschäftsbanken.“.
Richtig, genauso müsste es sein. Die Achillesferse dieser Forderung
liegt allerdings wieder bei den Altersvorsorgen und
Lebensversicherern: Die sind nämlich im Prinzip auch längst zu
Universalbanken mutiert. Prost, Mahlzeit! [A3 +; B3 ++]
„Rein spekulative Finanzprodukte, die keinen wirtschaftlichen
Nutzen haben, wollen wir
verbieten. ...Notwendig sind Regeln, die es der Aufsicht erlauben,
den Verkauf von bestimmten komplexen und riskanten Finanzprodukten an
private Verbraucherinnen und Verbraucher zu untersagen…Wir wollen
den Hochfrequenzhandel einschränken, um unkontrollierte
Börseneinbrüche künftig zu verhindern.“. Alles vertretbar und
richtig. Ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings für sich
viel zu wenig um die Krise dauerhaft bei zu legen. [B3 + +]
DIE GRÜNEN
Zu finden ist das Wahlprogramm
Hier. Wie
immer wird es bei den Grünen so richtig lustig. Die haben nicht nur
eine Kurzfassung, sondern sogar drei Kurzfassungen und eine
Langfassung:
„9-Punkte Karte“ für „Super-Dummies“;
Leichte Sprache“ für „Dummies“; und das
Kurzwahlprogramm für Vorsichtige. Und natürlich die hier relevante
Langversion für Masochisten: Denn, während sich die bisher aufgeführten Programme so auf 100
+- 30 Seiten beschränkten, bringen es die Grünen auf stramme 327
Seiten! Das ist immerhin weniger als die rund 1200 Seiten langen
Diskussionspapiere vor der letzten Bundestagswahl, aber das ganze
„
Wahlprogramm“ zu taufen ist eigentlich eine Frechheit. Denn es
ist im Grunde ein grün-philosophisches Weltrettungsmanifest,
vollgestopft mit saftigen biologisch dynamischen Luftschlössern. Ausreichend für mindestens die nächsten 200 Jahre, aber kaum
Konkretes für die nächste Legislaturperiode bis 2017, um die es im
Wahlprogramm eigentlich nur gehen dürfte.
Nun gut, also Seite 46:
„Wir brauchen einen Kurswechsel in der
Wirtschaftspolitik. Klima- und Finanzkrise sind auch Ausdruck
eklatanten Marktversagens. Wirtschaftspolitik muss ökologischen,
sozialen und ökonomischen Zielen verpflichtet sein. Wir treten ein
für eine grüne Transformation unserer Wirtschaft.... Wir müssen
unsere Marktwirtschaft sozial und ökologisch neu begründen. Ein
großer Teil der wissenschaftlichen ökonomischen Modelle hat
versagt. Die Grundannahmen der Modelle müssen kritisch überprüft
werden. Wir brauchen wieder pluralistische Ansätze in der
wirtschaftspolitischen Beratung.“. Soweit, so gut. Nur was es
konkret bedeuten soll bleibt noch offen.
Seite 48:
„Die Finanzmärkte in Europa müssen wir endlich an
die Leine nehmen, indem wir die verfehlte Wirtschafts- und
Finanzpolitik korrigieren, die jahrelang Deregulierung und
kurzfristige Profitmaximierung über nachhaltige Entwicklung stellte.
Dabei müssen ökonomische Gesetzmäßigkeiten beachtet werden. Nur
so haben wir eine Chance, dass die Krise nicht zur Dauerkrise wird.“.
Nicht viel gegen zu sagen. Aber bitte etwas konkreter, wenn's geht
bitte.
„Im Gegensatz zur Bundesregierung, die bei Verhandlungen in
Brüssel immer wieder auf die Bremse tritt, wollen wir Europa stärken
und uns mehr für gemeinsame Regelungen einsetzen und diese mit
voranbringen....Wir GRÜNE wollen diesen Konstruktionsfehler beheben:
Die Eurostaaten müssen ihre Wirtschafts- und Fiskalpolitiken stärker
aufeinander abstimmen.“. Nun, das ist der Grüne Tagtraum.
Angeblich soll noch mehr EU-Bürokratie die Krise beheben. Oje, als
wenn dadurch auch nur ein Cent an volkswirtschaftlicher Verschuldung
verschwinden würde. Das ist so wie der Witz vom Bootsrennen „Achter
mit Steuermann“: Da das Boot bei Olympia nichts gewinnen konnte,
feuert der Sportverband einfach vier der Ruderer und ersetzt sie durch zusätzliche
Steuermänner, in der Hoffnung dass es dann endlich klappt mit dem
Sieg.
Seite 49:
„Wir brauchen nicht weniger als eine grüne
industrielle Revolution, die den Menschen, die Umwelt und das Klima
in den Mittelpunkt stellt.“. Ach ja? Sicherlich nicht verkehrt,
aber erstmal haben wir ja einfach ein ganz massives Währungs- und
Finanzproblem, dass zu beheben ist. Grüne Revolutionen müssen bis
dahin noch warten.
Seite 50 :
„...Deshalb führen wir den Top-Runner-Ansatz ein,
damit umweltfreundliche Technologien schnell eingesetzt werden. Das
funktioniert, indem beispielsweise die Waschmaschine mit dem
geringsten Stromverbrauch nach einer bestimmten Frist den Standard
vorgibt, den alle anderen auch erfüllen müssen. Bisher ist für
Unternehmen nur die Berichterstattung über finanzielle Kennzahlen
verpflichtend. Wir wollen, dass für Unternehmen ab einer bestimmten
Größe auch die Berichterstattung über soziale und ökologische
Kennzahlen verpflichtend wird.“. Tolle Idee
„Top-Runner-Ansatz“,
aber wie soll das denn funktionieren? Abgesehen von der zusätzlichen
EU-Bürokratie, wer soll denn die vielen neuen Geräte und mit
welchem frischem Geld kaufen? Man glaubt in diesen Kreisen schlicht
weg, dass man die Bürger einfach zu immer neuen unnötigen bis
unsinnigen Öko-Neu-Einkäufen zwingen müsste, um die Wirtschaft
damit wieder in Fahrt zu bringen. Das Problem ist aber dass die
Volkswirtschaft eine Substitutionswirtschaft ist. Das heißt wenn man
die Bürger zum Kauf etwa neuer Waschmaschinen nötigt, dann wird das
dafür aufgewendete Geld eben an anderem Konsum wieder eingespart.
Für die Gesamtwirtschaft ist es ein Nullsummenspiel. Der
„Top-Runner-Ansatz“ freut daher erst mal nur die grüne
Industrieklientel, die sich davon frisches Geschäft erhofft. Hier
liegt die Grüne Partei nah auf mit ihren Kollegen der FDP was
Klientelbetreuung an geht. [A5 - -]
Seite 54:
„Eine Ursache für die Finanzkrise waren
unverhältnismäßig hohe und nur auf den kurzfristigen Erfolg
ausgerichtete Manager- und Aufsichtsratsvergütungen. Überhöhte
Gehälter, Boni und Phantasieabfindungen wollen wir wirksam
begrenzen.“. Nun ja, die dreiste Selbstbedienung der Aufsichtsräte
und Manager ist zwar auf's schlimmste obszön und moralisch
verwerflich, aber sie ist eben nicht der Auslöser der Finanzkrise!
Makroökonomische Zusammenhänge scheinen den Grünen völlig
abzugehen. Lediglich eine gewisse Verstärkung und Beschleunigung der
Krise lässt sich mutmaßen, aber kaum belegen. Natürlich muss man
diese Selbstbedienungsmentalität bekämpfen, aber eine Ende der
Krise darf man sich davon in keinem Fall erhoffen, nicht mal
ansatzweise. [A1--; A2--; A3--; A4--; A5--]
„...Die Europäische Union steckt in einer fundamentalen Krise.
Kern der Krise ist aber nicht der Euro, sondern ein wirtschaftliches
Entwicklungsmodell, das nicht nachhaltig ist und seine eigene
Wettbewerbsfähigkeit untergräbt.“. Hmm. Wie meinen? Jedenfalls
hat man schon bemerkt, dass die heißgeliebte EU in der Krise ist.
Seite 55:
„...Diese Krise ist eben nicht einfach eine
Staatsschuldenkrise. ...Wir brauchen eine Erneuerung der europäischen
Wirtschaft im Sinne eines europäischen Green New Deal.
Nachhaltigkeit muss zur Basis europäischer Wettbewerbsfähigkeit
werden. Zentral ist die Finanzierung ökologischer
Erneuerungsinvestitionen und europäischer Netze...“. Aha, so
einfach ist das also. Einen
„Green New Deal“, und alles wird dann
wieder in Ordnung kommen. Was das nun volkswirtschaftlich und
insbesondere finanztechnisch bewirken soll ist hier nicht
nachvollziehbar. Was die Schreiber dieses Pamphletes wohl auch kaum
beabsichtigt hatten. [A1--; A2--; A3--; A4--; A5--]
Seite 57:
„Dem Schuldentilgungspakt legen wir eine sichere
Finanzierung zu Grunde. Diese wollen wir durch Vermögensabgaben in
den europäischen Ländern unterstützen und so die
Schuldenproblematik sozial gerecht lösen. Drittens ersetzen wir die
jetzt schon de facto bestehende Haftungsunion durch eine europäische
Solidarunion mit verbindlichen Regeln. Wir wollen den ESM in einen
Europäischen Währungsfonds (EWF) umbauen und so zu einem wirklichen
Krisenreaktionsinstrument machen. ….Unser Ziel bleiben Eurobonds,
auch wenn sie nicht von heute auf morgen realisierbar sind. Mit
Europäischen Anleihen samt strengen Auflagen gelingt es mit einer
gemeinschaftlichen Haftungszusage aller Mitgliedsstaaten (Eurobonds)
am besten, der Vertrauens- und Finanzierungskrise in der Eurozone ein
Ende zu setzen.“. Die alte Leier des volkswirtschaftlichen
Unverständnisses: Demnach sei die Finanzkrise eine Vertrauenskrise
die man eben durch neues Vertrauen lösen könnte. Leider ist das
kompletter Unfug. Die Krise hat nichts mit Vertrauen zu tun sondern
damit, dass die Zinsen und Zinseszinsen für die in den letzten
Jahrzehnten so dramatisch gestiegenen Vermögen vom EU-BIP nicht mehr
aufzubringen sind. Das ist in den USA nicht anders, das Vertrauen der
Investoren besteht dort lediglich darin, dass die FED Dollars bis zum
Erbrechen drucken wird, um die fehlenden Renditen bereit zu stellen.
Dass dabei schlussendlich die Währung über den Jordan gehen wird
ist einkalkuliert:
The Winner takes it all gilt in der
Haifischbranche, oder anders gesagt: Wenn der Laden kollabiert haben
die größten und schlausten Investoren ihre Schäfchen alle längst
in Sicherheit gebracht (durch Ankauf von Sachwerten aller Art),
während über die Bürger die Katastrophe der Arbeitslosigkeit
einhergehend mit dem Verlust der kleinen Vermögen, einschließlich
dem Verlust der Altersversorgungsansprüche, einbricht.
„...Mit dem neu zu schaffenden Amt eines/einer EU-KommissarIn
für Wirtschaft und Währung wollen wir den notwendigen Zuwachs an
Entscheidungskompetenz auf europäischer Ebene auch personell
verankern. Er/Sie soll den Vorsitz der Eurogruppe und des EOFIN
ausüben, aber keine Gesetze ohne Zustimmung des Europäischen
Parlaments erlassen dürfen. Zudem soll er/sie durch das Europäische
Parlament individuell wähl- und abwählbar sein..“. Ei wie fein.
Noch ein neues Amt mit hochdotierten EU-Spitzenbeamten. Der
Kompetenzwirrwarr in Brüssel wird weiter ausgebaut und dass soll
angeblich auch noch die Kuh vom Eis bringen. Bei der Vergabe für die
Goldmedaille der größten Euro-Phantasten sind die Grünen
jedenfalls unschlagbar.
Seite 58:
„Noch schlimmer... wäre es allerdings gewesen, die
Krisenländer unkontrolliert bankrottgehen zu lassen und den
spekulativen Angriffen der Finanzmärkte auf den Euro nichts
entgegenzusetzen. Wir haben deshalb im Bundestag den Rettungsschirmen
und dem Fiskalvertrag zugestimmt. ... Ohne eine Rettung wären die
sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen in den Krisenstaaten noch
viel verheerender...“. Yep, und haben zusammen mit der SPD
Regierungspolitik, statt wirksame Opposition, betrieben. Was nun
wirklich nicht ihre demokratische Aufgabe war. Denn die Opposition
soll und darf ja nicht regieren, sondern sie soll im Gegenteil als
demokratisches Korrektiv die Regierungsparteien kontrollieren und
regelmäßig die Finger in alle offene Wunden legen. Während
allerdings den SPD-Wählern dieses Komplettversagen ihrer Partei in
diesem Punkt übel aufgestoßen ist, fällt das der EU-verträumten
Grünenwählerschaft noch nicht einmal auf.
Seite 63:
„...Gleichzeitig wollen wir uns für mehr
Finanzkompetenz aller einsetzen. Nur wenn wir die Strukturen und
Instrumente der Finanzmärkte verstehen, können wir die Nachfrage
nach nachhaltigen Anlageformen weiter verstärken und die Transparenz
der Märkte erhöhen...“. Und so weiter, volkswirtschaftliche
Kompetenz geht den Grünen scheinbar völlig ab. Wirklich nachhaltige
Anlageformen gibt es wegen des Zinsezinseffektes nämlich überhaupt
nicht, nur weniger oder mehr langlebige eben. Und die langlebigen
effektiven Anlageformen sind mit einer Kreditierung des BIP's weit
über der 100%-Marke längst alle erschöpft. Da geht gar nichts mehr
und das ist ja gerade der Grund, warum die Banken alle so massiv im
hochriskanten Bankeigengeschäft investiert sind. Mit dieser Idee
kann man daher keinen Blumentopf bei der Bekämpfung der Eurokrise
gewinnen.
Seite 73:
„...SteuerzahlerInnen sollen nicht wieder für das
Fehlverhalten der Finanzindustrie zahlen müssen. Dazu brauchen wir
neben einer Europäischen Bankenunion mit schlagkräftiger Aufsicht
und bankenfinanziertem Rettungsfonds vor allem eine verbindliche
Schuldenbremse für Banken. Banken müssen bis 2017 mindestens 3%
Eigenkapital im Verhältnis zu ihrer Bilanzsumme vorhalten. Diese
Schuldenbremse wird die hochspekulativen Geschäfte der Vergangenheit
faktisch unmöglich machen und das Finanzsystem deutlich
stabilisieren...“. Schön wär's. Es war natürlich nicht einfach
die mangelnde Regulierung, sondern der grundsätzliche
Finanzsystemfehler der spätestens alle hundert Jahre wieder
einschlägt. Mit der hier vorgeschlagenen zusätzlichen EU-Bürokratie
ist der auch nicht mehr rückgängig zu machen. Und nebenbei, auch 3%
sind lächerlich wenig (Hebel 1:33), da wird der Steuerzahler weiter
für Bankenpleiten einspringen müssen. Und was für Staatsschulden
gilt, gilt für Bankenschulden genauso: Wenn man sie los werden will,
muss man sie anderen aufs Auge drücken, also am bestem wieder dem
Staat. Oder, man muss sie abschreiben, also definitiv Vermögen
vernichten. So einfach ist das.
Seite 74
„Es gibt viel zu tun. Aber der ökologische Umbau, der
Bildungsaufbruch und der soziale Ausgleich können nur mit einem
handlungsfähigen Staat gelingen. ...Die Schuldenbremsen von Bund und
Ländern sagen nichts anderes, als dass Ausgaben und Einnahmen in
einem stabilen Gleichgewicht stehen müssen...“. Und da ist es auch
wieder, das dicke faule Ei, ohne volkswirtschaftliche Sinn und
Verstand, das man zusammen mit der Regierung gelegt hat. [A1-; A2-;
A3-; A4-; A5-]
„….Die Verschuldung ist jedoch so hoch, dass für die
Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen an Ausgabenkürzungen,
Subventionsabbau und Steuererhöhungen kein Weg vorbeiführt. Wer
etwas anderes versucht, handelt fahrlässig.“. Und natürlich
wieder die naive Aufforderung zur Austeritätspolitik die nichts
bringt, da dann der Staat als wichtigster nationaler Investor in die
Realökonomie ausfällt, ja mittelfristig sogar handlungsunfähig
wird. Auch hier unterscheidet sich die grüne Partei nicht von den
Suggestivannahmen der Regierungshobbyökonomen.
Seite 82/83:
„Eine hohe Vermögenskonzentration ist Sprengstoff
für den sozialen Zusammenhalt und fiskalpolitisch eine Zumutung.
Während der Staat auf atemberaubend hohen Schuldenbergen sitzt,
wächst das private Vermögen scheinbar unaufhaltsam. Es ist gerecht,
wenn sich das Gemeinwesen einen Beitrag bei den sehr hohen Vermögen
holt, um damit den Schuldenberg abzubauen. ...Die einmalige und
zeitlich befristete Vermögensabgabe... soll über mehrere Jahre
insgesamt rund 100 Mrd. Euro einbringen. Geld, das ausschließlich in
den Abbau der Bundesschulden fließt. ...Die Bankenrettung hat nicht
zuletzt das Eigentum der Vermögenden gesichert. Es ist deswegen fair
und gerecht, von ihnen einen Beitrag zu verlangen.“. Dem ist
natürlich zu zu stimmen. Nur das mit dem Schuldenabbau klappt damit
langfristig trotzdem nicht. Denn das ist das tückische am Fiat-Geld:
Werden die eingetriebenen Steuern nämlich für was auch immer wieder
ausgegeben, so bleiben sie dem Bankensystem erhalten. Und da
Schulden- und Vermögen in der Summe völlig identisch sind , ändert
sich am volkswirtschaftlichen Schuldenstand damit auch gar nichts.
Lediglich würden ausnahmsweise öffentliche Schulden zu privaten
gemacht. Da die aber ebenfalls, und zwar noch schlimmer als der Staat
verschuldet sind, können die das gar nicht schultern. Die
(Universal-)Banken müssen dann wieder vom Steuerzahler in gleicher
Höhe „gerettet“ werden. Ein Nullsummenspiel. [A4 ++]
Um die volkswirtschaftlichen Schulden zu senken, müsste der Staat
etwas scheinbar völlig Verrücktes tun: Er müsste die von den
Vermögenden eingetriebenen Steuern schlichtweg vernichten.
Vermutlich meinen Sie aber, dass der Staat die frischen Einnahmen
einfach gegen alte Staatsschulden tauscht, diese also zurück zahlen.
Yep, damit ist aber gar nichts gewonnen, denn das Geld ist dann
gleich wieder da, wo es her gekommen war: nämlich bei den Banken
eben. Zwar in anderen Händen jeweils, aber leider
volkswirtschaftlich nicht weg.
Seite 283:
„Wir GRÜNE werben stattdessen für ein europäisches
Deutschland innerhalb einer Wirtschafts- und Solidarunion. ...Darüber
hinaus braucht die EU einen gestärkten Haushalt, der den wachsenden
Aufgaben der Union Rechnung trägt. Wir brauchen eine klare
Prioritätensetzung, die die Ausgaben in den Bereichen mit
europäischem Mehrwert stärkt.“. Der EU-Haushalt lässt grüßen.
Der soll also mit samt der Bürokratie noch mal kräftig aufgestockt
werden. Herrlich. Zumindest für Grüne mit der Absicht zu
EU-Bürokarrieren.
Seite 284/285:
„Entgegen der Position anderer Parteien ist für
uns GRÜNE die Erweiterung der Europäischen Union nicht
abgeschlossen. Wir stehen zu der Erweiterungsagenda von Thessaloniki
und wollen alle Staaten des westlichen Balkans ohne Änderung ihrer
Grenzen in die EU integrieren....Die Europäische Union
muss...endlich für neuen Schwung in den Beitrittsverhandlungen mit
der Türkei sorgen. ...deswegen setzen wir uns ... ein und wollen,
dass Deutschland sich im Rahmen der EU für die generelle Überprüfung
der Visumspflicht der einzelnen Staaten starkmacht und insbesondere
darauf hinwirkt, dass die Visumspflicht für Menschen aus den Ländern
der Östlichen Partnerschaft, Russland, Kosovo und der Türkei zügig
aufgehoben wird.“. Sonst noch irgendwelche Wünsche? Vielleicht
doch gleich den ganzen eurasischen Kontinent bis nach Shanghai
eingliedern? Mein lieber Gott, lass bitte Hirn und grünen Tee
regnen...von welch einer utopischen Welt träumen diese
Ex-Latzhosenträger eigentlich? Wie groß und tolerant soll
Deutschland sein und wieviel Geld drucken um das alles zu stemmen?
Von den gewaltigen sozialen Verwerfungen mal ganz abgesehen. Nicht
jeder Deutsche ist schließlich Grünenwähler.
DIE LINKE
Das Wahlprogramm ist
Hier als html-Seite zu finden.
Reiter : Mit Steuern umsteuern
Immerhin, als einzige Partei benennt die Linke das
volkswirtschaftliche Kernproblem korrekt:
„...Während in der Krise
die Reichsten der Gesellschaft ihr Vermögen deutlich vermehren
konnten, trägt der Großteil der Bevölkerung die Lasten der Krise.
Die Ursachen der Krise werden nicht beseitigt, sie werden nicht
einmal benannt: Es gibt viel zu viel privates Kapital, für das
Investmentbanker händeringend profitträchtige Anlagen suchen - auf
den Finanzmärkten und in der Spekulation.“ Genau das alte Problem
das vom deutschen Sparkassenverband (
Link [
„...Die Ursache für das Sinken des Zinsfußes wird vorzüglich darin gefunden, daß die besonders rentablen Kapitalanlagen großen Maßstabes heute erschöpft sind und nur Unternehmungen von geringer Ergiebigkeit übrig bleiben. …Nur ein allgemeiner europäischer Krieg könnte dieser Entwicklung Halt gebieten durch die ungeheure Kapitalzerstörung, welche er bedeutet.” (Zitat: Zeitschrift des Sparkassenverbandes, 1891)]) schon Ende des 19.
Jhd als Ursache der finanziellen Verwerfungen und des kommenden
Weltkrieges benannt wurde: „
zu viel privates Kapital, für das
Investmentbanker händeringend profitträchtige Anlagen suchen“ [A2
++]
Und so folgert die Linke:
„Um das [demokratische] Gleichgewicht
wiederherzustellen, brauchen wir ein neues Modell: Die Wohlhabenden
und die Unternehmen müssen ihren Anteil zur Finanzierung des
Gemeinwesens, der öffentlichen Daseinsvorsorge und der sozialen
Dienste leisten....Hohe Vermögen, Spitzeneinkommen, Kapitalgewinne,
Finanztransaktionen und große Erbschaften müssen stärker
beziehungsweise überhaupt besteuert werden...“. Da ist wenig gegen
einzuwenden. Lediglich die „
Spitzeneinkommen“ würde ich da nicht
in die Reihe stellen wollen. Denn auch wenn Spitzenverdiener mehr
Steuern schultern können, so sind es (zumindest in der Regel)
Einkommen aus Arbeit und nicht aus Kapital, wie die anderen
angeführten Beispiele. Das massive Ungleichgewicht in unserer
Gesellschaft, wo tatsächlich 98,5% der Staatsquote aus Abgaben aus
dem BIP gestemmt werden, ist mit Erhöhung der Besteuerung von
Spitzenverdienern nämlich nicht zu beheben sondern eher nur noch zu
verstärken. Tatsächlich muss man von der BIP-Besteuerung zunehmend
zur Kapitalbesteuerung wechseln sobald der Kapitalkoeffizient den
Wert von 100% deutlich überstiegen hat. [B4++; B1-]
„...Die Unternehmenssteuern wurden in den letzten Jahren massiv
gesenkt. Die Körperschaftsteuer muss wieder auf 25 Prozent erhöht
werden. ...Die von der CDU/CSU und FDP durchgesetzte
"Mövenpicksteuer" muss zurückgenommen werden. Jährliche
Mehreinnahmen:1 Milliarde Euro. ...Unberechtigte Ausnahme- und
Befreiungsregelungen für die Industrie bei Ökosteuer und
Energieabgaben müssen abgeschafft werden.“. Ja und Nein. Die hier
angeführten Steuern sind natürlich alle Steuern auf BIP. Das
wesentliche Problem sind hier nicht ein zu viel oder zu wenig hier
und dort, sondern die extreme, ja meist willkürliche Verteilung der
Steuersätze. Eklatant etwa bei der Mehrwertssteuer, wo Windeln mit
19% und noble Hotelsuiten nur mit 7% besteuert werden. Eine
Vereinfachung und Gleichbehandlung aller Steuerpflichtigen wäre
sinnvoll und ist von sämtlichen Parteien schon einmal als Idee
vorgetragen worden. Warum daraus nie etwas wurde und auch nie etwas
werden wird ist dem Umstand zu verdanken, dass im völlig wirren
Steuersystem der BRD sämtliche Klientelvorteile und Kuhhändel aller Parteien der letzten 65 Jahre seit 1948 implementiert und
verewigt sind. Und sogar noch länger, so etwa die erheblichen
finanziellen Vorteile der Kirche, die tatsächlich noch auf die Zeit der Napoleon-Kriege zurück gehen. Das Knäuel kriegt keiner
mehr entwirrt ohne sich mit seiner ganzen Klientel über Kreuz zu
werfen. [B1-]
„….Mit einer Finanztransaktionsteuer wollen wir die
Spekulationen auf den Finanzmärkten eindämmen und die Verursacher
der Krise an deren Kosten beteiligen....“. Yep, diese Steuer haben
inzwischen praktisch alle auf dem Radar. Wenigstens ist hier aber
nicht von europäischer oder gar weltweiter Ebene die Rede. Demnach
könnte die BRD also alleine handeln. [B4 ++]
„...Nicht nur die Vermögen und der private Reichtum haben sich
ungleich entwickelt, auch die Schere der Einkommen hat sich weiter
geöffnet. DIE LINKE will eine Reform der Einkommensteuer, die sich
von folgendem Grundsatz leiten lässt: Wer weniger als 6.000 Euro im
Monat Einkommen hat, muss weniger Steuern bezahlen, wer über ein
höheres Einkommen verfügt, wird belastet....“. Nun weitere
Belastungen des BIP's sollte man tunlichst unterlassen, das ist gar
nicht Zweck dienlich, da es die allgemeine Kaufkraft senkt. [A4+;
B1--]
„DIE LINKE will die Abgeltungsteuer abschaffen und Einkünfte
aus Kapitalvermögen wieder gemäß dem individuellen
Einkommensteuersatz besteuern.“. Genau, da läuft nämlich der
Hase. Dass man für Einkommen aus arbeitsfreien Renditen weniger
Steuern zahlen muss als aus sauer erarbeiteten Lohn, dass ist ein
absolutes volkswirtschaftliches Absurdum. [B4 ++]
Reiter: Das Öffentliche stärken...
„ ….Wo Daseinsvorsorge in privater Hand betrieben wird, steht
nicht mehr die Leistung für die Menschen im Vordergrund, sondern
Gewinnerzielung und Marktinteressen.....Wir stehen für ein neues
Modell einer leistungsfähigen, demokratischen, öffentlichen
Daseinsvorsorge und Infrastruktur. ...Daher: Weg mit der
"Schuldenbremse"! Das einzige, was diese bremst und
zerstört ist die soziale, kulturelle und demokratische Entwicklung
der Gesellschaft. Wir setzen uns ein für ihre Streichung aus dem
Grundgesetz und aus allen Landesverfassungen....DIE LINKE setzt auf
Privatisierungsbremse statt Schuldenbremse.“. Absolut richtig. Da
sich die „Euro-Blockparteien“ allerdings so gründlich selbst
über den Tisch gezogen haben, bräuchte man eine 2/3-Mehrheit im
Bundestag dafür. Da werden sich die „Ackermänner“ aber quer
stellen. [A5++; B5++]
„Wir werden uns an keiner Regierung beteiligen oder sie
tolerieren, die öffentliche Daseinsvorsorge privatisiert. Wir
wollen, dass die Privatisierung von öffentlichen Dienstleistungen
ebenso gestoppt wird wie Public-Private-Partnership-Projekte.....Wir
wollen, dass Wasser und andere Güter der Daseinsvorsorge
unverkäuflich sind....Privatisierte Bereiche der Daseinsvorsorge
wollen wir rekommunalisieren....Auch die auf Bundesebene
vorgenommenen Privatisierungen von Post, Postbank und Telekom wollen
wir im Interesse der Gesellschaft, der Nutzerinnen und Nutzer und
betroffenen Beschäftigten wieder rückgängig machen.
...Privatisierte Krankenhäuser, Jugendhilfe- und Pflegeeinrichtungen
wollen wir in nichtkommerzielle Trägerschaften überführen.“. Gut
gebrüllt Löwe. Der Zug dürfte aber sicherlich weitgehend
abgefahren sein. Einer weiteren Privatisierung sollte man aber
unbedingt entgegen wirken. [B1 ++]
„...Eine Demokratie funktioniert nur, wenn sie die Ziele
demokratischer Mehrheiten auch gegenüber wirtschaftlicher Macht
durchsetzen kann....Der Finanzsektor muss demokratisch kontrolliert
werden. ...Deshalb ist es geboten, die privaten Großbanken zu
vergesellschaften. Denn gerade sie sind es, die mit ihrer Macht
Staaten erpressen und gegeneinander ausspielen...“. Yep, so ist es.
Aber diese Revolution wird frühestens nach dem nächsten Weltkrieg
stattfinden. [B4+]
Reiter: Die Krise überwinden...
„...Maßgebliche Ursache dieser Krise sind Ungleichgewichte in
der Außenwirtschaft in Europa. Die übermäßigen Exportüberschüsse
der einen führen zur Verschuldung der anderen, die zu viel
importieren müssen. Am Anfang jeder Krisenlösung steht: Abbau der
Ungleichgewichte, steigende Löhne und sozial-ökologische
Investitionsprogramme, die Nachfrage steigern, Finanzmärkte
regulieren und Vermögende besteuern...Dafür ist es notwendig, die
Talfahrt der Löhne, die durch den Niedriglohnbereich in Deutschland
angefeuert wird, zu beenden und die Finanzierung der EU und ihrer
Mitgliedsstaaten durch europaweite Besteuerung von Reichtum zu
verbessern. ..“. Im wesentlichen korrekt erkannt. [A1++, B1++]
„Eine Umverteilung von oben nach unten würde ausreichend Mittel
für einen Politikwechsel für mehr soziale Gerechtigkeit
bereitstellen....Sehr hohe Einkommen sollen mit einer Reichensteuer
von 75 Prozent auf jeden Euro Einkommen von über einer Million Euro
im Jahr besteuert werden (nach Abzug der
Sozialversicherungsbeiträge). ...Wir setzen uns für die Einführung
einer Finanztransaktionsteuer von 0,1 Prozent ein.“. Ersteres
(deutliche Erhöhung der Besteuerung von hohen Einkommen aus BIP ist
kontraproduktiv; aus Kapital dagegen o.k.) ist volkswirtschaftlich
nicht besonders sinnvoll. Die zweite Forderung dagegen ist genau in
die richtige Richtung. Die Quote von 0,1% ist auch vernünftig. Was
nämlich die Euro-Blockparteien wollen, wird im Endeffekt kaum mehr
als lächerliche 0,01% bedeuten, was wenig bis nichts bringen würde.
[A4++; B4+; B1-]
Reiter: für einen gerechten Weg...
„.... Bankenrettungen sind nicht mit Steuergeldern, sondern
durch die Eigentümer und Gläubiger zu finanzieren. Die Einlagen der
Kleinsparer sind dabei öffentlich abzusichern. ...befürworten wir
die Einführung einer Bankenabgabe. Gleichzeitig muss der Kampf gegen
Steuerflucht verschärft werden... Es ist nicht einzusehen, dass sich
Banken billig bei der Europäischen Zentralbank (EZB) Geld leihen
können, um es anschließend teuer an die Staaten weiter zu
verleihen.“. Ganz richtig erkannt: Es ist ein
perpetuum mobile der
Finanzindustrie - Geld bei der EZB für schlappe (Null bis 1%) 0,5% leihen,
Anleihen der EURO-Krisenländer mit 5%-Rendite dafür kaufen, diese
wieder der EZB als Sicherheit andienen, um wieder frisches Geld zu
0,5% dafür zu kriegen, damit wieder...na, Sie ahnen es sicher schon.
Die Rechnung für diese Kartenhaus wird sozialisiert, die fetten
Gewinne natürlich privatisiert. So wie sich das gehört in einem
anständigen Staatswesen. Volkswirtschaftlich müssten die Zinsen der
Zentralbank nämlich wenigstens so hoch sein wie die Zinsen für die
Staatspapiere, andernfalls sprengt man mittelfristig die Bilanzen.
Und genau das tun die Zentralbanken in USA, Japan und Europa ja nun.
[A2+]
„Die Europäische Zentralbank soll die Staaten in der Eurozone
in einem festgelegten Rahmen direkt finanzieren. Als ersten Schritt
fordert DIE LINKE die Gründung einer europäischen Bank für
öffentliche Anleihen, die zu ihrer Refinanzierung Zentralbankkredite
aufnehmen kann.“. Nun das ist offensichtlich dasselbe wie die
Eurobonds, das fordert ja nicht nur die Linke. Faktisch haben wir
diese auch längst schon über den ESM und EZB mit Draghis
„no-limit“-Zusage erhalten. Kann man sich also schenken, weil's
die Regierung schon hat.
„...Um das Bankensystem wieder funktionsfähig zu machen, müssen
zunächst alle Verlustrisiken, die noch in den Bankbilanzen stecken,
offengelegt werden. Dazu müssen die gefährdeten Vermögenswerte der
einzelnen Banken zu Marktpreisen in separate Einheiten ausgelagert
werden. Wo derzeit keine Marktpreise zu ermitteln sind, müssen die
"Schrottpapiere" zum Preis von Null bewertet werden....
Einlagen von privaten Sparerinnen und Sparern sind bis 100.000 Euro
zu sichern, wie gesetzlich vorgesehen.... Wenn weiteres Eigenkapital
vonseiten des Bundes zur Verfügung gestellt wird, wird er damit
Eigentümer der Bank und nutzt dies zum direkten Einfluss auf die
Geschäftspolitik.“. Auch o.k., und faktisch vergleichbar dem
Zypern-Modell von Finanzminister Wolfgang Schäuble.
„...Die Banken müssen stärker reguliert werden... Das
Investmentbanking ... ist als Geschäftsfeld abzuwickeln. Das
Finanzsystem braucht keine Spielbanken. Modell des neuen Finanzwesens
sind Sparkassen und Genossenschaftsbanken; die so zu schaffenden
Banken werden wie die Sparkassen aufs Gemeinwohl verpflichtet.“,
Nicht verkehrt, wenn da nicht noch das Problem mit den
Lebensversicherern und Altersversorgern wäre. Leider löst diese
Idee, die ja auch nicht alleine bei den Linken vorkommt, eine
Kettenreaktion aus. Aber, in der Tat ist die irgendwann sowieso
fällig.
„...Schattenbanken wie außerbilanzielle Zweckgesellschaften,
Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften müssen aufgelöst
werden....Private Großbanken wollen wir in öffentliches Eigentum
unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung überführen,
Landesbanken wollen wir verkleinern und ebenfalls demokratisch
kontrollieren und verwalten. Dispo-Zinsen sind auf höchstens fünf
Prozent oberhalb des Zentralbankzinssatzes zu begrenzen.“. Ein
hübscher Blumenstrauß. Nun die
„privaten Großbanken in
öffentliches Eigentum und Verwaltung“ zu überführen widerspricht
sich aber mit der Forderung nach
„Landesbanken verkleinern“. Und
die in der jüngsten Vergangenheit gemachte Erfahrung, dass gerade
diese öffentlichen Institute allesamt, von Schleswig Holstein bis
Bayern, die öffentlichen Milliarden nur so reihenweise versenkt haben, machen
diesen Vorschlag nun nicht wirklich prickelnd. [A3+]
Reiter: Neustart...
„...Auch wenn die Europäische Währungsunion große
Konstruktionsfehler enthält, tritt DIE LINKE nicht für ein Ende des
Euro ein. Voraussetzung für dessen Fortbestand ist, dass der Kurs
der Austerität, der Kürzungspolitik, beendet wird. ... Die
Währungsunion muss vom Kopf auf die Füße gestellt und neu
ausgerichtet werden, damit sie nicht die Spaltungen vertieft, sondern
die Ungleichheiten überbrücken hilft und eine friedliche und
fruchtbare Zusammenarbeit in Europa befördert.“. Am Euro will also
auch die Linke festhalten. Nur die nachvollziehbare Erklärung wie
man den nun retten soll, bleibt sie wie die anderen Parteien auch
schuldig. Man möchte also auch das tote Pferd bis zum Ende reiten. Vom Kopf auf die Füße stellen ist da etwas wenig.
„...Von der neuerdings vielfach geforderten Freihandelszone
zwischen der EU und den USA erwarten wir keine positive Entwicklung.
Besonders im Bereich der Landwirtschaft ließe die unbeschränkte
Einfuhr gentechnisch behandelter Produkte unüberschaubare
Konsequenzen befürchten. Auch erwarten wir eine verschärfte
Konkurrenz zwischen den jeweiligen Großunternehmen in den USA und
Deutschland zu Lasten einer notwendigen aufholenden Entwicklung der
EU-Mitgliedstaaten mit aktuellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
Besonders im Bereich der Finanzdienstleistungen ist zudem eine
völkerrechtliche Zementierung von Niedrigstandards - wie etwa im
US-Staat Delaware - zu befürchten. Auf keinen Fall kann akzeptiert
werden, dass die Daseinsvorsorge uneingeschränkt Gegenstand
ungeregelter Weltmarktkonkurrenz wird.“. Yep, genau so ist es. Das
als Eierlegende-Wollmilchsau und Retter in letzter Not hochgespielte
EU-USA-Freihandelsabkommen würde nicht nur unseren Volkswirtschaften
nicht gut bekommen, sondern auch der vielfältigen europäisch
demokratischen Kultur das Genick brechen. Aber in Hochkrisenzeiten
wie zur Zeit schnappen die Parlamentarier nach jedem noch so dünnen
Strohhalm.
Die AFD
Das Wahlprogramm der Alternative für Deutschland findet man
Hier oder auch als
Pdf hier. Oder besser gesagt, man findet es eigentlich nicht wirklich: Denn
während das Programm der Grünen dem Fass den Deckel wegsprengt, so
haut das Programm der AfD dem Fass den Boden raus: Es ist nämlich
nur ganze 4 Seiten kurz.
Reiter Währungspolitik:
„Wir fordern eine geordnete Auflösung des
Euro-Währungsgebietes. Deutschland braucht den Euro nicht. Anderen
Ländern schadet der Euro. Wir fordern die Wiedereinführung
nationaler Währungen oder die Schaffung kleinerer und stabilerer
Währungsverbünde. Die Wiedereinführung der DM darf kein Tabu
sein.“. [C1++]
Als bis hierhin erste Partei fordert die AfD die komplette
Rückabwicklung des aktuellen Euros. Das setzt natürlich völlig
andere Maßstäbe, es wird der Kürze des Programms angemessen also
„kurzer Prozess“ mit dem Euro gemacht. Denn damit fallen
praktisch sämtliche „Eurorettungs“-Probleme vom Tisch. Schlägt
man der kranken goldenen Gans, die seit langem nur noch rostige Eier
legt, kurzer Hand den Hals ab, dann braucht man sich um ihre
Gesundheit auch nicht mehr zu kümmern. Dafür bekommt man dann
allerdings auch ganz andere Probleme auf den besagten Tisch. Welche
konkret, dass ist allerdings eine wirklich spannende Frage, und hängt
sehr speziell an den Einzelheiten und Randbedingungen unter denen man
eine solche Rückabwicklung durchführen würde.
Tatsächlich ist es aber das einzig Richtige, ja sogar das einzig
Mögliche, dass nach gegebener Zeit sowieso ansteht.
Sie können es mit dem Fall vergleichen, dass sie etwa ihr altes
Vaterhaus geerbt haben. Natürlich, Sie und alle anderen
Familienmitglieder haben in den vergangenen Jahrzehnten viel Arbeit
und Geld, ja auch Liebe darin investiert, und sie möchten das gute
Stück daher natürlich auch gerne behalten. Allerdings stellen Sie
fest, dass es ziemlich sanierungsbedürftig ist. Nach dem Sie ein paar
Bauexperten herangezogen haben und alles durch gerechnet wurde,
stellen Sie fest, dass die Sanierungskosten den Abriss und modernen
Neubau an gleicher Stelle um ein vielfaches überstiegen würden.
Zudem könnte Ihnen keiner der Experten dabei auch nur versprechen,
dass das sanierte Haus nach dem ganzen Aufwand noch lange halten
würde. Wenn Sie noch halbwegs bei Verstand sind, dann werden Sie
sich natürlich für den Neubau entscheiden. Und vielleicht aus alter
Liebe dabei ein Stück der Fassade noch stehen lassen.
Genau so ist das auch mit dem Euro. Man kann jetzt soviel daran
sanieren wie man will, wirklich besser wird es damit nicht. Und
schlimmer noch, man hätte es auch schon längst wissen können, ja
wissen müssen. Denn was Vielen, auch mir, entgangen ist, ist dass es
dieses Euro-Experiment schon einmal gab und es aus absolut
vergleichbaren Gründen gescheitert ist. Und das ist gar nicht lange
her und müsste im politischen Berlin (bzw. Bonn) auch bei der
Gründung des Euros unübersehbar auf der Hand gelegen haben:
Wie der Focus-Online vor wenigen Tagen noch einmal erinnerte: „Dieses Jahr erwartet uns ein bitteres Jubiläum: Am 1. November
1993 trat der Vertrag von Maastricht in Kraft. Das angebliche
Bollwerk gegen Schulden-Sünder und Haushalts-Trickser. Der uns allen
versprochene Garant eines stabilen Euros. Heute wissen wir, dass der
Maastricht-Vetrag nichts taugt. Ja, niemals etwas getaugt hat. Das
hätte allen aber auch schon damals klar sein müssen. Denn nur
wenige Monate zuvor war schon der erste Versuch einer gemeinsamen
europäischen Währung an der Realität gescheitert: Im August 1993 –
vor fast genau 20 Jahren – flog der Europäische
Währungsmechanismus auseinander. Und zwar aus genau demselben Grund,
der auch heute den Euro zu zertrümmern droht: Die gewaltigen
wirtschaftlichen Unterschiede zwischen starken und schwachen Ländern
machen eine gemeinsame Währung unmöglich. ...Damals gehörten elf
Staaten zum Europäischen Währungssystem: Darunter wirtschaftlich
starke Länder wie Deutschland und die Niederlande – aber eben auch
Wackelkandidaten wie Spanien, Portugal, Italien sowie Großbritannien.
All diese Währungen durften um bis zu 2,25 Prozent nach oben oder
unten schwanken. Erst ab dieser Grenze mussten die Zentralbanken
eingreifen und die schwächelnden Peseta, Escudo, Lira oder Pfund
stützen. … Die beiden schlimmsten Weichwährungen – damals die
italienische Lira und das britische Pfund – verloren wochenlang so
stark an Wert, dass es sich die Zentralbanken die immer neuen
Stützungs-Milliarden nicht mehr leisten konnten. Lira und Pfund
mussten im September 1992 den gemeinsamen Währungsverbund verlassen.
Als dann auch noch der französische Franc drastisch gegenüber der
Deutschen Mark einbrach, entschlossen sich die Regierungschefs zu
einer Verzweiflungstat: Ab dem 2. August 1993 durften die restlichen
Währungen um 15 Prozent nach oben oder unten schwanken – statt wie
bisher um 2,25 Prozent. Das war das faktische Ende des ersten
europäischen Währungsverbundes....Denn wirtschaftlich gesunde
Staaten hätten es sich leisten können, ihre Zinsen gemeinsam mit
Deutschland zu erhöhen, um so ihre Währungen zu schützen. Doch
damals steckte halb Europa in einer Wirtschaftskrise – vor allem
Italien, Großbritannien und Frankreich. Das nutzten Spekulanten wie
George Sorosaus und wetteten gefahrlos gegen deren Währungen. ...Die
Finanzmärkte (vulgo: „Spekulanten“) verschuldeten die Krise
nicht, deckten sie aber schonungslos auf. ...Europa musste wegen
seiner wirtschaftlichen Schwäche die Einführung des Euro
verschieben: Er sollte schon 1997 starten, kam nun aber erst 1999 –
als Bargeld 2002. Alle hätten diesen letzten Warnschuss hören
können. Hätten. Doch kein Politiker wollte ihn hören.“ (Aus:
Dönsch's Finanzen, 20 Jahre Maastricht: Die Mutter aller Euro-Lügen,
Focus-Money, 13.08.2013 )
Was schon kurz vor dem Euro allein aus Gründen der Ungleichgewichte
nicht klappte, kann heute erst recht nicht funktionieren: Denn hinzu
kommt was damals viel weniger der Fall war, nämlich der viel zu hohe
Kapitalkoeffizient und die Staatsverschuldung. Der Euro ist deswegen
definitiv zum Scheitern verurteilt und die völlig verblendete
Aufschieberitis der aktuellen Politik macht alles nur noch viel
schlimmer und teurer. Ja sogar richtig verheerend, und zwar im
unmittelbaren Sinne des Wortes, wenn man noch lange so weiter macht.
Die anstehende Rückabwicklung (vulgo: „Währungsreform“) ist
natürlich nicht ganz simpel. Denn es reicht nicht aus, wie bei der
Euroeinführung einfach alle Preise und Vermögen in einem
festgelegten gleichen Verhältnis ins neue Geld um zu tauschen. Das
war keine Währungsreform, sondern eine einfache Ummünzung. Vielmehr
muss natürlich
unparitätisch umgetauscht werden, sowie etwa 1948
beim Ende der Reichsmark und der Einführung der D-Mark. Andernfalls
würde man nichts gewinnen. Im Gegenteil, würde man die vielen
Risikoübernahmen, Kredite und gemachten Garantien in die neue D-Mark
einfach Ummünzen, man wäre am nächsten Tag schon wieder Pleite. An
einer scharfen Unparität des Umtausches, vulgo: Schulden- und
Vermögensreform, geht kein Weg vorbei. Das macht die ganze Sache so
heikel, weil sich die jetzigen Profiteure des Debakels mit aller
Finanz- und Medienmacht dagegen auflehnen werden.
Aber schauen wir weiter, ob die AfD da etwas anzubieten hat.
„Wir fordern eine Änderung der Europäischen Verträge, um
jedem Staat ein Ausscheiden aus dem Euro zu ermöglichen. Jedes Volk
muss demokratisch über seine Währung entscheiden dürfen. Wir
fordern, dass Deutschland dieses Austrittsrecht aus dem Euro
erzwingt, indem es weitere Hilfskredite des ESM mit seinem Veto
blockiert.“. Nun, das ist erstmal eine Vertrags-Formalie und im
letzten Satz natürlich dann die (deutsche) Pistole auf der
(europäischen) Brust. Auch wenn es richtig wäre, das kommt bei den sonstigen Europäern gar
nicht so gut an. [C1++]
„Wir fordern, dass die Kosten der sogenannten Rettungspolitik
nicht vom Steuerzahler getragen werden. Banken, Hedge-Fonds und
private Großanleger sind die Nutznießer dieser Politik. Sie müssen
zuerst dafür geradestehen.“. Hier die Forderung, die praktisch
alle Parteien aussprechen, wenn gleich auch nicht immer so meinen.
[B4+]
„Wir fordern, dass hoffnungslos überschuldete Staaten wie
Griechenland durch einen Schuldenschnitt entschuldet werden.“. Ganz
richtig, die einzige Chance für Griechenland. Und auch wenn es vor
der Wahl von der Regierung vehement bestritten wird, es ist praktisch
schon vereinbart.[B4+]
„...Wir fordern ein sofortiges Verbot des Ankaufs von
Schrottpapieren durch die Europäische Zentralbank. Inflation darf
nicht die Ersparnisse der Bürger aufzehren.“. Absolut richtig. Die
riesige Anzahl von Schrottpapieren die in den vom Staat bereits
übernommen wurden, würde dem Bürger wahre Schauer über den Rücken
jagen, wenn Sie in der offiziellen Staatsverschuldung ausgewiesen
werden müssten. [B4++]
Reiter Europapolitik
„Wir bejahen ein Europa souveräner Staaten mit einem
gemeinsamen Binnenmarkt. Wir wollen in Freundschaft und guter
Nachbarschaft zusammenleben. Wir bestehen auf dem uneingeschränkten
Budgetrecht der nationalen Parlamente. Eine Transferunion oder gar
einen zentralisierten Europastaat lehnen wir entschieden ab.“.
Genau, so war es früher und hat auch bestens funktioniert, bevor man
vom "friedensstiftenden einheitlichen Währungsraum" für völlig
unterschiedliche Gesellschaften fantasiert hatte. Das man
phantastischen Utopien ohne Realitätsgehalt erlegen ist zu gestehen,
dass ist sicherlich ein dicke Kröte, die die Politik noch zu
schlucken hat.
Reiter Staatsfinanzen
„Wir fordern, die Schuldenbremse zu achten und die Schuldenberge
abzubauen. Auch Deutschland hat viel mehr Schulden als zulässig.“.
Naja, dass mit der Schuldenbremse und den Aktiva=Passiva hat man auch
hier noch nicht so richtig verstanden. [A5 - -]
„Wir fordern, dass die Haftungsrisiken aus der
Euro-Rettungspolitik endlich in der Finanzplanung berücksichtigt
werden. Derzeit wird den Bürgern bewusst Sand in die Augen
gestreut.“. Korrekt. Die tatsächliche Staatsverschuldung ist
nämlich atemberaubend. Vielleicht sollte man dass dem Bürger doch
lieber nicht so genau erklären. Ohne Schuldenschnitt kommt man davon
in keinem Fall runter.
„Wir fordern eine drastische Vereinfachung des Steuerrechts in
Anlehnung an das progressiv wirkende Kirchhof'sche Steuermodell. Der
Bürger muss verstehen können, warum er in welcher Höhe besteuert
wird.“. Schön, ist aber auch nicht neu. Viel wichtiger wäre eine
klare Aussage wie man mit der Besteuerung von Vermögen und
Finanztransfers sowie Erbschaften vorgehen will. Dazu gibt es keine
Aussage, was man so oder so deuten kann. Wahrscheinlich hat man das
nicht auf dem Radar, und dass ist ein Fehler. [B1 -]
Reiter Alterssicherung
„Die Eurokrise gefährdet alle Formen der Altersvorsorge durch
Überschuldung und minimale Zinsen. Wir fordern, dass die Höhe der
Renten langfristig garantiert wird. Die Schulden der Eurokrise dürfen
nicht zu einer Rente nach Kassenlage führen.“. Hmm. Die
Altersvorsorge kann man aber aber nur langfristig garantieren, wenn
man gründlich an die Besteuerung der Vermögen aller Art ran geht.
Denn Vermögen wachsen immer stärker als das BIP. Grundsätzlich.
Geldwachstum erzeugt nämlich keine Werte, sondern nur Ansprüche auf
Werte (aus dem jeweils aktuellen(!) BIP). Besteuert man also keine
Ansprüche, dann kann die Rechnung langfristig niemals aufgehen.
Rente mit 100 also....[A5-; B1++]
Und nun die PIRATEN
Die Piraten sind zuletzt eigentlich nur dadurch aufgefallen, dass
sie selbst nicht wussten wozu sie da sind oder was sie wollen und
statt dessen sich wie die Kesselflicker zu streiten. Erst die
unsägliche NSA-Affäre hat ihrem digitalen Kernthema wieder eine
Bühne verschafft.
Das Wahlprogramm gibt es in
Kurz- und
Langversion und sie spiegeln dies auch wieder. Die „Kurz“version hat dabei bereits gnadenlose 52 Seiten mit praktisch
Null-Aussage. Mir ist rätselhaft wie man auf so vielen Seiten so
wenig schreiben kann. Relevant ist natürlich die Langversion (
PDF)
mit stolzen 166 Seiten. Aber erst nach dem man 140 Seiten, für heute
so zentrale Themen wie
„Stärkung der Rechte Prostituierter“ oder
„Piraten für Fanrechte“ und
„Position der Piratenpartei zu
Pyrotechnik“ verbraucht hat, kommt man zur Finanzsache:
Seite 141
„...Die Wirtschaftspolitik der Piratenpartei basiert
auf einem humanistischen Menschenbild und ist bestimmt von Freiheit,
Transparenz und gerechter Teilhabe. Auf diesem Fundament stehen
unsere Konzepte für eine freiheitliche und soziale
Wirtschaftsordnung, deren Ziel die selbstbestimmte Entfaltung und das
Wohlergehen aller Menschen ist.“ Aha. Damit ist die wirklich
unterirdische Ebene volkswirtschaftlicher Kompetenz der Piraten auch
schon abgearbeitet.
[A1 - -;A2 - -;A3 - -;A4 - -;A5 - -;B1 - -;B2 - -;B3 - -;B4 - -;B5
- -;]
Zum Schluss noch: „Maria statt Scharia“, die NPD.
Diese spielt bei der Wahl 2013 zwar noch keine Rolle. Aber es ist
nun mal die Erfahrung der Geschichte, dass solche rassistischen
Parteien im letztem Atemzug einer Megakrise der Demokratie an die Oberfläche gespült werden. In einigen europäischen Ländern,
wie Ungarn, ist dass schon der Fall, und auch Deutschland wird da
nicht dauerhaft die Ausnahme bleiben, wenn man so weiter macht wie
bisher.
Das Programm ist
Hier zu finden.
Seite 19
„Ein Staat, eine Regierung und eine Währung
funktionieren nicht, wenn sie auf der Gleichschaltung und
Bevormundung verschiedener Völker und Volkswirtschaften beruhen.
Dies bewahrheitet sich gerade auch beim Blick auf die EU und die
Europäische Währungsunion: Der wirtschaftliche Leistungsstand der
europäischen Nationen ist sehr unterschiedlich. Der wirtschaftlichen
Zerklüftung Europas kommt eine entscheidende Rolle für das
Nicht-Funktionieren einer gemeinsamen Geldpolitik zu. Je
unterschiedlicher die wirtschaftlichen Strukturen sind, desto weiter
muß der monetäre Anzug geschnitten sein, damit er den verschiedenen
Strukturbedingungen in den jeweiligen Ländern und Regionen gerecht
werden kann. Die Zwangseinheitswährung Euro war daher von Anfang an
zum Scheitern verurteilt und bürdet den Deutschen nun
Haftungsrisiken auf, die die Billionengrenze überschreiten, wenn man
die versteckten Haftungsrisiken wie die Vergabe von sogenannten
target2-krediten durch die Deutsche Bundesbank oder den Ankauf von
Ramsch-Anleihen durch die EZB hinzurechnet.“. Nun ja, ich würde
gerne etwas anderes sagen, aber natürlich ist diese Analyse im
wesentlichen korrekt. [A1 ++]
„Deshalb fordert die NPD eine sofortige Volksabstimmung über
den Euro und die Rückkehr zur Deutschen Mark.“. In diesem
Satz überholt man sich selbst: Im gleichen Atemzug fordert man die
Volksabstimmung und setzt im nächsten Zug schon voraus, dass diese
für die D-Mark ausgeht. Ähem, darf man da etwas Despotie hinter
vermuten? Naja, jedenfalls fordert die NPD ebenfalls die
Rückabwicklung des Euros. [C1++]
Wie man das im Detail machen will, wird ab Seite 29 erklärt:
„eine
Rückkehr zur Deutschen Mark kann über folgende Schritte erfolgen: -
Ausstieg aus allen „Rettungspaketen“ und aus der
Griechenlandhilfe durch ein permanentes Veto Deutschlands bei
künftigen Hilfeanträgen der Europäischen Union.....“. Und dann
kommen noch weitere Details.So u.a.:
„...zur Deckung der Mark werden die deutschen
Goldreserven vollständig aus dem Ausland zurückgeholt und nach
Deutschland verbracht.“. Puh. Da muss ich die NPD enttäuschen. Die
Goldreserven sind nämlich längst weg, die liegen vermutlich
irgendwo in China und sonstwo. Der Grund ist, das Banken ihre
Einlagen weiter verleihen dürfen, um dafür Cash für weitere
Geschäfte zu erhalten. So etwa wenn sie 100 Euro auf ihre
Postsparbuch legen. Dann geht diese damit zur EZB und erhält, wegen
zur Zeit nur 1% Mindestreserve, glatte 10.000 Euro zu maximal 1%
Zins dafür. Bei Aktien ist das genauso. Die sind auch nicht mehr bei Ihrer
Bank, falls sie welche haben sollten und glauben, sie wären noch genau dort.
Denn die darf man ebenfalls verleihen, in Deutschland zum 1,5-fachen
des aktuellen Wertes, in London sogar zum 5-fachen Wert. Gibt wieder
reichlich Cash für weitere Stockwerke der Spekulation. Und, mit Gold
ist das eben genauso.
Auch das wird weiter verliehen, ganz legal, und das hat die FED
und Fort Knox natürlich auch getan. Das physische Gold liegt daher
z.B. in China als Sicherheit für ein paar entsprechende
Dollar-Renminbi-Geschäfte. All diese weiter-Verleiherei ist nun so
lange kein Problem, als dass die Banken im Durchschnitt ihrer Anlagen Gewinne erzielen und liquide bleiben. Verlangt jemand
sein Geld, seine Aktien, oder sein Gold zurück, dann wird das
benötigte Zeug halt schnell ausgelöst. Aber wehe wenn nicht genug Liquidität da ist. Sobald sich zu
viele Verluste anhäufen, wird das Auslösen der Leihgaben nämlich
ausgesprochen schwierig. Gerade wegen dem „Hebel“ von sagenhaften
1:100 beim Bargeld oder immer noch ungemütlichen 1:5 bei Aktien und
Rohstoffen, die ja zudem je nach Marktlage auch noch unangenehme
Kursschwankungen zu verkraften haben. Oder wenn plötzlich nicht nur
einige wenige Kunden, sondern gleich Dutzende oder Tausende und
Abertausende ihre Gelder und Preziosen zurück haben wollen. Dann
geht schnell gar nichts mehr.

Deswegen druckt die FED faktisch 1000 Milliarden Dollar aus dem
Nichts jährlich(!) um diese gehebelte Liquidität des Kartenhauses
überhaupt noch am Leben zu erhalten. Nun, das Gold ist weg, und selbst wenn
nur die BRD ihr Gold wieder haben wollte, dann wird die USA schon ganz
schön ans Rudern kommen. Und wenn das die Anderen Gläubiger
mitkriegen, fangen noch mehr Leute an zu laufen und zu rudern. Was
dann passiert ist nicht anders als schon Anfangs der 70er-Jahre, als
die Franzosen ihr Gold für ihre angesparten Dollars haben wollten:
Pustekuchen. Währungsreform per Aufhebung der Goldbindung damals,
und, anders geht es eben nicht: Vernichtung der amerikanischen
Schulden durch Vernichtung der Vermögen der Gläubiger. So war das
schon immer.
„...Deutschland verhindert durch die Einführung von
Kapitalverkehrskontrollen spekulative Attacken auf die Deutsche
Mark...Für die weitere Zukunft verschließt sich Deutschland deshalb
auch nicht Überlegungen, mit Ländern, die ...zusammenpassen, über
eine gemeinsame Währungspolitik nachzudenken. So könnte ein Europa
freier Völker im Wettbewerb der Großräume mit den Vereinigten
Staaten, China und Indien gestärkt werden.“. Nun gut.
Seite 21.
„Die Finanzkrise der Jahre 2007/2008 ist noch lange
nicht überwunden. Eine der Ursachen: Die Kurven von Finanzwirtschaft
und Realwirtschaft laufen nicht mehr parallel.“. Richtig erkannt,
ja. [A2++]
„Im Zuge der Globalisierung entfernt sich der Finanzsektor von
den nationalen Standorten der Produktion und der Arbeitsplätze. Das
Resultat ist ein tiefer Riß innerhalb der real produzierenden,
investierenden und Arbeitsplätze schaffenden Wirtschaft. Die
Leidtragenden dieses fragwürdigen Finanzfortschritts sind die
kleinen Unternehmen und der traditionell an seinen Standort und den
lokalen Markt gebundene Mittelstand.“ Auch das ist nicht einfach von der
Hand zu weisen.
„Der Geschäftsschwerpunkt gerade der größeren Banken hat sich
auf das Investmentbanking, also den globalen Wertpapierhandel und die
Spekulation, verlegt. Die in Sonntagsreden vielbeschworenen „Lehren
aus der Finanzkrise“ wurden nie gezogen. Weder gab es die
überfällige Deregulierung der Finanzmärkte noch die eigentlich
notwendigen strengeren Eigenkapitalvorschriften für die Banken.“.
Im wesentlichen richtig, ebenso.
Seite 22:
„..Großbanken sind zu verstaatlichen. Das
entnationalisierte Kapital ist de facto nicht dem Aufbau oder dem
Erhalt irgendeines Landes verpflichtet, sondern sucht sich weltweit
jene Möglichkeiten der Produktion oder des Einkaufs, die die größte
Kapitalrendite versprechen. Dem gegenüber ist die Förderung der Sparkassen und der
Genossenschaftsbanken (Raiffeisen- und Volksbanken) eine wichtige Bedingung dafür, daß
auch Einkommensschwächere ein Konto zu guten Konditionen und
kleinere Unternehmen zinsgünstige Kredite erhalten und daß die
Ersparnisse der regionalen Entwicklung zugutekommen, statt an den
internationalen Finanzmärkten verzockt zu werden.“. Hier
Ähnlichkeiten zu den Linken. Abschreiben ist schließlich nicht verboten, außer in Doktorarbeiten natürlich. [A3+]
„Diejenigen Banken, die mit Steuergeldern gerettet werden,
müssen mit einer gesetzlichen Festschreibung – ähnlich wie im
Sparkassengesetz – dazu verpflichtet werden, zukünftige Gewinne
für öffentliche Aufgaben zu verwenden und die Kreditversorgung
kleiner und mittelständischer Unternehmen sicherzustellen.“ Auch
nicht verkehrt. [B4+]
„Die Dominanz der Finanzmärkte über die Volkswirtschaft und
der Vorrang der Spekulation vor der Produktion sind zu brechen. Dafür
ist unter anderem ein Verbot von Hedge-Fonds
(sogenannte „Heuschrecken“), hypothekenbesicherten
Verbriefungen, der Gründung außerbilanzieller Zweckgesellschaften,
„Leerverkäufen“ und des Einsatzes von Derivaten notwendig.“.
Ebenfalls ähnlich der Linken. [A3++;B4+]
Seite 22/23:
„Die Delikte ...[Aufzählung]... zu erweitern und
zu modernisieren, um so im
Finanzsektor die Einheit von Entscheid und Haftung herbeizuführen.
...Es sind gesetzliche Möglichkeiten zu schaffen, um Bankmanager für
außerhalb der Bilanz angehäufte Verluste mit ihrem Privatvermögen
haftbar zu machen...Ein Verbot der Managervergütung über
Aktienoptionen ...im Investmentmodernisierungsgesetz ist die dort
geregelte Zulassung von Hedge-Fonds wieder zurückzunehmen ...Die
gesetzlichen Möglichkeiten sind zu schaffen, übermäßig
schuldenfinanzierte Unternehmensübernahmen, wie sie insbesondere im
„Private Equity“-Geschäft üblich sind, zu untersagen....Ein
generelles Spekulationsverbot auf Nahrungsmittel.“. Die Grünen
lassen grüßen...[B4+]
Seite 31: „
Der Globalisierungsprozeß führt dazu, daß der
ländliche Raum in seiner wirtschaftlichen, infrastrukturellen und
sozialen Entwicklung immer stärker von den urbanen Zentren
abgekoppelt wird. Statt einer vielfältig strukturierten
Volkswirtschaft mit einer Vielzahl an Branchen und
Produktionsmöglichkeiten den Vorrang zu geben, werden ganze Regionen
und Länder zu wirtschaftlichen und industriellen Monokulturen....Die
NPD tritt deshalb für eine raumorientierte Volkswirtschaft ein, in
der Politik und Verwaltung auf die Bewahrung der regionalen Vielfalt
und ihrer Eigenheiten verpflichtet werden statt eine Spaltung des
Landes in Metropolregionen und Entleerungsräume hinzunehmen.“. Nun
gut, statt „
Green New Deal“ hier „
raumorientierte
Volkswirtschaft“ also.
Seite 33:
„...wir lehnen die Privatisierung aller Einrichtungen
der kommunalen Daseinsvorsorge
wie Wasserversorgung, Abwasserwirtschaft, Krankenhäuser etc. mit
Nachdruck ab. Erfolgte Privatisierungen sind rückgängig zu machen,
privatisierte Einrichtungen der öffentlichen
Infrastruktur sind wieder in die Verwaltung der öffentlichen Hand
zurückzuführen.“. Ähnlich den Linken. [B1+]
Soweit also die Wahlprogramme der Parteien.
Um das Ganze zusammen zu fassen, lege ich nun eine
Übersichtstabelle an (frei nach „Stiftung Warentest“) zur
Beurteilung der EURO-relevanten volkswirtschaftlichen Argumente der
Kandidaten.
Die Eintragungen sind:
++ für deutliche positive Argumente und starke Aussagen
bezüglich der Frage
+ für grundsätzlich positive Argumente und Aussagen bezüglich
der Frage
o indifferent oder belanglose Aussage bezüglich der Frage
- für grundsätzlich negative Argumente und Aussagen
bezüglich der Frage; Ignoranz
- - für deutliche negative Argumente und kontraproduktive
Aussagen bezüglich der Frage; völlige Ignoranz
Die Fragen sind die
A: Fragen zur VWL-Kompetenz – Wurde die Währungskrise korrekt
erkannt?
A1: Partei erkennt die enormen Leistungsbilanz- und
Produktivitätsunterschiede zwischen den Partnern.
A2: Der viel zu hohe Kapitalkoeffizient wird erkannt.
A3: Das Universalbankensystem wird als Problem erkannt.
A4: Die zunehmende extreme Ungleichheit wird als Problem erkannt.
A5: Grundsätzliche Unmöglichkeit des Verlust freien Abbaus
volkswirtschaftlicher Schulden wird erkannt.
B/C: Fragen zur Krisenlösung: Sind die angebotenen
Lösungsstrategien zielführend?
B1: Binnenkaufkraft soll erhöht werden, Deutschland reduziert
seinen Handelsüberschuss.
B2: Senkung des Kapitalquotienten wird (zumindest implizit)
gefordert
B3: Umgestaltung, Verbot oder. Abwicklung von Universalbanken wird
gefordert.
B4: Höhere Besteuerung der Kapitalseite wird gefordert.
B5: Zusammenhang Summe aller Aktiva=Passiva, Schulden=Vermögen
wird begriffen.
C1: Abschaffung/Rückabwicklung des EURO in der jetzigen Form wird
verlangt.
Tabelle zur Analyse der Wahlprogramm in Bezug auf VWL-Aspekte:
Kürzel: R – Regierungspartei; EB – Euroblock; O – Opposition;
AO – z.Z. im Bund noch Außerparlamentarische Opposition; K –
Kleinpartei (mittelfristig) am Rande der 5%-Hürde; weitere
Erläuterungen siehe oben.
Für eine mögliche Krisenbewältigung sind natürlich die
B/C-Felder bedeutsam. Aber auch die A-Felder zur
volkswirtschaftlichen Kompetenz sprechen eine interessante Sprache:
So ist in den Programmen der Regierungsparteien eine völlige Ignoranz der Ursachen
überdeutlich.
Das muss nun keineswegs bedeuten, dass die Gelb-Schwarze Koalition
völlig inkompetent sein müsste. Vielmehr bleibt einer Regierung,
die sich an Ihren realen Taten messen lassen muss, gar nichts anderes
übrig als diese in ihrem Wahlprogramm zu verschweigen, um nicht
völlig nackt da zu stehen. Oppositionsparteien haben es in diesem
Punkt natürlich leichter, sie können (und müssen!) die Finger in
die Wunden legen, ohne gleich das folgende brutale Hick-Hack
europäischer Realpolitik erdulden zu müssen. Hier darf man der
FDP/CDU/CSU-Regierung durchaus einen „Vermutungsbonus“ zu
gestehen.
Etwas gerechter ist es für die A-Felder daher einen direkten
Vergleich der Oppositions-Parteien bzgl. der VWL-Kompetenz anzugehen.
Einzig die Linke hat die volkswirtschaftlichen Ursachen
offensichtlich umfänglich verstanden. Das die Piraten einen völligen
Totalausfall stellen ist kaum verwunderlich, allerdings schwächelt
die AfD hier deutlich mit ihrem Wahlprogramm. Das ist mit schlappen
4-Seiten viel zu kurz ausgefallen, um sich ein umfängliches Bild der
Kompetenz zu machen. Man kann vom wirklich interessierten Wähler ja
kaum erwarten, dass er sich mit der umfangreichen Publikationsliste
Prof. Lucke's und seiner Akademischen Mitstreiter auseinandersetzt.
Da müsste die AfD noch ganz schnell mit einer deutlich
umfangreicheren Wahlschrift kontern, um nicht unter zu gehen.
„Erschreckend“ ist leider auch, dass ausgerechnet die NPD die
wesentlichen Ursachen korrekt erkannt und verbalisiert hat, in
völligem Kontrast zu den Regierungs- und
Möchtegerne-Regierungsparteien von Rot-Grün. Es ist genau wie in
den Zwanziger Jahren das Dilemma der Demokratie – Eine seltsame
Mischung aus Inkompetenz, Machterhaltungstrieb und Feigheit lässt
die demokratischen Parlamentarier, und die Demokratie selbst, über kurz oder
lang an solchen rassistisch-radikalen Parteien scheitern. Ein selbst
gemachtes Problem dass sich erneut zu wiederholen droht.
Bei den B-Feldern kommen wir zu den „Luftschlössern“, denn es
ist klar dass sich nicht alles umsetzen lassen wird. Allerdings
lassen sich nun wieder alle Parteien auf gleicher Basis vergleichen,
wobei aber auch hier niemals ausgeschlossen werden darf, dass eine
(alte oder neue) Regierung nach der Wahl doch wieder alles anders
macht (
siehe auch im Focus) als vorher behauptet. Aber dass gilt wirklich für Alle, aber, auch
dass wir sie beim Wort nehmen wollen und müssen.
Bei den Lösungsstrategien ist der Totalausfall der Piraten
wiederum wenig erstaunlich, aber auch die Grünen glänzen hier
wieder mit weitgehender Inkompetenz. Dass die aktuellen
Regierungsparteien hier auch nicht gerade gut abschneiden ist, hat
natürlich seine Gründe: Schließlich will man so weiter machen wie
bis her und kann ja schlechterdings nichts Gegenteiliges behaupten.
Da steht man in Nibelungentreue zu seinen Fehlern. Aber insbesondere
der Union sei da ein altes und richtiges Wort des BK Konrad Adenauers
ins Gedächtnis gerufen:
„Wat scheert misch mein Jeschwätz von
jestern?“. Wenn man Fehlentwicklungen eingeleitet hat, dann muss
man irgendwann das auch erkennen. Und den Mut oder auch Frechheit
haben, den Kahn um 180-Grad zu drehen. Stur auf den Eisberg zu halten
hat bisher noch Alle in den Untergang getrieben, auch wenn bis dahin vielleicht
noch die Bordkapelle spielt und der Whisky besser schmeckt.
Ziemlich dreist stößt jedoch die FDP auf: Denn hier werden in
lockerer Reihenfolge volkswirtschaftliche Dinge völlig verdreht und
dauernd sich gegenseitig widersprechende Forderungen gestellt. Ist
das völlige Inkompetenz oder System? Ich fürchte Letzteres, denn
anders lassen sich die Vorteile der wohlhabenden Klientel nicht gegen
volkswirtschaftliche Vernunft verteidigen. Einziger Pluspunkt der FDP
ist wie immer, das Eintreten für eine geringere Belastung des
Mittelstandes. Das wird aber in der Realpolitik fast immer durch das
Eintreten der Koalition für die Interessen der Großinvestoren und
der Großindustrie konterkarriert.
Sehr gut schneiden Linke und AfD ab. Das hat natürlich auch etwas
damit zu tun, dass diese beiden Parteien an der 5%-Hürde knabbern
werden und beide kaum Gefahr laufen, unmittelbar in das Geschäft der
Realpoltik hinein zu kommen. Da darf man sich schon etwas mehr
Kompetenz erlauben. Wieder „erschreckend“ aber auch das bzgl. der
Lösungen gute Abschneiden der NPD. Das ist natürlich hier der
Tatsache geschuldet, dass wir uns ausschließlich auf VWL-Aspekte
beschränkt haben. Mit der NPD würde man sich natürlich auch „
Maria
statt Scharia“ an den Hals wählen. Die NPD hat wie die AfD als
einzige Partei zudem den definitiven Euro-Ausstieg auf dem Plan.
Wie
schon oben diskutiert ist dass die einzige vernünftige Lösung,
wobei es allerdings auf die konkreten Details der Umsetzung ankommt.
Auch wenn die Anderen diesen Punkt noch weit von sich weisen: Er ist
auch bei Wolfgang Schäuble
bereits in der engeren Diskussion: „
Kai A. Konrad, Chefberater des Finanzministers, erwartet das
Kollabieren der Euro-Zone. Er schlägt einen Ausstieg Deutschlands
aus der Währungsunion vor – Europa müsse gerettet werden, nicht
der Euro.“. Käme die AfD über die 5%-Hürde, dann hätte das
einen guten Nebeneffekt: Da sie zu etwa 60% aus Ex-CDUlern und aus
kritischen Ökonomen besteht, wäre sie nicht nur eine vernehmliche
Stimme der volkswirtschaftlichen Vernunft im Parlament, sondern für
die Union auch ein Trittbrett auf dem man ganz gut fahren könnte,
ohne als treuloser Nibelunge ins Gerede zu kommen. Na gut, dass ist
dann schon wieder Realpolitik.
Zum Schluss dann noch die Opposition Rot-Grün, die am ehesten in
den zweifelhaften Genuss des nächsten Konkursverwalters kommen
könnte. Auch wenn das eher zweifelhaft ist. Die Grünen, sind wie
erwähnt, hier nur ein Sidekick. Rot-Grün geht, gemessen an ihrer
wesentlichen Beteiligung am Desaster und der Regierungspolitik, schon
in Sack und Asche. Zumindest die SPD, denn die Grünen haben es immer
noch nicht begriffen. Letztere wollen das Desaster sogar noch kräftig
aufstocken, noch mehr, ja viel mehr EU: Achter mit fünf
Steuermännern, dann muss es ja endlich klappen! Vor den Grünen
graust es mich bei soviel Abgehobenheit noch mehr als vor der FDP.
Aber das haben beide Polit-Sidekicks ja gemeinsam: Sie sind halt für
den Spaß am besten zu gebrauchen.
Nun, entscheide liebes Volk in der Qual der Wahl, und man sei
erinnert hier, an der Nibelungen Not:
Ine chan iv niht bescheiden waz sider da geschach
wan ritter vnd vrowen weinen man da sach
dar zv di edeln knehte ir lieben frivnde tot
da hat daz mære ein ende diz ist der Nibelunge Not.