
Sarazenen ist ein Begriff, der ursprünglich einen im Nordwesten der arabischen Halbinsel siedelnden Volksstamm bezeichnete. Im Gefolge der islamischen Expansion wurde der Begriff im christlichen Europa als Sammelbezeichnung für die muslimischen Völker verwendet, meist in angstgeprägtem Sinn. Die Bedeutung wurde seit der Spätantike sukzessive erweitert und dann im Laufe der kriegerischen Auseinandersetzungen mit maurischen und arabischen Armeen in Europa auf die islamischen Völkerschaften schlechthin. In dieser erweiterten Bedeutung wurde das Wort seit der Zeit der Kreuzzüge auch in die europäischen Volkssprachen übernommen. Besonders in Frankreich und der Schweiz ist noch heute der Familienname Sarrazin verbreitet. Vorläufer solcher Namen ist im Mittelalter ein vielfach dokumentierter Name oder Beiname Saracenus, der in vielen Fällen wegen einer „sarazenischen“ Herkunft des Trägers oder zur Hervorhebung einer besonders dunklen Haut- oder Haarfarbe entstand. Sofern der Name erst im Spätmittelalter in Gebrauch kam, ist auch mit der Möglichkeit zu rechnen, dass er im Hinblick auf die mögliche Bedeutung „Zigeuner“ gewählt wurde. Gegenwärtig prominentes Beispiel in Deutschland ist Bundesbankvorstandsmitglied und SPD-Politiker Thilo Sarrazin. (Quelle: Wikipedia)
Nun, der moderne Sarrazin zigeunert zur Zeit durch die Gazetten und Talkshows. Und er provoziert. Besonders seine alten Genossen. Oder er erfreut, besonders Freunde von der NPD, die er wahrscheinlich nie haben wollte.
Wer sein Buch gelesen hat, und das scheinen immerhin schon einige Journalisten getan zu haben, was wenig verwundert, da Thilo’s Ökonomie-Schinken von 464 Seiten zu 22,90 € schließlich schon alle aktuellen Bestsellerlisten erobert hat, reibt sich verwundert die Augen am Kontrast eines relativen Ökonomen-Langeweilers zu den öffentlich verkündeten politischen Provo-Thesen.
Nun sind nicht alle Thilo-Thesen wirklich neu, noch sind sie, auf das ökonomische reduziert besonders radikal oder entscheidend für das Deutsche Staats-Dilemma. Das einzige Problem bei so einem Buch ist, das es sich normalerweise kaum verkaufen ließe. Für Fachbücher, zumal bei klassischen Ökonomenschinken von denen es tausende gibt, finden sich nur wenige Interessierte bereit, stattliche dreiundzwanzig Euro auszugeben und nach getaner Arbeit abends im Bett, die vierhundertvierundsechzig Seiten bei herunterklappenden Augendeckeln wirklich zu lesen.
Warum Thilo Sarrazin also so offensiv in Steilvorlage geht, dürfte in der Tat ökonomisch begründet sein. Weniger für Deutschland, als für seine eigene Haushaltskasse. Das hat er auch schon kund getan, als er bei Beckmann zugab "Ich hab noch keine Pläne, sondern jetzt bin ich erstmal dabei, die Auflage zu steigern". In der Tat hat das nachvollziehbare Gründe. Wer selbst Fachbücher schreibt weis, wie wenig die im allgemeinen einbringen. Da zahlt der Autor sogar drauf, denn bei wenigen hundert verkauften Exemplaren mit Autoren-Margen von zwei Euro sind die Erstellungskosten nie herein zu holen. Wer da richtig verdienen will, der muss Belletristik schreiben und sich mit Harry-Millionenauflagen reich Pottern.
Es sei denn man ist abgemeldeter Politpromi mit Versorgungsposten im Bundesbankvorstand. Denn dann kann man die Auflage eines solchen Buches von einigen hundert leicht um das tausendfache steigern. Sarrazins Autorenmarge dürfte locker bei 5 Euro pro Buch liegen. Ohne Medienzirkus würde er davon vielleicht 2000 Stück verkaufen, wobei nach gegebener Zeit diese Mindestauflage auch noch in der Grabbelkiste einer Kaufhalle landen würde. Von seiner Marge könnte er dann nicht mal seine Eigenkosten decken.
Nun aber hat er die realistische Aussicht mehrere hunderttausend Stück zu verkaufen. Und nun rechnen sie mal: 200.000 Exemplare bringen ihm wenigstens 1.000.000 Euro aufs Konto, eine halbe Million Exemplare schon mindestens 2,5 Millionen Euro, plus noch die ganzen Talkshows, Lesungen etc. pp. Mal ehrlich, dass sind doch bessere Aussichten als ein bisschen Riesterrente oder Beamtenpension? Zumal letztere sowieso noch hinzukommt, denn rausschmeißen kann man ihn ja schließlich nicht so einfach. Jedenfalls nicht beim Arbeitsgeber Bundesbank. Und ein Parteiausschlussverfahren bei der SPD ist auch kaum zu befürchten, zumal ihm die Mitgliedschaft dort sowieso nicht viel einbringt. Ehr im Gegenteil, denn es garantiert noch zusätzliche Publizität, und, damit Einnahmen. Wer würde, wenn er mit geschickt gezielten Verbalgepolter so einen feinen Gewinn einstreichen könnte, nicht selbst schwach werden?
Nach dem die Medien also den Mohr gegeben haben, er hat seinen Dienst getan und kann also gehen. So zitiert der Focus das Rückrudergeschäft von Thilo: „Sarrazin hatte zuvor bei der Vorstellung seines Buches „Deutschland schafft sich ab“ seine umstrittenen Thesen zur Integrationsunwilligkeit muslimischer Einwanderer und deren angeblich vererbter Dummheit verteidigt. Nach Bekanntgabe des Parteiausschlussverfahrens drückte Sarrazin schriftlich sein Bedauern über „Irritationen und Missverständnisse“ aus. Mit seinen Äußerungen zur Genetik sei „keinerlei Werturteil verbunden“.“
Na dann ist ja alles in Ordnung.