Der
Fall „Maddie“ hat verständlicherweise in Großbritannien
weit höhere Wellen geschlagen als bei uns hier in Deutschland. Wir
hatten dafür unseren
Fall „Weimar“, ein ähnlich gelagerter
Fall im Jahre 1986. Die älteren Leser werden sich noch gut an diesen
Fall von Kindermord erinnern, und nicht nur an den komplizierten
Indizienprozess, sondern auch an die besondere Rolle der Medien in
diesem Fall. Nun ja, die Briten mochten es schon immer etwas dicker
als wir, und dementsprechend war „unser“ Indizienprozess im Fall
Weimar gegen den immer noch andauernden Fall McCann auch ein
regelrechter „Peanuts“-Fall der internationalen
Kriminalgeschichte.
Der Grund für das weite Interesse am Fall Maddie McCann ist natürlich einerseits die Aura des
Undurchschaubaren und Geheimnisvollen des Falles. Aber auch, wenn man tiefer hinter die Kulissen schaut, und selbst abseits jeder Schuldfrage, die große Rolle der
Presse, Politik, der Intrige und Korruption, als auch die Psychologie des Falles und die Rolle
von geschürten Emotionen, ja selbst unterschwelligem bis offenem
Rassismus. So wie zuletzt bei den „heißen Spuren“ von
Zigeunermädchen Maria oder jetzt der tote junge Schwarze
Traktorfahrer. Letzterer, der nun tatsächlich eine „irrsinnige“
Ähnlichkeit mit dem Gesuchten und gut beschriebenen
Hauptverdächtigen aus 2007 hat. Nun ja, was nicht passt, wird halt
passend gemacht. Und daran sind allerdings nicht nur einfach die
McCann's Schuld, sondern vor allen Dingen die Presse und die Masse
der „Cut-and-Paste“-Journalisten, die alle guten Vorsätze
kritischen Journalismus längst vergessen haben. Oder es sich aus
finanzieller Not, weil von der Hand in den Mund lediglich nach Anzahl
veröffentlichter Zeilen bezahlt, auch gar nicht mehr leisten können
in irgendeiner Weise noch investigativen Journalismus zu betreiben.
Das ist umso ärgerlicher, als dass die kompletten
Ermittlungsakten bereits seit 2008 veröffentlicht wurden und in
digitaler Form im Internet vorliegen
(mccannpjfiles.co.uk). Ein
Umstand der allerdings auch mir bis vor kurzem nicht bekannt war, nun
ja, ich bin ja auch kein Brite. Und in Britannien ist entsprechend
der Fall auch in etlichen darauf basierenden Veröffentlichungen und
auch in Blogs ausreichend diskutiert worden. Zur Ehrenrettung Aller
muss man allerdings auch sagen, dass die schiere Menge des Materials
auf den ersten Blick mehr als überwältigend und daher auch eher
abschreckend ist. Alleine nur die offiziellen PJ Akten enthalten mehr
als 11000 Seiten (als Einstieg lese man vielleicht nur
den vorläufigen Abschlussbericht). Dazu kommen dann nochmal
mindestens genauso viele ebenfalls unmittelbar kriminalistisch
verwertbare Quellen aus Interviews und Medien, die in der Sammlung
mcccannfiles.com zu finden sind. Obendrauf kommen dann noch
eine ganze Reihe von Blogs und der Gleichen, deren Inhalte sich mit
den vorgenannten seriösen Quellen zum Teil decken und noch
einige zusätzliche, manchmal allerdings auch halbgare, Informationen beitragen.
MindMap
Um überhaupt sinnvoll durch das Gestrüpp der Fakten zu kommen,
nutzt man am besten einen modernen Zettelkasten. Mit einer flexiblen
Mind-Map lassen sich gesammelte Information besser verwalten und
sortieren oder auch Weizen von Streu trennen. Andernfalls geht man
in dem gewaltigen Wust von Fakten förmlich unter. Ich stelle meine
MindMap per Download zur Verfügung, so dass Jeder der gerne weiter
daran arbeiten möchte diese als Einstieg nutzen kann. Für alle
Anderen gibt es auch eine
HTML-Seite dieser MindMap, die
allerdings nicht den Komfort und die Anpassungsfähigkeit einer
MindMap bietet. Darin enthalten sind die nötigen Quellen und Belege
und eine ganze Menge weiter führender Links, für die Leser, die
sich weiter mit Details des Falles beschäftigen möchte. Wegen der
Menge der Informationen beschränke ich mich hier in diesem
Blog-Beitrag nur aufs Wesentliche.Was auch schon fast zu viel ist.
Just five hours in May - Nur fünf Stunden im Mai
Der Untertitel des zweiten Maddie-Artikels „Just five hours in
May - Nur fünf Stunden im Mai“ bezieht sich auf den wesentlichen
Kern der Sache, den wir hier erst einmal nach den
Vernehmungsprotokollen und Faktenlage der örtlichen Polizeibehörde
rein sachlich rekonstruieren werden. Diese fünf Stunden beziehen
sich auf die Zeit von 17:30 bis 22:30 des 3. Mai 2007 im Oceans Club
in Praia da Luz. Die erste Zeitpunkt betrifft die letzte verbürgte
Sichtung von Maddie, der letzte Zeitpunkt ist die Uhrzeit um die man
etwa die örtliche Polizei informierte. Genau in diesen fünf Stunden
liegt das Geheimnis um das Verschwinden von Madeleine Beth McCann
verborgen. Nach der Rekonstruktion der Faktenlage werden wir uns dann
den möglichen Schlussfolgerungen und Interpretationen derselben
widmen.
Der Morgen des 3-Mai-2007
Um diese Zeit brauchen wir uns nicht allzu viele Gedanken zu
machen, denn Maddie war zunächst am Morgen vom 9:10 bis 12:15 und
nach dem Mittagessen dann wieder von 14:30 bis 17:30 im Mini Club.
Das ist nicht nur durch den Eintrag in die Anwesenheitsliste sondern
auch durch eine Unabhängige Zeugin, ihr Kindermädchen und
Angestellte des Hotels, Catriona Baker definitiv bestätigt.
Der Nachmittag
17:30 Maddie wird von der Kinderkrippe abgeholt
Dies ist gut belegt durch den Eintrag in die Anwesenheitsliste als
auch durch die betreuende Kindergärtnerin C. Baker verbürgt. Sie
ist die letzte unabhängige Zeugin die Maddie McCann gesehen hat.
18:00 Tennisplatz
In der Zeit 18:00 bis 19:00 fand täglich freies Tennistraining
für Männer statt. Gerry McCann war gegen 18:00 dort anwesend, was
nicht nur durch seinen Freund David Payne sondern auch durch den
Tennistrainer bezeugt ist.
ca. 18:30 David Payne schaut nach Kate und den Kindern
Die genauen Zeiten sind etwas schwammig, aber gegen 18:30 soll
Gerry seinen Freund David, wie beide bezeugen, zu einem Kontrollgang
hin zu Kate und den Kindern im Apartment bewegt haben. David
behauptete, dieser wäre nur sehr kurz gewesen. Gerry sagte zunächst
aus, dass dieser aber eine halbe Stunde, bis 19:00 Uhr gedauert
hätte. Später nahm er diese Aussage wieder zurück, und behauptete
das David doch Recht habe und bereits nach kurzer Zeit zurück kam.
Nach Rückkehr von David verlässt Gerry dann den Tennisplatz und
geht zu Kate.
Der Abend
ca. 20:35 Die Reisegruppe („Tapas 9“) geht zur Tapas Bar
Ab etwa 20:35 bis 20:45 beginnt das Treffen für das Abendessen in
der Tapas Bar, wo sich der Freundeskreis täglich trifft.
ca. 21:05 (21:15) Jane Tanner beobachtet einen Mann mit Kind
Gegen 21:15 soll Jane Tanner den Tisch verlassen haben um nach
ihren Kindern zu schauen. Auf dem kurzen Weg trifft sieht sie, dass
Gerry, der ebenfalls um diese Zeit nach seinen Kindern schaute, mit
einem anderen Urlauber, Jez Wilkins auf dem Gehweg im Gespräch ist.
Dabei, fällt ihr später ein, beobachtete sie einen Mann mit einem
Kind im Arm, der am oberen Ende die Straße quert. Jez Wilkins kann
sich nach seiner Aussage jedoch an keinen Mann erinnern, obwohl er
sich sicher war dass er diesen auch hätte sehen müssen. Von
Scotland Yard wurde inzwischen ein unverdächtiger britischer Tourist
identifiziert, der tatsächlich um diese Zeit und an diesem Ort seine
Tochter nach Hause trug.
ca. 21:30 bis 21:50 Kinder Checks
Am späteren Abend dieses Tages werden die Tapas 9 eine Zeitleiste
verfassen. Darauf ist verzeichnet, das Russell O'Brian und Matthew
Oldfield in dieser Zeit nach den Kindern der benachbart wohnenden
Familien schauen und auch bei den McCann's schauen ob alles ruhig
ist. Auf der am nächsten Morgen abgestimmten Liste die sie der PJ
übergeben, fehlt dieser Eintrag dann jedoch.
 |
Die erste und zweite Timeline der Tapas 9. Unterschiede markiert. |
ca. 21:40 (22:00; 22:13): Der Alarm wird von Kate Healy – McCann
ausgelöst.
Von vier völlig unabhängigen Zeugen des Hotels wird bezeugt,
dass der Alarm von Kate um ca 21:40 ausgelöst wurde (Zeugen und
Zeitangaben: ca. 21:20 bis 21:40 der Executive Chef, ca. 21:30 bis
21:40 der Property Manager, vor 21:45 der Restaurant-Kellner, und
zwischen 21.30 und vor 22:00 durch einen Fitness Instructor).
Die McCann's und ihr Freundeskreis („Tapas 7“) fertigen wenig
später allerdings eine Timeline an, in der man sich gemeinsam auf
22:00 für den Alarm einigt. Diese Liste wird am nächsten Morgen
noch einmal ins Reine geschrieben und dann der Polizei vor den
Vernehmungen am 4.ten Mai übergeben. Gerry McCann unterschreibt
diese Timeline mit „
Gerald“ und übergibt sie der Polizei. Eine
Woche später, am 10. Mai 2007, macht Gerry McCann dann jedoch noch
eine weitere Wendung: Jetzt gibt er an, dass es definitiv schon 22:03
gewesen wäre, als Kate den Tisch in Richtung Apartment verlassen
hätte. Und das man denn weitere 10 Minuten bis zum Alarm warten
musste. Demnach also der alles entscheidende Alarm um frühestens
22:13 statt gefunden hätte.
ca. 22:00 Die Familie Smith beobachtet einen verdächtigen Mann
Die letzte Rechnung bezahlt die Familie Smith um 21:50, was aus
den Kassenbons der Kneipe nahe des felsigen südwestlichen Strandes
hervor geht. Dann brechen sie Richtung Norden auf, um zu ihrem Hotel
zu gehen. Etwas höher am Berg treffen sie auf einen Mann, der ein
regloses Kind in hellem Pyjama, ohne Schuhe, in die entgegen gesetzte
Richtung Fels-Strand bergab transportiert. Es ist bei dieser
Begegnung eine Zeit zwischen 21:55 bis 22:05 anzunehmen. Die Stelle
der Begegnung liegt 375 Meter in südwestlicher Richtung des McCann
Apartments. Die recht eindeutige Beschreibung des möglichen Täters,
des bis heute Hauptverdächtigen, wird später der Polizei zur
Kenntnis gebracht. Die Phantombilder werden allerdings dann fünf
Jahre durch die McCann-Foundation zurück gehalten und kürzlich erst
der Öffentlichkeit im Rahmen der neuen Scotland Yard Operation
Grange als „neue Spur“ präsentiert.
Bis ca. 22.30 - Mehrere erste Suchaktionen nach Maddie
Nach dem Alarm durch Kate suchen sowohl Mitglieder der Tapas 9 als
auch das Hotel Personal und sonstige freiwillige Helfer die nähere
Umgebung nach der möglicherweise fort gelaufenen Maddie ab. Neben
der Hotelanlage selbst betrifft das vor allen Dingen das Gebiet
südöstlich der Anlage bis zum südlich gelegenen beliebteren
Sandstrand.
Nach ca. 22.30 Die Polizei wird alarmiert
Gegen 22:30 wird die Polizei alarmiert. Außerdem informieren die
McCann's nach ihren Verwandten auch ihre Verbindungen zu Presse und
Politik. Auch ein Priester wird kontaktiert, da Kate diesen braucht.
Zu diesen Fakten gehören natürlich auch noch die Spuren am
Tatort. Oder eigentlich genauer gesagt, das völlige
Nichtvorhandensein irgendwelcher Spuren, die auf einen Einbruch
und/oder gewaltsame Entführung hindeuten würde. Im letzten Artikel
hatte ich schon so einiges dazu gesagt, wobei ich auch ausdrücklich
allen Kommentatoren für weitere Hinweise und Beiträge danke. Die
späteren Diskussionen um die gerichtliche Verwertbarkeit der
gefunden DNA und Leichenspuren im Apartment und dem Mietwagen der
McCann's können wir an dieser Stelle ruhig für später aufsparen.
 |
Der vorgebliche Tatort - Bildquelle PJ Files |
Entscheidend ist zunächst, dass man zwar durchaus in solche
typischerweise schlecht gesicherten Hotelapartments eindringen kann,
jeder Amateureinbrecher kann das, allerdings nicht ohne wenigstens
etwas kaputt zu machen. Prinzipiell konnte man in das Eck-Apartment
5A durch die Verandatür auf der Pool- und Barseite hinein, als auch
durch den eigentlichen Vordereingang, der zur hinteren Straßenseite
gelegen ist. Welche Seite würde ein Einbrecher nehmen? Die
Verandatür ist nur durch einen sehr schmalen Treppenaufgang zu
erreichen, der an der Straßenseite wiederum selbst durch eine
schmale Türe gesichert ist, und diese Seite ist vom Pool und auch
von der Tapasbar her gut einsehbar und beleuchtet. Der eigentliche
Haupteingang dagegen liegt am Eckende eines Parkplatzes, recht
versteckt aber mit ausreichend Platz, unbeleuchtet und mit guten
potentiellen Fluchtwegen versehen. Jeder halbwegs vernünftige Fremde
würde daher diesen wählen müssen.
Die Tür dort war allerdings nur mit Schlüssel zu öffnen und das
dort gelegene Fenster, dass direkt in Maddies Schlafzimmer führte,
war zwar angeblich nur angelehnt wie die McCann's aussagten, aber mit
einer Rollade versehen, die fast vollständig herunter gelassen war.
Ein Einbrecher hatte dem zu Folge also die Wahl mit einem
ordentlichen Tritt die Tür aufzubrechen oder die Rollade mit Gewalt
hochzuschieben und durch das Fenster zu schlüpfen. Beides ist zwar
möglich, aber es hinterlässt immer erkennbare Gewaltspuren, von
denen nicht das Geringste zu finden war. Später testet auch die
Polizei mit einer Dummypuppe, ob und wie eine Entführung durch das
Fenster möglich gewesen wäre. Wie sich zeigte war das ohne
Hinterlassung einer Menge Unordnung und Spuren nicht möglich. Selbst
die kleinen Kinderbettchen der Zwillinge standen noch artig an ihrem
Platz, obwohl sie den Weg eines Einbrechers behindert hätten. Könnte
ein Einbrecher, egal wo und wie er herein gekommen war, beim
Verlassen der Wohnung, mit einem Kind in den Armen, noch Zeit und
Geduld gehabt haben, verrückte und umgestoßene Gegenstände,
geöffnete Türen oder auch Rolladen und das Fenster wieder in den
Zustand zu versetzen, wie er sie vorgefunden hatte? Natürlich kann
man ein solches Szenario konstruieren, aber es wäre schon eine
völlig ungewöhnliche Sache gewesen. Nun es ist Fakt, und damit die
Crux, dass es tatsächlich keinen einzigen Hinweis gibt, der den
geäußerten Verdacht einer Fremdeinwirkung auf Maddie objektiv
stützen könnte.
Nun soweit die kurze Zusammenfassung der zeitlichen Abläufe nach
den dokumentierten Polizeiakten.
Aufgrund dieser Faktenlage muss man sich nun fragen, welche der
beiden vorgetragenen Versionen (1) Tötung und Beseitigung des Kindes
durch die Eltern, oder (2) Entführung durch einen spurlos
gebliebenen Dritten, die wahrscheinlichere ist.
Das deutliche Indiz gegen die geäußerte Entführungsthese (2)
ist neben der völlig fehlenden Spurenlage die unbestreitbare
Tatsache, dass die McCann's und die Tapas 7 bezüglich der
entscheidenden Zeitschiene ganz offensichtlich manipuliert haben.
Ihnen, oder wenigstens den McCann's muss es also schon an dem Abend
daran gelegen gewesen sein, die Zeitschiene um ca. 20 Minuten in die
Zukunft zu verlegen. Dazu wurden die Aussagen sogar vor den
polizeilichen Vernehmungen durch die Tapas 9 gemeinsam gesammelt,
abgestimmt und schriftlich auf 22:00 festgelegt. Gerry McCann's
korrigierende Aussage vom 10. Mai setzt dann sogar noch mal einen
oben drauf, und er behauptet dann sogar, dass der Alarm und die dann
folgende Erstsuche erst nach 22:13 erfolgte.
Das die McCann in diesem speziellen Punkt die Wahrheit gründlich
verbogen haben, ist also ganz offensichtlich. Aber warum? Warum
sollte es einen Grund geben, sich mit der Gruppe zügig auf einen
deutlich späteren Zeitpunkt des Alarmes zu einigen? Es wäre
schließlich kein Problem gewesen, wenn jeder ehrlich die Zeit
genannt hätte, wie er sie festgestellt oder geschätzt hatte. Auf
ein paar Minuten mehr oder weniger wäre es schließlich nicht
angekommen. Erst rund drei Wochen später wurde der Polizei die
fatale Smith-Sichtung um ziemlich genau 22:00 Uhr östlich der Anlage
bekannt. Befürchtete McCann, dass er vielleicht irgendwann einmal
ein bombensicheres Alibi für die Zeit um 22:00 Uhr benötigen würde?
Angesichts der Tatsachen, insbesondere die jetzt erst bekannt
gewordene 5-jährige Zurückhaltung der Phantombilder der
Smith-Sichtung, die Gerry McCann so fatal ähnlich sehen, sprechen
ganz deutlich für diese Annahme.
 |
Der merkwürdige Umgang mit der neuen S.Y. Suche auf der FindMadeleine Seite |
Selbst die FindMadeleine-Seite der McCann's gibt immer noch nicht
die neuesten Erkenntnisse Scotland Yards wieder. Stattdessen wird
munter Informationen aus unterschiedlichen haltlosen Verdächtigungen
und der längst durch Scotland Yard als obsolet erkannte
Tanner-Sichtung präsentiert. Ja, noch nicht einmal die Phantombilder
der Smithsichtung werden auf den vorgeblich um die Wahrheit so
bemühten Find-madeleine Seite gezeigt. Man beachte dabei allerdings
die Internet bedingten „amüsanten“ Feinheiten: Die
McCann-Foundation-Suche ist auf der Unterseite
unidentified people zu finden. Dort steht dann aber im Sinne der neuen
S.Y.-Ermittlungen völliger Unfug. Das eigentliche Eingangsportal der
Seite ist wiederum die Seite (Home.html)
Home-Seite. Die Default-Seite einer jeden Webseite ist
nun die Seite, die angesteuert wird, wenn keine home-Seite vorhanden
ist, nämlich die
Index-Seite (/index.html).
Steuert man die Index-Seite an, die man automatisch erhält wenn
man /home nicht extra angibt, dann erhält man nun die Scotland-Yard
Seite mit einem Verweis (oben) auf die eigentliche Home-Seite der
McCann's. Da wiederum gibt es „natürlich“ eine Seite mit den
„neuesten“ Bitten um Nachsuche. Da wiederum ist dann wirklich
nichts zu finden was aktuell oder für die McCann's
unangenehm sein könnte. Wie auch immer, es ist ganz offensichtlich
ein weiterer Versuch einer gezielten Täuschung der Öffentlichkeit.
Die andere Feinheit ist aber auch: Offensichtlich hat Scotland Yard
bei den McCann's insofern auf den Tisch gehauen, dass die Seite der
Metropolitan Police der McCann-Seite vorgeschaltet wurde, damit
zumindest eine Chance besteht das Besucher der McCann's die wahre
Information bzgl.des Hauptverdächtigen 1A, 1B, die Smith-Sichtung, doch
noch bekommen können. Nun ja, Chief Inspector Andie Redwood ist halt
nicht ganz so einschienig, wie dass manche Menschen wohl gerne hätten.
Auch dass man die in der Nacht abgestimmte Version der Zeitleiste
am nächsten Morgen nochmals änderte, nämlich dahin gehend das nun
um 21:15 eine mögliche Tätersichtung ins Protokoll geschrieben
wurde, und die zunächst in die Liste geschriebenen Kontrollgänge
zwischen 21:30 und 21:50 wegfielen. Warum? War etwa den
Kontrollgängern Oldfield und O'Brian aufgefallen, dass die so
zusammen gestöpselte Zeitliste nicht stimmen konnte, dass sie um
diese Zeit tatsächlich nicht unterwegs gewesen waren, denn da etwa
wurde ja genau der von den Hotelangestellten bezeugte Alarm schon
ausgelöst? Oder war es vielmehr Gerry McCann gewesen, dem
aufgefallen war, dass dann der vorgebliche unbekannte Entführer nur
5 Minuten, nämlich von 21:50 bis 21:55, als Kate an den Ort kam, für
eine offensichtlich spurlose Entführung gehabt hatte? Dafür kam nun
aber die Tanner Beobachtung in die Liste, die von Gerry McCann mit
„Gerald“ abgezeichnet und der PJ zu geführt wurde. Am Vorabend
erschien Tanner die Beobachtung als unwichtig, am nächsten Tag
jedoch schon, obwohl, und da ist auch wieder Täterwissen zu
vermuten, die McCann's von Anfang an von einer Entführung redeten.
Vermutlich hat Jane Tanner, und das zeigten ja auch die Ermittlungen
von Scotland Yard, ihre Beobachtung eines britischen Touristen im
Nachhinein ein wenig, wahrscheinlich unbewusst, dem Druck der
Entführungsthese folgend aufgepeppt.
Nun es gibt noch dutzende solcher Punkte an denen man sehen kann,
dass die McCann's in ganz wesentlichen Punkten nicht die Wahrheit
sagen, oder gar nichts sagen wollen, oder eben verfrühtes
Täterwissen offenbaren. Zu erwähnen ist hier nur der ultrafrühe
Start der Medeinkampagne, die einem eventuell noch lebenden Opfer mit
Sicherheit nicht gut getan hätte. So insbesondere auch das
insistieren der Eltern darauf das unveränderliche Merkmale Maddies,
der kleine Fehler in der Iris ihres rechten Auges, öffentlich zu
plakatieren:
„Look into my eyes...“. Obwohl gerade die PJ sie
eindringlich warnte dies zu tun, da es das Leben ihrer Tochter ggf.
in höchstem Maße gefährden würde. Denn ein potentieller Entführer
würde durch den Druck einer solchen Kampagne und mit der Tatsache
der Unveränderlichkeit des Merkmals konfrontiert, geradezu zu einem
Mord genötigt werden.
Nun also, fassen wir nur kurz das Wesentliche zusammen:
- keinerlei objektive Spuren einer Entführung
- Versuch der Verschiebung der zentralen Zeitleiste durch die
McCann's und Freunde um bis zu einer halben Stunde in die Zukunft
- Frisierte Aussagen bezüglich dem Ablauf der verschiedenen
Kontrollgänge der Freunde, die ein mögliches
Entführungs-Zeitfenster sonst praktisch auf Null gebracht hätten
- Vermutbares Täterwissen auch beim Ablauf der Suche, Kate
sucht gar nicht, sagt ihrer Mutter telephonisch „Sie ist tot“,
lässt einen Priester kontaktieren. Gerry sucht nur Anfangs und
setzt noch in der Nacht die britische Pressemaschine in Gang.
- Schon am nächsten Morgen wird in der Folge die Arbeit der
portugiesischen Polizei massiv unter Druck gesetzt, Pressevertreten
rufen reihenweise an, und der britische Konsul erschient schon gegen
10 Uhr in den Räumen der Polizei und posaunt unter Anwesenheit der
Polizisten gleich ins politische London, dass die „Polizei hier
gar nichts tun würde“.
Letzteres klingt wie ein schlechter Witz, ist aber verbürgte
Tatsache. An diesem Tag startet also eine mediale, politische und
juristische Kampagne die in der Kriminalgeschichte ihres Gleichen
sucht. Es dauerte aber noch 4 Monate, bis die McCann's Anfangs
September 2007, nach unzähligen weiteren Ermittlungen und
Verdachtsmomenten, in den Stand eines Beklagten, Arguido, erhoben
wurden. Ungeachtet dessen dauert die Kampagne nun schon sechseinhalb
Jahre an und gipfelt zur Zeit im „
Libel“(Verleumdungs-)-Prozess
gegen den leitenden Polizeibeamten der PJ von 2007, Goncalo Amaral.
der bis spätestens Februar 2014 entschieden sein soll. Ein Prozess,
der zwar „nur“ ein Zivilprozess ist, bei dem es für die McCann's
allerdings trotzdem um Kopf und Kragen geht. Historisch
Vergleichbares kann man an diesem Punkt nur beim
O.J. Simpson-Fall finden.
In der ganzen Zeit, bis heute, werden dabei die McCann's von den
besten, gerissensten und teuersten Anwälten Großbritanniens und
auch Portugals vertreten. Echte „Winkeladvokaten“ die es durch
politische und juristische Winkelzüge tatsächlich schafften, den
Spieß zwischen Angeklagten und dem Ankläger komplett umzudrehen.
Zunächst schaffte man es Amaral vom Fall McCann zu suspendieren,
weil er angebliche vertrauliche Ermittlungsergebnisse durchsickern
ließ. Damit nicht genug, stellte man ihm weiter nach. Schließlich
gelang es Amaral selbst auf die Anklagebank zu bugsieren, in einem
ganz anderen Fall, bei dem eine ebenfalls wegen Kindermordes
Angeklagte behauptete, von den ermittelnden Polizeibeamten geschlagen
worden zu sein. Damit hatte Amaral zwar direkt nichts zu tun, aber er
war höherer Vorgesetzter der Beschuldigten und hätte nach Meinung
seiner Ankläger den Fall seiner Kollegen aber vor Gericht zerren
müssen. So aber konnte man ihm die Sache in die Schuhe und seine
Person endgültig aus dem Amt schieben.
Als er dann seine Geschichte, mit den längst bekannten und
veröffentlichten Ermittlungsakten als Buch (Madeleine - Die Wahrheit
über die Lüge) herausbrachte, setzten die McCann's zu Krönung noch
eine Verleumdungsklage und ein vorläufiges Verbot seines Buches
durch. Mit der wenig kleinlichen Streitsumme von 1 Million Pfund
übrigens. Geld, das Amaral das Genick endgültig brechen würde, für
die McCann's dagegen nicht viel mehr als der Inhalt der Kaffeekasse
wäre. Die McCann's selbst haben natürlich auch ein Buch heraus
gebracht über Madeleine, das mit Hilfe der Harry-Potter-Erfinderin
und Milliardärin Joanne K. Rowling zusammen geschustert wurde und
mit unbelegten Bezichtigungen von Amaral und der PJ nur so gespickt
ist. Ein Millionenschwerer Verkaufserfolg versteht sich dabei fast
von selbst.
Hinter dieser unglaublichen Geschichte steckt auf der notwendigen
Finanzseite ein britischer Multimilliardär der die McCann's nicht
nur mit diesen für Normalsterbliche unbezahlbaren Anwälten
versorgt, sondern auch sonst noch mit nahezu unbegrenzten
Geldspritzen wo immer es nötig erscheint einspringt. Neben dieser
finanziellen Seite hat der Fall natürlich auch eine erhebliche
politische und gesellschaftliche Dimension, die bis in die höchsten
Ämter des Vereinigten Königreiches reicht, anfänglich durch PM
Gordon Brown, zwischenzeitlich selbst durch Prinz Charles und heute
weiterhin auch durch ungewöhnlich persönlichen Einsatz vom
aktuellen PM David Cameron. In vergleichbaren Fällen britischer
Touristen im Ausland kann man dergleichen nichts beobachten. Aber es
macht diesen Fall, emotionslos betrachtet, nun erst wirklich so
richtig prickelnd. Aber diese spezielle Geschichte müssen wir uns für einen
weiteren Beitrag aufsparen.
Eine mögliche Rekonstruktion des 3.ten Mai
Zum Abschluss kommen wir zu einer möglichen(!) Rekonstruktion des
3.ten Mai nach den vorliegenden Fakten, wobei natürlich bis zu einem
Urteilsspruch in der Sache, gegen wen auch immer, die
Unschuldvermutung in einem Rechtsstaat im Vordergrund steht. Diese
gilt nicht nur für die McCann's, sondern genauso für Alle bisher
und in Zukunft noch Beschuldigten im Rahmen der Kampagne, so für die
angeblich deutsch oder niederländisch sprechende Drücker oder auch
den toten schwarze Traktorfahrer aus den Cap Verden oder noch
sonstige Menschen die zufällig nur ein Handy zu der Zeit und in der
Gegend eingeschaltet hatten. Was in den medialen Schuldvermutungen
gegenüber diesen bislang immer noch unschuldig gewesenen
„Verdächtigen“ ja wenig genug beachtet wurde und weiter wird.
Nun, wie also könnte es gewesen sein?
Die McCann's sind in 2007 beide angesehene Ärzte, Gerry ist
Kardiologe am Glenfield Hospital in Leicester und Kate zu dieser Zeit
„General Practitioner (GP)“, also Allgemeinmedizinerin in Melton.
Ursprünglich hat sie allerdings Gynäkologie studiert und lernte
dann das Fach einer Anästhesistin. GP wurde sie erst mit den
Kindern, weil diese Beschäftigung mehr zeitliche Flexibilität
erlaubte. Sie reisen mit einer Gruppe guter Freunde (später die
Tapas 7 oder Tapas 9 mit den McCann's genannt), alles Ärzte und
Lebenspartner in vergleichbarer Stellung und auch sind sie schön
öfters gemeinsam in Urlaub gewesen. Gerry und Kate sind beide
hochtrainierte Amateursportler, Gerry zudem auch noch Sportmediziner.
Als Medizinerpaar erzielen sie ein wirklich gutes Einkommen und haben
für sich und ihre nun drei Kinder ein schönes Einfamilienhaus
gebaut, dass zu dieser Zeit aber noch längst nicht abbezahlt ist.
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Die Tapas 7 plus J. Wilkins - Bildquelle mccannfiles.com |
Kurzurlaub in Portugal
Ende April beginnen Sie einen nur einwöchigen Kurzurlaub in
Portugal, der am 5. May mit dem Rückflug enden sollte. Sie wählen
eine Hotel, dass sowohl hervorragende Möglichkeiten zur Versorgung
aller Kinder als auch reichliche Sportmöglichkeiten bietet, den
Ocean Club in Praia da Luz. Dort bekommen sie Apartments zu geteilt,
die alle recht nahe beieinander liegen, wobei das Apartment 5A der
McCanns das Eckapartment am Nordöstlichen Ende des Hauptblocks ist.
Das Hotel verfügt über professionel geführte Kinderkrippen für
jedes Alter. Für Maddie ist der Mini Club die Wahl. Dort wird sie
regelmäßig von Morgens bis zum späteren Nachmittag durch englisch
sprechende Kinderpflegerinnen betreut, so dass die Eltern trotz der
üblichen Kindersorgen einen erholsamen Sporturlaub verbringen
können. Da gibt es nicht allzu viel gegen zu sagen, denn schließlich
ist die Arbeit der Ärzte hart genug und eine Woche Urlaub auch viel
zu kurz. Und die für alle Eltern von Kleinkindern übliche
rund-um-die-Uhr-Versorgung der Kids ist nicht unbedingt das, was man
allgemein unter jungen Leuten, die vor kurzem noch Sport vernarrte
typische „Yuppies“ waren, als erholsam bezeichnen würde. Das
lernt man erst mit der Zeit.
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Karte des Ocean Clubs - mccannPJfiles.co.uk |
Tapas Bar
Abends geht man regelmäßig in die Tapas Bar, um mit den Freunden
zu essen und danach nach Möglichkeit noch „einen drauf“ zu
machen. Auch dagegen ist wenig einzuwenden, wenn es denn geht, aber
insbesondere Maddie hat noch öfters Probleme gemacht weil sie nicht
ein- oder durch schlafen wollte. Es ist bezeugt (
Pamela Fenn) dass sie zumindest
am 1.Mai nachts stundenlang nach ihren Eltern schrie, die wohl noch
aus zum Feiern waren.
Der 3.te Mai
Der 3.te May ist wird nun aber der letzte Tag zum Feiern sein.
Denn am 5.ten wird man früh aufstehen müssen um zum Flughafen zu
kommen. Der letzte Abend des 4.May fällt damit also für die
Abschiedsfeier unter den guten Freunden definitiv aus. Der Tag
verläuft wie üblich, man macht Sport und alles drum und dran und
Maddie ist bis 17:30 versorgt. Das ist auch klar bezeugt, und um
17:30 wird Maddie vom Mini Club abgeholt und ins Apartment gebracht.
Dort ist jetzt Kate, die die drei Kinder auf die Nacht vorbereitet
und Gerry, der sich für das tägliche Herren Tennis von 18:00 bis
19:00 bereit macht.
Eine Schnapsidee
Kate's Beruf ist es nun mal gewesen regelmäßig Menschen jeden
Alters kontrolliert in den Schlaf zu versetzen. Sie hat das schon
tausend mal gemacht und es hat auch immer problemlos geklappt. Sie
kann das und sie weiß auch, dass sie es kann. Die gelernte
Anästhesistin Kate kommt nun vermutlich auf eine geradezu
sprichwörtliche Schnapsidee. Damit die Abschlussfeier nun wirklich
mal in Ruhe und ohne Kindersorgen klappt, verabreicht sie den Kurzen
ein Beruhigungsmittel. Welches könnte man nur vermuten, sei es nun
irgend etwas ganz spezielles aus ihrem Ärztefundus oder eben ein
häufig für solche Zwecke verwendetes Diazepam (Valium).
Normalerweise ist das Zeugs tatsächlich Nebenwirkungsfrei, in der
Regel schadet es Niemanden, man schläft gut und ruhig danach.
Natürlich muss die Dosierung stimmen, was für eine gelernte
Anästhesistin aber nun wirklich kein Problem darstellen sollte.
Es ist auch so, das Valium Gaben selbst an Kleinkinder überhaupt
nichts ungewöhnliches sind, hier nur der kurze Ausschnitt aus dem
Beiblatt von Valium:
„The recommended dose of diazepam for adults ranges from 2 mg to 10
mg, taken 2 to 4 times daily. For children older than 6 months, the
initial dose usually ranges from 1 mg to 2.5 mg, taken 3 or 4 times
daily. “
Es passiert, was noch nie passiert ist
Wenn Kate also tatsächlich etwas wie Valium verabreichte, dann
ist das vielleicht aus Sicht erfahrener Eltern in diesem Falle etwas,
na ja, sagen wir, ein nicht gerade selbstloses Handeln. Aber es ist
auch keineswegs verrückt oder abwegig, es ist selbst für größere
Babies schon erlaubt und möglich. Für gelernte und geübte Ärzte
ist es erst recht keine so abwegige Idee sondern liegt durchaus im
normalen Rahmen ihrer Kompetenz und war zumindest medizinisch gesehen
ohne weiteres vertretbar. Wieso also nicht in diesem Ausnahmefall der
Abschlussfeier?
Was aber selbst viele Ärzte nicht realisieren ist, dass z.B.
Diazepam durchaus Nebenwirkungen haben kann. Die sind zwar als
äußerst selten und ungewöhnlich zu bezeichnen, aber wenn sie dann
doch mal vorkommen,
dann sind sie so richtig heftig: „
...Auch Schlafstörungen, vor allem Einschlafstörungen sprechen
gut auf Benzodiazepin-Tranquilizer an, ohne dass man gleich zu
Schlafmitteln greifen muss. Über die gängigen Nebenwirkungen wurde
bereits ausführlich berichtet. Sie sind in der Regel eher lästig
als quälend oder gar gefährlich. ...Die unerwünschten
Begleiterscheinungen der Benzodiazepine sind darüber hinaus [aber]
noch ein psychopharmakologisch fast einzigartiges Phänomen: Zum
einen von einer schier unfassbaren Vielfalt, wie sie scheinbar kaum
auf eine einzige Stoffklasse zurückgeführt werden kann, zum anderen
weitgehend unbekannt, ja beschönigt - und zwar nicht nur in der
Allgemeinheit, sondern auch lange Zeit in Ärztekreisen. Die
häufigsten Nebenwirkungen, die bereits nach kurzer Einnahmezeit
durch Tranquilizer und Schlafmittel vom Benzodiazepin-Typ auftreten
können, sind: Blutdruckabfall, Atembeschwerden, Mundtrockenheit,
Muskelschwäche..... [Besonders] wenn man die Benzodiazepine
intravenös zu rasch oder zu hoch dosiert, kann es im Extremfall zu
ernsten Herz-Kreislauf-Folgen, insbesondere zu einem bedrohlichen
Blutdruckabfall kommen.“. Valium gibt es in verschiedensten
Verabreichungsformen, so Tabletten, Saft oder auch Ampullen zur
Injektion.
In dem sehr seltenen Fall kann es zum gefürchteten
allergischen Schock (Anaphylaxis) kommen:
„Anaphylaxis is a severe allergic reaction of rapid onset
affecting many body systems. There have been cases of death occurring
within minutes. The risk is greatest in young people and females.
Death from anaphylaxis is most commonly triggered by medications. In
a person who died from anaphylaxis, autopsy may show an "empty
heart" attributed to reduced venous return from vasodilation and
redistribution of intravascular volume from the central to the
peripheral compartment.“. Es muss übrigens noch nicht einmal
Valium gewesen sein, selbst das für Kinder häufig verwendete
Paracetamol (engl.: Calpol; med. Gruppe der NSAID) kann solche Folgen
haben:
„Any medication may potentially trigger anaphylaxis. The
most common are β-lactam antibiotics (such as penicillin) followed
by aspirin and NSAIDs “. Das ganze Syndrom kommt, nebenbei bemerkt, auch fast so selten vor wie der gefürchtete Sexualmord an Kindern,
nämlich in UK rund 20 mal im Jahr:
„Currently, anaphylaxis leads
to 500–1,000 deaths per year (2.4 per million) in the United
States, 20 deaths per year in the United Kingdom (0.33 per million),
and 15 deaths per year in Australia (0.64 per million)“.
Kurz nach 17:30
Nun jedenfalls, ohne böses Denken ist es möglich, dass Maddie
und auch die Zwillinge kurz nach 17:30 erst einmal etwas zu Trinken
bekamen, wo Kate eine ganz normale und erlaubte Dosis Valium
untermischte. Und auch gut möglich, dass Gerry das ebenso wusste und
genauso als vertretbar erachtete. Die normale Wirkung würde sein,
dass die Kinder im Verlaufe des Abends, bis zum verabredeten Treff in
etwa drei Stunden richtig schön müde würden und dann ganz
entspannt in einen erholsamen Schlaf fallen würden. So weit so gut.
Es sind also etwa 17:40 und Kate und Gerry beginnen sich frisch zu
machen, Kate vielleicht im Bad und Gerry sammelt sein Tenniszeugs ein
und zieht seine Tennissachen an. Als sie ein paar Minuten später
wieder zu den Kindern kommen dann der Schock: Während die Zwillinge
noch munter spielen liegt Maddie auf dem Boden vor dem Sofa im
Wohnzimmer. Gerry, der von seinem Freund David in der späteren
Vernehmung als ungewöhnlich cool, ja als stoisch beschrieben wird,
eine Fähigkeit die ihn für seinen besonderen Beruf des
Herzspezialisten und Chirurg besonders auszeichnet, wird natürlich
sofort eine Reanimation versuchen. Bei einem „empty heart“-Syndrom
aber sind alle Körperflüssigkeiten des geschockten Körpers in die
Peripherie verschoben. Als er ihren kleinen Brustkorb zur Herzmassage
heftig eindrückt, spritzen ihm die verdrängten Körperflüssigkeiten,
Blut und Lymphe, aus Maddies Körperöffnungen förmlich entgegen.
Daraus dürften die zahlreichen Flecken von resultieren, die die PJ
Monate später noch an den Wohnzimmerwänden vorfinden und Maddie
zuordnen kann. Maddie ist tot, und der Herzspezialist Gerry weiß
auch sofort, das hier beim besten Willen nichts mehr zu machen ist.
Die bei weitem weniger coole Kate dürfte an diesem Punkt in einen
völlig konsternierten und paralysierten Schockzustand gefallen sein.
Etwa 18:00 Uhr
Es sind nun etwa 18:00, was also soll Gerry nun tun? Zwar ist
Gerry dafür bekannt, dass er auch in den heikelsten Situationen
kühlen Kopf bewahren kann, aber in dieser furchtbaren Situation gibt
es doch einen psychologischen Kurzschluss bei ihm. Er könnte wie in
solchen Fällen üblich jetzt Notarzt und Freunde informieren, und
das ganz folgende Prozedere über sich ergehen lassen. Polizeiliche
Vernehmung, und eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung auf dem
Fuße. Aus der heutigen Ferne zum Ereignis betrachtet, wäre es die
bessere Lösung gewesen. Denn es bestand noch eine realistische
Chance juristisch mit einem blauen Auge davon zu kommen. Denn ihr
Handeln war vielleicht moralisch fragwürdig, medizinisch gesehen
aber eigentlich nicht. Mit der extrem seltenen Nebenwirkung konnten
und mussten sie nicht rechnen. Gut möglich, dass man sie
freigesprochen hätte und sie ihre Jobs hätten behalten können.
Nun aber fühlen sich beide so was von schuldig, wie man sich nur
eben schuldig fühlen kann. Dadurch dürfte ihm und auch Kate der
ebenso denkbare Extremfall nun als ganz selbstverständliche Folge
durch den Kopf geschossen sein: Man würde ihnen ein Verfahren wegen
Medikamentenmissbrauchs und fahrlässiger Tötung anhängen. Mit der
Folge dass sie beide ihre Approbation als Ärzte und damit ihre gut
bezahlte Arbeit verlieren würden. Schlimmer noch, auch das Haus
würden sie dann verlieren, denn das war noch längst nicht
abbezahlt. Auch was die gesellschaftliche Stellung angeht wäre es
verheerend, der Abstieg aus der Oberschicht ins Prekariat war
vorgezeichnet und das gleiche galt dann automatisch auch für die
unschuldigen Zwillinge, die Haus, Ausbildung und Zukunft verlieren
würden. Ob man jemals wieder, dann schon in den Vierzigern, den
harten Weg von Unten zurück nach Oben kommen würde? Eher
unwahrscheinlich.
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PJ - Files : Der mögliche Tatort des Unglücks |
David Payne
Statt des sowieso sinnlosen Herbeirufens eines Notarztes und der
Polizei beschließt er daher erst mal seinen besten Freund im Team
der Tapas 9 hinzu zu holen, David Payne, der Senior Consultant der
auch zum Tennisplatz kommen wollte. Jetzt oder auch später, wird er
den toten Körper Maddies in den Kleiderschrank legen, wo einige Zeit
später die Leichenhunde noch anschlagen werden. Das dürfte schon
notwendig gewesen sein, um zu Verhindern das Kate beim Anblick der
Leiche durchdreht. Auf dem Tennisplatz trifft er dann auf David, den
er informiert und der daraufhin zu Kate läuft. Gerry folgt ihm
einige Minuten später.
Wieso ausgerechnet David? Nun, mit ihm hat er offensichtlich ein
recht intimes Freundschaftsverhältnis, wie später aus einer
Zeugen Aussage der Gaspars hervorgeht, das Majorca-Event oder die „
Payne-Allegation“. Diese
Aussage wurde am 16. Mai der Polizei zu Protokoll gegeben. Frau
Gaspar war in einem früheren Mallorca-Urlaub mit dem
Ärztefreundeskreis unterwegs gewesen und hatte eine Beobachtung
gemacht, die sie als möglicherweise relevant erachtete, da zu dieser
Zeit ja noch nach dem unbekannten Entführer gesucht wurde. Die
Beobachtung war:
„...One night, when we were on holiday, the adults,
in other words, the couples that I mentioned were on a patio outside
the house where we were staying. We had been eating and drinking. I
was sitting between Dave and Gerry whom I believe were both talking
about Madeleine. I don't remember the conversation in its entirety,
but it seemed they were discussing a possible scenario. I remember
Dave telling Gerry something like ?she?, referring to Madeleine,
?would do this?. When he mentioned ?this?, Dave was sucking on one of
his fingers, pushing it in and out of his mouth, whilst with the
other hand he circled his nipple, with a circulating movement over
his clothes. This was done in a provocative manner there being an
explicit insinuation in relation to what he was saying and doing. I
remember that I was shocked at this, and looked at Gerry, and also at
Dave, to see their reactions. I looked around (page 4) to see ?did
anyone else hear this, or was it just me?. There was a nervous
silence noted in the conversations of all the others and immediately
afterwards everyone began talking again. I never spoke to anyone
about this, but I always felt that it was something very strange and
that it wasn't something that should be done or said.“.
Nun, der ungeheure Verdacht hier war, dass David und Gerry in
sexueller Kumpanei irgendwas mit kleinen Kindern machen würde. Ich
glaube das eher nicht, sondern vermute mal das Frau Gaspar, ähnlich
wie Jane Tanner mit ihrer Beobachtung eines angeblich Verdächtigen,
lediglich im Angesicht der Fahndungslage eine Erinnerung emotional
über interpretierte. So oder so, auf jeden Fall bezeugt die Aussage
aber, dass beide ein besonders intimes Freundschaftsverhältnis
hatten. Das ist auch heute noch so. Denn während alle anderen den
Kontakt mit den McCann's abgebrochen haben, werden sie später nur
noch von den Payne's und, na raten sie mal, Frau Tanner besucht
(Flash Magazine,30.04.2009) :
„….Maddie's mother does not leave the house and
the father grows ever more distant from his wife. Two years after the
child's disappearance, Madeleine's grandmother Susan tells Flash! she
"lost both her daughter and granddaughter that wretched night."
...Nowadays the McCanns are not a part of the area's social scene,
unlike before. "They are insular." According to the source
the residents are tired of the media, that's why they distance
themselves. At most the house is visited by close family and three
others "of the group of nine friends (seven friends) who were
with them in the Algarve when Maddie disappeared, that is David and
Fiona Payne and Jane Tanner, as they are connected with them."“
Die Zeit von 18:30 bis 19:00
In der Zeit von 18:30 bis 19:00 dürften dann Gerry, Kate und
David die Sache mit der Entführung ausgebrütet haben, wobei David
sicher nicht selbst Hand anlegen wollte. Nur alle sind Ärzte und
verstehen die Nöte die die McCann's nun haben. Wenigstens verspricht
er ihnen, sie bei der Sache zu decken indem er sich ggf. „blöd“
stellen würde, soweit man ihn dazu befragen würde. Man sieht das
auch schön an seiner Aussage zu den strittigen genauen
Zeitabläufen in besagter halben Stunde:
„Err after we had the meal we got some ice
cream and then err we decided that we were gonna go up and play
tennis so I left err with err Russell, we left the, err the girls at
the restaurant and we went up to the, err back up to the Ocean Club.
Err I, as I say I'm not sure you know what happened to Matt and
Russell at that particular moment but I remember then you know I went
over to see err Gerry at the err you know tennis courts, just to see
you know what was happening, and err decided that we'd, you know I'd
come, come back to play tennis and err Gerry had asked me just to pop
in and check everything was alright err with Kate or you know again I
can't remember the exact reason whether he was just making sure it
was alright that he could stay there and you know more time but you
know he'd asked me to pop in. So I walked back err from the tennis
courts, err back to err you know Kate and Gerry's apartment and the
time you know looking at, you know we've looked obviously at
photographs since then and you know the time that we've got that I
was you know going to Kate's about six thirty, err and I went into
their apartment through the patio doors. The three children were all
you know dressed you know in their pyjamas, you know they looked
immaculate, you know they were just like angels, they all looked so
happy and well looked after and content and I said to Kate, you know
it's a bit early for the you know, for the three of them to be going
to bed, she said ah they've had such a great time, they're really
tired and you know err so I say, you know I can't remember exactly
what, what you know the night attire, what the children were wearing
but white was the predominant err colour, but you know just to
reinforce they were just so happy, you know seeing you know obviously
Gerry wasn't there but they were just all, just so at peace and you
know they looked like a family who'd had such a fantastic time and
err yeah then I left there, went and got my stuff, went back to the
tennis courts and then err there was me, Matt and Russell and I think
Gerry played a little, for a little while but he decided that he'd,
he'd played enough tennis for that day and err was going back and so
it left with me, Russell and err Matt and err Dan who was the, the
you know the tennis coach from Mark Warner.“. Nun, alles
verstanden? Err, err, you know?
Nach 19:00 Uhr - Zurück zum Tennisplatz
David geht also zurück zum Tennisplatz wo er auf die beiden
restlichen Männer der Truppe trifft: Matthew Oldfield und Russel
O'Brian. Weiht er sie nun in die Sache ein? Vermutlich ja, die Last
kann er nicht so auf sich alleine sitzen lassen. Was können die
Männer nun tun? Alle gehören zu dem gehobenen Medizinerkreis und
sind alte Freunde. Sie können die fürchterliche Situation in der
nun die McCann's stecken nur zu gut verstehen. Sollen Sie, allerdings
nur passiv, mitmachen in dem sie aus Solidarität mit ihrem Freund
und Kollegen einfach nur still halten, nichts sagen und die McCann's
ihr Ding durchziehen lassen? Was soll ihnen dabei schon passieren,
wenn's gut geht dann steht halt irgendwo ein unbekannter Entführer
im Raum, der nie gefunden wird. Wenn's schief läuft ist es nicht ihr
Problem, sondern das der McCann's. Oder sollte nun doch einer
aufbegehren und sagen, nein ich mach da nicht mit, ich rufe jetzt die
Polizei? Nein, alle sind geschockt, verwirrt, und halten aus durchaus
verstehbarer Solidarität erst mal still. Man will zwar später nicht
lügen wollen, aber die, die eingeweiht sind, wollen sich zumindest
bzgl. des Mitwissens dumm stellen, was man den Freunden zugestehen
möchte und für sie später auch kein allzu großes Problem
darstellen sollte. Die Lebenspartnerin von Russel O'Brian ist Jane
Tanner, die später die Beobachtung von 21:15 angibt, die bis vor
kurzem noch im Raume stand und in der Tat, wenn sie zutreffend
gewesen wäre, Gerry und Kate McCann entlastet hätte. Die Frau von
David ist Fiona Payne, die lange Zeit mit Kate zusammen gearbeitet
und gelernt hat. Mit auf Reise ist auch Fiona's Mutter, Diane
Webster. Bleibt noch Matthew Oldfield mit seiner Frau Rachel.
Wer von Ihnen zu welcher Zeit eingeweiht war bleibt hier
offen. Der für die McCann's im Nachhinein günstige Effekt scheint
gewesen zu sein, dass nun sukzessive über Stunden und Tage,
scheibchenweise die Gruppe immer mehr in die Sache hinein gezogen
wurde. Spätestens mit der abgestimmten Zeitleiste war man zwar nicht
unmittelbar in die Sache verwickelt, aber mittelbar an der
Verschleierung beteiligt. Kein Wunder dass keiner der damals
Beteiligten heute noch viel von der Sache, ja noch nicht einmal mehr
von den McCann's wissen wollen, geschweige denn an einer
Live-Reconstruction vor Ort Interesse anmelden. Denn man könnte sie
wegen Beihilfe ebenfalls vor Gericht zerren, und dass stand ab
September 2007 auch bereits im Raume. Mit absehbaren Folgen für die
Karrieren der Beteiligten. Im November 2007 fand daher das geheime
„Rothley-Meeting“ der
Tapas-Gruppe statt, bei dem offensichtlich noch einmal das weitere
Verhalten der Gruppe bezüglich der Zeitleiste abgestimmt wurde.
Danach zerstreuen sich die ehemals festen Beziehungen der
Tapas-Gruppe.
20:45 Tapas-Bar
Um 20:45 beginnt dann das Treffen an der Tapas-Bar, wobei man
davon ausgehen muss, dass wenigstens ein wesentlicher Teil der Gruppe
eingeweiht ist. Natürlich hält man die Spannung nicht ewig aus, und
ungewöhnlich früh, nämlich nach Aussage der unabhängigen Zeugen,
zerstreut sich die Gruppe bereits deutlich früher als später von
diesen behauptet: Vielleicht schon um 21:20, spätestens jedoch so
etwa um 21:40. Kate müsste jetzt, bevor sie Alarm gibt, eigentlich
für etwas Unordnung und Gewalteinwirkung an den zur Straßenseite
gelegenen Fenster und Tür sowie im Schlafzimmer der Kinder
anrichten, aber so cool ist sie einfach nicht. Es reicht gerade mal
dazu, das Fenster im Kinderzimmer einen Spalt offen stehen zu lassen.
Gerry aber muss nun die Leiche erst einmal ungesehen aus dem Haus zu
bringen, wobei die nicht Eingeweihten der Gruppe das keinesfalls
mitkriegen dürfen und natürlich auch sonstige Zeugen zu vermeiden
sind.
Aus unserer rückwärts gewandten Sicht von heute wird man
vielleicht spontan sagen „aber das ist doch viel zu riskant?“.
Nur macht man dann den Fehler, der so häufig bei historischen
Betrachtungen passiert. Denn aus rückwärts gewandter Sicht
vertauschen Ursache und Wirkung ihre Reihenfolge. Was aus
rückwärtiger Sicht unlogisch erscheint ist aus der Zeit heraus
gesehen dann nämlich durchaus logisch, während Dinge die aus
heutiger Sicht logisch erscheinen, etwa „das hätten die doch
unmöglich so planen können!“ in Wirklichkeit völlig irrelevante
Betrachtungen sind.
Natürlich weiß weder Gerry noch sonst ein Mitwisser was
nun genau passieren würde. Aber er hat halt nun keine andere
Möglichkeit, als es wenigstens zu versuchen. Und bei sachlicher
Betrachtung, was soll schon groß passieren können? Im schlimmsten
Fall fliegt die Sache sofort auf, und naja, dann steht man auch nicht
viel schlechter da, als man vor drei Stunden auch bereits da
gestanden hatte. Was soll's. Was könnte sonst noch so passieren?
Wenn er erst mal mit der Leiche ungesehen aus dem Resort verschwinden
kann, in die westlich gelegene weniger frequentierte und wildere
Gegend, und er mit der Leiche „gestellt“ würde? Na, dann könnte
er im schlimmsten Fall einfach behaupten, er hätte Maddie just in
diesem Moment gefunden und der Täter müsste noch irgendwo in der
Gegend herum laufen.
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Phantombilder nach Smith-Sichtung. Die Bilder wurden durch die McCann-Foundation fünf Jahre zurückgehalten. |
22:00 Family Smith
Auf der möglichen Suche nach einem geeigneten Versteck trifft er gegen 22:00
auf potentielle Zeugen, nämlich die Familie Smith. Die denkt sich zu
diesem Zeitpunkt natürlich nicht viel dabei, und McCann kann
wenigstens darauf hoffen, dass es wenigstens für längere Zeit auch
dabei bleibt. Jetzt muss er die Leiche nur noch irgendwo verstecken,
auf einem der wilden Grundstücke, oder am felsigen Strand in
irgendeiner Höhle oder Spalte des Terrains. Wichtig ist dabei
zunächst noch nicht einmal, dass die Leiche nie gefunden wird. Es
reicht völlig aus wenn sie wenigstens für ein paar Stunden oder
Tage nicht gefunden wird. Je länger die Zeit, desto besser
natürlich. Man kann sie später ggf. in ein sichereres Lager
umbetten, und auch die Spuren des Geschehens sind mit jedem
zusätzlichen Tag für die Ermittler um so schwerer zu deuten und
einem Täter zu zu ordnen.
Zeitlich ist der Ablauf auch kein allzu großes Problem. Denn
selbst vom Strand aus gesehen ist die Entfernung zum Apartment nicht
besonders groß. Der Treffpunkt mit den Smiths lag genau 375 m
entfernt und bis zum felsigen Strand sind es etwa 500 Meter. Für
Gerry McCann, der als Jogger genauso hoch trainiert ist wie seine
Frau, ist dass kein Zeitproblem. Im strammen Schritt schafft er die
375 m in gut 2 Minuten. Zurück, ohne Leiche, kann er auch völlig
unverdächtig Joggen, schließlich sucht er offiziell seine Tochter,
und da schafft er die 500 Meter sogar locker in nur anderthalb
Minuten zurück.
Etwa 22:15
Als er nun vielleicht um etwa 22:15 zurückkehrt, kann er genauso wie Kate es
bereits gemacht hat, erst einmal loslassen. Er wird von den Zeugen
dann auch in einem verzweifelten Zustand beschrieben, wie keiner es dem sonst so ober-coolen Gerry je zu getraut hätte. Beide rasten regelrecht aus
in Wut, Trauer und Verzweiflung. Das wird später damit erklärt
werden, dass man direkt „gefühlt“ habe, dass Maddie von einem
Pädophilen entführt und möglicherweise umgebracht worden sei. Aber
das ist insbesondere in Bezug auf den immer als ruhig und vernünftig
beschriebenen Gerry hin kaum glaubhaft. Normal für ihn wäre
gewesen, erst mal nicht vom Schlimmsten, sondern von einer nur
entlaufenen Maddie aus zu gehen. Wenn er aber wusste, dass sie tot
und er selbst mit schuld daran war, dann ist die nun so vehement und
vorzeitig vorgetragene Wut und Verzweiflung nur zu gut verständlich.
Polizeiruf 22:50
So um 22:30 oder auch etwa später, der erste verzeichnete Anruf bei
der Kriminalpolizei ist für 22:50 verbürgt, geht man auf die
Polizei zu. Diese trifft dann etwa ab 23:00 Uhr ein und beginnt mit
ihrer Arbeit. Hier werden natürlich einige Fehler gemacht, weil man
die Sachlage in ihrer zukünftigen Dimension völlig unterschätzt.
In den allermeisten ähnlich gelagerten Fällen handelt es sich ja
nur um ein vorübergehendes Verschwinden und die Befürchtungen der
sorgenden Eltern lösen sich in Luft auf. Hier aber würde das leider
nicht der Fall sein, wie die PJ später leidvoll erfahren musste.
Timeshift
Nach dem Gerry dann wieder abgeregt und bei Sinnen ist, war ihm
vermutlich klar, dass nun erst die richtige Arbeit an der
Verschleierung notwendig wurde. Denn die Begegnung mit den Smiths,
die zu seinem Glück erst drei Wochen später bekannt werden würde,
musste ihm nun aber akute Sorgen bereiten. Das bedingte zweierlei:
Erstens die Abfassung einer abgestimmten Zeitleiste der Gruppe, wobei
es für ihn darauf ankam, den Zeitpunkt des Alarms möglichst weit in
die Zukunft zu schieben, so dass er für die Zeit um 22:00 ein
halbwegs vertrauenswürdiges Alibi haben könnte. Bei der Abfassung
werden also er und die, die zu der Zeit bereits eingeweiht waren,
also mindestens noch Kate und David, die abhängigen Zeugen auf die
Zeit von 22:00 für diesen Alarm gedrängt haben. So ganz genau
wusste es wahrscheinlich ja auch keiner angesichts des allgemeinen
Schocks.
Zweitens war ihm vermutlich klar, dass die örtlichen
Polizeibehörden ja auch ihren Job gelernt haben und über kurz oder
lang den Braten riechen würden. Es war also notwendig die Polizei so
lange und intensiv wie möglich auf die falsche Spur festzulegen.
Diesen notwendigen Druck aufzubauen war am ehesten durch eine
Entfesselte britische Boulevardpresse möglich. Noch im Verlaufe der
Nacht ließ er deshalb seine Beziehungen zu Presse und Politik
spielen. Mit Erfolg. Noch vor den ersten Vernehmungen am nächsten
Tag trommelten die Presseanfragen auf die PJ ein und der britische
Konsul schlug schon um 10:00 morgens in der Dienststelle auf und
machte mächtig Dampf in der Bude. Und das wurde dann mit jedem Tag
schlimmer, was am Ende rund vier Monate Zeitgewinn brachte, bis die
PJ den Braten endlich gefunden hatten. Oder glaubten gefunden zu
haben, wie die McCann's bis heute betonen, weil die PJ ja nun
angeblich völlig unfähig wäre. Die in der Nacht abgestimmte
Timeline wurde dann noch mal überarbeitet, wobei die
Tanner-Beobachtung hinein kam, und die vorgeblichen Kontrollgänge
von 21:30 bis 21:50 raus flogen, offensichtlich weil sie das
Entführungsfenster zu klein machen würden. Gegen Mittag begannen
dann die ersten Vernehmungen der Zeugen. Zunächst beliebt es bei den
22:00 Uhr, eine Woche später erhöht Gerry McCann dann noch mal auf
22:13, wie schon erwähnt. Nochmal zwei Wochen später wird dann die
fatale Smith-Sichtung der PJ zur Kenntnis gebracht.
Nun, soweit also der vermutliche(!) Ablauf aus Sicht der PJ-Akten.
Was dann noch gerichtlich festgestellt werden sollte und müsste.
Wozu es aber nie kam. Stattdessen sucht man jetzt erneut nach der
Stützung der Version (2). Die setzt aber voraus, dass die zweimal in
wesentlichen Punkten unterschiedlich abgefasste Timeline quasi
zufällig und im Stress deutlich in die Zukunft verlegt wurde; das
sich insbesondere Gerry, trotz einer Woche Überlegung, sogar um eine
halbe Stunde in der realen Zeit getäuscht hätte; das der
Einbrecher, der nach der ersten Timeline gemessen nur gute fünf
Minuten für seine Tat gehabt hätte trotz der Eile keinerlei Spuren
hinterlassen hätte; dass die später ermittelten DNA und der von
Spürhunden ermittelte Leichengeruch ebenfalls zufallsbedingt durch
unbekannte Dritte gelegt wurden; die oben drein zufällig noch zu
Maddie sehr ähnliche DNA besessen hätten. Und das sind nur die
größten Ungereimtheiten die wie ein dutzend weiterer
Merkwürdigkeiten einer nachvollziehbaren Erklärung harren.
Nun gut, nach der Unschuldsvermutung dürfen wir, nein müssen wir
annehmen, dass diese zweite Version auch noch möglich wäre. Wenn
auch weniger wahrscheinlich.
Wie könnte man, als letzten entscheidenden Beleg,
zwischen den
beiden Versionen definitiv unterscheiden?
Nun, das wäre im Prinzip gar nicht so schwierig und wurde auch
schon als Ansatz von der PJ verfolgt. Und, hätte natürlich auch bei
den groß angelegten Öffentlichkeits-Suchen von Crimewatch und
Aktenzeichen XY eine zentrale Rollen spielen müssen. Denn die
Kleidung des Verdächtigen bei der Smith-Sichtung wurde recht gut
beschrieben.
Die Frage ist also, was hatte Gerry McCann tatsächlich
an dem Abend getragen?
Natürlich ist die PJ dieser Frage auch
nachgegangen. Aber angeblich haben die Tpas 9 keinerlei Aufnahmen an
dem Abend gemacht, obwohl sie alle entsprechend Handy's bzw.
Smartphones und auch Fotoapparte besaßen. Und die Einsatzkräfte am
Tatort haben es versäumt bei ihrem Eintreffen erst einmal alles und
Jeden zu fotografieren. Das wurde erst nach Räumung des Tatorts
gemacht, wo Gerry längst nicht mehr anwesend war. In seiner späteren
Vernehmungen als Tatverdächtiger behauptet er, zu diesem Punkt
befragt, eine ganz andere Kleidung als wie der von den Smith's
gesichteten Verdächtigen getragen zu haben. War das die Wahrheit
oder nur eine weitere Lüge? War es die Wahrheit, dann ist er
tatsächlich draußen aus dem Schlamassel. Hatte er doch die
gesichtet Kleidung an, dann ist es allerdings zappenduster für ihn.
Selbst die FindMadeleine-Campagne müsste eigentlich auch an so einem
Foto zur möglichen und endgültigen Entlasstung der McCann's
interessiert sein, wobei sich natürlich die Frage stellt, warum dies
nie versucht wurde.
FAHNDUNGSAUFRUF
Der in den Sendungen von Crimewatch und Aktenzeichen XY peinlich
vermisste Aufruf muss daher also lauten:
- Hat irgend Jemand, sei es Tourist, Hotelmitarbeiter oder
Resident oder sonst wer, zufällig ein Foto zwischen ca. 20:30 und
22:30 am 3. Mai 2007 an oder in der Nähe der Ferienanlage in Praia
da Luz gemacht, auf dem, eventuell nur im Hintergrund eine Person
erkennbar ist, bei der es sich um Gerry McCann handeln könnte?
- Es sind dabei auch Fotos von Interesse, die nicht direkt an
der Ferienanlage, sondern auch im westlich davon gelegenen Teil
gemacht wurden.
- Insbesondere auch solche, wo möglicherweise im Hintergrund
ein unverdächtig erscheinender Jogger zu sehen ist, der in diesen
Straßen unterwegs war und keineswegs ein Kind tragen muss.
- Im westlichen Bereich befinden sich auch einige Bars, an
denen der suchende(?) Gerry McCann und/oder der (abhängig oder
unabhängige?) Tatverdächtige vermutlich vorbei musste.
- Insbesondere auf Blitzlichtaufnahmen könnte Gerry McCann,
und/oder der Verdächtige, im Hintergrund des Bildes vorhanden sein,
ohne dass man das auf den ersten Blick hin erkennen könnte. Durch
digitale Bildbearbeitung lässt sich häufig jedoch der Hintergrund
soweit aufhellen, dass die zufällig mit fotografierte Person wieder
erkennbar wird.
- Dies gilt für alle digitalen Aufnahmen von Kameras oder
Videogeräten. Ebenso gilt dies auch für alle klassischen Aufnahmen
auf Chemiefilmen. Bei diesen muss lediglich ein guter Scan vom
Negativ oder auch nur von einem noch vorhandenen Abzug gefertigt
werden.
- Sollten sie um die Zeit in Praia da Luz gewesen sein und
Fotos oder Videos gefertigt haben, so gehen sie diese Aufnahmen noch
einmal kritisch nach einem möglichen Beleg durch.
- Sollten sie etwas finden, dann melden Sie das der örtlichen
Polizei.
- Geben sie niemals Originale aus der Hand (Negative) sondern
immer nur Kopien. Sollte die ausgewiesene(!) Polizei das Original
rechtmäßig zur forensischen Untersuchung fordern, so behalten sie
trotzdem immer noch eine gute Kopie. Es besteht sonst immer die
Gefahr einem der vielen in den Fall eingeschalteten privaten
Detekteien auf den Leim zu gehen.
- Besonders digitale Bilder enthalten einen Zeitstempel. Bei der Suche in ihrem Material beachten Sie bitte, ob ihr Aufnahmegerät die richtige Ortszeit eingestellt hatte. Sonst steht da ggf. eine andere Zeit, etwa die Deutsche, die dann eine Stunde später als tatsächlich vor Ort anzeigen würde.
- Bei der ersten Beurteilung und digitalen Bildverarbeitungen
eines Fotos/Video kann auch ich ihnen helfen, sofern Sie mir nur
eine digitale Kopie z.b. per Email zukommen lassen.
- Belohnung: Ob sie die offerierten 20.000 Pfund dafür
bekommen die Scotland Yard ausgesetzt hat, ist zwar wegen der
Ausrichtung der Operation Grange ein wenig zweifelhaft. Aber wenn es
zur Klärung des Falles führt, ist es trotzdem durchaus möglich
und für Sie ggf. sogar rechtlich durchsetzbar.
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Die möglichen Bewegungsprofile von Gerry McCann am Abend des 3.ten Mai 2007 im Rahmen der Erstsuche. Der rote Pfeil bezeichnet den Weg vom Apartment 5A bisd zur Stelle der Smith-Sichtung um ca. 22:00 Uhr. Der Rückweg kann über etliche Wege, selbst über die Hauptstraße erfolgt sein. Der blaue Pfeil ist der Weg von der Tapas Bar zum Veranda-Eingang von Apartment 5A. Interessant sind alle Fotos von ca. 20:30 bis ca. 22:30 aus dem gesamten Bildbereich, auf dem eventuell Gerry McCann sichtbar ist. Ein solches Foto könnte sowohl der endgültigen Belastung als auch der endgültigen Entlastung der McCann's dienlich sein. (Bild: Googleearth, historisches Luftbildmaterial von 2007)
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Also, schaunmermal. Egal wie der Fall ausgeht, ein besonderer
Punkt des Falles will ich in einem zukünftigen Artikel aber noch
weiter beleuchten: Nämlich wie kommt das enorm Durchsetzungskräftige
Beziehungsgeflecht in finanzieller, medialer und politischer
Dimension zustande, das hinter der FindMadeleine-Kampagne der
McCann's steht? Denn das ist, ganz abseits der eigentlichen
Schuldfrage, eine wirklich höchst interessante Geschichte für sich.
P.S.: Unter diesem ->Link ist ein Wiki zum Thema eingerichtet.