Die
Vorhersage der Zukunft kann man in kurz-, mittel-, und langfristig
unterteilen. Kurzfristig ist sie leicht vorhersehbar, denn die
Handlungsalternativen sind begrenzt und die Wahrscheinlichste ist
meist gut erkennbar. So etwa die im ersten Teil der doomsday-Reihe
gemachte Vorhersage: „In
der EU versucht man nun händeringend den GAU-Fall zu vermeiden. .... Letztlich ist man in Brüssel sicher bereit, zur Rettung des
status quo, am Ende alle Schulden und weiteren Kosten in nicht endend
wollender Höhe aus Griechenland den anderen EU Bürgern anzudienen,
denn ein tatsächliches Ausscheiden setzt mittelfristig eine Lawine
in Gang.“.
Genau das wurde nun auf dem letzten G8-Treffen beschlossen,
Griechenland „darf“ den Euro nicht verlassen: „Die
wichtigsten Industriestaaten und Russland zeigen bei den von
US-Präsident Barack Obama geführten Beratungen in Camp David
Einigkeit: Unter anderem lehnen sie einen Ausschluss Griechenlands
aus der Eurozone ab...“.
Schön, im Klartext hat man, unter Ausschluss der Griechen versteht sich, beschlossen, das Griechenland notfalls
zwangsernährt wird! Auch das war schon vor einem Jahr (22.
Juni 2011)
klar: „...Nun
soll er in Kürze die erweiterten Sparprogramme durch boxen, die,
zumindest offiziell, die Grundlage für weitere IWF und EU-Kredite
sein sollen. Aber Gemach, egal wie die Abstimmungen in Athen noch
ausgehen, das Geld werden die Griechen in jedem Falle bekommen. Denn
es ist nicht so sehr Griechenland, sondern vielmehr Merkel und
Sarkozy denen der verlängerte Rücken gründlich
auf Grundeis geht.
Selbst wenn Griechenland die Sparprogramme und sogar das Geld aus
Brüssel ablehnen würde, die EU müsste notfalls die Griechen
anflehen, dass Geld doch bitte zu nehmen. Notfalls würden Merkel und
Sarkozy persönlich das Geld im großen Koffer ins Athener Parlament
tragen.“. Nun, genauso wird's kommen, sofern nicht ein politisches Wunder geschieht.
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Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre seit 400 Jahrtausenden. Der Neuzeitliche Anstieg ist nicht mit den langfristigen Aktivitätsmustern zu vereinbaren. |
Mittelfristig
wird es mit der Vorhersage schon schwieriger, weil dann die Menge der möglichen Alternativen
ansteigt. So haben die handfesten Zukunftsprognosen z.B. des Club of
Rome natürlich immer eine gewisse Spannbreite. Gleichwohl sind
solche Spannweiten sehr wohl begrenzt, und der Ernst der Lage wird
nicht durch ein paar Jahre mehr oder weniger, oder ein paar richtige oder falsche irrelevante Details, entschärft. Wenn aber
schon kurzfristig sichere, aber eben sehr unangenehme, Prognosen
regelmäßig ignoriert werden, was erwartet man bei mittel- oder gar
langfristigen Unangenehmen für eine Reaktion? „Keine“ wäre
bereits schöngefärbt, denn es ist weniger als keine, sondern es ist
heftige Ablehnung bis hin zu teuren Gefälligskeitsgegengutachten. So
ist bekannt, dass die „alles wird gut“-Gutachten durchweg
systematisch von der Energiewirtschaft gesponsort sind, ganze Institute nicht nur in den USA leben so von dem Geld der
Ölgiganten. Die Standardbehauptung ist immer die Gleiche: Die Sonne
sei schuld, nicht der Mensch.
Tatsächlich
ist natürlich die Sonne als Energielieferant Quelle allen Lebens und
Lebenserhaltes auf der Erde. Und sie wird wärmer. Allerdings sehr
langsam und der exponentielle Anstieg der Klimagase und der Erwärmungvon Land und Meeren besonders in den wenigen Jahren seit 1950 kann damit aber nicht sinnvoll korreliert werden.
Was
das langfristige Schicksal der Menschheit angeht, so setzt die Sonne
hier allerdings klare Grenzen: Spätestens in 0,9 Milliarden Jahren
(Abk.: gy = gigayear) wird es so heiß sein, dass menschliches Leben
wie wir es heute kennen, nicht mehr möglich ist. Und nach knapp 2 gy
dann sogar so heiß, das selbst die Ozeane verdampfen werden, und die
Erde so aussehen wird, wie heute unser Schwesterplanet, die Venus.
Glühend heiß, mit einer bleischweren und giftigen Atmosphäre
beladen. Nun sind dies natürlich keine Zeiten, über die sich der
Mensch wirklich Gedanken machen muss, es ist keine praktische,
sondern eine philosophische Größe: Die heutige Menschheit wird
aussterben. Sicher. Punkt.
So
weit so gut. Aber es gibt wesentliche Argumente, die ein sehr viel
früheres Aussterben der heutigen Population prognostizieren. So ist
das entstehen und vergehen von Populationen in der irdischen
Biosphäre kein seltenes, sondern ein regelmäßiges Phänomen.
Selbst die biogene (so auch anthropogene) Veränderung der Atmosphäre
ist kein neues Phänomen, sondern ein gut Bekanntes: Vor nur 0,65 gy
lag der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre bei lausigen 3%, ein
heutiger Mensch würde da nach einer halben Minute bewusstlos, nach
drei Minuten tot sein.
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(Bildquelle: Wikipedia) |
Erst die sogenannte „Sauerstoffkatastrophe“,
ausgelöst durch Sauerstoff-produzierende Mikroben, führte nach
längerer Zeit zu einer vorübergehend mehr als Verzehnfachung des
Sauerstoffanteils. Damit einher ging eine völlige Umstellung des
Lebens, die alten Lebensformen wurden durch diesen biogenen
Sauerstoff vergiftet und quasi weg gerostet. Die heutige Atmosphäre
hat sich erst seit dem Untergang der Dinos vor rund 0,06 gy
eingestellt. Der heutige Mensch also ist eine Lebensform die sich,
wie alle anderen auch, nur in einem gewissen begrenzten Zeitfenster
austoben kann. Das wiederum begann mit den ersten Urmenschen vor etwa
0,003 gy. Allerdings würde man diese Kreatur heutzutage höchstens
in den Zoo stecken und nicht in den Anzug eines Bankvorstandes. Der moderne intellektuell begabte Mensch jedenfalls, wie wir ihn heute noch
haben, bereitete sich seinen Weg dann vor etwa 0,00003 gy, also vor
etwa 30.000 Jahren. Und begann die Welt zu erobern und sich
auszubreiten und zu vermehren. Erst nur geringfügig, dann immer
zügiger, um dann vor nur 300 Jahren mit einer förmlichen
Bevölkerungsdetonation den gesamten Planeten zu überfluten.
Weltbevölkerung 10.000 vor Chr. bis 2000 nach Chr. |
Nun, alle exponentiellen, und hier besonders deutlich eine hyper-exponentielle, Entwicklungen haben in geschlossenen Systemen nie eine übermäßige Lebensdauer. Wann und wie heftig der unvermeidbare Absturz sein wird, darüber gehen die Meinungen allerdings weit auseinander. In 30 Jahren, in 300, oder wie manche technokratischen Wolkenkuckucksheimpropheten glauben, gar erst in einigen Gigajahren? Nun man ahnt es, die Zeit ist kürzer als viele glauben. Die obere Graphik ist in 2012 nach oben hinaus bereits deutlich gesprengt worden. Denn es handelt sich nicht um eine Exponentialfunktion, sondern um einen ganz scharfen Peak. Und der hat immer zwei Seiten: eine Angenehme und eine Unangenehme, und beide sind genauso unangenehm scharf.
In einer Pressemitteilung der Stiftung Weltbevölkerung hieß es, das zum Jahreswechsel 2012 genau 7.013.992.000 Menschen auf der Erde lebten. Wie viele Menschen exakt auf der Erde leben, weiß aber niemand genau, denn einigermaßen verlässliche Volkszählungen sind nur in wenigen Ländern verfügbar. Selbst in der BRD kann niemand ehrlich die Hand dafür ins Feuer legen, ob es nun eine Million mehr oder weniger sind als angenommen. Man muss sich auf Hochrechnungen und Stichproben verlassen. Die Prognosen schwanken daher sehr stark, entscheidend ist nun mal die Gebärfreudigkeit gerade in den bevölkerungsstarken Ländern mit den schlechtesten verfügbaren Daten.
In einer Pressemitteilung der Stiftung Weltbevölkerung hieß es, das zum Jahreswechsel 2012 genau 7.013.992.000 Menschen auf der Erde lebten. Wie viele Menschen exakt auf der Erde leben, weiß aber niemand genau, denn einigermaßen verlässliche Volkszählungen sind nur in wenigen Ländern verfügbar. Selbst in der BRD kann niemand ehrlich die Hand dafür ins Feuer legen, ob es nun eine Million mehr oder weniger sind als angenommen. Man muss sich auf Hochrechnungen und Stichproben verlassen. Die Prognosen schwanken daher sehr stark, entscheidend ist nun mal die Gebärfreudigkeit gerade in den bevölkerungsstarken Ländern mit den schlechtesten verfügbaren Daten.
UN Schätzungen der Weltbevölkerung nach verschiedenen Modellen. (Bildquelle: Wikipedia US) |
Auf jeden Fall sind es jetzt schon viel zu viele: „Alle zwei Jahre gibt die Umweltstiftung WWF
den
"Living
Planet Report" heraus.
...Das Ergebnis ist auch dieses Jahr wieder alles andere als
hoffnungsvoll: Der Raubbau an der Natur geht unvermindert weiter, die
Menschheit plündert die Ressourcen des Planeten. Steigende
CO-Emissionen, die Zerstörung von Wäldern, die Verschwendung von
Trinkwasser und die Überfischung der Meere machen der Erde zu
schaffen. "Macht die Menschheit so weiter, benötigen wir bis
zum Jahr 2030 zwei Planeten, um unseren Bedarf an Nahrung, Wasser und
Energie zu decken. Bis zum Jahr 2050 wären es knapp drei", sagt
Eberhard Brandes, Vorstand des WWF....“.
Und
dabei ist nicht nur die nicht mehr tolerierbare Umweltverschmutzung
ein Riesenproblem, sondern besonders die Sicherung der
Lebensmittelversorgung der wachsenden Weltbevölkerung. So drohte dem
Bevölkerungswachstum bereits in den 50er und 60er-Jahren des letzten
Jahrhunderts die Nahrung aus zugehen. Hungersnöte in Afrika und
Asien rafften Abermillionen dahin. Weit wichtiger als Raum- und
Mondflüge in dieser Zeit war eine technische Entwicklung in der
Agrarwirtschaft: Die „Grüne Revolution“
: “...In
Asien und Afrika kam es in den 1950er und 1960er Jahren wiederholt zu
akuten Nahrungsmittelknappheiten. Die Ernährung der schnell
wachsenden Bevölkerung wurde durch häufige Hungersnöte und Dürren
erschwert. Pro Einwohner wurden in Asien 1961 194 kg Getreide
produziert; in den Vereinigten Staaten 868 kg. Dies spiegelte sich im
Ernährungsstatus der Bevölkerung. Die Lebenserwartung
erreichte
in Asien keine 50 Jahre und die Kindersterblichkeit
war
mit 125 bis 150 Toten pro 1000 Geburten sehr hoch. In Afrika lag die
durchschnittliche Kalorienaufnahme bei 2089 kcal und die
Kindersterblichkeit bei 100-300.“
Ohne
die Einführung der modernen Intensivlandwirtschaft wäre die Welt
bereits in den 70er-Jahren in eine Hungerkatastrophe geschlittert:
„...Die Getreideproduktion Asiens insgesamt erhöhte sich von 385
Million Tonnen im Jahr 1965 auf über eine Milliarde Tonnen in 2005.
Die Verdopplung der Bevölkerungszahl wurde durch den
Produktionszuwachs übertroffen: Pro Kopf wurden 1965 207 kg Getreide
produziert; 2005 trotzdem sogar 275 kg. Der Kalorienkonsum steigerte
sich zwischen 1981 und 2003 um über 40 %. Auch waren Fortschritte
bei Lebenserwartung und Kindersterblichkeit zu verzeichnen. Das
Ausmaß der Unterernährung sank deutlich. Am stärksten war der
Rückgang in Ost- und Südostasien (43 % auf 13 % zwischen 1969 und
1971 und 1996-1998); in Südasien immerhin von 38 % auf 23 %. In
Afrika sank der Anteil hingegen kaum.....Die grüne Revolution wird
trotz ihrer positiven Rolle in der Hunger- und Armutsbekämpfung aus
mehreren Gründen kritisiert. Der wichtigste Kritikpunkt ist die
Umweltbelastung durch starken Einsatz von Mineraldüngern, Pestiziden
und Bewässerung.“.
Erträge pro Hektar 1950-2004 in Entwicklungsländern: "Green Revolution". (Bildquelle: Wikipedia US) |
Die
Probleme damit sind bekannt, Nachhaltigkeit sieht anders aus. Jedoch
bräuchten wir nun eine Green Revolution 2.0 um die Erträge noch
einmal zu verdoppeln, wenn wir in der Mitte des Jahrhunderts den
Nahrungsmittelkollaps vermeiden wollen. Denn wie die Graphik
verdeutlicht, ist die Produktionsrate bereits wieder an ihrer
technischen Grenze angelangt. Man könnte versuchen mit dem Einsatz
genetisch völlig veränderter Pflanzen den Kollaps erneut zu
entgehen, aber danach sieht es nicht aus. Denn das Ganze hängt am
seidenen Faden der Energie und Finanzversorgung. Der gigantische
Agrarkomplex hängt nämlich daran, das ausreichend billiges Öl
vorhanden ist. Denn die dringend notwendigen Pestizide und
Pflanzenmedikamente, als auch die Saatgüter, die Wasserversorgung und Reinigung, kann nur so auf einem ausreichenden Level gehalten werden.
Die Finanzkatastrophe, die dank freiem
Kapitalverkehr und Globalisierung die ganze Welt nun erstmals
komplett und gleichzeitig im Griff hat, tut ihr übriges: Erstens
sorgt sie für eine zunehmende Ungleichverteilung, so exportieren
gerade Länder wie Indien den größten Teil der Produktion in den
reichen Westen, und zweitens fehlt im Investmentzeitalter das
anteilige Geld in der Realwirtschaft, wo man es gerade jetzt für
Green Revolution 2.0 bräuchte. Eine nochmalige gewaltige Steigerung
der Produktion wäre nämlich nicht durch Bio-Gemüse für Alle,
sondern nur durch rücksichtslose Durchsetzung genveränderter
Pflanzen, die den doppelten Ertrag bei gleichzeitig deutlich
geringerem Nährstoffverbrauch und deutlich erhöhter
Schädlingsresistenz haben. Dazu fehlt nun das Geld und auch der
politische Wille, denn so etwas ist gerade nicht opportun. Und Öl
wird in Zukunft immer knapper und teurer, der Effekt unterm Strich
ist, dass die Bevölkerungsentwicklung dem noch möglichen
agrartechnischen Fortschritt davon eilt.
Und
nichts ist so relevant für Aggressionen, Krieg und Völkerwanderung
als die Verknappung der Ressourcen. Insbesondere wenn es nicht um
Luxusgüter, sondern um Nahrung und Wasser, also um Leben oder Tod
geht. Dieser Summeneffekt wird sich zur Mitte des Jahrhunderts
dramatisch zuspitzen.