Das traditionelle Tandemvipera
Herbstbösachten kommt 2012 wegen der US-Wahl etwas verspätet, aber
noch ist der Winter ja nicht da.Was das fast vergangene Jahr angeht,
so ergibt sich bereinigt etwa ein mageres Plus von 0,8% der
Wirtschaftsleistung nach den letzten Berechnungen des Ifo-Instituts.
Das ist etwas weniger negativ als eigentlich zu erwarten war, was
wiederum an der enormen Exportstärke der BRD auf Kosten vor allen
Dingen der am Hungertuch nagenden Südeuropäer ging. Unter Blinden
ist der Einäugige bekanntlich der König. Und wo die europäischen
Konkurrenten schon am Boden liegen, da kann selbst ein humpelnder
deutsche Michel leicht in die Bresche springen. Zumindest solange
Dritte wie China noch nach deutschen Exportprodukten verlangen. Für
den Euroraum sieht es entsprechend negativ aus: vermutlich dürften
in der Endabrechnung insgesamt (inklusive Deutschlands) mit minus
-0,5% zu rechnen sein. Sämtliche
Wirtschaftsforschungsinstitute glauben trotzdem das mit dieser
Euro-Rezession nun endlich die „Talsohle“ erreicht sei, und in
2013 wenigstens eine Festigung oder sogar der Beginn eines marginalen
Aufschwungs erreicht würde. Dafür muss der Glaube herhalten, dass
die nun mehr in die Bankenrettung investierten Billionenbeträge
endlich auch in der Realwirtschaftich ankommen müssten.
Das wird natürlich nicht wirklich
passieren, denn die langsam auch in Deutschland ankommende Krise wird
deutsche Konsumausgaben, und damit einer der Motoren des EU-BIP's,
zwangsläufig ins Stottern bringen. Zwar hat es in der BRD 2012 in
einigen Branchen Lohnzuwächse gegeben, aber auf der Gegenseite auch
eine Zunahme an Geringbeschäftigung. In der Summe der Lohnleistungen, und damit volkswirtschaftlich
relevant, hat sich kaum etwas getan. Dazu passt auch die
Rentendiskussion bei der man eine weitere Absenkung des Niveaus
deutlich unter 50% inzwischen ohne Scham in den Mund nimmt, genauso
wie man zehn Euro mehr mit dem Euphemismus „Lebensleistungsrente“
zu titulieren wagt. Die fällige Rentenerhöhung 2013 wird mit 1,0%
deutlich unterhalb der Teuerungsrate ausfallen, im Effekt also eine
Quasi-Kürzung sein.
Alles „alternativlos“ versteht sich, denn
schließlich benötigt man jährliche steigende Zusatzmilliarden um
das obere 1% der Gesellschaft weiter bei Laune zu halten. Selbst im
Steuerüberschußjahr sinkt somit die exorbitante Verschuldung des
Staates um keinen Cent und auch der nächste Haushaltsentwurf sieht
eine weitere Nettoneuverschuldung von etwas mehr als
17 Mrd. € vor. Das kann allerdings auch nur dann funktionieren,
wenn „Die aktuellen Pläne zur Rückführung der Neuverschuldung
setzen laut Engels [Präs. Bundesrechnungshof] voraus, dass die
Konjunktur stabil bleibt, die Steuereinnahmen weiter steigen, die
Arbeitslosigkeit sinkt und die Zinsen nicht anziehen. Sollten sich
diese Annahmen nicht erfüllen, wären die Pläne gefährdet. Weitere
Risiken resultierten aus den Maßnahmen zur Stabilisierung des Euro.
Zudem seien die Beschlüsse der Regierungskoalition noch nicht
gänzlich finanziert.“. Eine „schwarze Null“ für den Haushalt,
ob sinnig oder nicht, darf man sich jedenfalls abschminken. Aber
einen guten Wahlkampfgag sollte sie schon abgeben können.
Ähnlich wie die US-Wahl in 2012 so
manches lähmte, so wird die zweitwichtigste Wahl der westlichen
Welt, nämlich die Bundestagswahl im Herbst 2013, das politische
Leben in Europa fest im Griff haben. Die Taktik Merkels wird
unzweifelhaft darauf zielen, die mittelfristig nicht zu vermeidenden
Auswirkungen der Eurokrise auf die Masse der deutschen Wähler so
klein wie möglich zu halten; wenigstens was die im Herbst dann noch
nicht druckfähigen Statistiken angeht. Staatliches Sparen, zwar
letztlich unsinnig aber nach den von Merkel und Schäuble
ausgegebenen Linie für die Südländer zwangsläufig, soll
keineswegs vor der Wahl beim Michel wirksam ankommen, und der
aktuelle Haushaltsplan hat ja auch bewusst auf Sparpotenziale
verzichtet. „Darin machen die Rechnungsprüfer zahlreiche
Einsparvorschläge. Allein durch den Verzicht auf unsinnige Projekte,
strengere Steuerprüfungen und weniger nachlässige Kontrollen bei
der Verwendung von Mitteln in den Ländern seien Einnahmen von bis zu
1,5 Milliarden Euro möglich. Insgesamt seien die
Einsparmöglichkeiten unabhängig von den aktuellen Empfehlungen um
das Sechs- bis Siebenfache höher.“. Nun, warum sollte es in Berlin
anders funktionieren als in Brüssel: Auch dort, wo die
Einsparmöglichkeiten der gigantischen EU-Bürokratie nun wirklich
gewaltig wären, redet man nur über Etaterhöhungen, sparen ach was,
für wen denn - pfui. Nur die Briten haben erstmal kräftig in die
Suppe gespuckt, und somit hängt der künftige EU-Haushalt erstmal in
der Luft. Und auch der europäische Spaltpilz, denn nicht wenige
haben den Briten angeraten, dann doch eben die EU zu verlassen. Nun,
wir werden sehen, was Ende nächsten Jahres noch von der EU sicher
steht und was bereits hinweg korrodiert sein wird.
Der Eiertanz um das längst
schuldenpolitisch verlorene und bis auf die Knochen bankrotte
Griechenland wird weitergehen. Kaum vorstellbar, dass die
gelb-schwarze Regierung das Fass ohne Boden fallen lässt, wieder
allen Beteuerungen, allen Daten und allem Raten zum Trotz. Lediglich
die nominelle Niederschlagung der effektiven Belastung im Haushalt
des Bundes wird man mit allen Mitteln über den Herbst hinauszuzögern
versuchen. Aber was soll's. Die unmittelbare politische Konkurrenz
ist nicht besonders ernst zu nehmen, denn schließlich steht Merkel
bei alledem die Steinbrück-Steinmeier-SPD immer tapfer zur Seite und
versuchen sich als eine bessere Kopie der Merkelisten zu empfehlen.
Steinbrücks saftige Nebeneinkünfte sind zwar keineswegs sein
alleiniges Problem sondern ein Problem der gesamten
Spitzenpolitikerkaste, aber bei Sozialdemokraten stößt das dem
Wähler bei weitem stärker auf, an als bei den Parteien, bei denen
man sowieso nichts besseres erwartet. Gefahr droht ihr daher
bestenfalls von den kleineren Parteien, insbesondere von denen, die
zur Zeit noch kaum auf dem Radar hat. Aber bis dahin fließt noch einiges Wasser die Spree runter, und
auch wenn es zur Zeit nicht im Entferntesten nach einer Abwahl
Merkels aussieht, so mögen vielleicht die Ereignisse des nächsten
Jahres, ja schon die des kommenden Winters, die Dinge auf den Kopf
stellen.
Natürlich sind auch in 2013 die zwei
Hauptthemen die weltweite Finanzkrise und der latent drohende
Weltkrieg. Fangen wir mit der Finanzkrise an. Zwei kurzfristige
Brennpunkte sind die USA und Griechenland, der Elefant und die Maus
mit der gleichen Krankheit Was die beiden eint sind zu vorderst die
Bilanzen, denn die einen sind so schlecht wie die anderen. Was sie
auch noch eint, ist die Größe: Der eine ist so groß, das er gar
nicht so einfach fallen kann, der andere dagegene ein so großes
Problem für Andere, das er gar nicht so einfach fallen darf.
Finanzkrisen gibt es nicht, tatsächlich
sind es immer nur Verteilungskrisen, die durch die sehr einseitige
Verteilung der buntbedruckten Garantiescheinchen auf BIP erzeugt
wird. Verteilungskrisen die sich auf brutalste Weise in Südeuropa
offenbaren, wenn man öffentliche Kredite über Kredite aufhäuft um
damit die notleidenden Bankkonten der Oberschichten aufzufüllen und
der Durchschnittsbürger sparen und Verzicht üben muss bis nur noch
Blut und kleine Knochen kommen.
Verteilungskrisen die notwendigerweise
zu Gewalt führen müssen, wenn Worte nicht mehr gehört werden:
Nimmst Du mir mein Brot, dann nimmst Du mir mein Leben! Worte, die
bislang weder in Griechenland noch sonst wo so richtig ernst genommen
werden.Die unterminierte Kaufkraft des Otto-Normal-Verbrauchers führt
immer zunächst zur Deflation, die sinkende Nachfrage zu geringeren
Preisen und Gewinnen, folglich der Verlust von Arbeitsplätzen und zu
Kreditproblemen der Firmen, die Kreditprobleme wiederum zu
öffentlichen Aufwendungen für die Banken, die erhöhten
öffentlichen Aufwendungen zu höherer Steuerlast und geringeren
Leistungen und Investitionen des Staates, was direkt wiederum zu
weniger Kaufkraft des Otto-Normal-Verbrauchers als auch der Firmen
führt, und schon beißt sich die Schlange wieder und wieder in den
Schwanz.
Der kommende Winter wird nicht nur in Griechenland zu
ernsthaften humanitären Problemen führen und erneut die Frage auf
die Straßen bringen, ob es wirklich so sinnvoll ist mit dem Geld der
Kleinen die Großen zu füttern im naiven Glauben, dass diese dann so
lieb sein werden im Sinne der Kleinen zu investieren; Irgendwann,
irgendwo.Vielleicht wird im Wahljahr auch ein paar mehr Politikern
klar, das Bankenrettung immer Schuldenrettung heißt: das man mit den
„Griechenlandhilfen“ die nur ins Obergeschoss gingen bei 120%
Staatsverschuldung anfing und als Erfolg nun 180% eingefahren hat?
Vielleicht geht dem einen oder anderen Milchmädchen in Berlin
vielleicht noch auf, dass selbst unter Vernachlässigung der
negativen Kapital-BIP-Wechselwirkung, keine annehmbares Wachstum
existieren kann, dass diese Misere beendet? Denn selbst bei nur 5%
Verzinsung der Schrottanleihen bräuchte man Jahrzehntelang ein
Wachstum von 5 * 1,8 = 9% jährlich um überhaupt nur auf gleichem
Niveau zu bleiben, selbst bei 11% und ein bisschen Tilgung wäre man
erst in 100 Jahren wieder im grünen Bereich. Ohne weiteren
Schuldenschnitt, aber diesmal richtig gründlich, geht da nichts.
Jeder weiss dass, keiner will's zugeben, und der Wähler soll es
sowieso besser nicht wissen. Nicht so schnell jedenfalls.
Wann kommt nun die allerseits
gefürchtete Inflation, die allerdings prinzipiell den Kapitaleignern
mehr schaden würde als dem Michel auf der Straße? Letztere kann
sehr schnell kommen, denn das überschüssige Kapital geht in
Spekulation für die wenigen Dinge, die man sich im Allgemeinen nicht
vom Munde absparen kann, wo also die Nachfrage nie sehr stark sinkt
und sich die Gewinne kurzfristig erzwingen lassen: Nahrung, Energie,
Wohnungen. Bei Fernseher und Autos sieht das natürlich anders, also
deflationär, aus: LED-Fernseher bekommt man beim Händler inzwischen
ins Kreuz geschmissen, wenn man die Ausgangstüre nicht richtig zu
macht. Und die deutsche Autoindustrie beginnt inzwischen genauso zu
zittern und mit Rabatten zu winken, wie die Französische schon
länger. Selbst ein Daimler verkauft sich nicht mehr von selbst,
alleine BMW hat noch gute Zahlen vorzuweisen. Wenn die Hauptabnehmer
deutscher Luxusautos und Maschinenprodukten in China und USA
nachlassen, dann ist der diesjährige Exportboom schnell vergessen.
Und alle schwarze Nullen Makulatur.
Spekulationsgetriebene Inflation zeigt sich dagegen auch in der BRD
bereits deutlich am Wohnungsmarkt: „Rips [Mieterbund] zufolge steuern Groß- und Universitätsstädte,
in denen es bereits jetzt an preiswerten Wohnungen fehle, "auf
eine mittlere Katastrophe zu". Die Verteuerung der Wohnkosten
treffe nicht nur Einkommensschwache, Rentner und Studenten. "Auch
normal- und sogar viele gutverdienende Haushalte können das nötige
Geld kaum noch aufbringen.". Ein großes Problem sei außerdem
die wachsende Altersarmut. "Wenn die Menschen künftig weniger
Rente bekommen, aber immer höhere Wohnkosten zahlen müssen, dann
ist das ein brandgefährlicher Zustand", sagte Rips. "Niemand
sollte die soziale Sprengkraft unterschätzen"....Massive Kritik
übte Rips an Verkäufen kommunaler Wohnungsbestände. "Immer
mehr ausländische Investoren, die das schnelle Geld machen wollen,
stürzen sich auf den deutschen Wohnungsmarkt." “. Inflation
also wird man als erstes bei den Grundbedürfnissen spüren,
Luxusgüter und Vermögenspreise folgen erst später, wenn die
letzten Renditemöglichkeiten endgültig ausgeschöpft sind.
Verteilungskrisen sind auch die
tieferen Ursachen aller Kriege und des Arabischen Frühlings im
speziellen. Der fortwährende Kriegszustand im Nahen Osten wird uns
in Atem halten, und obwohl uns mit Obama ein weniger wankelmütiger
und sozialerer Caesar in Washington geschenkt wurde als es Romney
gewesen wäre, so kann er sich aber doch nicht den politischen
Zwangsläufigkeiten entziehen. Das Drama im Nahen Osten hat man nun
lange genug ausgesessen, syrische Granaten landen inzwischen nicht
nur im Libanon, Jordanien und der Türkei, sondern auch in Israel.
Solche Liebesgrüße beantwortet Israel natürlich sofort
http://nachrichten.rp-online.de/politik/israel-warnt-syrien-mit-schuessen-1.3065493
, und nicht nur im Nordosten, sondern auch noch im Südwesten
http://www.focus.de/politik/ausland/weitere-eskalation-im-nahen-osten-gestoppt-aegypten-vermittelt-waffenruhe-zwischen-israel-und-hamas_aid_858418.html
kommen unerwünschte Flugkörper über die Grenze geflogen.
Premier Netanjahu sieht Israel im finalen Überlebenskampf, meiner Meinung nach sieht er das so auch nicht ganz zu Unrecht. Mit
seiner geplanten Wiederwahl im Januar dürfte er sich zum
militärischen Handeln gezwungen sehen. Sein unerlässlicher
Bündnispartner USA hat bislang allerdings nicht gerade damit
geliebäugelt, sich in das Nahöstliche Massaker hinein ziehen zu
lassen, und die Wiederwahl Obamas macht es Netanjahu auch nicht so
leicht. Obendrein muss letzterer noch im Dezember zu einer Einigung
mit den Republikanern über einen Sparhaushalt und/oder einer
Erhöhung der Schuldenobergrenze kommen. Beim Streit um den
US-Haushalt dürfte als Ergebnis vermutlich etwas anderes stehen als
bisher, wo man einfach das benötigte Geld in beliebiger Höhe
gedruckt hat. Alleine schon um den ungeliebten Obama in Schieflage
bringen zu können, werden die Republikaner auf weitere Einschnitte
ins soziale Netz drängen, während Obama eine schmerzhafte Kürzung
des gigantischen Militärapparates als Joker ins Spiel bringen wird.
Beides sind aber Einsparungen, die unmittelbar ins BIP schießen,
jede „gesparte“ Milliarde führt unmittelbar zum Verlust von
20,.000 Arbeitsplätzen. Kommt man in Washington also zu
ernstzunehmenden Sparbeschlüssen, so wird man eine US-Rezession
erzeugen die auch ihre Wellen bis nach Europa und Berlin schlägt.
So oder so, die finanziellen
Möglichkeiten der militärischen Weltmacht USA sind überstrapaziert
und dieser Zustand wird sich mit den anstehenden Beschlüssen
verschlimmern. Im Zweifelsfalle wird Netanjahu aber versuchen, die
USA gegen ihren Willen in den Krieg hinein ziehen. Denn er kalkuliert
ein, dass es sich die USA wohl nicht leisten können Israel und den
Nahen Osten fallen zu lassen und diesen damit den Russen und Chinesen
anheim zu geben. Wenn er sich da nur nicht täuscht. Wie sollten uns
da an das Schicksal der DDR erinnern, ein gutes Jahr vor dem
Zusammenbruch hätte kaum einer das Ende und die Wiedervereinigung so
kurzfristig erwartet. Die damals noch existierende
Ostblock-“Schutzmacht“ SU hätte den Kollaps verhindern können,
indem sie militärische rechtzeitig reagiert und einfach an den
West-Grenzen ihre Truppen zusammen gezogen hätte. Die damalige SU
unter Gorbatschow war sich allerdings bewusst, dass sie eine solche
Konfrontation mittelfristig nicht mehr hätte stemmen können,
schließlich lag sie ökonomisch ebenfalls in den letzten Zügen. Ein
Umstand der sie tatsächlich nur zwei Jahre länger als die DDR
überleben ließ; ein Umstand den damals so aber erst recht niemand
so kurzfristig vorher gesehen hätte. Für Israel sieht die
existentielle Situation nicht besser aus, und genauso wie damals
wollen es auch heute nur wenige sehen. Die Chancen auf einen
multilateralen und für alle Seiten einigermaßen akzeptablen Frieden
hat man schon vor Jahrzehnten verpasst. Und dieser Staat der eine
westliche Insel in Arabien ist wie seiner Zeit Westberlin im Osten,
der kann auf Dauer nur durch massive Gewalt oder deren glaubhafte
Androhung gehalten werden. Lässt die Schutzmacht USA in Erkenntnis
mittelfristiger Unmöglichkeit des Erfolges eines militärischen
Engagements Israel fallen, wie weiland die SU die DDR, dann wird
alles sehr schnell gehen. In wenigen Monaten, und ganz bestimmt nicht
so unblutig wie im Falle der DDR.
Eine relative Unbekannte bleibt China,
was seine Entwicklung in 2013 angeht. Klar ist, das in China große
Probleme auf eine Lösung warten. Zur Zeit wird die Chinesische
kommunistische Regierung umgestrickt, und was die neuen Köpfe an
Ideen mitbringen ist noch ungewiss. Jedenfalls hat das chinesische
Wachstum bereits nachgelassen, es liegt zwar noch deutlich höher als
man in EURO-Land auch nur zu träumen wagte, aber China braucht schon
8% Wachstum um so lala über die Runden zu kommen, denn eine
steigende Anzahl von bislang benachteiligten Bürgern müssen erst
noch in den Produktions- und Wohlstandsprozess hinein geführt
werden. Zudem gibt es seit langem eine Immobilienblase dort, von der
nur klar ist, dass sie auch nicht ewig halten wird. Immer wieder,
trotz Unterdrückung jeglicher Pressefreiheit,
treten massive Korruption der politischen und wirtschaftlichen
Oberschicht an die Oberfläche und dies verträgt sich ganz und garnicht mit den Ansprüchen die
ein Volk an eine Kommunistische Einheitspartei stellt. Der zeitweise
eskalierende Streit mit Japan um einige kleine aber feine Inseln legt
eine weitere Flanke offen: Die enorm gestiegenen Militärausgaben und
Rüstungen des roten Drachens. Demokratiedefizit und junger
Männerüberschuss einerseits und Hochrüstung andererseits verlangen
als Ventil geradezu nach militärischen Abenteuern. Da bietet der
Pazifik einen weiteren riesigen Spielplatz für Ambitionen und
Reibereien mit dem schwächelnden Konkurrenten auf der
gegenüberliegenden Seite des Teiches. Insbesondere falls es massiv
im Nahen Osten knallen sollte und die USA engagiert ist, liegt der
Pazific für China weit offen da.
Afrika lange totgesagt, erwacht
langsam. Zumindest die Hälfte, die nicht so ganz tot ist. Ein
höllischer Mix aus Gewalt, Krieg und Hunger einerseits, und
traumhaften Zuwachsraten andererseits. Zumindest was die Träume von
Investoren angeht, wer in afrikanische Mobilfunknetze investiert,
kann auch schon mal mit 50% Rendite kalkulieren. Auch hier drängtsich China in den Vordergrund: “Während China eine jährliche Handelsbilanz mit Afrika von rund
170 Mrd. US-Dollar aufweist, sind es für die USA nur noch rund 88
Mrd. US-Dollar und für die EU noch weniger. Ein wichtiger Grund: Der
Westen überwirft sich mit immer mehr Staaten ...“.
Bevölkerungsmäßig wird Afrika wie kein anderer Kontinent bis zur
Jahrhundertmitte eine wahre Bevölkerungsdetonation hinlegen: Nach
UN-Schätzungen wird sie sich von zur Zeit knapp über eine Milliarde
auf fast zweieinhalb Milliarden hochkatapultieren.
Das notwendige poitisch-ökonomische
Kunststück besteht darin, die Verteilung des afrikanischen Reichtums
auf breitere Schichten der Bevölkerung umzuleiten. Andernfalls haben
wir mittel- bis langfristig mit nicht mehr beherrschbaren
Flüchtlingsströmen aus Afrika zu rechnen. Die Klimaerwärmung tut
das ihrige dazu, und eine drohende Festsetzung islamistischer
Wahnsinniger in der Sahararegion ihr übriges. Das absehbare
Malibenteuer wird uns daher in 2013 ebenfalls in Atem halten.
Als Fazit dürfen wir in 2013 also
einen spannenden Wahlkampf erwarten, der die im nächsten Jahr
fehlenden Fußball- und Olympiatermine sicherlich mühelos ersetzen
kann. Die Finanzkrise wird auch Ende 2013 genauso wenig ausgestanden
sein, wie in den Jahren zuvor es schon angekündigt wurde. Auch Ende
2013 werden, oh welches Wunder, sämtliche Schuldenstände weiter
angewachsen sein. Dass man die Finanzkrise hüben wie drüben nur
durch Verteilungsreformen beenden kann, also de facto nur durch
(Bürger-)Kriege und/oder unparitätische Währunsgreformen, auf
diese ökonomischen Einsichten werden wir noch etwas länger warten
müssen: Bis dahin ist Schrecken ohne Ende angesagt, neben den immer
gleiche Verdächtigen ist demnächst auch Frankreich im Focus. Das
spannendste daneben wird leider der Krieg bzw. seine weitere
Entwicklung sein: Im Nahen Osten, im Pacific und in Afrika, wo
mittelfristig eine Konfrontation alter und neuer Weltmächte zu
erwarten ist. Aber auch die Entwicklung in den bisher am meisten
gebeutelten Südländern der EU, wo Bürgerproteste schnell in
Bürgerkriegsähnliche Zustände ausarten können. Dazu bedarf es nur
wenig mehr Wut, Mut und Hunger der unrechtmäßig in Beugehaft
genommenen kleinen Leute.
Ich denke, ich kann nachvollziehen, wie die Geldmengenausweitung im Finanzsektor Preise für Anlageobjekte (Edelmetalle, Immobilien, Aktien, etc. ) in die Höhe treiben kann. Was sich mir nicht erschließt, ist ein Mechanismus der Gelder aus dem Finanzbereich in inflationstreibende Nachfrage für Güter des täglichen Gebrauchs (Lebensmittel, Energie, etc.) umwandelt. Vielleicht könnten sie, falls möglich, dazu etwas konkretes sagen?
AntwortenLöschenOff-Topic: Als Physiker hat mir ihr Buch "Makroökonmische Feldtheorie" sehr gut gefallen, wenngleich ich bisher aufgrund mangelnden Detailwissens diverser Zusammenhänge der Makroökonomie nicht allen Argumentationen folgen konnte. Mich würde interessieren, inwieweit Forschungsarbeiten zu diesem Ansatz im Moment im universitären Umfeld durchgeführt werden? Vielen Dank für ihre Mühe!
Hallo Anonym,
AntwortenLöschenZitat: „Was sich mir nicht erschließt, ist ein Mechanismus der Gelder aus dem Finanzbereich in inflationstreibende Nachfrage für Güter des täglichen Gebrauchs (Lebensmittel, Energie, etc.) umwandelt.“
Nun dafür gibt’s eine Reihe von Möglichkeiten. Bei Gütern von denen ihre allgemeine Knappheit und Begehrtheit bekannt ist, kann man darauf Kontrakte handeln, insbesondere da praktisch alles an den Börsen gehandelt wird. Allein durch den gegenseitigen Wiederverkauf unter den Händlern, wo jeder seine Marge verdienen will, steigen die Preise. Am Ende wird der Kontrakt dahin verkauft, wo die höchsten Preise zu bekommen sind. Was regelmäßig kaum da der Fall ist wo sie am nötigsten gebraucht würden, sondern da wo man es sich leisten kann. Hinzu kommen Derivate auf solche Kontrakte als Spekulationsinstrument, wo noch nicht einmal physisches umgewälzt, aber doch verteuert wird. Lebensmittel, Energie, empfindliche Rohstoffe, usw., da klappt das am sichersten. Die steigenden renditenotleidenden und überschüssigen Gelder im Finanzsystem tun ihr übriges, denn jede noch im Raume stehende Renditemöglichkeit wird (aus Sicht des Investors: muss) genutzt werden.
Zitat: „Mich würde interessieren, inwieweit Forschungsarbeiten zu diesem Ansatz im Moment im universitären Umfeld durchgeführt werden?“
Seit 2011 beschäftigt sich die Uni Luzern (CH) mit der Theorie (http://blog.hslu.ch/ifz/2011/03/16/makrookonomie-geldwertinstabilitat-und-anlagestrategien/). Eine Masterarbeit dazu ist auch schon herausgekommen „[Basci, 2012] S.Basci, “Betrachtung von Wachstumsdynamiken unter Berücksichtigung von sozioökonomischen Entwicklungen am Beispiel der Türkei”Hochschule Luzern – Wirtschaft & Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft, Msc in Banking & Finance, Masterthesis, June 2012“ und weitere sind in Arbeit.
An der Uni Göttingen (D) konnte ich vor kurzem einen Vortrag dazu halten, den ich am 12.12. noch einmal ausführlicher vortragen werde.
Ich konnte die Masterarbeit leider im Internet nicht finden. Besteht eine Möglichkeit in diese Arbeit Einsicht zu erhalten bzw. ist die Arbeit überhaupt öffentlich einsehbar?
AntwortenLöschenVielen Dank für den Hinweis zu ihrem kommenden Vortrag in Göttingen. Ich hatte überlegt einen Zwischenstop in Göttingen einzulegen, aber die doch recht späte Uhrzeit würde eine weiterreise verhindern. Ich hoffe, er wird aufgezeichnet, und online zur Verfügung gestellt.
Zitat: „Mich würde interessieren, inwieweit Forschungsarbeiten zu diesem Ansatz im Moment im universitären Umfeld durchgeführt werden?“
AntwortenLöschenHyman Minsky hat dazu schon in den 70er und 80er Jahren intensiv geforscht und geschrieben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hyman_Minsky
Im Buch "Instabilität und Kapitalismus" befasst er sich eingehend mit den Vorgängen, die dann zu Preisübertreibungen auf Grund von Spekulation (eigentlich ungewollt) und ungleicher Vermögensverteilung führen.
Er befasste sich eingehend mit der Frage ob 1929 ff wieder passieren kann. Er gelangte zu dem Schluss, dass es gezwungenermassen wieder passiert.
Hallo,
AntwortenLöschendie Masterarbeit sollte über die Uni Luzern/Zug Institut IFZ zu erhalten sein.
Termin Uni Göttingen AK real-world-economics am 12.12.12. um 19:00 Uhr.
So long, Herbert Genreith.
Bei der Uni Luzern hatte ich bereits einmal via Mail angefragt, aber leider keine Antwort erhalten.
AntwortenLöschenBin bei der Recherche allerdings über diese Arbeit gestolpert.
"Money Field Theory: in Pursuit of Formalism
Maslov, Alexander and Ivanchenko, Igor
Rostov State Economics University"
Es scheint gewissen formale Ähnlichkeiten zu ihrer Makroökonomischen Feldtheorie zu geben. Vielleicht lohnt es sich ja für sie mit diesen Herren Kontakt aufzunehmen.
Hallo,
AntwortenLöschenam besten gleich an den Betreuer wenden: http://www.hslu.ch/wirtschaft/w-outside-navigation/ifz/w-ifz-ueber-uns/w-ifz-person.htm?id_person=1010411&id_teilschule=25650&row=9
Danke für den Literatur Tip. Ja auf Konferenzen und in verschiedenen Papers habe ich schon so einige Leute getroffen/gesehen, die im Anstaz den richtigen Gedanken hatten. Allerdings sind alle auf halbem Weg oder eben schon beim Ansatz stehen gebleiben, statt die Idee konsequent und ohne Scheuklappen zu verfolgen. Das Zitat reiht sich darin ein.