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Es werden Posts vom Februar, 2009 angezeigt.

Barbarische Kritik: Thierse-Rücktritt gefordert.

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Der Berliner Anwaltsverein fordert den Rücktritt von Bundestagsvizepräsident Thierse. Dieser hatte es riskiert, das aktuelle Emmely-Urteil als "barbarisch" anzuprangern. Nun, war es das tatsächlich? Aus rein juristischer Sicht sicherlich nicht, denn nach Gesetzeslage konnte das Gericht in der Sache garnicht anders entscheiden. Es handelt sich nämlich um Arbeitsrecht und eben nicht Strafrecht. Und da kommt es nicht auf den Wert eines Gutes an, ja noch nicht einmal darauf, ob überhaupt etwas unterschlagen wurde. Es reicht für die fristlose Kündigung alleine der begründete Verdacht des Unternehmens. So begründet das Arbeitsgericht Berlin : "Das oft gebrauchte Argument der „Unschuldsvermutung“ greife hier im Übrigen nicht; es gehe nicht um eine Verurteilung aufgrund des Strafrechts, vielmehr werde das (arbeitsrechtliche) Kündigungsrecht vom „Prognoseprinzip“ beherrscht, das danach frage, ob dem Arbeitgeber die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses angesichts dringender Verda

Absurdistan in BRD: Das Emmely-Exempel

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Endlich mal ein Exempel ( Der Spiegel : Gericht bestätigt Kündigung wegen 1,30 Euro) statuierte ein deutsches Gericht jetzt wegen Unterschlagung von Wirtschaftsgütern. „Die Richter sahen es als erwiesen an, dass die 50-jährige Berliner Kassiererin Barbara E., genannt "Emmely", Pfandbons im Wert von 1,30 Euro in betrügerischer Absicht verwendete.“ Als wären die Billionen der letzten Monate nicht genug, erdreistete sich also Emmely doch tatsächlich, Pfandgutscheine in Höhe von 1,30 Euro zu unterschlagen. Da wurde es für eine Machtwort höchste Zeit. Das wird auch bei der Macht- und Geldelite unserer Republik für Unruhe sorgen. Keiner kann sich nun mehr sicher sein, dass ein Diebstahl von Bruttoinlandsprodukt ungesühnt bleibt. „Die Arbeitgeber warfen ihr vor, zwei Kundenpfandbons im Wert von 48 und 82 Cent nicht korrekt abgerechnet zu haben. Alle Besitzerwechsel eingerechnet arbeitete die Frau 31 Jahre lang in dem Unternehmen.“. Ja, da kann auch Herr A. von der D.B. nicht mehr

Die Mutter aller Blasen: Warum diese Krise keine normale Blase ist.

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Vor gut einer Woche sah ich bei Kerner ein Interview mit den beiden Wirtschaftsprofessoren Rürup und Homburg. Beide vertraten recht gegensätzliche Ansichten zur Bewältigung der momentanen Krise. Rürup, immerhin einflussreicher Berater der Bundesregierung, vertrat die bekannte Ansicht: Es sei eine außergewöhnliche Krise und der Staat müsse jetzt sehr viel Geld in die Hand nehmen und die Banken um fast jeden Preis zu stützen. Homburg dagegen meinte, es gebe eigentlich gar keine Krise, jedenfalls keine außergewöhnliche. Genau wie bei anderen Blasen solle man die Beteiligten pleite gehen lassen, um dann mit einem bereinigten Markt wieder gut wirtschaften zu können. Nun, Homburg steht mit seiner Meinung leider auf recht verlorenem Posten. So werden jetzt, nicht zuletzt Dank beratender Wirtschaftsweiser wie etwa Rürup, die Staatsschulden in immer brisantere Rekordstände getrieben und gleichzeitig die Bankenaktiva hochgehalten. Das BIP kümmerts derweil wenig, wir stürzen trotzdem weiter ab.

Keltengold im Tunnel: Raubgräberei

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Raubgräberei aus purer Lust am Nervenkitzel vernichtet inzwischen eine Großzahl an archäologisch-historischer Information. Es ist alleine dieser unwiederbringliche Informationsverlust, der die Angelegenheit tragisch macht. Gefördert wird dieser Raub am Gemeinwohl durch die weite Verbreitung zunehmend billiger Metalldetektoren, wobei heute selbst Geräte unterhalb der 100 Euro Marke bereits gute Suchleistungen erbringen. Der pekuniäre Wert der unsachgemäß geplünderten Artefakte ist meist vernachlässigbar, denn selbst schöne und legale antike Stücke lassen sich auf Ebay zum Schleuderpreis erwerben. Nach dem sich Ebay des Problems angenommen hat, ist die Anzahl der illegalen Stücke dort zudem um 75 % zurück gegangen. Ein seit 20 Jahren auffälliger Raubgräber in NRW trieb sein kriminelles Hobby auf die Spitze: Er buddelte u.a. einen 30 Meter langen Tunnel unter fremde Grundstücke, um an die begehrten Preciosen zu kommen. Mal abgesehen davon, dass sich der lebensgefährliche Aufwand kaum loh

Wahljahr 2009: Qual der Wahl oder Wahl der Qual?

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2009 ist Superwahljahr und damit reiches Futter für jeden politisch interessierten. Begonnen hat es mit der Hessenwahl am 18.01., als nächstes kommt die Wahl des Bundespräsidenten am 23.5., dann die Kommunalwahlen in etlichen Bundesländern am 07.06., die Landtagswahl im Saarland, Sachsen und Thüringen am 30.08. und schließlich die Landtagswahl in Brandenburg zusammen mit der Bundestagswahl am 27.09.2009 als absolutes Highlight. Hessen hat den ersten Trend markiert (Union 37,2 SPD 23,7 FDP 16,2 Grüne 13,7 Linke 5,4 %) und die neueste Forsaumfrage von Anfang Februar bestätigt ihn (Union 34 SPD 23 FDP 18 Linke 11 Grüne 10 %). Wäre also jetzt die Wahl, so wäre eine klare Mehrheit für Union/FDP 52 % gegen SPD/Linke/Grüne mit 44 % gegeben. Die Fortsetzung einer großen Koalition hätte sogar 57 % vorzuweisen. In den kommenden 7 Monaten fließt aber noch viel Wasser den Rhein herunter. Eine Verschiebung von nur 4 % Punkten zwischen den Lagern würde diese Prognose dann schon auf den Kopf stellen.

Island: Ein schrecklich kleiner Modellfall für Europa?

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Was zur Zeit im kleinen 320.000 Einwohnerstaat Island vor sich geht, wirft ein bezeichnendes Bild auf das, was uns im großen vielleicht noch droht. "Erst mussten alle drei großen Banken des Landes durch Verstaatlichung gerettet werden. Dann musste der Staat selbst gerettet werden, mit einer milliardenschweren Finanzspritze des Internationalen Währungsfonds (IWF)." berichtet der Spiegel heute. Bank oder Staat, das ist immer die Frage, wenn man den Teufel mit dem Beelzebub austreibt. Und was dann droht ist ebenfalls sympthomatisch: "....Danach erschütterten in kurzen Abständen gewalttätige Proteste das Land. Ende Januar schmiss der konservative Ministerpräsident Geir Haarde hin..." Islands Präsident Grimsson wird zitiert mit: "...Die Isländer hätten durch die Finanzkrise 'alles verloren'. Man könne ihnen nicht vermitteln, dass sie 'jetzt auch noch für die Verluste deutscher Sparer aufkommen müssten'...." und da kann man ihm im Grundsatz be

Futurologie II: Psychologie und scheue Rehe

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Was haben wir nun die nächsten Monate und Jahre zu erwarten? Von den Wirtschaftsweisen wird uns regelmäßig erzählt, Geld wäre grundsätzlich gut und ein scheues Reh, das man hegen und pflegen müsse. Außerdem sei die Börse und Wirtschaft zu 50% Psychologie und ergo mit erneuerter Zuversicht alle Probleme in relativer Kürze vergessen. Leider sind diese Weisheiten inzwischen so oft wiederholt worden, dass sie als Allgemeingut gar nicht mehr hinterfragt werden: Geld ist nämlich genauso gut oder schlecht wie Rehe, wenn es nicht zu viele sind. Andernfalls wird Geld genauso wie Rehe zur Plage und ein Fall für die Flinte. Auch ist Psychologie ein guter Teil der Wirtschaft, mittelfristig aber sind die technischen Werte bei weitem entscheidender. Und da spielen Geldflüsse, Zinsen und Gelddeckung viel wichtigere Rollen. Nun, wie sieht die reale Welt jetzt jenseits der Wohlstandsphantasien der letzten Jahre aus? Die Modelle A-E sind bereits recht konservativ gerechnet, in Wahrheit wird es noch etw

Goldener Reiter: Das Ende des Kaisers

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Im Jahre 9 befand sich Germanien zwischen Rhein und Elbe auf dem Weg der Provinzialisierung und Eingliederung ins römische Reich. Ein bereits ausgebauter Zivilmarkt befand sich an der Lahn zwischen Wetzlar und Gießen, die Stadtanlage Waldgirmes. Als Ende September/Anfang Oktober des Jahre 9 Varus 200 km nördlicher den Tod fand, wurden auch alle anderen Siedlungen und Stützpunkte Roms zwischen Main und Wiehengebirge gestürmt und geplündert. Nach den vielen Bruchstücken in und um Waldgirmes zu urteilen, befand sich dort ein vergoldetes Reiterstandbild des Augustus. Es wurde in tausende Stücke zerhauen und unter den Germanen als Wertgegenstand oder Andenken verteilt. Dem Denkmal des Kaisers erging es nicht anders als jüngst dem Herrscherdenkmal von Bagdad. Ein schönes 118g schweres Stück davon präsentieren nun Altertumsforscher der Friedrich-Schiller-Universität aus Jena.

Futurologie I: Wat Nu?

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Im Nachhinein über Fehlentwicklungen zu meckern, ist eine Sache, sie korrekt vorher zu sagen eine andere. Von denen, die es schon immer wussten, zitiert der Focus heute Hr. Shiller und gestern Hr. Roubini . Das Blasen immer irgend wann platzen, haben beide richtig erkannt, was fehlt ist aber die langfristige und nachhaltige Lösung des Problems. Aber hängen wir uns mal aus dem Fenster, und prognostizieren die Entwicklung der nächsten Zeit. Wie bei jeder Prognose ist die größte Schwierigkeit der Vorhersage die Zeitschiene, denn es spielen zu viele Faktoren mit, zu denen natürlich auch die Psychologie der beteiligten Akteure eine gewichtige Rolle spielt. Die folgende Grafik ist daher auch mit 2009 ff. für fortfolgende Jahre betitelt. Die Ist-Situation war Ende 2008, gerundet, etwa: BIP 2400 Mrd., Staatsverschuldung 1600 Mrd., Bankenaktiva/passiva 8100 Mrd. Euro. Die Staatsverschuldung ist natürlich ein Teil dieser Aktiva. Für die weitere Entwicklung seien einige Modelle angeführt: Model