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Es werden Posts vom Mai, 2009 angezeigt.

panem et circenses III: Der Hase im Pfeffer.

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Die Graphik (Hinweis: Vergrössern durch Anklicken) zeigt den Wirtschaftskreislauf in den wesentlichen Details. Im Zentrum des BIPs stehen die Wirtschaftsteilnehmer, der Staat, die Gewerbe und die Bevölkerung. Zum Gewerbe zählen alle Unternehmen, öffentliche und private, und natürlich auch die Banken, die ja auch ihren Anteil am BIP haben. Dieser Anteil ist in der Statistik des BIPs drin und beträgt in den USA immerhin 8% des BIP. Der rote Sack sind die Konten der Banken, es sind die in der Statistik der Bundesbank verzeichneten Aktiva und Passiva. Die Aktiva sind dabei die Kredite und Papiere, die Passiva die Einlagen, ergo Vermögen, die in gleicher Höhe entgegen stehen. Die Wirtschaftteilnehmer stellen ihre Handelsware in den Kreislauf ein: Das ist etwa Arbeit gegen Lohn, Geld gegen Güter, Steuern und Abgaben an den Staat, der damit wiederum Güter, Dienstleistungen und Arbeitslohn, auch seiner eigenen Angestellten und Beamten, aber auch Hilfen (Subventionen, Renten etc. pp.) an die Wi

panem et circenses II: Was wollen die Parteien?

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Schauen wir also in die Wahlprogramme, von rechts nach links, um zu sehen, was uns als Lösung der Systemkrise angeboten werden soll: Beginnen wir mit der Homepage der NPD . Wie zu erwarten findet man dort nicht viel konkretes, stattdessen nur das völkische Weltbild der Partei auf zwei sehr überschaubaren Webseiten: “...Beide Systeme [Kapitalismus, Kommunismus] sind in ihrem Absolutheitsanspruch imperialistisch und führen einen permanenten Kampf um die Ausbreitung ihrer Macht. .....Für beide Systeme ist die Voraussetzung für ihren Erfolg die Umwandlung der jeweiligen Volksgemeinschaften, entweder in eine pluralistische oder in eine sogenannte klassenlose Gesellschaft .... Die Alternative heißt: Raumorientierte Volkswirtschaft....“. Naja, das hilft jetzt bestimmt weiter. Die FDP bietet eine immerhin 77 seitige Wunschliste an. Der besondere Charme des FDP-Programms ist, dass es praktisch für sämtliche Bereiche der Volkswirtschaft nette Vergünstigungen verspricht. Eine konkrete Berechnu

panem et circenses I: Wer bezahlt den Staat?

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Wenn wir in diesem Jahr mehr als einmal zur Urne gerufen werde, dann sollte man vielleicht wissen, was unsere Parteien so vor haben. Dazu gibt es schließlich Wahlprogramme. Dank Internet sollten die eigentlich leicht zu finden sein. Ich habe gestern einmal nachgeforscht, das Ergebnis ist nicht wirklich beruhigend. Vielleicht liegt es daran dass man, nicht zu Unrecht, davon ausgeht, dass sie sowieso niemand lesen möchte. Zudem scheint man sich noch völlig im Unklaren über die tatsächliche Situation zu sein, die Programme lesen sich wie Wunschlisten an den Weihnachtsmann: Friede, Freude und Lebkuchen für alle inklusive. Durchweg und ohne Ausnahme scheinen konkrete Zahlen der natürliche Feind der Politik zu sein, keine der Parteien verschleudert Energie und Zeit mit Mathematik. Obwohl der Staat jährlich Millionen für seine statistischen Bundes- und Landesämter ausgibt, wo doch die ernüchternden Zahlen leicht zu eruieren wären. Denn diese unangenehmen Ziffern lassen keinen Spielraum für Wo

Präsidentenwahl 2009: Der 60. Geburtstag oder Dinner for One

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So wie uns jedes Jahr an Silvester Miss Sophie mit Ihrem Dinner for One erfreut, so sollen wir uns morgen an der Wiederwahl von Horst Köhler gegen Gesine Schwan, in Einheit mit dem 60. Jahrestag der Gründung der BRD, ergötzen: „The same procedure as last year, Miss Gesine?" fragt da der Horst, und Gesine wird antworten: „The same procedure as every year, Horst“. Aufgrund der Parteienräson und des im Vorfeld gesicherten Wahlverhaltens werden wir im Gegensatz zur Silvesterversion vermutlich nicht „I think I'll retire“ von Gesine hören, aber sicher von Horst: „Well, I'll do my very best“. Die Bundesversammlung dürfte auch in1000 Jahren nicht den Mut aufbringen, in so harten Zeiten wie jetzt einmal ein Machtwort zu sprechen. Sie wird nicht entgegen dem vorgesehenen Abstimmverhalten und gegen einen der Mitkonstrukteure der Systemkrise stimmen. Die Kandidatin Gesine Schwan wird nicht nur deswegen nicht gewählt werden, weil Sie entgegen dem Mainstream klare Worte sagte, sie wird

Friede sei mit Euch: Netanjahu bei Obama zu Besuch

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“Mr. Miller characterized the session as “President ‘Yes We Can’ sitting down with Prime Minister ‘No You Won’t.’ ” beschreibt die New York Times das Treffen zweier neuer Präsidenten im Amt. All zu weit liegen die Vorstellungen über einen Nahostfrieden auseinander. Aber die Zeit drängt, zu einem vernünftigen Deal zu kommen: „Israel wird nicht von heute auf morgen kollabieren, könnte aber mit der Zeit erodieren: durch Auswanderung, Demoralisierung und wirtschaftlichen Niedergang. Wer möchte schon in einem Land leben oder in ein Land investieren, über dem eines Tages der Atompilz aufgehen könnte?“ mutmaßt Henryk M. Broder im Spiegel heute. Die Aussichten sind nicht rosig, wie er meint: „Es wäre schön, wenn Obama mit seiner Strategie Erfolg hätte, Iran einzubinden. Es wäre schrecklich, wenn es ihm nicht gelingen würde. Nüchtern betrachtet, hat er kaum eine Chance. “ Zuletzt existierte der antike Vorgängerstaat Israels unter römischer Herrschaft, der letzte jüdische Aufstand in Israe

Capreolus capreolus: Bad Bank, Steuerlast und die Spur der Rehe.

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„Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) rechnet mit Steuerausfällen von bis zu 350 Milliarden Euro und einer Neuverschuldung des Bundes in Höhe von 80 Milliarden Euro.“ zitiert der Spiegel heute den Finanzminister. Und das dürfte noch zu knapp sein, denn es wurde dabei ja schon mit dem baldigen Durchlaufen der vielfach begrüßten Talsohle gerechnet: „ Steuersenkungsversprechen sind schlicht und einfach eine Täuschung der Wählerschaft.“ Bei der Union passe nichts zusammen: „Für die auf dem Bildungsgipfel versprochenen Bildungsinvestitionen fehlt der CDU/CSU das Geld, und nun will sie auf den Marktplätzen noch mehr Steuererleichterungen versprechen. Und beim Wirtschaftsrat der CDU wird es kabarettreif: Er verspricht die Abschaffung der Erbschaftsteuer, die Korrektur der Unternehmensteuerreform, die Beseitigung des Mittelstandsbauchs und die Abschaffung der Gewerbesteuer – total verrückt.“ Insbesondere ist es ein Witz, wenn man ausgerechnet auf der volkswirtschaftlichen völlig kopf

Goldrausch

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Wenn die Währung kriselt, stehen Edelmetalle hoch im Kurs. Da diesen Zusammenhang jedes Schulmädchen kennt, wäre die psychologische Wirkung eines extremen Goldkurses verheerend für das Vertrauen in Papiergeld. Die Europäische Zentralbank hat natürlich auch ihre Hausaufgaben gemacht. Das erkennt man an den Zahlen der Bundesbank, die auch die europäischen Goldreserven listet. Vor der DotCom-Blase, die von 2001 bis 2003 dauerte, hielt man den Bestand konstant auf etwa 402 Millionen Unzen (1 Uz.=31,1 gr.). Der Preis für eine Unze Gold betrug damals 253 $/Unze und erreichte vor kurzem den historischen Höchststand von mehr als 1011 $/Unze, zur Zeit dümpelt er um den 900 $ Wert herum. In den meisten Medien wird trotzdem vor Goldkäufen gewarnt , das Risiko von Verlusten sei hoch im Vergleich zu soliden Aktien oder Sparkonten. „Wenn Geld seinen Wert verliert, Aktien- und Rohstoffmärkte kollabieren, flüchten Anleger ins Gold. Zwar behält das Edelmetall immer einen Wert, ein sicherer Hafen ist es

Stresstest

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Die Börsen freuen sich seit einigen Wochen über den Durst, vom kürzlichen Tiefstand bei 6500 Punkten erholte sich der DOW-Jones auf heute 8400 Punkte, eine Zunahme um satte 30%. Und der jüngste "Stresstest" der Banken in den USA lässt scheinbar auch viele Sorgen verfliegen, der festgestellte Bedarf ist nur 75 Mrd. Dollar statt befürchteter 200 Mrd. USD. Jedoch, die Kriterien waren weich, und betrafen gerade einmal 19 von rund 8000 US-Instituten. Trotzdem wird Allerorten wieder einmal die Talsohle begrüßt. Was ist davon aber zu halten? Stellen Sie sich vor, sie gehen in Ihre Stammkneipe. Es ist super Stimmung, viele Leute sind anwesend, auch Besucher aus fremden Ländern, alle haben Spaß. Gegen Mitternacht geht aber allen das Geld aus. Damit die Stimmung nicht nachlässt, und da Sie ja auch schon ziemlich benebelt sind, lassen Sie sich zu einer Lokalrunde hinreißen. Da Sie ja auch kein Geld mehr haben, lassen Sie bei Ihrem gut bekannten Stammwirt , wie schon öfters, einfach an

Reboot Now !

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Als "Kreislauf der Verfassungen" wird das vom Philosophen Aristoteles im 4. Jahrhundert v. Chr. in Anlehnung an die tatsächliche Entwicklung im antiken Griechenland entworfene System der Verfassungsentwicklung bezeichnet. Aristoteles unterscheidet zwischen sechs Staatsformen: Monarchie (Alleinherrschaft), Aristokratie (Herrschaft der Besten) und Politie als guten Formen sowie deren entarteten Pendants Tyrannis, Oligarchie (Herrschaft weniger) und Demokratie (bei ihm als Herrschaft des Pöbels definiert; zur Differenzierung zum heutigen Demokratiebegriff heute auch als Ochlokratie bezeichnet). Aristoteles glaubt, eine gute Staatsform neige zur Entartung, aus dieser entarteten Form gehe dann die nächste gute Form hervor usw. Über den Kreislauf der Verfassungen schreibt auch Polybios im 6. Buch seiner Universalgeschichte. Der Grund für den Übergang einer guten Verfassungsform in den jeweils entarteten Typus sieht er im moralischen Verfall der Regierenden: die Sicherheit ihres Leb