Montag, 21. Dezember 2009

Weihnachtsansprache 2009: Das Jahr der reitenden Leichen


In wenigen Stunden und Tagen werden wir wieder mit den Weihnachts- und Silvesteransprachen von Angela und Horst beglückt. Krise hin oder her, sie werden sich im schönfärberischen Sermon kaum von den letzt jährigen unterscheiden.

Daher hier vorab die TandemVipera-Weihnachtsansprache, oder das was Angela, Guido und Horst uns (vorerst) garantiert noch nicht sagen werden:





Liebe Mitbürger, Liebes Wahlvolk, Verehrte Banker,

wir haben ein hartes Jahr hinter uns. Ich und die Flintstones, ähem ich meine der Stein-brück und der Stein-meier wa, wir haben in erstaunlich kurzen Nachtsitzungen ihr Geld, und das Geld ihrer Kinder und Enkel, an Acki Deutsche-Baba und die vierzig Bankster verteilt. Die sind dafür total dankbar und haben uns die Rückzahlung der Kredite und Zinsen, die wir für deren Stützung bei denen selbst aufgenommen haben, erstmal gestundet. Echt nett, wa.

Und dafür haben die auch wieder unseren Wahlkampf finanziert damit sie mich im September auch wieder wählen konnten. Echt nett von Euch, und das ihr die Flintstones dann auch gleich kräftig abgemeiert habt, ja da sach ich euch wirklich Danke. Nur beim Guido, da habt ihr ein bisschen übertrieben. Dabei hat der seine Knete nur von den Hoteliers gekriegt. Aber Schwamm drüber, wa. Haben wir ja wieder ins Lot gebracht, die können sich jetzt die Merkelsteuer, äh Umsatzsteuer, in die eigene Tasche stecken, woll.

Jetzt kommt mir bloß nicht mit Wahlversprechen, wir haben euch ja auch noch ein kleines Weihnachtspaketchen geschnürt. Finanziert sich alles von selbst, sagt der Guido. Naja, Verfallsdatum ist der Mai 2010, bis dahin kann ich den Knecht Rupprecht, äh Wolfgang, noch zurückhalten. Allerdings kann der seine Rute einfach nicht bei sich behalten, dem muss ich demnächst mal die Luft aus den Reifen lassen, bevor er dem Jürgen in NRW die Wahl vermasselt. Den brauch ich nämlich dringend, damit mir im Bundesrat die verflixten Länder nicht aufs Dach steigen können, wenn ich euch endlich abkassieren muss.

Aber da muss ich mich wenig sorgen, wen sollt ihr denn sonst wählen? Bis zum Mai kriegen wir die Titanic schon noch gelenzt. Und ich hab euch noch den Aufschwung unter die Tanne gelegt. Den kann ich aus der Statistik raus lesen, das hab ich als Physikerin schließlich von der Pike auf gelernt. Wenn der Wähler mit einem Fuß auf’ner heißen Herdplatte und mit dem anderen auf einem Eisblock steht, dann geht’s ihm im Durchschnitt doch gut, wa?

Von der Wirtschaft sind fuffzig Prozente reine Psyschologie, der Rest ist ein bisschen Kreativität und Datenzauber. Der Obama und auch ich haben dieses Jahr unheimlich viele Geschenkgutscheinchen gedruckt, ich will mal hoffen das keiner auf die Schnapsidee verfällt, die wirklich einlösen zu wollen.

Ach was red ich. Wir hatten ja noch andere Probleme, Klimawandel und so. Na da haben die Chinesen in Kaoshagen aber gepokert, woll. Da konnten der Obama und ich mit unserem miesen Päarchen nicht gegenhalten. Überhaupt der Obama, der hat nix mehr zu melden wenn die Order aus Peking kommen, dann steht der stramm. Der ist ja längst so Pleite wie Island, Dubai und Griechenland zusammen. Alles reitende Leichen, genau wie Briten, Baltikum und Konsorten. Die müssen sich noch ein bisschen festhalten, bevor sie vom verhungerten Gaul fallen.

Ach ja, die christsozialen Brüder und Schwestern aus dem Alpenfreistaat machen mir auch immer Ärger. Erst versenken die Multi-Milliarden in die Bayern-LB und müssen dann auch noch die benachbarten Sissis vor der Staatspleite retten. Ich dachte die können mit Geld umgehen. Naja, und dann der Fürst von Guttenberg, der brockt mir auch noch nen richtigen Krieg am Hindukusch ein. Gutti, Gutti, Gutti, ich kanns nicht mehr hören, der will doch nur in 2013 auf meinen Sessel. Für den finde ich auch noch ne Harke, woll.


Na also, dann noch frohe Weihnachten und nen guten Rutsch nach 2010, da liegt schon mal ne schöne Blase für euch bereit. Ob das ne weiche Landung gibt, weiß ich aber nicht, wa. So und jetzt muss ich mit dem Horst noch ein bisschen in den Malkasten greifen für die echt geilen Fernsehansprachen. Da erzähl ich euch was von Hänsel und Gretel, wie jedes Jahr.

Eure Mutter der Nation.

Freitag, 18. Dezember 2009

Alexander oder Was läuft schief am Hindukusch?


Das Perserreich war zu Alexanders Zeit die größte Territorialmacht der Erde. Als der Makedonier Alexander der Große 334 v. Chr. dem Perserreich gegenüber stand, wurde dieses von Dareios III beherrscht. Plutarch zufolge war das persische Heer 600.000 Mann stark; Althistoriker dagegen schätzten die Zahl der Perser auf höchstens 100.000 und die Stärke des makedonischen Heeres Alexanders auf maximal 30.000 Mann. In der Schlacht bei Issos 333 v. Chr. trafen die Armeen im Kampf aufeinander.

Alexander machte nun etwas sehr ungewöhnliches. Statt sich der Schlacht in voller Breite zu stellen, startete er einen gezielten Angriff auf den Anführer König Darieos persönlich. Dareios aber nahm den Kampf nicht an und floh. Die eigentlich überlegene Streitmacht war demoralisiert. Am 1. Oktober 331 v.Chr., kam es zum zweiten großen Kampf bei Gaugamela. Wieder war das Heer des Dareios an Zahl weit überlegen, aber wiederum siegte Alexander. Unter Anwendung der gleichen Taktik ergriff Dareios erneut die Flucht. Damit war der persische Widerstand endgültig gebrochen. Der feige Anführer hatte jede Reputation verloren. Er floh zu einem weitläufig Verwandten, den Satrapen Bessos, dieser jedoch tötete ihn im Jahre 330 v.Chr. in der Hoffnung damit dem Zugriff Alexanders zu entgehen.

Nun, was hat diese kleine Geschichte mit der Bundeswehr am Hindukusch zu tun? Zunächst mal nur wegen einer an und für sich alten Kriegstaktik: Wenn du den Gegner besiegen möchtest, so ist es ganz besonders effektiv gezielt deren Köpfe zu eliminieren, statt sich in voller Breite den gegnerischen Truppen zu stellen. Und da kommen wir zur Bundeswehr, die jüngst zwei Tanklaster in die Luft jagte, unweit der Gegend wo vor 2339 Jahren Dareios der III massakriert wurde, und dabei unschönerweise auch noch 140 Kollateraltote hinterließ.

Denn Abseits der Frage wer wann, wo und was vom Angriff gewusst oder informiert hatte gerät die Kernfrage in den Hintergrund: Darf die Bundeswehr sich an so genannten „Gezielten Tötungen“ beteiligen? Denn genau diese Taktik, die von den Israelis schon seit Jahrzehnten bevorzugt und von den Amerikanern mit ihren Hightechwaffen perfektioniert wurde, führte hier zu diesen enormen Verlusten unter afghanischen Zivilisten.

Gezielte Tötungen, das heißt nichts anderes als das man mit Präzisionswaffen aus sicherer Entfernung auf mutmaßliche Anführer der gegnerischen Kombattanten zielt. Meist geschieht dies aus Flugzeugen, Hubschraubern oder ferngesteuerten Drohnen, denen der technisch hoffnungslos unterlegene Gegner nichts anhaben kann. Der Euphemismus „gezielt“ und „Präzisionswaffen“ täuscht hingegen über die Realität weg. Denn es handelt sich nicht um ein 5,6 mm Projektil das einem Talibanführer sein Kleinhirn wegbläst, sondern um formidable Bomben die eine riesige Verwüstung hinterlassen. Zivile Opfer sind dabei kaum vermeidbar, insbesondere in eng bewohnten Gebieten wie dem Gazastreifen, wo israelische Tötungsaktionen regelmäßig auch tote Kinder am Tatort hinterlassen.

Um es klar zu sagen: Keine Kriegspartei hat sich je wirklich um zivile Opfer geschert, und die Taliban tun es erst recht nicht. In einer offenen demokratischen Gesellschaft aber sieht das anders aus, da muss man sich moralisch-ethischen Fragen stellen. Und letztlich damit auch den juristischen Fragen, die genau die Einhaltung dieser Grundsätze dienen sollen. War das jüngste Verhalten der Bundeswehr in Kunduz also nun durch ein Mandat gedeckt oder nicht?

Die juristische Frage ließe sich mit einigem guten Willen leicht klären, die moralisch-ethische dagegen kaum. Sollen sich die Soldaten dem tapferem Kampf Mann gegen Mann stellen, oder aus sicherer Entfernung ihre Erfolge erzielen? Mit dem Unterschied das erstere Taktik viele eigene, zweite Taktik dagegen viele unbeteiligte Verluste erzeugt. Aus einem warmen Philosophensessel bei einem Glas Rotwein gesprochen kommt man naturgemäß zu anderen Überzeugungen, als der Soldat der an der Front steht und um seine körperliche Unversehrtheit fürchten muss. Für Letzteren ist die zweite Taktik nämlich klar attraktiver einzustufen.

Unfähig die moralisch-ethische Frage abschließend zu klären, kommen wir dann doch lieber wieder zum oberflächlichen Informationsdesaster. Positiv zu deuten ist jedenfalls der Effekt, das durch das jüngste Drama die ehrliche Vokabel Krieg den Mythos des Brunnen grabenden Samariters in Bundeswehruniform ablöst. Die Bundeswehr befindet sich im Krieg, und zudem noch in einem ziemlich sicher verlorenen Krieg. Das muss man beim Namen nennen. Und Krieg ist nun mal eine ziemliche Sauerei, so oder so.

Und überhaupt, die Wahrheit mit der man sich so schwer tut, sie ist immer das erste Opfer eines jeden Krieges. Ziemlich erstaunlich fand ich es, als kurz nach dem Desaster behauptet wurde, die rund 150 Tote wären wohl fast alles Taliban gewesen. Jeder, der schon mal einen Tanklaster gesehen hat, weiß aber, dass die beiden Führerhäuser nur je drei Sitzplätze haben, ergo maximal 6 Taliban. Und da sollen nun 150 Taliban mit Waffen drin gesessen haben? Oder sich zusätzlich noch rund 70 Taliban auf jedem der beiden Tanks oben drauf fest geklammert haben? Wo die doch die Wirksamkeit amerikanischer Drohnen bestens kennen und sicherlich bessere Methoden zum Selbstmord bevorzugen?

Jedem musste klar sein, dass dies nicht stimmen konnte. Was ein Augenzeuge im Spiegel berichtet, bestätigt was man längst ahnen konnte: Die Toten sind im wesentlichen Dorfbewohner die Sprit klauen wollten, und möglicherweise kein einziger echter Taliban, und schon gar nicht die anvisierten Taliban-Führungspersönlichkeiten. Denn die kennen die Gefahren aus Erfahrung sehr genau und haben sich entsprechend rechtzeitig vom Acker gemacht.

Wie soll es nun weiter gehen am Hindukusch? Man wird den zivilen Opfern bei Kunduz eine Abfindung zahlen, immerhin ein gewaltiger Unterschied zu anderen Kriegsparteien. Zwar macht das kein Kind, Frau oder Gatten wieder lebendig, aber es ist mehr als die sonst übliche Ignoranz und Verweigerung. Das ist schon mal was. Aber auch die Bundeswehr hat Gefallene. Deren Witwen und Waisen erhalten zwar etwas mehr auf die Hand, aber die öffentliche Ignoranz diesem Problem gegenüber schmerzt die Hinterbliebenen vielleicht noch mehr. Auch diesen Opfern gebührt mehr ehrliche Aufmerksamkeit.

Letztendlich aber dürften mittelfristig alle Opfer vergebens bleiben, denn die Erfahrung mit solchen Bürgerkriegen zeigt, dass sie für die extern eingreifenden Mächte nicht zu gewinnen sind. Denn dafür müsste man den Einsatz dort glatt verzehnfachen um eine realistische Chance zu haben. Das ist aber weder bezahlbar noch wünschenswert. Man muss sich klar sein, dass man einer mittelalterlichen Stammesgesellschaft keine moderne Demokratie aufzwingen kann. Auch dieses Ideal liegt gleich im Nachbargrab neben der Wahrheit.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Scherbengericht: Akropolis, adieu....


"Weil die Staatsschulden Griechenlands aus dem Ruder laufen, fürchtet Kanzlerin Angela Merkel um den Euro. Europas Währung stabil zu halten sei jetzt "unser aller Sorge", sagte sie zum Auftakt des EU-Gipfels," so der Spiegel heute.


Was schon Anfang des Jahres zu befürchten war, tritt jetzt langsam aber sicher an die Oberfläche. Gleichzeitig, wen wunderts, gehen auch im Bundeshaushalt die Lichter auf dunkelrot: "Einem Bericht zufolge soll das Defizit im kommenden Jahr 100 Milliarden Euro betragen." schreibt das Manager-Magazin über den aktuellen Bedarf des neuen Finanzministers Schäuble für 2010.

Darin sind die Kosten für die Griechenrettung selbstverständlich noch nicht drin. Denn obwohl eigentlich die EU-Statuten eine Hilfe verbieten, so wird man in der Praxis zu einer Schuldenübernahme kaum eine Alternative sehen. Wobei die Milliardenstützungen zweifellos in der griechischen Sommerhitze verglühen werden wie hierzulande jüngst das Stroh auf den Martinsfeuern. Schon im Mai schrieb die NZZ weise: "Staatsbankrotte und Währungskrisen haben eine lange Tradition. Verlässliche Aufzeichnungen seit 1750 in 64 Staaten belegen über 70 Fälle von Zahlungsunfähigkeit. Was bis anhin als unmöglich galt, gerät durch die andauernde Weltwirtschaftskrise auch in der Euro-Zone in den Bereich des Wahrscheinlichen.". Und die Kandidaten sind dabei vorallem die EURO-Länder Irland, Griechenland, Spanien, Österreich und Italien. Und die werden als erste in den Sog geraten, den die sinkende MS Akropolis hinterlässt.

Weiter schrieb die Neue Züricher erschreckend klar stellend: "Zahlungsstörung, Illiquidität, Staatsbankrott – die Begriffe sind in diesem Zusammenhang eher ungenauen Inhalts. Im Gegensatz zu Privaten kann der Staat nämlich Zwangsmittel gegenüber seinen Bürgern anwenden. So lässt sich über zusätzliche Steuern, eine Vermögensabgabe oder eine drastische Senkung der Ausgaben der staatliche Finanzierungssaldo verbessern. Von daher ist der Begriff einer relativen Zahlungsunfähigkeit zur Kennzeichnung dieses Sachverhaltes angemessen. Erst wenn ein bürgerlicher Ungehorsam die erforderliche Durchsetzung obrigkeitlicher Zwangsmittel verhindert, wäre ein Staat absolut zahlungsunfähig."

Nun, der "bürgerliche Ungehorsam", ergo das nicht mehr Einverstandensein mit weiterer Ausplünderung, dass ist das, was zunächst Griechenland, aber danach sukzessiv alle anderen westlichen Staaten erfassen wird. Neben den sogenannten PIGS aber auch die ehemaligen Lokomotiven der Weltwirtschaft, nämlich USA, Grossbritannien und last, but not least, die BRD.

Wie sang doch einst der Spatz von Paris:

Akropolis, adieu, ich muß gehen.
Die weißen Rosen sind verblüht.
Was wird geschehen?.....