Montag, 22. November 2010

Times in History: Die Plutokratische Republik Deutschland

Times in History, wer sich gerne mit Geschichte, speziell jüngerer Geschichte beschäftigt, erlebt zur Zeit ein regelrechtes Deja Vu. Erinnern Sie sich noch an die BayernLB? Da benötigte man eine Nacht der Beratung, um dem Institut zunächst 5, und schließlich 15 Mrd. Euro aus dem Steuersäckel zu zu schustern. Nicht anders als bei der WestLB oder der HSH Nordbank, die Landesbank Baden-Württemberg, das Schema ging reihenweise so fort. Schließlich auch auf die Privatbanken, allen voran die HRE, wo schnell mal 102 Milliarden locker gemacht wurden, und die kürzlich, klammheimlich und fast unbemerkt von der Öffentlichkeit, 200 Mrd. Euro Schrottpapiere an den Steuerzahler weiter reichen durfte. Wer glaubt das diese Sondervermögen tatsächlich wieder in positives Geld für den Steuerzahler verwandelt werden können, oder dass hiermit überhaupt schon das Ende der Fahnenstange erreicht wäre, der kann sich auch einen Osterhasen auf den Schreibtisch stellen. Der ist genauso glaubhaft.

Dann die Pleiten der EU-Staaten Island, Griechenland und Irland. Alle drei pleite, mausetot. Die Rettungspakete sind gigantisch, rund 1000 Mrd. alleine für unsere EU Pleitiers, und für die Banken alleine in Deutschland ebenfalls bislang fast 1000 Mrd an Garantien und Unterstützungen. Obwohl der überwiegende Teil dieser Kosten auf dem Rücken des kleinen Steuerzahlers in Sondervermögen, und nicht im offiziellen Haushalt liegen, ist bereits jetzt die Staatsverschuldung der BRD rapide angestiegen. Besonders witzig ist dabei auch noch die Tatsache, dass all diese Irrsinnssummen durch Kredite aufgenommen werden, wofür Sie, lieber Leser und Steuerzahler, in letzter Konsequenz auch noch gewaltige Zinsen an genau die von Ihnen gerade unfreiwillig geretteten Banken zahlen dürfen.

Und wer nun glaubt, man könne die aufgetürmten Milliardenberge weg sparen, oder überhaupt glaubt, man könne Schulden zurück zahlen, der kann auch noch gleich einen Weihnachtsmann neben seinen Osterhasen stellen. Es ist nämlich nicht nur nicht zu glauben, es ist schlicht unmöglich. Die jetzt dem Bürger, und damit gerade der Realwirtschaft, auferlegten Sparmaßnahmen dienen nur der Reduzierung der Neuverschuldung, keineswegs dem Schuldenabbau, und sie erdrücken lediglich das BIP. Der Effekt dieser Maßnahmen ist praktisch Null, die Schulden verdoppeln sich trotzdem alle 10 Jahre in den Krisenländern. Was vor einer Generation noch Sinn gehabt hätte, ist nun, da wir uns bereits in der stark exponentiellen Phase der Finanzkrise befinden, sinnlos und kurbelt den Kollaps nur weiter an.

Die ebenfalls unglaubliche Geschwindigkeit mit denen diese Summen zur Stützung der Vermögen, auf alleinige Rechnung der Schaffenden, genehmigt wurden, kontrastiert nun ausgesprochen eigentümlich zu etwa der Erhöhung der HartzIV-Sätze. Da gereichte es nach jahrelangem ideologischem Gezerre, und erst nach einem höchstrichterlichen Spruch des Bundesverfassungsgerichtes, zu halbherzigen, ja kaltherzigen, 5 Euro monatlich die Sätze zu erhöhen. Und die sind bereits jetzt schon wieder, wegen der Abgabenerhöhungen insbesondere den Energiepreisen, im inflationären Nirwana verschwunden. Diese "Wohltat" übrigens hat ein Volumen von sagenhaften 0,3 Mrd. Euro pro Jahr. Eigentlich zwar auch kein Kleckerbetrag, so ist es doch weit weniger als alleine die jährlichen Zinsen die nur für die Rettung der BayernLB dauerhaft aufgebracht werden müssen, vom Rest der gigantischen Rettungspakete wollen wir da lieber vornehm schweigen.

Angesichts dieses immensen politisch-sozialen Ungleichgewichtes erstaunt es wenig, dass sich der unfreiwillige Retter nun Steuern-, Abgaben- und Gebührenerhöhungen, sowie öffentlichen Sparpakete, insbesondere der Gemeinden, an allen Ecken und Enden gegenüber sieht. Während auf Seiten der Geretteten bislang keine Spur von Vermögens- oder Transaktionssteuern, oder auch nur vom Abbau der bereits vorhanden Steuerprivilegien, die Rede ist. Von den weiteren einseitigen Umlageplänen, zuletzt der Krankenversicherung, auf den Schaffenden alleine, will ich nicht weiter eingehen. Wer will, mag sich gerne weiter bei Minister Rösler informieren.

Diktaturen, aber auch Revolutionen haben die Eigenart, sich schleichend und fast unbemerkt zu entwickeln. Das Faktum, das wir zur Zeit erleben, ist eben dass es alleine die Finanzpolitik ist, die bestimmend für die Demokratie geworden ist, und nicht mehr das Wohl des Bürgers als ganzes. Das gipfelt in solchen Ideen, wie kürzlich bei Wolfgang Schäuble, der ernsthaft vorschlägt, dass neben der normalen Einkommenssteuer die klammen Gemeinden dem Bürger noch eine zusätzliche Einkommenssteuer abpressen sollen. Hätte er das Herz des Demokraten, ihm wäre wohl eher die Wiedereinführung der Vermögenssteuer in den Sinn gekommen.

Mal abgesehen von diesem unglaublichen Vorgang (komischerweise hat der Bürger hier resigniert und denkt noch nicht einmal an eine geeignete Demonstration des Souveräns) wären die Folgen wahrlich fatal: da würden sich etwa die Städte Düsseldorf und Köln gegenseitig die Einwohner streitig machen und die wirklich klammen Städte würden im Endeffekt nochmals klammer und endlich verslummen. Aber das macht unserer Regierung, aber auch den Journalisten und Bürgern der BRD, offensichtlich weniger Kopfzerbrechen als die Vorstellung mit einer wirksamen Besteuerung der Aktiva/Passiva der Banken eine (in Wahrheit leicht verschmerzbare) Kapitalflucht zu erzeugen.

Dieses seltsame Demokratieverständnis gipfelt auch in solchen Aussagen, wie die des Bahn Chefs, aber auch anderer hochgestellter Politiker, der sich zum Widerstand gegen das rund 5 Mrd. Euro teure Projekt Stuttgart 21 äußerte: "Nur ein Mann dürfte bei den Gegnern von "Stuttgart 21" ähnlich unbeliebt sein wie Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus - der Bahn-Chef Rüdiger Grube. In der "Bild am Sonntag" bezeichnete er die Proteste gegen das umstrittene Bahn-Projekt "Stuttgart 21" nun als nicht gerechtfertigt. "Ein Widerstandsrecht gegen einen Bahnhofsbau gibt es nicht", schreibt Grube in einem Gastbeitrag. "Bei uns entscheiden Parlamente, niemand sonst. Unsere frei gewählten Volksvertreter haben das Dutzende Mal getan: im Bund, im Land, in Stadt und Region. Immer mit großen Mehrheiten", sagte Grube. ".

Na so was, mit großen Mehrheiten? Das beruht natürlich auf der Fiktion der parlamentarischen Demokratie. In Deutschland haben wir nämlich keine direkte, sondern eine allein durch den Wahlzettel, alle paar Jahre, legitime Beteiligung des Volkes. Was heißen soll, wenn der Bürger nun pötzlich was gegen das Milliardenprojekt habe, so solle er das doch demnächst auf seinem Wahlzettel notieren; ein Recht die in Hinterzimmern getroffenen Entscheidungen zu revidieren, und sei es aus aktuellem Anlass (Finanzkrise), dieses Recht habe er nicht. Selbiger Bahnchef fände es aber völlig legitim, und so auch seine politischen Verbündeten, wenn er als Bahnchef, aus welchen Gründen auch immer, jetzt genauso einseitig aus dem Geschäft aussteigen würde.


Obwohl mich persönlich der Stuttgarter Bahnhof nicht wirklich interessiert, so sei zum guten Ganzen doch erwähnt, das es keineswegs die Bahn ist, die die Hauptlast der Kosten des Projektes zu tragen hat. In der Tat ist es wiederum der Steuerzahler, der den Löwenanteil der rund 5 Milliarden trägt. Und dem, im Angesicht solcher Großzügigkeit, langsam die demokratischen Sinne schwinden. Bauindustrie, Grundstückseigner, Makler, Banken und die Politik, die sind aber letzendlich die hauptsächlichen finanziellen Profiteure von Stuttgart 21. Und falls Sie glauben, das man bei der Offenlegung aller Verträge und Absprachen nicht merkwürdige familiäre und freundschaftliche Verhältnisse unter diesen Herren und Damen vorfinden würde, dann stellen Sie sich gleich noch einen Nikolaus neben den Osterhasen und den Weihnachtsmann.

So heisst es, ist Wolfgang Schuster, Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart, auch Aufsichtsratsvorsitzender der Stuttgarter Straßenbahnen AG und Aufsichtsratsvorsitzender des Verkehrsverbundes Stuttgart, dazu stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen Stuttgart AG und sogar der Trägerversammlung der Landesbank Baden-Württemberg und Vorsitzender deren Kreditausschusses. Landesbank Baden-Württemberg? Yep, genau die hatten wir heute schon mal, auch die haben selbstredend, siehe oben, schon zig-Milliarden des Steuerzahlers versenkt.

Nun lange Rede, kurzer Sinn: Die ehemalige kapitalistisch, parlamentarisch und sozialmarktwirtschaftliche Demokratie hat sich schleichend einer Oligarchie genähert und verwandelt sich jetzt zunehmend, per Faktum der tatsächlichen politischen Entscheidungsfindung, in eine Plutokratie. In partiellen Eigenheiten kann man vielleicht sogar von einer Kleptokratie sprechen, zumal wenn man weitere Europäische Brüder wie Berlusconi-Italien und Andere mit ins Visier nimmt. Der Schritt bis zur Diktatur ist dann nicht mehr weit, wenn die Bürger sich von den kopflos im Finanzsumpf versunkenen Demokratien keine Hilfe mehr erwarten können.

Auch ohne diese harschen Worte lässt sich das Problem auf den folgenden Punkt bringen: Die Politik wird nunmehr nur noch von den Bedürfnissen der Finanzwelt bestimmt, ganz egal ob in Berlin, Paris, Athen oder Washington. Die Probleme und Bedürfnisse des kleinen Mannes oder Frau erscheinen nur noch als eine lästige, aber auch zunehmende, Randerscheinung, die wenig Verständnis zu erwarten hat.

Die Ursache dafür ist, neben den völlig überforderten Demokraten, letztlich ein grundsätzlicher Konstruktionsfehler unseres Geldes, das eben kein Verfallsdatum kennt, und so zahlen wir tatsächlich heute noch einen Kredit, den zum Beispiel 1960 ein Häuslebauer aufnahm, zum dritten oder vierten mal erneut ab. Falls Sie das nicht glauben, so stehen Sie damit nicht alleine da. So schreibt etwa die Wikipedia: "Die Geldmenge wird durch Vergabe von Krediten bzw. Ankauf von Aktiva durch Banken vermehrt und durch Rückzahlung von Krediten bzw. Verkauf von Aktiva von Banken vermindert. Diese Vorgänge nennt man Geldschöpfung und Geldvernichtung...."

Was auf den ersten Blick einleuchtend klingt, ist leider die vorherrschende Grundfehleinschätzung, die Politiker und Bürger weiter hin hinters Licht führen lässt. Denn nach Rückzahlung, z.B. des oben erwähnten Häuslebauerkredits, ist zwar die Bilanz auf dem Konto der Geschäftspartner Bank/Häuslebauer ausgeglichen, wobei allerdings bereits ein erheblicher Teil neuen Geldes vermittels der verlangten Zinsen anfällt. Aber das Geld, dass der Häuslebauer an seine Handwerker und Bauunternehmer gezahlt (bzw. von der Bank aus einfach weiter gereicht) hat, ist natürlich immer noch, und zwar in voller Höhe, da. Es kursiert nämlich lediglich relativ kurze Zeit in derVolkswirtschaft und landet dann auf unzähligen Bankkonten erneut als Einlage. Und verlangt dort natürlich nach weiteren Zinsen und damit nach der Generierung neuer Kredite an Dritte. Nichts anderes ist nämlich der Lebenszweck der Bankinstitute. So kommt die exponentielle Spirale des Vermögenswachstums in Gang, der nach zwei Generation regelmäßig jede Vorstellung, und Rettungsmöglichkeit, sprengt.

Einer der wenigen Auswege aus diesen wiederkehrenden Jahrhundertdilemmi ist das sogenannte Freigeld. Es fungiert im Prinzip auf dem allseits bekannten Gutscheinprinzip. Wir kennen das von vielen Geschäften, die Gutscheine für alles mögliche ausgeben, dabei aber immer auch ein Verfallsdatum darauf angeben. Danach ist der Schein nichts mehr wert. So müsste es natürlich auch beim Geld sein, denn es ist nichts anderes, als ein Gutschein auf Waren und Dienstleistungen aus dem BIP. So hätten sich dann obige Handwerker und Bauunternehmer für das Geld des Häuslebauers was schönes kaufen können, aber keine neuen Kredite in gleicher Höhe generiert. Und wir müssten heute nicht die Kredite unsere Väter und Grossväter zum x-ten mal erneut abbezahlen.


Zu den anderen Auswegen gehört Inflation und unparitätische Währungsreform. Allerdings regelmäßig begleitet durch gewaltige Verteilungskriege. Denn wir haben weder ein Lohn- noch ein Krankenkassen- noch ein Rentenproblem. Wir haben in der Tat lediglich ein gewaltiges Verteilungsproblem. Das sieht man leicht, wenn man mal, ganz nach den amtlichen Zahlen, das Vermögen und BIP pro Kopf(!) der Bevölkerung berechnet. Selbst inflationsbereinigt produzieren wir pro Kopf mehr reale(!) Werte denn je. Da es in der Tat ein pro-Kopf-Wert ist, also egal ob Baby oder Greis oder Arbeitnehmer, so besteht eigentlich nicht der geringste Grund irgend wem Lohn oder Rente zu kürzen.

Das Problem ist nämlich nicht unmittelbar die ungünstiger werdende Bevölkerungspyramide, sondern die Tatsache, das immer weniger Arbeitende benötigt werden, und damit immer weniger Lohn- und Abgabensummen, um eine immer größer werdende Produktion zu erwirtschaften. Insbesondere die erhöhte Produktivität, neben dem gigantischen Kapitalüberhang, befördert die Ungleichverteilung. Wenn Sie es sich nicht so ganz vorstellen können, so denken Sie sich nur, wie es denn sein sollte wenn in Zukunft, mit zunehmender technischer Entwicklung, die gesamte Produktion eines Industriestaates nur noch von selbstreproduzierenden Robotern erwirtschaftet würde. Der Reichtum wäre immens, aber für wen? Nur für die wenigen Roboterbesitzer? Oder sollte es eine Verteilungsregel geben, die das gesamte Volk berücksichtigt?

Es ist genau dieser Verteilungskrieg, der nicht nur national sondern insbesondere auch International brennt, der regelmäßig Demokratien in Diktaturen und die Welt in Kriegen versinken lässt. Das es diesmal, in einer ungleich aufgeklärteren Welt, erstmals gelingen sollte dieses Szenario zu verhindern und sich aus der selbst gelegten Schlinge zu befreien, daran habe ich persönlich die allergrößten Zweifel. Das warnende Beispiel Adolf Hitlers ist zwar schon denkbar ausgelutscht, aber es hat hier allergrößte Relevanz. So war den Deutschen um 1930, ein Jahr nach dem die Plutokratie die junge Demokratie wieder im festen Griff hatte, kaum einem einleuchtend, das nur 15 Jahre später Deutschland ein Trümmerwüste sein würde so weit das Auge blicken konnte.

Das Deja Vu kann man in der Wikipedia gut nachlesen: "...Der wirtschaftliche Abschwung, in Form einer scharfen Rezession, hatte seinen spektakulären Ausgang im Börsenkrach an der Wall Street [1929] genommen und sich rasch global ausgebreitet. Inmitten dieser prekären Situation erschütterte eine Hiobsbotschaft aus Österreich die Bankenwelt in Europa. Die Creditanstalt, größte Bank Österreichs und zugleich eine gigantische Holding mit umfangreichem Aktienbesitz, war pleite. Durch direkte und indirekte Beteiligungen hatte sie 60 Prozent der österreichischen Industrie kontrolliert.

Die Nerven von Anlegern und Investoren lagen blank, und das nicht nur in Österreich. Denn die Schwächen des Banksystems, die der Creditanstalt zum Verhängnis geworden waren, ließen sich in anderen europäischen Ländern, insbesondere in Deutschland, nur zu leicht wiedererkennen. Endgültig zum Verhängnis wurde der deutschen Bankenwirtschaft jedoch ihre Abhängigkeit vom Ausland (allen voran den Vereinigten Staaten). Dort hatte sie sich mit dem Kapital versorgt, das sie an Handel und Industrie verlieh. Die Liquidität der deutschen Banken hing also in erheblichem Umfang vom Vertrauen des Auslands ab, welches sich, während der sich abzeichnenden Weltwirtschaftskrise, als zunehmend fragil erwies. Im Mai 1931wurde ruchbar, dass Karstadt in Geldnöten steckte, ebenso die bekannte Nordstern-Versicherung. Die Gläubiger fragten sich nun besorgt, wie sicher die Banken noch waren, die Karstadt Geld geliehen hatten.

Politische Entwicklungen verschreckte die Geldgeber noch weiter. Eine Erklärung von Reichskanzler Brüning, der die Möglichkeit eines Staatsbankrotts des Reiches andeutete, heizte Anfang Juni 1931 die gefährlichen Kapitalabflüsse ins Ausland weiter an. Für den großen Krach fehlte nur noch der Anlass. Den lieferte eine windige Bremer Firma namens Nordwolle – und ihr Partner, die Darmstädter und Nationalbank. Beide Unternehmen hatten sich mit fragwürdigen, hochrisikobehafteten Investments verspekuliert. Die Danatbank wurde vom Kollaps der Nordwolle hart getroffen. In der Öffentlichkeit machten erste Gerüchte die Runde, dass nun auch eine deutsche Bank in Schwierigkeiten sei. Als der Name der Danatbank fiel, brach der Ansturm der Anleger los. Binnen weniger Tage musste die Bank kapitulieren. Am Montag, den 13. Juli, blieben ihre Schalter geschlossen.

Am vorausgegangenen Wochenende hatten hektische Krisengespräche zwischen führenden Branchenvertretern und der Reichsregierung ein heilloses Chaos unter den Banken im Reich offenbart. Die Dresdner Bank etwa, die ebenfalls mit Krediten für die Nordwolle schwer belastet war, behauptete am 11. Juli 1931 nicht in Gefahr zu sein – drei Tage später war sie am Ende. Die Reichsregierung zog nun die Notbremse. Als am Montag die Banken öffneten und schon nach wenigen Stunden dem Andrang panischer Sparer nicht mehr gewachsen waren, erklärte die Regierung die folgenden zwei Tage zu Bankfeiertagen. Danach wurden Abhebungen zunächst nur für dringlichste Geschäfte zugelassen, etwa für die Zahlung von Gehältern. Die Atempause nutzte man, um die am meisten gefährdeten Banken mit Geld zu versorgen.

Der Staat verbilligte, unter dem wüsten Protest der Bankiers, Kredite für die Wirtschaft und reduzierte per Dekret die Verzinsung laufender Anleihen. Es wurden schärfere Kontrollen und eine erste Bankenaufsicht eingeführt. Der Regierung gelang es, mit großangelegten Interventionen – von der Übernahme großer Banken über Umstrukturierungen bis hin zu flankierenden Aufsichtsmaßnahmen – den Kollaps des deutschen Finanzsystems zu verhindern. Womit sie jedoch in der Bevölkerung ihren letzten Kredit verspielt hatte. Gewerkschaften und Kommunisten wetterten gegen die Sozialisierung der Verluste. Eine antikapitalistische Haltung der Bevölkerung war, allein schon durch die wirtschaftliche Krise an sich weit verbreitet, da nun aber das Kabinett sich scheinbar vor allem für das Großkapital und die unpopulären Banken in die Bresche warf, brachte dies keinerlei Sympathie – im Gegenteil. Auch die Banken rückten, obwohl der staatliche Eingriff sie letztendlich gerettet hatte, von Reichskanzler Brüning ab."


Soweit, etwas gekürzt, der hervorragende Artikel der Wikipedia zur Weimarer Republik. Die Wikipedia zieht als dann das Fazit: "Die These, die „Weimar“ auf die Formel einer „Demokratie ohne Demokraten“ bringt, ist zweifellos die vereinfachende Zuspitzung eines Problems. Sie trifft jedoch durchaus auf viele damalige Führungskräfte in Staat, Wirtschaft und Verwaltung zu, darüber hinaus auch auf große Teile der Parteien und der Wähler. Hitler wurde zu einer Zeit Reichskanzler, als seine Partei aufgrund innerer Spannungen nach mehreren vergeblichen Anläufen in einer ernsten Krise war. Was die Nationalsozialisten als „Machtergreifung“ bezeichneten, um damit Stärke zu suggerieren, wird von manchen eher als eine Art Machtübergabe, als Selbstaufgabe der Republik gesehen."

Zu den leitenden ökonomischen Gründen für die Machtergreifung der NSDAP zählt die Wikipedia auf: "Die Folgen der Inflation, Weltwirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, überforderte Sozialversicherungssysteme, sozialer Abstieg im Mittelstand, und den Wunsch großer Wirtschaftskreise nach Zerstörung des Sozialstaates und der Arbeiterbewegung."

Wie sich die Zeiten doch gleichen. Die Behauptung "die heutige Zeit könne man mit der Weimarer Republik doch gar nicht vergleichen" ist so wenig realistisch, wie der Bankenstresstest, der 3,5 Mrd. Finanzbedarf der europäischen Banken prognostizierte und wenige Wochen später 70 Mrd. in Irland versenkte um in den letzten Tagen dann in den kompletten Staatsbankrott und weitere dreistellige Milliardenspritzen für Irland gipfelte. Da darf man das Christkind auch noch neben die drei Figuren auf dem Schreibtisch drapieren.

Fünfzehn Jahre, 2025, es erscheint so fern wie tausend Welten. Und ist doch so nah.

Demokrat ist man nicht deswegen, weil man sich so nennt. Das war Erich Honeker nämlich auch. Demokrat ist man dann und nur dann, wenn man auch so handelt. Wer immer nur nach oben buckelt und nach unten tritt, der ist definitiv keiner. Und da handeln unsere lieben Volksvertreter seit Ausbruch der Lehmankrise, spätestens, auch nicht besser als Honni in der real existierenden, aber untergegangenen, DDR. Seltsam selten flackert noch mal ein aufrechtes Demokratenherz auf.

So als Bayerns Seehofer die Rente mit 67 eine verdeckte Rentenkürzung nannte. Über soviel „Politikunfähigkeit“ prasselte die Kritik aus der eigenen Partei über ihn dermaßen herein, dass er alsbald seine Äußerungen relativierte und sich auf die getürkten Statistiken zur Altersarbeit von Ursula von der Leyen einließ. Nur: Selbst wenn man diesen gestelzten Unfug tatsächlich glaubt, und meint dass sich zukünftig die Industrie nach über 60-jährigen Vollzeitbeschäftigten nur so die Finger lecken wird, es bleibt trotzdem eine Rentenkürzung! (Die Osterhasen sind mir an dieser Stelle leider ausgegangen. Stellen Sie sich ersatzweise bitte ein Bild von der Ursula hin.)

Und noch nicht mal eine verdeckte. Denn jeder Banker und auch Betriebswirt weiß, das Geld das ich heute kriege und das gleiche Geld, wenn ich es erst in zwei Jahren kriege, definitiv nicht dasselbe ist. Denn das spätere Geld muss ich entsprechend abzinsen. Und zweitens weiß jeder Versicherungsmathematiker, dass die Sterbequote in diesem Alter etwa mit der vierten Potenz des Alters ansteigt. Das heißt im Klartext: Zwei Jahre später hat sich ein erklecklicher Anteil, vor allen Dingen der männlichen Bevölkerung, bereits per biologischer Lösung entsorgt. Und den Überlebenden muss ich zwei Jahre weniger Rente bezahlen, dass ist bei der durchschnittlichen Lebenserwartung der Männer (77 Jahre: 77-65=12; 77-67=10, Ersparnis:20%) und Frauen (82 Jahre: 82-65=17; 82-67=15, Ersparnis:13%) auch noch als dritte Komponente deutlich bemerkbar. Als vierte Komponente kommt noch der Effekt hinzu, dass zwei Jahre längerer Arbeitsstress sich auch noch in einer sinkenden Lebenserwartung der davon Beglückten bemerkbar machen dürfte. Summa summarum also eine wirklich erkleckliche Ersparnis für den Staat, die ihm frische Luft verschafft um damit bedrohte Vermögen retten zu können. Wer das alles nicht beim Namen nennen will, der handelt nicht nur undemokratisch, sondern das ist auch perfide unchristlich.

In der jetzigen Zeit Demokrat zu sein erfordert in der Tat mehr, als auf netten Prominentenparties Häppchen zu vertilgen und mit Ich-bin-ganz-wichtig-Hubschraubern durch die Gegend zu fliegen um auf Tagungen mit munteren Reden zu brillieren. Diese bequemen Zeiten sind vorbei. Wer sich jetzt noch Demokrat nennen will, ohne dabei schamrot werden zu müssen, der muss nicht das Demokratenherz in der Hose, sondern das Herz des Boxers in der Brust haben. Und um nicht missverstanden zu werden: Ein richtiger Boxer verhaut nicht das Publikum, sondern nur wirkliche Gegner.

Eine Volkswirtschaft ist wie ein Baum, er hat die Wurzeln unten und die besten Früchte ganz oben. Bei Revolution, Krieg und Terrorismus ist es genau umgekehrt, die Wurzeln sind immer oben, die weniger fetten Früchte ganz unten.

Das sollte ein Jeder bedenken, der im Glaspalast sitzt und mit Steuern nach denen da draußen wirft.