Mittwoch, 22. Juni 2011

Griechen, Geld und Gemlich-Brief

Gestern Nacht gab es in Griechenland die Vertrauensfrage für Papandreou. Er hat sie erfolgreich bestanden. Nun soll er in Kürze die erweiterten Sparprogramme durch boxen, die, zumindest offiziell, die Grundlage für weitere IWF und EU-Kredite sein sollen. Aber Gemach, egal wie die Abstimmungen in Athen noch ausgehen, das Geld werden die Griechen in jedem Falle bekommen. Denn es ist nicht so sehr Griechenland, sondern vielmehr Merkel und Sarkozy denen der verlängerte Rücken gründlich auf Grundeis geht. Selbst wenn Griechenland die Sparprogramme und sogar das Geld aus Brüssel ablehnen würde, die EU müsste notfalls die Griechen anflehen, dass Geld doch bitte zu nehmen. Notfalls würden Merkel und Sarkozy persönlich das Geld im großen Koffer ins Athener Parlament tragen. Denn die Angst, das Vertrauen der Investoren zu verlieren ist um Größenordnungen gewaltiger, als die Angst des Vertrauens des Bürgers verlustig zu gehen. Man geht offensichtlich davon aus, dass man Letzteres entweder nicht braucht oder sowieso schon verloren hat.

Die durchaus berechtigte Angst vor dem kompletten Zusammenbruch des Euro-Kartenhauses, mittelfristig zwar nicht zu verhindern, aber doch noch einiges heraus zu zögern, lässt unsere Finanzgenies jeden noch so dünnen Strohhalm ergreifen: „Würde Griechenland den Euro aufgeben und zur Drachme zurückkehren, wäre ein sofortiger Zahlungsausfall aller ausstehenden griechischen Schulden die unmittelbare Konsequenz. Über Nacht würden die griechischen Banken pleitegehen, weil alle, die könnten, sich noch rasch ihre Euroguthaben ausbezahlen ließen. ...Der gleiche Bank-Run wiederholte sich in Portugal, Irland vielleicht sogar in Spanien. Auch hier zögen Sparer aus Angst ihre Einlagen zurück. Spätestens dann würden auch Gläubiger in starken Euro-Ländern mitgerissen. Nämlich jene, die mit wertlos gewordenen Forderungen gegenüber südeuropäischen Schuldnern dastehen. Sie wären nun ihrerseits nicht mehr in der Lage, ihre Verbindlichkeiten zu erfüllen.“ schreibt dazu der Ökonom Straubhaar im Focus.



Das Griechenland etwas mit Geld zu tun hat ist also klar, aber was mit dem Gemlich-Brief? Nun, der Zusammenhang ist auf den ersten Blick subtil, bei näherem Hinsehen aber dramatisch. Auf den sogenannten „Gemlich-Brief“ wurde ich vor kurzem aufmerksam, da das Original dieses Briefes, vier Seiten Schreibmaschinentext, für den erklecklichen Preis von 150000 Dollar versteigert wurde. Am 08.06.2011 schrieb der Spiegel Online, im Auszug nur leicht um unwesentliches gekürzt :

„Erstes antisemitisches Dokument Hitlers veröffentlicht

Die Unmenschlichkeit seines Denkens, sein Hass auf Juden, seine spätere Vernichtungspolitik kündigen sich in dem frühen Schreiben bereits an: Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hat in New York einen Brief Adolf Hitlers aus dem Jahr 1919 der Öffentlichkeit präsentiert.

Er war noch ein einfacher Soldat, 30 Jahre alt, doch er begann schon, seine Kameraden mit antisemitischen Wutreden anzustacheln. Im Jahr 1919 forderte ein höherer Offizier den Soldaten Adolf Hitler auf, seine Ideen zu Papier zu bringen. So entstand ein Brief, adressiert an Adolf Gemlich, der sich in der deutschen Armee um die Propaganda kümmerte. Hitlers Brief sollte die Ansicht verbreiten, dass jemand verantwortlich sei für die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg, dass die Juden schuld gewesen sein.

Ab Juli will das Simon-Wiesenthal-Zentrum den Brief in seinem Museum of Tolerance in Los Angeles ausstellen, am Dienstag wurde er der Öffentlichkeit präsentiert.
Rabbi Marvin Hier vom Simon-Wiesenthal-Zentrum sagte, die Organisation habe den auf einer deutschen Militärschreibmaschine verfassten Brief im vergangenen Monat für 150.000 Dollar (100.000 Euro) von einem privaten Händler gekauft. Die vier von Hitler handschriftlich unterzeichneten Seiten seien "das bedeutendste historische Dokument", das das Zentrum je erworben habe.

..."Es ist seine erste schriftliche Erklärung zu den Juden", sagte der Historiker Saul Friedlander der "New York Times". Friedlander gewann 2008 den Pulitzer Preis für seine Forschungen zum Holocaust. "Sie zeigt, dass dies der absolute Kern von Hitlers politischem Streben war."

Hitlers verquast-brutales Weltbild wird in dem Brief deutlich: Er schreibt über eine "nicht wegzuleugnende Abneigung" gegen Juden, die angeblich in großen Teilen des deutschen Volkes verbreitet sei. Er schreibt von einem "bewusst oder unbewusst planmäßig verderblichen Wirken der Juden als Gesamtheit auf unsere Nation". Er nennt den Antisemitismus eine politische Bewegung, die bestimmt werde von der "Erkenntnis von Tatsachen", um dann vom Judentum als "Rasse" zu schreiben, deren Vertreter man nicht als Deutsche bezeichnen könne.

Schließlich spricht sich Hitler für eine starke Regierung aus, die "mit den Juden fertig" werde und sie "beseitigen" könne. Letztes Ziel müsse "unverrückbar die Entfernung der Juden überhaupt sein"...“


Diese Pressemitteilung wurde, nahezu gleichlautend, in mehreren Medien verbreitet. Nun, das Hitler ein Antisemit und Rassist war, ist ja nun wirklich kein großes Geheimnis. Da es sich bei dem Dokument aber um den ersten nachweisbaren antisemitischen Ausfall Hitlers handelt, erschien mir die Suche nach der Originalquelle lohnenswert, da sie dann mit einiger Wahrscheinlichkeit auch Informationen über den Ursprung des fanatischen Judenhass von Hitler enthalten sollte.

Und, das ist tatsächlich auch der Fall. Wenn man dann aber die ganze Vorgeschichte und den korrekten Inhalt und Zusammenhang des Gemlich-Briefes kennt, dann lässt einem obige Meldung schon ins Grübeln kommen. Zwar ist die vom Spiegel übermittelte offizielle, „politisch korrekte“, Lesart des Briefes nicht völlig abwegig, jedoch arg befremdlich. Denn sie besteht im wesentlichen aus Halbwahrheiten, Gerüchten und Unterlassungen. So werden die Zusammenhänge im Grundsatz falsch dargestellt, der Umstand das es sich lediglich um eine Referentenvorlage handelte wird nicht erwähnt, Gemlich war nur ein unbedeutender Zuhörer eines Propagandakurses, Hitlers Brief sollte gar nichts wesentliches, außer einen Zuhörerbrief im Auftrag seines Vorgesetzten zu beantworten, und um die Schuld an der Niederlage im Ersten Weltkrieg ging es mit keinem Wort, zumindest nicht vordergründig. Bedenklicher aber, wird der Kerninhalt des Briefes völlig ausgespart, lediglich die, ohne Zweifel nach heutigen Maßstäben widerlichen rassistischen Äußerungen in den Vordergrund gestellt. Und bei dem Kerninhalt des Briefes ist, wenn man ihn kennt, die Frage warum man diesen nicht wahrnehmen will, warum man ihn umschleicht wie die Katze den heißen Brei, leicht begreiflich.

 Machen wir dazu zunächst einen Sprung. Stellen Sie sich eine Talkshow von Anne Will vor, wo sie den Sozialisten Papandreou und den deutschen „Eisernen Wolfgang“ Schäuble aufeinander loslässt und sich dabei folgender fiktiver Dialog entwickelt:

Zunächts lässt „Papandreou“ Dampf ab: „Bewegt sich schon das Gefühl der Menschen im rein Materiellen, so noch mehr sein Denken und Streben. Der Tanz ums Geld wird zum erbarmungslosen Kampf um alle jene Güter, die nach unserm sozialen Gefühl nicht die Höchsten und einzig erstrebenswerten auf dieser Erde sein sollten. Der Wert des Einzelnen wird nicht mehr bestimmt durch seinen Charakter oder der Bedeutung seiner Leistungen für die Gesellschaft, sondern ausschließlich durch die Größe seines Vermögens, durch sein Geld. Die Bedeutung der Nation wird nicht mehr gemessen nach der Summe ihrer sozialen und geistigen Kräfte, sondern nur mehr nach dem Reichtum ihrer materiellen Güter. Aus diesem Gefühl ergibt sich dieses Denken und Streben nach Geld, und nach der Macht, die dieses Geld schützt. Ein Denken, das den Menschen skrupellos werden lässt in der Wahl seiner Mittel und erbarmungslos in ihrer Verwendung zu diesem Zweck. Er kauft sich durch Spendentätigkeit im demokratisch regierten Staat die Gunst der Parteien und missbraucht diese dann als Ausbeuter an seiner eigenen Bevölkerung. Er ist in der Demokratie dabei immer auf die Gunst der Masse angewiesen, daher heuchelt er Achtung vor dem »demokratischen Souverän« und kennt doch nur die Souveränität des Geldes. Er zerstört den Charakter der Politiker durch Privilegien und elitäre Schmeichelei, und schadet seiner Bevölkerung durch schamloses Erziehen zu immer mehr Konsum. Sein Mittel zum Kampf ist die öffentliche Meinung, die über eine durch Werbegelder abhängig gemachte und korrumpierte Medienlandschaft manipuliert wird. Seine Macht ist die Macht des Geldes, das sich in Form des Zinses in seinen Händen mühe- und endlos vermehrt. Dem Durchschnittsbürger wird damit langfristig jene Schuldenabhängigkeit aufgezwungen, die diese, wegen der anfänglichen Wirtschaftswunderzeiten, so schwer in den späteren grausamen Folgen erkennen können. Alles was die Menschen zu Höherem streben lässt, sei es Religion, Ideologie oder auch die Demokratie, es ist ihm oft nur ein Mittel zum Zweck, um seine Geld- und Machtgier zu befriedigen.“

Daraufhin atmet „Schäuble“ tief ein und antwortet: „Ich kann den sehr klaren Ausführungen nur durchaus beipflichten - mit einer Ausnahme, und das ist das ebenfalls berührte Zinsproblem. Der Zins ist nicht eine Erfindung der Banker, sondern eine im Prinzip des Eigentums und dem gesunden Erwerbstrieb begründete Einrichtung. Es kommt nur darauf an, alle Auswüchse rechtzeitig und mit Entschiedenheit zu unterbinden. Was die Banken in Verbindung mit der Zinsfrage anbelangt, so ist festzustellen, dass natürlich Investment-Banker es gewesen sind, die die Volkswirtschaft schädlichen und Gewinn reichen Möglichkeiten des Verschuldungsproblems, nicht zu letzt der Staaten selbst, am raschesten erkannt haben. Und die es nicht erst seit der US-amerikanischen Subprimekrise es am rücksichtslosesten ausgenutzt haben und dabei jede großzügige gesetzgeberische Beschränkung mit größtem Einfallsreichtum ad absurdum führen. Trotzdem ist es mit dem Zinsproblem wie mit dem Problemen des marktwirtschaftlichen Kapitalismus. Man muss die Auswüchse beschneiden, den goldenen demokratischen Mittelweg suchen, und darf nicht alles über einen Kamm scheren.“

Nun, ein durchaus denkbares Streitgespräch im deutschen Abendprogramm, dass, abgesehen von den prominenten Rednern bei den Medien keinen wirklich besonderen Eindruck hinterlassen würde. Nun, vielleicht ahnen Sie es schon, obiger Dialog ist der wesentliche Inhalt des so teuer versteigerten Gemlich-Briefes. Lediglich wurde das Vokabular eins-zu-eins in die moderne Zeit übersetzt. Das Original des Briefes und geschichtliche Anmerkungen und Texte können Sie in einem historischen Essay nachlesen, dass etwas zu lang für diesen Blog ist, und ich deshalb dem historisch interessierten Leser hier als PDF unter obigem Link zum Studium zur Verfügung stelle.

Was uns der Gemlichbrief wieder vor Augen führt ist der Fluch der Geschichte: Der zentrale Kern des Briefes wird der öffentlichen Meinung vollständig vorenthalten, die in der Tat widerlichen antisemitischen und rassistischen Äußerungen, die dem damaligen Zeitgeist nicht nur in Deutschland entsprachen und sich vor und hinter der zentralen Aussage befinden, dagegen allein in den Vordergrund gerückt. Es resultiert aus der Unwilligkeit und Unfähigkeit sich mit den wahren Ursachen von Umsturz, Krieg, Vertreibung und Leid auseinander zu setzen.

Diese Unfähigkeit ist Fluch und Folge der, vielleicht gut gemeinten, Dämonisierung Hitlers als einen pathologischen Irren der ein ganzes Volk verführte und diese und viele Andere ins Unglück stürzte. Nun sind pathologische Irre unter den politischen Führungsspitzen in der Welt nicht wirklich Einzelfälle. Davon gab und gibt es jeder Zeit genug. Ob so Einer aber zum gefährlichen Diktator oder zur Witzfigur wird, das hängt weniger von dessen besonderen Fähigkeiten als von den Bedingungen seines Umfeldes ab, die ihm erst die Möglichkeiten einräumen zu dem Einen oder Anderen zu werden. Ob Mussolini oder Berlusconi, die charakterlichen Mängel unterscheiden sich nicht wesentlich, die Zeiten jedoch (noch!) sehr wohl.

Das wird aber nicht ewig so weitergehen. Griechenland ist nur das Zünglein an der Waage, und nur wenn der griechische Durchschnittsbürger richtig gut zur Ader gelassen wird, hat er das „Vertrauen“ der Investoren „verdient“. Andernfalls wird man ihn gnadenlos verhungern lassen, wenn es sein muss. Ein Schicksal, dass sich bald reihenweise durch die westlichen Gesellschaften fortsetzen wird. Solange, bis sich das Vertrauen in die Demokratie, so noch vorhanden, gegen das vorauseilende Vertrauen in einen neuen Heilsbringer verwandelt.

Der dann auch Schuldige präsentieren muss, und da wird es die Juden erneut hart treffen. In der existentiellen Phase solcher Krisen richtet sich die öffentliche Meinung gegen die tatsächlichen oder vermeintlich Schuldigen. Oft sind die wahren Schuldigen kaum in persona auszumachen, die Identifizierung ergibt sich für den Volkszorn, gelenkt oder nicht, früher oder später meist intuitiv, kaum analytisch. So sind Banker bzw. Investment-Banker jüdischer Herkunft, gemessen an der Gesamtstärke dieser Gruppe, im Finanzwesen an exponierten Stellen tatsächlich überproportional vertreten. Das hat sich seit dem Mittelalter nicht geändert und wurde auch durch Hitlers Endlösungsphantasien nicht anders. Die hohe Finanzexpertise und Stellung der Banker jüdischer Herkunft ist nicht zuletzt dadurch bedingt, dass diese Ethnie im Mittelalter von den Zünften der Handwerker in aller Regel ausgeschlossen war. Juden sollten oftmals nur schmutzigen Geschäften nachgehen dürfen, worunter man auch den Kredithandel und das, durch religiöse Verbote oder Einschränkungen belastete, Nehmen von Zinsen verstand.

Insbesondere hilft Geschichtsklitterung nicht dem Staat Israel, der ohne die massive Unterstützung des Westens nicht lange in seiner arabischen Enklave zu halten ist. Schon heute macht die Hamas, aber auch die Anti-Defamation League, obige unzulässig verkürzte Verbindung auf: „...Die militante palästinensische Gruppe Hamas klagt die jüdische Lobby in den Vereinigten Staaten an, verantwortlich für die globale Finanzkrise zu sein und diese bewusst zu fördern. Fawzi Barhum, Sprecher der Hamas, erklärt, dass die Krise das Ergebnis einer unfähigen Regierung und schlechten Finanzmanagements innerhalb eines ebenfalls schlechten Banksystems sei, welches durch die jüdische Lobby kontrolliert werde. Abraham H. Foxman, Direktor der Anti-Defamation League, sagte: "Wir wissen aus der modernen Geschichte, dass, wenn sich ein Abschwung in der globalen Wirtschaft abzeichnet, es einen Aufschwung in Bezug auf den Umfang des Antisemitismus und Fanatismus gibt, und das ist es, was wir jetzt sehen." (Quelle: shortnews.de vom 07.10.2008)

Es ist aufgrund des, seit 1948 praktisch unveränderten offenen oder latenten, Kriegszustandes in Palästina, in Verbindung mit dem angestauten Hass der dabei immer unterlegenen palästinensisch-arabischen Seite, sowie dem aus arabischer Sicht nicht wirklich einsehbaren Existenzrecht Israels sehr wahrscheinlich, dass es zu einem neuen Holocaust dort kommen wird. Dies wird spätestens dann der Fall sein, wenn erstens Europa und die USA aus ökonomischen, militärischen und/oder politischen Gründen zu einer starken Unterstützung Israels nicht mehr fähig sein werden und, wenn die Arabische Revolte, die seit 2011 die arabische Welt umwälzt die dortigen Diktaturen in weit weniger kontrollierbare Demokratien bzw. Quasidemokratien verwandelt. Denn wenn die dortige Bevölkerung, die ihr Leben für die Revolution einsetzte, erkennen muss, dass die Versprechungen der Demokratie auf Wohlstand und Freiheit für alle nicht zu halten sind, besonders weil die Zinslasten alter Auslandsschulden dies unnachgiebig verhindern, dann wird sich die Wut vermehrt gegen den westlichen Exponenten Israel wenden.

Wenn die israelische Politik es nicht schafft, in historisch sehr kurzer Zeit einen auch für die Palästinenser akzeptablen Frieden und einen eigenen lebensfähigen und geographisch geschlossenen Staat zu schaffen, dann sieht es bitter aus. Wenn dann bei schwindender Machtstellung des Westens kein neuer Garant für die Existenz Israels, etwa die neuen asiatischen Weltmächte, gewonnen werden können, dann ist es wahrscheinlich, das der Staat Israel die Mitte des laufenden Jahrhunderts nicht mehr erleben wird.

Historische Verantwortung bedeutet nicht nur das die Täternationen ihre Schuld öffentlich eingestehen, es bedeutet auch eine Wiederholung zu verhindern. Dabei ist das herum doktern nur an den Symptomen aber keine Erfolg versprechende Strategie. Die historische Verantwortung, den absehbar nächsten Holocaust zu verhindern, liegt aber, gerade auch wegen der überproportionalen Beteiligung jüdisch stämmiger Banker am Weltfinanzsystem, auch bei den Opfern bzw. Nachfahren der Opfer des letzten Holocaust. Diese faktisch Verantwortung mag als ungerecht empfunden werden, sie mag es auch sein, trotzdem ist sie aber da.

Denn zu Verhindern ist eine solche absehbare Entwicklung nicht durch das weitere Aufpumpen der weltweiten Schuldenlawine, sondern nur durch die Abkehr vom seit Jahrhunderten tradierten Zinseszins-Geldsystem, dass weder nachhaltig ist, noch je war. Gerade die unbestritten hohe Finanzkompetenz jüdischstämmiger Banker sollte im Interesse des Wohles des eigenen Volkes und der ganzen Welt, in die Neuordnung des Weltfinanzsystems hin zu einem fairen und nachhaltigen Verteilungssystem investiert werden.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Griechen, Geld, Gerechtigkeit?


Nun, die europäischen Milchmädchen sind wieder toll in Fahrt. Griechenland, so pleite und mausetot wie man nur sein kann, bekommt trotz aller berechtigten Bedenken weitere Finanzspritzen: „...Skeptiker befürchten jedoch, dass ein neuerliches Rettungspaket für Griechenland ein Fass ohne Boden werden könnte und damit nur Zeit vor einer unausweichlichen Umschuldung erkauft werde. In den Unionsparteien im Bundestag gibt es trotz Kritik jedoch Signale, dass sich die Fraktion am Ende auf breiter Ebene hinter weitere Griechenland-Hilfen stellen könnte. ...“. Eine erneute Geldspritze wird im zwei- bis dreistelligen Milliardenbereich liegen: „...Nach Angaben der französischen Finanzministerin Christine Lagarde ist der Umfang neuer Hilfen für das klamme Mittelmeerland noch völlig offen. Spekuliert wird bereits über eine Summe von 65 bis über 100 Milliarden Euro. ...“.

Druck übt natürlich der Internationale Währungsfonds aus, der sich letztlich nur den weltweiten Gläubigern, nicht nur Griechenlands, verpflichtet fühlt und nicht dem kleinen Steuerzahler: “... Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters ist der IWF nun aber bereit, die nächste Kredittranche freizugeben, sofern die EU sich grundsätzlich zu einem weiteren Rettungspaket für Griechenland bekennt. "Die Lage ist klar: Wenn es eine starke Verpflichtung der Europäer zur Unterstützung Griechenlands gibt, wird der IWF das Geld auszahlen", zitierte Reuters ranghohe Kreise der Euro-Zone. ..“.

Finanziert werden soll das ganze durch staatliche Sparmaßnahmen und erhöhte Abgaben und Steuern. Beides trifft natürlich praktisch nur den Durchschnittsgriechen, an eine Reichen- oder gar Vermögenssteuer in nennenswertem Umfang, die die geretteten Gläubiger belasten würde, daran denkt wie immer keiner ernsthaft.

Selbst der Vorstoß des Deutschen Finanzministers Schäuble, private Gläubiger mit zu belasten, stößt letztlich ins Leere. Denn erstens verlangt er nur eine Stundung der Schulden, aber keine Auflösung, und zweitens haben die privaten Banken, in typischer Solidarität mit den Schaffenden, längst ihre Griechenlandanleihen abgestoßen. Man fragt sich, wer kauft denen denn eigentlich den Schrott ab? Die Antwort ist einfach, und, wenig überraschend: Sie lieber Leser und Steuerzahler. Denn die europäische Zentralbank EZB, aber auch deutsche staatliche Institute, wie die HRE und die Landesbanken, haben das Zeugs angenommen. Warum? Weil sie müssen, denn wenn sie es als quasi-staatliche Institute nicht täten, dann wäre das Kartenhaus ja schon längst kollabiert. Selbst wenn die Europäer jetzt genau das Richtige täten, nämlich die Griechenpapiere zu Null verfallen ließen, es träfe bereits jetzt fast ausschließlich den kleinen Mann, vor allen Dingen auch den in der BRD.

Nun, das Begleichen von Schulden hat natürlich auch immer etwas mit dem Begriff der Gerechtigkeit zu tun. So halten wir es für selbstverständlich, dass ein Schuldner, sagen wir der Käufer eines Autos auf Kredit, die dafür aufgenommenen Schulden vertragsgemäß und inklusive Zinsen zurück zahlt. Denn dieser hat ja den Vorteil des Kredites, das Auto und seine vorzeitige Nutzung gehabt, und der Kreditgeber hat ein Recht auf seinen Lohn für dessen Bereitstellung.

Nur, was privat- und betriebswirtschaftlich ein klare Sache ist, ist es volkswirtschaftlich keineswegs. Denn die Vorteilsgenießer und der Zahlmeister von Krediten, insbesonders staatlichen, liegen volkswirtschaftlich gesehen diametral auseinander. Und das nicht nur örtlich (in Persona) , sondern obendrein auch noch zeitlich.

Und das hat mehrere Gründe:

Erstens ist auf Grund der reinen Schuldendeckung (Fiat-Money) der Vermögen ein gesamtwirtschaftlicher Schuldenabbau ohne gleich hohe Vermögensvernichtung völlig unmöglich.

Zweitens werden, wegen dem Vermögenserhalt, einmal gemachte Schulden (=Vermögen) ständig wieder recycelt. Ein Häuslebauerkredit des Jahres 1950 ist somit heute wenigstens zum dritten oder vierten mal erneut in der Abzahlung.

Drittens sind die volkswirtschaflichen Schulden zum Löwenanteil immer privater Natur. In der BRD liegt die offizielle Staatsverschuldung zwar bei zur Zeit bei dramatischen rund 90% bezüglich des BIP, aber bei nur gut 20% der Gesamtaktiva. Bei allen „Rettungs“- und Konjunkturpaketen müssten also 80% der Kosten den Kapitaleignern abverlangt werden und nur gute 20% dem Schaffenden. Tatsächlich werden bislang aber fast 100% dem BIP und den Abgaben- und Steuerzahlern angelastet. Der Staat kann letztlich gar nicht, bzw. kaum, sparen. Im Gegenteil muss er seine Ausgaben am Kapitalstock, und nicht am BIP, orientieren. Sachgerecht ist die Beibehaltung eine prozentualen Anteils, in der BRD also gut 20%, vom gesamten Kapitalstock.

Viertens gehen staatliche Ausgaben immer in die Volkswirtschaft hinein und dienen der Schaffung und dem Erhalt der Infrastruktur, sowie den vielen staatlichen Dienstleistungen, zu dem unter anderem gerade die rechtliche und praktische Sicherung des Eigentums der Besitzenden ganz fundamental gehört. Dies alles bildet aber erst die Voraussetzung für die Produktion von Waren und Dienstleistung, für Handel und Wandel. Und dies bildet wiederum erst die unabdingbare Voraussetzung für die Erschaffung der nunmehr gigantischen Vermögen. Da BIP regelmäßig verfällt, Vermögen jedoch nicht, sind es vor allen Dingen die Kapitalbesitzer, die den Vorteil, selbst längst vergangener, staatlicher Schulden konserviert haben.

Fünftens ist Geld immer nur ein Gutschein auf Waren und Dienstleistungen aus den BIP, einen eigenen Wert hat es nicht mehr. BIP verfällt aber recht schnell, ein Haus ist nach 35 Jahren abgeschrieben, ein Auto nach weniger als 10 Jahren, Lebensmittel schon nach wenigen Tagen, eine Dienstleistung verfällt sogar unmittelbar mit ihrer Erledigung. Der durchschnittliche Abschreibungszeitraum liegt in der Dienstleistungsgesellschaft der BRD bei deutlich unter 3 Jahren. Nicht so beim Geld, es hält von seiner Konzeption her ewig, und damit auch die im Fiat-Geldsystem entgegen gesetzt gleichen Schulden. Die Folge ist der Verlust des volkswirtschaftlichen Gleichgewichtes nach durchschnittlich 50 bis 100 Jahren, wenn die Renditeforderungen der aufgestapelten Vermögen (=Schulden) jedes noch mögliche Wachstums des BIP's übersteigen. Diesen Fall haben wir jetzt, 66 Jahre nach Kriegsende und damit der Stunde Null, in praktisch allen Volkswirtschaften der westlichen „ersten“ Welt.

Sechstens sind Diejenigen, die jetzt den Schulden(=Vermögens)-berg weiter bedienen sollen, weder Diejenigen die ihn aufgetürmt haben, noch sind sie Diejenigen die den Vorteil dieser Berge, nämlich den faktischen Anspruch auf die jährlichen Arbeitsergebnisse der jeweils aktuell Schaffenden, genießen. Da die zur zeitigen „Rettungspakete“ faktisch nichts anderes als die Übernahme privater in öffentliche Schulden sind, verschärfen diese daher die Situation vehement. Und sie stellen, wenn man den aufgenommenen Verpflichtungen und Garantien tatsächlich Folge leistet, nicht anderes dar, als eine Sippenhaft für die Kinder und Enkelkinder des Durchschnittsbürgers. Für Schulden, die sie nie selbst gemacht haben, noch je deren Vorteile genossen haben. Für Schulden, deren Pyramidenprinzip nicht nachhaltig ist sondern nach historisch kurzer Zeit zu einer totalen Unterdeckung der Vermögen führen muss.

Siebtens wäre sachlich gerechtfertigt ein Geldsystem, indem dieser Gutschein auf BIP im etwa gleichen Rhythmus verfällt, wie die durchschnittlichen Waren und Dienstleistungen des unterlegten BIP's auch. Nur dann wäre das Geldsystem nachhaltig.

Achtens liegt die Geldschöpfung seit Einführung des Fiat-Geldsystems praktisch in privater Hand bei den Geschäfts- und Investmentbanken. Ist es bei den Geschäftsbanken, die ihre Kredite in Investitions- und Konsum des BIP vergeben noch sinnfällig, so ist es beim Investmentbanking, das letztlich auf Wetten auf Finanzprodukte besteht und Geld aus Geld schöpft, völlig kontraproduktiv. Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzten, ist das solchermaßen sozialschädliche Investmentbanking inzwischen selbst in der BRD bald doppelt so stark wie das Feld der Geschäftsbanktätigkeit. Und andernorts sogar noch schlimmer.

Was nun in Griechenland passiert ist so grausam und typisch für die regelmäßig wiederkehrenden Finanzkatastrophen. Während die Kapitalverwalter und Besitzer erfolgreich um ihre faktische Abgabenfreiheit und dem Erhalt und weiterer Vergrößerung ihrer Vermögen kämpfen, wird der Werte-Schaffende mit massiv sinkenden Leistungen und drastischen Abgabenerhöhungen beglückt.

Und das wird von Demokraten als notwendiges Reformpaket mit der Aussicht auf Besserung durch baldiges Wirtschaftswachstum verkauft: „...Der Internationale Währungsfonds (IWF) dringt auf einen neuen Reformschub in Griechenland. Die schwankende politische Unterstützung der Sanierungspläne habe die Unsicherheit erhöht, kritisierte IWF-Vertreter Bob Traa am Dienstag auf einer Bankenkonferenz. ...Seit Ende 2010 habe die Dynamik des Reformprozesses aber nachgelassen. Griechenland stehe nun am Scheideweg. "Jetzt ist nicht die Zeit um nachzulassen", warnte Traa. Wenn die Regierung in Athen das Reformprogramm vollständig umsetze, würden IWF und EU das Land weiter unterstützen, stellte er in Aussicht.Zugleich machte Traa deutlich, dass der IWF das Szenario einer Umschuldung nicht favorisiert. ...“

Faktum ist aber, dass kein Wirtschaftswachstum die Schuldenpyramide beenden kann. Das liegt einfach daran, dass zum einen die inzwischen enorme Divergenz zwischen BIP und Kapitastock so nicht mehr aufhebbar ist, und prinzipiell auch daran, dass die Finanzwirtschaft immer nach real positivem Zins strebt, und der muss dann notwendigerweise auch immer etwas über dem BIP-Wachstum liegen. Zudem auch einem Milchmädchen eigentlich klar sein sollte, dass, selbst wenn alle illusorischen Sparmaßnahmen erfolgreich wären und Griechenland die erlaubte Defizitgrenze von (minus!) 3% einhalten würde, die Staatsschulden niemals sinken, sondern immer noch kräftig steigen würden.

Wenn die Griechen nun, letztlich für Ihre Freiheit, auf die Straße gehen, dann ist das nur folgerichtig. So folgerichtig wie in den Diktaturen Arabiens, wo man auch die Nase gestrichen voll hatte, voll genug um mit Pritschenwagen gegen Panzer zu kämpfen. Im Nichterkennen dieser Zwangsläufigkeiten, im Nichtwahrhabenwollen der Geschichte, die diesen dramatischen Verlauf immer wieder zeitigt, in der Feigheit und Willfährigkeit gerade auch der demokratischen Politiker gegenüber den Privatinteressen der gesellschaftlichen Elite, darin liegt das Versagen der Demokratie in solchen historischen Zeiten begründet. Ein Komplettversagen der Demokratie, die über kurz oder lang hier in den Zerfall nicht nur Griechenlands, sondern ganz Europas und der Etablierung von Diktaturen enden muss.