Mittwoch, 19. Mai 2010

Knüppel aus dem Sack


In den 10 Tagen seit der NRW-Wahl hat sich einiges getan. Hatte die Koalition in Berlin am Tage vor der Wahl noch gute 22 Mrd. Euro dem Steuerzahler aufs Auge gedrückt, so forderte sie am Wahltagabend bereits weitere 123 Mrd., als Teil eines Gesamtpaketes von 750 Mrd. Euro dem deutschen Michel ab.

Knüppel aus dem Sack also, und am Tag danach hieß es seitens BK Merkel bereits, dass es auch mit den versprochenen Steuererleichterungen nichts werden wird. Da der böse Wähler nämlich ebenfalls seinen Knüppel hervor geholt hätte, und in NRW gelb-schwarz nicht zugestimmt hat, und somit das FDP-Zückerchen nunmehr nicht mehr durchsetzbar sei.

Als hätte man es ahnen können. Also werden, wie schon vermutet, die Folterwerkzeuge ausgepackt. Und dann holte auch der Finanzmarkt seinen Knüppel, schon am zweiten Tag, wieder hervor: Nach kurzer Erleichterung kratzte der EURO am Dienstag bereist wieder ab und der Goldpreis knackte sowohl in Dollar als in Euro gemessen alle bisherigen Rekorde. Etwas gutes hatte das auf jeden Fall: Nachdem auch die Wirkung des nächsten Gigapaketes, zumindest fürs erste, verpuffte, ist die Diskussion um Beschränkungen der weltweiten Finanz-Yuppies in den Führungsetagen der deutschen Edelklasse angekommen.

Seit gestern wird daher zurück geknüppelt. Erstmals sind in der BRD Leerverkäufe an deutschen Handelsplätzen verboten: "...Die deutsche Finanzaufsicht BaFin hatte überraschend ab Mitternacht ungedeckte Leerverkäufe von Staatsanleihen der Euro-Länder sowie auf Aktien der zehn größten deutschen Finanzinstitute untersagt. Das Verbot betrifft auch ungedeckte Kreditausfallversicherungen auf Euro-Staatsanleihen. Bankhäuser kritisierten die deutsche Entscheidung als Verzweiflungstat.....Laut Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gilt die Regelung zunächst bis zum 31. März 2011."

Natürlich kann das die Börsianer wenig erfreuen: "...Marktteilnehmer zeigten wenig Verständnis für die BaFin- Entscheidung. Diese gleich einem Verzweiflungsakt, erklärte das Frankfurter Bankhaus Metzler. „Erschwerend kommt hinzu, dass Europa nach wie vor nicht mit einer Stimme spricht, wie der deutsche Alleingang zeigt“, sagte Metzler- Experte Özgür. „Dies führt letztlich dazu, dass Investoren verunsichert werden und finanzielle Mittel aus dem Euroraum abziehen.“". Wie wenig einig man sich in Brüssel ist, betonte Deutschlands wichtigster Partner Frankreich: "..Frankreich zeigte sich irritiert über den deutschen Vorstoß. „Ich finde, dass jemand bei einer solchen Maßnahme zumindest den Rat der anderen Mitgliedstaaten einholen sollte“, sagte die französische Wirtschaftsministerin Christine Lagarde. „Folglich erwägen wir dies nicht ... Wir haben nicht vor, dem Schritt zu folgen“, sagte Lagarde."

Die Stimmung ist demnach nicht die Beste, aber immer noch besser als in Bangkok, wo man heute gleich das halbe Bankenviertel abgefackelt hat. "In rote Hemden gekleidete Demonstranten setzten mindestens 17 Gebäude in Brand, darunter die Börse und das zweitgrößte Kaufhaus Südostasiens, das Central World, das vollständig zerstört wurde. ...Die Rothemden, die überwiegend der armen Landbevölkerung entstammen und Anhänger des gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra sind, werfen Abhisit vor, demokratisch nicht legitimiert zu sein.." schreibt das Handelsblatt.

Wichtiger als die Probleme der Landbevölkerung scheint jedoch auch dort das "Vertrauen" der Finanzjongleure zu sein: "...Die Börse schloss am Mittwoch vorzeitig, auch für Donnerstag und Freitag wurde der Handel ausgesetzt. „Die Situation ist jetzt schlimmer als erwartet und die Entwicklung noch schwerer stoppen“, sagte Kavee Chukitsakem, Research-Chef von Kasikor Securities. Nach der Aufgabe der Anführer der Rothemden, „sind die Dinge außer Kontrolle geraten“. Nach Ansicht seines Kollegen Kongkiat Opaswongkarn von Asia Plus Securities wird es Jahre dauern, bis das Land das Vertrauen bei Investoren wiedererlangt."

Fast unter geht dabei das Machtgerangel in NRW. Rüttgers hatte am 9. Mai zwar wie erwartet die meisten Stimmen bekommen, aber mit gerade mal 6200 Stimmen reichte es zu keinem einzigen Mandat mehr als bei Frau Kraft. Daher erfreut uns die Tage wieder ein Hessen-Deja-Vu. Rüttgers versucht den Koch zu geben, mit der Schützenhilfe durch die FDP, die sich wieder einmal einem möglichen Bündnis verweigert.

Also aussitzen und solange Zwietracht säen, bis sich der politische Gegner so sehr selbst im Wege steht, das es trotz Abwahl zum weiter Regieren reicht. Die Chancen stehen gar nicht mal schlecht dafür. Allemal ein spannendes Schauspiel, so als hätte Deutschland wahrlich keine größeren Probleme als die Frage, ob eine weitere Partei im größten Bundesland nun mit der Edelklasse spielen darf oder nicht.

Geknüppelt wurde aber auch gegen den zur Zeit wichtigsten Mann Deutschlands: Michael Ballack. Ausgerechent einer der WM-Gegner der kommende Vorrunde in Südafrika, der Ghanaer Kevin-Prince Boateng, säbelte unseren Edelkicker von der Adidassohle. Jetzt heißt es wirklich anpacken. Für Löws Buben sowieso, und für uns: Bier und Tröten auspacken und bei den Open Viewings mit einer Stimme Deutschland anfeuern. Denn dort besteht ja eine kleine Chance auf einen Sieg.

Wie die neuen Entwicklungen, rund um das sündhaft teure EURO-Rettungspaket, an den Finanzplätzen der Welt, im Bürokratiemonster Brüssel und in den Geldbörsen des Bürgers aufgenommen werden, ist noch unklar. Nicht im Ergebnis, aber doch im Timing. Zumindest aber auf die Ergebnisse in Südafrika darf man sich freuen.

Freitag, 7. Mai 2010

Sonntag ist Wahltag: Was der Wolfgang und der Joachim damit zu tun haben...


Warum ist die NRW wahl so wichtig? Nun, eigentlich ist sie "nur" eine Landtagswahl und eigentlich sollten fairerweise nur Landesthemen von Beduetung sein. Jedoch war dies noch bei keiner Landtagswahl so, die Bundespolitik war immer schon von Einfluß auf die Wahlergebnisse.

Das liegt einerseits an der größeren Öffentlichkeit der Bundespolitik und andererseits an der Bedeutung von Landtagswahlen für die Machtbalance zwischen Bundestag und Bundesrat. Und sowie 2005 ist hier wieder das größte Bundesland NRW von entscheidender Bedeutung. Wird Rüttgers bestätigt, os bleibt alles beim Alten, gewinnt Frau Kraft, dann gerät die Schwarz-Gelbe-Regeirung in Nöte, da sie ihre Gesetzesvorheben nur noch eingeschränkt durchsetzen kann.

So hat Wolfgang Schäuble bereits, durch die Blume gesprochen, angekündigt, dass er im Sommer 2010 gedenkt, dem deutschen Mittelstand, wenn der mitten in der Fusball-WM-Begeisterung erblindet, so richtig das Fell über die Ohren zu ziehen gedenkt. Dieses Sparprojekt könnte er sich so abschminken, wenn die strategische Kontrolle über den Bundesrat verloren geht.

Nun sind wir keine direkte, sondern eine parliamentarische Demokratie. Daher hat der Bürger ausschließlich über Wahlen die Möglichkeit Druck auf seine politischen Vertreter auszuzüben. Und daher sind "Denkzettelwahlen" gegen die Bundesregierung bei Landtagswahlen, wo sie eigentlich garnicht zur Disposition steht, durchaus üblich und auch nicht ganz unberechtigt. Am 9. Mai nicht zuletzt auch deswegen, weil Rüttgers und seine Berliner Chefin ihre Ämter exakt der selben Denkzettelwahl gegen Schröder verdanken.

Was kann sich der geneigte Wähler nun davon erwarten? Man sollte die Vorstellungen nicht zu hoch schrauben. Finanzpolitisch wird sich wenig tun, zumal wieder alle Parteien, Lemmingen gleich, eine Regierung mit den "bösen antikapitalistischen Linken" ausschließen. Auch die heutige Abstimmung über die Griechenland-Hilfskredite, die faktisch jedoch nur Finanztransfers an die verzockten Gläubigerbanken u.a. in Deutschland darstellen, zeigt das Dilemma auf: Union und FDP stimmten dafür, alles andere hieße die scharz-gelbe-Koalition auf zu lösen. Die Grünen stimmten dafür, und das müssen sie alleine schon deswegen, weil sie mit ihren sonnenstrandromantischen Verzückung den Griechen den EURO, und damit das ganze Drama, vor einigen Jahren in der rot-grünen-Koalition selbst eingebrockt haben. Die SPD mag sich wie üblich nicht zwischen Pest und Cholera entscheiden und enthält sich der Stimme, einzig die Linke handelt konsequent und stimmt mit Nein.

Denn alleine ein Nein zu den Hilfen würde aus einem Schrecken ohne Ende, mit dem nicht so unwahrscheinlichen Untergang von EURO und vielleicht sogar der EU, wenigstens ein Ende mit Schrecken machen. So aber werden die Schulden der Griechen nicht weniger, unsere dafür aber umso höher. Der Wolfgang ist schon dabei die erste Rechnung zu tippen, die mit jedem bejubelten Siegtor der Deutschen Mannschaft in Südafrika ein paar Euros höher ausfallen wird. Denn dann merkt es zu Hause erstmal keiner, während die Journalien lieber über die Verdauungsprobleme eines Ballack oder den Streit um den Posten im deutschen Kasten kommentieren.

Nun, wie wird die Wahl ausgehen? Rüttgers oder Kraft? Wer koaliert mit wem? Das Rennen ist knapp. Nach den Umfragen käme durchaus eine Rot-Grüne-Koalition mit einer neuen MP'in Kraft in Düsseldorf in Frage. In dem Falle hätte Kollegin Merkel in Berlin ein Problem. Entweder sie macht mit einem wackeligen Bundesrat weiter, was eventuell leidlich funktioniert, da die Grünen längst den Marsch zur neuen liberalen Mittelstandspartei angetreten haben, und ihre neuen Partnerkandidaten nicht in jedem Fall verprellen wollen. Oder sie zieht, so wie 2005 Schröder die Konsequenz, und strebt Neuwahlen an.

Was wiederum, vernünftigerweise, auf eine große schwarz-rote-Koalition in Berlin hinauslaufen könnte. Denn nur große Koalitionen sind in solchen schwierigen Zeiten zu ordentlichen Mehrheiten fähig. Bliebe nur die für Merkel bange Frage: Wer wird Kanzler, Ich oder wie hies der noch, äh, Steinmeier?

Nun sollte man aber keineswegs Rüttgers Posten in Düsseldorf oder Wolfgangs noch geheime Streichliste ad acta legen. Da er, trotz aller Erfolge von Frau Kraft, ziemlich sicher eine etwas größere Fraktion zusammen kriegt, wird er die Regierungsbildung im Zweifelsfall sogar mit Grünen und FDP zusammen durchziehen.

Mein Tip ist also eine Fortsetzung der Rüttgers Amtszeit. Dann kommt es für Angela und Wolfgang nur noch auf eins an: Das die deutschen Fussballer Sieg um Sieg einfahren. Flögen die nämlich in der Vorrunde schon raus, dann wäre der deutsche Michel dermaßen stinkig, daß sie sich glatt in die Diskussion um die kommenden Sparmassnahmen in Berlinopolis, in ziemlich "verständnisloser" Weise, einschalten würden. Bundestrainer Joachim Löw steht also mit seiner bayrisch-deutschen Nationalmannschaft in der Berliner Pflicht.

Aber auch das ist wenig wahrscheinlich, in der Vorrunde treffen wir, dank Losglück, auf keine wirklich großen Gegner. Selbst im fälligen Achtelfinale treffen wir wahrscheinlich auf die machbaren Slowenen, und erst im Viertelfinale möglicherweise auf Argentinien. Mindestens bis zu diesem 3. Juli in Kapstadt bleibt der Koalition also Zeit, richtig dicke Nägel ohne Köpfe einzuschlagen.

Donnerstag, 6. Mai 2010

Der gordische Knoten: Die Währungsreform


Einige Kommentar zu meinem Blog stellten die berechtigte Frage: Währungsreform (WR), wie soll das denn konkret aussehen? Nun Währungsreformen sind nicht so selten wie viele glauben, genau genommen sind sie so häufig wie Finanzkrisen eben auch.

Allein in Deutschland gab es im letzten Jahrhundert zwei, nämlich 1924 und 1948. Eine Währungsreform liegt vor, wenn es zu einer merklichen Umverteilung der aus Geld resultierenden Ansprüche auf das BIP gibt. So ein Vorgang hat viele Namen, manchmal fällt es auch gar keinem auf. Unterscheiden von einer WR muss man natürlich reine Ummünzungen, etwa DM nach Euro zu einem festen Wechselkurs, bei dem alle Schuldverhältnisse erhalten bleiben. Diese ändern natürlich nichts an den drückenden Verhältnissen zwischen Bankenaktiva und verfügbaren BIP.

Grob unterscheiden kann man voraussehende WR, so etwa 1948 in Deutschland, oder durch die Umstände erzwungene wie die WR von 1924. Außerdem muss man zwischen vollständigen (Deutschland 1924 und 1948) und teilweisen (z.B. USA Dollar 1971) unterscheiden.

Dollar 1971? War da was? Nun, im Jahre 1969 forderten zunächst die Franzosen, dass von den USA garantierte Gold für ihre Dollarreserven ein. Andere Länder folgten. Die USA aber hatten das notwendige Gold nicht und verweigerten die Auszahlung ihrer Auslandsschulden. Die Folge war der Zusammenbruch des seit dem II. Weltkrieg geltende Bretton Woods Systems. So verkündigte man am 15. August 1971: „Wir müssen die Position des US-Dollar als eines Stützpfeilers der Währungsstabilität überall in der Welt schützen. In den letzten sieben Jahren kam es durchschnittlich jedes Jahr zu einer internationalen Währungskrise. Wer profitiert von solchen Krisen? Nicht der Arbeiter, nicht der Kapitalanleger, nicht die wahren Produzenten von Vermögenswerten. Die Gewinner sind die internationalen Geldspekulanten. Weil sie von Krisen leben, helfen sie mit, Krisen zu schaffen. In den letzten Wochen haben die Spekulanten einen Krieg mit allen Mitteln gegen den amerikanischen Dollar entfacht. Die Stärke der Währung einer Nation beruht auf die Stärke ihrer Wirtschaft - und die amerikanische Wirtschaft ist die bei weitem stärkste der ganzen Welt. Dementsprechend habe ich den Finanzminister beauftragt, die zur Verteidigung des Dollars gegen Spekulanten erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Ich habe Finanzminister Connally angewiesen, vorübergehend die Konvertibilität des Dollar in Gold oder andere Reservemittel auszusetzen, ausgenommen bei Beträgen und unter Bedingungen, die als im Interesse der Währungsstabilität und als im besten Interesse der Vereinigten Staaten liegend angesehen werden. [...] Diese Maßnahme wird uns keine Freunde unter den internationalen Geldhändlern einbringen, aber unsere Sorge gilt in erster Linie den amerikanischen Arbeitern und einem fairen Wettbewerb überall auf der Welt. [...] Ich bin entschlossen, dafür zu sorgen, dass der amerikanische Dollar nie wieder ein Spielball in den Händen der internationalen Spekulanten sein wird.“

Die Worte müssen Ihnen bekannt vorkommen, sie werden in der aktuellen Lage in zahlreichen Variationen vorgetragen. Es war allerdings nicht der junge Oscar Lafontaine, der diesen kapitalismusfeindlichen Wortschwall los lies, es war der erzkonservative US-Präsident Richard Nixon. Die Folge der Aufhebung der Goldbindung, was schlicht und ergreifend nichts anderes war als ein Vertrags- und Vertrauensbruch gegenüber den Dollargläubigern war, war die flotte Abwertung des Dollars. Noch in 1971 waren es zur DM bereits etwa minus 14%. In der Folgezeit halbierte sich der Wert des Dollars und damit auch die Auslandsschulden. Die USA hatten damit die Hälfte ihrer Auslandsanleihen entwertet und standen damit wieder gut da, andernfalls hätte man nämlich Konkurs anmelden müssen. In der Folge wurde das FIAT-Money, also rein schuldbasiertes Geld, eingeführt und mit Ronald Reagan wurden die Geldmärkte entfesselt und in die Globalisierung gepeitscht. Und die dickste aller Blasen der Weltfinanzgeschichte aufgebaut.

Warum konnten sich die USA damals so einfach Ihrer riesigen Auslandsschulden entledigen, während das beim viel kleineren Griechenland, finanztechnisch eigentlich ein "Fliegenschiss", nun angeblich nicht gehen soll? Nun, die USA hatten sich vor allen Dingen wegen des europäischen Wiederaufbaus und ihrer antikommunistischen Kriege in Korea und Vietnam massiv verschuldet. Die offiziellen Schuldner kamen nun vorwiegend aus Europa, und man konnte sich der Argumentation, dass diese Schulden ja nur zu ihrem Wohle aufgenommen wurden, und damit letztlich gemeinsam zu bezahlen waren, nicht so einfach entziehen. Die Halbierung der Ansprüche gegen den großen starken Bruder mussten also weitgehend klaglos hingenommen werden.

Heute sieht die Situation allerdings, auch für die USA, viel bedrohlicher aus. Denn die Hauptgläubiger sitzen in den aufstrebenden Schwellen- und Rohstoffländern bzw. in Asien. Und die haben mit der US-Politik nicht soviel am Hut. Ehr schon im Gegenteil, denn da sind auch noch viele alte Rechnungen aus der Kolonialisierung und dem Kalten Krieg offen. Zudem das Gesamtvolumen heute irrwitzige Ausmaße angenommen hat. Und zwischen den Mühlsteinen sitzt wieder einmal ein uneiniges desorientiertes Europa mit seiner asiatisch-arabischen Enklave Israel. Das Kuckucks-Ei des letzten Weltenbrandes und revanchistischer Brandherd für den Nächsten, so wie einst die Versailler-Verträge 1871 und 1918.

Wie bekommt man in dieser weltpolitischen Situation nun die Kuh vom Eis?

Nun, dabei muss man natürlich wieder zwischen dem, was richtig wäre, und dem was politisch durchsetzbar ist unterscheiden.

Was wäre richtig?

Richtig wäre eine sofortige und komplette Währungsreform von Dollar, Euro und Pfund. Dabei würde man sämtliche Preise (Waren. Löhne, Mieten etc.) 1:1 in Neu-Dollar, Neu-Euro und Neu-Pfund, und alle Vermögenswerte und Schuldverhältnisse 1:10, also etwa 1 Neu-Dollar für 10 Alt-Dollar umtauschen.

Man könnte die Vermögen und Schulden auch 1:5 oder 1:2 tauschen, aber das wäre weit weniger nachhaltig. 1:2 bringt nur wenige Jahre, bis die alte Blase wieder da ist, 1:5 bringt eine Generation, 1:10 bringt die Wirtschaftswunderzeiten zurück.

Was ist machtpolitisch durchsetzbar?

Das wiederum ist eine Machtfrage. Unbedeutende Länder wie Island oder Griechenland kann man nach belieben vor sich hin treiben, Macht volle Länder wie die USA oder Russland haben ganz andere Möglichkeiten. So brach auch die SU und die DDR aufgrund ihrer unbegleichbaren Auslandsschulden zusammen. Insbesondere inflationierte der Russische Rubel ab 1992 gewaltig, so dass er 1998 durch den 1:100 Tausch in neue Rubel ersetzt wurde.

Das hat Russland mittelfristig nicht geschadet. Denn es ist ein großes und Rohstoff reiches Land. Nach einer kurzen Vertrauenskrise investierte die Finanzwelt wieder gerne in den, nunmehr ziemlich stabilen neuen Rubel, und Russland zählt mit einem neuen Wirtschaftswunder nun zu den Gewinnern des Kalten Krieges als Mitglied der aufstrebenden und kaum verschuldeten BRIC-Staaten.

Auch die USA könnten das theoretisch machen. Allerdings müssen sie sich beeilen, um im internationalen Machtpoker nicht zu zerbrechen. Denn je länger sie warten, desto mehr Realgüter, Gebäude, Häfen, Firmen etc. pp., gehen für wertlose Dollar in fremde Hände über. Dagegen hilft dann auch keine Währungsreform mehr, sondern nur Krieg.

Nun sitzt der größte US-Gläubiger ausgerechnet beim größten machtpolitischen Konkurrenten, nämlich China. Der wiederum der größte Abnehmer amerikanischer Staatsanleihen und Lieferant in den USA nicht mehr verfügbarer Wohlstandsgüter ist. Das macht die Sache für die USA so schwierig. Außerdem sind da noch die Rohstoffländer, so auch die Ölstaaten der arabischen Halbinsel, etwa das so elementar wichtige Saudi-Arabien, Hauptgläubiger in Dollar. Wenn man diese nun um ihre Dollarvermögen prellt, dann bekommt man empfindlichen Ärger.

Wenn die USA das Spiel von 1971 wiederholen, dürften die mittelfristigen Schocks gefährlich sein. Denn China rüstet schon längst massiv auf und wird in Kürze den US-Flotten arge Konkurrenz machen. Für den Verlust von z.Z. 2.400.000.000.000 USD wird man sich revanchieren, und das sowieso bedrohte Taiwan kassieren. Was umso einfacher ist, wenn die Amis die Spritrechnung ihrer Trägerflotten nicht mehr bezahlen können.

Weiterhin gerät Israel in den Focus. Denn Israel kann wirtschaftlich und militärisch nur durch erhebliche Finanzhilfen überleben. So etwa das unverbrüchliche AAA Rating der Israelbonds, ohne die sich Israel genauso wenig wie Griechenland refinanzieren könnte. Und die ebenfalls wackelige Saudische Feudalmonarchie, mit Atomwaffen über die Pakistanconnection in der Hand, könnte durch den Dollarcrash ins Wanken geraten. Dann aber kann es in Israel sehr schnell ziemlich heiß werden.

Statt dessen setzt nun die USA auf das Ausbluten des EURO, um den Dollar noch einige Zeit am Leben zu erhalten. Aber auch das ist gefährlich, denn der zweite Garant für Israel ist eben Europa, allen voran die BRD. Und die EU steht mit ihren EURO-Assets in den Rohstoff- und Schwellenländern auch nicht soviel besser da.

Was ist politisch machbar?

Nun, die Situation ist vertrackt, und ich beneide Niemanden, der da jetzt die Drähte ziehen muss und nebenbei auch noch über ein hinderliches Gewissen verfügt. Besonders verheerend in dieser Situation ist der Umstand, das nur wenige Parliamentarier die finanztechnische Situation durch schauen.

So etwa der Glaube, man könne die Kuh mit Sparen vom Eis bekommen. Denn Schulden lassen sich in einem System des FIAT-Moneys ganz prinzipiell nicht wegsparen. Man kann lediglich private gegen öffentliche oder öffentliche gegen private Schulden tauschen, wobei diese auch grundsätzlich in der Summe nicht kleiner, sondern größer werden. Betriebswirtschaftlich sind Schulden entfernbar, Volkswirtschaftlich aber nicht.

Dieser Unfugsglaube macht die Vorhersage des finanzpolitischen Fehlverhaltens der Regierungen und die Abfolge der Ereignisse, wie jetzt in Griechenland, eben so leicht. Zu gegeben ist es nicht ganz einfach, die Zusammenhänge zu erkennen. Das macht es denjenigen, die sie kennen, wie Ackermann oder Blankfein, so leicht die Regierungen für ihre Zwecke einzuspannen und vor sich her zu treiben.

Um in den kommenden Jahren nicht hoffnungslos im Chaos zu versinken, sind im Prinzip zwei Szenarien, zumindest in Grundzügen, denkbar:

Erstens Inflation:

a) Statt den Kapitalbesitzern kurzfristig entgegen zu kommen, d.h. von vorne herein sinnlose Sparanstrengungen auf Kosten des Durchschnittsbürgers zu betrieben, befeuert man die Inflation.

b) Denn diese steigert die Preise im Verhältnis zu den Vermögens- und Schuldverhältnissen überproportional und vernichtet damit faktisch die Schulden. Aber natürlich auch jedes Vermögen, zu denen insbesondere die angesparten bzw. versprochenen Renten und Pensionen und Lebensversicherungen etc. pp. gehören.

c) Das wird auch schon gemacht, das quantitative easing genannte Programm der Selbstankäufe von Staatsanleihen bei den Angloamerikanern ist genau diese Strategie. Die EZB wird dies vermutlich demnächst auch machen.

d) Über kurz oder lang verlieren die Gläubiger ihr wichtigstes Kapital. Nicht das schnöde Mammon, nein den Glauben. Dann beginnt die Kaufhausse und die Preise steigen. Gekauft wird alles was werthaltig ist, auch Aktien, Immobilien und Firmen. Insbesondere durch ausländische Staatsfonts, die ihre schwindenden Devisenreserven retten müssen.
Die kaufen allerdings auch noch ein weiteres begehrtes Produkt: Waffen.

e) An der Stelle scheiden sich die Geister, die Kapitalbesitzer wollen dass die Konsumenten sparen und die Preise, und damit Vermögen, stabil halten, die Arbeiter und Angestellten wollen mehr Lohn.

f) An der Stelle hat man die Wahl zwischen Griechischen Verhältnissen oder Lohnsteigerungen. Genau Letzteres sollte man aber nun, entgegen der zur Zeit befolgten Strategie, bevorzugt machen. Da liegt die FDP unfreiwillig ganz richtig, wenn sie trotz Staatsklemme Steuern- und Abgaben senken möchte. Denn dann sind erstmal die Schaffenden beruhigt und das Geld befeuert Konsum- und Realwirtschaft, statt sie komplett abzuwürgen. Die Folgen sind aber andere, als von ihr gedacht:

g) Dadurch drehen die Preise früher oder später erst recht auf, die Hyperinflation beginnt. Die Löhne müssen ständig hinterher eilen, die Kaufkraft sinkt weiter, ebenso der Wert der Schulden und Vermögen. Und damit auch der Altersvorsorge. Insbesondere in Ländern mit Kapitalbasierten Renten, wie den USA, ist das verheerend.

h) Die sich betrogen fühlenden Bürger beginnen zu randalieren. In Deutschland ist dies nicht ganz so schlimm, da hier das Umlageverfahren gilt. Und das bezieht sich nicht auf fiktive Gewinne, sprich neue Schulden, sondern auf echtes BIP. Und das zieht nach der Währungsreform auch schnell wieder an.

i) Nach zwei oder drei Jahren kommt die Spirale an ihr Ende, je schneller, je besser, man muss nur ordentlich viel Geld in der EZB drucken. Eine neue Währung wird nachdem Kollaps, wenn 4 Billionen Euro oder Dollar für einen chinesischen Renminbi gezahlt werden müssen, eingeführt, und alles steht wieder auf Stunde Null.

j) Allerdings nicht alles, weil den Chinesen inzwischen halb Amerika gehört. Ebenso anderen Staatsfonds. Das Ausschleichen der Schulden per Inflation wird mit dem Preis des Machtverlustes in der Welt erkauft.

Zweitens Reform:

a) Zunächst müssten diese Zusammenhänge in der Öffentlichkeit klar ausgebreitet werden. Und zwar nicht nur durch unbedeutende Blogger oder Oppositionspolitiker, sondern durch Ökonomen und die Regierung, und unter Ausschluss der, den Banken und Vermögensoligarchie wohlfeilen, Ökonomen. Man muss ganz klar sagen: Die Lösung der weltweiten Verschuldungskrise ist nur durch eine unparitätische Währungsreform möglich! Wer will darf dies auch „Umschuldung“ nennen.

b) Man darf sich nicht ständig von den Big Playern, allen voran den USA vorführen lassen. Amerika versucht den EURO schwach zu machen, damit der Dollar stark bleibt. Darauf darf man sich nicht einlassen. Auch hier muss Klartext geredet werden, zur Not muss man den USA richtig vor den Bug schießen.

c) Voraussetzung für Punkt b ist natürlich ein gemeinschaftlich handelndes Europa. Das kriegt man mit dem ewigen Vertragsgerangel unmöglich hin. Eventuell ist eine, alle Parteien übergreifende, Notstandsregierung mit umfangreichsten Kompetenzen einzusetzen.

d) Insbesondere muss man den Banken die Arme abhacken: Investmentbanking in der jetzigen Form muss vollständig unterbunden werden. Das heißt alle Zockerderivate werden abgewickelt, CDS’s für ungültig erklärt und verboten. In Anlehnung an Chapter 11 werden Banken abgewickelt und umstrukturiert. Nur noch klassische Geschäftsbanken im realen Kreditgeschäft erhalten Zentralbankgeld und Steuerprivilegien.

e) Investmentbanken dagegen müssen sich ihr Geld auf dem Wege des normalen Kreditgeschäftes besorgen und Zahlen ganz normal Steuern, wie jedes andere Geschäft. So auch die Mehrwertssteuer von z.Z. 19% auf ihre „Produkte“. So was kann man, entgegen aller Behauptungen der Finanzindustrie, durchaus auch in Eigenregie machen. Das erzeugt zwar zunächst mächtig Verdruss, mittelfristig bedanken sich die Anleger aber mit ihren Einlagen in sichere und planbare Verhältnisse. Der positive Effekt ist sogar umso größer, wenn die EU das macht, und die USA eben nicht. Denn dann wird das gute Kapital nach Europa gezogen, die miesen Zockerderivate aber in die USA.

f) Man muss den Vermögensbesitzer klar machen, das ein Zehntel immer noch besser ist als Null. Null droht nach dem Chaos, aber 100 Millionen von 1 Milliarde, damit ist niemand ein armer Mann.

g) Aus der vorläufig noch erhaltenden Position der Stärke von USA und EU wird eine komplette Weltwährungsreform von $ und € durchgeführt, unter Vernichtung von 90% aller Weltschulden. Das würde insbesondere auch den Entwicklungsländern viel mehr zu Gute kommen als jede noch so gut gemeinte Entwicklungshilfe.

h) Im Gegensatz zu erstem Szenario (Inflation) ließe man den ausländischen Schuldner weniger Gelegenheit, mit diesen Schulden das inländische Tafelsilber aufzukaufen. Das ist gemein, aber sonst hat man auch nach der Währungsreform die Situation, dass man zwar neues und stabiles Geld, aber keine eigenen Firmen und Immobilien mehr hat. Der sonst unweigerlichen Machtverschiebung kann man mit aktivem Agieren zumindest einen guten Teil des Bodens entziehen. Das ist zwar reiner Machiavellismus, aber immer noch besser als komplettes Scheitern.


Nun, natürlich kommt man um einen (Währungs-)Krieg nicht herum, beide Szenarios ergeben nicht nur böses, sondern auch echtes Blut. Die Einbrüche in EU und USA sind vorprogrammiert und so oder so niemals ganz vermeidbar. Allerdings muss man zwischen Blut, und ganz, ganz viel Blut wählen. Ich möchte nicht erleben müssen, das israelische Leichen bis nach Zypern dümpeln.

Unzweifelhaft erfordert ein gezieltes Vorgehen bei weiten mehr Mut und Verstand, als alles per Salamitaktik (Inflation) ins Chaos abgleiten zu lassen. Wobei hinzu kommt, dass man letzteres erfahrungsgemäß beliebigen politischen Gegnern, als angeblich Schuldigen, ans Bein kleben kann. Was wiederum die Schwäche der Demokratie in solchen Jahrhundertsituationen begründet und die Chance für weltweite GröFaz’e überproportional erhöht. Demokraten neigen zum reagieren, statt zu agieren, bei Letzteren ist es oft umgekehrt. Wenn die westlichen Demokratien also bevorzugt auf Inflation setzen, so ist das schon irgendwo verständlich. Aber man riskiert damit seinen eigenen Untergang.

Die Zeit zu handeln ist denkbar knapp, ein weiteres hin- und her schieben unbezahlbarer, und inzwischen unbedienbarer, Schulden ist gefährlich. Gefährlich auch, sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen, sei es zwischen Demokraten oder zwischen Demokratien. Griechenland und die drei Toten von Athen sind ein erstes Menetekel dafür.

So nutze den Tag und hoffe nicht, das der nächste Tag Deine Probleme von selbst löse, wie Horaz im 1.Jhdt. v. Chr. dichtete:

Tu ne quaesieris (scire nefas) quem mihi, quem tibi
finem di dederint, Leuconoe, nec Babylonios
temptaris numeros. Ut melius quicquid erit pati!
Seu pluris hiemes seu tribuit Iuppiter ultimam,

quae nunc oppositis debilitat pumicibus mare
Tyrrhenum, sapias, vina liques et spatio brevi
spem longam reseces. Dum loquimur, fugerit invida
aetas: carpe diem, quam minimum credula postero.


Frag nicht (denn Wissen ist ein Frevel), welches Ende die Götter mir, welches sie dir, Leukonoe, zugedacht haben, und versuche dich nicht an babylonischer Astrologie!

Wie viel besser doch, was immer sein mag, zu ertragen! Ob Jupiter noch viele Winter uns zugeteilt hat oder den letzten, der jetzt an entgegenstehenden Klippen das Tyrrhenische Meer bricht – lebe mit Verstand, kläre den Wein und beschränke ferne Hoffnung auf kurze Dauer!

Noch während wir reden, ist die missgünstige Zeit schon entflohen: Nutze den Tag, und glaube so wenig wie möglich an den nächsten!

Mittwoch, 5. Mai 2010

Futurologie: Der Blick zurück nach Vorne

Zeit hat etwas unheimliches. Letztlich ist sie eine hartnäckige Illusion, wie es Albert Einstein ausdrückte. Im Grunde genommen ist sie ein statistischer Artefakt der Welt, die zwei Richtungen von Wahrscheinlichkeiten unterscheidet. Die Vergangenheit ist die Richtung der etwas sichereren Vorhersage, die Zukunft die der Unsichereren.

Während sich die Finanzwelt gerade die nächste, vielleicht schon letzte Klippe, hinunterstürzt, ist es wieder an der Zeit über die Zukunft zu orakeln. Leider sind diese Vorhersagen keineswegs so schwierig wie es scheint. Denn die Muster von Finanz- und Wirtschaftskrisen, der folgenden Umverteilung der Machtbalance, und in der Folge damit ausufernder Kriegzustand, sind seit Jahrhunderten immer die gleichen.

Die Ingredienzien der Weltkriege sind immer der Bankrott der alten Mächte, und im Kielwasser des Untergangs des Einen, der Aufstieg Anderer, neuer Mächte oder wenigstens neuer Machtbalancen. Als zusätzliches Gift mit sicherer Wirkung sind gleichzeitige religiös- bzw. weltanschauliche und ideologische Differenzen von gravierender Bedeutung.

Diese Muster lassen sich zwanglos bis in die Antike nachweisen, und sie sind zur Zeit, in früher kaum gekannten Ausmaß weltweiter Bedeutung, erneut vorhanden. Schauen wir zunächst einmal in die Geschichte, aber um es kurz zu machen beginnen wir mit den großen (westlichen) Auseinandersetzungen der jüngeren Neuzeit.


Dazu gehen wir nach Paris, zurück in die schwüle Sommernacht des 23. auf den 24. August 1572. In dieser Nacht werden etwa 3000 Protestanten auf Befehl der katholischen Obrigkeit, in Persona der damals in Frankreich herrschenden Medici-Fürstin, auf offener Straße regelrecht geschlachtet.

Voraus gegangen war der Tod Heinrichs II. im Jahre 1559 und die Regentschaft des erst zehnjährigen Karl IX. Die steigende Rivalität der Obrigkeit und die neue Religion des Protestantismus führte dazu, das man sich neben politischen Streitfragen auch mit religiösen beschäftigen musste, und der Kampf um die Macht am Hofe schwächten den Staat, der nun auch noch Gefahr lief, bankrott zu gehen.

Gelegenheit also für das katholische Weltreich Spaniens, in die Politik Frankreichs einzugreifen. Die Hochzeit Elisabeths von Valois mit dem spanischen König Philipp II. 1559 sollte die „Freundschaft“ zwischen Frankreich und Spanien besiegeln, und Druck hinsichtlich der französischen Politik und des Umgangs mit der neuen Religion auszuüben. 1570 befand sich Frankreich am Scheideweg: Würde der Kampf gegen die Protestanten (Hugenotten) fortgesetzt, so versänke das Land weiter im Bürgerkrieg und die schon längst aufgebrauchten finanziellen Mittel hätte man durch Hilfe von Außen aufbringen müssen, womit Frankreich in eine ausländische Abhängigkeit gekommen wäre.

Daher entschied sich die Regentin Katharina für das kleinere Übel, und schloss am 8. August 1570 einen Frieden, der den Hugenotten in ihrer Forderungen entgegenkam. Paris und der Hof blieben katholisch und der König übernahm den rückständigen Sold der von den Protestanten angeworbenen Truppen. Jedoch führte allein der Bankrott des Staates zum Friedensabschluss: Der Geldmangel im französischen Heer löste Unzufriedenheit und Ungehorsam aus. Im Ergebnis waren die Hugenotten nun keine Minderheit mehr in dem katholischen Land. Das Machtspiel ging jedoch weiter und gipfelte zunächst in obiger Bartholomäusnacht von 1572.

Mit der Thronbesteigung Heinrich IV. begann die Epoche der zukünftigen Französischen Vorherrschaft und die Durchsetzung der absolutistisch-zentralistischen Staatsform. Heinrich installierte eine zentral gelenkte abhängige Bürokratie und schlug eine aggressive Außenpolitik gegenüber Spanien ein.

Bei der führenden Weltmacht Spanien sah es in der Staatsschatulle allerdings auch nicht besser aus. Die permanenten Kriege zehrten die reichen Einkünfte der Kolonien auf und zwangen den König, sich immer neue Einnahmequellen zu erschließen. Sämtliches Eigentum (außer dem der Kirche) und jedes Gewerbe wurde mit erdrückenden Steuern belegt, Kredite aller Art aufgenommen, aber nicht bedient, die Münze verschlechtert, Ehren und Ämter käuflich gemacht und schließlich den Einwohnern so genannte Donativen (Zwangsanleihen) abgefordert. Philipp II. war während seiner Regierungszeit dreimal gezwungen, seinen Gläubigern den Staatsbankrott zu erklären. In den Jahren 1557, 1575 und 1596 konnten keine Zahlungen mehr geleistet werden.

In diesem unheiligen Gebräu stand nun östlich des Rheins das Heilige Römische Reich deutscher Nation, das Sacrum Romanum Imperium. Auch die deutschen Fürsten hatten Probleme bis zum Abwinken, selbst redend auch finanziell, aber insbesondere der ebenfalls religiös beeinflusste Zerfall der Macht des Kaisers. Dieser sah sich katholischen und protestantischen Fürstenbünden gegenüber, die seine Macht und Pfründe faktisch erodiert hatten und nun feindlich gegenüber standen. Die anderen deutschsprachigen Lokalmächte Niederlande und Österreich, sowie die skandinavischen Mächte Dänemark und Schweden saßen ebenfalls, mit ähnlichen Problemen und Aussichten, wie die Frösche um den Teich.

1523 wurde Gustav I. Wasa zum König gewählt. Nach einem Volksaufstand litt das schwedische Reich unter hohen Schulden und König Wasa sah sich nach Möglichkeiten zur Verbesserung der finanziellen Lage um. Die Opposition des Luthertums zu den reichen katholischen Klöstern gab Gelegenheit die finanzielle Situation zu verbessern. 1544 wurde Schweden daher zum evangelischen Reich erklärt und somit staats- und machtpolitischer Gegenspieler des Katholizismus.

Es kam daher, wie es kommen musste: Im Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 wurde der Konflikt um die neue Machtverteilung Europas ausgetragen.

Gemeinsam mit ihren jeweiligen Verbündeten im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation trugen die habsburgischen Mächte Österreich und Spanien ihre dynastischen Interessenkonflikte mit Frankreich, den Niederlanden, Dänemark und Schweden aus. 1635 griff Frankreich aktiv in den Dreißigjährigen Krieg ein und geriet damit automatisch in Konflikt mit Spanien.

Im Westfälischen Frieden von 1648 erreichte Frankreich eine dauerhafte Schwächung des Heiligen Römischen Reiches und stieg nun mehr zur vorherrschenden Macht der alten Welt auf. Im Endeffekt war Deutschland total zersplittert, bankrott und entvölkert. Wovon es sich im Prinzip bis heute nicht ganz erholt hat.



Trotzdem fand zu Beginn des nächsten Jahrhunderts schon wieder ein Weltkrieg statt: Von 1701-1714 tobte der Spanische Erbfolgekrieg.

Neben dem üblichen Streit um Geld und Pfründe, drohte erneute eine monarchische Heiratspolitik die Machtbalance, die zu einer Konfrontation zwischen England und Frankreich führte, in dessen Zentrum habsburgische Ansprüche auf den spanischen Thron standen.

Gewinner des quais-Ersten-Weltkrieges war Großbritannien. Es gelang Königin Anne, die Kronen von England und Schottland zu vereinen. Wirtschaftlich gelang es, die eigene Seemacht zu festigen und die zunehmende Vorrangstellung im Welthandel konnte durch günstige Abschlüsse mit Spanien und Portugal ausgebaut werden. Insbesondere der Gewinn von Gibraltar in 1704 war in seiner strategischen Bedeutung für die nächsten Kriege, ebenso wie der Gewinn von Menorca und einiger Gebiete in Nordamerika, maßgeblich für den Aufstieg zum Britischen Weltreiches.

Frankreich behielt zwar weitgehend seine Stellung, jedoch waren die Finanzen durch den Krieg mächtig belastet und waren trotz vieler Anstrengungen langfristig nicht wieder völlig in Ordnung zu bringen. So ernannte man den schottischen Nationalökonomen John Law zum Generalkontrolleur der Finanzen, wodurch zeitweilig eine Erholung zu verzeichnen war. Bis in die 1730er Jahre hinein setzte sogar eine regelrechte Wirtschaftsblüte ein. Dennoch blieb Frankreich aufgrund seiner merkantilistischen Politik und seiner Überseebesitzungen und seiner hohen Bevölkerungszahl zunächst die größte und wohlhabendste Volkswirtschaft Europas.



Jedoch konnte der Spanische Erbfolgekrieg die Machtbalance in Europa nicht endgültig austarieren. Es folgten daher noch der Österreichische Erbfolgekrieg (1740–1748) und der Siebenjährige Krieg (1756–1763). Alles bereits Weltkriege die auf mehreren Kontinenten gefochten wurden, incl. des Spanischen (1701-1714) verbrachte man, genauso wie im vorangegangenen Jahrhundert (1618-1648) exakt 31 Jahre im Weltenbrand!

Die ganzen Verwerfungen, insbesondere gerade auch die damit verbundene finanzielle Ausplünderung der Bevölkerung durch Steuern bis zum förmlichen Erbrechen, gipfelten dann im Volksaufstand gegen die Plage der Ausbeutergemeinde der Monarchen, Fürsten und Kleriker: Der französischen Revolution. Unmittelbarer Auslöser dieser war, wer ahnt es, die Erklärung der Staatspleite der Franzosen durch den diensthabenden Finanzminister.

Nach dem die Machtfrage zwischen den Vertretern des Absolutismus und der Straße zu Ungunsten der rollenden Köpfe des Königs und seiner Anhänger geklärt war, stellte sich die gleiche Machtfrage in ganz Europa: Monarchie oder Republik, Pfründe oder Teilhabe der Massen?

Es folgten zwangsläufig die Napoleonischen Kriege von 1804–1812. Auch sie waren wieder ein Weltkrieg auf allen Kontinenten.

Ein Profituer war dabei, nun sie ahnen es, die übernächste Großmacht, die USA. Da Napoleon pleite war, benötigte er Geld. Er bekam es, indem er der verduzzten amerikanischen Gesandtschaft, die eigentlich Frankreich die Gegend von Louisana per Kolonialkrieg entreißen wollten, die riesigen fränzösischen Landstriche dort für ein paar Millionen Dollar kurzer Hand verscherbelte.



Mit den Napoleonischen Kriegen ging auch das fast 1000-jährige Reich, von dessen Restauration wenig später ein gescheiterter österreichischer Kunstmaler träumen sollte, unter. Das Heilige Römische Reich, das im Prinzip von 843 bis 1806 währte, war Geschichte. Und damit konnte sich ein Nation formen, die man bald Deutschland nennen würde.

Denn Napoleon hatte die alte Ordnung gestürzt und nun begann sich auch in Deutschland der Gedanke von Egalite und Liberte, von Einheit und Freiheit, ja von Einigkeit, und Recht und Freiheit, auszubreiten. Der erste Versuch scheiterte 1848/49, erst der zweite Versuch gelang. Dem voraus ging allerdings ein Präventivkrieg der Franzosen. Nichts erschien Frankreich gefährlicher als ein vereinigtes, wirtschaftlich und militärisch starkes Deutschland, und so rückte man 1870 gegen Deutschland vor.

Der Französisch-Deutsche-Krieg geriet für Frankreich jedoch zum absoluten Desaster. Er wurde zum Gründungspfeiler des Deutschen Reichs und zur Wurzel des französischen Revanchismus gegen Deutschland. Die auf deutscher Seite als „Erbfeindschaft“ titulierte, seit dem Ende des römischen Reiches existierende Rivalität zwischen West- und Ostfranken, wurde nunmehr zur verheerenden Wurzel des nächsten Weltenbrandes.

Das Deutsche Reich begann ab 1871 zu florieren. Die Wirtschaft boomte, nie war eine, goldgedeckte, Währung stabiler als die des Reiches bis 1914. Taler, Taler du musst wandern, von der einen Hand zur Anderen. Während die Wirtschafts- und damit auch Militärmacht des europäischen Zentrums rapide wuchs, befanden sich die bisherigen Großmächte, wie Frankreich, Russland und besonders die gewaltige britische Weltmacht, auf dem absteigenden Ast.

Vor allem die Briten spürten schmerzhaft die erwachende deutsche Wirtschaftsmacht. Der Begriff „Made in Germany“ wurde von diesen geprägt. Gedacht war diese Aufschrift auf den Importprodukten mit der Absicht, britische Bürger vom Kauf dieser Konkurrenzprodukte abzuhalten. Der Schuss ging jedoch schnell nach hinten los, denn der britische Bürger merkte schnell, dass die Werkzeuge aus Deutschland nicht nur billiger, sondern auch besser waren. „Made in Germany“ wurde zum anerkannten Qualitätsbegriff, der bis heute nachwirkt. Der Britische Einstieg in die Phase des Imperialismus, der mit dem Kauf der Suez-Kanal-Aktien 1875 begann, begründet sich im drohenden Verlust der wirtschaftlichen Weltmachtstellung. Während der 1890er wurde der neue Imperialismus zur Leitidee der britischen Politik. Großbritannien übernahm bald darauf die Vorreiterrolle in der Aufteilung Afrikas.

Die wirtschaftliche Unterhöhlung der europäischen Großmächte schrie schon bald nach einem weiteren Präventivkrieg. Schon Nietsche erkannte die Gefahr in 1871: „Von allen schlimmen Folgen aber, die der letzte mit Frankreich geführte Krieg hinter sich drein zieht, ist vielleicht die schlimmste ein weitverbreiteter, ja allgemeiner Irrthum: der Irrthum der öffentlichen Meinung und aller öffentlich Meinenden, dass auch die deutsche Kultur in jenem Kampfe gesiegt habe und deshalb jetzt mit den Kränzen geschmückt werden müsse, die so ausserordentlichen Begebnissen und Erfolgen gemäss seien. Dieser Wahn ist höchst verderblich: nicht etwa weil er ein Wahn ist – denn es giebt die heilsamsten und segensreichsten Irrthümer – sondern weil er im Stande ist, unseren Sieg in eine völlige Niederlage zu verwandeln: in die Niederlage, ja Exstirpation des deutschen Geistes zugunsten des ‚deutschen Reiches‘.“ Er nannte seine weitsichtigen Überlegungen übrigens recht passend: „Unzeitgemäße Betrachtungen“, die ab 1873 veröffentlicht wurden.

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts spitzten sich die Rivalitäten zu nehmend zu, ein Krieg lag förmlich in der Luft. Mit einem Netz von Bündnisverpflichtungen wollten sich allierte Groß-, Mittel- und Kleinmächte gegenseitig schützen. Wie es Nietsche schon geahnt hatte, war es dann natürlich das seine Möglichkeiten überschätzende Deutsche Reich, dass in 1914 unvorsichtigerweise die Kettenreaktion der gegenseitigen Bündnisverpflichtungen in Gang setzte, anstatt dies den Anderen Geiern zu überlassen.

Es begann der Weltenbrand von 1914 – 1945. Wieder 31 Jahre Krieg, denn das gesamte Geschehen gehört im Zusammenhang gesehen.

Nach dem Deutschland für die dümmliche Übernahme der Kriegsverantwortung im nachfolgenden die Zeche aufs Auge gedrückt bekam, war es blitzeblank Pleite. Verantwortlich war dafür besonders die revanchistische Politik Frankreichs. Während besonders die Briten keine Alleinschuld bei den Deutschen sehen konnten und einen gerechten Friedensvertrag anstrebten, sorgte Frankreich für einen kurzfristigen Revanchefrieden. In der Zeit von 1918 bis zum Angriff auf Polen 1939 war es zudem keineswegs ruhig. 1917 bereits begann die Revolution im Zarenreich, mit einem Bürgerkrieg bis 1922. Es folgten weitere Brände, wie der polnisch-russische Krieg und etliche andere, so auch der spanische Bürgerkrieg, mit bereits wieder deutscher Beteiligung, von 1936-1939.



Der zweite Weltkrieg war nun u.a. dadurch bedingt, dass, während die Staatsfinanzen völlig ruiniert waren, Bürgerkriege in Deutschland den politischen Aufstieg eines Weltkriegsveteranen und leidlich talentierten Rhetorikers aus dem österreichischen Braunau beförderte. Die fällige Währungsreform von 1924 brachte zunächst einen wunderbaren Aufschwung, es folgten die „goldenen Zwanziger“. Die wurden erst durch etwas beendet, wofür die Deutschen wirklich nichts konnten: 1929 brachen in den USA die, durch Überschuldung finanzierte, Aktienblase ein. Amerikanische Anleger hatten in den goldenen 20er viel Geld in das florierende deutsche Wirtschaftswunder gesteckt. Da sie nun klamm waren, zogen sie die eigentlich hervorragenden Assets in Deutschland ab, um damit ihre lausig Schlechten in den USA aus gleichen zu können.

Das damit, und dem erneuten Zusammenbruch der Wirtschaft nach nur 6 Jahren, wiederum jüdische Bankhäuser in Verbindung gebracht werden konnten, war nun Wasser auf die Mühlen des Weltkriegsrevanchisten und pathologischen Judenhassers Hitler. Der Weg für die zweite, und noch viel schlimmere Phase der Auseinandersetzung der Weltmächte bis 1945 war geschaffen.

Die 65 Jahre seitdem sind geprägt durch die neue Weltmacht USA. Während die durch Kriegsschulden ruinierte Weltmacht der Briten der Vergangenheit angehört. Ausgerechnet das völlig zerstörte, aber Währungsreformierte Deutschland, zog an den Briten vorbei zur zeitweiligen Nummer 2 in der Weltrangliste der Wirtschaftsmächte, und auch heute noch, weit vor den Briten, zur absoluten Oberliga gehörend.

Im Jahre 2010 nun haben wir aber wieder genau dieses Gebräu eines weiteren Jahrhundertkrieges vor uns liegen. Die alten Weltmächte sind faktisch Pleite. Insbesondere die USA und Japan mit ihren irrwitzigen Defiziten, und auch die europäische Führungsmacht der BRD dümpelt mit ihren EURO-Partner in den unausweichlichen Bankrott, angeführt durch die PIIGS-Staaten des Südens mit den Griechen als erstes, aber nicht letztes Opfer. Die Macht geht an die Gläubiger und an die Schwellenländer, die so genannten BRIC-Länder (vor allem Brasilien, Russland, Indien, China) über, angeführt von der absehbar neuen Weltmacht China.

Die Machtbalance ist bereits verschoben, die externe sowieso, und nun stehen auch die internen Balancen zwischen Reich und Arm auf der Kippe. Während ich dies schreibe, werden bereits die ersten Toten bei den fälligen Protesten der griechischen Bürger gegen das Diktat der „Oberen Zehntausend“ gemeldet: Mehrere Personen verbrannten in einer angezündeten Bank in Athen.

Es ist zu befürchten, dass dies nicht die letzten Opfer sein werden. Denn wenn die Krise weiter durchgreift fliegen in ganz Europa die Steine. Und wenn der Dollar brennt, denn fliegen im bis an die Zähne bewaffneten Amerika auch Kugeln. Ein übriges werden die dann international geprellten Schwellenländer tun, so China das sich für verlorene 2,4 Billionen USD angemessen revanchieren wird. Dito die anderen Gläubiger, zu denen auch die Ölländer gehören, die „reichsten“ dabei aus der arabischen und islamischen Welt.


Die Gemengelage im Vorfeld des nächsten Weltkrieges ist also angerührt. Genau genommen befinden wir uns bereits in den typischen Vorgefechten.
Der weltanschauliche Konflikt ist bereits 2001 mit dem Angriff auf New York in die heiße Phase eingetreten, und die, für den Westen langfristig aussichtslosen, Geplänkel in Afghanistan und Irak dauern schon länger als der zweite Weltkrieg.

Aber die Fronten werden mit einiger Wahrscheinlichkeit noch viel gewaltigere Ausmaße annehmen. Denn neben der historisch hochgefährlichen Situation kommt eine, in der letzten Zeit durch die Finanzkrise verdrängte, Wahrheit: Aufgrund der unglaublichen Bevölkerungsexplosion der letzten 200 Jahre ist die Erde inzwischen zum Bersten voll und nahe an den Grenzen ihrer Aufnahme- und Leistungsfähigkeit angelangt. Die preisgünstig verfügbaren Ressourcen gehen zur Neige und die Umweltbelastung nimmt bedenkliche Züge an. Obendrein steigt die Anzahl der Atomwaffenfähigen Nationalstaaten stetig. So wie bislang noch jeder Weltkrieg den vorherigen in den Schatten stellte, so ist es auch beim nächsten zu befürchten.

Zum Abschluss eine vielleicht etwas esoterisch klingende Verbindung zwischen Finanzen und globalen Kriegen. So ist bemerkenswert, dass etwa alle 800 Jahre größere Verhängnisse zwischen den benachbarten und durch eine gewaltige Landbrücke verbundenen Kontinenten Europa und Asien stattfinden. So kamen die Perser (Landbrücke bis Indien) um 400 v.Chr. bis an die Donau, der Hunnensturm (Attila ca. 400-453) aus Zentralasien brachte um 400 Sturm über Europa, Dschingis Khan (ca. 1160 – 1227) rückte aus der Mongolei um 1200 vor. Weitere acht hundert Jahre, also um 2000, schickt sich wiederum die Asiatische Welt unter Führung Chinas an, in Europa, mindestens wirtschaftlich, die Macht zu übernehmen.

Man kann dies als reinen Zufall abtun, vielleicht ist es auch so. Jedoch entspricht die Zahl von um die 800 Jahre durchaus dem Erwartungswert solcher Konflikte. Denn der Zins in Geldwirtschaften ist seit Jahrtausenden im effektiven Rahmen von langfristig gesehen 3 bis 6%. Die Lebensdauern von Kredit getriebenen Volkswirtschaften ist nun, über den Daumen gepeilt Tc=3/pv bei einer typischen Sparquote um die 10%. Mit obigen Werten ergeben sich also kritische Zeiten von 50 bis 100 Jahren, bevor wieder einmal irgendein Fürst oder Landesvater klamm wird und in Stress gerät.

Richtig schlimm wird das aber erst, wenn mehrere lokale Konkurrenten gleichzeitig in diesen Stress geraten. Um ab zu schätzen, wie häufig so etwas vorkommt, können wir einfach die so genannte Schwebungsfrequenz solcher Ereignisse heranziehen. Die Schwebungsperiode Ts von Tc1=50 und Tc2=100 Jahren ist Ts=1/|1/Tc1-1/Tc2|, hier also auch wieder 100 Jahre. Das spiegelt wieder, dass einmal pro Jahrhundert ein großer Konflikt droht.

Wenn wir nun zwei unabhängige Kontinente haben, so sind die praktisch immer mit sich selbst beschäftigt und können wegen den großen Entfernungen nicht so einfach auf einander los gehen. Mit einer Ausnahme, wenn nämlich die zufälligen Entwicklungen in den beiden Regionen so korreliert sind, dass in dem einen die wesentlichen Mächte alle auf Angriff gepolt sind, und in dem Anderen es ehr drunter und drüber geht.

Genehmigen wir also dem, statistisch relativ sicheren Wert von 100 Jahren noch eine Schwankungsbreite von 10 Jahren zu, also zwischen 90 und 110 Jahren, Dann ist der unabhängige Abstand der getrennten Entwicklungen statistisch gesehen 10/sqrt(2)=7 Jahre. Für die Abschätzung der Zeit bis zu einer solchen ungünstigen Korrelation der beiden Regionen können wir nun die Schwebungsfrequenz von 93 und 107 Jahren berechnen, sie beträgt 711 Jahre. Das wiederum ist gerade die beobachtete merkwürdige Größenordnung.


Auch wenn demnach alles in diesem Jahrhundert wieder mit „rechten Dingen“ zugeht
, so bestünde aber jetzt die Möglichkeit mit mutiger Politik dem globalen Scheitern entgegen zu treten. Dazu müsste man „nur“ die internationale Verschuldungskrise auflösen und damit die Zündschnur austreten.

Dazu müssten allerdings alle Beteiligten, Oben und Unten, eine fürchterlich bittere Medizin schlucken: Bescheidenheit.

Montag, 3. Mai 2010

Berlinopolis: Die Falle hat zu geschnappt

Die "Griechenrettung" oder "Eurorettung" steht. 110 Mrd. Euro sollen fürs erste fließen, ob es helfen wird ist mehr als fraglich. Es ist sogar auszuschließen. Der Finanzbedarf dürfe jährlich etwa 60 Mrd. Euro betragen, wenn sonst nichts passiert , aber für wenigstens 10 Jahre.

Aber natürlich wird mehr passieren. Denn die EU wurde zu dem gedrängt, was mit dem Plänkelgefecht vor Athen beabsichtigt war: Das Fundament des EURO , der Maastricht-Vertrag wurde ins Gegenteil verkehrt. Von Stabilität keine Spur mehr. Bundespräsident Horst Köhler war bei der Errichtung des Vertrages, damals noch Banker, maßgeblich beteiligt. Damals äußerte sich Köhler gegenüber dem Spiegel: "Wenn sich ein Land durch eigenes Verhalten hohe Defizite zulegt, dann ist weder die Gemeinschaft noch ein Mitgliedstaat verpflichtet, diesem Land zu helfen. Es wird nicht so sein, dass der Süden bei den sogenannten reichen Ländern abkassiert. Dann nämlich würde Europa auseinanderfallen.". Wie recht er hatte, nur, heute redet er genau umgekehrt. Damals (1992)setzte er auch gleich noch einen drauf, indem er den Kritikern Kompetenzlosigkeit unterstellte: "Wenn man den Vorgang Währungsunion so interpretiert, als ob wir jetzt zur Kasse gebeten werden, ist das aus meiner Sicht eine erschreckende Diagnose...in der innenpolitischen Diskussion in Deutschland [wird]- in zum Teil sträflicher Art und Weise - Angstmache betrieben".

Soviel nur als Beispiel der Vertrauenswürdigkeit der politisch motivierten Aussagen, so etwa das angeblich gute Geschäft, das man mit den Griechen machen würde, wenn die erstmal die "Kredite", die vorläufig in Schattenhaushalten versteckt werden, mit Zins und Zinseszins zurück zahlen würden. Und wer auf die Unmöglichkeit des Perpetuum Mobiles hinweist, wird heute wie damals der Angstmache und Kompetenzlosigkeit bezichtigt.

Alles Unfug. Selbst das rund 10-mal stärkere Deutschland hat nämlich erst einmal in seiner Geschichte mehr als einen Kleckersbetrag seiner Schulden zurück zahlen können. Das war unter Gerhard Schröder im Jahr 2000. Der Grund dafür war der enorme Erlös aus den UMTS-Frequenz-Versteigerungen, das Defizit wurde daher ausnahmsweise und trotz einer Nettokreditaufnahme von 23,8 Mrd., zu einem insgesamten Überschuss von 1,3% des BIP's, also rund 20 Mrd. Euro. Wer jetzt also von einer griechischen Rückzahlung incl. Zinsen von, in wenigen Jahren, an die 200 Mrd. Euro träumt, der leidet wahrlich an Vernarrung.



Und das Griechenland ausgerechnet durch Sparen an der Konsumkraft seiner Bürger seine Wirtschaft wieder auf Vordermann bringt, was für die Verbesserung der Einnahmenseite unabdingbar ist, klingt wie Gesang von einem anderen Stern. Zumal gerade Deutschland wie kein Anderer neue Schulden aufnahm, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Genau das Gegenteil von Sparen, und das mit gutem Grunde. "Denn inzwischen glaubt kaum noch ein Investor, dass Griechenland seine Schulden je vollständig zurückzahlen kann, Hilfe von IWF und EU hin oder her. Denn das Land muss in den kommenden fünf Jahren 30 bis 40 Mrd. Euro jährlich für Zins und Tilgung aufbringen. Die Steuereinnahmen betrugen 2009 aber nur 48,5 Mrd. Euro. Selbst wenn jetzt neue Milliarden fließen - wo soll das hinführen? "Es geht daher nicht ohne Umschuldung", sagt Bert Flossbach vom Vermögensverwalter Flossbach & von Storch. Einfache Mathematik zeige, dass Griechenland seine Schulden nie zurückzahlen könne." zitierte kürzlich die WELT.

So nimmt das Schicksal seinen Lauf. Die Europäer sind in die Falle gegangen:"Bis zu 600 Milliarden Euro müssten die reicheren Länder auf den Tisch legen, falls auch die Wackelkandidaten Portugal, Spanien und Irland komplett gestützt werden müssten, sagen Volkswirte. ..... In der Öffentlichkeit behaupten Vertreter der Eurozone, dass es keinen Diskussionsbedarf über eine Rettung von weiteren Staaten gebe. Hinter verschlossenen Türen heißt es lediglich, dass derzeit keine internationalen Gespräche über solch ein Szenario geführt würden. ....„Die Ansteckung, die wir derzeit bei anderen Staaten der Eurozone sehen, muss sehr ernst genommen werden“, sagte Allan von Mehren, Volkswirt bei der Danske Bank. „Wir erleben allmählich eine gefährliche Krisendynamik, bei der sinkende Bondkurse nicht zu einer steigenden Nachfrage führt, sondern genau das Gegenteil bewirkt.“ Derzeit gehe sein Haus davon aus, dass man Griechenland für 120 Milliarden Euro retten könne. „Die Summe könnte aber auf 500 bis 600 Milliarden Euro steigen, sollten Portugal und Spanien dazukommen.“..."

Selbst das ist nur die halbe Wahrheit. Denn die nächste Schlacht spielt sich bereits vor Lissabon ab. Da wird es erst richtig interessant. Denn während mit den sinkenden Griechen nur weniger als 40 Mrd. Anleihen bei deutschen und etwa 55 Mrd. Euro bei französischen Banken unter Verlustrisiko stehen, ist es bei Portugal so richtig dramatisch: Denn deren Hauptgläubiger ist ausgerechnet der Wackelkandidat Spanien, wo dann sofort 240 Mrd. an portugiesischen Anleihen faul würden. Kippt also Portugal, so kippt Spanien gleich hinterher.

Und das könnte schon bald der Fall sein. Denn für die großen Drahtzieher im Hintergrund ist der Fall Portugals, und damit des Euros, elementar wichtig. Es ist nämlich keineswegs nur eine bequeme Möglichkeit der Bereicherung für Goldman Sachs, Meryll Lynch und Deutsche Bank, um nur die größten Player zu nennen.

Viel wichtiger ist folgender Umstand: Die größten Geldhäuser der westlichen Welt, und auch die Schwellenländer unter der Führung Chinas, haben weit mehr wackelige Staatsanleihen auf Dollarbasis als auf Eurobasis in Ihren Büchern stehen. Nämlich mindestens das Doppelte. Und der gesamte Anleihenmarkt ist in der Krise der nicht mehr Refinanzierbarkeit. Die Dollaranleihen sind sogar noch viel fauler als die in Euro, sie sind überhaupt nur noch am Leben, weil die FED seit zwei Jahren die eigenen Anleihen der USA massiv selbst aufkauft. Und da sind Jahr für Jahr um die 1500 Mrd. Dollar fällig, jedes Jahr!

Die Anleihenemissionen stehen also in einem Konkurrenzverhältnis. Es ist ergo ganz wichtig, dass sich das Vertrauen der weltweiten Anleger vom EURO entfernt und erneut in den Dollar hinein geht. Nur so kann man die fälligen Anleihenverkäufe der USA ermöglichen, andernfalls kollabiert dieser und das Gros der weltweiten Staatsanleihen geht den Bach runter. Zumal die Selbstankäufe der USA nun auslaufen sollen, und die privaten Anleger das Geschäft wieder übernehmen sollen. Die können aber nicht an zwei Fronten kaufen, sondern müssen deswegen aus dem EURO heraus- und in den Dollar hinein gehen.

Der Verlust der EURO-Anleihen ist somit das deutlich kleinere Übel. Und deswegen läuft jetzt der Angriff auf Portugal, Spanien, Italien, Frankreich und zuletzt Berlin. Fressen und gefressen werden. Der Euro ist der zum Tode verurteilte Organspender, um dem Dollar noch ein paar nette Jahre zu gönnen.

Damit der Dollar noch einige Jahre überleben kann, ist der Tod des Euro’s unabdingbar!

Deswegen darf sich niemand der Illusion hingeben, mit der Griechenland-„Rettung“ sei es nun getan. Ganz im Gegenteil ist damit lediglich die entscheidende Plänkelschlacht gewonnen: Der für den Dollar so gefährliche Stabilitätspakt ist endgültig Geschichte, und Europas Politiker sind voll auf den Leim gegangen.

Und unter dem Leim befindet sich noch eine andere Wahrheit: Noch schlimmer als die westlichen Staaten sind ausgerechnet die Banken selbst verschuldet. Die haben nämlich Bank-Anleihen in der Höhe des 5-fachen, und mehr, des eigenen Wertes ausgegeben, und die müssen genauso refinanziert werden wie die Staatsanleihen. Jahr für Jahr. Auch die stehen in Konkurrenz zu den Euro-Anleihen.


Somit ist es keineswegs schnödes Gewinnstreben, das Bankhäuser wie Goldman Sachs zu Spekulationen gegen den EURO antreibt. Es ist schlicht eine mittelfristige Überlebensnotwendigkeit dieser Häuser und deswegen wird der Währungskrieg auch gnadenlos, und bis zum bitteren Ende, weitergehen.