Dienstag, 30. Oktober 2012

Field Theory of Macroeconomics - Literature

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Literature:
(D) D. Peetz, H. Genreith, Neues Makromodell: Die Grenzen des Wachstums: Finanz- vs. Realwirtschaft, Die Bank, Zeitschrift für Bankpolitik und Praxis, Ausgabe 3/2011, S. 20-24.
(D) H. Genreith, Technical Paper zum Artikel in Die Bank 3/2011, S20-24, Ifara, Institut für angewandte Risikoanalyse, Febr. 2011
(D) H. Genreith, Makroökonomische Feldtheorie, ISBN 978-3-8423-8029-5, Books on Demand, Norderstedt, 2011
(E) D. Peetz and H. Genreith, The financial sector and the real economy, Real-World Economics Review, issue no. 57, 6 September 2011, pp. 40-47
(C) D. Peetz, H. Genreith, B. Yao-Hein, The limits of growth, Ifara Publication in Chinese Language, translation of D. Peetz, H. Genreith, Neues Makromodell: Die Grenzen des Wachstums: Finanz- vs. Realwirtschaft, Die Bank, 3/2011, S. 20-24., 2011
(E) H. Genreith, Economic Engineering, Academic Preprint, English Translation of  "Makroökonomische Feldtheorie" with some advances, Preprint, Books on Demand, Nr. 949158, Norderstedt, August 2012.
(E) H. Genreith, Economics of Growth and Crisis,  Amazon Kindle Edition, ASIN B009YLFM9U, Oct. 2012

Talks, Wiki, Blog:
(D) Talk at the University Luzern, IFZ Zug CH, 4/2011: "Der Fehler im System – Wachstumsmodelle und Makroökonomie" Lesson I, and "Wie entstehen Inflation und Geldwertinstabilität?"Lesson II    
(D) Talk at the University of Göttingen, D, 12/9/2012, Das Kind im Bade, Zur Mathematik des Wachstums, Video and Paper
(D) Podium Diskussion  "Neue Ideen für Revolutionen und Piraten: Alles schon mal dagewesen?", University Göttingen, 2012
(E) WIKI (in progress) to the Theory
(D)(E) TandemVipera Blog,: Language can be changed to english (E) by google-translation button.
(D)(E) TandemVipera Blog, LABEL Macroeconomics (VWL): Language can be changed to english (E) by google-translation button.

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Mumps : Wo der Groschen Viertelspfennigweise fällt

Neue Einsichten beim Internationalen Währungsfonds: „...Von anderer, ebenfalls autoritativer Stelle wird die bisher verfolgte Politik der Krisenbekämpfung durch scharfe Austerität plötzlich hinterfragt. Das Eingeständnis des Internationalen Währungsfonds (IMF), dass der in Prognosen verwendete Multiplikator von Veränderungen der Staatsausgaben deutlich höher als bisher angenommen ist, wird von einigen Marktkommentatoren als aufsehenerregend – in der Formulierung von Steen Jacobsen von der Saxo Bank sogar als die wichtigste Makro-Geschichte des Jahres – bewertet. Beträgt der fiskalische Multiplikator nicht wie bisher verwendet 0,5 – das heisst, bei einer Kürzung der Staatsausgaben um 1% fällt das Bruttoinlandprodukt um 0,5% –, sondern bewegt er sich in Wahrheit in einer Bandbreite von 0,9 bis 1,7, dann rücken Austeritätsprogramme in ein neues Licht: Bei einem Multiplikator von über 1 wird Austerität zur falschen Medizin, denn die Wirtschaft schrumpft rascher als der Staatshaushalt, und die Schuldenproblematik verschärft sich. Die Gefahr einer Abwärtsspirale haben zwar einige Ökonomen und Marktkommentatoren häufig betont, aber Worte des IMF haben grösseres Gewicht.“. Im Klartext: endlich hat man begriffen, das staatliches Sparen nicht effektiv ist. Verwunderlich dass es so lange dauerte das zu Begreifen, denn die Sache ist schließlich lange bekannt und ökonomisch gesehen einigermaßen trivial (Beitrag 28. Januar 2010 und ff.). Und die ökonometrischen Messungen des IWF (engl. IMF) zeigen, dass es sogar noch schlimmer kommt als die Annahme von 2010, wo man auf eben genau die gemessenen 0,9 also knapp 1 käme. Im Schnitt sind es aber sogar 1,4 wegen diverser Nebeneffekte fehlender staatlicher Ausgaben. Oder anders herum und etwas verkürzt ausgedrückt: Wenn der Staat 1 Euro spart, dann verschuldet er sich (i.d.R., es hängt noch vom spez. Kapitalkoeffizient und Geschäftsbankenanteil ab, Details siehe MFT Seiten 135 ff. ) um effektiv 1,40 Euro.

Jetzt könnte man natürlich auf die Idee kommen, der Staat müsse eben entsprechend das Gegenteil tun, also mehr ausgeben. Das ist zwar durchaus nicht verkehrt, jedoch ändert auch das nichts an der Schuldenspirale. Den Grund kann man im „Netz der Spinne“ finden. Denn zwar steigert die Zusatzausgaben des Staates automatisch das BIP, allerdings ebenfalls(!) die Verschuldung, und zwar wiederum um den Faktor von rund 1,4 da dass BIP eben auch zu knapp 140% kreditiert ist. Das Ergebnis bzgl. der Gesamt-Verschuldung (engl.: total debt owned to market) der Volkswirtschaft bleibt immer gleich. Bis der Groschen fällt, dauert es aber ebenfalls noch einige Zeit.

Denn der einzige Ausweg aus der Krise ist natürlich die effektive Vernichtung von Vermögen (geht auf unterschiedliche Art). Immerhin dämmert das dem IWF auch schon „...In der Sicht von Buchheit und Gulati ist die Containment-Politik der Euro-Staaten gescheitert. Sie verweisen auf frühere Krisen, die zu Restrukturierungen der Schulden geführt haben. Während der Schuldenkrise lateinamerikanischer, asiatischer, afrikanischer und osteuropäischer Staaten in den 1980er und frühen 1990er Jahren habe das Rezept neben Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen auch eine Restrukturierung bestehender Verpflichtungen enthalten. Die privaten Gläubiger mussten wählen zwischen einer zeitlichen Verlängerung ihrer Forderungen mit begrenzten Verlusten und einem «haircut» mit entsprechend höheren Verlusten. Die mildeste Restrukturierung sei das «reprofiling» mit verlängerten Laufzeiten. Der Zwang zur Refinanzierung entfällt dann vorerst, und der Verlust der Gläubiger («net present value loss») bleibt begrenzt.“.

Na bitte, es geht doch. Wenn auch Viertelpfennigsweise. Fragt sich allerdings, wie lange es dauert bis die Erkenntnisse im Mainstream ankommen, und auch die Regierung(en) begreift, das volkswirtschaftliche Schuldenabbau durch staatliches Sparen unmöglich ist: „...Dies sei aber kein Grund, den Schuldenabbau zu stoppen - im Gegenteil: Arbeitslosigkeit sei "eine Folge unsolider Haushaltspolitik", sagte Schäuble. Lagarde hatte sich am Donnerstag dafür ausgesprochen, Griechenland bei seinen Sparprogrammen zwei Jahre mehr Zeit zu geben, um seine Krise zu überwinden....““. Wie man sieht ist man auf beiden Seiten noch nicht soweit. Denn staatliches Sparen führt unmittelbar zu Arbeitslosigkeit, und längerer Aufschub ist nur gewonnene Zeit, ohne irgendeinen Effekt auf die Zunahme der Totalverschuldung.

Ziemlich lange dürften wir uns allerdings noch gedulden müssen, bis der Mumps der westlichen Welt kuriert wird, obwohl sich die Einsichten in die richtige Richtung mehren: ,,...,Kritik an der offiziellen Schuldenpolitik äussert auch George Magnus von der UBS. Er bezeichnet die überbordende Notenbankliquidität als ansteckende Krankheit, als Mumps (most unusual monetary policies). Sie löse keine Probleme, schädige vielmehr die Wirtschaft, nicht zuletzt weil tiefe Zinsen die Spartätigkeit bremsen. Statt bescheidener Wachstumsrhetorik seien konkrete Schritte zur Verbesserung von Beschäftigung und Erwerbsquoten in Schuldenländern notwendig.“

Dienstag, 23. Oktober 2012

Appeasement: Des Weltenkrieges fahler Schatten...

Als man in Deutschland längst schlief, fand in der letzten Nacht in Boca raton, USA, der letzte offizielle Schlagabtausch zwischen dem Präsidenten und dem Kandidaten statt: „Formal ging es einzig und allein um Außenpolitik. Doch Moderator Bob Schieffer, bekannt aus der CBS-Sendung " Face the Nation" mag gespürt haben, dass es auf diesem Terrain allzu wenig an Gegensätzen, Spannungen und Streit gab. Und wer den Republikaner in der Rolle der Kriegstreibers erwartet hatte, musste überrascht erkennen, dass Romney den Friedensnobelpreisträger Obama lieber links zu überholen versuchte. Er gratuliere dem Präsidenten zu erfolgreichen Jagd auf Osama Bin Laden, aber "wir können aus diesem Schlamassel nicht heraus, indem wir alle abknallen".Das war das Signal: Ich, Mitt Romney, wäre ein verantwortungsbewusster Commander-In-Chief, und ich würde nicht die konfrontative Politik von George W. Bush wiederaufnehmen, sondern nach friedlichen Wegen suchen....Romney präsentierte sich durchaus souverän. Er war in den Themen drin, vom Nahen Osten über Libyen, Afghanistan und Pakistan bis China. So warb Romney dafür, Pakistan zu helfen, zurück zur Stabilität zu finden, und die arabischen Staaten mit Hilfe der Vereinten Nationen dabei zu unterstützen, ihre Wirtschaft zu entwickeln. Das wird nicht jeder Parteifreund gern gehört haben.“


Romney erschien weichgespült in dieser Debatte, die nach seiner Wahlkampftaktik kein Duell werden sollte: „Romney forderte "noch härtere Sanktionen" und eine internationale Isolierung Teherans und seiner Diplomaten, die so "geächtet" werden müssten wie einst die Vertreter des südafrikanischen Apartheid-Staates. Ebenso wie Obama wollte er keine Option ausschließen, also auch nicht die eines Militärschlages gegen den Iran. Der Unterschied: Obama versicherte, er werde nicht zulassen, dass der Iran "die Atombombe bekommt". Romney will diese rote Linie schon früher ziehen und verhindern, "dass der Iran die Atomwaffenfähigkeit erhält".In der Syrien-Politik zeichneten sich noch feinere Differenzen ab: Der Präsident und der Ex-Gouverneur schließen den Einsatz amerikanischer Truppen aus, wollen aber die moderaten Kräfte der Opposition gegen das Assad-Regime unterstützen. Romney will darüber hinaus "sicherstellen, dass die Oppositionskräfte Waffen bekommen", um sich gegen die Regierungstruppen zu verteidigen. Allerdings verzichtete er auf die Forderung, die USA selbst sollten die geforderten Waffen liefern.“

Der Begriff Appeasement-Politik (Beschwichtigungspolitik) bezeichnet eine Politik der Zugeständnisse, der Zurückhaltung, der Beschwichtigung und des Entgegenkommens gegenüber Aggressionen zur Vermeidung von Konflikten. Im engeren Sinne steht der Begriff für Politik des britischen Premiers Neville Chamberlain. Großbritannien war Ende der 1930er-Jahre zu weitgehenden Zugeständnissen an Hitler bereit; insbesondere wollte es hinnehmen, dass Deutschland zur Hegemonialmacht in Ost- und Südosteuropa aufstieg unter der Bedingung, dass es sich in internationale Verträge einbinden ließ. Zu einer bestimmteren Politik gegen das Deutsche Reich waren in West- und Mitteleuropa damals keine Verbündeten zu finden. Chamberlain kam 1938 aus München zurück in der Meinung, er habe „den Frieden für unsere Zeit“ („Peace for our time!“) gesichert. Aus heutiger Sicht wurde damit der Krieg zwar nicht verhindert, jedoch um einige Monate aufgeschoben. Großbritannien erhöhte in der gewonnen Zeit seine Rüstungsausgaben deutlich. Als Hitlerdeutschland dann 1940 die Invasion Britanniens mit der Luftschlacht um England vorbereiten wollte, war die Royal Airforce bereits bis an die Zähne bewaffnet und überraschend überlegen.

Beide US-Kandidaten betreiben nun solche Appeasement Ansätze: Auffallend war das weder Romney noch Obama näher auf die offensichtlich vorbereiteten bilateralen Gespräche zwischen den USA und dem Iran eingingen: “...Die New York Times berichtete dagegen unter Berufung auf anonyme Regierungsquellen und eine 'kleine Gruppe von Diplomaten', dass sich die US-Seite mit hochrangigen iranischen Vertretern auf die Gespräche geeinigt habe. Allerdings sei nicht klar, ob Revolutionsführer Ayatollah Ali Khamenei die Verhandlungen gebilligt habe. Die Iraner hätten darauf bestanden, die direkten Gespräche erst nach der Präsidentschaftswahl am 6. November beginnen zu lassen, wenn klar sei, ob Obama weiter im Amt bleibe. Die US-Seite möchte die Gespräche auf die iranische Atomrüstung beschränken. Die Iraner wollten die Gespräche auf den Bürgerkrieg in Syrien, das ebenfalls von Unruhen zerrissene Bahrain und andere Streitfragen ausweiten...NBC berichtete, dass das Weiße Haus 'nicht glücklich' sei über das Bekanntwerden der Pläne. Tatsächlich dürfte der Zeitpunkt nicht ganz zufällig sein: An diesem Montag treffen Obama und sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney zu ihrer dritten und letzten Fernsehdebatte aufeinander. Zentrales Thema dieser Diskussionsrunde soll die Außenpolitik sein. Romney hat Obamas Iran-Politik als zu nachgiebig und erfolglos kritisiert. Sollten die Verhandlungen zustande kommen, könnte Obama immerhin auf einen Anfangserfolg seiner Bemühungen verweisen, Iran ohne den Einsatz von Waffen vom Bau einer Atombombe abzuhalten. ...Zudem rückt die Aussicht auf direkte Verhandlungen Romney in eine schwierige Position. Sollte er die Initiative ablehnen, könnte man ihm vorhalten, dass er bereit sei, die USA in einen weiteren Krieg zu verwickeln, ohne alle diplomatischen Bemühungen vorher auszuschöpfen.“

Trotz der brisanten Steilvorlage aber eierten beide Kandidaten lediglich mit Platitüden um dieses Thema herum. So werden mögliche bilaterale Vereinbarungen offiziell verleugnet: „Das Weiße Haus wies diese Darstellung zurück. In einer Erklärung heißt es, es sei 'nicht wahr', dass sich beide Seiten auf direkte Gespräche oder auch nur ein Treffen nach den Wahlen geeinigt hätten. Die USA würden weiter auf die gemeinsamen Verhandlungen der fünf Mitglieder des UN-Sicherheitsrates sowie Deutschlands mit Teheran setzen.“, und erstaunlicherweise beließ es Romney bei dieser widersprüchlichen Darstellung und markierte den „elder statesman“. Bilaterale Vereinbarungen aber würden bedeuten, dass der Hauptbetroffene Staat Israel eventuell völlig unbeteiligt in die Röhre schauen müsste.

Was man normalerweise seitens der USA so unter „direkten Gesprächen“ versteht machte Romney dagegen klar: „Obama habe seine Präsidentschaftslegislatur mit einer "Entschuldigungstour" durch Länder im nahen und mittleren Osten begonnen, bei der er ausgerechnet Israel ausgelassen habe, "was dort registriert wurde". Als Obama dem Begriff "Entschuldigungstour" widersprach, legte der Herausforderer nach: Obama habe in seiner Kairoer Rede erklärt, die USA hätten anderen Ländern in der Vergangenheit "diktiert". Aber, so Romney: "Amerika hat anderen Ländern nichts diktiert. Wir haben andere Nationen von Diktatoren befreit."“. Na ja, so kann man es auch sehen. So richtig logisch ist das allerdings nur aus der bisherigen unangefochtenen militärischen Überlegenheit der Weltmacht USA heraus.

Für Obama dagegen dürfte die Geheimdiplomatie durchaus nachvollziehbare Gründe haben, die die wahren Machtverhältnisse im Nahen Osten und die realistischen militärischen Möglichkeiten des Westens besser einschätzt. Denn wie könnte eine „Einigung“, die den Namen wirklich verdient, aussehen? Eine Einigung kann nämlich kein Diktat sein, zumindest nicht sofern man nicht in der für den Gegner hoffnungslos überlegenen Position ist.

Sehen wir also einmal die strategische Situation gelassen: Israel ist schon lange Atommacht. Und zwar einer der größten der Welt. Die atomare Bewaffnung Israels wurde stetig vom Westen aktiv gefördert und offiziell bis heute geleugnet. Dabei liegen die Fakten mehr als nur auf dem Tisch. Vermutlich verfügt Israel über bis zu 400 Nuklearbomben. Und keineswegs nur über Spalt- sondern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sogar über Fusionswaffen, also Wasserstoffbomben, mit Sprengkräften um 1 Megatonne. Auch an anderen Massenvernichtungswaffen der B und C Klassen dürfte es nicht fehlen, genauso wenig an den effektiven Verbringungsmitteln, insbesondere Mittel- und sogar Langstreckenraketen (Raketen des Typs Jericho 3 mit bis zu 7500 km Reichweite ) sowie atomwaffenfähiger U-Boote. Israel ist aus weltstrategischer Sicht ein mit Massenvernichtungswaffen vollgestopfter westlicher Stützpunkt zur Beherrschung des Nahen Ostens. Leider allerdings auch ein politisch einflussreicher und relativ selbständiger, sehr eigensinniger und renitenter, Außenposten. Die unglaubliche Waffenkonzentration dort wäre auch für das kleine Israel ohne den Westen gar nicht finanzierbar, alleine die Atomrüstung würde den Staatsbankrott Israels unweigerlich hervorrufen, wenn der Westen hier nicht massiv wirtschaftlich zur Seite stünde. So wurden z.B. die atomwaffenfähigen U-Boote durch die BRD hergestellt und auch bezahlt. Das alles wird aber strategisch verschleiert, ist in der UN nur ein untergeordnetes Thema, und an internationale Verträge und am vom Westen selbst erstellten Atomrecht hält man sich nicht und bricht es auch jederzeit ungestraft.

Dem gegenüber ist man mit Sanktionen und Militäreinsätzen nicht kleinlich, wenn es um die Ambitionen der Nachbarstaaten geht, selbst auch wenigstens eine vergleichbar kleine Atomrüstung aufzubauen. Der Irak und Syrien haben das schon exemplarisch zu spüren bekommen. Diese Bigotterie ist hierzulande eherne Staatsräson, wovon Nobelpreisträger Grass auch einiges zu erzählen weiß. Und dabei hat er nur die klitzekleine Spitze des Eisbergs angesprochen: „"Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, hatte Grass vorgeworfen, er schiebe Israel die Verantwortung für eine Gefährdung des Weltfriedens zu ...[Grass]: Die verweigerte Kritik, so eine kritiklose, quasi philosemitische Haltung, ist für mich eine neue Form von Antisemitismus." Grass verteidigte sein umstrittenes Gedicht "Was gesagt werden muss", das Anfang April dieses Jahres heftigen Wirbel verursacht hatte. Israel hatte ihm sogar Einreiseverbot erteilt.“

Denn man muss sich weiter fragen, wieso Israel eigentlich eine Massenvernichtungswaffe auf einer Langstreckenrakete benötigt? Mit der Jericho 3 kann man von Israel aus bis nach Peking und nach Kapstadt schießen, und somit komplett Europa, Asien und Afrika bedrohen. Selbst die USA ist mit Hilfe der standardmäßig im Mittelmeer kreuzenden U-Boote erreichbar, die Schussentfernung Gibraltar nach New York beträgt nur etwa 5900 km. Außerhalb des Mittelmeeres kann Israel natürlich jeden beliebigen Ort der Welt beschießen. Wozu nur, fragt sich da auch der Anti-Grass? Nur zum Spaß am Raketenballern hat Israel diese sündhaft teuren Spielzeuge jedenfalls nicht entwickelt. Nein, man darf es unterstellen, im Zweifelsfall eines akuten Israelischen Untergangsszenarios kann und sollen diese Waffen auch die engsten Verbündeten davon abhalten können, ihre Freundschaft zu kündigen. Diese absurd extreme Überrüstung des Zwergstaates Israel ist nur mit dem, aus dem Holocaust erwachsenen Obsessionen und Opferwahn zu erklären. Nach dem Massenmord am eigenen Volk fühlt man sich nun berechtigt in Zukunft den Spieß gegebenenfalls auch einfach umzudrehen.

Zurück zum Ursprung: Die Annahme, das der Iran den ganzen Aufwand mit seinen Uran- Aufbereitungsanlagen inklusive der gewaltigen wirtschaftlichen und diplomatischen Nachteile macht, nur um ein bisschen Atomstrom zu gewinnen, ist natürliche genauso absurd, wie die Annahme Israel wäre keine vom Westen hochgepuschte Nuklearmacht. Wie könnte denn eine Einigung mit dem Iran, die den Namen Einigung und nicht Diktat verdient, aussehen? Ein Niederkämpfen des Irans ist zwar nicht völlig aussichtslos, aber wegen der Vielzahl der Brandherde in der Welt kaum zu stemmen. Andererseits sind die Ambitionen Irans, dem alten Hegemon Persien, zumindest nachvollziehbar, wenn man es mal „gelassen“ sieht. Eine Einigung könnte nun darin bestehen, dass man dem Iran den Besitz von maximal 50 Spaltwaffen der 50 KT-Klasse zugesteht unter Verzicht auf Langstreckenwaffen. Damit wäre dem Iran genüge getan, und Israel könnte seine auch auf ganz andere Länder gerichtete Atomdrohung nicht mehr ohne Risiko der Selbstvernichtung ausüben. So ein den Realitäten angepasstes Resultat ist unter Mitwirkung Israels natürlich unmöglich durchzusetzen, auch nicht unter Mitwirkung der EU, sondern kann nur bilateral von den USA unter Missachtung israelischer Proteste durch gesetzt werden. Wofür es natürlich auch einen starken und weitsichtigen, machiavellistisch handelnden Präsidenten bedarf: „Der Zweck heiligt die Mittel“.

Das der Iran und andere sich an die Regeln halten werden, ist nicht unbedingt wahrscheinlich. Viel sicherer ist, dass nur wenig Zeit verbleibt, bis der oft sogenannte III. Weltkrieg in Fahrt kommt. Die Brandherde sind gewaltig. Libyen, wo immer noch Gadaffi-Anhänger kämpfen, war nur der militärische Anfang. Es sind Syrien, dass man bis jetzt hat versucht aus zu sitzen, und der Nachbar Libanon ist seit neuestem auch auf der Kippe, die Türkei liefert sich seit dem 3. Oktober Gefechte mit Syrien: „...The only question now is whether there will really be a change in the U.S. position after this election. The nightmare scenario is unfolding: The festering civil war is drawing in all the worst elements, which are not friendly to the West and likely not friendly to the idea of democracy either. The war is now spreading outside Syria’s borders with fire and counter-fire between Syria and neighboring Turkey. And hundreds of thousands of Syrian refugees are straining the capacity of Turkey, Jordan, Iraq and Lebanon. Sitting out this war, experts say, could leave the U.S. without allies in Syria when Assad falls, unable to shape the future, and facing a generation that will grow up embittered by the fact that in the Syrian people’s direst hour, the United States sat back and watched the slaughter.“

Die Kurden, verteilt auf Gebieten von Syrien, Irak, Iran und Türkei streben einen eigenen Staat an. In Bahrain und Kuwait flammten erneut Proteste auf, Saudi-Arabien kann seine Feudalmonarchie auch nur mit Gewalt aufrecht erhalten. Der „befreite“ Irak ist nun Zulaufregion für Al Quaida, genauso wie Jemen und das längst schon wieder verlorene Afghanistan. Schlimmer noch: Im westafrikanischen Mahgreb, einer verlorenen innerafrikanischen Region, sammelt sich die Internationale der Islamisten, und die EU hat bereits signalisiert, dass sie eingreifen wird.„Friedlich“ wie immer, zumindest aber die Ex-Kolonialmacht Frankreich wird Truppen entsenden, und auch einige Bundeswehrsoldaten werden vielleicht schon Weihnachten in Mali feiern und absehbar die deutsche Freiheit schließlich nicht nur am Hindukusch, sondern auch vor Timbuktu verteidigen müssen. Und dabei hilft uns auch nicht ein noch so gut gemeinter Friedenswille oder blasgrünrosa Sonnenbrillen. Der Mahgreb liegt nahe an Europa, tut man nichts, wird in absehbarer Zeit ein noch größerer Brocken daraus erwachsen: „Dirk Niebel (FDP) hat eine Beteiligung der Bundeswehr an einem möglichen EU-Einsatz in Mali mit deutschen Sicherheitsinteressen begründet. "Mali ist ein Land am Abgrund, und wir wollen nicht, dass es ein verlorener Staat wird. Wenn wir es verlieren, dann droht uns ein zweites Afghanistan." Die radikalen Islamisten, die den Norden des westafrikanischen Landes kontrollieren, hätten am Ende nicht Mali zum Ziel, sondern "unsere Lebensform", betonte Niebel. "Deshalb haben wir ein fundamentales eigenes Interesse daran, hier für Stabilität zu sorgen."“.

Denn der größte Explosionsherd der Welt ist Afrika, nach Schätzungen der UN wird sich die Bevölkerungszahl von zur Zeit einer guten Milliarde dort auf zweieinhalb Milliarden in 2050 mehr als verdoppeln. Aus den hunderttausenden Hunger und (zum guten Teil islam-)Kriegs-Flüchtlingen in den Lagern Afrikas werden dann Millionen und Abermillionen werden. Millionen die nach Europa drängen, nicht nur per Schaluppe übers Mittelmeer, sondern auch über die Landbrücke des Nahen Ostens, wo jetzt schon abertausende in Lagern vor der israelischen Grenze darben und auf eine Gelegenheit zur weiteren Flucht nach Norden warten: „Tausende Afrikaner versuchen jährlich nach Israel zu flüchten ...Die Flüchtlinge heuern Schmuggler an, die sie von der Sinai-Halbinsel über die Grenze schleusen sollen. Dabei werden sie Opfer von Erpressung und Folter - und wenn kein Geld fließt, bezahlen sie mit ihrem Leben .. Es sind Flüchtlinge aus afrikanischen Krisenstaaten wie Sudan, Somalia oder Eritrea, die in Israel auf ein besseres Leben hoffen - ohne Armut und Gewalt. Afrikanische Flüchtlinge sind auf Schmuggler angewiesen. Doch diese nehmen die Afrikaner als Geiseln, erpressen sie und ihre Angehörigen und schrecken auch nicht vor Folter, Vergewaltigung oder Mord zurück. Selbst wenn die Flüchtlinge es nach Israel schaffen, ist ihre Odyssee noch nicht beendet - denn auch dort sind sie nicht willkommen....“.

Wenn wir damit schon am Ende wären. Chinesische Kriegsschiffe kreisen zur Zeit um die strittigen Japanischen Inseln und die USA hat bereits einen Flugzeugträgerverband als Antwort und Drohung dorthin in Marsch gesetzt. An der Südgrenze der USA tobt seit fünf Jahren ein Krieg, der bislang 50.000 Tote forderte und langsam schon auf US-Orte in Neu-Mexiko übergreift. Ein Krieg der in unserer Wahrnehmung gar nicht stattfindet, weil es ja „nur“ ein Drogenkrieg ist, der aber weit mehr Opfer fordert als der Afghanistankrieg in der gleichen Zeit, und die USA auch unmittelbarer bedroht. Auch in den beiden Ländern Mexiko und Columbien, die wichtigsten Drogenlieferanten für den gigantischen US-Markt, allein Mexiko bestreitet Drogendeals mit den USA in Höhe von mehr als 10% des BIP's, greift China schon mit Geld und Aufkäufen um sich.

Und Russland nicht zu vergessen: „Die Türkei rüstet im Grenzgebiet zu Syrien weiter militärisch auf. Wie die türkische Tageszeitung "Hürriyet" unter Berufung auf Regierungskreise berichtete, verlegte die Luftwaffe 15 Kampfjets aus anderen Landesteilen ins südostanatolische Diyarbakir. Die Zahl der Panzer wurde um noch einmal 60 auf jetzt 250 erhöht. ...Türkische Kampfjets hatten die aus Moskau kommende Maschine wegen verdächtiger Ladung zur Landung gezwungen. Die regierungsnahe Zeitung "Yeni Safak" berichtete von zwölf Raketenteilen, die an Bord gefunden worden seien. ...Russland reagierte verärgert auf die Berichte, wonach Waffen für das Assad-Regime an Bord der in Moskau gestarteten Maschine beschlagnahmt worden seien. Kremlchef Wladimir Putin sagte eine für diesen Montag geplante Reise in die Türkei ab - die Beziehungen zwischen Ankara und Moskau sind belastet.“. Die Türkei sitzt strategisch zwischen allen Stühlen, während Russland und China im Nahostkonflikt eine klare Stellung beziehen: “China und Russland warnen Westen vor Syrien-Alleingang: US-Präsident Obama schließt ein militärisches Vorgehen gegen Syrien im Falle eines Chemiewaffeneinsatzes nicht aus. China und Russland wollen das nicht dulden.“. Sie können es auch nicht dulden, wenn sie selbst Weltmachtansprüche geltend machen wollen. Nur wer den geographischen Mittelpunkt der alten Welt kontrolliert, kann scih Weltmacht nennen. Und China will und wird diesen Anspruch mittelfristig umsetzen, und Putins zunehmend diktatorisch neu-zaristischer Staat will, kann und wird da nicht hinten an stehen: „...Der Kreml hält eisern an seinem obersten Credo fest, sich internationalem Druck in keinem Fall zu beugen. Zweitens: Wladimir Putin hat sich von einem Weg zu Rechtsstaat und Demokratie endgültig verabschiedet und bemüht sich auch kaum noch, das zu verbergen. Mit seinem Kommentar, in anderen Ländern hätten den Täterinnen [Pussy Riots] ganz andere Strafen gedroht, hat Putin unlängst klar gemacht, woran er sich bei der Entwicklung seines Landes orientiert. Nicht mit liberalen Demokratien vergleicht er Russland, in denen Menschenrechte geschützt und rechtsstaatliche Verfahren gewährleistet werden. Er schielt auf religiöse Regime wie den Iran oder Parteidiktaturen wie China und bemerkt sarkastisch: Bis wir so weit sind, ist noch Spielraum.“.

Viel Spielraum für den Frieden, sofern man überhaupt noch von ihm reden darf, gibt es jedenfalls nicht. Höchstens für Appeasement und etwas Zeitgewinn.

Dienstag, 16. Oktober 2012

"Der Untergang" oder die "Endlösung der Eurofrage"?


„Europa hätte den Feigheits-Nobelpreis verdient: Die korrupte griechische Oberschicht hinterzieht weiter Steuern, doch frische Hilfs-Milliarden sind so gut wie unterwegs – die Prüf-Troika muss nur noch ihre Zahlen frisieren.“, so schreibt der Kommentator des FOCUS. Und weiter führt er aus: „Die Entscheidung ist längst gefallen: Griechenland darf nicht pleite gehen, kann im Euro bleiben und bekommt sogar frische Hilfs-Milliarden – auch wenn die Europa-Samariter diesen neuen Finanz-Transfer verbal raffiniert tarnen werden. Vielleicht als „teilweise Tilgung alter Darlehen“ oder als „Kauf von Staatsanleihen auf Kredit“.


Möglicherweise meint Hr. Dönch, ist es auch nur eine Finte der Verachtung: „Vielleicht will uns Herr Schäuble aber auch klar machen, wie wenig er von dieser „Troika“ hält. Das wäre wiederum eine überaus dankenswerte Offenheit. Denn was ist dieses Prüf-Gremium in Wirklichkeit? Ein aufgeblasener Popanz. Eine Handvoll politischer Beamter und Angestellter internationaler Gremien tut genau das, was die geldgebenden Regierungen wollen....Wir dürfen sicher sein, dass die „Troika“-Trickser den Griechen sogar „große Fortschritte“ bescheinigen werden – und sei es auch nur bei der Steuerhinterziehung. Denn die scheint weiterhin blendend zu funktionieren.“

Denn, auch das ist eigentlich klar, warum sollten sich uralte kulturelle Eigenschaften in diesem Land (genauso wenig wie die unseren) so schnell gravierend ändern: „Erst vergangene Woche wurde bekannt, wie skrupellos sich reiche Griechen für den Fiskus arm rechnen: Einer von ihnen verdiente laut Steuererklärung nur 5588 Euro im Jahr, schaffte es aber dennoch, 19,8 Millionen Euro ins Ausland zu verschieben...Ein norddeutsches Nachrichtenmagazin verweist auf das traurige Schicksal der so genannten „Lagarde-Liste“, die 1991 Namen von griechischen Eigentümern Schweizer Konten enthält (Gesamtguthaben 1,5 Milliarden Euro). Die damalige französische Finanzministerin Christine Lagarde hatte sie schon im Herbst 2010 ihrem griechischen Kollegen überreicht. Dann war die Liste viele Monate lang so gut wie verschollen. Nun liegt sie bei der Athener Wirtschafts-Staatsanwaltschaft – bei Strafverfolgern, für die der Begriff „zahnlos“ noch untertrieben sein dürfte....“.

Dass das weiter hochkochende Desaster alles andere als zur Demokratie und Einheit Europas beiträgt, zeigte vor allen die Briten mit ihrer offiziellen Freude über den Friedensnobelpreis: „Während die europäischen Anführer in Brüssel und die Regierungschefs in den Hauptstädten sich im Glanz der Ehrung sonnten, ließen die Europa-Skeptiker in der EU ihrer Verachtung für das norwegische Nobelpreis-Komitee freien Lauf. ...Die Entscheidung sei pure "Satire", schimpfte Kolumnist Iain Martin im konservativen "Daily Telegraph". Der Preis komme "verfrüht", da ja noch niemand wisse, wie das "Experiment eines antidemokratischen Bundesstaats" ausgehe....Die "Daily Mail" zeigte Bilder von brennenden Hakenkreuzflaggen während Angela Merkels jüngstem Athen-Besuch und zitierte den Tory-Chef im Europaparlament mit den Worten, der Nobelpreis werde offenbar für den Frieden und die Harmonie auf den Straßen von Athen und Madrid vergeben. Selbst der EU-freundliche "Economist"-Kolumnist Charlemagne bescheinigte dem Nobel-Komitee ein "merkwürdiges Timing", da die EU doch gerade auseinanderzubrechen drohe. ...Die britische Regierung hingegen äußerte sich zunächst nicht zu dem Preis - offenbar konnte sich der konservative Premierminister David Cameron nicht einmal an diesem Tag zu einem Lob für die EU durchringen.“.

Das man in den gelackmeierten Südstaaten „not amused“ war, ist da schon leichter verstehbar: “...In Griechenland sagte ein Sprecher der linken Oppositionspartei Syriza, dank der EU befinde sich die griechische Bevölkerung in einem täglichen "Krieg". In Norwegen erklärte der Friedensrat, eine Menschenrechtsgruppe, die EU habe in den vergangenen Jahren für das "Gegenteil von Frieden" gestanden. In Deutschland kritisierte die "Welt" das "forcierte Gutmenschentum" der Jury, die über die unerfreuliche Realität der Euro-Krise hinwegsehe.“.

(Q: Wikipedia: Mühlpfordt)
Der Spaltpilz kriecht immer weiterdurch das feuchte EU-Gemäuer: „Mit dem Friedensnobelpreis für die EU soll das Projekt Europa einen neuen Schub bekommen. Doch nur einen Tag nach Bekanntgabe der Ehrung bremst Bundestagspräsident Norbert Lammert bei den Plänen, weitere Länder in die EU aufzunehmen. "Für die unmittelbar bevorstehende Zukunft halte ich die Europäische Union nicht für erweiterungsfähig", sagte der CDU-Politiker der "Welt am Sonntag". Kroatien sei nicht reif für einen Beitritt. "Wir haben so viele dringende Aufgaben in der Konsolidierung der Gemeinschaft zu erledigen, dass wir nicht erneut den Ehrgeiz der Erweiterung an die Stelle der notwendigen Stabilisierung treten lassen sollten...Wir müssen - gerade nach den Erfahrungen mit Bulgarien und Rumänien - den jüngsten Fortschrittsbericht der EU-Kommission ernst nehmen: Kroatien ist offensichtlich noch nicht beitrittsreif." Dabei waren die Preisrichter in ihrer Erklärung zur Verleihung des Friedensnobelpreises an die EU explizit auf den geplanten Beitritt Kroatiens und andere Erweiterungsoptionen der EU eingegangen. "Die Aufnahme von Kroatien als Mitglied im nächsten Jahr, die Einleitung von Aufnahmeverhandlungen mit Montenegro und die Erteilung des Kandidatenstatus an Serbien werden den Prozess der Aussöhnung auf dem Balkan voranbringen", schrieb das Nobelkomitee. "Im letzten Jahrzehnt hat auch in der Türkei die Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft Demokratie und Menschenrechte in diesem Land gefördert."“. Alles Dinge, die man sich angesichts der Lage abschminken darf. Die blauäugige SPD und ihre grünaugigen Koalitionäre dagegen möchten gerne denselben Fehler wie mit Griechenland wiederholen: „In der SPD sorgten Lammerts Äußerungen für Unverständnis. Baden-Württembergs Europaminister Peter Friedrich sagte SPIEGEL ONLINE, ihn verstöre Lammerts "leichtfertiges Gerede über die EU-Erweiterung". "Wer den Beitritt Kroatiens in Frage stellt, der spricht der EU die Kraft ab, auch in Zukunft Frieden in Europa zu stiften. Das ist der größtmögliche Fehlschluss aus dem Friedensnobelpreis", sagte Friedrich.“. Nun ja, die Lernkurve ist bei manchen Spielkindern eben etwas länger.

Wolfgang Schäuble versucht derweil die Flucht nach vorne und präsentiert seinen „Masterplan“ für den Euro: “...Klamme Griechen, ermattete Europäer - Deutschland ist entschlossen, beide Probleme nun dauerhaft zu lösen. Das hat Schäuble klargemacht, wenn auch fernab der Heimat....Dort sprach der 70-Jährige den wunderbaren Satz: "There will be no Staatsbankrott in Greece.". Auch der Reformeifer beim Umbau der Euro-Zone soll neu entfacht werden. "Wir müssen jetzt einen großen Schritt in Richtung Fiskalunion gehen, der über die bisherigen Vorschläge hinausgeht"...Der leidenschaftliche Europäer Schäuble will sich auf wenige Reformen konzentrieren, die es allerdings in sich haben: [1] Der EU-Währungskommissar soll genauso mächtig werden wie sein für Wettbewerb zuständiger Kollege. Letzterer kann Entscheidungen alleine treffen, er muss dafür nicht die Zustimmung der anderen Kommissare einholen. [2] Um den Währungskommissar zu stärken, müssen die Nationalstaaten auf einen Teil ihrer Haushaltssouveränität verzichten. Der europäische Top-Beamte soll das Recht erhalten, gegen die Budgets der Mitgliedsländer sein Veto einzulegen. ...Bislang kann die EU-Kommission einem Land nur empfehlen, seinen Haushalt nachzubessern. [3] Außerdem will Schäuble die europäische Politik besser demokratisch legitimieren. Das EU-Parlament soll grundsätzlich früher an allen wichtigen Prozessen beteiligt werden. ... Charmant an diesem Vorschlag ist vor allem, dass er das Demokratiedefizit Europas verringert, ohne die schwer verständlichen Entscheidungswege noch komplizierter zu machen....Auch die vier Präsidenten von EU-Kommission, Rat, Euro-Gruppe und Europäischer Zentralbank, die derzeit an einer Reform der Währungsunion arbeiten, sind im Bilde....Um sie umzusetzen, müssen die EU-Verträge geändert werden. ...Realistischer ist, dass die Änderungen frühestens Anfang 2015 in Kraft treten. Wenn, ja wenn, das störrische Großbritannien mitspielt. Falls nicht, können die EU-Verträge nicht geändert werden. Dann müssten die Regierungen der Euro-Zone ein separates Abkommen schließen - so wie beim Fiskalvertrag.“.

Haben Sie die schleimige Spur des Spaltpilzes bemerkt? „... ermattete Europäer... Haushaltssouveränität verzichten... die europäische Politik besser demokratisch legitimieren... Das EU-Parlament soll beteiligt werden... Charmant, dass er das Demokratiedefizit Europas verringert... schwer verständlichen Entscheidungswege... die vier Präsidenten von EU-Kommission, Rat, Euro-Gruppe und Europäischer Zentralbank, die an einer Reform arbeiten... müssen die EU-Verträge geändert werden... frühestens Anfang 2015...wenn Großbritannien mitspielt... falls nicht, müsste die Euro-Zone ein separates Abkommen schließen wie beim Fiskalvertrag.“. Die mangelhafte Legimitation der EU-Führung und die Unzahl an mehr oder mehr weniger gewählten Präsidenten sowie der saloppe Umgang mit alten Verträgen ist jedenfalls kein Geheimnis.

Abgesehen davon das mehr Einheit an den volkswirtschaftlichen Schuldenständen nicht das geringste ändert, so sind doch schon alleine die EURO-17 nicht in der Lage sich zu reformieren, mit oder ohne Großbritannien: „EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) lehnt die Forderung von Schäuble ab, dass die EU-Kommission ein verschärftes Eingriffsrecht in nationale Haushalte bekommen soll. "Es darf ganz sicher keinen EU-Finanzminister geben, der das Haushaltsrecht der Mitgliedstaaten relativieren kann. Wenn überhaupt, dann geht das nur mit demokratischer Legitimation", so Schulz im Gespräch mit der "Welt". ...Zugleich versucht Schäuble den Streit um die Auszahlung der zweiten Hilfstranche für Griechenland in Höhe von 31,5 Milliarden Euro zu nutzen, um Druck auf die Euro-Partner zu machen, die wie Frankreich, Spanien und Italien eine Fiskalunion bislang mehr oder weniger öffentlich torpedieren....Ähnliche Vorschläge sind allerdings bereits mehrfach gemacht worden. Durchsetzungsfähig waren sie bislang nicht. Und das weiß Wolfgang Schäuble durchaus, wenn er sie jetzt wieder aus der Schublade holt.“.

(Q: Wikipedia Kromberg)
Selbstverständlich ahnt Wolfgang Schäuble zu Recht, dass die Sache so nicht auf Dauer weiter gehen kann: „Die Angst vor einer schleichenden Geldentwertung treibt Wolfgang Schäuble um. Der Bundesfinanzminister warnt in einem Interview vor der Inflationsgefahr, die von der aktuellen Liquiditätsschwemme in der Welt ausgehe. ….Man dürfe nicht vergessen, dass ein Grund für die tiefe Finanzkrise nach 2007 die übermäßige Liquidität an den Märkten war, sagte Schäuble ...Um die Wirtschaft anzukurbeln, pumpen die Notenbanken seit Jahren Geld in das Finanzsystem. Allein die EZB hat ihre Bilanzsumme etwa verdreifacht. Zuletzt hatte die Notenbank ein unbegrenztes Ankaufprogramm für Anleihen europäischer Krisenstaaten angekündigt...“.

Nun, da die Geldschwemme allerdings fast „nur“ ins Bankeneigengeschäft fließt und nicht ins BIP (das ist längst übervoll und in Europa wegen der Sparprogramme und Nettolohnverlusten beim Konsumenten sogar abnehmend) kommt es mit dem Kaufkraftverlust der Massen zunächst zu einer Deflation. Aktuelles Beispiel ist die Autoindustrie, einer der Kernindustrien Deutschlands und Europas: Die befindet sich in einer elementaren Absatzkrise, lediglich noch Exporte von Luxuswagen nach China und eine durchschnittlich auf mehr als 30% angestiegenen Anteil der Kurzzulassungen von Neufahrzeugen durch Werke und Händler lassen die Absatzzahlen noch einigermaßen vertretbar aussehen. Natürlich verkauft man so keine Fahrzeuge und es macht die Preise gründlich kaputt und wird spätestens in 2013 seinen Tribut fordern. Und so lange die begünstigten der Rettungspakete nur damit beschäftigt sind, ihre Tantiemen außer Landes zu schaffen, wird es mit der Inflation auch nicht so schlimm.: „In den Steueroasen der Welt lagern zwischen 21 und 32 Billionen US-Dollar auf Schwarzkonten – konservativ geschätzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des ehemaligen Chefvolkswirts der Unternehmensberatung McKinsey, James Henry ...Henry verdeutlicht in seiner Studie jedoch, dass die meisten Steueroasen heute virtuell seien. Sie bestünden aus „einem Netz juristischer und quasijuristischer Einheiten und Einrichtungen“, das sich um die ganze Welt spanne. Oft seien es zeitlich begrenzte Fonds, Konten, Scheinfirmen und Investmentgesellschaften, zwischen denen das Geld hin und her geschoben würde. Diese Arbeit übernehmen Privatbanken für ihre superreichen Kunden. Henry hat die Geschäfte der 50 größten internationalen Banken analysiert und 10 Marktführer bei der Steuerschieberei identifiziert. In absteigender Reihenfolge sind das: UBS, Credit Suisse, Goldman Sachs, Bank of America, HSBC, Deutsche Bank, BNP Paribas, Wells Fargo, Morgan Stanley und JP Morgan Chase. Besonders bitter: Alle dieser zehn Banken haben zwischen 2008 und 2012 Finanzspritzen durch Staatskredite erhalten. Henry kommt zu dem Schluss: „Gewöhnliche Steuerzahler haben die größten Banken der Welt subventioniert, damit diese weiterhin ihren reichen Kunden dabei helfen können, Steuern zu hinterziehen.““.

Der ist Frau Merkel offensichtlich allerdings egal, sofern es nur um ihren„europäischen Traum“ geht: „Der Vorsitzende der nationalistischen UK Independence Party, Nigel Farage, erhebt schwere Vorwürfe gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel. ...In dem Interview sprach Farage über ein Treffen zwischen ihm und der Kanzlerin, das vor einem Jahr stattgefunden haben soll. ... habe er Merkel darauf angesprochen, dass die deutschen Steuerzahler bereits zwanzig Jahre für die Reintegration Ostdeutschlands gezahlt hätten. „Ich sagte zu ihr: Wäre es nicht ein freundliche Geste gegenüber den deutschen Steuerzahlern, wenn sie nicht mehr ständig Blankoschecks unterschreiben müssten? Und wäre es nicht eine Befreiung Griechenlands, den Euro zu verlassen, eine stark abgewertete Drachme wieder einzuführen und so das Land wirtschaftlich zu gesunden?“ Daraufhin habe Merkel geantwortet, für sie sei dies keine Option: „Wenn Griechenland den Euro verlässt, werden andere Staaten folgen. Das wäre das Ende unseres europäischen Traumes.“ Farage: „Sie sagte: Es ist uns völlig egal, ob die Jugendarbeitslosigkeit die 60-Prozent-Marke erreicht. Es ist uns völlig egal, ob 25 Prozent der Privatunternehmen zusammenbrechen. Es ist offen gesagt sogar egal, ob ganz Griechenland zusammenbricht, solange wir das europäische Projekt erhalten.“

Na denn sind wir ja auf dem besten Weg zurück in die Zukunft. “Wir gehen unter. Aber wir nehmen die Menschheit mit!“ (famous last words: A. Hitler)  

Montag, 15. Oktober 2012

Auf dem Boden der Tatsachen


Felix, der Glückliche, Felix Baumgartner hat es geschafft: Der Basejumper hat die Krönung seiner Laufbahn überlebt. Gekleidet in einem Astronautenanzug, ausgestattet mit Fallschirm und Atemluft für 10 Minuten, trat er am Rande des Weltalls vor seine Kapsel, und, sprang. Nach dem Absprung aus mehr als 39 km Höhe kam er kurz nach erreichen der Höchstgeschwindigkeit bei etwa 1170 km/h jedoch ins Trudeln. Eine Zeit sah es so aus, als könnte der waghalsige Sprung fatal enden. Dann die Erleichterung, in den dichter werdenden Luftschichten gelang es ihm seinen Flug wieder zu stabilisieren. Minuten später öffnete der Fallschirm und der neue Österreichische Volksheld landete glücklich auf dem Boden von Neu-Mexiko. Ein Ereignis, das im Livestream des Veranstalters Red Bull übertragen wurde, und für mich schon fast so spannend wie die erste Landung auf dem Mond war.


Das Red-Bull-Team hatte die Misson Baumgartner jahrelang durchgeplant hatte, jede erdenkliche Schwäche der aufwendigen Technik durchdacht und bereinigt, und die meisterhafte Ingenieursleistung war dann auch noch erfolgreicher als geplant: Statt „nur“ gute 36 km Höhe erreichte man sogar mehr als 39 km. Vermutlich ein zeitloser Rekord der vielleicht nie mehr gebrochen wird. Ein Schauspiel so heldenhaft, so stark, so schön. Und im Grunde auch Sinnfrei, aber bei echten Helden kommt es darauf ja nicht immer an. Insgesamt jedenfalls ein grandioses Schauspiel mit Happy-End. Ein Schauspiel, dass sich die frisch Nobel-gepreiste EU, und insbesondere die Führungsmacht Deutschland, so sehr auch für den Euro wünschen würde.

Nur, der Unterschied besteht darin, dass der Absturz des Eurolandes nicht vorausberechnet war, statt dem erwarteten unaufhaltsamen Aufstieg zur neuen Welt- und Währungsmacht, statt Wachstum und Wohlstand für Alle, kam es zur völligen Zerrüttung. Statt laufender Meldungen über neu erreichte Höhenrekorde der Abstieg für fast Alle, und ein gebrochenes Versprechen über Schadensbegrenzung wird jederzeit wieder durch ein neues Versprechen unterboten, das dann kurze Zeit später schon auch nicht mehr gehalten werden kann. Statt eines Druckanzugs und Sauerstoff hat das Euro-BIP eine Unterdruckkammer bekommen die ihm das Blut absaugt, und an Stelle eines Fallschirms eine Bleiweste. Den voraussagbaren Aufschlag glaubt man derweil mit dem hinzufügen weiteren Bleibarren weicher machen zu können: „Endlich ist es raus. Finanzminister Wolfgang Schäuble hat in aller Öffentlichkeit gesagt, was hinter den Kulissen eigentlich schon längst entschieden ist. Deutschland wird Griechenland in der Währungsunion halten. Einen Staatsbankrott, so der Minister in Singapur, werde es nicht geben. Das klang vor wenigen Tagen noch ganz anders. Da sagte Schäuble, wenn die Griechen sich nicht anstrengten, gebe es auch kein Geld.“

Und die sowieso schon wenig Aussichtsreiche Situation hat man durch einen formidablen Bleibarren zur völligen Aussichtslosigkeit ausgebaut. Schon am 26. Februar 2012 schrieb ich: „Nein, Griechenland kann sich nur entschulden, indem es alle Geldbestände auf neue Drachmen ummünzt und dann kräftig abwertet. Aber diese einfache Möglichkeit, die auf Kosten der internationalen Investoren gegangen wäre, wird nach der morgigen Zustimmung nicht mehr so einfach möglich sein: Denn die neuen Papiere mit langer Laufzeit, mit denen die Investoren nun beglückt werden, für diese soll ausdrücklich Britisches Recht und nicht Griechisches Recht gelten:.....Im Klartext: Diese neuen Tauschschulden lassen sich auch durch eine Neu-Drachme nicht mehr abwerten. Im Gegenteil, mit jeder Abwertungsrunde steigt der am griechischen BIP gemessene Anteil der Staatsschulden durch diese Altpapiere dann gleichermaßen. Auch hier haben sich die Parlamentarier, hüben wie drüben, wieder ins Bockshorn jagen lassen.“

Und natürlich ist es genauso gekommen. Weiter schreibt Die Zeit hierzu: „..Das Anleiheprogramm der Europäischen Zentralbank und die Genehmigung des Rettungsschirm ESM durch das Bundesverfassungsgericht haben dazu geführt, dass internationale Investoren allmählich wieder daran glauben, dass der Euro eine Zukunft hat. Ein möglicherweise chaotischer Exit Griechenlands würde dieses Vertrauen zerstören.Politisch wäre er gefährlich, weil die Bundesregierung wenige Monate vor den Wahlen eingestehen müsste, dass ihre Rettungsstrategie gescheitert ist – dass die vielen Milliarden für die Griechen also zum Fenster hinausgeworfen wurden. Denn klar ist, dass das Land seine Schulden nicht mehr zurück bezahlen könnte, wenn es wieder eine eigene Währung eingeführt hätte. Schließlich würde diese Währung dramatisch an Wert verlieren, während die Schulden nach wie vor auf Euro lauten.“. Den Rückweg hat man also erfolgreich verbaut.

Schäubles Offenbarungseid voraus gegangen war, dass dem IWF kürzlich in Tokio, ach wie erstaunlich, der Umstand "erstmals" aufgefallen war: "Der Riss zwischen ihnen wurde am Tag zuvor offenbar. Lagarde hatte offensiv zwei Jahre mehr Zeit für Griechenland gefordert, um die mit den Euro-Regierungen verabredeten Sparziele zu erreichen - während Schäuble darauf beharrte, dass die Griechen alle Verabredungen zu erfüllen hätten. Die Rezession sei tiefer als erwartet: Auch wenn die Griechen alle Strukturreformen sofort in Gang setzten, könnten sie die neue Haushaltslücke nicht schließen, argumentiert Lagarde auf dem Podium. Schäuble macht nur ein kleines Zugeständnis: "Man kann über den Zeitplan sprechen, aber man kann einen Marathon nicht gewinnen, indem man in die entgegengesetzte Richtung läuft", sagt er. ….Und kurzfristig erwarte man von den Griechen "Phantasie", die aktuelle Lücke zu schließen - etwa indem man bei allen betroffenen Banken den Privatgläubiger-Schuldenschnitt radikal durchsetzt: zwei bis drei Milliarden Euro seien da durchaus noch zu holen. Im IWF wird das bezweifelt, denn alle Staatsanleihen, die nicht nach griechischem, sondern nach britischem Recht ausgegeben worden seien, unterlägen nun einmal nicht dem Schuldenschnitt, heißt es.“

Nicht das man es nicht hätte wissen müssen, nein, es ist eben unglaublich dummdreist was sich unsere EU-Führungsschicht an Blödsinn so leistet. Die einen mögen dumm sein, was vielleicht nicht so Ehrenrührig ist, wie das Verhalten der Anderen, die sich schlicht weg dreist und gierig und allein für die Interessen der lieben Investoren einsetzen. Ich frage mich immer ob Fachkollegin Merkel eigentlich noch etwas aus ihrer Zeit als Physikerin behalten hat und begriffen hat, wie der Hase läuft. Ist sie vergesslich, oder gar dumm oder dreist oder beides, völlig benebelt vom Schulterklopfen der Finanzlobbyisten oder des Nobelpreiskommitees? Ich weiß es nicht. Oder glaubt sie verzweifelt daran, dass irgendwo eine unerwartete Rettung kommt, ganz frei nach Urvater Adenauer „Et hät noch emme jot jejange“, aber Kölnerin ist sie ja nun eigentlich auch nicht: „...Die Griechen werden den Euro also behalten. Jetzt muss die Kanzlerin den Deutschen nur noch erklären, wie sie das finanzieren will. Allen ist klar, dass die bewilligten Mittel nicht ausreichen werden.“

Die Frankfurter Allgmeine führt weiteraus: „Drücker am Werk:.....den „Rettern“ geht es erkennbar nur noch darum, zu möglichst geringen eigenen politischen Kosten Griechenland abermals Finanzhilfen zu ermöglichen. Damit die Steuerzahler in den Geberländern weiter mitspielen, muss das Athener Zahlenwerk so aussehen, als gebe es nennenswerte Fortschritte, flössen die Kredite nicht nach wie vor ins Bodenlose. Es ist ein Treppenwitz: Mussten die Griechen ihr Rechenwerk früher selbst schönen, assistieren ihnen beim Zahlendrücken nun die illustren Euro-Retter in den europäischen Hauptstädten, samt EZB und Internationalem Währungsfonds. Wolfgang Schäubles Glaubwürdigkeit ist im Bemühen, den Euro um jeden Preis zu bewahren, auf der Strecke geblieben. Was immer der Minister heute auch sagt - garantiert ist, dass er morgen ein Argument finden wird, das Gegenteil für richtig zu erklären. Sollten den Griechen also demnächst doch wieder Schulden erlassen werden müssen, wird Schäuble erklären, dass ein Teilbankrott natürlich kein Staatsbankrott sei, oder so ähnlich. Fatalerweise scheint die Entscheidung des Nobelkomitees, der EU den Friedenspreis zu verleihen, so manchen Euro-Retter noch in dem Glauben zu bestärken, ökonomische Gesetzmäßigkeiten könnten im Bemühen um den Erhalt der Währungsunion nun vollends außer Acht bleiben. Doch friedlicher wird das Zusammenleben nicht, wenn das wirtschaftliche Fundament nicht stimmt.“. In der Tat heizt man so die Zersetzung der EU und den unausweichlichen Bürgerkrieg in seinen ärmstem Regionen unaufhaltsam an.

Selbst nach den konservativen Wachstumsmodellen der klassischen Volkswirtschaft, die eine Rückkopplung zwischen dem Reichtum der Wenigen und den Schulden der Massen vehement leugnen, kommt Griechenland bis 2020 nie und nimmer aus der Misere (in Wahrheit so natürlich nie). Trotzdem ist man in Berlin bereit beliebig viele Versprechungen gegenüber dem Wahlbürger zu brechen, solange man damit nur über die nächste Wahl kommt und der so Geplünderte noch nicht mitkriegt, was wirklich da auf in zurollt. So schreibt Die Welt : “...Auch von einer anderen Hilfsvariante, einem Schuldenschnitt bei den staatlichen Rettungskrediten, will die Bundesregierung nichts wissen. Ein Jahr vor der Bundestagswahl soll die schöne Illusion, dass Griechenland die Darlehen schon irgendwann zurückzahlen wird, auf keinen Fall zerstört werden. Eine Pleite verhindern, aber keine neue Hilfe gewähren – um diese Schizophrenie zu ermöglichen, scheinen einige Euro-Staaten auch zu Tricksereien bereit zu sein. Dazu gehört die Idee, Griechenland mit immer mehr Notanleihen flüssig zu halten. Die Notenbanken sollen wieder einmal in die ungeliebte Rolle des Retters gedrängt werden, für die vielen Regierungen selbst mittlerweile der Wille und die Kraft fehlt. Anders als beim Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank, für das sich angesichts der fragilen Lage der Euro-Zone durchaus Argumente finden lassen, geht es bei Griechenland um politische Bequemlichkeit.“

Ob dem Wahnsinn noch irgendwo ein Bremsklotz vorgelegt wird, bleibt fraglich: „[Stuttgarter-Zeitung] Trotz Schäubles Klarstellung gibt es noch viele Hindernisse. Die Eurozone hat noch keine Lösung dafür gefunden, wie Griechenland mit Unterstützung der Eurostaaten bis 2020 seine Gesamtverschuldung spürbar senken kann. Für die Bundesregierung wird die Sache auch aus einem anderen Grund heikel: Sie benötigt die Zustimmung im deutschen Parlament. Im Bundestag gibt es in den Reihen von Union und FDP aber immer mehr Parlamentarier, die nicht länger griechische Etatlöcher stopfen wollen. Es beginnt eine neue Zitterpartie – dieses Mal in Berlin.“. Aber selbst wenn es das nächste mal ein paar mehr Abweichler unter den Lemmingen gibt, die „Opposition“, die man besser in Anlehnung an die APO als die IPO (Inner Parlamentarische Opportunisten) nennen sollte, werden zuverlässig dafür sorgen, dass der Wahnsinn kein Ende kennt: „[Die Welt]...Für die Aufstockung des laufenden zweiten Hilfsprogramms oder gar ein drittes Rettungspaket dürfte die schwarz-gelbe Koalition im Bundestag keine eigene Mehrheit zustande bekommen. Für Merkel wäre es ein enormes politisches Wagnis, sich trotzdem mit einem solchen Beschluss ins Parlament zu wagen, selbst wenn ihr Sozialdemokraten und Grüne im Zweifel zu einer Mehrheit verhelfen werden.“

Eines jedenfalls hat der Absturz des Euro mit dem kontrollierten Abstieg des Felix Baumgartners gemeinsam: Die elektrisierende Spannung bis hin zum Aufschlag. Auf dem Boden der Tasachen, oder wie Felix Baumgartner kurz vor dem Absprung sagte "Eine kleine Welt. Ich komme jetzt nach Hause."

Samstag, 13. Oktober 2012

Wir sind Nobelpreis


Der Friedensnobelpreis ist eine Kategorie des von Alfred Nobel gestifteten Nobelpreises. Nach Maßgabe des Stifters soll er an denjenigen vergeben werden, „der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt“ und damit „im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht“ hat.

Das Komitee zur Vergabe des Friedensnobelpreises besteht aus fünf Personen, die vom norwegischen Parlament ausgewählt und ernannt werden. Die folgenden Personen bilden entsprechend das aktuelle Komitee: Thorbjørn Jagland, Ex- Premierminister, Außenminister, Präsident des Stortinget und Vorsitzender der sozialdemokratischen Partei (Arbeiderpartiet); Kaci Kullmann Five selbstständige Beraterin für Öffentlichkeitsarbeit und Public Affairs. Ex- Leiterin der Jungen Konservativen, Mitglied des Storting, Ministerin für Handel, Schifffahrt und Europäische Zusammenarbeit, Leiterin der Konservativen Partei Norwegens; Inger-Marie Ytterhorn Seniorberaterin der rechten Norwegischen Fortschrittspartei und Ex- Mitglied des Storting; Berit Reiss-Andersen Anwältin, Präsidentin der norwegischen Rechtsanwaltskammer und Ex-Staatssekretärin im Justizministerium; Ågot Valle Mitglied im Storting und Ex- Präsidentin des Odelsting und noch innenpolitische Sprecherin derSosialistisk Venstreparti; Gunnar Stålsett, Ex- Vorsitzender der norwegischen Zentrumspartei und Bischof von Oslo.

Der obige Ausschnitt aus der Wikipedia verrät die Natur des Friedensnobelpreises: Er ist ein politischer Preis, vergeben durch (Ex-)-Politiker und intime Vertreter der politischen Kreise. Jedoch ist der Friedensnobelpreis längst zu einem Politikum geworden, der die ursprüngliche Intention von Alfred Nobel kaum noch im Augenwinkel hat: „Prof. Heffermehl: Seit Thorbjörn Jagland das Nobelkomitee leitet, ist es sehr schlimm geworden. Er behandelt den Preis wie sein persönliches Spielzeug, nie war es so klar, dass die norwegische politische Elite den Preis für ihre eigene Zwecke übernommen hat. Früher als großer Freund der Amerikaner und der Nato, jetzt der EU. Es ist wirklich inakzeptabel: Die politische Mehrheit in Norwegen hat Geld und Aufmerksamkeit, die im Sinne Nobels für die Opposition, für Dissidenten in Friedensbewegungen, bestimmt war, gestohlen.“

Trotzdem hat das Komitee in der Vergangenheit sehr gute Griffe getan, aber eben auch weniger gute. So etwa der Verleih an dem Terrorismus nahe stehende Personen, wie 1973, als Henry Kissinger und Le Duc Tho für das Friedensabkommen von Vietnam ausgezeichnet wurden. Oder auch 1994 an Arafat, Peres und Rabin, wobei nicht nur Arafat der terroristisch arbeitenden Fatah, sondern gerade auch Peres und Rabin der Terrororganisation Hagana in leitender Stellung angehörten.Sowie in etlichen vergleichbaren Fällen gab es also den Preis nicht für die Vergangenheit der Belobigten, sondern für ihre letzte Frieden stiftende Tat, nämlich sich ausnahmsweise einmal zu einigen, statt sich gegenseitig an den Hals zu gehen.

Ziemlich frei nach Nobels Bedingung „im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht“. Denn die eigentlich geforderte Zeitnähe bei Nobelpreisen ist nicht gerade ihre rühmlichste Eigenschaft, sondern eher die, dass die Belobigten meist schon mit mindestens einem Bein im Grabe stehen, wenn sie denn endlich der Ruf aus Oslo oder Stockholm erreicht. Andererseits jedoch, wie kürzlich bei Barak Obama, der noch gar nichts dafür getan hatte, aber den Preis schon mal vorab erhielt um ihn milde zu stimmen für das, was da in seiner historischen ersten farbigen US-Präsidentschaft so kommen möge.

Und jetzt ereilt es die EU. Und damit, wie manch eine Gazette lobte, sind wir alle, also mehr als eine halbe Milliarde, echte Nobelpreisträger. Danke, liebes Komitee. Ich bin Nobelpreisträger. Ich glaube mir stehen damit jetzt etwa 1,8 ct. des Preisgeldes zu, so wie es auch jedem hungernden Griechen oder einem in die Kälte beförderten ehemaligen spanischen Kleinhäuslebesitzer zusteht. Vielen Dank, nur befürchte ich, die Bankgebühren für die Anweisung des unsäglichen Betrages werden ein sehr negatives Geschäft für uns Bürger werden.Was allerdings in den letzten Jahren, oder Zügen, der EU ja noch nie ein Problem darstellte. Also, setzt es einfach auf die fette Rechnung, es kommt ja sowieso nicht mehr darauf an.


Nun, das teilt die EU mit den vielen Nobelpreisträgern an oder in der Grube, der Preis kommt wieder mal zu spät, ja viel zu spät. Waren es noch vor allen Adenauer und seine Zeitgenossen, die die Friedensstiftung der MontanUnion, der EWG oder der EG ins Leben riefen und den Preis sicherlich verdient hätten, so sind sie schon lange Futter für die Blumen, und der Preis geht an jene späte Nachfolger, die ihn so gar nicht verdient haben. An Nachfolger, die aus einer soliden Wirtschaftsgemeinschaft in kulturelle Vielfalt einen Selbstbedienungsladen für Großindustrielle, Finanzoligarchen und abgedrehte Bürokraten gemacht haben. Mit einem papierproduzierenden Bürokratiemonster das über zig-Standorte verteilte Institutionen unterhält, wo die rechte Hand nicht weiß was die linke tut, und es auch lieber gar nicht wissen will, um nicht die eigene Legimitation und großzügigsten Vergütungsregeln in Frage stellen zu müssen.

Ein Monstrum, das weltweit seinesgleichen sucht. Parlamente deren Macht im parlamentieren und nicht im regieren besteht, dafür aber im produzieren und verteilen von Lobby-instruierten Gesetzesvorlagen mit wenig bis keinem oder gar negativen Nutzen für den Bürger. Unterworfen einer Kommission der nationalen Regierungschefs, die faktisch macht was sie will, nach eigensinnigen parteipolitischen Vorstellungen, aber nie und nimmer nach dem Willen des „one-man-one-vote“-EU-Bürgers, der nach wie vor nur als eine sehr ferne nebulöse Fiktion besteht.

Das multikulturelle Europa soll, dieser seiner kulturellen Stärke beraubt, zu einem US gleichen Konsumstaat plattgeregelt werden. Mit einem Geld, einem Recht, einem Militär, einem Finanzminister und einem Bankenstaat, mit einer Un-Kultur des kleinglobalisierten europäischen Geistes, transformiert zum von wenigen Medien gesteuerten durchidiotierten Couch-Potato. Mit einer einheitlich „marktgerechten Demokratie“ am Ende dann vielleicht, und, weil's so praktisch ist, am Ende mit zwei Blockparteien der „democrats“ und „republicans“ die nach Mehrheitswahlrecht in dieselbe rechte Ecke der Gesellschaft der oberen Zehntausend gewählt werden müssen, wie zwischen Teufel und Beelzebub entschieden wird, damit sie in die heiligen Tempeln des Kapitalismus wie auf den Capitolen der USA einziehen können.

Ja, wir alle wollten eine Europa der Wirtschaftsgemeinschaft und der offenen Grenzen. Offene Grenzen für freie multikulturelle Bürger. Aber nicht frei für ungehemmten Kapitalverkehr und Schuldengenerierung, nicht für gleichgeschaltete Europäer die für globalisierte Märkte den Renditesklaven hergeben sollen. Nicht für eine „gleiche“ Währung in den verschiedenen Staatswesen, mit ihren vielfältigen aber so großartig ungleichen Kulturen, eine „gleiche“ Währung die in Wahrheit für dramatische Ungleichheit sorgt, indem sie am Ende den Wohlstand aus dem Süden in den Norden und von dort aus auf die vollsten Bankkonten pumpt.

Nein das haben wir nicht gewollt, denn es verwandelt den von Adenauer und seinen Zeitgenossen geschaffenen Friedensbund in einen Sprengsatz, einen Rohrkrepierer biblischen Ausmaßes. Kulturelle Vielfalt, als bloßes Wirtschaftshindernis verkannt wurde zunehmend eingeebnet, offene Grenzen für freie EU-Menschen nur als Brosamen gestreut um die ersehnte Freiheit für ungehindert expandierendes Kapital zu ebnen. Was nach den Vorstellungen unserer „Friedensnobelpreisträger“ in und um Brüssel herum aus Europa werden soll, das ist ein „Melting-Pot“ der Kulturen wie in Amerika, mit Gleichheit nicht für alle, sondern vielmehr in Allem. Und für maximale Ungleichheit bei den Wenigen, die den amerikanischen Traum, der der großen Masse unerreichbar nur vorgegaukelt wird, für sich in Anspruch nehmen konnten. Ein Europa, das als Landwirtschaftsgenossenschaft startete, und bis heute mit seinen Lebensmitteldumpingpreisen auf dem afrikanischen Kontinent eine eigenständige Nahrungsmittelversorgung verhinderte und damit für Millionen Hungertote sorgte und weiterhin aktiv sorgt; ein Europa das in der Finanzkrise die Hungerhilfen auf kaum mehr die Hälfte reduzierte um mit dem umgewidmeten Steuergeld ihre Banken zu füttern, ein Europa das zum größten Waffenexporteur der Welt und zweitstärkste Militärmacht nach den USA geworden ist.

Liebes Nobelpreiskomitee, den Titel hättet ihr besser auf Adenauers Grab gelegt, oder, an so große Europäer deutscher Nation, wie H.-J.Kulenkampff , der mit seiner Sendung EWG (Einer wird gewinnen) mehr für Europa und die Völkerverständigung getan hat, als die Mehrzahl der aktuellen Parlamentarier. Da das nach Nobel's Willen nicht geht, daher wohl wäre es besser ihn an die Protestierenden in Griechenland, Spanien und Portugal weiter zu geben. Oder gleich schon, bei Obama ging's ja auch, an die Vielen die da noch kommen werden, in den 27 Ländern die ich jetzt der Kürze wegen nicht alle aufzählen möchte.

Ach aber ich vergaß. Ihr seid ja Politiker, und ihr glaubt an Eierlegende-Wollmilchsäue, und daran das man mit zusätzlich generierten gigantischen neuen Schulden alte weniger gigantische Schulden kleiner machen kann. Und der Effekt dieses im EU-Politcircus selbstgenerierten Preises ist nun der, dass die Milchmädchen-Ökonomen und Totengräber Europas sich jetzt auch noch bestätigt fühlen dürfen auf dem „richtigen Weg“ zu sein und sich nun frischen Mutes gegenseitig auf die stolzgeschwellten Schultern klopfen können: „Ermutigung für ein Bündnis in der Krise: Der Friedensnobelpreis geht dieses Jahr an die Europäische Union. Europapolitiker sind begeistert. Die Kanzlerin fühlt sich ermutigt, und der Kommissionspräsident freut sich über eine „große Ehre““.


Na ja, da kann man wohl nichts dran ändern. Aber geschenkt, denn wie sagte der Alfred noch gleich: die, die auf „das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt“ haben sollen den Preis kriegen können. Und das zumindest, Kongresse und Krisentreffen zu jedem beliebigen Thema an den schönsten Orten des Reiches mit lecker Dinner, so mit oder ohne, ach egal, Ergebnis geschweige denn Umsetzung, ja das kann die EU nun wirklich besser als jeder andere Verein.

Herzlichen Glückwunsch also. Auch wenn der Alfred sich inklusive Sarg dabei vermutlich umgedreht hat.

Dienstag, 9. Oktober 2012

08/15: Im Westen Nichts Neues


Die Welt am Abgrund, der Krieg, das Geld und die Revolution:  „Schweizer Armee bereitet sich auf Unruhen in Europa vor: Die Schweiz rechnet wegen der Euro-Krise mit gewalttätigen Unruhen in Europa und will daher die Verteidigung an den Landesgrenzen verstärken. Bei Manövern wird bereits für den Ernstfall von Unruhen, Demonstrationen und Flüchtlingsströmen geübt. Die Schweizer Armee erwartet eine dramatische Eskalation der Lage in EU-Krisenstaaten mit Auswirkungen auf die Sicherheit der Schweiz....Der schweizerische Verteidigungsminister Ueli Maurer sagte..auf einer Tagung: „Ich schließe nicht aus, dass wir in den nächsten Jahren die Armee brauchen.“. ..Die Euro-Krise verschärfe das Gewaltpotenzial. In Spanien, Griechenland und Italien drohen Massenarbeitslosigkeit und die Radikalisierung der Bevölkerung. ...Weil die Schweiz ein Übergreifen möglicher Unruhen auf ihr Gebiet fürchtet, wird aufgerüstet: 100.000 Soldaten, 5 Milliarden Militärbudget und der Kampfjet Gripen sind zur Verteidigung der Eidgenossen eingeplant. Gegen potentielle Unruhen, Demonstrationen und Flüchtlingsströmen aus den umliegenden europäischen Nachbarländern, haben die 2000 höchsten Offiziere mit dem Manöver „Stabilo Due“ schon einmal vorgesorgt....“

Die Toten von Sarajevo. (Q: Wikipedia)
Der eisernen Vorsorge der Eidgenossen steht der papiernde ESM-Rettungsfond gegenüber: “Neue Schutzmauer soll vor Angriffen der Finanzmärkte schützen: Am Tag der Gründung des ESM bewertete die Ratingagentur Fitch den Euro-Rettungsfonds mit der Bestnote „AAA“. ...Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker, der auch den Gouverneursrat der neuen Finanzinstitution führt, resümierte: „Die Euro-Zone ist jetzt mit einer permanenten und effektiven Brandmauer ausgestattet.“ Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) erhofft sich davon eine Beruhigung der Finanzmärkte. Die Gründung des ESM zeige: „Wir sind berechenbar, wir sind verlässlich, und irgendwann werden es die Finanzmärkte auch begreifen.“...“

Wichtiger wäre es allerdings, dass unsere Politiker begreifen würden, dass es so nicht funktionieren kann und auch nicht wird. Die Beruhigung wird von kurzer Dauer sein, denn Sie betrifft nur die Börsen, die jeden neuen Geldschub für kurzfristige Spekulationen nutzen. So geht man vor jedem dieser Danaergeschenke erstmal long und nach spätestens 14 Tagen dann wieder short. Zweimal Gewinne abschöpfen um dann auf die zwangsläufig nächste Spritze zu warten, wenn der durch die gerade vergangene Spritze weiter aufgedunsene Investmentapparat erneut in Schieflage kommt. So sicher wie das Amen in der Kirche, und so sicher wie gebrochene Versprechen von angeblich begrenzten deutschen Anteilen an dem Schlamassel auf Kosten des ehrlich Schaffenden.



Nur, wer der Gewinner ist, ist auch klar: „Großbanken nutzen die Gelder aus den Flutungen der US-Notenbank als Risikopuffer. Die Geldschwemme beeinflusst die Kreditvergabe kaum, ermöglicht Investmentbanken allerdings mehr risikoreiche Spekulationsgeschäfte. Einsamer Spitzenreiter bei den Fed-Geschenken ist die Investmentbank Goldman Sachs. Die US-Notenbank Federal Reserve hat am Wochenende das erste Mal in ihrer Geschichte die Daten jener Institutionen veröffentlicht, die Staatsanleihen von der Fed gekauft oder an die Fed verkauft haben. …..Die Daten zeigen, dass die Investmentbank Goldman Sachs mit Abstand am meisten Transaktionen mit der Federal Reserve getätigt hat: von Juli bis September 2010 kaufte und verkaufte Goldman Sachs US-Anleihen im Wert von neun Milliarden Dollar...“. Die Geschichte wiederholt sich wie am Schnürchen, einen schönen Gruß vom Mann mit dem Bärtchen an den alten Feind Lloyd Blankfein. In den USA ist es nicht anders als in Euroland: Die Banken wissen schon, welche Parteien sie am besten schmie....,ähem, mit Spenden in ihrer demokratischen Arbeit unterstützen müssen.

 „Kaum ist der Rettungsfonds ESM in Kraft, da stehen auch schon die ersten Hilfsanträge an. ...Die Euro-Länder planen, alle Anträge von Euro-Staaten auf finanzielle Hilfen zu einem großen Paket zu bündeln. "Aus praktischen Erwägungen heraus ist es sinnvoll, über alle Anträge zusammen zu entscheiden", sagte der zyprische Finanzminister und EU-Ratspräsident Vassos Shiarly der "Süddeutschen Zeitung". ..Das große Rettungspaket könnte EU-Diplomaten zufolge Hilfen für Spanien, Zypern, Slowenien und Griechenland umfassen. Die endgültige Entscheidung über den Termin liege jedoch in Berlin, sagte Shiarly....“. Keine Frage, da „wird Sie geholfen werden“.

Nicht das man das Geld dafür verschwenden würde dort den Menschen das Überleben zu sichern oder gar Arbeitsplätze zu schaffen, es muss reichen dass man es ihnen abnimmt um damit die Investmentgrößen dieser Welt vor elender Renditenarmut zu schützen.Wobei die neuen Pakete nur die jeweils alten Renditen berappen können um im Nachhinein dann erneut nach dann noch höheren Renditen für das damit erhöhte Kapital zu schreien. Ein Rattenschwanz den kein noch so großer Rettungsfonds jemals abhacken könnte.

Aber Hilfe naht ja von anderer Seite. Seit einer Woche liefert sich die Türkei mit Syrien Scharmützel, die sich ohne weiteres zu einem deftigen Nahostkrieg ausweiten könnten: „Die Nato ist notfalls bereit, der Türkei militärisch gegen Syrien beizustehen. Bündnis-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen verschärfte am Dienstag den Ton gegenüber dem syrischen Regime und forderte mehr internationalen Druck auf die Regierung von Präsident Baschar al-Assad. Zugleich bekräftigte er am Rande eines Treffens der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel, die Nato sei bereit, notfalls ihr Mitglied Türkei gegen syrische Angriffe zu schützen. «Selbstverständlich haben wir angesichts der Lage an unserer südöstlichen Grenze die nötigen Schritte ergriffen, um sicherzustellen, dass wir alle Pläne für den Schutz und die Verteidigung der Türkei vorliegen haben», sagte Rasmussen. «Natürlich kann die Türkei auf die Solidarität des Bündnisses vertrauen.»….Ban [UN] sagte, Drittstaaten sollten keine weiteren Waffen mehr an die Konfliktparteien liefern. Nach Informationen der BBC benutzen die syrischen Rebellen inzwischen auch Waffen aus den Beständen der Armee von Saudi-Arabien. Der britische Sender berichtete, die Kämpfer hätten einem BBC-Team verboten, in der Stadt Aleppo drei Kisten zu filmen, die von einem Waffenhersteller stammten und an die saudische Armee adressiert waren. Wichtigster Waffenlieferant des Regimes ist Russland.“

Und Syrien ist nur das eine Ende der Fahnenstange: „Israels Ministerpräsident Netanjahu will rasch Neuwahlen, nicht erst im Herbst 2013. Das nächste Jahr gilt als entscheidend im Streit mit Iran. Das könnte Netanjahu ausnutzen wollen. ..Das Land stehe vor großen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Herausforderungen, ein langer Wahlkampf könne dem Land da nur schaden, sagte Netanjahu. Möglicherweise könnte nun schon Ende Januar, spätestens aber im Februar gewählt werden. ..Es falle in einem Wahljahr eben besonders schwer, die nationalen Interessen über parteipolitische Interessen zu stellen, sagte auch Netanjahu fast verständnisvoll auf der Pressekonferenz. Besonders die orthodoxen Parteien waren in ihrer Opposition zu drastischen Sparmaßnahmen am Sozialsystem vollkommen unnachgiebig. ...Die sozialen Unruhen des vergangenen Jahres haben der alten Dame [Arbeitspartei] der zionistischen Bewegung zwar zu neuer ideologischer Frische verholfen. Parteichefin Jechimowitsch versucht nun das Augenmerk auf die von Netanjahu angekündigten Einschnitte im Sozialsystem zu lenken: Er werde nach der Wahl einen Haushaltsplan verabschieden, der negative Auswirkungen auf die Lebensumstände fast aller Israelis haben werde - "nur nicht auf die Reichen"

"Diese Wahlen werden entscheiden, ob wir das brutale Wirtschaftssystem des Dschungels oder soziale Gerechtigkeit bekommen werden", begann sie auf ihrer Facebook-Seite sogleich den Wahlkampf....Nach heutigen Umfrageergebnissen könnte die regierende Rechtspartei 30 der 120 Knesset-Sitze auf sich vereinen. Im Gegensatz zur Arbeitspartei ...wird Netanjahu auch die Bedrohung durch das iranische Atomprogramm in den Mittelpunkt stellen. Gerade hat er vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen angekündigt, im Frühjahr 2013 werde man eine Entscheidung über das weitere Vorgehen gegen den Iran treffen müssen. Sollte es Zufall sein, dass kurz davor in Israel gewählt wird? So ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich an der Koalitionszusammenstellung nach den Wahlen nicht viel ändern wird. Netanjahu wird durch seinen Wahlsieg gestärkt sein...“. Russland und China werden in einem kommenden Nahostkrieg unmöglich neutral bleiben können. Wer den Nabel der Welt besetzt, nur der kann sich Weltmacht nennen.Und von den sozialen und demokratischen Defiziten in diesen Ländern, die es zu verschleiern und von denen es abzulenken gilt, wollen wir hier vornehm schweigen.

Der Schritt zum ausgewachsenen Weltkrieg ist dann nur noch ein klitzekleiner: 28. Juni 1914 , Sarajevo, Bosnien. Die Kugeln eines serbischen Attentäters töten Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich und seine Gemahlin. Der fällige Gegenschlag der K.u.K-Armee gegen Serbien löst den Bündnisfall aus. Österreich-Ungarn und Deutschland „muss“ vier Wochen später den Weltkrieg gegen die Unterstützer Serbiens, Russland und Frankreich eröffnen. 3. Oktober 2012, eine syrische Granate zerfetzt eine Türkin und ihre vier Kinder, die Türkei schlägt zurück.....sind wir schon so nahe dran? 

 ?6. November 2012, der amerikanische Multimillionär und Investor Romney gewinnt denkbar knapp die US-Wahl. Mehr als Obama konnte er die Mehrheit überzeugen, das er in kürzester Zeit Millionen neuer Arbeitsplätze schaffen könnte. 1. Dezember 2012: Der in die Enge gedrängte Assad sieht seine letzte Hoffnung in einer Internationalisierung des Syrischen Bürgerkriegs, da er nur dann auf unmittelbare Unterstützung durch Russland und China hoffen darf. Syrische Verbände zerstören auf türkischem Gebiet eine Artilleriestellung. Die NATO erklärt den Bündnisfall und stationiert erste Hilfstruppen auf türkischem Gebiet. Russland und China protestieren aufs heftigste und verstärken vorerst aber lediglich ihre Waffenlieferungen. In Europas Süden führen der harte Winter und Todesfälle unter den Arbeitslosen und der ihrer Häuser beraubten Menschen zu erheblichen Unruhen, die nur durch Militärgewalt im Zaume gehalten werden können. Zunehmende Steuerlast und kollabierende Sozialsysteme auf der einen Seite und spiegelbildlich explodierender Reichtum der oberen 1% der Gesellschaft führen in allen westlichen Staaten zu angespannter Krisendynamik. Februar 2012, Netanjahu ist wieder gewählt und hat endlich freie Hand, und in den USA setzt der frisch inthronisierte Präsident Mitt Romney alles auf die Arbeitsplatz-Karte „Kriegskonjunktur“. Anders bekäme er sonst auch nicht die fällige erneute Ausweitung der Staatsschuldengrenze über die 16 tr. Dollar Marke durch Senat und Kongress. Der Krieg gegen den Iran beginnt endlich mit einem Luftschlag Israels, wobei etliche Maschinen verloren gehen. Russland und China reagieren darauf mit ersten „Truppenberatern“ in Syrien, Kontingente der iranische Armee rücken im Norden Richtung Syrien vor, im Süden stehen sich Saudische und iranische Verbände gegenüber. US und EU Truppen landen in Israel an. China nutzt die US-Ablenkung zudem die mit Japan strittigen Inseln im Pacific zu besetzen......08/15?

Nun ja, so oder so ähnlich wird es kommen, es trennen uns nur Monate, und falls wieder erwarten alle die Füße still halten, bestenfalls wenige Jahre von so einem ähnlichen Szenario. Und das es wirklich so kommt, früher oder später, dafür werden unsere Finanzgenies in Berlin und Washington, nicht alleine, aber bestimmend, schon sorgen.