Mittwoch, 13. Mai 2009

Goldrausch


Wenn die Währung kriselt, stehen Edelmetalle hoch im Kurs. Da diesen Zusammenhang jedes Schulmädchen kennt, wäre die psychologische Wirkung eines extremen Goldkurses verheerend für das Vertrauen in Papiergeld.

Die Europäische Zentralbank hat natürlich auch ihre Hausaufgaben gemacht. Das erkennt man an den Zahlen der Bundesbank, die auch die europäischen Goldreserven listet. Vor der DotCom-Blase, die von 2001 bis 2003 dauerte, hielt man den Bestand konstant auf etwa 402 Millionen Unzen (1 Uz.=31,1 gr.). Der Preis für eine Unze Gold betrug damals 253 $/Unze und erreichte vor kurzem den historischen Höchststand von mehr als 1011 $/Unze, zur Zeit dümpelt er um den 900 $ Wert herum.


In den meisten Medien wird trotzdem vor Goldkäufen gewarnt, das Risiko von Verlusten sei hoch im Vergleich zu soliden Aktien oder Sparkonten. „Wenn Geld seinen Wert verliert, Aktien- und Rohstoffmärkte kollabieren, flüchten Anleger ins Gold. Zwar behält das Edelmetall immer einen Wert, ein sicherer Hafen ist es aber nicht. Echtes Gold zu kaufen ist teuer. Die Aufschläge sind hoch und dazu kommen Lagerungsgebühren. Alternativen für Anleger sind Goldaktienfonds, Goldfonds und Zertifikate.“ schreibt etwa die Zeitschrift Test.


Zumindest jedoch die Edelmetallhändler profitieren: „2008 hat Heraeus auch vom besonders schwunghaften Handel mit Gold und anderen Edelmetallen profitiert. Der vom operativen Geschäft getrennt ausgewiesene Handelsumsatz stieg um 40 Prozent auf den Rekordwert von knapp 13 Milliarden Euro.“ Nun, von 40% Steigerungen kann man sonst wo zur Zeit nur träumen.

Was ist aber los mit dem gelben Metall? Schauen wir einmal auf die Zahlen (Quelle: www.bundesbank.de): Als die DotCom-Blase platzte, begann die EZB Gold zu veräußern, während man vorher sogar noch Gold zu kaufte. Der bislang konstante Bestand wurde von 403 Mio. Unzen auf heute 349 Mio. Unzen abgeschmolzen. In der Spitze wurden bis deutlich über 404 Tonnen (13 Mio. Uz.) Gold pro Jahr abgestoßen. Mag die EZB denn kein Geschmeide, fragt man sich da.


Der Grund ist jedoch die Stützung des für die Währungen so wichtigen Vertrauens. Geht nämlich der Kurs erst einmal durch die Decke, dann ist der Glaube an das Papier erschüttert. So könnten die deutschen Goldvorräte gerade einmal knapp 1% der deutschen Bankenaktiva decken. Gingen zu viele verunsicherte Anleger aus Papieren aller Art ins Gold, dann ist womöglich kein Halten mehr.

Also muss man Gold in den Markt pumpen, um den Kurs halbwegs unten zu stabilisieren. Trotz dieser massiven Zufuhr ist der Preis in knapp 8 Jahren auf, in der Spitze, das 4-fache gestiegen! Und, vielleicht noch bedenklicher, diese gefährliche Entwicklung wurde sowohl von den Börsen, als auch von den Banken, längst antizipiert. Denn trotz aller gegenteiliger Behauptungen ist sowohl bei den Anlegern, als auch bei den Bankern, das Vertrauen in Papier schon seit 2001 erheblich angekratzt.

Man darf also weiterhin gespannt seine Augen auf den edlen Frühindikator werfen.

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